Zu Beginn möchte ich festhalten, dass ich anfangs ziemliche Schwierigkeiten hatte, mit dem Buch warm zu werden. Die Tatsache, dass die Geister alle schon bekannt waren und die Protagonistin Margaret mit ihnen lebt, als wäre nichts weiter dabei, irritierte mich und ich befürchtete, dass diese Geschichte irgendwie in Klamauk ausarten könnte. Zum Glück bin ich aber drangeblieben und wurde schlussendlich mit einer großartigen Geschichte belohnt!
„Das Septemberhaus“ ist ein Spukhausroman, wie ich ihn noch nie gelesen habe. Für mein Empfinden stehen hier weder Grusel noch Horror im Zentrum, sondern die Protagonistin selbst. Eine 57jährige, unscheinbare Frau, die sich mit den Widrigkeiten in ihrem Traumhaus in stoischer Gelassenheit arrangiert. Anfangs begriff ich nicht, was mit dieser Frau nicht stimmte, dass sie so gleichgültig mit all diesen fürchterlichen Umständen leben konnte und zudem das Verschwinden ihres Ehemannes mit derselben emotionslosen Akzeptanz hinnimmt. Als dann die temperamentvolle Tochter auftaucht, um sich auf die Suche nach dem Vater zu machen, setzt Margaret alles daran, die gruseligen Dinge die in dem Haus vor sich gingen zu vertuschen und einen auf heile Welt zu machen. Und da wurde mir bewusst, worum es in diesem Spukhausroman zwischen den Zeilen ebenfalls geht: Es geht um häusliche Gewalt, um Kontrolle, um das Auferlegen und Befolgen von absurden Regeln und um die Strafen, die folgen, sobald man sie bricht. Es geht um Opfer, die sich selbst die Schuld geben, wenn andere die Kontrolle verlieren und gewalttätig werden. Es geht um vertuschen, anpassen, schweigen, ertragen und sich niemals zu beklagen.
Als mir dies bewusst wurde, las ich das Buch mit anderen Augen weiter und war begeistert und ergriffen, über die Tiefe, die diese Spukhausgeschichte verborgen in sich trägt.
Natürlich muss ich auch erwähnen, dass die Geschichte an sich sehr unterhaltsam, unheimlich und ein bisschen horrormäßig eklig ist (genau richtig!), außerdem schwang eine Portion trockener, schwarzer Humor mit, den ich sehr begrüsste und mich auch immer wieder zum Grinsen brachte.
Einziger Kritikpunkt: Am Schluss hätte ich mir einen Epilog, oder sonst was in der Art gewünscht. Es war mir zu abrupt, wie die Geschichte endete, gewisse Dinge hätten mich interessiert wie sie weitergegangen wären. Das fand ich etwas schade, konnte mein Lesevergnügen aber nicht trüben.
Fazit: Ein Spukhausroman der nicht die 08/15-Schiene bedient. Eine Geistergeschichte mit Substanz, die vielschichtig, unterhaltsam und erfrischend anders ist!