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Tommywien

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Der Verdächtige (ISBN: 9783453273160)

Bewertung zu "Der Verdächtige" von John Grisham

Der Verdächtige
Tommywienvor 2 Jahren
Cover des Buches Kostbare Tage (ISBN: 9783257071252)

Bewertung zu "Kostbare Tage" von Kent Haruf

Kostbare Tage
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch das einem aufzeigt wie kostbar jeder einzelne Tag unseres Lebens ist und wie kostbar die gemeinsame Zeit mit unseren Liebsten ist.
Cover des Buches Das Fluchholz (ISBN: 9783442771134)

Bewertung zu "Das Fluchholz" von Johan de Boose

Das Fluchholz
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Originell und vielleicht ein wenig respektlos
Menschheitsgeschichte aus einer außergewöhnlichen Perspektive

Der eine oder andere holländische Autor hat mich in der Vergangenheit positiv überrascht, umso mehr war ich auf dieses Buch von Johan de Boose gespannt. Mit diesem Buch schaffte es der Autor immerhin auf die Shortlist des Libris-Literaturpreises und erhielt den Preis für das beste spirituelle Buch.

Einst stand er einsam und alleine in einer trockenen Wüste, der wohl bekannteste Ölbaum der Geschichte der Menschheit. Ein Stück trockenes Holz erzählt uns die Geschichte der Menschheit, seit der Zeugung und der Geburt Jesus bis in das letzte Jahrhundert aus seiner hölzernen Sicht. Ihr habt richtig gelesen – Zeugung – nix mit unbefleckter Empfängnis. 

Jener Olivenbaum wurde Zeuge einer brutalen Vergewaltigung. Das Opfer? Eine Frau Namens Maryam. Der Täter war ein römischer Soldat, die zur damaligen Zeit vor Ort stationiert waren. Das Resultat dieser Vergewaltigung war Jeschua. Irgendwie war auch Jeschuas Leben verflucht, denn sein Leben dauerte nicht lange an. Nicht alle Ansichten Jeschuas wurden zur damaligen Zeit geduldet und er fand seinen Tod am Kreuz. Ein Kreuz, das aus Olivenbaumholz gefertigt wurde. Einst spendete der Baum Jeschua und vielen anderen kostbaren Schatten in der Wüste, später wurde er zum Rohstoff aus dem das Kreuz Jeschuas gefertigt wurde. 

Später zerfällt es immer mehr, doch ein kleines Stück überlebt die Jahrhunderte. Es trifft auf seiner langen Reise wichtige historische Persönlichkeiten wie Kaiser Nero, orthodoxe Mönche, russische Herrscher, islamische Gelehrte bis hin zu Päpsten, Faschisten und Terroristen und erzählt uns das Erlebte aus seiner Sicht.

Wenn ihr Lust habt Geschichte aus einer anderen, wirklich außergewöhnlichen Perspektive erzählt zu bekommen, dann kann ich euch dieses Buch empfehlen. Man muss nicht religiös sein um dieses Buch lesen zu können, die Religion dient mehr oder weniger als roter Faden. Als eingefleischter Katholik fragt man sich vielleicht, ob dieses Buch eine Provokation des Autors sein soll, da ich nicht katholisch bin, kann ich diese Frage nicht wirklich beantworten, ich fand allerdings den anderen Zugang zur Geschichte spannend. Das Buch fängt ja schon mit einem Paradigmenwechsel an, nämlich mit der „anderen“ Erzählung von Christi Zeugung und seiner Geburt.

Das Buch ist originell, vielleicht auch ein wenig respektlos. Es ist jedenfalls an vielen Stellen lustig und regt an anderen Stellen zum Nachdenken an.

Obwohl ich mit Religion nichts am Hut habe, kann ich dieses Buch bedenkenlos weiterempfehlen – vielleicht genau aus diesem Grund.

 

Cover des Buches Ich bleibe hier (ISBN: 9783257071214)

Bewertung zu "Ich bleibe hier" von Marco Balzano

Ich bleibe hier
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein bedrückendes Buch. Karge Worte mit tiefer Wirkung.
Das verborgene Graun

Ein Buch das schon lange auf meiner Leseliste stand ist Ich bleibe hier von Marco Bolzano. Und es erweist sich zum Ende des Jahres noch mal als richtiges Lesehighlight.

Graun ist, bzw. war, ein kleiner Ort in den Bergen Südtirols. Das Leben der Menschen ist karg und hart und von den Jahreszeiten geprägt, auch der zweite Weltkrieg machte vor der heutigen Urlaubsregion keinen Halt. Doch Hitler war nicht das einzige Problem der Südtiroler, sie mussten sich damals zwischen Not und Elend entscheiden. Auf der einen Seite drohte das Deutsche Reich immer weiter vorzudringen, auf der anderen Seite kamen Mussolinis Faschisten, die die Bevölkerung Zwangsitalienisierten. Doch nicht nur der Krieg machte den Leuten zu schaffen, sondern auch ein umstrittenes Staudammprojet, dass die Heimat vieler Menschen bedrohte. Wo soll man also hin, wenn rund um einen die Welt kocht.

Erzählt wird dieses historische Familiendrama aus der Sicht Trinas, einer südtirolerischen Lehrerin, die beschließt sich nicht zu beugen und ihrer Heimat treu zu bleiben.  In einer Art Tagebuch schildert sie ihrer mit Verwandten geflohenen Tochter Marica ihre Eindrücke der damaligen Zeit.

Jeder kennt das Bild der versunkenen Kirche im Reschensee. Nur noch der Kirchenturm ragt, einem Mahnmal gleichend, aus dem verborgenen Nass. Dieses kleine Dorf gab es tatsächlich, bis es letztendlich seinen Kampf verlor und seitdem am Grund des Stausees ruht. Tausende Touristen werden mit Bussen zu Aussichtsplattformen gekarrt, damit sie ja tolle Fotos von dem kuriosen Kirchturm machen können. Wie viele dieser Menschen machen sich tatsächlich Gedanken, wie es überhaupt dazu kam. Kaum vorzustellen, welch unglaublich hartes Leben die Familien durchmachen mussten. Ein Leben (einer Familie), das sich wie ein einziger Fehler anfühlen musste. Balzano hat für seine Erzählung enorm klare Worte gewählt, deren Wucht den Leser teilweise erdrücken.

Die Figuren dieses Romans entsprangen Balzanos Phantasie, doch die Geschichte wird sich in Wirklichkeit noch dramatischer, noch hoffnungsloser ereignet haben. Die Wirklichkeit ist immer grausamer als der Roman. Interessant fand ich den Koflikt den Bolzano gewählt hat, auf der einen Seite eine Deutschlehrerin die naturgemäß mit ihrer Muttersprache eng verbunden ist, auf der anderen Seite die überhebliche Zwangsitalienisierung Mussolinis. Die deutsche Sprache wurde verboten, Tiroler verloren ihre Arbeitsplätze und wurden von schlecht ausgebildeten Süditalienern ersetzt. Um die deutsche Sprache am Leben zu halten wurden illegale Katakombenschulen gegründet. Menschen, die sich den Gesetzen widersetzen, drohte die Verbannung oder Schlimmeres. Zu allem Überfluss droht der Wasserspiegel eines Staudammprojektes die Dörfer Graun und Reschen zu überfluten. Was soll man tun, soll man bleiben, soll man sich wehren, wo soll man hin? Wem schließt man sich an, wenn man weiß wie die damaligen Regime gearbeitet haben? Alles Fragen, die man unmöglich beantworten kann, ohne es selbst erlebt zu haben,

Ein bedrückendes Buch, dass das Schicksal der Menschen der Region Südtirol beschreibt. Diejenigen die dieses Buch gelesen haben, werden sich bei ihrem nächsten Südtirol Urlaub wohl mehr Gedanken über die schmerzliche Vergangenheit dieser Urlaubsregion machen.

 

 

Cover des Buches Das Talent (ISBN: 9783453273757)

Bewertung zu "Das Talent" von John Grisham

Das Talent
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Der Mix amerikanischer Sport und Flüchtlingsleid war mir nicht ausgewogen genug
leider wieder ein schwacher Grisham

Nachdem sich sein letzter Roman Der Polizist für mich wieder wie ein echter Grisham anfühlte, war es nur logisch, dass ich mir kurz vor Weihnachten noch sein aktuelles Buch Das Talent holen und lesen musste.

Samuel Souleymoon ist ein groß gewachsener, 17jähriger, junger Mann aus einem Dorf im Südsudan. Einen Staat in Afrika, der sich seit Jahren im Bürgerkrieg befindet. Warlords unterschiedlichster Fronten versuchen die Macht in einem ethnischen Konflikt an sich zu reißen.  Desolate Verkehrswege, sehr niedriges Bildungsniveau, sowie völlig unzureichende Grundversorgungsleistungen, wie frisches Trinkwasser oder Gesundheitseinrichtungen, gehören zum Alltag der dort lebenden Menschen. 

Samuels Talent ist Basketball, gleichzeitig gibt ihm dieser Sport Sicherheit und lenkt ihn vom Krieg, der Armut und der Gewalt ab. Samuel schafft es sich für die Nationalmannschaft des Südsudan zu qualifizieren. Er und sein Team haben die Möglichkeit sich vor Scouts in den USA beweisen zu können, die Chance auf ein gutes College oder vielleicht sogar einen hochdotierten NBA Vertrag zu erlangen, lebt.

Obwohl ihnen ihr Heimatland keine Chancen bietet, trieft bei den jungen Männern der Nationalstolz regelrecht aus deren pubertierenden Poren. In Wahrheit handelt es sich noch um hormongesteuerte, von Versagensängsten gebeutelten Jugendlichen, die sich minütlich in jedes weibliche Wesen verlieben, das ihnen über den Weg läuft. Der Trainer der zusammengewürfelten Truppe muss erst Struktur, Disziplin und Fleiß in den Alltag der jungen Haudegen bringen.

Leider muss ich sagen, dass dies wieder einer der schlechteren Grishams ist. Das Buch hatte von Beginn an unheimlich viele Längen. Es passierte reichlich wenig. Langweilige Spielberichte konnten leider auch keinen Funken Spannung erzeugen. In Wahrheit weiß man was passieren wird, Samuel  wird in Amerika seinem Sport nachgehen,  sein Heimatdorf wird von Rebellen überfallen und Menschen werden getötet. Die Geschichte ist in allen Bereichen vorhersehbar, das ganze Basketballgeplänkel bringt nur mehr Seiten, ist aber total uninteressant. Jetzt kann ich von Glück reden, dass ich mich ein wenig mit diesem Sport auskenne und die Fachbegriffe wie Dunks, Point Guards etc. kenne, andere werden vielleicht noch nie ein Basketballmatch gesehen haben, diejenigen werden vermutlich viele Fragezeichen während des Lesens haben.

Das es sich bei diesem Buch um keinen Justizthriller handelt war mir klar, ich habe auch schon andere Bücher von Grisham außerhalb seines Lieblingsgenres gelesen, leider waren mir diese auch immer zu schwach. Grisham ist ein Autor dem ich sehr dankbar bin, denn er hat mich unter anderem zum Lesen gebracht, aber aus meiner Sicht kann er nur ein Genre wirklich gut und das sind Justizthriller. 

Grisham hat mit diesem Buch versucht die amerikanische, heroische Sportwelt mit der Situation im Südsudan aus der Sicht eines Teenagers zu verbinden. Aus meiner Sicht hat er sich zu viel auf den Sport konzentriert und uns weniger mit in den Südsudan entführt. Die Kapitel die das Leben im Südsudan und in den Flüchtlingslagern beschreiben fand ich gut aber für so ein ernstes Thema viel zu oberflächlich. 

 

 

 

Cover des Buches Vincent van Gogh (ISBN: 9783499263590)

Bewertung zu "Vincent van Gogh" von Irving Stone

Vincent van Gogh
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein zeitloses sowie lebendiges Buch, eben wie die Gemälde des Künstlers selbst.
Fou-Roux

Ein Leben in Leidenschaft – einen besseren Titel hätte man für einen biographischen Roman über Vincent van Gogh wohl nicht wählen können. Dieses Buch ist ein wahrer Schatz, der sich in meinem Regal versteckt hat, um zur richtigen Zeit gelesen zu werden. Ein zeitloses sowie lebendiges Buch, eben wie die Gemälde des Künstlers selbst.

Vincent van Goghs Berufung Künstler zu werden kam erst spät. Erst mit 27 Jahren beschloss er Zeichner bzw. Maler zu werden. Davor war er Kunsthändler, Lehrer, Buchhändler, Theologiestudent und Prediger. Alle diese Tätigkeiten übte er mit einer Leidenschaft aus, doch geeignet war er dafür nicht. VvG stammte zwar aus einer angesehenen Kunsthändlerfamilie, doch Künstler selbst, brachte die Familie zu diesem Zeitpunkt keine hervor.

Irving Stone führt uns an die verschiedensten Schaffungsschauplätze von VvG. Das Buch startet in London, führt uns über die Borinage in Belgien nach Paris bis nach Auvers. Jedem Ort widmete Stone ein Kapitel das hervorragend die Eigenheiten der jeweiligen Gegend widerspiegelt.

Die damalige Zeit der Kunst war von klassisch festgefahrenen Stilmitteln geprägt. Vincent setzte all seine Leidenschaft in das Erlernen des Zeichnens, doch sein Stil wird als zu hart, zu roh empfunden. Viele Jahre hatte er seine Zeit damit verschwendet seine Kunst auf die vorhandenen Bedürfnisse der damaligen Zeit anzupassen, doch diese Bilder spiegelten in keiner Weise seine Sicht auf die Menschen wider, oder wie er selbst die Landschaften betrachtete. Er bevorzugte es leidvolle Menschen zu malen, und er wurde ein Meister darin dieses Leid und die harten Strukturen der Menschen auf Leinwand zu bringen.

VvG hat sein Leben der Kunst untergeordnet, dementsprechend schwer tat er sich längerfristige Beziehungen zu führen. Noch dazu verdiente er kein Geld, er war finanziell ganz auf seinen jüngeren Bruder Theo angewiesen, doch seine Zeit mit richtiger, geldbringender Arbeit zu verschwenden, lehnte er komplett ab. Darunter litten vor allem die Frauen, mit denen er zur damaligen Zeit zusammen lebte.

Äußerst interessant war das Wetteifern der unterschiedlichsten Maler und Impressionisten untereinander, aber auch das gegenseitige Verständnis. Bekannte Namen wie Rubens, Gauguin und viele mehr eiferten um die Gunst der Kunsthändler und suchten Anerkennung unter ihresgleichen, ohne damals noch wissen zu können, dass alle ihre Bilder in der heutigen Zeit unbezahlbar sind und täglich an Wert steigen. Trotz der harten Zeiten kann man durchaus etwas neidisch auf das Leben der damaligen Künstler sein. Nicht weil sie beinahe nichts zu essen hatten, nein, auch nicht weil sie mit Kälte und Krankheiten zu kämpfen hatten, sondern weil sie ihr Leben mit einer derartigen Intensität geführt hatten, die heute nicht mehr vorstellbar ist.

In diesem Buch wird schonungslos das harte Leben der damaligen Zeit aufgezeigt. Gerade die Zeit in der Borinage, dem Armenviertel Belgiens, wurde hervorragend geschildert. Wie die Leute täglich ihr Leben in den Kohlegruben riskierten und dennoch mit der Hand im Mund leben mussten. Sie konnten sich Nichts leisten, hätten aber trotzdem nicht ihr Leben ändern wollen. VvG war lange Zeit ein Teil dieser armen Gesellschaft und hat sich bis zu seinem Lebensende mit den Menschen aus Borinage identifiziert. Aber auch die anderen Kapitel waren wunderbar zu lesen.

Das Buch selbst orientiert sich natürlich an VvGs Geschichte in Holland, Belgien und Frankreich, die Unterhaltungen wurden vom Autor erfunden, dennoch könnten sie tatsächlich so stattgefunden haben.

VvG wächst einem in diesem Buch regelrecht ans Herz. Einige Entscheidungen konnte ich als Leser nicht nachvollziehen, aber genau diese Entscheidungen ließen diesen außergewöhnlichen Künstler authentisch wirken.

Für mich als kunstinteressierten Menschen ist dieses Buch ein echtes Highlight. Selbst wenn man sich nicht für Bilder und Maler interessierten sollte, kann man tief in dieses Buch versinken, wobei man ständig Gemälde des Künstlers in wunderbarsten Farben im Kopf hat. Irving Stone ist ein Meister der Beschreibung.  Nach dieser Lektüre werde ich die Bilder VvGs mit anderen Augen betrachten. Ich freue mich schon darauf, das eine oder andere Kunstwerk bei mir in Wien neu entdecken zu dürfen.

Cover des Buches Flammender Frieden (ISBN: 9783570104460)

Bewertung zu "Flammender Frieden" von Stefan Heym

Flammender Frieden
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: desaströses Männer- und Frauenbild und eine Naivität bei der Führung von Kriegen
Algerien, Winter 1942

Neue Woche, neue Leserunde und wie es der Zufall will, wieder ein neuer Kriegsroman. Nachdem der letzte von mir gelesene Roman in Äthiopien gespielt hat, musste ich diesmal gedanklich nicht all zu weit reisen, denn Flammender Frieden beschreibt die Zustände in Algerien im Jahre 1942.

Die Macht der deutschen Nazis neigt sich dem Ende zu. Gleich mehrere Nationen versuchen zu Zeiten der Faschisten Afrika zu kolonialisieren. Auch Algerien ist davor nicht gefeit, gleich drei Nationen kämpfen um das nordafrikanische Land: Deutschland, Frankreich und die USA. Stefan Heym, selbst Deutscher, der nach Amerika emigriert ist und für die USA in den Krieg zog, hatte dieses Buch bereits 1944 verfasst und in diesem Jahr wurde es das erste Mal ins Deutsche übersetzt.

Keine Frage, dieses Buch hatte zur damaligen Zeit und auch zur heutigen Zeit seinen Platz in der Literatur. Viele Dinge in diesem Buch sind auch 80 Jahre später leider immer noch gültig und präsent. Dennoch die vielfach angepriesenen philosophischen Fragen, wie zum Beispiel

- In wie weit darf man mit Faschisten Kompromisse schließen? oder

- Besteht das Leben aus Zufällen? oder

- Wird unser Leben durch Schicksal bestimmt?

Diese Fragen konnte das Buch für mich leider nicht beantworten.

Es handelt sich um eine Spionagegeschichte zwischen den verschiedensten Kriegsteilnehmern unterschiedlichster Nationen, eingerahmt in einer Art Mata Hari Liebesgeschichte, die sehr überzogen dargestellt wurde.

Dominant war für mich leider etwas anderes – nämlich Langeweile. Die Geschichte war für mich einfach nicht greifbar, zu konstruiert. Teilweise wird man als Leser in einen altmodischen Schwarz-Weiß-Film wie beispielsweise Casablanca, hineingezogen nur ohne herausragende Schauspieler

Was mir gänzlich gefehlt hat in einem Krieg in Algerien, waren die Algerier. Mich hätte viel mehr deren Standpunkt interessiert, schließlich kämpft Frankreich immer noch mit den Nachwehen dieses Kolonialkrieges. Stefan Heym hat sich hier aber viel mehr auf die amerikanische Seite konzentriert.

Sorry, der Inhalt dieses Buches war einfach zu wenig für mich. All die moralischen Fragen blieben für mich offen. Was mir von diesem Buch in Erinnerung bleiben wird ist, das desaströse Männerbild der der damaligen Zeit und damit meine ich nicht die Männer der afrikanischen Kultur und die Naivität, mit der man damals, aber auch bis heute hin, Kriege führt.

 

 

Cover des Buches Der Schattenkönig (ISBN: 9783423282925)

Bewertung zu "Der Schattenkönig" von Maaza Mengiste

Der Schattenkönig
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Interessantes Thema aber mit zu viel Pathos erzählt
eine weitere grausame Facette des Zweiten Weltkriegs

Die 1971 in Addis Abeba geborene Maaza Mengiste schildert uns in ihrem neuen Roman Der Schattenkönig, erschienen im dtv Verlag, Eindrücke aus dem wohl grausamsten Krieg, an dem ihr Heimatland beteiligt war. Ein Kolonialkrieg, bei dem das faschistische Italien unter der Herrschaft Mussolinis ein Stück des afrikanischen Kontinents beansprucht, ohne aber mit einer solch gewaltigen Gegenwehr gerechnet zu haben.

Maaza Mengiste schildert uns die Schicksale der jungen einheimischen Hirat, einer Vollwaise, die bei Kidane, dem Rebellenführer und seiner Gattin Aster aufgewachsen ist. Aufgewachsen klingt so, als wäre sie wohlbehütet aufgenommen worden aber das Gegenteil ist der Fall. Sie wurde mehr oder weniger als Sklavin gehalten. Sie musste niedrige Dienste verrichten und viel Leid, bis hin zu Vergewaltigungen, ertragen. Das Äthiopien der damaligen Zeit wurde von Männern und ihren Trieben dominiert. Vergewaltigungen, Zwangshochzeiten, Erniedrigungen bis zu Verstümmelungen waren an der Tagesordnung. Nichts desto trotz, die harte Schule, die Hirat durchlaufen hat, hat sie zu einer irrsinnig starken Persönlichkeit und zu einer heroischen Kämpferin werden lassen.

Auf der anderen Seite steht das Schicksal von Ettori. Ettori ist ein junger Soldat in der italienischen Armee und für die wohl grausamsten Bilder, vor allem Propagandafotos, verantwortlich, die man sich nur vorstellen kann. Obwohl man als Leser selbst die Bilder nur beschrieben bekommt, gehen einem die Bilder der sterbenden Menschen ganz nahe und unter die Haut. Ettori selbst ist Jude, seine Religion wird selbst im fernen Afrika ein Problem für ihn. Lange Zeit hält sein Kommandant Carlo Fucelli seine schützende Hand über ihn, aber als Jude im zweiten Weltkrieg, egal auf wessen Seite man kämpft, hatte man es nicht leicht.

Ich gebe zu ich musste anfangs mit dem Buch kämpfen. Nicht wegen der Geschichte, nicht wegen des dramatischen Inhalts, nein wegen des Schreibstils, der zwar wunderbar melodisch auf mich wirkte, allerdings meiner Meinung nach nicht zu diesem Buch passte. Ich bin zwar hinsichtlich des zweiten Weltkrieges gut gebildet, aber dieser Krieg fern von Europa in Äthiopien war mir beinahe gänzlich neu. Ich hätte mir zu Beginn einfach eher einen sachlichen Erzählton gewünscht, um schneller den geschichtlichen Hintergrund verstehen zu können. Das Buch ist aber in zwei Bücher unterteilt. Wenn man sich die Mühe macht weiterzulesen und man bis zum zweiten Buch gelangt, dann nimmt dieses Buch erst richtig Fahrt auf. Der Schreibstil ändert sich, man taucht noch mehr in die Persönlichkeiten ein, bekommt einen unheimlichen Einblick in einen Krieg über den wahrscheinlich viele nichts wissen.

Teilweise musste ich Lesestopps einlegen, ob der Grausamkeiten die in diesem Buch vorkommen. In Afrika gab es zwar keine Gaskammern, aber andere widerlich unvorstellbare Grausamkeiten.

Ich bin froh, dass ich dieses Buch zu Ende gelesen habe, ich habe einiges Neues gelernt. Den ersten Teil dieses Romans, hätte ich zwar in dieser Art und Weise nicht benötigt, aber der zweite Teil entschädigt für viel. Der Schattenkönig, ein Roman über einen schrecklichen Krieg, bildgewaltig und berührend erzählt, allerdings mit zu viel Pathos.

 

 

Cover des Buches Das Glück des Wolfes (ISBN: 9783328602033)

Bewertung zu "Das Glück des Wolfes" von Paolo Cognetti

Das Glück des Wolfes
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Paolo Cognetti ist ein grandioser Autor, der mich mit seiner Darstellung schon zum zweiten Mal ins Aostatal versetzt hat
Meister der Naturbeschreibungen

Paolo Cognetti ist für mich der Meister der Naturbeschreibungen. Vor allem die schroffe Bergwelt des Aostatales haben es dem italienischen Autor angetan. Kein Wunder, stammt er doch aus dem nahegelegenen Mailand, und verbringt regelmäßig seine Sommer in den Bergen.

Nachdem ich letztes Jahr seinen autobiografischen Roman Acht Berge mit Begeisterung verschlungen habe, eines der besten Bücher die ich bisher gelesen habe, und ein wohltuender Leseorgasmus, freute ich mich umso mehr auf seinen neuen Roman Das Glück des Wolfes. 

Die Geschichte spielt in einem kleinen Bergdorf namens Fontana Fredda. Fausto und Silvia, zwei Menschen die aus unterschiedlichen Gründen aus der Stadt fliehen, begegnen sich in den kargen Bergen das erste Mal. Beide sind dort oben in der kleinen Ortschaft gestrandet, unschlüssig wie ihr weiteres Leben aussehen wird. Sie gönnen sich eine Auszeit und überwintern in Fontana Fredda und lernen das harte Leben in den Bergen, aber auch die speziellen Einwohner der Region, kennen. Obwohl es sie an denselben Ort verschlagen hat und sie sich auf Anhieb sympathisch finden, sind sie auf der Suche nach unterschiedlichen Dingen. Fausto ist auf der Suche nach Ruhe und Stille und Silvia auf der Suche nach dem nächsten hohen Gipfel, trotzdem sind sie gemeinsam glücklich. 

Um es gleich vorweg zu nehmen, dieser Roman reicht leider nicht an die Qualität von Acht Berge heran. Die Beschreibung der Natur und der Atmosphäre in den Bergen und vor allem der wunderbar poetische Schreibstil sind auch in diesem Buch vorhanden, doch zwei wesentliche Punkte fehlen: Emotion und Tiefe. Neben Fausto und Silvia gibt es noch weitere wichtige Figuren, wie den eigenbrötlerischen Gebirgler Santorso oder die Gaststättenbetreiberin Babette. Jede der Figuren hätte es verdient, dass man näher auf sie eingeht. Ich hätte mir gewünscht viel, viel mehr von diesem Menschen zu erfahren. Paolo Cognetti hat sich dazu entschieden, uns die Personen nicht vollends vorzustellen, viele Fragen aus deren Vergangenheit, aber auch aus der romanhaften Gegenwart, bleiben leider unbeantwortet. Zugegeben es handelt sich um Kritik auf hohem Niveau, aber im Gegensatz zu Acht Berge fehlte mir etwas. Vielleicht ist es aber auch nicht fair diese beiden Bücher zu vergleichen, da sein erster Roman autobiografisch veranlagt war und dieser scheinbar nicht. 

Ich bin etwas enttäuscht darüber, dass dieser Roman so kurz gehalten wurde. Die Figuren und die Berge hätten sich mehr Raum und Tiefe verdient. Dieses Buch hätte gut und gerne 200-300 Seiten dicker ausfallen dürfen und ich bin mir sicher, Langeweile wäre dennoch nicht entstanden.

Paolo Cognetti ist dennoch ein grandioser Autor, der mich mit seiner Darstellung der Bergwelt nun schon zum zweiten Mal ins italienische Aostatal versetzt hat.

Ich möchte hier aber noch einen ganz anderen wesentlichen Punkt ansprechen, nämlich die hervorragende Übersetzung von Christiane Burkhardt, die es immer wieder schafft, den speziellen Schreibstil der Autoren ins Deutsche literarisch zu übersetzen. Unter anderem übersetzte Christiane Burkhardt die Bücher von Pieter Webeling, einem holländischen Autor, der die ebenfalls grandiosen Bücher Das Lachen und der Tod und Die Stunde des Schmetterlings geschrieben hat. Diese zwei Bücher gehören auch zu meinen Lieblingsbüchern und sind absolute Lesehighlights. Ich spreche weder italienisch noch holländisch, aber wie man an diesen drei Büchern erkennen kann ist die Übersetzung ein ganz wesentlicher Bestandteil eines guten Buches.

Cover des Buches Im letzten Licht des Herbstes (ISBN: 9783453273573)

Bewertung zu "Im letzten Licht des Herbstes" von Mary Lawson

Im letzten Licht des Herbstes
Tommywienvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ich habe während des Lesens auf einen besonderen Aha-Effekt gewartet, aber leider kam der nicht.
Es fehlte das gewisse Etwas

Gastland bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist Kanada. Grund genug, ein Buch der kanadischen Bestsellerautorin Mary Lawson auszusuchen. 

Bei „Im letzten Licht des Herbstes“ handelt es sich um einen Generationenroman, der aus drei, miteinander verbundenen, Perspektiven erzählt wird. 

In einer kanadischen Kleinstadt namens Solace (diese Stadt hätte auch irgendwo in Amerika sein können, mir ist leider nichts speziell kanadisches aufgefallen), verschwindet ein Teenager. Die Schwester des verschwundenen Mädchens, Clara, kann mit dem Verlust nur schwer umgehen. Zur gleichen Zeit liegt auch noch ihre geliebte Nachbarin, eine alte Frau namens Mrs. Orchard, im Krankenhaus im Sterben. Das Leben des achtjährigen Mädchens ist aus den Fugen geraten. 

Frau Orchard hat ihr Haus kurz vor dem Sterben an Liam Kane überschrieben. Liam war als Kind der Nachbarsjunge von Mrs. Orchard in einer anderen Kleinstadt. Obwohl er nur mehr wage Erinnerungen an das Ehepaar Orchard hatte, entscheidet er sich, die Schenkung des Hauses anzunehmen ohne eine Idee zu haben, was er damit tun soll. Ein Verkauf des Hauses wäre wohl das nahe liegende, denn sein Lebensmittelpunkt ist in Toronto.

In diesem Buch gibt es drei Hauptfiguren. Clara, Liam und Mrs. Orchard. Mary Lawson erzählt uns die Geschichte abwechselnd aus Sicht dieser drei Personen.

Das kleine Mädchen Clara muss in ihren Jungen Jahren gleich mit mehreren Verlusten kämpfen. Sie vermisst sowohl ihre geliebte Schwester, aber auch ihre Nachbarin, bei der sie sehr viel Zeit verbracht hatte. Die Schwester von Clara, Rose, wird immer nur kurz erwähnt. Eine pubertierende Egoisten, andernfalls hätte sie wohl nicht ihre Familie verlassen und mit immensen Sorgen und Angst zurückgelassen. Ein normaler Tagesablauf ist für die Familie nicht möglich, sodass vor allem Clara unter einer gewissen Vernachlässigung seitens der Mutter leidet. 

Elizabeth Orchard ist eine Frau die ihr Leben lang damit kämpfen musste, keine eigenen Kinder zu haben. Ihr Beruf war Erzieherin und die Kinder liebten Mrs. Orchard. Ihre Erzählperspektive ist eine Rückschau über ihre spezielle Verbindung zu Liam und eine Rückblende auf ihr bisheriges Leben und ihre Ehe mit Charles, den sie über alles liebte.

Liam ist der Mann, der den großen Schritt in die nördliche Kleinstadt gewagt hat. Er hat keine Ahnung was er mit seinem Leben anfangen soll. Seine Ehe ist zerbrochen, sein Job als Buchhalter macht ihn nicht so richtig glücklich. Eine Auszeit tut ihm ganz gut, möglicherweise kann er in Solace einen Neustart wagen. 

Über diese drei Personen erfahren wir wahnsinnig viel, doch über die verschwundene Rose nur sehr wenig. Es hätte aus meiner Sicht keinen Unterschied gemacht, ob Rose verschwunden ist oder nicht, da die Geschichte vor allem auf Liam und Clara aufgebaut ist. 

Ich habe während des Lesens auf einen besonderen Aha-Effekt gewartet, aber leider kam der nicht. Das Buch ist nett geschrieben, in einem sehr einfachen Stil gehalten, aber aus meiner Sicht fehlt das gewisse Etwas. 

 

Über mich

Inhaber einer Buchhandlung und eines Second Hand Geschäftes und leidenschaftlicher Blogger.
  • 22.08.1976

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