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Tehuri

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste (ISBN: 9783991001676)

Bewertung zu "Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste" von Martina Lessing

Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Triste, steril wirkende Bilder und leider zu wenig von dem, was ich unter "Fingerfood" verstehe, aber ein näherer Blick lohnt sich dann doch
Kleine Köstlichkeiten

Sinn und Zweck des neuen Kochbuches von Martina Lessing ist es, Gäste entspannt und ohne Stress und mit möglichst großer Auswahl zu bewirten. Zu bewerkstelligen ist dies durch die für Fingerfood typischen kleinen, meist handlichen, Portionen und Rezepten, die es dem Koch erlauben einen Großteil bereits im Voraus zuzubereiten. Zumal vieles auch kalt seinen Weg in den Magen findet. Aufgeteilt wird das Buch in drei Kapiteln: Zum einen „Fingerfood“, dann „Warme Schüsselchen“ und zuletzt „Süßes“.

Im ersten Kapitel „Fingerfood“ werden für mich unerklärlicherweise auch Suppen aufgeführt, die man bekanntlich kaum mit den Fingern zu essen vermag. Richtig interessant wurde es daher für mich erst bei den Rezepten, die mit reichlich Spieß-Einsatz daherkamen oder mit einem Haps im Mund verschwinden. Es wird eine leider etwas zu kleine Bandbreite an klassischen Häppchen vorgestellt und ich würde gerne sagen, dass für jeden etwas dabei wäre, aber sollten Veganer unter den Gästen lauern, werden diese wohl eher leer ausgehen. Auch vegetarische Gerichte finden keinen ausreichend großen Platz.

Hinter den „Warme Schüsselchen“ hingegen stecken häufig dekadente Festmahlzeiten bis hin zu etwas einfacheren und trotzdem originellen Gerichten, die manchmal schon fast zu schade sind in nur so kleinen Portionen gegessen zu werden.

Leicht enttäuscht bin ich dann doch vom letzten Kapitel „Süßes“. Einige sind gut, aber manches Mal wirken die Rezepte regelrecht langweilig und können mich nicht gänzlich überzeugen.

Als nicht wirklich gut gelungen empfinde ich auch die Aufmachung. Das Buch ist größtenteils in sterilem Weiß bis hin zu grau gehalten, wodurch manche Bilder etwas trostlos oder wenig einladend wirken. Wie zum Beispiel beim „Warmes Winterkompott“, da mag es womöglich noch so lecker sein, ich fühle mich nicht unbedingt dazu verführt es nachzumachen. Dagegen genervt hat es mich, wenn hin und wieder die österreichischen Begriffe (die sich die Autorin nicht nehmen lassen will) nicht mit einem erklärenden Wort in Klammern dahinter ergänzt wurden. Wenigstens weiß ich jetzt, was Biskotten oder auch Weichseln sind, aber nachschlagen sollte man das eigentlich nicht müssen.

Als merkwürdig empfand ich zuletzt die Selbstverständlichkeit, mit der Frau Lessing annimmt, ein jeder hätte einen Food Processor anstelle eines einfachen Handrührgeräts zu Hause stehen. Die Anleitung richtete sich danach und bot dabei keine Alternativen. Zugegebenermaßen weiß ich selbst wie man einen Mürbteig zubereitet, aber dieser ist nicht ganz einfach und für Anfänger nicht ausreichend erklärt.

Zum Fazit hin bleibt aber ein durchweg positiver und manchmal schon nach dem reinen Lesen einiger Rezepte auch sehr hungriger Eindruck, der durch das Nachmachen so mancher Köstlichkeit nur umso mehr bestärkt wurde.

Die nächste Einladung steht sogar schon fest, und damit für mich auch leider wieder die Qual der Wahl.
Von mir gibt es 3,5 von 5 Punkten

Cover des Buches Liebten wir (ISBN: 9783548285771)

Bewertung zu "Liebten wir" von Nina Blazon

Liebten wir
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein eher schwächerer Roman der Autorin, aber trotzdem lesenswert.
Lieben und geliebt werden

Die Welt und alle darin enthaltenen Gefahren erlebt Mo stets nur gefiltert durch das schützende Objektiv ihrer Kamera. Mit ihren Bildern entlockt sie ihren Mitmenschen jegliche Geheimnisse, deckt für andere gänzlich unbemerkte Verbindungen auf und schützt sich und ihre eigene düstere Vergangenheit dadurch im gleichem Maße. Denn nie ist der Photograph selbst im Bild zu sehen. Als dann ihr Freund Leon sie seiner Familie vorstellen möchte, ist sie fürchterlich zerrissen zwischen Freude und Angst. Von sich selbst kann und will Mo nichts preisgeben, aber dazugehören, einen echten, sich liebenden Familienverband zu haben, bedeutet alles für sie. Doch die harmonischen Familienbilder im Album der Kuznetsows trogen über die wahre Einstellung der Familie hinweg. Missgünstig und hinterhältig intrigierend ist Leons kleine Schwester, prüde die Tanten sowie Onkel und voller Vorbehalte sogar die Eltern. Das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachte dann schließlich das Auftauchen von Mo´s älterer Schwester Danae, die sie vor der versammelten Familie bloßstellte und zur Krönung auch noch mit Leon schlief. Entsetzt flieht Mo vor den Trümmern ihrer Beziehung und klaut kurzerhand das Familienauto. Noch bevor sie aber verschwinden kann, springt Leons Großmutter auf den Beifahrersitz und lässt sich partout nicht mehr vertreiben. Auch sie will von den lieblosen Behandlungen ihrer eigenen Verwandten nur noch entkommen und so flüchten die schlecht zusammenpassenden Frauen gemeinsam. Die grantige ältere Dame stellt sich als Aino vor und bietet Mo an, ihr zu helfen, wenn Mo ihr im Gegenzug zur Überfahrt nach Finnland, Helsinki verhilft. Ohne eigene Pläne, was sie weiter tun könnte, gibt Mo nach und so beginnt für beide eine Reise in Ainos trauriger Vergangenheit, die voller unentdeckten und schrecklichen Geheimnissen zu stecken scheint. Doch die von schmerzhaften Einblicken behafteten Recherchen über das Leben Ainos während des zweiten Weltkrieges, zerren auch Mo´s Schreckensgeister ans Tageslicht bis schlussendlich alles erschreckend klar vor ihren Augen liegt.

Mit "Liebten wir" veröffentlichte Erfolgsautorin Nina Blazon ihren ersten Roman für Erwachsene und außerdem noch außerhalb ihres gewohnten Genres. Bekannt war sie mir schon lange, vor allem wegen ihrem zauberhaft schönem Schreibstil, den die Autorin auch hier im ausreichenden Maße zur Schau stellte, der Roman an sich jedoch packte mich leider weder mit Spannung, noch mit sonderlich sympathischen Charakteren. Lediglich auf den letzten Seiten, als es an die Enthüllungen ging, konnte ich das Buch dann doch nicht mehr aus den Händen legen. Diese Enthüllungen gingen mir dann sehr nahe, Mitleid und Mitgefühl konnten die tragischen Lebensgeschichten durchaus erwecken, bis dahin aber blieb viel davon auf der Strecke. Die Protagonisten handelten dabei zum Teil recht merkwürdig oder für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Sogar als es um die nachweisliche Ermordung einer Frau ging, wurde mehr über das daraufhin zerstörte Leben des Mörders nachgedacht, als empört darüber zur Polizei zu gehen. Zuletzt verwirrte mich das Ende des Romans sehr, denn es wirkte, wie wenn die Autorin mit aller Gewalt eine Brücke zwischen den ersten und letzten Seiten hat legen wollen, ganz gleich, ob es denn nun passt oder nicht. Es wirkt leider künstlich aufgesetzt und unlogisch, zumal alles bereits zu einem durchaus zufriedenstellenden Ende gebracht worden war. Nichtsdestotrotz habe ich "Liebten wir" gerne gelesen, aber es war bestimmt nicht Frau Blazons bestes Werk.

Cover des Buches Der Apfelsammler (ISBN: 9783423260176)

Bewertung zu "Der Apfelsammler" von Anja Jonuleit

Der Apfelsammler
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Eine wirklich bezaubernde Atmosphäre!
Wenn eine Liebe einfach nicht sein sollte

Völlig unvorbereitet trifft Hannah die plötzliche Todesnachricht ihrer Tante Eli und damit auch ihrer allerletzten Verwandten. Davon aufgeschreckt beendet sie kurzerhand ihre eher einseitige Beziehung und fährt überstürzt nach Italien, Elis heimlicher Wahlheimat. In einem kleinen, gänzlich abgeschiedenen Dorf findet sie schließlich das nunmehr verwaiste Haus. Nie hatte Hannah sie dort jemals besucht und beginnt voll Wehmut in dem kleinen Häuschen nach dem Leben ihrer geliebten Tante zu forschen. Und findet Teile eines Briefes, der die tragische Geschichte der jungen Eli im tiefen Süden Deutschlands erzählt. Gebannt von den Enthüllungen, will Hannah mehr erfahren, denn der Brief ist unvollständig, große Teile fehlen und weshalb hatte sie nie etwas davon erfahren? Den verblassenden Spuren ihrer Tante folgend, begegnet sie dem grantigen und überaus eigensinnigen, wie unfreundlichen ´Apfelsammler´. Dieser hat sich der hingebungsvollen Suche und Erhaltung alter Apfel- und Birnensorten verschrieben und bekam zur Ernte regelmäßig die Unterstützung ihrer Tante. Und auch er scheint einiges zu verbergen. Immer mehr unbekannte Schichten der Persönlichkeit Elis lüftet Hannah, bis sie dann schließlich ihr größtes Geheimnis endgültig zu enthüllen vermag.
Der aus zwei Sichtweisen, wie auch Zeitebenen erzählte Roman von Anja Jonuleit birgt in sich die traurige Geschichte zweier Familien, die sich in den Wirren der Ereignisse so sehr festfahren, bis schlussendlich keiner davon das Glück findet. Die beiden Erzähler aus der jeweiligen Ich-Perspektive sind dabei Elisabeth, die aus der Vergangenheit her die Geschichte aufrollt und dann noch Hannah, welche sich von der Gegenwart demselben Ende nähert. Voll liebevoller Details steckend, weiß die sehr bildhafte Sprache eine dichte und mitreißende Atmosphäre zu schaffen, die das spätsommerliche Italien samt der Sinneseindrücke zum Leben erweckt. Immer mehr schließt man dann die eigenwilligen Protagonisten ins Herz, ein jeder mit einer nicht ganz leichten Vergangenheit. Das Buch hinterlässt dadurch einen prägenden Eindruck, nicht zuletzt in Hinblick auf die schwindenden Bestände alter Obstsorten. Denn der fiktive Apfelsammler des Romans hat durchaus ein sehr reales Vorbild: Isabella Dalla Ragione, die sich der Rettung dieser Obstsorten verschrieben und zusammen mit ihrem Vater eine Stiftung ins Leben gerufen hat: „Archeologia Arborea“. Wer es will, kann sogar eine Baum-Patenschaft übernehmen, muss dafür aber scheinbar jährlich nach Italien fahren und etwas Bio-Dünger für seinen Schützling selbst mitbringen.
Bereits seit längerem beschäftigt dieses Thema auch mich, umso mehr faszinierte mich die Geschichte, die durch die geschickt eingestreuten Informationen auch lehrreich sein konnte und damit meine Leseempfehlung mehr als nur verdient.

Cover des Buches 30 Tage und ein ganzes Leben (ISBN: 9783442746118)

Bewertung zu "30 Tage und ein ganzes Leben" von Ashley Ream

30 Tage und ein ganzes Leben
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein wirklich gelungener Debütroman! Traurig und anregend zugleich
Der intensive Genuss der letzten Tage

Noch 30 Tage gibt sich Clementine, um ein allerletztes Mal ihr Leben voll auszukosten und um es nun endgültig zu beenden. Denn die als erfolgreiche Künstlerin bekannte Clementine erlebte neben den Höhenflügen ihres künstlerischen Schaffens auch die pechschwarzen Tiefen von Depressionen. Unfähig diese einzige Berg-und-Tal-Fahrt weiterhin fortzusetzten, die sich ihr Leben nannte, beschließt sie ebenjenes zu beenden. Innerhalb von 30 Tagen kauft sie sich eine Grabstelle samt Sarg, besorgt sich illegal Betäubungsmittel, verschenkt sogar ihren innig geliebten Kater und versucht mit ihrer größten Wunde im Leben abzuschließen: Dem im Kindesalter davongelaufenen Vater.
Nicht ein Wort hatte sie je von ihm erreicht, weder an ihren Geburtstagen, noch am Todestag der Mutter und kleinen Schwester. Verzweifelt versucht sie diese letzte große Frage zu entwirren, denn Clementine will in Frieden mit allem aus ihrem Leben abschließen und dabei ihren Hinterbliebenen keinerlei Umstände bereiten..
Ashley Roam hat mich mit diesem Debütroman an sich gerissen, jeden einzelnen von Clementines 30 Tagen intensiv nachempfinden lassen und bis zuletzt im Ungewissen schmoren lassen. Zugegebenermaßen ist die Geschichte außerordentlich eigenwillig, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Protagonistin, und gefällt dadurch nicht unbedingt der breiten Masse, ist nach meiner Meinung aber gerade deshalb umso lesenswerter. Geschichten ohne Ecken und Kanten, die stets nach Schema F verlaufen, gibt es genügend. Diese hier ist anders, schert sich stellenweise nicht um die Meinung des Lesers und macht ihr Ding, wenn man Romanen denn ein Eigenleben eingestehen will. Dabei fällt vor allem der erfrischende Schreibstil auf, anbei mit etwas schrägem Humor und einer depressiven Protagonistin, die nicht authentischer sein könnte. Entweder hat die Autorin sehr gut recherchiert oder gar selbst damit Erfahrung gesammelt. Auch Katzenliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, denn der beschriebene Kater ist mit seinen Macken und Eigenarten einfach nur typisch Katze und schlichtweg liebenswert. Mir selbst tat deshalb die Stelle weh, als Clementine das Tier dann abgab.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass der Roman die teils sehr schlechten Bewertungen auf Amazon und co nicht wirklich verdient. Mögliche Interessenten sollten sich davon nicht abbringen lassen und wenigstens einen Versuch starten herauszufinden, zu welcher Fraktion man gehört. Mich zumindest hat er sehr beeindruckt.

Cover des Buches Herzensschwestern (ISBN: 9783548612478)

Bewertung zu "Herzensschwestern" von Åsa Hellberg

Herzensschwestern
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Schöner Anfang und rascher Abstieg. Sehr schade.
Leider enttäuschend

Elsa hat genug von ihrer Einsamkeit. Ihr Ehemann ist seit mehreren Jahren tot, mit ihrem Sohn hat sie kaum mehr Kontakt und sie hat nur eine einzige Freundin. Entschlossen stellt sie sich mitsamt Gepäck an eine Kreuzung und wartet genau auf die dritte zufällig vorbeieilende Person in Richtung des Bahnhofs, der sie hoffentlich auf eine Reise in ein fremdes Land folgen kann. Nach einigen Fehlschlägen gelangt Elsa endlich an eine unwissende Reisebegleiterin, die tatsächlich ins Ausland reisen möchte und ahnt nicht, welche Auswirkungen das auf ihr ganzes Leben nach sich ziehen wird. Denn auf diesen, für eine Rentnerin sehr abenteuerlichen, Reisen begegnet sie neuen Freunden aus allen Ländern, findet endlich wieder den Anschluss zu ihrem Sohn und beginnt schließlich mit der für sie größten Aufgabe: Ihr Leben selbst aus freiem Willen zu gestalten.
Der Roman "Herzensschwestern" hat damit eine, wie ich finde, sehr wichtige und fundamentale Aussage. Auch der grobe Aufbau der Geschichte gefiel mir ausnehmend gut, genauso wie mich das frische und frühlingshafte Cover angesprochen hatte, aber das kann nicht über die sehr schlechte Ausarbeitung hinwegtrösten. Denn beinahe von Anfang an ist die Geschichte von absolut unglaubwürdigen Zufällen durchzogen, die geradezu lächerlich oft an den Haaren herbeigezogen wirken und kaum Spannung aufkommen lassen, da sehr vorhersehbar.
Ein Beispiel: Elsa trifft bei ihren „zufällig“ ausgesuchten Reisebegleiterinnen zufällig zunächst auf Isabella, dann auf Carina, die ja zufällig auch miteinander befreundet sind, zufällig läuft sie dabei Sam über den Weg, der selbstredend Carina bereits kennt und gleichzeitig zufällig auch noch Isabella kurz zuvor getroffen hat. Und selbst danach lassen die Zufälle leider nichts an Absurditäten offen. Darüber hinaus kommen aus irgendeinem Grund beinahe alle Protagonisten nur aus Schweden. Ich selbst bin auf Reisen bestimmt nicht so vielen Schweden begegnet.
Und die Männer, die dabei für die romantischen Nebenstränge verheizt wurden, verliebten sich natürlich immer Hals über Kopf in die erstbeste Frau, die sie wirklich gerade erst zu Gesicht bekommen hatten.
Dann kam auch noch die Entführung von Elsas Freundin Siri, die die anfangs so stimmige Geschichte nun gänzlich in ein unübersichtliches Wirrwarr übergleiten ließ. Das Ganze passt einfach nicht zum Rest und wirkt wie nachträglich dazu gedichtet. Und wer wartet denn bitte eine ganze Woche, bis er die Lösegeldforderungen stellt?
Fazit: Es fing wirklich sehr gut an, war spannend, ein wenig lustig und konnte mich gut unterhalten. Das war allerdings nur ein sehr kurzes Vergnügen, denn spätestens nach dem zweiten Drittel war es durch die überspitzten Verwicklungen einfach nur noch lächerlich. Ein Roman muss nicht realitätstreu sein, man darf sich gut und gerne auch einmal in eine sich nie verwirklichende Traumwelt entführen lassen. Das, was die „Herzensschwestern“ da aber hingelegt haben, ist leider nur für hoffnungslos romantische Frauen ertragbar. Keine Kaufempfehlung!

Cover des Buches Der Duft von Erde und Zitronen (ISBN: 9783442746958)

Bewertung zu "Der Duft von Erde und Zitronen" von Margherita Oggero

Der Duft von Erde und Zitronen
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Voll vom Geist Italiens mit seinen Gerüchen und Bewohnern. Es hätte aber noch viel mehr sein können.
Die Sehnsucht nach Frieden und Freiheit

"Der Duft von Erde und Zitronen" erzählt die in größtenteils drei Erzählsträngen aufgetrennten und miteinander verwobenen Geschicke einer ganzen Familie im südlichen Italien der Gegenwart. Obwohl in der heutigen Zeit spielend, erweckt es den Eindruck längst vergangener Jahrhunderte: Drogenkriege, Vergewaltigungen und ein Mafiaboss, der aus "Der Pate" stammen könnte, und ganze Gebiete streng unter seiner Kontrolle hält.
Das junge Mädchen Imma hat schon viel gerade wegen diesen Umständen ertragen müssen. Sie lebt eingesperrt in einer kleinen, ärmlichen Wohnung, darf weder das Haus verlassen, noch sich am Fenster zeigen. Keiner darf erfahren, dass sie überhaupt existiert. Denn Imma trägt Blut an ihren Händen, das Blut des geliebten Sohnes vom Boss.
Der Roman liest sich wie eine tragische Familiensaga, voll von Verlusten. Man leidet mit jedem der Charaktere mit und begreift erst nach und nach durch die ineinander übergreifenden Erzählstränge die manches Mal fatalen Verwicklungen, die schlussendlich dazu führten, dass ein junges, dreizehnjähriges Mädchen seiner kostbaren Freiheit beraubt wurde. An sich liefert der Roman genügend Material für atemlose Stunden, doch fehlt gerade diese Spannung an einigen Stellen und hätte wesentlich mehr hergeben können. Dennoch las ich gerne weiter, denn der Schreibstil ist so leicht und ungezwungen, dass man fast nicht anders kann. Über das Ende dagegen, kann auch dieser kaum hinwegtrösten. Die Geschichte wird so abrupt und ohne einen ansatzweise darin enthaltenen Abschluss beendet, dass ich mich zunächst wie vor den Kopf gestoßen fühlte. Man kann durchaus erahnen, wohin das führen sollte, aber es wirkt dabei sehr grob und lässt viel zu vielen möglichen Szenarien, die daraufhin folgen könnten, Platz.
Nichtsdestotrotz ist "Der Duft von Erde und Zitronen" meiner Meinung nach gelungen, steckt voll vom Geist Italiens mit seinen Gerüchen und Bewohnern und geht auf leisen Sohlen ans Herz. Eine Erzählung von Sehnsüchten und dem drängenden Wunsch nach Freiheit.

Cover des Buches Eleanor & Park (ISBN: 9783446247406)

Bewertung zu "Eleanor & Park" von Rainbow Rowell

Eleanor & Park
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Unfassbar schön! Ein sehr einfühlsamer Roman, den man erst auf der letzten Seite aus den Händen legen kann.
Die erste Liebe, so wie sie sein sollte

Als das neue Mädchen in den Schulbus stieg, war Park wenig begeistert von ihr. Sie war dicklich, hatte wild-gelocktes, feuerrotes Haar und einen fürchterlichen Kleidungsstil, der förmlich nach Mobbing schrie. Und das war auch jedem im Bus bereits in der ersten Minute klar. Als keiner ihr einen Platz anbieten wollte, gab er widerstrebend nach. Zunächst hatte er Angst. Angst davor, selbst in das Fadenkreuz der Querulanten hinten im Bus zu geraten und ignorierte die unerwünschte Nebensitzerin namens Eleanor geflissentlich. Kein einziges Wort überbrückte die 15cm Abstand. Doch mit der Zeit kamen sich die beiden näher, Eleanor begann anfangs noch heimlich Parks Comics mitzulesen und nach und nach lernten sich die einsamen Seelen kennen. Als sich aus dem zarten Band der Freundschaft allmählich die erste große Liebe zu entwickeln schien, verriet Eleanor endlich ihre traurigen Geheimnisse. Sie kam aus einer zerrütteten Familie, ihr leiblicher Vater zahlte keinen Unterhalt für seine 4 Kinder und der neue Stiefvater war ein um sich prügelnder Säufer. Die große Familie war so arm, dass Eleanor nicht einmal eine Zahnbürste ihr Eigen nannte, noch heil gebliebene Kleidungsstücke ohne Löcher. Um der Wut des Stiefvaters zu entgehen, musste das 16-jährige Mädchen bereits ein ganzes Jahr lang bei den entnervten Nachbarn wohnen, die ihre ursprüngliche Hilfsbereitschaft schnell bereuten. Trotz der vielen, sich auftürmenden Probleme hielt Park zu ihr und verteidigte sie vehement. Doch wer schrieb Eleanor ständig die perversen Nachrichten auf ihre Schulbücher, die allmählich wie Drohungen aussahen? Die Lage spitzte sich zu, als endlich klar war, dass es sich dabei nicht im Geringsten nur um kindische Sticheleien handelte.
Eleanor und Park ist ein Buch, wie ich es seit langem schon nicht mehr hatte: Es wühlte in meinen Gefühlen, ließ mich im überfüllten Zug beinahe vor allen Leuten in Tränen ausbrechen und ging mir noch Tage danach immer wieder durch den Kopf. Der klare, einfache Schreibstil übt einen Sog aus, der nur von den warmherzigen und absolut authentischen Hauptcharakteren übertroffen wird. So und nicht anders sind Jugendliche und so ist auch die allererste große Liebe. Das Ende hatte mich dann auch sehr überrascht, denn im Grunde wurde nicht viel verraten, es wurde eher mit nur wenigen Hinweisen angedeutet und kann im weiteren Verlauf der Beziehung der beiden nur erahnt werden. Für mich als romantischen Optimisten natürlich das glückliche Happy End, aber ausdrücklich erwähnt wird es nicht. Geschrieben wurde der Roman jeweils aus der Sicht von Eleanor oder der von Park und geht dabei nur wenig auf die Nebenfiguren ein, lässt diese dabei sogar fast außen vor. Das nimmt dem Ganzen allerdings nicht im Mindesten die Spannung, denn so wird die aufkeimende Liebesbeziehung nur umso intensiver erzählt. Schlussendlich kann ich nur ausdrücklich eine Kaufempfehlung aussprechen und werde das Buch mit Sicherheit bei meinen Freunden rumreichen.

Cover des Buches T.R.O.J.A. Komplott (ISBN: 9783649618652)

Bewertung zu "T.R.O.J.A. Komplott" von Ortwin Ramadan

T.R.O.J.A. Komplott
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Viel Getöse am Anfang und schließlich zu einem übereilten und leider ganz und gar vorhersehbaren Ende gebracht.
Die Spione der nächsten Generation

Die Krankenkassen sind überfordert, der Gesundheitszustand der US-Bwohner lässt das System beinahe zusammenbrechen, bis es endlich die Lösung für das Problem zu geben scheint: Denn in der nahen Zukunft der USA ist jeder US-Bürger zum Tragen der sogenannten Nanobots verpflichtet. Diese sind winzig kleine "Roboter", die ,gesteuert durch einen Biochip im Unterarm, Blutwerte, Blutdruck und ähnliche Dinge im Körper messen und sogar zu kleineren Operationen fähig sind. In jedem Quartal werden die gesammelten Daten aufgerufen und ausgewertet. Wenn die kleinen Bots einen Messwert als bedenklich empfinden, wird ein entsprechender Ernährungs- und Sportplan erstellt. Hält sich der Betreffende nicht an die gesundheitsfördernden Maßnahmen, drohen hohe Geldstrafen. Alkohol und Zigaretten verschwinden beinahe von der Landkarte und sogar Kaffee und Tee sind nun bedenkliche "Drogen".
In diesem Szenario schickt sich der junge Nico an, seine Ausbildung als FBI-Agent an der Academy erfolgreich zu beenden. Als angehender Agent ist Nico stolz auf sich: auf sein Vaterland, seinen hervorragenden Leistungen auf der FBI-Academy und vor allen Dingen darauf, dass er das Andenken seines verstorbenen Vaters ehren kann. Und zwar, indem er, wie dieser, seinem Land als Agent dienen kann. Am Tag der Urkundenverleihung wird Nico dann urplötzlich aus der Reihe gezogen und ihm wird mitgeteilt, er hätte den psychologischen Test nicht bestanden. Das vernichtende Eregnis des Testes wäre fälschlicherweise untergegangen und Nico muss nun seinen Platz am Campus sofort räumen. Niedergeschlagen gehorcht er und beginnt sich in einer Bar illegal mit Alkohol zu betrinken. In seinem berauschtem Zustand wird er überrumpelt und entführt. Als man ihm dann schließlich die Maske entfernt, sitzt er in einem Verhörraum einem Agenten gegenüber. Dieser erklärt ihm, dass er der streng geheimen Organisation rund um das Projekt T.R.O.J.A. zugeteilt wurde und ihr nun beitreten soll. Denn die Nanobots können so vieles mehr, als den ahnungslosen Bewohnern der USA klar ist: Sie sind in der Lage, sich an den Sehnerv der jeweiligen Person anzuhaften und die Reize direkt zu einem Bild zu vervollständigen! Voller idealistischem Tatendrang und der Erleichterung darüber nun doch noch ein Agent zu werden, nimmt Nico das Angebot an. Doch in den darauffolgenden Tagen überstürzen sich die Ereignisse. Sein Teamkollege ist von einem Tag zum anderen scheinbar ohne ein Wort des Abschieds aus dem Projekt ausgestiegen und die durch die Nanobots observierte junge Frau scheint so gar nicht die gefährliche Terroristin zu sein, wie angegeben. Immer mehr entdeckt Nico Ungereimtheiten und stellt diese zu einem fatalen Schlussbild zusammen. In letzer Sekunde wechselt er die Reihen und beginnt entgegen der mörderischen Organisation zu agieren.
An und für sich ist der düstere Roman von Ortwin Ramadan eine rasante Geschichte um Leben, Tod, eine schockierende und unangenehme Wahrheit und dem alles sehenden Feind im eigenen Inneren. Aber so spannend die Idee mit den Nanobots auch anfänglich sein mag, so wenig hält die Geschichte das gegebene Versprechen ein. Auf Nico ist als Hauptcharakter nur unzureichend eingegangen worden. Zuweilen wird sein naiver Patriotismus bis hin zur Dummheit getrieben und seine aufkeimende Liebe zu dem Observationsobjekt namens Beta ist für meinen Geschmack etwas zu flach. Leider ist T.R.O.J.A. ein durchaus recht fieses und intrigantes Komplott mit mächtig Potential, dem allerdings schon nach der Hälfte deutlich die Luft ausgeht und auf ein ausgesprochen vorhersehbares und übereiltes Ende hinausläuft. Das empfinde ich als besonders schade, da ich mich nach der spannenden Leseprobe und dem gelungenen Cover ganz besonders auf das Buch gefreut hatte.

Cover des Buches Plötzlich Shakespeare (ISBN: 9783499268274)

Bewertung zu "Plötzlich Shakespeare" von David Safier

Plötzlich Shakespeare
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein bisschen überzogen an der einen oder anderen Stelle, aber trotzdem ist es mir ans Herz gewachsen
Finde zu deinem inneren Shakespeare

Frustriert an ihrem Ramazzotti trinkend, fragt sich Rosa, was Olivia hat und sie offensichtlich nicht. Denn diese wird in Kürze ihren Exfreund Jan, Rosas große Liebe, heiraten. Um sich abzulenken nimmt sie den Rat ihres besten schwulen Freundes an und lässt sich auf ein Date mit dem Frauenvernascher Axel und danach auf einen unverbindlichen One Night Stand ein. Doch so weit kommt es gar nicht, denn bei der besuchten Zirkusvorstellung überzeugt der Zauberkünstler Prospero Rosa davon, sich in ein früheres Leben zurückversetzen zu lassen. Sie landet überraschenderweise im Körper des äußerst männlichen William Shakespeare, samt dessen genervter Seele, im 16. Jarhundert, der sich obendrein auch noch just in diesem Moment in einem todbringenden Duell befindet. Daraufhin reiht sich ein Problem an das andere an, angefangen von den noch simplen Pinkelproblemen, über den peinlichen Umstand, die Queen Elisabeth von England auf dem Donnerbalken erwischt zu haben, bis hin zu Rosas Verliebtheit zu Jans früheren Leben als Earl von Essex. Eine Liebe, die leider durch den Umstand erschwert wird, dass Rosa weiterhin in einem Männerkörper steckt.. zusammen mit dem darüber nicht erfreuten Shakespeare. Wieder zurückreisen in ihre eigene Zeit, kann Rosa aber erst, wenn sie dort ihre wahre Liebe findet. Lange Zeit irrt Rosa umher, kabbelt sich ein ums andere Mal mit dem immer sympathischer werdenden William und entdeckt schließlich das große Geheimnis der wahren Liebe. Endlich findet auch Rosa, gemeinsam mit der geschundenen Seele Shakespeares, zu Zufriedenheit und Glück, wie auch der sprühenden Lebensfreude.
Der Roman von David Safier ist ein großes Paket voller Witz, spannenden Wendungen und einer nicht zu unterschätzenden Lehre, die dem einen oder anderen Menschen doch sehr gut tun würde. Die Geschichte berührt und hängt einem noch länger nach, genauso wie die unfassbar dämlichen und schreiend komischen Situationen, wie als die Gräfin nackt im Teich badet und sich fragt, weshalb denn Luftblasen aufsteigen, wo sie doch gar nicht gefurzt hat? Außerordentlich unterhaltsam, kurz gehalten, dafür aber mit viel Herz und Verstand geschrieben.

Cover des Buches Birne sucht Helene (ISBN: 9783471350362)

Bewertung zu "Birne sucht Helene" von Carsten Sebastian Henn

Birne sucht Helene
Tehurivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Kurz, frisch und sehr lustig!
Birne sucht und findet

Paul ist rettungslos verliebt in die chaotische, aber liebenswerte Eli, die beinahe monatlich bei ihm auftaucht, um ein neues Auto anzumelden. Denn Paul arbeitet bei der KFZ-Zulassungsstelle und Eli erweist sich mit ihrem rasanten Fahrstil, nebst einer Schwäche für betrügerische Gebrauchtwagenhändler, als seine beste Kundin. Doch Paul kann einfach nicht mit Frauen umgehen und als er versucht mit ihr ins Gespräch zu kommen, hält sie ihn prompt für schwul und will ihn mit ihrem besten schwulen Freund verkuppeln. Niedergeschlagen von seinem ersten Misserfolg kommt er durch Zufall auf die Idee, sich in das Herz der begehrten Frau hinein zu kochen. Zu Rate zieht er dabei seinen Freund Fish-Mac, einem Computernerd, der zur Unterstützung sich alles Wissenswerte aus Wikipedia und Google herausfischt. Die ersten Male enden in katastrophal versalzenen oder verbrannten Gerichten, aber mit der Zeit entdeckt Paul seine Leidenschaft fürs Kochen und behandelt so auch seinen von Fastfood hervorgerufenen Skorbut. Nach einigen Rückschlägen, einem hinterhältigen, die Frau ausspannenden Freund, und einer allzu aufdringlichen Arbeitskollegin endet die Geschichte endlich im Happyend. Eine sehr gelungene, kurzweilige Geschichte, die einen mehr als nur einmal zum herzhaften Lachen anregt und darüber hinaus mit saukomischen Charakteren (wie Andy) besticht, die ich sehr ins Herz geschlossen hab. Hat mich persönlich sehr überrascht, da ich eher einen schnulzigen Frauenroman erwartet hatte.

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