Bewertung zu "Die Hexe vom Niederrhein" von Sebastian Thiel
Historisch sicher nicht korrekt, aber möglich. Menschlich aber hochgradig ergreifend.
Inhalt: Kempten ist vom Krieg bedroht. Die Soldaten stehen nicht mehr weit von der Stadt entfernt. Sie beiden Cox-Söhne, junge und begabte Schmiede, melden sich zum Partisanendienst. – Was der Vater aber im Vorfeld untersagt hatte.
Lorenz, der Jüngere der Brüder, verliebt sich, kurz vor dem Abmarsch in Antonella. Die Adoptivtochter des Bürgermeisters erwidert seine Gefühle und zwischen den beiden bahnt sich eine sanfte Liebesbeziehung an. – Allerdings ist Elisabeth das nicht recht. Die leibliche Tochter des Bürgermeisters hatte selber ein Auge auf Lorenz geworfen, war die Sache aber sehr überstürzt angegangen.
Während Lorenz und sein Bruder in einer Schlacht als Kanonenfutter verheizt werden, wird es für Antonella in Kempten eng. Ihr Adoptivvater fällt einem Hinterhalt zum Opfer, der Sekretär reist die Macht an sich. Antonella, sowieso schon als Hexe gebrandmarkt, bekommt den Mord in die Schuhe geschoben.
Als Lorenz, schwer verletzt, nach Kempten zurückkehrt, tobt ein wilder Mob in der Stadt. Jeder verdächtigt jeden und alle verfolgen Antonella. – Die Brüder kehren zu ihrer Familie zurück, wo die Wiedersehensfreude nicht lang währt.
Fazit: Am Anfang herrschte bei diesem Buch eine ziemliche Verwirrung. Es war ein ganz anderes Cover abgebildet, als ich gekauft habe. – Ich habe noch nie ein Ebook reklamieren müssen und war unsicher, was zu tun war. Für ein Ebook war der Stoff ja auch alles andere als günstig. Und so einen großen Fehler bei einem namhaften Verlag ... – Der Inhalt kam dann aber mit dem Klappentext hin und somit habe ich meinen Mund gehalten. Trotzdem, einfach mal das falsche Buchcover in die Datei packen und das nicht zu bemerken, da gehört schon einiges dazu.
Ich hatte es etwas schwer, in die Handlung hinein zu kommen, da ich mich an Setting und Sprache erst gewöhnen musste. Dann hat sich aber alles ganz gut gegeben und ich bin reingekommen und habe eine Story im Dreißigjährigen Krieg miterleben dürfen.
Ich gehe mal davon aus, dass die Story nicht historisch korrekt ist. Mit dieser Vorstellung konnte ich das alles als gegeben hinnehmen und einfach nur das verfolgen, was eben da war.
Die Handlung hat aber in jedem Fall eine sehr interessante Wende genommen. Ich dachte zunächst, dass es sich hier um das Kriegsgeschehen drehen sollte. Allerdings schwenkte die Handlung dann auf das Schicksal der Brüder um. – Sehr gut dargestellt fand ich diesen aufgestachelten und verblendeten Wahnsinn, der durch die Kirche hervorgerufen wurde. Beziehungsweise, was für eine Macht der Pfaffe mit seinen Reden über die Leute hatte. Der hat die Massen nach seinem Willen gelenkt.
Der hohe fall der leiblichen Bürgermeisterstochter ist spürbar, jedoch meiner Meinung nach nicht gut genug dargestellt. Auch diese junge Frau hat einen Fehler gemacht, der in diesem Fall tödliche Konsequenzen hatte. - Diesen Umstand hätte ich mir besser dargestellt gewünscht.
Das Ende war dann noch einmal hochdramatisch und hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Zu offen fand ich das, was nun aus der Familie des Schmieds werden sollte. Was muss das für Eltern und Geschwister bedeutet haben. – Das hätte da noch gut Platz gehabt. Dann wäre das Buch eben etwas länger geworden. Nicht weiter schlimm, bei den paar Seiten.
Die Handlung, nehme ich mal an, war nicht historisch korrekt. So ein Fall von, nicht geschichtlich belegt, hätte aber durchaus so sein können. Das alles war dann in einer korrekten, zur Zeit passenden Sprache geschrieben und hat mir ein wirklich herrliches Kopfkino beschert, bei dem ich wirklich stellenweise sehr gewaltige und blutige Bilder vor meinem geistigen Auge gesehen haben.
Die Handlung war am Ende ganz anders, als ich es mir gedacht habe. Es ging nicht um den Krieg an sich, der hat sich zur Randhandlung entwickelt und noch zusätzliches Chaos ins Geschehen gebracht. Aber am Ende ging es wirklich um die Brüder und ihr Schicksal. Um Fehler, die junge Leute in dieser Zeit wohl so gemacht haben.
Jedenfalls war das, was ich da gelesen habe, irgendwie glaubhaft. Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Reaktionen, solche Ausrufe und Fehler dann eben die eine oder andere Kettenreaktion hervorgerufen haben. Neid und Missgunst gibt es unter den Menschen schon immer und diese Handlung ist am Ende ein wirklich leuchtendes Beispiel dafür. In vielerlei Hinsicht.
Die ganze Story war recht kurz, aber eben auch sehr unterhaltsam. Ich habe mit den handelnden Personen mitgelitten und konnte gerade das Ende nicht wirklich glauben. Sollte ein Bruder wirklich so weit gehen? – Aber es gibt ja noch eine Art Fortsetzung dieser Story, die ich mir mit Sicherheit noch geben werden. Kann gut sein, dass da noch einiges aufgeklärt wird.
Ich habe mir in jedem Fall die Website des Autors mal herausgesucht und abgespeichert und werde seine Werke wohl so nach und nach alle mal raussuchen und lesen. Ich glaube, das könnte unterhaltsam, abwechslungsreich und spaßig werden.
Frü Fans historischer Literatur sicher genau das Richtige. In jedem Fall aber menschlich sehr ergreifend und im historischen Kontext stimme. Eine kurzweilige Unterhaltung, die zum Nachdenken einlädt und anregt.