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Teewurst

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Cover des Buches Hippie (ISBN: 9783257070491)

Bewertung zu "Hippie" von Paulo Coelho

Hippie
Teewurstvor 6 Jahren
Sind wir nicht alle ein bisschen Hippie?

„Denn nur ein gelebter Traum hat die Kraft, alle Grenzen zu überwinden.“ Liebe, Frieden, Flowerpower - die Hippie-Ära fasziniert noch Jahrzehnte nach ihrer Blütezeit. Auch mich, weshalb schnell feststand: Dieses Buch mit seinem ausnehmend schönen, bunten Cover möchte ich besitzen - auch wenn mir sonst Buchdeckel ziemlich egal sind. Aber „Hippie“ hat mich optisch sofort angesprochen und auch inhaltlich nicht enttäuscht. Das Gelesene wirkt authentisch und ist es zum Teil auch. Coelho verarbeitet hier Autobiographisches, aber macht einen Roman daraus, schafft Distanz zu seiner Person, indem er von dem jungen, rebellischen Brasilianer Paulo erzählt, der sich 1970 auf einer Reise zu sich selbst befindet und nebenbei die Welt erkundet.

Doch Coelho schildert nicht nur Paulos Sicht, sondern wechselt die Perspektiven und lässt den Leser auch an Gedanken und Erinnerungen der Holländerin Karla, des irischen Paars Mirthe und Ryan oder des französischen Vater-Tochter-Gespanns Jacques und Marie teilhaben. Sie alle sind zusammen unterwegs im Magic Bus, der besser klingt, als das, was er tatsächlich ist: ein umgebauter Schulbus mit ziemlich unbequemen Sitzen. Aber der Bus bietet einzigartige Möglichkeiten: Für nur 70 Dollar kann man mit ihm von Europa nach Nepal reisen.

Paulo hat eigentlich ein anderes Ziel, bis er Karla in Amsterdam begegnet. Die hat schon auf den Brasilianer gewartet - warum? Weil ihr diese Begegnung durch eine Wahrsagerin prophezeit worden war. Hier musste ich ein schmunzeln - denn Coelho wäre nicht Coelho, wenn er und seine Karla einander einfach so kennengelernt hätten. Natürlich war überirdische Fügung dabei, die aus der Wahrsagerin sprach. Aber auch ich selbst erwischte mich dabei, wie ich bei einer Passage das Gefühl hatte, das sei direkt an mich adressiert (das würde dem Autor gewiss gefallen, wenn er jemals davon erführe). Das kann natürlich auch daran liegen, dass einem immer wieder allgemein gültige Sätze begegnen wie „Der schlimmste Mord ist der, der an unserer Lebensfreude begangen wird“ oder „Ihm war endlich klargeworden, dass wir letztlich allem, was uns widerfährt, ohne Angst begegnen müssen, weil alles zum Leben gehört.“

Wie dem auch sei: Ich habe Hippie gerne gelesen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich irgendwie noch ein bisschen mehr „Wow!“ erwartet hatte. Aber ich bin auch ins Grübeln gekommen, wie es eigentlich 50 Jahre später mit Frieden, freiem Denken, Spiritualität, der Suche nach neuen Werten und Welten bestellt ist. 

Cover des Buches 3 Zimmer, Küche, Mord (ISBN: 9783770041701)

Bewertung zu "3 Zimmer, Küche, Mord" von Lotte Minck

3 Zimmer, Küche, Mord
Teewurstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Diese Nachbarn sind wirklich gruselig - guter, unterhaltsamer Krimi, der auch ernste Themen streift
Unter Geiern? Hömma, viel schlimmer: Unter Nachbarn

„Auf Loretta ihr neuet Leben - ab sofort mit ohne Morde!“ Ach, hätte er sich nur erfüllt, der Trinkspruch ihres Kumpels Frank auf der Einweihungsparty für ihrer neue Wohnung, denkt Loretta Luchs wenig später. Denn die patente Mitarbeiterin einer Sexhotline hat die Nase voll davon, immer wieder zufällig in Verbrechen und Mordfälle hineinzugeraten. Nach der Trennung von ihrem Freund geht Loretta auf Wohnungssuche und findet für sich und Kater Baghira eine neue, vielversprechende Bleibe. Die Freude währt jedoch nicht lange: Denn kaum eine Woche nach ihrem Einzug entdeckt Loretta einen Toten im Hof. Dabei hat sie sich doch geschworen, nie wieder zu ermitteln! So sehr sie sich dagegen wehrt, steckt sie doch plötzlich wieder mittendrin.

Kein Wunder: Das nach außen ehrenwerte Haus bietet ein Panoptikum der schrägen Typen: Frau Schiller, auf den ersten Blick bieder, auf den zweiten geschwätzig und neugierig, klebt Federn auf Bio-Eier; Horst und Mitzi Kabolek, pompöses Paar, lebt in einer Wohnung, die vor Weiß und Gold nur so gleißt; Arnold Reitmüller, Lehrer, sieht aus wie David Hasselhoff für Arme, Manieren wie ein Drecksack; Jeanette Zwickel, diverse Jobs und Mutter der 13-jährigen Harmony, Hammenie genannt; Jolanthe, diebische Taube - kriminelles Potenzial auf jeden Fall reichlich vorhanden…

„3 Zimmer, Küche, Mord: Eine Ruhrpott-Krimödie mit Loretta Luchs“ ist bereits der zehnte Fall für die kernige Loretta, die in diesem Umfeld der schrägen Figuren fast schon beängstigend normal wirkt. „Krimödie“ trifft es gut, Stil und Ton sind locker zum Wegschmökern, der wohldosierte Dialekt macht auch Nicht-Ruhrpöttlern Spaß. Die skurrilen Charaktere sind so anschaulich beschrieben, dass man sie sich wunderbar vorstellen kann. Dagegen erscheinen die Ermittlerin wider Willen und ihre Freunde erscheinen so sympathisch, dass ich das Gefühl hatte, sie schon länger zu kennen, obwohl dies für mich der erste Fall der Reihe war.

Die Auflösung hinterlässt bei mir ein ganz bisschen gemischte Gefühle, denn der ausführende Täter steht eigentlich schnell fest. Und doch gibt es so einige Überraschungen;  das Finale ist gut gemacht, weil ein Themen berührt werden, die zum Nachdenken anregen - menschlicher Abgrund, wie erschreckend vielfältig ist deine Natur. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, vergebene gerne vier kaspernde Kater - und freue mich darüber, dass es noch neun andere Fälle von Loretta Luchs für mich zu entdecken gibt. 

Cover des Buches Alchimie einer Mordnacht (ISBN: 9783462049190)

Bewertung zu "Alchimie einer Mordnacht" von Benjamin Black

Alchimie einer Mordnacht
Teewurstvor 6 Jahren
Opulentes Lesevergnügen, eher Roman als Krimi

Bei „historisch“ geht bei mir irgendwie immer eine Klappe herunter. Warum? Ich glaube, weil ich in Geschichte immer eine Niete war. Geschichten haben mich hingegen immer fasziniert, und genau das macht der Ich-Erzähler (oder natürlich vielmehr der Autor) in „Alchimie einer Mordnacht“ ganz fantastisch: eine Geschichte erzählen. Und wenn mich wohlgesetzte Worte und Sätze einer Leseprobe überzeugen, überwinde ich mein „Historisch“-Trauma und gebe Romanen wie diesen gerne eine Chance. Zumal der Autor in einer Nachbemerkung formuliert: „Ich überlasse es dem Leser, die historischen Charaktere von den erfunden zu trennen.“ Auch, dass auf dem Cover zwei alternative Namen des Autors - John Banville alias Benjamin Black - angegeben sind, gefällt mir irgendwie, weil es exzentrisch wirkt. Exzentrisch soll auch Kaiser Rudolf II gewesen sein.

 Ein besonderer Zeitgenosse ist ohne Zweifel der Protagonist: „»Stern!«, brüllte ich. »Christian Stern!« Ich sollte vielleicht zugeben, dass ich damals eine hohe Meinung von meinem Namen hatte, denn ich sah ihn schon auf den Rücken einer ganzen reihe gelehrter Bände prangen, die ich zweifellos eines Tages verfassen würde.“ 

Christian Stern hält nicht nur viel von sich und seinen Fähigkeiten (hat aber in der Erzählung auch häufig einen angenehm selbstironischen Abstand zu sich selbst), sondern ist auch unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg. Im Winter 1599 reist er nach Prag, um sich einen Platz unter den Gelehrten des Kaisers sichern. Statt seines Glücks findet der junge Gelehrte dort aber zunächst die Leiche einer jungen Frau, die offenkundig aus gutem Hause stammt. Stern wird verhaftet, erwirbt dann aber die Gunst des Kaisers höchstpersönlich. Rudolf beauftragt den Stern, herauszufinden, wer die junge Frau auf dem Gewissen hat. Der Ermittler wider Willen erfährt bald mehr, als ihm lieb ist, denn Rudolfs Hofstaat ist eine Ränkeschmiede sondergleichen - und Stern steckt plötzlich mittendrin… 

Ob Jeppe Schenckel, der bösartige Zwerg, Caterina Sardo, die durchtriebene Geliebte des Kaisers, der auch Stern verfällt, die kaiserlichen Berater Felix Wenzel und Philipp, der gestörte Don Giulio oder der paranoide und unberechenbare Kaiser - die Figuren, die der Autor zeichnet, sind alle auf ihre Weise skurril, verfolgen ihre ganz eigenen Ziele und stehen in krassem Gegensatz zu dem anfangs fast schon arglos wirkenden Stern. Ich konnte mir jede einzelne Figur bestens vorstellen, weil der Autor es vermag, mit seinen lebhaften, ausführlichen Beschreibungen Bilder in die Köpfe seiner Leser zu zaubern. Diese Fabulierkunst hat mich fasziniert, war mir dann und wann aber auch wieder zu viel des Guten, weil so die Handlung immer wieder ins Stocken kam. 

Ein bisschen ist der Erzählstil mit einer weiteren Figur zu vergleichbar, nämlich mit dem Nuntius Girolamo Malaspina: „Der Bischof hatte sehr kurze Arme und sehr kurze Beine, und sein Bauch, eine enorme Rundung, war so dick, dass er jeden Moment umzukippen und hilflos auf dem Boden herumzurollen drohte (…). Der Nuntius stand einen Augenblick da, um diese Pracht zu begutachten, dann seufzte er tief und zufrieden und klopfte mit seinen kleinen Pranken froh auf die üppige Oberseite seines Bauches. „Ecco signore“, sagte er. „Jetzt lasst uns schlemmen!“ Der fröhliche Vielfraß ist aber nicht nur üppig, sondern auch scharfsinnig und nicht zu unterschätzen. Auch wenn ich gestehe, dass ich ein bisschen quergelesen habe, hat mir der Roman trotz seiner Opulenz gut gefallen - oder auch gerade deswegen.

Cover des Buches Die Tote und der Polizist (ISBN: 9783352009167)

Bewertung zu "Die Tote und der Polizist" von Sofie Sarenbrant

Die Tote und der Polizist
Teewurstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Interessanter Themenkomplex, manchmal etwas langatmig, aber insgesamt nicht schlecht
Totgeglaubte ermitteln besser

Wie ist das Gefühl, auf der eigenen Trauerfeier zu sein? Davon können nur sehr wenige berichten. Die Polizistin Emma Sköld kann es, nur zwei Ärzte und ihr Vater wissen, dass sie einen Anschlag überlebt hat. Ihre Mutter, ihre Schwester, ihre Kollegen wähnen sie tot - und so gerne sie würde, sie darf noch nicht wieder auferstehen. Denn es führt eine blutige Spur in die Kreise der Polizei von Stockholm. Polizeichef Gunnar Olausson ist ein Serienmörder, er sieht sich auf einer Mission; er will das Land von Bettlern und Migranten säubern. Er war es auch, der Emma umbringen lassen wollte - sie will ihm das Handwerk legen, braucht aber Beweise. Dabei soll ihr Soraya helfen, eine junge Rumänin, die auf der Straße lebt und den Mord an einem Bettler beobachtet hat - und seitdem vor Gunnar auf der Flucht ist…

Die Zutaten für „Die Tote und der Polizist“ von Sofie Sarenbrant sind eigentlich gut. In den meisten Krimis wird erst auf den letzten Seiten der Täter präsentiert - hier weiß der Leser gleich von Anfang an, wer der Mörder ist, und gerade das bereitet Unbehagen - es ist der Polizeichef von Stockholm, jemand, der Verbrechen bekämpfen sollte, statt sie selbst zu begehen; das ist moralisch nicht nur eine bittere Pille, sondern Gunnar hat zusätzlich ganz andere Möglichkeiten, seine Taten zu vertuschen und hat sogar Helferlein, die Polizisten sind. 

Die Kapitel sind zum Teil sehr kurz - dafür sind es auch 114 bei 350 Seiten - der Leser bekommt durch ständige Perspektivwechsel Einblicke in die Gedankenwelt der jungen Bettlerin Soraya, Emmas Schwester zu ihrem Vater Evert und Emmas Kollegen Nylen. Besonders beunruhigen ist die Perspektive von Polizeichef Gunnar - puh, ein kranker Typ an einem ganz schön langen Hebel. Emma, die sich im Ferienhaus der Familie versteckt, hat Schuldgefühle, weil sie die Trauer ihrer Familie und Freunde sieht und nicht bei ihrer Tochter sein kann. 

Also, wie ich schon schrieb: Eigentlich eine gute Mischung für einen ungewöhnlichen Krimi. Der Sprachstil ist angenehm zu lesen, aber leider ist die Erzählweise etwas langgezogen, was ein bisschen zu Lasten der Spannung geht. Ein bisschen mehr Straffung hätte der Geschichte gut getan. Aber insgesamt war das kein schlechtes Leseerlebnis, das in ungewöhnliche Abgründe blicken lässt. Das Thema ist aktuell und absolut wert, dazu Denkanstöße zu bekommen. Ich vergebe vier Rachefeldzüge einer Totgeglaubten. Ich bin auch gut zurechtgekommen, ohne die beiden Vorgängerbände der Emma-Sköld-Reihe zu kennen - weil sie aufeinander aufbauen und ich ja nun schon weiß, was passiert, habe ich aber nicht das Gefühl, dass ich sie jetzt im Nachhinein noch lesen muss.

Cover des Buches Tod in Schmargendorf (ISBN: 9783740804046)

Bewertung zu "Tod in Schmargendorf" von Karla Blum

Tod in Schmargendorf
Teewurstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Buchhändlerin Wanda ermittelt: viele lustige Szenen, im letzten Drittel wird es auch richtig spannend
Witziger Wohlfühlkrimi: Wanda legt los

„Ich hatte, weil Tarnung heute alles war, meine Sonnenbrille auf und ein Basecap auf dem Kopf. Ein bisschen kam ich mir vor wie Schlemihl aus der Sesamstraße, der immer „Psst, genauuuhhh“ sagte und dabei seinen Mantelkragen hochschlug.“ Wer sich hier gerade zu Schmargendorfs neuer Hobby-Detektiv-Hoffnung aufschwingt? Gestatten, Wanda Cameron, Mitte 30, Buchhändlerin, alleinerziehende Mutter eines zehnjährigen Sohnes und mit einer überbordenden Fantasie ausgestattet. Unweit der Buchhandlung „Agatha“ im Berliner Ortsteil Schmargendorf, in der Wanda arbeitet, wird ein erschossener Bankangestellter aufgefunden. Wandas Spürsinn erwacht, zusätzlich beflügelt vom Ansinnen ihrer Chefin und Freundin Miriam, die findet: „Wäre es nicht die beste Werbung für uns, wenn das Agatha mit den Ermittlungen in einem echten Fall in Verbindung gebracht würde?“

Wanda legt los - und kommt immer wieder Hauptkommissar Yunos Kamat in die Quere. Der ist ziemlich attraktiv, aber offensichtlich auch ziemlich genervt von Wandas Aktionismus. „So geht das aber nicht“, sagte Kamat deutlich atemlos. „Ich leite die Ermittlungen, nicht Sie. Her mit dem Schlüssel.“ Jetzt gab ich ihm freundlicherweise den Schlüssel, auf den Rest seines Satzes ging ich nicht ein. „Sie sollten mit dem Rauchen aufhören“, lenkte ich stattdessen vom Thema ab.
Schmargendorfs Antwort auf Miss Marple bleibt dran. Hat jemand aus dem benachbarten Altenheim etwas mit dem Mord zu tun? Oder doch einer der Mieter von Wandas Chefin Miriam? Oder etwa die Bewohner der Wagenburg? Dann geschieht auch noch ein zweiter Mord - und Wanda kommt dem Täter näher, als ihr lieb ist…

Ich sitze hier und kann nicht anders:  Wer mich bereits auf den ersten Seiten dazu bringt, laut loszulachen, den schließe ich in mein Cosy-Krimi-Herz. Wanda ist einfach herrlich, gerade weil immer wieder die Fantasie mit ihr durchgeht, sie unüberlegt und unkonventionell handelt. Dadurch manövriert sie sich selbst immer wieder in urkomische, aber manchmal auch gefährliche Situationen. Zuweilen ist dabei überraschend einsichtig: „Ich hatte mich mal wieder selbst in die Irre geführt. Langsam erkannte ich, dass die Detektivarbeit für mich vielleicht doch nicht das Richtige war. Die Realität hinkte meiner Fantasie entschieden hinterher.“ Manchmal ist sie aber auch einfach nur unmöglich. Zum Glück! Sonst könnte der nette Kommissar nicht so herrlich genervt von ihr sein, auch das hat mich ziemlich amüsiert. Zudem bildet Wandas Freundin Miriam mit ihrer unterkühlten und rationalen Art ein interessantes Gegenwicht zur gefühlsbetonten und chaotischen Wanda. 


Und was ist mit der Spannung bei all der Belustigung? Zugegeben, die geht in den ersten beiden Dritteln etwas zu Lasten des Wohlgefühls, das bei den Beschreibungen von Wanda und ihrem Umfeld vorherrscht. Dafür legt die Krimi-Handlung allerdings im letzten Drittel deutlich an Tempo und Spannung zu.
Ich gestehe: Ich bin Wanda-Fan. Wenn jemand so meinen Humor trifft, dann kann ich nicht anders. Ich vergebe gerne fünf von fünf Hüpfmägen und hoffe auf viele weitere Wohlfühl-Krimis mit Wanda, Miriam und Kommissar Kamat. 

Cover des Buches Ich komme mit (ISBN: 9783336547975)

Bewertung zu "Ich komme mit" von Angelika Waldis

Ich komme mit
Teewurstvor 6 Jahren
Leben ist, was man daraus macht

„Leben ist Melodie erkennen im Summen des Kühlschranks.“ (Vita)
„Leben ist beim Treppensteigen zwei Stufen aufs Mal.“ (Lazy)
„Leben ist Lachen beim Kitzeln.“ (Vita)
„Leben ist Sich-umdrehen-Wollen, nachdem man an etwas Schönem vorbeigegangen ist.“ (Lazy)

Leben-ist-Sätze, nicht nur dieses philosophische Spiel verbindet zwei sehr unterschiedliche Menschen. Lazar Laval, genannt Lazy, ist Anfang 20, Student, und todkrank. Evita Maier, genannt Vita, ist Anfang 70 und lebensmüde. Seit vielen Jahren wohnen sie im selben Haus, können einander aber nicht besonders leiden. Haben sie zumindest lange gedacht. Für Lazy war Vita stets die komische Alte von oben, für Vita war Lazy der unfrohe Junge aus dem ersten Stock. Dann lernen sie einander eher aus Versehen kennen: Vita liest einen völlig erschöpften Lazy im Treppenhaus auf und nimmt ihn mit in ihre Wohnung. Nach und nach finden beide heraus, dass sie das Zeug zu einer ganz besonderen Freundschaft haben.

„Ich komme mit“ ist ein besonderes Buch mit einer besonderen, fast poetischen Sprache. „Wenn wir gehen, hüpft sie. Wenn wir laufen, springt sie. Wenn wir reden, saust sie“, sagt Lazy über seine große Liebe Elsie, und: „Seit sie bei mir ist, bin ich nicht mehr bei mir, ich bin au­ßer mir.“ Doch dieses Glück ist nicht von Dauer. Lazy erkrankt an Leukämie, und Elsie bleibt nicht bei ihm. Dafür tritt Vita in sein Leben, und Lazy in ihres. Vita ist des Lebens überdrüssig und einsam - ihr Mann ist bereits gestorben und ihr Sohn weit weg. Fast ist sie selbst erstaunt, wie nah sie sich Lazy plötzlich fühlt, dem jungen Mann geht es kaum anders. Sie philosophieren und lachen gemeinsam, nehmen einander an, wie sie sind, ohne Vorurteile. Und doch haben sie beide genug.

„Ich habe genug vom Leben, und das Leben hat genug von Lazy“, stellt Vita fest. Denn bald gibt es kaum noch Hoffnung für Lazy, es geht ihm immer schlechter. „Ich steige aus“, sagt Lazy - und statt es ihm auszureden, sagt Vita: „Ich komme mit.“ Ihre letzte Reise gestaltet sich wie das gesamte Buch: tieftraurig und urkomisch zugleich, bleischwer und federleicht und immer etwas anders als gedacht: „Öh vürrückt“, denkt Vita, „öh vürrückt, was wir da beide machen.“ Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, gelacht und auch etwas geweint. Die Geschehnisse werden abwechselnd aus der Sicht von Vita und Lazy erzählt, wobei ich besonders Vitas Ansichten oftmals sehr treffend oder auch sehr überraschend fand, was aber auch Lazy mehrfach neidlos feststellt. Mein Fazit: ein schönes Buch mit schöner Sprache, das dem Leben gewidmet ist. „Leben ist etwas vorm Sterben“, sagt Lazy. Was man daraus macht, bleibt auch immer jedem selbst überlassen.

Cover des Buches Nie zu alt für Casablanca (ISBN: 9783894255831)

Bewertung zu "Nie zu alt für Casablanca" von Elisabeth Frank

Nie zu alt für Casablanca
Teewurstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Kreuzfahrtkrimi mit Comedy und Action-Elementen, könnte ich mir gut als Film vorstellen
Ü50-Detektivbande ermittelt auf hoher See - amüsant und spannend

V.I.E.R. - das sind Gero Valerius, Ina, Eleonora und Rüdiger - ein unschlagbares Detektiv-Quartett. Zumindest waren sie es in Kindertagen, als sie gemeinsam Fälle lösten und Abenteuer erlebten. Wie steht es knapp 40 Jahre später um ihren Spürsinn und Teamgeist? Das möchte Ina, inzwischen Journalistin, herausfinden und initiiert ein Wiedersehen zu viert. Und es dauert gar nicht lange, bis sie ihre Mitschnüffler aus Jugendtagen überzeugt hat, V.I.E.R. wiederzubeleben. Ina glaubt nämlich, einem Skandal auf die Spur gekommen zu sein: Elfenbeinschmuggel per Kreuzfahrtschiff. Ehe sich die Vier es versehen, checken sie schon in ein rasantes Abenteuer auf hoher See ein und haben es bald mit mehr Gaunern als gedacht zu tun…

Die Idee, eine Geschichte darum zu spinnen, was die Mitglieder einer ehemaligen Kinder-Detektiv-Bande als Erwachsene anstellen können, ist sehr charmant. Denn mal ehrlich: Irgendwann werden auch die glühendsten Fans der Drei ??? oder TKKG erwachsen - ihre Helden bleiben aber ewig jung. Das sieht hier anders aus: Die Leser lernen V.I.E.R. erst kennen, als die Hobby-Detektive die 50 schon weit überschritten haben. Klingt komisch? Ist es auch, „Nie zu alt für Casablanca“ ist eine vergnügliche Krimi-Kreuzfahrt, auf der es nie langweilig wird. Dafür sorgen allein die vier Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der pensionierte Soldat Gero ist ein Stratege durch und durch, aber auch ziemlich pedantisch und besserwisserisch. Er gerät häufiger mit Technikfreak Rüdiger aneinander - die Frotzeleien der beiden bringen zusätzlichen Pfiff ins Team. Eleonora, genannt Elli, ist Genuss- und Gemütsmensch und eine Meisterin der Verkleidungen. Bleibt noch Ina, der Kopf der Bande, die mit der Reise noch mehr erreichen möchte als wieder mit den anderen Detektiv zu spielen: Rüdigers Frau Sonja ist vor kurzem gestorben und Ina hofft, den Freund mit dem gemeinsamen Abenteuer etwas aufzuheitern.

Man merkt, dass das Autorenteam selbst Kreuzfahrt-Luft geschnuppert hat - das Leben an Bord ist bunt und lebhaft dargestellt, genauso die Reiseorte wie Casablanca, Cadiz oder Granada. Auch wilde Verfolgungsjagden, missglückte Verkleidungen oder andere waghalsige Manöver der V.I.E.R. werden sehr anschaulich beschrieben - teilweise habe ich mich ein bisschen gefühlt wie in einem Comedy-Action-Film. Apropos: Ich könnte mir die Geschichte sehr gut als Film vorstellen, ich finde, viele Szenen und Dialoge, vor allem die komischen, sind teilweise schon so geschrieben, als wären sie als Filmvorlage gedacht. Ich persönlich fand aber die leisen, emotionalen Momente am stärksten. Als der vermeintliche Holzklotz Gero zum Beispiel gesteht, dass er sich sehr wohl dessen bewusst ist, wie sehr Rüdiger leidet und dass er seinem Freund gerne helfen möchte, aber nicht recht weiß, wie. 


Neben aller Freude über die wiedererstarkende Freundschaft haben die Vier aber auch noch Verbrecher zu jagen - und das Finale auf hoher See ist beileibe kein Kinderkram: „Bisher war ihre Reise nicht mehr als eine harmlose Kombination aus Beschattung, Verfolgungsjagd und Knobelei älterer Herrschaften gewesen. Aber nun nahm ihr Kreuzfahrtkrimi ungeahnt erschreckende Formen an. Jetzt war aus der Sache schlagartig tödlicher Ernst geworden.“  

Keine Sorge: So schnell lassen sich V.I.E.R. nicht den Wind aus den Segeln nehmen und so haben so manche Überraschung parat. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und vergebe vier gut gefüllte rosafarbene Cocktails mit extrabuntem Schirmchen und freue mich, dass die Autoren bereits weitere Bände über die Bande in Planung haben. 

Cover des Buches Zärtliche Klagen (ISBN: 9783746634371)

Bewertung zu "Zärtliche Klagen" von Yoko Ogawa

Zärtliche Klagen
Teewurstvor 6 Jahren
Nur das Cembalo war Zeuge

Ach, diese japanischen Romane - sie sind echte Wundertüten. Was steckt drin? Und kann man etwas damit anfangen? „Zärtliche Klagen“ von Yoko Ogawa hatte für mich einige Überraschungen parat. Manches gefiel mir, anderes blieb mir fremd oder war sogar befremdlich. Die Ich-Erzählerin Ruriko nimmt ihre Leser mit in ein Landhaus, einem Zufluchtsort weit weg von ihrem Mann, einem Augenarzt. Der betrügt sie nicht nur, er ist ihr gegenüber auch gewalttätig geworden. Ruriko, von Beruf Kalligrafin, hat in den Bergen zunächst nur mit der Wirtin der nahen Pension „Grashüpfer“ und mit der Transkription der Autobiographie einer 95-Jährigen zu tun. Dann begegnet sie ihrem Nachbarn Herrn Nitta. Er ist Pianist, allerdings versagen ihm die Finger vor Publikum - er kann nicht spielen, wenn Dritte zuhören. Deshalb ist er dazu übergegangen, Cembalos herzustellen, und zwar mit Unterstützung seiner jungen Assistentin Kaoru, die ihrerseits die Schatten ihrer Vergangenheit mit sich trägt. Ruriko ist vom ersten Moment an fasziniert von Herrn Nitta, spürt aber auch, dass den Musiker und seine Assistentin etwas verbindet, das sie zunächst nicht greifen kann… 


Die Erzählweise ist ruhig, es die Beschreibungen und Ereignisse plätschern manchmal an der Grenze der Belanglosigkeit dahin - um dann im nächsten Moment einen echten Hammer hervorzuholen. Im Plauderton erzählt Ruriko von ihrem lieblosen Ehemann, ihrer Faszination für Herrn Nitta und ihrer Eifersucht auf Kaoru. Dann wieder gerät sie in einen emotionalen Ausnahmezustand und handelt ziemlich seltsam - puh. Zum Glück gibt es auch leichte und komische Momente, in denen die Beschreibungen und Eigenarten erfrischend besonders sind. „Die Wirtin schien überhaupt nicht gealtert zu sein. Sie war immer noch die dickste Frau, der ich jemals begegnet bin. Überall hatte sie Speckröllchen und Fettpölsterchen: an den Fingerkuppen, hinter den Ohren, an den Fesseln, am Grübchen des Kinns. Weiß, prall und zart, dass man unwillkürlich Lust verspürte, sie anzufassen.“ Diese Wirtin hat nicht nur Sorge, irgendwann in der Toilettentür steckenzubleiben, sondern kann auch ein echtes Kunststück, nämlich den Pfau auf Zuruf ein Rad schlagen lassen. 

Ohnehin spielt Kunst eine wesentliche Rolle in „Zärtliche Klagen“. Das Stück „Les Tendres Plaintes“ von Jean-Philippe Rameau stand Pate für den Titel. Und das melancholische Musikstück passt gut zu der Geschichte, die Tragik und Traurigkeit, aber auch viele Zwischentöne in sich trägt, ohne aufdringlich zu sein. Als Leser kann man in eine fremde Welt eintauchen und nebenbei viel über das Instrument Cembalo lernen. „Der Klang des Cembalos drang in die Tiefen meines Herzens vor. Langsam füllte er jene Finsternis, wo weder Licht noch Sprache hingelangten“, sagt Ruriko. Ich sage: Zärtliche Klagen lässt mich ein wenig ambivalent zurück, ein bisschen bin ich verzaubert, vieles ist mir aber auch rätselhaft geblieben. Insgesamt fühle ich mich aber bereichert und vergebe knappe vier Möpse mit joghurtblauen Augen für dieses ungewöhnliche Leseerlebnis. 

Cover des Buches Tidetod (ISBN: 9783740804060)

Bewertung zu "Tidetod" von Gerd Kramer

Tidetod
Teewurstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Spannend, stimmig, spaßig - absolute Leseempfehlung!
Hochspannung trifft Humor: Absolut lesenswerter Küsten-Krimi

„An bestimmten Punkten musste der Delinquent Entscheidungen treffen. Wählte er die falsche Alternative, hatte das unweigerlich seinen Tod zur Folge. Er musste nachdenken und klug handeln.“ Willkommen in der Gedankenwelt eines perfiden Serienmörders, der sein ganz eigenes Bild von Schuld und Sühne, von Recht und Gerechtigkeit hat. Mit den Augen der Opfer betrachtet ergibt sich ein anderes Bild: Sie werden betäubt, entführt, und Extremsituationen ausgesetzt, und zwar ohne direkte Hinweise darauf, warum sie jemand büßen lässt. Auch die Husumer Kommissare Waldemar Flottmann und sein Kollege Gustav Hilgersen tappen im Dunkeln. Und dann wird auch noch ein Kind entführt…

„Tidetod“ ist mein erster  Husum-Krimi von Gerd Kramer - und ich muss gestehen: Ich habe absolut nichts zu meckern und bin begeistert. Von der ersten Seite an wird Spannung aufgebaut und gehalten, was auch an geschickten Perspektiv-Wechseln liegt. Der Leser erlebt das Geschehen sowohl aus Opfer- als auch aus Tätersicht, um dann mit den Ermittlern die Hinweis-Puzzle zusammenzusetzen und kurz durchzuatmen. Denn: Die Gedankenwelt und die „Prüfungen“ des Täters sind nichts für schwache Nerven. Da tut es zwischendurch einfach gut, sich bei den Frotzeleien von Flottmann und Hilgersen zu erholen, die sich neben dem Fall auch noch mit dem Kollegen Knoblauch-Malte, Horoskopen oder einem fiesen Pfützenspritzer herumschlagen müssen. Nicht zu vergessen Flottmanns Kater Bogomil, der per App zu mehr Bewegung verführt werden soll.

Derart aufgeladen mit wohldosiertem Humor sind des Übeltäters grausame Spielchen besser zu verdauen. Der setzt seine Opfer in Booten mitten in der Nordsee aus, kettet sie nackt im Wald an oder begräbt sie lebendig - wer die falsche Wahl trifft, stirbt. Bei diesen düsteren Aussichten ist der hochsensible Musiker Leon Gerber ein echter Lichtblick. Denn seine außergewöhnlichen Fähigkeiten geben diesem Krimi einen Extra-Kniff, zusätzlich zu Spannung, Spaß und wohlgewählter Sprache. Dazu kommt eine echte Überraschung am Ende. Kurzum:  Ich habe „Tidetod“ sehr gerne gelesen, weil die Geschichte für mich alles hat, was ein guter Krimi braucht - und sogar noch ein bisschen mehr. Denn: Was für andere Leser gelungenes Nordseeküsten-Lokalkolorit ist, weckt in mir als Teilzeit-Nordfriesin Heimat- und Wohlgefühl beim Lesen. Ich vergebe gerne fünf von fünf wildgewordnen Pfützenspritzern und habe schon den 1. Fall des Husumer Ermittlerteams „Das Flüstern im Watt“ auf dem Nachttisch parat. Die Teile können aber absolut unabhängig voneinander gelesen werden. 

Cover des Buches Rachgier (ISBN: 9783869743400)

Bewertung zu "Rachgier" von Val McDermid

Rachgier
Teewurstvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein spannender Fall, eine dichte Geschichte - und ein Ende, das ich so nicht erwartet hätte
Von Hochzeitskillern und anderen Dämonen

„Hätte Kathryn McCormick geahnt, dass sie nur noch knapp drei Wochen zu leben hatte, hätte sie sich auf Susans Hochzeit vielleicht mehr zu amüsieren versucht.“ So beginnt „Rachgier“, der zehnte Fall für das Team um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill. Und der Thriller hält, was der erste Satz verspricht: Die unscheinbare Büroangestellte Kathryn und damit auch die Hörer/Leser bekommen es mit einem eiskalten Killer zu tun. Der schleicht sich auf Hochzeiten ein, macht sich an alleinstehende Frauen heran und sich ihre Einsamkeit zunutze. Kathryn bleibt nicht sein einziges Opfer - aber der Täter ist nicht nur perfide, sondern auch raffiniert. Er verwischt seine Spuren geschickt, so dass Carol, Tony und die anderen Kollegen von ReMIT (Regional Major Incident Team) zunächst im Dunkeln tappen und später bestenfalls Indizien präsentieren können… 


Die Hörer/Leser sind zwar den Ermittlern durch Einblicke in die Psyche des Täters meist etwas voraus, bekommen aber auch nur nach und nach neue Erkenntnisse präsentiert. Die haben es aber in sich, denn der Serienmörder und seine „Ansichten“ sind wirklich nichts für schwache Nerven. Und auch ansonsten ist man gefordert durch die dichte Story von „Rachgier“, vor allem als Quereinsteiger. Für mich war dieser der erste Fall, den ich aus der Reihe genossen habe; nun lässt sich sicher darüber streiten, ob es klug ist, mit dem zehnten Teil einer Krimi-Serie einzusteigen. Ich sage: Kann man durchaus machen, denn Autorin Val McDermid hat  auch an Leute wie mich gedacht und erklärt viel aus der Vergangenheit, damit auch Neulinge folgen können. Jedoch: Die Entwicklung der Figuren vermögen wohl nur jene mit Vorkenntnissen in vollem Maße verstehen. 


Und es gibt viel Entwicklung, nämlich bei eigentlich jeder der Ermittler-Figuren. Besonders zu kämpfen hat Chefin Carol, die zusätzlich zum Fall mit ihren ganz eigenen Dämonen hadert. Aber auch die anderen Charaktere des sechsköpfigen Teams haben ihr persönliches Päckchen zu tragen. Da ist Profiler Tony, der alles tut, um Carol zu helfen oder Ermittlerin Paula, die Probleme mit ihrem Teenie-Ziehsohn Torin lösen muss, um nur zwei Nebenstränge zu nennen. Aber auch der Fall und die Ermittlungsarbeit kommen zum Glück nicht zu kurz.

 Auch wenn mich zu viel Privatkram sonst bei Krimis häufig stört, muss ich in diesem Fall zugeben: Es ist eine absolute Stärke der Autorin, Figuren und ihr Umfeld eindringlich zu beschreiben und zu entwickeln. Bei Carol allerdings war es mir etwas zu viel des Guten (oder besser gesagt des Schlechten), ihre persönliche Gedanken-Abwärtsspirale hat für mich die Spannung etwas ausgebremst. Dennoch: eine faustdicke Überraschung zum Ende hat mich tatsächlich etwas umgehauen. 


Fazit: „Rachgier“ ist ein spannender Fall mit einer dichten Geschichte und vielen Nebenentwicklungen - beim Hören muss man sich schon ziemlich konzentrieren. Aber es lohnt sich, Val McDermid ist eine Könnerin, ihre Fähigkeit, aus so ziemlich allen Figuren Persönlichkeiten zu machen, die sich innerhalb des Falls entwickeln - Hut ab!  Das wird bestimmt nicht mein letzter Fall Hill-Jordan-Fall gewesen sein. Das ist das Gute daran, wenn man erst beim zehnten Fall anfängt: Es gibt noch neun andere zu entdecken. An den Sprecher musste ich mich erst gewöhnen, fand dann aber mehr und mehr Gefallen an seiner eher nüchternen Erzählweise, die einen interessanten Kontrast zur Handlung bietet und wenigstens für mich das zum Teil brutale Geschehen besser verdaulich gemacht hat. 

Über mich

  • weiblich
  • 26.05.1979

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