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Tiniwiniii

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Sterbegeld (ISBN: 9783423216166)

Bewertung zu "Sterbegeld" von Judith Winter

Sterbegeld
Tiniwiniiivor 8 Jahren
Kurzmeinung: Nervenkitzel, spannend bis zum Schluss, sympathische Ermittlerinnen und ein halbwegs offenes Ende. Unbedingte Leseempfehlung!
Überzeugungen sind oft die gefährlichsten Feinde der Wahrheit

"Überzeugungen sind oft die gefährlichsten Feinde der Wahrheit." Friedrich Nietzsche

"Ying dan fei yáng qún jí – Adler fliegen allein, Schafe gehen in Herden", (S. 296, Judith Winter – Sterbegeld)

Es ist der 10. November 2014. Um 19.46 Uhr geht bei der Polizeieinsatzzentrale in Frankfurt der Anruf eines kleinen Jungen ein. Völlig verängstigt bittet er um Hilfe, gibt die Adresse von Zuhause durch und bekommt gerade die Empfehlung, sich unter seinem Bett zu verstecken, als es in der Leitung knackt. Die Polizeibeamten kommen zu spät. Der Junge und seine Familie wurden kaltblütig ermordet. Acht Monate später wird Thorsten Mohr, Polizeibeamter der Abteilung für Kapitaldelikte der Zentralen Kriminaldirektion Frankfurt am Main, bei einer Razzia getötet. Kurz vor seinem Tod scheint dieser die vorgeschriebene Schutzweste abgelegt zu haben. Alles deutet auf eine undichte Stelle innerhalb der eigenen Reihen hin. Zur selben Zeit tauchen neue Beweise im Fall der ermordeten Familie Svensson auf, weshalb die Untersuchungen wieder aufgenommen werden. Besteht etwa ein Zusammenhang?

Mit ihrem Kriminalroman „Sterbegeld“ hat Judith Winter meine Nerven ganz schön herausgefordert. Wer mich kennt weiß, dass dieses Genre nicht meine Vorzüge genießt. Ich muss sogar gestehen, es war mein erster Kriminalroman und er hat mich vollkommen gefesselt!

Emilia Capelli und Mai Zhou haben die beneidenswerte Aufgabe bekommen, den Fall um die vierköpfige Familie wieder aufzurollen, aufgewirbelt durch den Mord an einem Kollegen. Damit verbunden werden sie von der internen Revision beauftragt, ein „schwarzes Schaf“ innerhalb der Sondereinsatzgruppe „Calibri“, der der ermordete Kollege angehört hatte, ausfindig zu machen. Letzteres ist insbesondere Capelli zuwider, da sie viele der Kollegen jahrelang kennt, zusammen mit ihnen ausgebildet wurde und sich dadurch die ein oder andere Freundschaft entwickelt hat. Dieser Fall kann also nur mit bitteren Enttäuschungen enden. Auf die genauen Geschehnisse und Ermittlungen möchte ich hier gar nicht näher eingehen, da ich schnell Gefahr laufen würde, zu viel zu verraten. Man bekommt einen sehr guten Einblick in die Arbeit der Ermittlerinnen und fängt schnell an zu kombinieren. War ich anfangs noch der Meinung, der richtige Täter sei dingfest gemacht, wandelte sich diese Auffassung spätestens nach der Befragung im Hause Welsch. Bereits nach wenigen ersten Kapiteln schleusen sich immer wieder neue Figuren wie z.B. Iris Molder, die Frau mit den vielen Identitäten, oder Jonah der Straßenjunge und Ex-Junkie, in die Geschichte ein, die später ein wichtiger Bestandteil des Großen und Ganzen werden. Gegen Ende hin präsentiert Zhou dem Staatsanwalt dann eine ihrer Theorien zum Mordfall der Familie Svensson. Im Anschluss daran wird der Fall um den ermordeten Thorsten Mohr aufgeklärt, der es mit Verhören samt Verfolgungsjagd in sich hat und in einer Schießerei seinen Höhepunkt findet.

Fazit: Dieser Roman hat viel Spannung zu bieten und das nicht nur in der ersten Szene, in der man den Mord an der vierköpfigen Familie hautnah miterlebt! Ich saß des Öfteren fassungslos auf dem Sofa und war völlig verwirrt, über die Wendepunkte innerhalb der Geschichte. Die Charaktere sind lebendig veranschaulicht, der gesunde Perspektivenwechsel führt dazu, dass man ganz in der Situation ist und die Szene hautnah miterleben und nachempfinden kann. Was mir allerdings viel zu kurz kam, war die Auflösung des Svensson Falles. Mai Zhou präsentiert dem Staatsanwalt (übrigens Capellis Ex-Freund, was eine tolle Note in das Geschehen gebracht hat ;) ) ihre Theorie, die sie bis dato nicht einschlägig beweisen kann und plötzlich wird über den Fall kein Wort mehr verloren, weshalb man davon ausgehen muss, dass dies nun des Rätsels Lösung sein muss. Spannung verliert der Krimi dadurch keinesfalls, denn immerhin ist noch nicht klar, wer denn nun die undichte Stelle in den eigenen Reihen ist. Charmant wird der Roman mit einer persönlichen Note der beiden Ermittlerinnen abgerundet was mir sehr gut gefallen hat. Das Buch hat sich flüssig lesen lassen und mir so manche Zitterpartie unter der Bettdecke beschert – ich gebe es zu. Aber genau das sollte ein Krimi meiner Einschätzung nach auch bewirken. Die einzelnen Kapitel haben klassisch mit Datum, Ort- und Zeitangabe begonnen, was einen an polizeiliche Berichte erinnert und bereits ein gewisses mulmiges Gefühl erzeugt. Judith Winter benutzt für meine Begriffe vermehrt Fremdwörter, was manchen Stellen das schnelle Lesen entzogen hat. Alles in allem trotz kleiner Ecken und Kanten ein richtig gutes Buch zum Mitfiebern! Mit Lösung und doch irgendwie offen gelassen, regt der Roman zum Nachdenken an und beschert intensive Lesestunden. Definitive Kaufempfehlung!

 

Kleine Anmerkung der Redaktion: Nach dem ich den Krimi gelesen habe und die beiden Ermittlerinnen Capelli und Zhou gar nicht gehen lassen wollte, weil sie mir so ans Herz gewachsen sind, habe ich festgestellt, dass Judith Winter noch zwei weitere Bände geschrieben hat (1.Band: „Sieben Schön“, 2. Band: „Lotusblut“). Eventuell ja auch etwas für euch?! So, ich bestelle dann mal die Bücher…. :D

 

Cover des Buches Selection – Die Elite (ISBN: 9783733500955)

Bewertung zu "Selection – Die Elite" von Kiera Cass

Selection – Die Elite
Tiniwiniiivor 8 Jahren
Kurzmeinung: Es bleibt spannend! Und plötzlich ist es nicht mehr nur eine kitschige Lovestory. Das Blatt wendet sich.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

„Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind wie ein Knoten, der zu verschlungen ist, um ihn wieder aufzubekommen.“ (S. 252 aus ‚Selection – Die Elite‘ von Kiera Cass).

Von den 35 Mädchen, die um die Gunst des Prinzen Maxon und die Krone von Illeá kämpfen, sind mittlerweile nur noch sechs Mädchen übrig. America ist eine von ihnen und nach wie vor hin- und hergerissen: Gehört ihr Herz immer noch Aspen, ihrer ersten großen Liebe oder sind ihre Gefühle für den charmanten Prinzen stärker? America muss die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen. Doch dann kommt es zu einem schrecklichen Vorfall, der alles ändert.

Wenn ich nach dem ersten Band der Reihe „Selection“ von Kiera Cass noch völlig verzaubert war von der Welt, die sie erschaffen hat, so bin ich nach dem zweiten Band etwas unschlüssig. Mitten im Buch hatte ich eine Phase, in der es mir etwas eintönig erschien sich lediglich darauf zu konzentrieren, dass America sich zwischen Aspen und Prinz Maxon nicht entscheiden kann. Doch Kiera Cass hat genau im richtigen Moment den Schalter umgelegt und gewisse Geschehnisse eingebracht, auf die ich hier nicht näher eingehen mag (die Gefahr etwas vorwegzunehmen ist zu groß). Jedenfalls handelt es sich mittlerweile längst nicht mehr nur um eine kitschige Lovestory. Im einen Augenblick verurteilte ich den Prinzen genau wie America, weil ich ihn nach einigen Szenen und dem Verhalten ihr gegenüber in einem anderen Licht sah. Allerdings erfährt man auch viel mehr über sein Leben, seine Ansichten und es wird deutlich, dass im wahrsten Sinne des Wortes nicht alles Gold ist was glänzt. Auch wenn Maxon alles hat, was man sich wünschen oder mit viel Geld kaufen kann, so macht ihn das auch nicht wirklich glücklicher. Und es befreit ihn auch nicht von seinen Pflichten als Nachfolger der Krone. Oder der strengen Erziehung seines Vaters. Erst in diesem Band erfährt man über genau diesen etwas mehr. Der König taucht zwar auch schon vorher immer auf, allerdings nie mit solch einer Intensität. Seine Position wurde vorher nicht so glasklar dargestellt. Zum ersten Mal wird das wahre Gesicht des Königs, der zuvor immer überlegt und diplomatisch erschien, offenbart. Und es drängt sich immer mehr die Frage auf, ob America allem Stand halten kann und es in die nächste Runde schaffen wird…

Zwischenzeitlich fiel es mir wie bereits erwähnt nicht ganz leicht weiterzulesen. Die letzten 100 Seiten haben das allerdings wieder vollkommen gedreht. Am Ende habe ich wirklich das Gefühl, etwas aus der Geschichte mitgenommen zu haben. Nicht nur, dass Geld nicht glücklicher macht und viel Geld auch nicht viel glücklicher. Sondern und vor allem, dass man viel aushalten muss um glücklich zu werden. Es braucht viel Geduld und Vertrauen in die Menschen die man liebt. Und man hält viel mehr aus, als man sich selbst zutraut. Zu guter Letzt schleicht sich eine weitere Erkenntnis ein. Für einen kurzen Moment musste ich an die neue TV Serie „The Royals“ denken. Wer die Serie kennt, weiß was ich sagen will. Jede Familie hütet ein Geheimnis – und steht sie auch noch so sehr in der Öffentlichkeit. Vielleicht gerade dann. Ich bin gespannt, wie es im dritten Band weiter geht. Ich mag die Charaktere ungern schon gehen lassen. :)

Cover des Buches Selection (ISBN: 9783737361880)

Bewertung zu "Selection" von Kiera Cass

Selection
Tiniwiniiivor 8 Jahren
Kurzmeinung: Kiera Cass hat mich total gekriegt. Schönes Buch mit einer märchenhaften Story & Spannung. Erstens kommt es anders & zweitens als man denkt!
Märchenhafte Reise


„Prinzessinnen der Königsfamilie sollten in arrangierten Ehen mit anderen Königshäusern untergebracht werden, um die politischen Beziehungen mit diesen Ländern zu festigen. […] Prinzen dagegen verheiratete man mit Frauen aus dem Volk, um die Moral unserer bisweilen instabilen Nation aufrechtzuerhalten. […] Beide Varianten der Verheiratungspraxis gefielen mir gar nicht. Und bei der Vorstellung, vor den Augen des gesamten Volkes an einem Castingwettbewerb teilzunehmen, bei dem dieser aufgeblasene Angeber sich das attraktivste und oberflächlichste Mädchen aussuchen durfte, […] hätte ich schreien können. Etwas Demütigenderes gab es wohl kaum.“ (S. 12 aus ‚Selection‘ von Kiera Cass).

35 perfekte Mädchen – und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie gar nicht begehrt? Und will sie auf Aspen verzichten, ihre heimliche große Liebe?

In dem ersten Band der Reihe „Selection“ von Kiera Cass wird man mitgenommen auf eine Reise in den Staat Illeá. Der Staat ist in unterschiedliche Kaste eingeteilt und gibt den Beruf vor, in den man sozusagen hineingeboren wird. America Singer ist eine Fünf und dementsprechend Musikerin und Künstlerin. Sie trifft sich heimlich mit Aspen, einer Sechs. Aufgrund dessen, das er einer schlechter gestellten Kaste angehört, dürfen die beiden sich per Gesetz eigentlich nicht lieben. America geht für ihre große Liebe jedoch jedes Risiko ein und ist sehr glücklich damit. Bis Aspen ihr eines Abends mitteilt, er könne nicht mehr mit ihr zusammen sein. Zu dieser Zeit steht in Illeá ein großer Castingwettbewerb an, zu dem alle jungen Mädchen per Brief angeschrieben werden und sich bewerben können. Aus den Bewerbungen werden 35 Mädchen ausgewählt. Ihnen wird die Ehre zuteil, den Prinzen kennen zu lernen und – sofern sie das Casting für sich entscheiden – dessen Frau zu werden. Weil ihre Mutter darauf besteht, dass America sich bewirbt, willigt sie ein. Nicht zuletzt auch, weil Aspen sie darum gebeten hat. Und weil sie sowieso niemals damit gerechnet hat, tatsächlich für das Casting ausgewählt zu werden. Und so nimmt das Spiel seinen Lauf…

Kiera Cass erzeugt eine Welt, in die man gerne eintaucht. Sie verzaubert die Sinne und nimmt uns mit auf eine märchenhafte Reise. Die Bedingungen, die der Staat festlegt und die Einteilung der Welt in Kasten erinnerte mich anfänglich ein wenig an die Tribute von Panem. Mit dem Hauptthema scheiden sich die Geister dann natürlich. Auch die Frage wie man jemanden lieben lernen kann, den man anfänglich teilen muss, und auch erst einmal gar nicht kennt, wird sehr reell aufgegriffen. Nicht nur aus der Sicht der Mädchen, sondern auch aus der Sicht des Prinzen. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, zu differenzieren, welches Mädchen an ihm als Mensch interessiert ist und welches nur in der Gesellschaft aufsteigen und damit die gesamte Familie aus der Armut holen will. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und bin gespannt wie es weiter geht. Ein wenig Klischee ist sicher dabei, dennoch reagiert America sehr oft anders, als ich es erwartet hätte. Das macht es dann doch wieder sehr spannend. Die Sprache ist leicht und flüssig und die Gedankengänge nachvollziehbar dargestellt. Kiera Cass beschreibt sehr akribisch die Räumlichkeiten innerhalb der Szenen, man kann sich alles detailliert ausmalen.
 
Dieses Buch ist für all diejenigen, die romantisch veranlagt sind und an einem kalten Wintertag gerne mit Schokoladeneis oder Kakao und Keksen eine herzerwärmende schöne Liebesgeschichte mit etwas Gefühlschaos und allem was dazu gehört genießen.
Also Mädels, weiten Pulli anziehen, dicke Socken und ab aufs Sofa mit Kiera Cass ein bisschen träumen… :)

Cover des Buches Das Fremde Meer (ISBN: 9783833309908)

Bewertung zu "Das Fremde Meer" von Katharina Hartwell

Das Fremde Meer
Tiniwiniiivor 9 Jahren
Kurzmeinung: So vielfältig & facettenreich, dass es in keine Schublade zu stecken ist. Am Ende fügt sich alles, was vorher unpassend scheint. Wahnsinn!!
Rezension zu "Das fremde Meer" von Katharina Hartwell

“Das Leben ist ein raues, ein stürmisches, ein gefährliches, ein unendlich weites, ein wildes, viele Geheimnisse und viele Gefahren und viele Riffe beherbergendes Meer. Und es gibt nicht viele milde Tage, und es gibt so viele Möglichkeiten, Schiffbruch zu erleiden. […] Und es ist eine Kunst, eine Herausforderung, eine unbedingte Notwendigkeit, jeden Tag und immer wieder aufs Neue nicht unterzugehen,“ (S. 556, Katharina Hartwell – Das fremde Meer).

In ihrem Roman ‘Das fremde Meer’ erzählt Katharina Hartwell die Geschichte zweier Menschen, die das Leben zusammengeführt hat. Zehn Kapitel, eine Liebe.

Jan stolpert regelrecht in Maries Leben. Bevor Marie Jan kennen lernt, glaubt sie, dass sie niemand retten kann. Die Außenseiterin, eher ruhig und zurückhaltend, ängstlich und verzweifelt, wer sollte sie schon retten wollen? Sie glaubt, dass Katastrophen immer nur die treffen, die nicht auf sie vorbereitet sind. Darum rechnet sie stets mit dem Schlimmsten. Jan scheint so völlig anders zu sein als sie. Von ihm fühlt sie sich gefunden, mit ihm teilt sie Geheimnisse, stille Stunden und wache Nächte. Natürlich vertraut sie nicht darauf, dass alles bleibt wie es ist, denn sie weiß: »man kann alles trennen, teilen und spalten, sogar ein Atom«.

Kein Buch, was ich bisher gelesen habe, war so facettenreich und magisch erzählt, wie dieses. Eine Geschichte in zehn unterschiedlichen Stilen und Genren geschrieben, vom Märchen, über einen historischen Roman bis hin zu einer Fantasy Reise. Dieses Buch lässt sich in keine Schublade stecken. Anfangs begreift man überhaupt nicht, wie die zehn Geschichten miteinander verbunden sind, doch am Ende fügt sich alles.

Ich kann Marie verstehen. Wie oft ging es mir selbst schon so, dass ich einen Glückszustand oder Momente, in denen alles in Ordnung ist, nicht genießen konnte. Irgendwo hat sich doch mit Sicherheit ein Haken versteckt, ich muss etwas übersehen haben, warum sollte ausgerechnet ich so viel Glück haben? Ständig alles in Frage zu stellen ist nahezu wie ein Zwang, um sich selbst zu schützen. Doch geht das überhaupt? Glücklich und zufrieden wird man so eher nicht. In Jan findet Marie einen Menschen, der sie mit anderen Augen sieht. Der ihre Ängste begreift und ihr Halt gibt, den ihr Elternhaus ihr nicht vermittelt hat und der ihr in ihrem Leben fehlt. Doch selbst vor dem Moment in dem sie ihn kennenlernt, als er aus dem Paternoster auf sie fällt, weil sie ihn gerettet hat, hat sie Angst. Und dabei bemerkt sie erst gar nicht, dass auch er sie gerettet hat.

Den ganzen Roman hindurch, ist in jeder einzelnen Geschichte das Mädchen die Heldin, die Retterin und nicht die zu Rettende. Mir gefällt das Spiel der unterschiedlichen Genre sehr gut. Dadurch kommen nicht zuletzt die Charakterzüge der Hauptfiguren sehr deutlich ans Licht. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mich ganz auf den Roman einzulassen und zwischendurch musste ich das Buch für einige Wochen beiseitelegen. Nachdem ich nun die letzten Seiten gelesen habe, kann ich sagen, ich habe es nicht bereut. Das Ende ist so überraschend traurig und schön zugleich und es fügt sich alles, was vorher Rätsel aufgeworfen hat. Der Roman verdeutlicht, was Worte zu bewegen vermögen. Und wie viel Gewicht ein Wort oder ein Satz haben, uns gleichzeitig aber auch etwas Leichtes geben kann. Das Ende ist vollkommen offen, denn vielleicht ist es nicht das Ende. Und vielleicht kann man doch nicht alles trennen, teilen und spalten wie ein Atom. Immerhin gibt es auch noch so etwas wie die Atombindung. Eine Bindung, die alles fest zusammen hält und sich wie ein rotes Band durch unser Leben zieht.

Cover des Buches Nur einen Horizont entfernt (ISBN: 9783810523952)

Bewertung zu "Nur einen Horizont entfernt" von Lori Nelson Spielman

Nur einen Horizont entfernt
Tiniwiniiivor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein allgegenwärtiges Thema: Vergebung. Wahnsinns Roman mit mitreißender Geschichte um Hannah, die nur eines sucht: die Wahrheit!
Am Ende wird alles gut, und solange es nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende

"Verzeihen heißt, einen Gefangenen zu befreien und zu entdecken, dass man selbst der Gefangene war." Lewis B. Smedes

"Lerne, mit der Ungewissheit zu leben! Nur törichte Menschen lassen sich von falscher Sicherheit trösten", (S. 338, Lori Nelson Spielman - Nur einen Horizont entfernt)

In ihrem Roman 'Nur einen Horizont entfernt' greift Lori Nelson Spielman ein allgegenwärtiges Thema auf: Vergebung.

Hannah Farr ist TV-Moderatorin in New Orleans. Eines Tages erhält sie einen Brief ihrer alten Schulfreundin, dem zwei kleine Steine und eine Anleitung beiliegen. 'Ein Stein symbolisiert die Last des Zorns, der andere steht für die Last der Reue. Beides kann Dir genommen werden, wenn Du bereit bist, Dich davon zu trennen', steht auf dem kleinen Zettel. Ein Stein soll als Zeichen der Vergebung zurück gesendet, der zweite an jemanden geschickt werden, den man selbst um Verzeihung bitten möchte. Hannah muss nicht lange überlegen um zu wissen, dass sie ihre Mutter um Verzeihung bitten würde. Aber Hannah weiß, was es bedeutet, diesen Schritt zu gehen. Sie müsste ihre gesamte Vergangenheit noch einmal aufarbeiten. Und sie ahnt, dass das ihr Leben komplett auf den Kopf stellen wird. Aber mit der Wucht des Aufpralls hat sie nicht gerechnet...

Eigentlich ist Hannahs Leben gut so wie es ist. Eigentlich. Und eigentlich macht ihr Job ihr Spaß. Eigentlich. Wären da nicht Stuart und Priscille, ihre Chefs, die ihr ständig Vorträge über zu schlechte Quoten halten, aber im Gegenzug jeden ihrer Verbesserungsvorschläge ablehnen. Eigentlich kann sie sich keinen besseren Mann als Michael, den stadtbekannten Bürgermeister, an ihrer Seite vorstellen. Eigentlich. Sie wartet schon ewig auf seinen Heiratsantrag, aber es tut sich nichts. Von seiner Tochter Amy, der Kratzbürste, ganz zu schweigen. Und dann wäre da noch der Bruch zwischen ihr und ihrer Mutter samt ihrer Vergangenheit in Michigan, den sie scheinbar nie so ganz überwunden hat.

Durch die Versöhnungssteine, die ihre Freundin ihr zuschickt, gerät Hannahs Welt ordentlich ins Wanken und so manch wahres Gesicht offenbart sich ihr. Aber erst als sie sich zu sich selbst bekennt und für das einsteht, was ihr wichtig ist, wendet sich das Blatt.

Ich glaube wir alle haben irgendwie ein bisschen von Hannah in uns. Jeder schaut früher oder später auf sein Leben zurück und hinterfragt getroffene Entscheidungen. Die Autorin greift das Thema sehr schön verpackt in der Geschichte um die Versöhnungssteine auf. Sie verdeutlichen die Schritte die ein Mensch tun muss, um inneren Frieden und ein besseres Miteinander zu schaffen. Ich kann mich gut in Hannah hineinversetzen und ich denke so eine Phase durchlebt jeder von uns. Eigentlich ist alles ganz okay, bis man feststellt, dass man etwas ganz anderes will. Aber wie soll man wissen, das man es will, wenn man es vorher gar nicht gekannt hat oder dachte, das was man hat ist das Ultimative? Der Roman hat mich sehr nachdenklich gestimmt und die vielen weisen Worte haben mir etwas mitgegeben. So auch das oben genannte Zitat "Lerne, mit der Ungewissheit zu leben! Nur törichte Menschen lassen sich von falscher Sicherheit trösten."

Ganz oft im Leben suchen wir nach Sicherheit und etwas das ohne Zweifel ist, Beständigkeit und etwas das uns hält. Jedoch halten wir dadurch viel zu oft an Dingen fest, die nicht richtig für uns sind oder täuschen uns somit über die unverfrorene Wahrheit hinweg. Dabei ist es ganz oft die Ausrichtung unserer Gedanken, die derselben verfahrenen Situation eine völlig neue Richtung geben können.

Verzeihen kostet Zeit. Und etwas Wertvolleres kann ein Mensch nicht geben. Warum nicht auch sich selbst Zeit geben um zu verstehen? Um zu verstehen, wer man wirklich ist. Und wohin man will. Denn jeder Weg, so lang er auch sein mag, ist es wert, gegangen zu werden. Am Ende wird alles gut. Und solange es nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende.

:)

Cover des Buches Unendlich wir (ISBN: 9783863960803)

Bewertung zu "Unendlich wir" von Amy Harmon

Unendlich wir
Tiniwiniiivor 9 Jahren
Kurzmeinung: WAHNSINN! In 140 Zeichen nicht mal eben kurz zu beschreiben... lest meine Rezension dazu! :))
Unendliche Leidenschaft

„Ich glaube, ich versuche nur herauszufinden, was echt ist und was nicht. Es ist nichts Schlechtes daran, Träume zu haben. Im Leben kann es aber nicht nur darum gehen, etwas zu erdulden oder von etwas zu träumen. Ich habe viel zu oft das Gefühl, dass den Menschen nichts anderes geblieben ist als Hoffnung. Ob reich, arm, krank, gesund – wir alle versinken in unseren Träumen und hoffen darauf, dass ein anderer sie für uns Wirklichkeit werden lässt.“ (S. 249 aus ‚Unendlich wir‘ von Amy Harmon).

Eigentlich sollte Bonnie glücklich sein, zumindest ein bisschen. Bonnie Rae Shelby ist eine erfolgreiche Popsängerin und mit ihrer Band auf Tournee. Sie verdient viel Geld und ist überall auf der Welt beliebt. Aber Bonnie ist alles andere als glücklich und zufrieden mit sich und ihrem Leben. Bonnie hat ihre Zwillingsschwester verloren. Und sie durfte noch nie alleine eigene Entscheidungen treffen. Sie scheint eine riesen Last mit sich zu tragen. Und will sterben. Finn Clyde (eigentlich Infinity Clyde, auch nur Clyde genannt) findet sie, absprungbereit auf einer Brücke, irgendwo in Boston. Clyde ist - seiner Meinung nach - ein Niemand. Das komplette Gegenteil von Bonnie. Aber mindestens eines haben die beiden gemeinsam: Clyde ist genauso unglücklich und unzufrieden wie Bonnie. Nur was nun? Wohin geht die Reise der beiden?

Der Schreibstil ist fantastisch, mal aus Bonnies, mal aus Clydes Sicht, ein anderes Mal der Blick in Bonnies, dann in Clydes Vergangenheit, dann der geschichtliche Bezug zu dem bekannten Verbrecherpärchen Bonnie & Clyde und zwischendrin die Meldungen in den Nachrichten. Besser hätte man es nicht umsetzen können. Die Geschichte hat mich direkt mitgezogen, Emotionen in mir geweckt und mich ehrlich berührt. Aus irgendeinem Grund kann ich mich gut in Bonnie hineinversetzen. Geld ist eben auch nicht alles und Geld alleine macht nicht glücklich. Der chaotische Clyde kommt da genau richtig, um ihr zu zeigen, dass es etwas gibt, für das es sich lohnt zu leben. Obwohl er eigentlich nichts zu bieten hat.

Sich in jungen Jahren schon mit dem Tod auseinander setzen zu müssen ist nicht einfach. Nichts ist für die Ewigkeit. Das zu akzeptieren fällt oft schwer und umso mehr kommt es darauf an, was man aus seinem Leben macht. Deshalb finde ich den Titel "Unendlich wir" sehr passend gewählt. Er drückt viel Sehnsucht und Gefühl aus. Das spiegelt sich im gesamten Cover wieder, man nehme nur einmal das Unendlichkeitszeichen, was den beiden Hauptfiguren bildlich gesprochen zu Füßen liegt. Es sieht aus, als stehen die beiden auf einer Weltkugel, während die Sonne untergeht. Was aber nicht immer heißen muss, dass gleich die ganze Welt untergeht. Die beiden können sich gegenseitig ein bisschen Freiheit schenken und den Glauben daran, dass alles irgendwann wieder gut wird. Vermutlich schwirren deshalb kleine Vögel auf dem Cover über ihren Köpfen und durch die Luft. Zusammen ist man weniger allein.

Bonnie und Clyde haben mich auf eine sehr spannende und erkenntnisreiche Reise entführt. Es ist Wahnsinn, wie die Autorin Clyde denken lässt. Er ist ein wahres Mathematikgenie und wandelt alles, was ihm in seinem Leben begegnet, in Zahlen um. Er hat mir gezeigt, wie solide Zahlen wirklich sein können. Die Autorin bringt des Öfteren einen religiösen Touch, ich glaube ihren eigenen festen Glauben, in die Geschichte mit ein. Zum Beispiel treffen die beiden unterwegs einen Bettler namens William alias George Orrin Dillinger (S. 213). Dieser trägt nicht nur die Initialen G.O.D (Gott), er predigt eher als normal zu reden und kann Dinge voraussehen. Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten, widerfahren den beiden mehrere göttliche Fügungen.

Schlussendlich muss ich sagen habe ich selten ein Buch gelesen, dass mit so viel Hingabe, Herzblut und Persönlichkeit geschrieben wurde. Zum ersten Mal wurde mir so richtig bewusst, wie enorm verdreht die Presse über manche Sachverhalte berichtet und das man auf keinen Fall alles glauben sollte, was einem da vorgesetzt wird. Geld alleine macht nicht glücklich und zu viel Macht verdirbt schnell den Charakter eines Menschen. Und so unterschiedlich Menschen auch sein können, was sie verbindet, ist nicht unbedingt mit dem bloßen Auge zu erkennen. Viele liebevolle Details, eigene Songs und Gedichte und ganz viel Gefühl lassen den Roman zu einem großen Ganzen werden. Zu etwas ganz Besonderem.

Cover des Buches Das Jahr, in dem ich dich traf (ISBN: 9783810501530)

Bewertung zu "Das Jahr, in dem ich dich traf" von Cecelia Ahern

Das Jahr, in dem ich dich traf
Tiniwiniiivor 9 Jahren
Kurzmeinung: W-A-H-N-S-I-N-N!!!
Immer wieder verzaubernd!

„Ich habe gelernt, dass wir niemals wirklich stillstehen und dass unsere Reise niemals zu Ende sein wird, denn wir entwickeln uns unablässig weiter – genau wie die Raupe, die sich, als sie dachte, alles sei vorbei, in einen Schmetterling verwandelte.“ (S. 382 aus ‚Das Jahr, in dem ich dich traf‘ von Cecelia Ahern)

Das gesamte Leben der jungen Jasmine ist hauptsächlich auf ihren Job fixiert. Sie berät Leute, die vorhaben ein eigenes Unternehmen zu gründen. Die Sache mit der Selbstständigkeit – also „selbst“ und „ständig“ – nimmt sie wortwörtlich. Der Erfolg scheint ihr zunächst Recht zu geben. Bis sie von heute auf morgen von ihrem Unternehmenspartner freigestellt wird, mit der Auflage, ein ganzes Jahr auch bei keiner Konkurrenzfirma arbeiten zu dürfen. Spätestens da merkt Jasmine, dass Erfolg nicht alles ist. Aber sie hat ja noch ihre Schwester Heather. Und dann ist da noch ihr Nachbar Matt, der alkoholabhängige Radiomoderator, dessen Familie gerade zu zerbrechen scheint. Auch Matt weiß nicht so recht, wie er aus seinem Schlamassel wieder herauskommen soll. Wie das Leben so spielt, treffen die beiden aufeinander, ausgerechnet an Silvester! Und dann beginnt ein Jahr voller Überraschungen und Veränderungen.

Für mich waren die Romane der jungen Autorin Cecelia Ahern schon immer nicht nur einfach standartmäßige Liebesromane. Gerade in „Das Jahr, in dem ich dich traf“ ist nichts so wirklich vorhersehbar, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Cecelia Ahern hat eine Art zu schreiben, die mich nicht vergessen lässt. Es war mir nahezu unmöglich, die Charaktere mit der letzten Seite einfach so ziehen zu lassen.

Die Erzählperspektive hat mich im ersten Moment etwas irritiert. Zwar wird die Geschichte aus der Sicht von Jasmine erzählt, allerdings spricht sie ihren Nachbarn Matt indirekt direkt an, z.B. „Ich bin keine Stalkerin, aber Sie machen es mir echt schwer, Sie nicht zu beobachten“ (S. 29). Des Weiteren ist der Sprachstil oftmals „floral“ gehalten, da Jasmine sich das Gärtnern zum Hobby gemacht hat. Es ist schön zu lesen, wie sie gleichzeitig mit ihrem Garten aufblüht und alles wächst und gedeiht. Daraus kann sie sehr viel für sich und ihre persönliche Situation ziehen. Generell sind die Orte und die Begegnungen mit Menschen sehr überlegt, bunt und detailliert umschrieben und zwischen den Zeilen findet sich oftmals eine kleine Lebensweisheit. In die Hauptfiguren kann man sich sehr gut hineinversetzen und sich mit dem ein oder anderen Charakterzug identifizieren.

Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen und Cecelia Ahern hat es wie gewohnt geschafft, mich voll und ganz in ihre Geschichte zu ziehen. Wie bereits erwähnt fiel es mir wirklich etwas schwer, Jasmine, Matt, Heather, Monday und den lieben Dr. J. mit den letzten Seiten einfach so gehen zu lassen. Schade, dass es schon vorbei ist. ;-) Die Autorin ist die Lesestunden immer wieder wert. Ich bin verzaubert und fasziniert. Unbedingte Empfehlung passend zum Frühling!!!

Cover des Buches Atlantia (ISBN: 9783841421692)

Bewertung zu "Atlantia" von Ally Condie

Atlantia
Tiniwiniiivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Faszinierende Unterwasserwelt mit liebevoll ausgeschmückter Story! Das Ende kam jedoch etwas zu kurz. Dennoch schön zu lesen. 4 Sterne.
Einmal abtauchen, bitte!

„Warum sollte sich irgendjemand dafür entscheiden, nach Oben zu gehen, wo man jung stirbt und schrecklich hart arbeiten muss? Ich beteiligte mich bei diesen Fragen nie, sondern behielt die lange Liste der Gründe für mich, die dafür sprachen, nach Oben zu gehen: Man kann die Sterne sehen. Man kann die Sonne auf dem Gesicht spüren. Man kann meilenweit gehen, ohne je an den Rand seiner Welt zu gelangen.“ (Zitat aus „Atlantia“ von Ally Condie, S. 12-13).

In dem Jugendbuch „Atlantia“ beschreibt Ally Condie eine neue Welt. Das Leben auf der Erde stand kurz vor dem Zusammenbruch. Deshalb erschufen Ingenieure und Minister eine Unterwasserstadt, in der es keinen Krieg und auch keine Zerstörung gibt. In diese neue Welt, durften nur ausgewählte Menschen. Einmal im Jahr zum Jahrestag der Trennung dürfen die Jugendlichen, die das Alter der Wahl erreicht haben, ihre eigene Entscheidung treffen: Oben oder Unten? Doch eine Regel gibt es, die dabei beachtet werden muss und die den beiden Zwillingsschwestern Rio und Bay zum Verhängnis wird: Eine Person aus jeder Vererbungslinie muss in Atlantia bleiben! Während Rio wiederwillig ihr Schicksal im Unten akzeptiert, spricht Bay die Worte „Ich wähle das Opfer im Oben“ und wird augenblicklich von Atlantia weggebracht. Werden die beiden Schwestern sich je wiedersehen? Und welche Rolle spielt ihre Tante Maire eigentlich dabei?

Taucht ein in die mysteriöse Unterwasserwelt Atlantia. Die Geschichte ist im Präsens geschrieben und wird aus der Sicht von Rio erzählt. Rios Ziel ist es, nach dem Tod ihrer Mutter nach Oben zu gelangen. Ihre Schwester Bay ringt ihr allerdings das Versprechen ab, im Unten zu bleiben. Stattdessen entscheidet Bay sich für Oben, was für Rio während der Zeremonie am Jahrestag der Trennung völlig überraschend und unvorhersehbar geschieht. Das wirft natürlich viele Fragen auf, es bleibt jedoch keine Zeit für die Zwillingsschwestern, sich voneinander zu verabschieden. Die Unterwasserwelt wird sehr detailliert und schön umschrieben. Alles wirkt sehr mystisch und geheimnisvoll. Jedoch ist es auf den ersten Seiten etwas gewöhnungsbedürftig, dass die Geschichte komplett im Präsens geschrieben ist. Teilweise wurde bei der Beschreibung der Charaktere etwas gespart und auch an Stellen, an denen es um viele Emotionen ging, blieb das Gefühl in den Zeilen manchmal aus. Gerade zu Anfang werden manche Szenen sehr ausführlich beschrieben, was gegen Ende hin allerdings stark nachlässt. Es werden zum Schluss auch nicht wirklich abschließend alle aufkommenden Fragen geklärt. Vieles bleibt offen und lässt einen weiterhin im Dunkeln tappen.

Letztendlich muss ich sagen, es fiel mir schwer, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Ich kann mir nicht helfen, irgendetwas hat mir schlicht und ergreifend gefehlt. Schwer zu sagen, an was genau das lag. Ich schätze es fehlte das berüchtigte i-Tüpfelchen. Das Ende war mir genauso wie die Liebesgeschichte zwischen Rio und True etwas zu abgeflacht dargestellt. Da hätte ich mehr erwartet. Jemand, der mehr auf Schnulzen steht, ist mit dem Buch vielleicht nicht ganz so gut bedient. Auch die Wendungen einiger Figuren, wie z.B. die von Tante Maire, waren mir etwas zu schnell und zu unausgereift. Andererseits hat mich die Grundidee zweier Welten, eine davon unter Wasser, schwer begeistert. Wenn hierin der Schwerpunkt des Lesers liegt, kann er sich nicht beschweren. Hier gibt es viele liebevolle Akzente, die einen wunderbaren Grundgedanken über unsere Welt und das Miteinander verspielt und mystisch umschreiben. Zucker für die Fantasie!

Cover des Buches Was fehlt, wenn ich verschwunden bin (ISBN: 9783733500931)

Bewertung zu "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Tiniwiniiivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Wahnsinn..als ich die letzten Zeilen gelesen habe, musste ich sehr heftig weinen. Dieses Buch hat mich voll und ganz mitgerissen. Unfassbar!
Schöner kann man ein Buch nicht schreiben

„Ich denke, wenn Gefühle mit den richtigen Worten auf Papier gemalt werden, berühren sie auch Menschen, die gar nichts mit der Geschichte zu tun haben.“ (Zitat aus „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ von Lilly Lindner, S. 179).

In dem Roman „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ von Lilly Lindner, geht es um zwei Schwestern, die sich in ihrer kleinen großen Welt gegenseitig Halt geben um eine Situation zu überstehen, für die sie beide eigentlich noch viel zu jung sind. Denn Phoebes große Schwester April hat Magersucht und muss in eine Klinik. Um ihre Schwester bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen und ihr nah sein zu können, schreibt Phoebe Briefe. Briefe, auf die sie nie eine Antwort erhält. Und da ist niemand, der die vielen Fragen beantwortet, denn selbst die Eltern sind völlig überfordert. Wird April wieder gesund? Und was ist das überhaupt für eine Krankheit? Ist sie ansteckend? Wie ist es dort, wo April jetzt ist? Und wann werden sich die beiden Schwestern wiedersehen?

Lilly Lindner beschreibt in ihrem Roman eindrucksvoll und authentisch, was die Krankheit Magersucht mit dem Erkrankten und seinem Umfeld macht. Die Geschichte wird in Form von Briefen erzählt. Das ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, man hätte es jedoch nicht besser umsetzen können. Der Schreibstil ist außergewöhnlich. Die Autorin sagt von sich selbst, sie setze Kommas an Stellen an denen sie atmet und sie setzt Punkte, obwohl der Satz noch nicht beendet ist. Schöne Lebensweisheiten werden in geschickten Wortspielen verpackt. (S. 17: „Schwestern müssen schließlich zusammenhalten, weil man zusammen viel mehr halten kann als alleine. Gerade, wenn man so viel zu tragen hat wie du, ist das wichtig.“) Ganz oft begegnet man auch zusammengesetzten Nomen, die liebevoll erklärt werden. (S. 167: „Wenn ich ein Wort wäre, dann wäre ich ein Bindungswort. Und dann würde ich so viele andere Wörter an mich binden, dass ich am Ende ein ganzer Satz wäre. Und dieser Satz würde alles über meine Bindungsfähigkeit aussagen.“). Die Art und Weise von Lilly Lindner mit Worten umzugehen, ist faszinierend und hat ihren ganz besonderen Charme. Jede Zeile hat mich sofort in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich habe selten so gefühlvolle Texte gelesen, die so erbarmungslos ehrlich sind. Das öffnet die Augen und sensibilisiert für das Thema Magersucht. Vielleicht kommt es auch gerade deshalb so an, weil Lilly Lindner als Betroffene schreibt, mit Herz und Verstand und mit allem was sie hat. Die Charaktere – besonders Phoebe und April – wachsen einem so dermaßen ans Herz, dass es fast weh tut, sie am Ende der Geschichte loszulassen.

Für mich war das Buch eine echte Bereicherung, obwohl ich anfangs etwas verunsichert war, ob das Thema Magersucht wirklich an mich geht. Dabei geht es in dem Buch um so viel mehr, ich bereue keine einzige Seite. Stille hat für mich persönlich seither eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das Buch hat mich zum Schmunzeln gebracht, nachdenklich gestimmt und zu Tränen gerührt, es hat mich schlicht und ergreifend einfach mitgerissen. Man überdenkt seine Sichtweisen auf bestimmte Dinge im Leben und allgemein bekommt man viele schöne Lebensweisheiten auf eine verspielte Art und Weise mitgegeben. Alleine der Sprachstil ist wirklich wahnsinnig toll. Unbedingt empfehlenswert!

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