Bewertung zu "Code Name Verity" von Elizabeth E. Wein
„Code Name Verity“ von Elizabeth E. Wein, aus dem Englischen von Petra Koob-Pawis und in der Hörbuchfassung gelesen von Rosa Thormeyer und Nina Gummich, ist ein Buch über die Freundschaft in furchtbaren Zeiten. Im Zentrum der Handlung nämlich stehen zwei junge Frauen, die im Zweiten Weltkrieg für England an der Seite der französischen Résistance stehen und ihr Leben riskieren für ihr Land und die Menschen, die ihnen wichtig sind.
Der Roman ist dabei in zwei Teile gegliedert – im ersten Teil erfahren wir aus Sicht der Agentin Verity, die eine Gefangene der SS im von den Deutschen besetzten Frankreich ist, was in den letzten Jahren und Monaten geschehen ist. Gestaltet ist dies in Form eines Berichts, den Verity in Haft zu Papier bringt und der zugleich ihr Geständnis sein soll. Schnell wird klar, dass Verity die Wahrheit immer wieder verzerrt, um den Feind in die Irre zu führen. Gleichzeitig schreibt sie auch über ganz belanglose Dinge, die für die Deutschen kaum von Interesse sind – aber leider auch nicht unbedingt für die Handlung.
In der Hörbuchfassung geht Veritys schriftliches Geständnis außerdem wiederholt beinahe willkürlich in die Gegenwart, ihre Gefangenschaft, über, was es nicht immer einfach macht, der Handlung gut zu folgen. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass einige Dinge unnötig ausschweifend erzählt wurden, während andere nur gestreift wurden – vielleicht liegt das am Stil der Erzählung, denn natürlich sind Flugzeugtypen und Informationen zu Flugeinsätzen in Veritys Bericht interessant für die Deutschen, für die Lesenden aber nicht unbedingt.
Das hat dazu geführt, dass ich den ersten Teil, trotz des berührenden und furchtbaren Schicksals der jungen Agentin, als sehr zäh empfunden habe. Auch die Freundschaft zwischen Verity und Maddie, die eigentlich als Dreh- und Angelpunkt der Handlung eingesetzt wird, kam bei mir nicht so richtig an. Gedreht hat sich das in dem Moment, in dem im zweiten Teil Maddie erzählt – hier fügen sich die Puzzleteile ineinander und irgendwie kamen Maddies Emotionen eher bei mir an. Aber auch in diesem Teil gab es unnötig ausschweifende Passagen, während andere Aspekte der Geschichte, zum Beispiel die Verbindung zur Résistance, nur gestreift und nicht ausführlich erklärt wurden.
„Code Name Verity“ ist natürlich ein fiktionaler Roman und zudem ein Jugendbuch, das jungen Lesenden die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive zweier Freundinnen näherbringen soll. Den Ansatz finde ich auch durchaus gut und wichtig, aber ich hatte beim Hören auch das Gefühl, dass viele Elemente der Geschichte doch etwas zu fantastisch waren und historische Ereignisse eher in einer verzerrten Art und Weise wiedergegeben haben – gerade bei diesem Thema etwas unglücklich. Da das Hörbuch aber wirklich gut gelesen ist (vor allem Maddies Teil, den Nina Gummich übernimmt, hat mir sehr gut gefallen) und eine neue Herangehensweise an Themen wie Krieg, Widerstand, aber auch Freundschaft wagt, bin ich mir sicher, dass es seine Leser*innen hat und findet. Für mich war es wahrscheinlich einfach nicht das Richtige.