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Toirse

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Schlange von Essex (ISBN: 9783847900306)

Bewertung zu "Die Schlange von Essex" von Sarah Perry

Die Schlange von Essex
Toirsevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Unbedingte Leseempfehlung für alle Menschen, die auch mal ein paar hundert Seiten ohne Action überleben!
Unbedingte Leseemofehlung

Auf die eine oder andere Art ist mir jede der vorkommenden Personen unsympathisch. Dabei reichen die genauen Emotionen von “irgendwie seltsam“ bis “Was für ein Arschloch ist das bitte?“. Trotzdem hat mir „Die Schlange von Essex“ sehr gut gefallen, was irgendwie erstmal wie ein Widerspruch an sich klingt. Aber es ist nun mal so. Die Charaktere wurden übrigens im weiteren Buchverlauf auch nicht sympathischer.
So viel vorweg. „Die Schlange von Essex“ ist anders. Es lässt sich auch nicht wirklich in ein Genre einordnen. Roman trifft es, aber genauer wird schwierig. Da sind diverse Liebesgeschichten, aber auch der Aspekt des historischen Hintergrunds samt damit verbundener Gesellschaftskritik. Irgendwie ist es aber auch ein bisschen Mystery, schließlich geht es auch darum herauszufinden wer oder was die titelgebende Schlange ist. Nun ja, und Cora betreffend könnte man fast schon von Coming of Age sprechen. Auch wenn sie technisch gesehen bereits erwachsen ist und ein Kind hat. Aber sie ist in diesem Buch das erste Mal überhaupt einfach „nur“ Cora und muss auf niemanden Rücksicht nehmen.
Cora ist die Hauptheldin in diesem Buch, denke ich. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte, alle anderen Figuren kommen nur darin vor, weil sie eine Verbindung zu ihr haben. Auch wenn sich die Einzelschicksale dieser Figuren teils von ihr weg entwickeln oder sie kaum konkret mit ihr zu tun haben. Das macht das Buchuniversum sehr lebendig, die unterschiedlichen Erzählperspektiven tun zu dieser Lebendigkeit auch das Ihrige. Im Laufe des Buches erweitert sich dabei die Gruppe an Personen aus deren Perspektive erzählt wird. Immer wieder wird das Buch auch von Briefen oder Tagebucheinträgen unterbrochen.
Die Handlung ist an sich jetzt nichts Besonderes. Keine große Aufgabe, keine große Liebesgeschichte und ein Drache wird auch nicht getötet. Stattdessen geht es, dem Titel zum Trotz, im Wesentlichen um ganz alltägliche Dinge. Wie reagieren Menschen auf etwas scheinbar Nicht-Erklärbares? Und was wenn das eigene Leben plötzlich ganz andere Bahnen nimmt als gedacht? Wo ist die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe? 


FAZIT 

Ein wunderbares Buch, das sich seine Preise und Nominierungen mehr als nur verdient hat. Unbedingte Leseempfehlung für alle Menschen, die auch mal ein paar hundert Seiten ohne Action überleben!

Cover des Buches Vermählung (ISBN: 9783959671149)

Bewertung zu "Vermählung" von Curtis Sittenfeld

Vermählung
Toirsevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine wundervolle Neuerzählung auf die man sich einlassen können muss
Anders aber trotzdem klasse

Ich bin ja was Neuerzählungen von Klassikern oder Märchen angeht immer eher skeptisch. Und Curtis Sittenfeld hat sich hier nicht an irgendein Buch gewagt, sondern an „Stolz und Vorurteil“, eines meiner Lieblingsbücher. „Vermählung“ ist Teil eines Projektes von Harper Collins alle Bücher von Jane Austen zu modernisieren und neu zu erzählen. Bisher erschienen ist z.B. unter anderem eine Neuerzählung von Northanger Abbey, die Val McDermid in Angriff genommen hat. Dabei ist es das Ziel dem Original so treu wie möglich zu bleiben.


In „Vermählung“ hat man allerdings im ersten Augenblick das Gefühl als ob Curtis Sittenfeld nichts heilig ist. Denn sie versetzt die Handlung nicht nur in die Moderne sondern auch gleich vom ländlichen England nach Cincinatti, Ohio, USA. Und Lizzy, Jane und ihre Schwestern sind wesentlich älter als im Original, mal ganz abgesehen davon, dass der Altersunterschied zwischen ihnen ebenfalls um einiges größer ist (Mehr als 15 Jahre liegen hier zwischen Jane und Lydia, im Original sind es grade mal 7). Überraschenderweise funktioniert diese Art der Neuerzählung wirklich gut.


Zwar hat man oft das Gefühl, die Handlung und die agierenden Personen nicht wiederzuerkennen, aber genauer betrachtet folgt „Vermählung“ dem Vorbild „Stolz und Vorurteil“ sehr genau, lediglich das Ende weicht stark von der Vorlage ab. Einer Tatsache, an der sicher auch die eher kleine Rolle von Kathy de Bourgh (im Orginal: Catherine de Bourgh) Schuld ist. Dafür bekommen wir tatsächlich einmal die Hochzeit von Jane mit.


Ich bin selbst immer noch verblüfft, wie gut mir dieses Buch gefallen hat. Und obwohl ich das Original fast schon in und auswendig kenne, wurde ich hier immer wieder überrascht. In den meisten Fällen wich diese Überraschung dann der Realisation, dass die Szene oder Person tatsächlich eine Entsprechung im Original hat.


Manchmal jedoch hat mir der Humor von Jane Austen gefehlt, sie hatte einfach eine unvergleichliche Art zu schreiben. Man muss es Curtis Sittenfeld aber meiner Meinung nach hoch anrechnen, dass sie gar nicht erst versucht Jane Austen in dem Aspekt nachzueifern. Sätze wie “it is a truth universally acknowledged that a single man in possession of a good fortune must be in want of a wife.” können einfach nur einmal in der Literaturgeschichte geschrieben werden. Dafür eifert Curtis Sittenfeld in einem anderen Punkt ihrem Vorbild umso mehr nach: Im Menschen beobachten. Zwar bin ich selbst kein Teil der amerikanischen Oberschicht, aber die Art und Weise, wie diese hier beschrieben wird hört sich sehr… hmm… ja… richtig an. Bingley und Darcy haben hier beide einen „richtigen“ Job: Sie sind Ärzte, wobei Darcy als Neurochirurg eindeutig erfolgreicher ist als sein Freund. Und obwohl sie ihren Reichtum genießen, drängen sie sich nicht ins Lampenlicht. Vor allem Darcy, der neben seinem sicher nicht unerheblichen Gehalt auch noch ein großes Erbe besitzt, zeigt keinerlei Anstalten in irgendeiner Form eine öffentliche Person zu werden.


Am meisten hat mich persönlich die ganze Sache mit der Reality-Show gestört. Reality-Show? Ja, Bingley hat nämlich bei einer Version von „Bachelor“ mitgemacht und das ist etwas, dass immer wieder auftaucht und das Ende stark mitbestimmt. Ich hatte da so ein bisschen das Gefühl als ob alle aus ihren Rollen fallen würden, grade die sonst so vorsichtige Lizzy. Vielleicht weil es für diesen Teil keine wirkliche Entsprechung in „Stolz und Vorurteil“ gibt und Curtis Sittenfeld improvisieren musste.

Die andere Sache mit der ich wirklich ein Problem hatte war Mary. Oder besser gesagt: Das letzte Kapitel. Dieses ist aus Marys Sicht geschrieben und wie ich finde problematisch. Nicht weil Mary darin sagt, dass sie auch ohne Mann (oder Frau) auskommt. Oder, weil sie in diesem Kapitel endgültig zum feministischen Klischee wird. Sondern weil ich irgendwie das Gefühl habe das Mary asexuell sein soll. Gut, Asexualität als Begriff ist ein sehr weites Feld, das sowohl Menschen umfasst, die quasi keinerlei sexuelle Bedürfnisse haben als auch solche, die einfach anderen Menschen gegenüber keine sexuelle Anziehung verspüren. Aber Asexuell und zweimal täglich masturbieren kratzt glaube ich schon sehr stark an der Definitionsgrenze. Auch, weil Mary generell keinerlei Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen zeigt und nicht nur keines an Sex. Was schade ist, weil dadurch so ein bisschen die Hintertür „Du hast nur noch nicht den/die Richtige/n gefunden“ offen bleibt.


Ist es eine gelungene Neuerzählung?


Ja, das ist es. Sie ist anders als ich es erwartet hatte, aber eben auch um Welten besser, als ich es erwartet hätte. Trotz der negativen Punkte. Zwar denke ich, dass Jane Austen heute eher Geschichten über die Mittelklasse erzählen würde (schließlich würde sie selbst dieser heute sehr wahrscheinlich angehören), aber wenn man versucht dem Original so treu wie möglich zu bleiben, ist die Umgebung wirklich gut gewählt. Alles in allem sehr empfehlenswert, wenn man "Stolz und Vorurteil" mal anders erleben möchte.

Cover des Buches Still (ISBN: 9783442157648)

Bewertung zu "Still" von Susan Cain

Still
Toirsevor 7 Jahren
Ich würde „Still“ wirklich jedem empfehlen


Erster Eindruck:

Weiß. Sachbuch. Also eigentlich habe ich keinen wirklich Eindruck.

Inhalt:

Susan Cain war mal erfolgreiche Wall Street Anwältin. Und sie ist introvertiert.  Deswegen hat sie ein Buch geschrieben: Über stille Menschen in einer lauten Welt.

Meine Meinung:

Ich wollte dieses Buch ganz lange nicht lesen. Aber irgendwie tauchte es immer wieder auf. Und da bin ich dann doch eingeknickt.
Und was soll ich sagen? Lesenswert!

Das grundlegende Prinzip introvertiert/extravertiert kannte ich schon länger (Sims sei dank ;)), aber Susan Cain hinterfragt das und erklärt genau welche Charaktereigenschaften für sie unter introvertiert/extravertiert fallen.

Außerdem zeigt wie sich unsere westliche Welt im letzten Jahrhundert zu einer extravertierten Gesellschaft gewandelt hat. Denn im 19. Jahrhundert wurden stille, eher introvertierte Menschen noch bewundert, mittlerweile sind es eher die Menschen, die sich gut selbst verkaufen können, die bewundert werden. Zu mindestens in den USA.
Das ist auch einer meiner Hauptkritikpunkte an diesem Buch, denn Susan Cain scheint über weite Strecken immer von „der Welt“ zu sprechen, aber natürlich ist das nicht überall gleich. Schon allein der Unterschied USA/Deutschland macht das deutlich, bei uns wird meiner Erfahrung nach noch etwas mehr Wert auf tatsächliches Können gelegt. Zwar ändert sich das auch und man muss sich immer mehr selbstdarstellen können, aber grundlegend muss man immer noch auch auf dem Papier die richtige Qualifikation haben.

Außerdem finde ich, dass teilweise etwas zu sehr auf dem fachlichen Hintergrund rumgehackt wird. Und teilweise widersprechen sich ihre Fachleute auch gegenseitig, was natürlich völlig okay ist – so funktioniert Wissenschaft – aber in einem populärwissenschaftlichen Buch wäre es schön, wenn das etwas sortierter wäre. Außerdem stimme finde ich, dass sie etwas zu sehr darauf herumreitet, dass Introvertierte ja so viel besser sind. Mag sein, dass wir überlegtere Entscheidungen treffen, aber manchmal müssen eben auch schnelle Entscheidungen getroffen werden.

Insgesamt ist „Still“ sehr verständlich geschrieben und auch trotz vieler zitierter Fachartikel gut zu lesen. Ich habe es auf jeden Fall fast in einem Stück durchgelesen. Überflüssig und wenig interessant fand ich nur den Anhang. Dort fand man z.B. eine Liste berühmter introvertierter Personen, ein Interview mit der Autorin etc. Aber neue Informationen: Fehlanzeige!

Fazit:

Ich würde „Still“ wirklich jedem empfehlen, ob man nun selbst introvertiert ist oder nicht. Mir hat es sehr geholfen Menschen generell zu verstehen. Und den einen oder anderen Tipp für introvertierte gibt es auch, jedoch ist es kein Selbsthilfebuch.

Cover des Buches Rivers of London - Body Work (ISBN: 9781782768418)

Bewertung zu "Rivers of London - Body Work" von Ben Aaronovitch

Rivers of London - Body Work
Toirsevor 7 Jahren
Tolle Ergänzung zur Buchreihe


Erster Eindruck:

Zu einem „Flüsse von London“-Buch gehört irgendwie eine Karte auf dem Cover. Auf diesem hier ist das wirklich toll gemacht.

Inhalt:

Peter hat mal wieder einen Fall. Diesmal gibt es da ein gewisses Problem mit einem verhexten Auto, das sich selbstständig macht. Und Menschen umbringt. Da muss natürlich das Folly ran.

Meine Meinung:

Erst war ich etwas skeptisch, ob der Comic wirklich einen neuen Fall beinhaltet. Denn Body Work gehört zum „Flüsse von London“ Universum und oft bieten Comic-Adaptionen einer Buchreihe ja nichts wirklich Neues. Aber Body Work ist tatsächlich ein eigenständiger Fall, ich würde sogar sagen, dass man es ohne Kenntnis der Bücher lesen kann. Zwar verpasst man dadurch einige Insiderwitze, aber insgesamt steht der Fall für sich alleine.
Laut dem Autor Ben Aaronovitch steht Body Work in der Chronologie zwischen Band 4 und 5 der Buchreihe. Wenn man also die Buchreihe liest oder vor hat zu lesen bekommt man so natürlich einiges gespoilert u.a. einen sehr wichtigen Plottwist in Band 4.

Der Comic ist ursprünglich in mehreren Teilen erschienen, die hier in einem Sammelband zusammengefasst wurden. Dadurch gibt es zwischendrin immer mal eine Art Ciffhanger und/oder Sprünge in der Handlung. Mich persönlich hat das nicht gestört, da die Haupthandlung durchgängig war.
Interessant fand ich auch die verschiedenen Cover der einzelnen Bände, die alle abgedruckt waren. Ach ja und die „Kurzgeschichten“ am Ende waren auch sehr witzig.

Insgesamt zeigt Body Work vor allem, dass Ben Aaronovitch ursprünglich Drehbuchautor war. Denn nicht jeder Autor schafft es eine Geschichte zu schreiben, die so gut als Comic funktioniert. Als „normales“ Buch hätte Body Work nur halb so gut funktioniert, aber in einem Comic wo vieles (wie im Film) gezeigt wird und nicht beschrieben werden muss: Toll!
Die Zeichner des Comics haben meiner Meinung nach auch einen guten Job gemacht. Im ersten Moment war der Zeichenstil etwas gewöhnungsbedürftig, da ich vorher noch nie einen Comic mit einem recht realistischen Stil gelesen hatte. Nach einer Eingewöhnungszeit bin ich nun allerdings begeistert davon.

Fazit:

Eine tolle Ergänzung zur Peter-Grant-Reihe. Man kann zwar auch überleben ohne die Comics zu lesen, aber meiner Meinung nach ist Body Work gelungener als z.B. der 5. Teil der Buchreihe.

Cover des Buches Nenn mich nicht bei meinem Namen (ISBN: 9783570402283)

Bewertung zu "Nenn mich nicht bei meinem Namen" von Waldtraut Lewin

Nenn mich nicht bei meinem Namen
Toirsevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein gutgemeintes und gut geschriebenes Buch über ein interessantes Thema. Aber leider ein bisschen zu viel „Alles wird gut“-Mentalität.
Leider zu viel "Alles wird gut"


Erster Eindruck

Gibt es ein Cover, das noch mehr „Ich bin ein historischer Jugendroman“ schreit? Aber ich mag es trotzdem :)

Inhalt

Eliane  hat den Holocaust überlebt. Grade so. Aber sie kann nicht beweisen, wer sie ist und hat deswegen in Nachkriegs-Deutschland keine Identität. Bis sie eine alte Dame trifft, durch diese bekommt sie einen neuen Namen. Aber auch eine neue, gefährliche Aufgabe.

Meine Meinung

Ich habe bereits vor einigen Monaten „Himmel ohne Sterne“von Rainer M. Schröder gelesen, welches das gleiche Thema behandelt nämlich die illegale Einwanderung nach Palästina nach Ende des 2. Weltkriegs. Vielleicht hatte ich auch deswegen meine Probleme mit „Nenn mich nicht bei meinem Namen“, denn Rainer M. Schröder ist nun mal ein Autor, mit dem ich quasi groß geworden bin. Seine historischen Romane haben mein Verständnis für dieses Genre vielleicht mehr geprägt als jeder andere Autor.

Erstmal: Im Buch wird immer von der Alija Daleth geredet. Keine Ahnung ob das ein Fehler in meiner Ausgabe ist oder ein generell Fehler. Denn die Einwanderung hieß Alija Bet, von Alija (Einwanderung) und Bet, dem zweiten Buchstaben im hebräischen Alphabet.
Dazu scheint mir die Hagana doch sehr leichtgläubig. Klar, sicher hatten die allermeisten der Juden keine gesicherte Identität und diejenigen, die sich auf den Weg nach Palästina machten am allerwenigsten. Aber ein Mädchen einfach so akzeptieren? Nur weil sie angeblich wichtige Negative bei sich trägt? Ein bisschen Skepsis ist da ja schon angebracht, denke ich. Außerdem versucht Eliane fast 1 Jahr lang auf eines der Schiffe zu kommen. Da kommt keiner auf die Idee sie vielleicht auch zur Kämpferin auszubilden? Sie scheint ja bekannt zu sein unter der Hagana- Führung. Das passt einfach nicht finde ich, denn die Hagana war soweit ich weiß nicht einfach nur ein Haufen Verrückter sondern gut organisiert. Fast schon eher eine richtige Armee, denn eine Miliz.
Und die Briten scheinen mir am Ende doch sehr leichtgläubig bzw. sogar sorglos. Mehr sei dazu einfach nicht gesagt.

Liane hat einfach viel zu viel Glück. Ja, verdammt es ist ein Jugendbuch. Aber auch Jugendliche können was ab und das war damals einfach kein Zuckerschlecken. Es muss nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein! Und Waltraut Lewin macht hier genau das: Es wird immer alle gut, alle Probleme sind eher Schrecksekunden, als richtige Probleme. So viel Glück hat ein einzelner Mensch einfach nicht!!
Vom Schreibstil ist „Nenn mich nicht bei meinem Namen“ wirklich gut, die Charaktere sind vielfältig, wenn auch teilweise eindimensional. Von den Wenigsten wird die Motivation hinterfragt. Aber trotzdem gut geschrieben.

Fazit

Ein gutgemeintes und gut geschriebenes Buch über ein interessantes Thema. Aber leider ein bisschen zu viel „Alles wird gut“-Mentalität.

Cover des Buches Salz für die See (ISBN: 9783551560230)

Bewertung zu "Salz für die See" von Ruta Sepetys

Salz für die See
Toirsevor 7 Jahren
Kurzmeinung: "Salz für die See" ist großartig. Verstörend. Wundervoll. Beängstigen. Atemberaubend. Zum Nachdenken anregend. Einfach unbeschreiblich.
Unbeschreiblich gut!



Erster Eindruck

Tja, ein Königskinder-Buch. Also: Wunderbares Cover ist quasi selbstverständlich. Mich erinnert es übrigens ein wenig an die DGzRS Werbung, da ist auch immer viel aufgewühltes Wasser und ähnliche Farben sind das auch. Unter dem Schutzumschlag ist übrigens "Wilhelm Gustloff" eingeprägt. Und es gibt ein Lesebändchen!

Inhalt

Es ist Januar 1945. Die sowjetischen Truppen rücken immer weiter vor in Ostpreußen.
Florian, Emilia und Joana sind auf der Flucht. Jeder für sich und doch irgendwie zusammen. Und jeder hat seine Geheimnisse.
Alfred ist Soldat. Mehr oder weniger. Einsatzort: Die "Wilhelm Gustloff".


Meine Meinung

Wie fasst man ein solches Buch in Worte?

"Salz für die See" ist großartig. Verstörend. Wundervoll. Beängstigen. Atemberaubend. Zum Nachdenken anregend. Einfach unbeschreiblich.

Ich hatte Angst, dass ich zu hohe Erwartungen haben würde an dieses Buch. Schon so oft haben mich historische Roman enttäuscht. Aber Ruta Sepetys macht alles richtig. Sie schafft es einfach die Gefühle der Protagonisten einzufangen.

"Salz für die See" ist auch vier verschiedenen Sichten geschrieben. Meistens wird dabei nach 1 oder 2 Seiten die Perspektive gewechselt. Aber teilweise ist es auch nur ein Absatz. Oder sogar nur ein Satz. Durch diese Erzählweise schafft die Autorin es grade am Ende des Buches einen in einen Mahlstrom aus Gefühlen zu befördern. Was ziemlich verstörend sein kann. Wirklich.
Die vier Protagonisten kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen und jeder hat seine eigenen Gründe. Jeder der vier ist einzigartig und gut charakterisiert. Lediglich Alfred scheint manchmal etwas eindimensional, aber auch das scheint Absicht.

Man merkt es vielleicht: Ich weiß nicht recht, was ich zu diesem Buch sagen soll. Definitiv eines meiner Jahreshighlights. Aber eben auch ein Buch, dass mich ganz sicher nicht hat jubeln lassen. Außerdem finde ich es sehr schwer darüber zu erzählen ohne zu spoilern. Wobei doch, eins kann ich sagen: Die Wilhelm Gustloff wird untergehen. Und mehr als 9000 Menschen mit sich reißen.

Fazit

Einfach selber lesen! "Salz für die See" ist so unbeschreiblich, aber ich kann euch versprechen, dass es ganz sicher einen Eindruck hinterlassen wird!



Ich habe dieses Buch in Tausch für eine ehrliche Rezension vom Königskinder Verlag/Carlsen bekommen. Meine Lobeshymmne hat aber ganz sicher nichts mit diesem Fakt zu tun, dafür ist das Buch ganz alleine verantwortlich, egal wo ich es her habe.

Cover des Buches Das Weihnachtswunder von Old Nichol (ISBN: 9783352008894)

Bewertung zu "Das Weihnachtswunder von Old Nichol" von Raymond A. Scofield

Das Weihnachtswunder von Old Nichol
Toirsevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein wunderbares, wenn auch etwas vorhersehbares Weihnachtsbuch.
ein nettes, kleines Weihnachtsbuch

Erster Eindruck:

Cover-Klick. Also nicht wirklich Cover-Kauf, weil ich dieses Buch ja netterweise von NetGalley habe, aber da habe ich es wegen dem Cover angeklickt. Es wirkt so schön winterlich.


Inhalt:

Anna und Benjamin haben nicht die besten Vorrausetzungen für ein schönes Weihnachtsfest: Aus ihrer Heimat Irland sind sie vor einer Hungersnot ins Londoner East End zu ihrer Tante geflohen. Doch die ist nun tot und Anna und Benjamin dem ruchlosen Apotheker Mr. Fox schutzlos ausgeliefert. Ein Unglück reiht sich an das Nächste und vom „Glück der Iren“ ist nicht viel zu spüren.


Meine Meinung:

Wie niedlich! Ja, ich glaube „süß“ ist eine gute Beschreibung für „Das Weihnachtswunder von Old Nichol“. Der Klappentext verspricht das London von Oliver Twist und das bekommt man als Leser auch. Mit ein bisschen Feenstaub inklusive. Also die gute Art von Feenstaub, die die das Leben etwas magischer macht.


Die Figuren in „Das Weihnachtswunder von Old Nichol“ sind überraschend gut ausgearbeitet. Dass Anna manchmal ins Irisch-Gälische fällt irritiert am Anfang etwas, aber auch daran gewöhnt man sich. Und authentisch ist es ja. Nur ein bisschen Stereotypen sind die beiden ja schon. Mussten sie zum Beispiel ausgerechnet rote Haare haben? Beide? Immerhin heißen sie nicht Patrick und Mary.

Und dann ist da ja noch „Welchiger“, wobei ich über ihn nicht allzu viel verraten möchte. Aber er ist cool drauf, das kann ich versprechen! Außerdem war es meiner Meinung nach eine sehr gute Idee ausgerechnet jemanden wie ihn zu einem treibenden Element der Handlung zu machen. (Das klingt jetzt alles sehr mysteriös, oder? Aber ich möchte nicht zu viel verraten, egal wie sehr ich „Nämlichen“ mag…)

Weiterer Pluspunkt: Keine Liebesgeschichte! Man kann Weihnachten nämlich auch feiern ohne das die ganze Welt sich verlieben muss. Stattdessen beschwört Raymond A. Scofield eine andere Art Weihnachtszauber herauf.


Ein großer Minuspunkt: Leider ist „Das Weihnachtswunder von Old Nichol“ ein Buch in dem schon sehr früh klar wird, dass es ein Happy End geben wird. Und zwar eines in dem Jeder das bekommt, was er verdient. Das ist wirklich schade, da so etwas von der Spannung verloren geht. Und auch das Glück wird manchmal etwas überstrapaziert.


Fazit

Oliver Twist mit einer ordentlichen Portion Feenstaub. Ein wunderbares, wenn auch etwas vorhersehbares Weihnachtsbuch.



Ich habe dieses Buch im Tausch für eine ehrliche Rezension auf meinem Blog Büchernest vom Verlag erhalten

Cover des Buches Die Unglückseligen (ISBN: 9783813505986)

Bewertung zu "Die Unglückseligen" von Thea Dorn

Die Unglückseligen
Toirsevor 8 Jahren
Nicht ganz das, was ich erwartet hatte

Erster Eindruck:

 Dieses Cover war der Grund, warum ich überhaupt auf das Buch aufmerksam geworden bin. Ist es nicht wunderbar verrückt und toll?


Inhalt: 

Johannas Ziel ist es Menschen unsterblich zu machen. Also für den Moment versucht sie erst einmal das Leben von Mäusen signifikant zu verlängern.

John hat das Ziel „Unsterblichkeit“ bereits erreicht. Aber glücklich ist er deswegen nicht.

Als Johanna davon erfährt setzt sie alles dran um zu erfahren, wie es möglich ist Unsterblichkeit zu erlangen. Und der Teufel schaut zu…


Meine Meinung:

Thea Dorn erzählt aus drei verschiedenen Perspektiven und je nach Perspektive ändern sich auch die Ausdrucksweise und der Schreibstil. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend. Grade die altertümliche Sprache von John/Johann war sehr schwierig zu lesen, manchmal hätte ich mir gewünscht, dass für eine bessere Lesbarkeit einige Abstriche beim historischen Detail der Sprache gemacht worden wären. Der zunächst nicht identifizierte dritte Erzähler war was das angeht teilweise noch schlimmer als Johann.

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass viele Sachen stark vereinfacht wurden. Zwar bin ich keine Mikrobiologin, aber einige der Arbeitstechniken lernen wir im Pharmazie-Studium auch und meiner Erfahrung nach ist es nun mal nie einfach. Mal abgesehen davon, dass Johann scheinbar in ihr Labor darf. Die meisten Mikrobiologen, die ich kenne, arbeiten in Reinräumen: Da kann man nicht einfach mal so rein.

Die Idee an sich ist wirklich, wirklich toll. Aber irgendwie scheint sie etwas außer Kontrolle zu geraten, ich hätte mir mehr Diskussion über die Grenzen der Wissenschaft gewünscht. Mehr Ethik-Diskussionen. Und weniger „Wir machen jetzt einfach mal“. Und eine etwas befriedigendere Auflösung, ein richtiges Ende eben. Denn es wirkt für mich irgendwie wie ein Ausweg aus einem Plot, der nur mit dem Buchende zu retten ist. Ja irgendwie passt das zum Geisteszustand der Protagonisten, aber für mich als Leserin ist es trotzdem unbefriedigend.

Zusammenfassen kann man alle meine Kritikpunkte denke ich mit einem Satz: Ich habe etwas anderes erwartet. Nach den Rezensionen, die ich gelesen hatte und nach dem Klappentext dachte ich, dass in „Die Unglückseligen“ wesentlich mehr Fokus auf die ethische Diskussion hinter dem Thema “Unsterblichkeit“ gelegt wird.


Fazit:

Leider nicht ganz was ich erwartet habe. Die Idee und die Geschichte ist aber trotzdem spannend und mal etwas anderes. Wer über die kleineren Probleme hinweg sehen kann und vielleicht auch einfach eine andere Erwartungshaltung hat, wird in „Die Unglückseligen“ sicher ein wunderbares Buch finden.

Cover des Buches Himmel ohne Sterne (ISBN: 9783570172223)

Bewertung zu "Himmel ohne Sterne" von Rainer M. Schröder

Himmel ohne Sterne
Toirsevor 8 Jahren
Pflichtlektüre!

Erster Eindruck: 

Passt zum Titel und zwar wirklich. Und es ist mal kein 08/15 Jugendbuchcover.


Inhalt: 

München, 1946: Jannek und Leah haben den Nazionalsozialismus überlebt. Grade so. Aber ihre Erlebnisse in den KZ haben sie stark geprägt und jetzt müssen sie im Nachkriegs-Deutschland auch noch ums Überleben kämpfen. Bald schon reift die Idee nach Palästina zu gehen, aber die Reise ist gefährlich und den Staat Israel gibt es noch nicht.

In London ist die Familie Bucheim immer mehr Anfeindungen ausgesetzt, als deutsche Juden werden sie überall ausgegrenzt und teilweise direkt angegriffen. Alija Bet – die illegale Einwanderung nach Palästina – scheint auch für sie die letzte Hoffnung.

Meine Meinung:

In letzter Zeit war ich nicht mehr so begeistert von Rainer M. Schröders Romanen. Ich dachte schon ich sei zu erwachsen dafür geworden, aber dieses Buch beweist mir das Gegenteil.

Vorweg: Für sanfte Seelen ist „Himmel ohne Sterne“ nichts. Ganz und gar nichts. Hier wird kein Blatt vor dem Mund genommen was die Realität des Holocaust und des Lebens im Nachkriegs-Europa angeht. Auch das die illegale Einwanderung kein fröhlicher Sonntagsspaziergang war wird ganz sicher nicht verheimlicht. Mich hat vor allem das Verhalten der Briten geschockt, ich wusste zwar aus dem Geschichtsunterricht, dass sie dem Problem „Palästina“ nicht gewachsen waren, aber in konkreten Situationen werden einem die Auswirkungen erst bewusst. Das gilt für vieles in diesem Buch, denn die Rahmenhandlung dürften die Meisten aus dem Geschichtsunterricht kennen, aber die Umsetzung…

Ich glaube in keinem anderen Buch von Rainer M. Schröder sterben so viele Menschen, wie in „Himmel ohne Sterne“. Vielleicht in der Falken-Saga, aber das sind 5 Bände und entsprechend mehr Seiten…  Und Happy End ist auch nicht wirklich drin…

Leah war für mich „die“ Figur in diesem Buch, ich habe das Geschehen quasi immer durch ihre Augen betrachtet auch wenn nicht alles aus ihrer Sicht erzählt wurde. Jannek dagegen blieb mit die meiste Zeit rätselhaft, auch das Ende hat mir nur bedingt geholfen ihn zu verstehen. Sophie und Marius waren da besser zu verstehen, genauso wie Ari. Aber ich denke, das war auch so gewollt. Man lernt halt die vielen verschiedenen Schicksale kennen, die Juden dazu geführt haben nach Palästina auswandern zu wollen und für einen Staat Israel zu kämpfen. Dazu gehört eben auch der verbitterte und schwer traumatisierte KZ-Überlebende, der glaubt, dass es für ihn keine Zukunft gäbe.

Übrigens: So ganz nebenbei wird auch erklärt, warum in der Region jetzt grade die Hölle los ist (und warum das auch eigentlich mal mehr, mal weniger seit 100 Jahren so ist).

Ach, ich würde gerne noch so viel mehr schreiben über dieses Buch, aber leider würde das meiste davon meine „Keine Spoiler in Rezensionen“-Regel verletzen und hier jetzt jede Menge Spoiler Buttons setzen möchte ich nicht. Gibt ja auch so genug zu sagen.



Fazit: 

5 Sterne, was denn sonst. Dieses Buch MUSS man gelesen haben, gleich nach „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Pflichtlektüre für jeden der sich auch nur ansatzweise für das Thema interessiert und eigentlich auch für alle anderen!

Cover des Buches Berlin 1936 (ISBN: 9783827500595)

Bewertung zu "Berlin 1936" von Oliver Hilmes

Berlin 1936
Toirsevor 8 Jahren
Olympia 1936

Tja, ich denke der Titel macht schon klar worum es geht: Um die olympischen Spiele 1936 in Berlin. Als Hitler und Co. es schafften der Welt ein friedliches und "normales" Deutschland vorzuführen obwohl schon die ersten Konzentrationslager gebaut wurden.

Genau genommen berichtet Oliver Hilmes aber nicht nur über diese 16 Tage sondern auch über Sachen, die vorher und nachher passierten. Inklusive einem "Was wurde aus...?" am Ende.


Die in "Berlin 1936" vorgestellten Personen decken quasi die ganze Bandbreite ab: Vom Präsidenten des internationalen olympischen Komitees über ranghohe Nazis wie Goebbels zu Restaurantbesitzern und einfachen (jüdischen) Bürgern. Dabei schlägt Oliver Hilmes nicht den typischen eher belehrenden, mit Fußnoten und Anmerkungen durchsetzen Sachbuch-Stil an, stattdessen erzählt er Geschichten. Ja, er zitiert auch z.B. aus dem Tagebuch von Joseph Goebbels, aber diese Zitate sind quasi einfach nur da und werden nicht besonders hervorgehoben. Gut, es findet auch keine Diskussion der Bedeutung und Verlässlichkeit der verschiedenen Quellen statt. Eine Tatsache, die meine Geschichtslehrerin aus der Oberstufe wahrscheinlich verurteilen würde. Teilweise finden sich auch Auszüge aus Primärquellen direkt wieder z.B. aus Polizeiberichten oder den Anweisungen der "Reichspressekonferenz". Generell wird nicht bewertet was diese Auszüge oder auch andere Begebenheiten bedeuten. Das wird dem Leser überlassen. Oliver Hilmes ist quasi wirklich nur der Erzähler. Mir persönlich gefällt diese Art und Weise sehr gut, man fühlt sich ins Jahr 1936 versetzt.


"Berlin 1936" ist nicht in Kapitel sondern in Tage unterteilt. Jedem Tag ist ein Bild aus der Zeit sowie der offizielle Wetterbericht des Tages vorangestellt. In einzelnen Abschnitten werden dann verschiedenen Geschichten erzählt. Einige Personen tauchen dabei immer wieder auf, während andere nur einmal einen kurzen Absatz bekommen und dann wieder von der Bildfläche verschwinden. Besonders fasziniert hat mich die Geschichte um Thomas Wolfe und Heinz Ledig-Rowohlt, aber auch das "Was wurde aus...?" war sehr interessant. Da stellt sich der kleine Junge plötzlich als später weltbekannter Historiker heraus und die Frau, die spontan Hitler küsste bei den olympischen Spielen, rettet dank ihrer Deutschkenntnisse wenige Monate später einer Frau das Leben. Mal ganz abgesehen von den vielen Geschichten über Menschen, die auf die eine oder andere Art versuchen zu fliehen.


Insgesamt würde ich sagen: Definitiv 5 Sterne. Es hat unglaublich Spaß gemacht "Berlin 1936" zu lesen und interessant war es noch dazu!

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