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Svenjas_BookChallenges

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Cover des Buches Eiskaltes Erzgebirge (ISBN: 9783740818456)

Bewertung zu "Eiskaltes Erzgebirge" von Danielle Zinn

Eiskaltes Erzgebirge
Svenjas_BookChallengesvor 2 Tagen
Kurzmeinung: Ein spannender Regionalkrimi mit schaurigem Setting und ausgeklügelter Handlung.
Ein spannender Mix aus Lokalkolorit, schaurigem Setting und packendem Kriminalfall

Ganz im Sinne meines wiederentdeckten Interesses an Regionalkrimis hat es mich mit „Eiskaltes Erzgebirge“ von Danielle Zinn in eine Gegend verschlagen, die nicht allzu weit von meiner Heimat entfernt liegt. Und ich muss sagen: Als Schauplatz ist das Erzgebirge, gerade im eisigen Winter, einfach großartig. Gerne mehr davon! Tatsächlich schließt sich der Krimi auch an zwei vorhergehende Bände an, nämlich „Toter Schacht“ und „Kaltenhaide“ von René Seidenglanz. „Eiskaltes Erzgebirge“ kann man aber trotzdem unabhängig von den Vorgängerbänden lesen – diese stehen jetzt aber natürlich auf meiner Leseliste!

Ausgangspunkt für die Handlung in Danielle Zinns Krimi ist ein grausamer Mord in dem verschlafenen Dörfchen Crottendorf (kennt man vielleicht von den berühmten Räucherkerzen) – der Einsiedler des Dorfes wird ermordet und seine Leiche auf der Weihnachtspyramide des Marktplatzes zur Schau gestellt. Der etwas angeschlagene Ermittler Alexander Berghaus, der nach einem Vorfall in Dresden den Posten des hiesigen Dorfpolizisten eingenommen hat, beginnt zu ermitteln und stößt mithilfe der Kommissarin Anne Keller nach und nach auf die dunkle Vergangenheit des Opfers.

Danielle Zinn hat in „Eiskaltes Erzgebirge“ ein schauriges Setting und ein interessantes Figuren-Portfolio geschaffen, woraus sich im Zusammenspiel ein spannender Krimi ergibt, der sich hinter „überregionalen“ Romanen des Genres absolut nicht verstecken muss. Das Lokalkolorit und der ein oder andere Exkurs zu erzgebirgischen Traditionen sind da noch das i-Tüpfelchen und für mich als Wahl-Sächsin natürlich besonders interessant und vertraut.

Die Handlung hält dabei einige Überraschungen bereit und entpuppt sich im Laufe der Geschichte als wesentlich komplexer und verschlungener, als man vielleicht anfangs erwartet. Etwa ab der Mitte des Buches hatte ich zwar einen starken Verdacht, wer hinter dem Mord stecken könnte, der sich am Ende auch bewahrheitete und bei so manchem Twist die Spannung für mich herausnahm – trotzdem punktet „Eiskaltes Erzgebirge“ vor allem mit komplexen Figuren, guter Ermittlungsarbeit, einem schaurigen Setting und einem gut konstruierten Kriminalfall.

Für mich war das Buch glänzende Krimi-Unterhaltung mit Tiefgang und ich wünschte, ich hätte es dick eingekuschelt im Winter gelesen – aber auch so hat die Stimmung mich absolut mitgerissen und mich entführt in die dunklen Abgründe des Erzgebirges. Für mich also insgesamt eine echte Überraschung und ein wirklich guter Regionalkrimi, der definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

Cover des Buches Sie kann dich hören (ISBN: 9783837167481)

Bewertung zu "Sie kann dich hören" von Freida McFadden

Sie kann dich hören
Svenjas_BookChallengesvor 2 Tagen
Kurzmeinung: Ein solider Thriller, der mich gut unterhalten hat. Nach Band 1 allerdings wenig innovativ und ein bisschen wie ein Déjà vu.
Ein solider Thriller, jedoch für mich auch wenig überraschend und innovativ

„Wenn sie wüsste“ von Freida McFadden war letztes Jahr eigentlich fast überall zu sehen und auch mir hatte der Thriller gut gefallen. Deshalb war ich sehr gespannt auf den zweiten Band der „The Housemaid“-Reihe, der vor einigen Tagen unter dem Titel „Sie kann dich hören“ erschienen ist und von Astrid Gravert ins Deutsche übersetzt wurde. Ich habe mich wie schon bei Band 1 für die Hörbuchversion entschieden, die von Leonie Landa und Vanida Karun gelesen wird.

Auch in „Sie kann dich hören“ ist Millie Calloway die Hauptfigur – mittlerweile studiert sie und arbeitet nebenbei weiter als Hausmädchen für wohlhabende Familien. Und wieder kommt sie dabei in eine Situation, die zuerst rätselhaft und mysteriös und schließlich bedrohlich und gefährlich ist. Die Frau ihres Arbeitgebers, die sie so gut wie nie zu Gesicht bekommt, scheint in einer schlimmen Lage zu sein und Millie beschließt, dass sie ihr unbedingt helfen muss.

So weit die Handlung von „Sie kann dich hören“ – wenn man Band 1 gelesen oder gehört hat, fühlt sie sich zunächst an wie ein Déjà vu. Denn wieder landet Millie als Angestellte in dem Haushalt einer reichen Familie, in dem nicht alles so rosig ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Und wieder muss Millie darum kämpfen, ihr dunkelstes Geheimnis zu bewahren, während ihr Beschützerinstinkt sich meldet und sie versucht, der Frau ihres Arbeitgebers auf eigene Faust zu helfen. Nach Band 1 kam mir die Handlung doch wenig innovativ vor, insbesondere auch angesichts dessen, was man über die Zeit zwischen den beiden Romanen erfährt.

Ich hatte ja bereits bei „Wenn sie wüsste“ bei einigen Situationen das Gefühl, dass sie arg konstruiert sind. Bei „Sie kann dich hören“ war das für mich noch einmal deutlicher, denn die gesamte Handlung kommt eigentlich nur deshalb zustande, weil Millie immer noch naiv ist, keine Hilfe annimmt und sich quasi von selbst von einer brenzligen Situation in die nächste manövriert. Das Ganze wird mit ihrem extrem ausgeprägten Beschützerinstinkt und ihrer Courage gerechtfertigt, doch beides geht bei Millie meiner Meinung nach über jeden Verstand hinaus.

Die Handlung selbst fand ich auch nicht besonders überraschend, denn ich hatte nach den Entwicklungen in Band 1 schon mit gewissen Twists gerechnet, was dann auch so kam. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber wer Band 1 gelesen hat, wird womöglich nicht sonderlich überrascht von den Wendungen in „Sie kann dich hören“ sein, auch wenn es grundsätzlich schon in eine andere Richtung geht.

Trotzdem hat mich „Sie kann dich hören“ solide unterhalten, vor allem weil die gekürzte Hörbuchversion trotz der mich für mich wenig überraschenden Plot Twists den Spannungsbogen hält und einfach auch gut gelesen ist. Auch atmosphärisch kann der Thriller einiges und ich bin davon überzeugt, dass er als Einzelband für mich nochmal eine Schippe spannender gewesen wäre. Und auch wenn die Kurve nach „Wenn sie wüsste“ mit „Sie kann dich hören“ nach einem Empfinden etwas nach unten gegangen ist, bin ich doch gespannt auf den dritten Teil der Reihe. Vielleicht kann Millie mich dann doch wieder etwas mehr überzeugen.

Cover des Buches Nächsten Sommer am See (ISBN: 9783328110941)

Bewertung zu "Nächsten Sommer am See" von Carley Fortune

Nächsten Sommer am See
Svenjas_BookChallengesvor 3 Tagen
Kurzmeinung: Ein romantischer Feelgood-Roman zum Abschalten und Wegträumen.
Ein romantischer Feelgood-Roman zum Wegträumen und Abschalten

„Fünf Sommer mit dir“ war letztes Jahr eines meiner Jahreshighlights – klar also, dass ich mich sehr auf Carley Fortunes neuen Roman „Nächsten Sommer am See“ (übersetzt von Carolin Müller) gefreut habe. Auch diese Geschichte spielt an einem idyllischen See in Kanada und auch in dieser Geschichte geht es wieder um zweite Chancen und die ganz große Liebe.

Und eines ist sicher: Von der ersten Seite an ist „Nächsten Sommer am See“ ein absoluter Wohlfühlroman vor einer wundervollen Kulisse. Schauplatz ist neben Toronto vor allem ein traumhaft gelegenes Ferienresort am Smoke Lake. Hier ist die Protagonistin Fern aufgewachsen und hierhin kehrt sie nach dem Tod ihrer Mutter zurück. Das Resort ist Maggies Vermächtnis an ihre Tochter Fern – sie hat es zeitlebens mit Hingabe geleitet und nun muss Fern entscheiden, ob sie in ihre Fußstapfen treten kann und möchte.

Dabei ist nicht nur ihre Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit und Jugend eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch das plötzliche Auftauchen von Will – dem Mann, mit dem sie vor 10 Jahren einen schicksalhaften Tag verbrachte und den sie seitdem nie ganz vergessen konnte. Jetzt soll er ihr dabei helfen, das Resort in die Zukunft zu führen, und Fern muss sich darüber klar werden, was sie vom Leben will.

Auf den ersten Blick ist es nicht unbedingt die originellste Lovestory, aber sie steckt voller Nostalgie und Wehmut und auch voller Verständnis und Vergebung. Außerdem besticht „Nächsten Sommer am See“ mit einem Dirty-Dancing-mäßigen Feelgood-Setting, das einen von endlosen Sommertagen und neuen Chancen träumen lässt.

Ich muss zwar zugeben, dass es mich nicht ganz so gepackt hat wie der erste Roman von Carley Fortune, aber ich habe es wirklich gern gelesen. Hier und da hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht, insbesondere da Fortune einige wichtige und sensible Themen anschneidet. Sie erklärt zwar im Nachwort, das übrigens wirklich lesenswert ist, warum sie auf dieses und jene Thema nicht näher eingeht, trotzdem bleiben dadurch gerade Wills Gefühle oftmals an der Oberfläche, was ich etwas schade finde. So bleibt „Nächsten Sommer am See“ ein ruhiger, entspannter Wohlfühlroman, den man am besten an einem warmen Tag in der Sonne liest – und das ist auch absolut okay. Für mich zwar kein Highlight, aber eine romantische Geschichte zum Abschalten und Wegträumen.

Cover des Buches Der Sommer, in dem alles begann (ISBN: 9783462003871)

Bewertung zu "Der Sommer, in dem alles begann" von Claire Léost

Der Sommer, in dem alles begann
Svenjas_BookChallengesvor 6 Tagen
Kurzmeinung: Ein melancholischer Schmöker mit faszinierendem Setting, den ich insgesamt gerne gelesen habe.
Ein melancholischer Schmöker

In einem kleinen Dorf in der Bretagne kreuzen sich in einem verhängnisvollen Sommer die Wege von drei Frauen. Hélène macht gerade ihr Abitur und wird dabei von der engagierten Französischlehrerin Marguerite, die mit ihrer Familie von Paris in die Bretagne gezogen ist, gefördert. Marguerites Ankunft in dem kleinen, eingeschworenen Örtchen stellt jedoch alles auf den Kopf und stößt nicht zuletzt Odette, Witwe und Ladenbesitzerin, bitter auf.

Es sind diese drei Perspektiven, aus denen Claire Léost eine ruhige und dabei fesselnde Geschichte erzählt. Wir tauchen ein in das ländliche Frankreich, in eine Welt, in der die Menschen am liebsten unter sich bleiben und Fremde als Eindringlinge gelten. Es geht dabei viel um Vorurteile und Ausgrenzung, aber auch um die Geschichte der Bretonen, die sich in Léosts Roman als von der französischen Regierung unterdrückte Minderheit verstehen.

Die Geschichte führt uns außerdem immer wieder auch zurück in Odettes Vergangenheit und zu dem Leben in dem bretonischen Dorf während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg. Und so sind es ganz unterschiedliche Schicksale, die Léost miteinander verbindet und im Sommer des Jahres 1994 zusammenführt. Sie erzählt dabei mit einer beinahe stoischen Ruhe – der Roman ist mit 240 Seiten relativ kurz, aber auch unglaublich dicht.

Trotzdem hätte es mir gefallen, wenn die Geschichte doch etwas mehr Raum gehabt hätte, um sich zu entfalten. Gerade die doch sehr unterschiedlichen Charaktere und die vielen Themen, die Léost in ihrem Roman aufgreift, hätten für meinen Geschmack mehr Tiefe haben können. Insbesondere die Gefühlswelten von Hélène, Marguerite und Odette habe ich sehr spannend gefunden – sie kamen mir jedoch insgesamt zu kurz und es fühlte sich gegen Ende der Geschichte doch etwas gehetzt an.

Empfehlen kann ich „Der Sommer, in dem alles begann“ aber dennoch, denn die Geschichte wird bei aller Ernsthaftigkeit auch von einer gewissen Leichtigkeit getragen und lässt sich, vor allem an einem warmen Sommertag, wunderbar durchschmökern. Das Setting in der Bretagne, inmitten dichter Wälder und feuchtwarmer Temperaturen, tut sein Übriges. Eine schöne, bisweilen traurige und melancholische Geschichte, die ich insgesamt wirklich gern gelesen habe.

Cover des Buches Elle(s). Band 1 (ISBN: 9783967927603)

Bewertung zu "Elle(s). Band 1" von Kid Toussaint

Elle(s). Band 1
Svenjas_BookChallengesvor 9 Tagen
Kurzmeinung: Eine Geschichte, so warmherzig und voller Fantasie, dass man immer wieder zu ihr zurückkehren kann.
Eine warmherzige Geschichte, fantasievoll gezeichnet - man muss sie einfach lieben!

Die „Elle(s)“-Trilogie von Aveline Stokart und Kid Toussaint, aus dem Französischen übersetzt von Désirée Schneider, wollte ich schon seit letztem Jahr lesen. Aber vielleicht ist es gut, dass ich noch gewartet habe, denn da im Januar der dritte und letzte Band der Reihe erschienen ist, konnte ich die Bücher direkt in einem Rutsch durchsuchten. Deswegen gibt es heute ausnahmsweise eine Rezension zur kompletten Trilogie statt nur zu einem Band – und direkt vorab die Empfehlung, alle Teile hintereinander weg zu lesen, denn so bleibt man gleich drinnen in dieser wundervollen Geschichte.

In „Elle(s)“ geht es um das Teenager-Mädchen Elle, das an eine neue Schule kommt und eigentlich schnell Anschluss findet. Doch Elles Teenie-Alltag ist stressig und zwischen Schularbeiten, im Haushalt helfen und dem ganz normalen Pubertät-Wahnsinn übernehmen immer wieder Elles andere Persönlichkeiten das Ruder. Mal ist sie liebenswert und empathisch, mal in sich gekehrt und zurückhaltend, mal witzig und locker und mal tough und rücksichtslos. In Elles Unterbewusstsein tobt ein ständiger Kampf der Persönlichkeiten – bis eine Seite von ihr die Oberhand gewinnt, die besser verborgen geblieben wäre.

Es ist eine Geschichte, die wir alle auf die ein oder andere Weise kennen, und die ich als Jugendliche wirklich gerne gelesen hätte. Denn sie hätte mir gezeigt, dass es ganz normal ist, mehrere Seiten zu haben und mit sich selbst zu struggeln. Aber auch als Erwachsene finde ich Elles Geschichte einfach zauberhaft und liebe es, dass sie sich auf unterschiedlichen Ebenen abspielt – in der realen Welt mit Freund*innen, Schulalltag und Eltern und dem bisweilen chaotischen Unterbewusstsein eines Teenagers.

Liebenswerte Charaktere und eine ganz eigene Magie machen die Story so besonders und ebenso unterhaltsam wie berührend. Und was ich wirklich großartig finde, sind die Comic Strips – sie sind farbenfroh, fantasievoll und schlichtweg bezaubernd. Ein Beispiel: Elles verschiedene Persönlichkeiten werden durch unterschiedliche Haarfarben dargestellt, ihr Unterbewusstsein besteht aus verschiedenen Welten, die die jeweilige Persönlichkeit widerspiegeln und mal an Science Fiction, mal an Fantasy und mal an einen Actionfilm erinnern.

Ich bin mir ganz sicher, dass ich die Trilogie nicht zum letzten Mal gelesen habe. Denn sie erzählt eine zeitlose Geschichte, in der man sich wohlfühlt und in die sich man sich immer wieder flüchten kann. Für mich gehören die Bücher definitiv schon jetzt zu den besten Graphic Novels, die ich bisher gelesen habe, und ich kann sie jedem und jeder nur unbedingt ans Herz legen – egal ob jung oder alt! Lasst euch von den Elles verzaubern und begeistern.

Cover des Buches Hundswut (ISBN: 9783365006726)

Bewertung zu "Hundswut" von Daniel Alvarenga

Hundswut
Svenjas_BookChallengesvor 10 Tagen
Kurzmeinung: Ein dichter, verstörender Roman über eine Dorfgemeinschaft, die außer Kontrolle gerät und eine Lynchjustiz, die keine Tabus kennt.
Dicht, verstörend und dabei erschreckend aktuell

Ein Dorf irgendwo in Bayern, eine Reihe bestialischer Morde und ein Lynchmob, der auf Vergeltung aus ist – in Daniel Alvarengas Roman „Hundswut“ ist die dörfliche Idylle mehr Schein als Sein. Und die Atmosphäre vielmehr düster und bedrohlich als heimelig und familiär. Der Schauplatz: ein bayerisches Dorf Mitte 1932. Die Handlung: eine außer Kontrolle geratende Dorfjustiz, die innerhalb weniger Wochen ins Mittelalter zurückfällt.

„Hundswut“ hat mich von Seite 1 an gefesselt, insbesondere aufgrund der beklemmenden, dunklen Stimmung und der Abgeschiedenheit des kleinen Dorfes, die Entwicklungen ermöglicht, die sonst undenkbar wären. Alvarenga zeichnet das klaustrophobische Bild eines in sich geschlossenen Mikrokosmos, in dem sich der Bürgermeister zum Oberbefehlshaber, der einzige Landgendarm zum grausamen Vollstrecker, der bisher unbescholtene Wirt zum skrupellosen Folterknecht und der gebildete Pfarrer zum Richter aufschwingt.

Ausgangspunkt für die Handlung ist eine Reihe grausamer Morde, die zunächst als das Werk eines Wolfes abgetan werden – bis sich die Hinweise auf einen menschlichen Täter häufen. Doch statt die Polizei in München zu informieren, nehmen die Männer des Dorfes das Ganze selbst in die Hand und so entwickelt sich schnell eine gefährliche Dynamik, die immer absurdere und dabei auch brutalere Züge annimmt. Man möchte beim Lesen so gern wegsehen, aber man kann nicht: Alvarengas eindringlicher, szenischer Schreibstil, die vielen wechselnden Perspektiven und die sich beinahe verselbständigende Handlung machen das unmöglich.

Man merkt Alvarenga absolut an, dass er sonst hauptsächlich Drehbücher schreibt – seine Beschreibungen sind ebenso bildhaft wie präzise, die überwiegend eher kürzeren Kapitel so auf den Punkt wie die einzelnen Szenen eines guten Films. Es ergibt sich ein bedrückendes Ganzes, das trotz des historischen Settings kaum aktueller sein könnte, denn Vorurteile, Gerüchte und Angst fallen in „Hundswut“ auf den Nährboden einer abgeschiedenen Dorfgemeinschaft, die sich aufteilt in die, die den Ton angeben, die, die mitlaufen, und die wenigen, die zwar anderer Meinung sind, aber nichts ausrichten können. Dass sich durch diese Faktoren eine Situation gefährlich hochschaukeln und schließlich eskalieren kann, kennen wir.

Und so ist „Hundswut“ vielleicht ein bisschen historischer Krimi, vielleicht auch Drama und stellenweise Thriller – aber auch ein Roman mit aktuellem Bezug. Als solcher hat er mich zutiefst schockiert und gefesselt und mich den Kopf schütteln lassen über so viel menschlichen Abgrund. Fast wäre „Hundswut“ für mich ein absolutes Highlight geworden, aber nur fast. Denn so sehr das Ende auch zur Handlung passt – unbefriedigt zurückgelassen hat es mich doch. Außerdem sind ein paar lose Fäden übriggeblieben, vor allem in Bezug auf die Frauen des Dorfes, die ja auch im Klappentext angesprochen werden – für mich war der Fokus meist doch zu sehr auf den Männern. Die Dialoge, die so gut wie durchgehend im bairischen Dialekt geschrieben sind, haben mich hingegen gar nicht gestört. Man braucht kurz, um sich daran zu gewöhnen, doch dann tragen sie wesentlich zur Authentizität bei und passen perfekt zu dem dörflichen Milieu, das Alvarenga zeichnet.

Insgesamt also ist „Hundswut“ ein Buch, das nicht nur mitreißt, sondern auch viel aussagt – über uns Menschen und über unsere Gesellschaft. Zart besaitet darf man auf jeden Fall nicht sein, aber man kann sich auf eine packende, verstörende und absolut erschütternde Lektüre einstellen!

Cover des Buches Not Your Business, Babe! (ISBN: 9783462005028)

Bewertung zu "Not Your Business, Babe!" von Verena Bogner

Not Your Business, Babe!
Svenjas_BookChallengesvor 14 Tagen
Kurzmeinung: Wissenswert, interessant und dabei fesselnd geschrieben - ich als Millennial habe mich in vielem wiedererkannt.
Wissenswert, interessant und fesselnd geschrieben - und dabei unbedingt lesenswert!

„Not your Business, Babe!“ – wo soll ich da anfangen? Der Titel von Verna Bogners Buch ist gleichzeitig ihre Message. Und was für eine! Der Untertitel „Alles, was du als Frau über die Arbeitswelt wissen musst“ weckt gleichzeitig Erwartungen und die werden, wenn es nach mir geht, auch absolut erfüllt.

Verena Bogner berichtet über die Arbeitswelt, wie sie als Millennial sie erlebt und erlebt hat, und macht zugleich eine Bestandsaufnahme – wo stehen Frauen in der Arbeitswelt im Vergleich zu Männern? Wie sieht es mit dem Gehalt aus? Was wird von Frauen verlangt? Was ist mit der (immer noch weit verbreiteten) Doppelbelastung von Job und Care Arbeit? Aber auch: Wie nehmen die verschiedenen Generationen (Boomer, Gen X, Millennials und Gen Z) die Situation am Arbeitsmarkt wahr?

Man ahnt schon: Es wird kritisch und Wut im Bauch ist bei diesem Buch garantiert. Vor allem aber konnte ich mich mit Verena Bogners Berichten aus der Arbeitswelt, mit ihren eigenen Erfahrungen und vielem, was sie auch in Bezug auf Mental Health ausführt, erschreckend gut identifizieren. Wie sie gehöre ich ja zur Generation der Millennials und hatte nach dem Studium jahrelang ganz ähnliche Probleme wie sie: Erst einmal 40 Stunden und mehr zu Niedriglöhnen, sich schämen, pünktlich das Büro zu verlassen, Überstunden sammeln, als wären sie Briefmarken und schließlich kurz vorm Burnout stehen.

Erst in den letzten Jahren habe ich langsam in ein gesundes Verhältnis zu meinem Job gefunden, hatte ähnliche Erkenntnisse wie die, über die Verena Bogner berichtet. Deswegen war zwar vieles in „Not your Business, Babe!“ nicht unbedingt neu für mich, aber es tut gut, zu lesen, dass viele Frauen und viele Menschen ganz allgemein ähnlich zu kämpfen hatten und haben. Und es macht deutlich, dass wir zwar auf einem guten Weg hin zu einer gesünderen Work-Life-Balance und hin zu einer Gleichberechtigung der Geschlechter im Berufsleben sind (vor allem durch die Dominanz von Millennials und Gen Z in der Arbeitswelt), dass wir aber noch lange nicht am Ziel sind.

„Not your Business, Babe!“ ist eine Mischung aus persönlichem Erfahrungsbericht, Sachbuch und Ratgeber und liest sich dabei sowohl spannend als auch fundiert. Verena Bogner arbeitet viel mit Statistiken, Wissenschaft und Forschung, aber auch viel mit Popkultur und eigenen Erlebnissen. Für mich ist das der perfekte Mix, denn so ist „Not your Business, Babe!“ alles andere als eine trockene Analyse und dabei so interessant wie brisant und nahbar. In meinen Augen ist es ein Buch, dass vor allem Frauen und den Generationen Z und Millennials einen großen Mehrwert bieten kann, weil es zeigt, dass die Gestaltung der Arbeitswelt zukünftig in unserer Hand liegt, und uns darin bestärkt, für uns selbst einzustehen. Deshalb eine große Leseempfehlung!

Cover des Buches Die Alpen sehen und sterben (ISBN: 9783740805418)

Bewertung zu "Die Alpen sehen und sterben" von Isabella Archan

Die Alpen sehen und sterben
Svenjas_BookChallengesvor 16 Tagen
Kurzmeinung: Urlaubsfeeling meets Mord - die perfekte Mischung aus schönem Setting, skurrilen Charakteren und Crime.
Skurril, spannend und überraschend anders - Urlaubsfeeling inklusive

Es ist gut ein Jahr her, dass ich meinen letzten Regionalkrimi gelesen habe. Aber dank einer befreundeten Bloggerin hatte ich mal wieder richtig große Lust auf das Genre. Und auf Berge sowieso – deshalb fiel die Wahl auf „Die Alpen sehen und sterben“, den ersten Band der MörderMitzi-Reihe von Isabella Archan. Und abgesehen davon, dass ich den Titel einfach großartig finde und gerne zu meinem Lebensmotto machen möchte, hat mich der Krimi auch insgesamt überzeugt.

Und vor allem überrascht, denn er ist erfrischend anders, ein wenig skurril und auf jeden Fall besonders. „Die Alpen sehen und sterben“ ist dabei kein klassischer Whodunnit-Krimi, denn der Mörder steht bereits relativ früh in der Handlung fest. Vielmehr geht es um Hauptfigur Mitzi, die zunächst nur Tatzeugin ist, aber schnell in den Bann des Verbrechers gerät und ab da irgendwo zwischen Todesangst und düsterer Faszination schwebt.

Mitzi, die in ihrer Kindheit den zweifelhaften Spitznamen MörderMitzi erhielt (warum, verrate ich an dieser Stelle nicht), ist dabei eine sehr interessante, vielleicht manchmal ziemlich anstrengende, aber auf jeden Fall liebenswerte Protagonistin. Sie redet oft ohne Punkt und Komma, denkt sich gerne Geschichten aus und bleibt dabei nicht immer bei der Wahrheit und sie ist bisweilen sehr unentschlossen und sprunghaft, was sie in so manche brenzlige Situation bringt. Ihre teils fragwürdigen und nicht immer wirklich nachvollziehbaren Entscheidungen lassen die Handlung mehrmals überraschende Schleifen nehmen, was mir wirklich gut gefallen hat.

Aber natürlich gibt es in „Die Alpen sehen und sterben“ auch „richtige“ Ermittler*innen – so zum Beispiel den Kommissar a.d. Heinz Baldur und die junge Inspektorin Agnes Kirschnagel. Die Perspektivwechsel machen die Handlung dynamisch und erlauben zwischendurch immer wieder eine Atempause von Mitzis überdrehter Persönlichkeit. Besonders gut gefallen hat mir außerdem das Setting: Wir sind in Kufstein, Salzburg, Wien und anderen österreichischen Städten – Alpen und Urlaubsfeeling pur, gewürzt mit kaltblütigen Verbrechen. Auch wenn es für mich zwischendrin durchaus ein bisschen mehr Action hätte sein können, hat „Die Alpen sehen und sterben“ mich wirklich großartig unterhalten und meine Lust auf Regionalkrimis neu entflammen lassen. An der Reihe werde ich auf jeden Fall dranbleiben!

Cover des Buches Strandversprechen (ISBN: 9783734112256)

Bewertung zu "Strandversprechen" von Svenja Lassen

Strandversprechen
Svenjas_BookChallengesvor 22 Tagen
Kurzmeinung: Ein echtes Feelgood-Buch zum Lesen, Wohlfühlen und Wegträumen – manchmal braucht man das einfach.
Ein Wohlfühlroman zum Abschalten und Wegträumen

Die „Küstenliebe“-Reihe von Svenja Lassen hat mir letztes Jahr viele entspannte und unterhaltsame Lesestunden beschert. Mit „Strandversprechen“ ist nun der vierte und letzte Band erschienen, der natürlich wieder an der Flensburger Förde spielt. Neben der wunderschönen Landschaft treffen wir auch diesmal wieder auf bekannte Figuren aus den vorhergehenden Bänden (die man übrigens unabhängig voneinander lesen kann) – nämlich auf Nora, Aline und Lara.

In „Strandversprechen“ ist die Flensburger Förde außerdem Schauplatz für eine absolute Traumhochzeit, was ein bisschen als romantischer Höhepunkt der „Küstenliebe“-Reihe dient. Im Mittelpunkt steht aber nicht das Hochzeitspaar, sondern Mia – beste Freundin der Braut, unglückliche Grafikdesignerin mit langweiligem Job und Single, seit ihr langjähriger Freund Julius sie verlassen hat. Der will nun auch noch mit seiner neuen Freundin auf der Hochzeit auftauchen und das wiederum treibt Mia in die Arme von Jonas, den Bruder der Braut und einst Mias Teenieschwarm.

Es ist eine lockerleichte Handlung, die im Prinzip genauso verläuft, wie man es erwartet – das ist für mich aber nichts Negatives. Vielmehr war „Strandversprechen“ nach der stressigen Buchmesse genau das Feelgood-Buch, das ich gebraucht habe. Mit Protagonistin Mia, die gelangweilt und zugleich überarbeitet ihr Dasein in der Marketingabteilung eines mittelständischen Unternehmens fristet, konnte ich mich außerdem besonders gut identifizieren. Vielleicht sollte ich auch mal an die Förde fahren und mir den Kopf vom Küstenwind durchpusten lassen, um einen beruflichen Neuanfang zu wagen.

In der Mitte des Romans hätte es für mich ein bisschen weniger Klischee sein können (besonders in Bezug auf Alkohol und dass man als Spaßbremse gilt, wenn man ihn nicht trinkt), aber insgesamt hat mich „Strandversprechen“ einfach ganz wunderbar unterhalten und mir einen kurzen, romantischen Urlaub an der Ostsee gegeben. Einfach lesen, wohlfühlen und wegträumen – manchmal braucht man das einfach.

Cover des Buches In ewiger Schuld (ISBN: 9783844526691)

Bewertung zu "In ewiger Schuld" von Harlan Coben

In ewiger Schuld
Svenjas_BookChallengesvor 23 Tagen
Kurzmeinung: Ein solider Thriller mit einigen Längen, aber auch dem ein oder anderen gut gemachten Twist.
Ein solider Thriller, bei dem sich Twists und Längen abwechseln

Harlan Coben habe ich schon länger auf der Liste und weil zu seinem Thriller „In ewiger Schuld“ kürzlich eine Netflix Serie erschienen ist, habe ich mich für dieses Hörbuch, gelesen von Detlef Bierstedt, entschieden. Die Ausgangssituation jedenfalls klang vielversprechend: Nach dem Tod ihres Mannes sieht Maya auf den Aufzeichnungen einer Nanny Cam, wie ebenjener mit ihrer Tochter spielt. Wie kann das sein, was steckt dahinter?

Ich muss sagen, dass mich der Thriller relativ kurz nach dem Einstieg ein wenig verloren hat. Maya ist nicht unbedingt eine sympathische oder nahbare Protagonistin (spätestens als sie ihre Tochter in einen Kindergarten mit dauerhafter Videoüberwachung in jedem Raum gibt, habe ich eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln können) und die beängstigende Situation, in der sie sich nach dem Tod ihres Mannes und dessen Auftauchen auf dem Video befindet, kam bei mir irgendwie nicht so recht an.

In der Mitte habe ich die Handlung auch als ziemlich zäh empfunden – es passiert wenig und so richtigen Thrill habe ich nicht gespürt. Vielleicht lag das auch ein bisschen daran, dass ich lange gebraucht habe, um mich an Detlef Bierstedts Lesung zu gewöhnen. Er hat zwar eine sehr angenehme Stimme, aber mit seiner Interpretation der Frauenfiguren und Kinder kam ich anfangs nicht so gut zurecht.

Trotzdem ist „In ewiger Schuld“ für mich am Ende ein solider Thriller mit einigen gut gemachten Twists, die mich zwar nicht völlig von den Socken gehauen, aber die Handlung noch einmal um einiges dynamischer gemacht haben. Nach ein paar Längen in der Mitte nimmt der Plot ordentlich Fahrt auf und überrascht mit einem Ende, das ich nicht kommen gesehen habe. Auch wenn „In ewiger Schuld“ mir wahrscheinlich nicht lange im Gedächtnis bleiben wird, werde ich es definitiv noch einmal mit einem Buch von Harlan Coben versuchen.

Über mich

Ich bin Anfang 30, total buchbegeistert und seit Kurzem Bloggerin bei wandern_zwischen_buechern auf Bookstagram. Ich liebe Bücher und den Austausch darüber!

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