Bewertung zu "Die Honigtröpfer / Tausendfürst" von Nick Finkler
Dieser Roman ist der bislang zweite aus der "Honigtröpfer"-Reihe.
Die Geschichte schließt an den Vorgängerroman "Solid Yol" an und ist in der Fantasiewelt "Bunyarba" angesiedelt. Diese ist genaugenommen keine einzelne Welt, sondern ein Verbund unzähliger Dimensionen, die über ein Netzwerk aus Dimensionstoren miteinander verbunden sind.
Im "Tausendfürst" begleiten wir die ungleiche Reisegemeinschaft um den aus unserer Welt stammenden alternden Kapitän Caspar. Die Gruppe ist noch immer damit beschäftigt das sagenumwobene Kriegsschiff "Solid Yol" ausfindig zu machen, welches bereits namensgebend für den ersten Roman gewesen ist.
Während zu Beginn die getrennten Teile der Gemeinschaft erst zueinander finden und sich aus manch misslicher Lage befreien müssen, beschäftigt der Großteil der Geschichte sich mit der tatsächlichen Suche nach der "Solid Yol". Hierbei werden unzählige Schlachten geschlagen und Hindernisse überwunden.
Ob es den Helden der Geschichte gelingt, das sagenumwobene Schlachtschiff tatsächlich ausfindig zu machen und wie der in Angelswin wütende Krieg verläuft, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Erwähnt werden darf jedoch, dass nach dem Höhepunkt der Haupthandlung ein neuer Handlungsstrang beginnt, der offensichtlich in einen geplanten dritten Roman überleitet.
Nun zur eigentlichen Bewertung:
Ich habe diesen Roman im Rahmen einer Buchverlosung erhalten. Den Vorgängerroman habe ich nicht gelesen - es wurde jedoch durch den Autor eine Kurzzusammenfassung der Vorgeschichte zur Vefügung gestellt, um leichter in die Welt und die Handlung hineinzufinden.
Bunyarba ist ohne Frage ein sehr fantasievolles und detailreich ausgearbeitetes Universum. Das Buch sprudelt förmlich über vor (teils sehr komplizierten) Eigennamen, mit denen Personen, Rassen und Orte benannt sind.
Diese Fülle an Informationen stellt für sich bereits eine große Herausforderung an den Leser dar. (Fester Bestandteil des Romans ist ein Anhang mit Glossar, der zumindest die wichtigsten Figuren und Orte aufführt, um nicht gänzlich den Überblick zu verlieren.)
Und diese Detailflut ist auch Teil des ersten Problems, welches mir persönlich das Lesen sehr erschwert hat: Es ist leider extrem mühselig, der Handlung und den Figuren zu folgen. Dies liegt aus meiner Sicht an einem Mangel an Akzentuierungen. Es ist praktisch unmöglich, herauszufinden, welche der genannten Figuren und Namen im weiteren Verlauf noch eine relevante Rolle spielen werden (und sich deshalb gemerkt werden sollten) und welche nur schmückendes Beiwerk sind. Das Gleiche gilt in stilistischer Weise für die Schilderungen von Ereignissen: Während manche (am Ende nebensächliche) Begebenheit sehr genau und detailliert beschrieben wird, passiert es des öfteren, dass eigentliche Handlungshöhepunkte mit einem einzelnen kurzen Satz abgetan werden. Diese Unausgewogenheit hat mir persönlich leider die Freude an dieser fantastischen Welt genommen. Es ist mir einfach nicht gelungen, mich auf Bunyarba und all seine Bewohner einzulassen.
Erschwerdend hinzu kommt die Erzählperspektive. Wir erfahren praktisch alles aus der Sicht eines "allwissenden Erzählers", der immer nur kurze Einblicke in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen zulässt. Zugegeben ist dies eine Geschmacksfrage. (Auch Tolkien hat schließlich eine ähnliche Erzählweise genutzt).
Auf diese Weise war es mir jedoch unmöglich, mich mit den Figuren zu identifizieren und ihr Freud' und Leid lebhaft nachzuempfinden.
Schade! Die von Finkler kreierte Welt bietet fraglos großes Potential für zahlreiche spannende Erzählungen. Die Form, in welcher der Autor seine Geschichte präsentiert, macht es den Lesern meiner Ansicht nach aber unnötig schwer, seinen fantastischen Reisen auch zu folgen.
Natürlich ist es schnell gesagt, dass echte Fans "seinen Stil" entweder mögen - oder eben nicht. Das wäre in diesem Fall aber zu simpel abgetan. Denn mit ein wenig sprachlichem Feinschliff könnten die episch angelegten Erzählungen der "Honigtröpfer" einem deutlich größeren Publikum zugänglich gemacht werden, ohne ihren eigenständigen Charme zu verlieren.
Aber das ist am Ende natürlich nur meine Meinung.
Leseempfehlung: Eingeschränkt. Am ehesten für Jugendliche und junge Erwachsene, die "Herr der Ringe" bereits gelesen haben und mit der eigenwilligen Sprache gut zurecht gekommen sind.