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Thoronris

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Cleopatra und Frankenstein (ISBN: 9783847901440)

Bewertung zu "Cleopatra und Frankenstein" von Coco Mellors

Cleopatra und Frankenstein
Thoronrisvor 7 Monaten
Eine andere Welt

Ich wusste, dass ich mich mit diesem Buch auf ein Experiment einlassen würde, aber wie anders es am Ende war, hat mich doch überrascht.

Der erste Punkt, den potentielle Leser meines Erachtens wissen sollten, ist, dass wir nicht nur Cleo und Frank in ihrem Leben begleiten. Die Nebenfiguren erhalten ebenfalls eine Menge Aufmerksamkeit, was mich sehr gefreut hat, aber im ersten Moment sehr überraschend war.

Ich habe erwartet, dass das Buch keine rundum fröhliche Angelegenheit wird, doch bin ich am Ende erstaunt gewesen, wie mutig die Autorin sich mit den Abgründen psychischer Krankheit und Sucht beschäftigt. Diese Darstellungen wirkten auf mich authentisch und tragisch und waren der Höhepunkt des Buches für mich. 

Cleo und Frank verstehen einander sehr schnell sehr gut, was ideal für eine Hollywood-Romanze wäre. Aber die Autorin hat sich entschieden, ein realistischeres Bild zu zeichnen. Beide sind ganz eigene Charaktere und wirkten auf mich greifbar und menschlich wie wenig andere Buchfiguren. 

Trotzdem konnte mich das Buch am Ende nicht ganz überzeugen. Die Autorin hat viele gute Entscheidungen getroffen und mir einen Blick in eine völlig fremde Welt ermöglicht. Leider hatte ich doch immer mal das Gefühl, dass zu viel Wert auf Stil und "Vibe" gelegt wurde, und darunter manchmal die Charaktere und ihre Entwicklung gelitten haben. Dennoch, wer sich auf dieses Buch einlassen kann, wird hier sehr belohnt.

Cover des Buches Ingenium (ISBN: 9783455015669)

Bewertung zu "Ingenium" von Danielle Trussoni

Ingenium
Thoronrisvor 8 Monaten
Kurzmeinung: Ein neues Lieblingsbuch, das aber als Thriller ein wenig schwächelt.
Ein neues Lieblingsbuch trotz Schwächen

Ein Buch wie dieses zu bewerten, fällt mir immer sehr schwer. Es gehört genau zu der Sorte Bücher, die ich innerhalb von einer Sitzung inhalieren könnte, wenn ich nicht zwischendurch essen oder trinken müsste. Alles an diesem Buch scheint genau auf meinen Geschmack ausgerichtet zu sein. Aber dann sind da die kleinen handwerklichen Missgriffe und ungelenk eingesetzten Tropes, die mir sagen, dass das Buch eben doch kein Meisterwerk ist.

Was Ingenium richtig gut kann, ist, uns Konzepte, Hintergrundgeschichten und Theorien zu erklären. Ein Großteil des Buchs ähnelt beinahe einem Aufsatz – was für manche abschreckend sein mag, hat mich von der ersten Seite an begeistert. Zu keinem Zeitpunkt waren die Ausführungen über Rätsel, Religion oder Computerwissenschaft für mich langweilig und nie hatte ich das Gefühl, etwas nicht zu verstehen. Das ist eine erstaunliche Leistung, gerade weil hier Wissenschaften benutzt wurden, von denen ich zuvor quasi keine Ahnung hatte. Genau deswegen habe ich das Buch genossen und kaum aus der Hand legen wollen. Es war einfach interessant.

Auf der anderen Seite steht der Plot, der sich dem Thriller-Genre einfügen muss und deswegen sowohl Spannung als auch Action braucht. Hier war manchmal eine geradezu aggressive Vernachlässigung von Recherche und Logik zu lesen, die im starken Kontrast zu dem stand, was die Autorin in das Setting investiert hat. Gerade zum Ende gab es einige Szenen, die ich nur augenrollend hinnehmen konnte mit dem Gedanken, dass das natürlich vorkommen muss. Es war für mich beinahe mit den Händen greifbar, wie wenig die Autorin sich für diese Teile der Geschichte interessierte. Ich kann das nachvollziehen – es braucht diese Szenen, um uns von Punkt A nach Punkt B zu bringen, aber sie sind nicht das, worum es hier eigentlich geht.

Das ist der Grund, warum ich diesem Buch keine volle Punktzahl geben kann. Obwohl es definitiv zu meinen Lieblingsbüchern der vergangenen Jahre zählt und ich mich definitiv auf den nächsten Band freue, sind doch einige Unebenheiten im Buch zu finden, die man besser machen könnte. Die Hauptcharaktere sind einzigartig und schon nach wenigen Seiten greifbar und lebhaft. Die Nebenfiguren glänzen, weil sie alle ihre eigene Agenda zu haben scheinen. Der Plot folgt den klassischen Punkten und Tropes, die einen Thriller ausmachen. Nur wenn es darum geht, Spannung durch Action zu erzeugen, schwächelt das Buch. Wer sich darauf einlassen kann zu lesen, wie religiöse Texte und Religionswissenschaft moderne Probleme und moderne Wissenschaft revolutionieren könnte, hat mit diesem Buch auf jeden Fall einen Schatz in der Hand.


Fazit

Der Thriller „Ingenium – Das erste Rätsel“ von Danielle Trussoni besticht durch umfassend recherchierte und spannend aufbereitete wissenschaftliche Analyse. Jede neue Entdeckung, jede neue Theorie macht neugierig darauf, wie es sich auf den Kernkonflikt auswirkt und was wirklich hinter dem zentralen Rätsel steckt. Während die Action eher müde auf bekannte Tropes setzt, glänzen die Charaktere durch ihre Einzigartigkeit. Für jeden, der beim Lesen auch gerne lernt und sich nicht von langen Erklärungspassagen abschrecken lässt, ist dieses Buch absolut Gold wert.

Cover des Buches Mord auf der Insel Gokumon (ISBN: 9783351051198)

Bewertung zu "Mord auf der Insel Gokumon" von Seishi Yokomizo

Mord auf der Insel Gokumon
Thoronrisvor 8 Monaten
Kurzmeinung: Ein fantastischer Krimi im Stile von Agatha Christie, der ein wenig von seinem Alter runtergezogen wird.
Fantastischer Krimi

Für mich war dieses Buch der Einstieg in die Reihe um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, und es hat mich sehr gefreut, dass keinerlei Vorwissen notwendig war, um diesen Fall zu verstehen. Obwohl immer wieder Anspielungen auf seinen großen Ermittlungserfolg gemacht werden, ist der Fall auf der Insel Gokumon ganz auf sich selbst begrenzt.

Der Autor dieses Buches ist ’81 gestorben und hat seine Romane hauptsächlich in den 70er Jahren verfasst. Das merkt man der Geschichte zwischenzeitlich an. Es gibt viel unreflektierte Diskriminierung gegen so ziemlich jede Minderheitengruppe, am auffälligsten dabei psychisch Kranke, die wiederholt nur als verrückt bezeichnet werden und in einer Zelle eingesperrt bleiben. Man muss sich darauf einlassen können, dass dieses Buch in der Hinsicht ein Produkt seiner Zeit ist, gerade weil es auch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt und damit das historische Setting zusätzlich betont werden soll. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist so ziemlich jeder andere Aspekt hier grandios.

Wir kommen mit Kosuke Kindaichi auf die Insel, eine ominöse Botschaft im Gepäck, und erfahren sehr schnell über die familiären und politischen Verwicklungen. Noch bevor wir richtig angekommen sind, geschehen die titelgebenden Morde. Hier zeigt der Roman seine größte Stärke: Es ist ein klassischer whodunnit Krimi, wie man ihn von Agatha Christie kennt. Wir bekommen ein klares Bild vom Tagesablauf um die Morde, welche Personen wann wo waren, was sie getan haben, wo es Lücken im Alibi gibt und wo nicht. Wir sehen alles, was der Ermittler auch sieht und haben so die Chance, mit ihm zusammen zu raten. Ich persönlich tappte so wie er bis zum Schluss im Dunkeln, und konnte das letzte Puzzelteil nicht zuordnen, so dass ich die Aufklärung präsentiert bekommen musste, um sie zu verstehen. Aber immerhin war ich auf der richtigen Fährte und fühlte mich klug. Das ist es, was ich an Krimis liebe und was hier großartig umgesetzt wurde.

Als ehemalige Japanologie-Studentin muss ich auch ein Wort zur Übersetzung verlieren. Man merkt hier, dass die Übersetzerin viel Liebe in den Text gesteckt hat. Sie hat es auf einzigartige Weise geschafft, das Gefühl, den Eindruck der japanischen Sprache zu behalten, und es gleichzeitig in formvollendetes Deutsch zu gießen. Auch die Art, wie die Personen miteinander sprechen, welche Höflichkeitsformen und welche Art der Sprache genutzt wird, kam rüber, obwohl wir da im Deutschen wesentlich eingeschränkter sind als die Japaner. Neben einem guten Krimi bietet dieses Buch also auch höchsten Lesegenuss aufgrund des Texts selbst.


Fazit

Der zweite Band um den Ermittler Kosuke Kindaich von Seishi Yokomizo ist ein brilliant konstruierter Krimi, der handwerklich alles richtig macht. An der Seite des Privatdetektivs verfolgen wir das Geschehen, ermitteln mit und haben immer die Chance, richtige Schlüsse zu ziehen. Das Ende ist überraschend, aber lösbar, und wundervoll emotional geschrieben. Einen kleinen Punktabzug gibt es, weil das Buch eben doch deutlich Produkt seiner Zeit ist und nicht immer feinfühlig gegenüber Minderheiten ist. Wer nach einem guten Krimi im Stile Agatha Christies ist, findet hier auf jeden Fall ein Juwel.

Cover des Buches Seaside Hideaway – Unsafe (ISBN: 9783423740999)

Bewertung zu "Seaside Hideaway – Unsafe" von Leonie Lastella

Seaside Hideaway – Unsafe
Thoronrisvor 9 Monaten
Kurzmeinung: Spannendes Konzept, authentische Charaktere, emotionaler Schreibstil, aber am Ende fehlt Konflikt und Spannung.
Spannendes Konzept, schwächelnde Umsetzung

Als ich diesen Buch in die Hand genommen habe, war ich sofort von seinem Potential überzeugt: Eine sommerliche Geschichte am Meer, die einen Schuss Suspense mitbringt, weil die Protagonistin mit ihrer Familie im Zeugenschutzprogramm ist, klang nach einem Konzept, das genau mein Ding ist. Dazu kam ein Schreibstil, der modern und locker ist und damit gut zu den jungen Erwachsenen passt. Die ersten 100 Seiten habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen, weil einfach alles gestimmt hat.

Leider hat das Buch in der Mitte dann deutlich an Fahrt verloren. Obwohl der Schreibstil stark blieb und die Geschichte emotional erzählt wurde, schwächelte die Umsetzung zunehmend. Ich rechne grundsätzlich damit, dass in Geschichten wie dieser bekannte Tropes vorkommen und damit einige Teile vorhersehbar sind – das ist ja gerade der Grund, warum ich Romance immer wieder lesen kann, obwohl die Geschichten nie das Rad neu erfinden. Aber hier mangelte es an einem echten Konflikt, den die Charaktere gemeinsam bewältigen mussten. Beide Protagonisten haben ihr Trauma, das sie größtenteils unabhängig von einander bearbeiten. Das gibt den Figuren Tiefe, aber spätestens nach der Hälfe des Buches gibt es keinen echten Plot mehr, da der erwähnte Konflikt fehlt.

Das Ende ist dann leider rundum vorhersehbar und zu schnell abgehandelt. Nach all der Zeit, die die Autorin sich genommen hat, die Hintergründe der Charaktere aufzubauen und zu erkunden, nach all der Vorarbeit, um einen echten Konflikt aufzubauen, zerfällt alles am Ende in nichts. Ein paar mehr Seiten, um den Protagonisten Zeit zum Atmen zu geben, wären schön gewesen. Gerade auch, weil wir am Ende einen Teaser auf Band zwei bekommen, der noch mehr Spannung verspricht. Wenn die beiden Hauptfiguren sich einen Moment länger mit den externen Bedrohungen befasst hätten, hätte der Teaser mich vielleicht mehr abgeholt.


Fazit

Mit „Seaside Hideaway – Unsafe“ ist Leonie Lastella ein solider Auftakt zu ihrer Dilogie gelungen. Emotional erzählt und mit Charakteren, die sich authentisch anfühlen, verspricht das Buch eine dramatische Geschichte um eine junge Erwachsene im Zeugenschutzprogramm. Leider fehlt es am Ende an einem echten Konflikt und so geht dem Buch in der zweiten Hälfte die Puste aus. Trotzdem empfehle ich das Buch gerade jenen, die nach einer Liebesgeschichte zum Wohlfühlen und Schwärmen suchen.

Cover des Buches Düstergrab (ISBN: 9783785728345)

Bewertung zu "Düstergrab" von Romy Fölck

Düstergrab
Thoronrisvor 9 Monaten
Kurzmeinung: Solider Krimi mit eingespieltem Ensemble an Figuren. Die Auflösung hat mich am Ende nicht ganz überzeugen können.
Solider Krimi, der am Ende schwächelt

Für mich war "Düstergrab" der Einstieg in die Elbmarsch-Krimireihe, da ich noch keinen der fünf Vorgängerbände gelesen habe. Ich war gespannt, ob die Autorin so einen Quereinstieg ermöglicht, oder ob ich mich zwischen all den Figuren verloren fühlen würde. Jetzt am Ende kann ich sagen, dass ich zwar offensichtlich Hintergrundinformationen vermisst habe, aber dass ich trotzdem nie das Gefühl hatte, etwas nicht verstehen zu können. Die Autorin hat es meisterhaft geschafft, alle wichtigen Eckpunkte zu den schon seit fünf Bänden existierenden Figuren zu liefern, so dass ich mich schnell zu Hause gefühlt habe.

Der Krimiplot selbst ist solide konstruiert. Wir schauen unseren Ermittlern bei sehr klassischer Laufarbeit und Klinkenputzen zu, aber es wird nie langweilig, denn jedes Gespräch, jede Untersuchung bringt uns ein neues Puzzelstück. Gleichzeitig spüren wir die Frustration der Ermittler, dass es nicht so schnell vorangeht, wie sie sich erhofft haben, ohne selbst von fehlendem Tempo frustriert zu werden. Neben dem Hauptplot rund um die Tote im Grab haben wir zudem die Ermittlungen zu einem Attentat. Beides läuft gleichzeitig nebeneinander her, ohne Berührungspunkte zu haben, und trotzdem wirkt weder das eine noch das andere deplatziert. Beide Plotstränge bekommen genügend Zeit und die Ermittler gehen beiden mit gleicher Intensität nach. 

Das Buch bleibt bis zum Schluss ein Page-Turner, auch wenn die Auflösung mir nicht so gut gefallen hat. Ich will natürlich nichts verraten, aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass es etwas zu schnell ging. Das Tempo war von Beginn an eher langsam, auch wenn viele Dinge passiert sind, aber gerade in der Langsamkeit lag die Stärke, da ich das Gefühl hatte, dass ich Zeit hatte, die Informationen zu verdauen und selbst mitraten zu können. Dass das Tempo zum Schluss plötzlich so angezogen wurde, hat mich etwas rausgeworfen. 


Fazit

Der Kriminalroman "Düstergrab" von Romy Fölck besticht durch einen solide konstruierten Plot und ein eingespieltes Ensemble von Charakteren. Obwohl das Erzähltempo eher langsam ist, bleibt es bis zum Schluss spannend und lässt den Leser Seite um Seite verschlingen. Auch für Neueinsteiger in der Reihe ist der Krimi geeignet, da die Autorin es versteht, die Hintergründe aller Figuren ausreichend zu präsentieren. Obwohl der Schluss auf mich etwas übereilt gewirkt hat, war ich rundum mehr als zufrieden mit dem Buch. Wer klassische Krimis mit lokalem Flair und einem großen Cast an Figuren mag, wird hier definitiv nicht enttäuscht!


Cover des Buches The Fellowship of the Ring (ISBN: 9780261102354)

Bewertung zu "The Fellowship of the Ring" von J. R. R. Tolkien

The Fellowship of the Ring
Thoronrisvor einem Jahr
Cover des Buches Fast bis zum Nordkap (ISBN: 9783548066370)

Bewertung zu "Fast bis zum Nordkap" von Judith Pinnow

Fast bis zum Nordkap
Thoronrisvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Judith Pinnow hat wieder einen Wohlfühlroman geschrieben, der durch eine träumerische Liebesgeschichte ohne unnötiges Drama besticht.
Ein Wohlfühlroman, der uns auf eine Reise gen Norden mitnimmt

Als ich „Fast bis zum Nordkap“ aufgeschlagen habe, wusste ich genau, was mich erwarten würde: Judith Pinnow würde mich in eine Welt entführen, die sehr reale Probleme und sehr reale Geschichten erzählt, aber nie so dramatisch, so tragisch, so herzzerreißend, wie es in der Realität manchmal ist. Stattdessen gibt uns Pinnow Hoffnung, Romantik und den Glauben, dass wir unser Schicksal selbst in der Hand haben, wenn wir nur auf unser Herz hören.

Und genau das war es dann auch, was mich von der ersten bis zur letzten Seite begleitet hat. Der Schreibstil ist leicht, ich konnte schnell in der Geschichte versinken, und die Figuren sind allesamt liebenswert – mit einer einzigen Ausnahme, die nicht liebenswert sein soll. Jeder hat eindeutig eigene Handlungsmotivationen und Ziele und die Lebenswege kreuzen sich auf authentische Weise, verbinden sich und ergänzen sich. Die Romanze zwischen Bea und Per entwickelt sich ganz natürlich, sie sind in ihrer Gegensätzlichkeit angenehm kompatibel.

Ich weiß, dass man von einer richtig guten Geschichte erwartet, dass es einen zentralen Konflikt gibt, der nur schwer zu überwinden ist. Pinnow ist eine wundervolle Ausnahme zu dieser Regel: Es gibt einen Konflikt, aber er ist klein genug, dass man sich nie schlecht fühlt oder um die Protagonisten sorgt. Das ist die ganze Grundlage dieses Romans: Es ist eine Wohlfühlgeschichte, die zum träumen einlädt, aber dabei nie unrealistisch wird. Die Emotionen gehen nicht durch extreme Höhen und Tiefen, sondern bauen sich Stück für Stück auf, warm, einladend, beruhigend.

Das ist nicht für jeden das richtige, aber für mich war es genau das, was ich in diesem Buch gesucht habe. Die Charaktere und der Plot sind kunstvoll entwickelt und jeder einzelne Schritt entlang des Weges hat mich gefreut. Für mich ist dieses Buch eines, an dem ich rundum nichts auszusetzen finden kann.


Fazit

Der Liebesroman „Fast bis zum Nordkap“ von Judith Pinnow ist eine weiterer wundervolle Geschichte über die Liebe, Träume und Selbstverwirklichung. Die Protagonisten Bea und Per sind liebenswerte Charaktere und jede Nebenfigur reichert die Geschichte mit Charme und Einzigartigkeit an. Dieser Wohlfühlroman beruhigt die Seele und besticht gerade durch seinen leichten Schreibstil und den Fokus auf die sich entwickelnde Liebe. Wer ein Buch sucht, in dem man versinken kann und sich von Anfang bis Ende entspannt fühlt, ist hier genau richtig.




Cover des Buches Ein Präsident verschwindet (ISBN: 9783499004773)

Bewertung zu "Ein Präsident verschwindet" von Ralf Langroth

Ein Präsident verschwindet
Thoronrisvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Nicht so stark wie der Vorgänger, aber immer noch unterhaltsam genug.
Schwächer als Band 1

Nachdem mir „Die Akte Adenauer“ so gut gefallen hatte, musste ich natürlich auch den Nachfolger über Philipp Gerber lesen, „Ein Präsident verschwindet“. Wieder geht es um reale Geschehnisse, die in einen fiktiven Thriller verwoben werden, und wieder war der historische Teil sehr stark. Leider konnte mich der zweite Band aber nicht mehr ganz so begeistern wie der erste.


Geschichtsstunde mit farbenfrohen Figuren

Anders als der erste Band spielt sich in diesem Buch ein Großteil der Geschichte in Berlin ab – sowohl in West- als auch in Ostberlin. Damit ist der Hintergrund schon ein anderer und von Beginn an viel brisanter. Obwohl in den 50er Jahren die allgemeine Bevölkerung wohl noch nicht ahnen konnte, wie sich die Trennung Deutschlands in der Zukunft noch gestalten würde, ist die Anspannung auf jeder Seite mit den Händen zu greifen. Gerber ist dieses Mal auch noch mehr persönlich verwickelt in den Fall, und einige Figuren, die man schon vom ersten Teil kennt, treten auch wieder auf.

Die erste Hälfte des Buches ist stark und wird vor allem dadurch getragen, dass die internen politischen Intrigen zwischen den verschiedenen westdeutschen Organisationen, die den Fall aufklären wollen, durch menschliche Zwiste zu einem Pulverfass werden. Auch wenn Eva Herden im Mittelpunkt des Konflikts zu stehen scheint, hat sie kaum Auftritte, und in meinen Augen macht es den Plot stärker. Das Rätseln über ihre Handlungsmotivation auf der Seite von Gerber im Kontrast zu den offensichtlichen Verdächtigungen seiner Gegenspieler gibt dem historischen Konflikt eine mitreißende, persönliche Note.


Eine schwache zweite Hälfte

Umso enttäuschter war ich, als Eva schließlich selbst auftreten, denken, sprechen und handeln durfte. Hier wurde schnell klar, dass sie erneut praktisch keine agency hat. Interessanterweise hat das in diesem Buch auch Auswirkungen auf Gerber selbst. Obwohl er ein hochintelligenter und durchaus kampferprobter BKA-Ermittler ist, verliert er sich ebenso im Plot wie Eva. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass die Handlungsfreiheit aller Figuren eingeschränkt wurde, um die historischen Umstände darzustellen. Nicht die Motive von Gerber geben dem Plot Richtung, sondern äußere Umstände und weit entfernte Randfiguren.

Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass einige dieser Randfiguren – und auch Eva selbst – zwischendrin die Chance bekommen, über ihr eigenes Leben oder ihre Motive zu sprechen. Jedes Mal erscheint dies unnatürlich, ein langer Monolog über die Vergangenheit inmitten einer Szene, die eigentlich Tempo benötigt. Es wirkt ungelenk, als wollte man die ausgearbeitete Biografie der Figuren im historischen Setting noch einmal schnell unterbringen. Entsprechend ist das Ende unbefriedigend, da einerseits immer wieder das Tempo verloren gegangen ist, andererseits und viel schwerwiegender jedoch der Beitrag der Protagonisten zu gering erscheint.


Fazit

Der historische Thriller „Ein Präsident verschwindet“ fängt wie der erste Band stark an, verliert dann aber Richtung und Tempo. Obwohl Philipp Gerber als Ermittlerfigur nach wie vor spannend ist, gehen seine Beiträge zum Plot beinahe verloren vor dem historischen Hintergrund. Wo der erste Band noch wie ein Thriller, der zufällig zur deutschen Geschichte passt, gewirkt hat, nimmt der historische Kontext hier so viel Raum ein, dass die Geschichte selbst darunter leidet. Dennoch hat mir der zweite Band genug gefallen, um mich auf den dritten Teil, der 2023 erscheinen wird, freue.

Cover des Buches Der Duft der Kirschblüten (ISBN: 9783423220163)

Bewertung zu "Der Duft der Kirschblüten" von Rosalie Schmidt

Der Duft der Kirschblüten
Thoronrisvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein Wohlfühl-Roman für Teeliebhaber, der etwas mehr Originalität in der Romanze gebrauchen könnte.
Wundervoller Einblick in die Welt des Tees

Wenn es eines gibt, womit man mich immer locken kann, dann ist es Japan und eine Geschichte, in der es um Tee geht. Verpackt als historischer Roman mit einem guten Schuss Romantik war dieses Buch entsprechend für mich beinahe Pflichtlektüre.


Fokus auf Tee und der historischen Epoche

Das Buch eröffnet ohne Umschweife im Teegeschäft am Ende des 19. Jahrhunderts. Wir lernen eine Familie kennen, deren Mitglieder sich nahestehen, und die allesamt die Leidenschaft für das Geschäft teilen. Von der ersten Seite an konnte ich die Liebe der Autorin zum Tee spüren. Die einfühlsamen Beschreibungen des Geschäfts machten es zu einem Ort des Wohlfühlens und weckten Erinnerungen an den stets gleichen, wundervollen Geruch, den ein Teeladen mit sich bringt. Gleichzeitig ist die Geschichte sehr eindeutig im Jahr 1870 verankert. Nicht nur die Kleidung, sondern vor allem die gerade erst beginnende Modernisierung dank Elektrik und Industrialisierung werden immer wieder beiläufig erwähnt und erinnern uns daran, mit welchen Problemen unsere Protagonistin zu kämpfen hatte.

Dass in dieser Geschichte der grüne Tee als neu und fremdländisch angesehen und von vielen abgelehnt wird, war ein faszinierendes Detail. Japan hat sich im Zuge der Meiji-Restauration erst 1868 der Welt geöffnet, und so war es naheliegend, dass ein japanischer Teehändler in Europa zunächst auf Ablehnung stoßen würde. Die Autorin schafft es, dass dieser historische Prozess nicht nur als Hintergrundkulisse dient, sondern vielmehr für den Plot und die Entwicklung der Figuren wichtig wird. Alles ist verwoben mit dem Tee, der so viel mehr ist als nur Getränk. Der Schreibstil, der stets Ruhe ausstrahlt und zum Träumen einlädt, unterstreicht die Philosophie, die Akeno und Clara in einer Tasse Tee teilen.


Einige Nebenfiguren bleiben blass

Clara ist als Protagonistin von Beginn an greifbar. Fleißig und durchaus im traditionellen Sinne brav und auf Anstand bedacht, hat sie doch ihre Träume und Sehnsüchte nach der weiten Welt. Dass Akeno, der als deutschsprechender Japaner den Tee und viele Geschichten aus der Ferne mit sich bringt, ihre Aufmerksamkeit erweckt, ist natürlich und nachvollziehbar. Aber auch umgekehrt versteht man die Faszination – Clara ist authentisch interessiert am Tee und der Welt, nicht einfach nur geblendet von Exotik, sondern offen für alles, was Akeno als Person darstellt. Beide teilen einen ruhigen Geist, der doch immer nach neuem sucht. Diese beiden Figuren gehen mir nahe und haben mich sofort abgeholt.

Leider ist das nicht mit allen Charakteren so. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht aus dieser Zeit stamme, doch ich habe immer wieder in historischen Romanen damit zu kämpfen, dass ein Mann eine Frau heiraten will, nur weil er es schon immer so geplant hat – insbesondere, wenn die Frau weder Reichtum noch Stand mit sich bringt. In diesem Buch stellt das den zentralen Konflikt dar, und ich habe große Probleme damit, die Handlungsmotivationen zu verstehen. Der Charakter des Ehemanns bleibt blass, was insbesondere deswegen schade ist, weil andere Nebenfiguren durchaus Tiefe haben und nicht nur für den Plot existieren, sondern offensichtlich eigene Ziele haben.

Überrascht wurde ich am Ende davon, dass es noch einen weiteren Band geben wird. Auch wenn so das Ende nicht ganz ein Schlusspunkt ist, habe ich mich doch darüber gefreut – ich kann nächstes Jahr noch mehr Zeit mit den liebgewonnenen Charakteren verbringen.


Fazit

Der Roman „Der Duft der Kirschblüten“ von Rosalie Schmidt ist wie eine Tasse Macha: komplex, mit vielen verschiedenen Nuancen, und am besten in absoluter Ruhe und mit offenem Geist zu genießen. Die Geschichte lädt zum Träumen ein, macht Lust auf Japan, und ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Liebe. Auch wenn nicht alle Figuren Tiefe erhalten, so nehmen Clara und später auch Akeno den Leser mit auf eine emotionale Reise, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

Cover des Buches Pirlo - Gegen alle Regeln (ISBN: 9783651001046)

Bewertung zu "Pirlo - Gegen alle Regeln" von Ingo Bott

Pirlo - Gegen alle Regeln
Thoronrisvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Starke Protagonisten mit spannenden Ermittlungen, aber der Subplot nimmt zu oft Tempo raus, ohne am Ende wirklich etwas beizutragen.
Spannender Anwaltskrimi mit Tempo-Problemen

Obwohl ich schon viele Krimis gelesen habe, war davon keiner bisher so, wie es Pirlo – Gegen alle Regeln vom Klappentext versprach. Ermittlungen tatsächlich aus der Sicht eines deutschen Strafverteidigers zu sehen, ist für mich eine erfrischende Abwechslung und somit musste ich zugreifen. Der sehr eigene Schreibstil, den man schon auf den ersten Seiten erkennt, hat sein Übriges getan, um mich für das Buch zu begeistern.


Authentische Ermittlungen eines Anwalts

Ich habe nicht Jura studiert und auch nie selbst einem deutschen Gerichtsprozess beigewohnt, entsprechend kann ich wenig dazu sagen, ob die Schilderungen im Buch tatsächlich realitätsnah sind. Die Art, wie die Arbeit des Anwalts vor Gericht, aber auch jenseits davon erzählt wird, erschien mir jedoch authentisch genug, um Pirlo nie in Frage zu stellen. Für mich war es spannend zu lesen, wie Pirlo einerseits zu den Umständen des Mordes eigene Ermittlungen anstellt, gleichzeitig aber auch vergangene Prozesse durcharbeitet, um Präzedenzfälle und Entscheidungen höherer Gerichte auf seinen Fall anwenden zu können. Obwohl das viel in Dialogen zwischen den beiden Protagonisten erzählt wird, bekam ich nie das Gefühl, dass hier plumpes Info-Dumping betrieben wird. Ich war zu jeder Sekunde gefesselt von dem, was die beiden gemeinsam recherchierten.

Besonders reizvoll war für mich, dass es nicht einfach nur um einen Mordfall geht, sondern auch Intrigen und Firmenpolitik eine Rolle spielen. Trotzdem bleibt die Geschichte stets in der Realität verankert, es gibt keine weltumspannende Verschwörung und die Protagonisten sind nie in echter Lebensgefahr. Gerade wenn es um die Machenschaften großer Firmen geht, scheint der Plot oftmals dahin abdriften zu wollen. Das ist hier nicht geschehen und hat mir umso mehr Freude bereitet.

Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass die weibliche Hauptfigur tatsächlich etwas zu tun bekommen hat, und tatsächlich eigenständig scheinen durfte. Bei einem harten Kerl wie Pirlo ist das nicht selbstverständlich, und ich freue mich, dass auch dieses Schlagloch erfolgreich vermieden wurde.


Die Sache mit dem Tempo

Ein Krimi ist in erster Linie dazu da, Spannung zu erzeugen und ein Rätsel Stück um Stück aufzuklären. Über weite Strecken gelingt das hier auch sehr gut – aber mit leider zu häufiger Regelmäßigkeit bin ich über einen Nebenschauplatz gestolpert, der alles Tempo zerstört hat. Bis zum Schluss habe ich gehofft, dass die Geschichte um Pirlos Privatleben noch echte Relevanz entwickelt, doch das ist nie wirklich geschehen. Gewiss, es bringt am Ende eine wertvolle Entdeckung, doch dafür hätte es ein deutlich kürzer gehaltener Nebenplot auch getan.

So wichtig Pirlos Privatleben auch ist, um ihm Charaktertiefe zu geben, so sehr hat mich gestört, wie oft wir damit Zeit verbringen mussten. In meinen Augen hätten es weniger Szenen, die dafür vielleicht länger sind, auch getan. Immer, wenn ich gerade wirklich richtig drin war in den Ermittlungen, kam ein Kapitel über Pirlo und seine anderen Probleme, und jedes Mal konnte ich nur mit den Augen rollen.


Fazit

Der Krimi „Pirlo – Gegen alle Regeln“ von Ingo Bott besticht mit einem solide konstruierten Mordfall, dessen Rätsel die beiden Protagonisten auf eine Art und Weise aufklären, die ebenso authentisch wie spannend ist. Mit farbenfrohen Protagonisten und hohem Einsatz nimmt dieses Buch uns gekonnt mit auf eine Reise durch deutsche Gerichtsprozesse. Einziger, leider bisweilen wirklich störender Makel ist das Privatleben von Pirlo, das zu oft Tempo und Spannung nimmt. Abgesehen davon lädt der Krimi dazu ein, mit einem Espresso im kühlen Schatten genossen zu werden. Ich freue mich auf den zweiten Band!

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