Vermutlich weil sich in meinem LB-Bücherregal schon das ein oder andere Buch der erotischen Literatur finden lässt, wurde ich von Victoria Dohle auf die Leserunde zu Ihrem Buch Die Bildungssstätte aufmerksam gemacht.
Es handelt sich hierbei um eine BDSM-Erzählung.
Meine Neugier war geweckt, meine Bewerbung prompt formuliert und das Glück wollte es auch, dass ich in den Genuss eines Leseexemplars für den Kindle kam.
Die Autorin fackelt nicht lange und lässt den Leser schnell in eine auf Anhieb verstörend wirkende Situation eintauchen.
Die weibliche Hauptperson sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, dass sie gegen bestehende Verhaltensregeln gegenüber ihrem Mann verstossen habe. Für sie nicht nachvollziehbar, soll sie sich ihrem und allen anderen Männern nicht in angemessener Art und Weise untergeordnet haben.
Sie wird von ihrem Mann an die zuständige Stelle übergeben und dort zum Leben als Sklavin in der Bildungssstätte verurteilt. Das was sie dort über sich ergehen lassen muss, ist sicherlich nicht für jeden Leser ganz leichte Kost. Viele wird der Text verstören, vielleicht sogar abstossen. Für Leser mit einem Faible für sexuelle Fantasien im Zusammenhang mit dem Spiel von Dominanz und Submission dürfte die Lektüre dagegen sehr reizvoll und inspirierend sein.
Öffentliche Demütigung, Fremdnutzung und explizite Zurschaustellung seien hier nur als Beispiele für die hier zu findenden Fantasien einer Sub zu nennen.
Mir hat der bedauerlicherweise sehr kurze Roman gut gefallen, auch wenn es selbst für mich, als jemanden, der dem Thema BDSM mehr als nur interessiert gegenüber steht, manche Szene gab, die ich zunächst mal hinsichtlich der persönlichen Nachvollziehbarkeit einzuordnen hatte.
Alles in allem eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die auch sehr ungewöhnlichen sexuellen Fantasien jenseits der gängigen Konventionen offen gegenüber stehen.
Toxicity74
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Bewertung zu "Im Zentrum der Lust | Erotischer SM-Roman" von Alissa Stone
Lydia ist eine junge, attraktive Frau, die ihre Freiheiten und ihre Unabhängigkeit zu schätzen weiß. Als Dolmetscherin kommt sie viel herum. Ihre attraktive Erscheinung hilft ihr dabei, mit regelmässigen One Night Stands auf ihre Kosten zu kommen. Kurz gesagt, sie ist eine Frau, die sich die Männer sucht und nimmt, wie es ihr gefällt.
Doch an diesem Abend, in dieser Nacht gerät sie an einen gut aussehenden Kerl, der im weiteren Verlauf der Nacht den Ton angibt und sie mit verspielter aber eindeutiger Dominanz zu einem Spiel der Lust auffordert.
Am nächsten Morgen ist ihre Welt eine andere und sie findet sich in den Händen einer skrupellosen Gruppe von Männern wieder. Was diese mit ihr Vorhaben, wird ihr nur langsam klar.
Der BDSM-Roman von Alissa Stone ermöglicht dem in dieser sexuellen Spielart unerfahrenen Leser sehr tiefe und detaillierte Einblicke. Und auch der erfahrenere Leser wird angesichts der facettenreichen Geschichte seine Freude an dem Werk haben.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ein eh schon gesteigertes Interesse an BDSM hat sicherlich zum Lesevergnügen beigetragen. Ich könnte mir vorstellen, dass andere angesichts mancher Szenen und Beschreibung eher geschockt und abgestoßen werden könnten.
Die Spannung angesichts der Ungewissheit, was mit ihr als nächsten passieren wird, welchen neuen Herausforderungen sie sich zu stellen hat, überträgt sich auf den Leser.
Das persönliche Kopfkino des Lesers wird von Allisa Stone ordentlich angestossen.
Also eine klare Leseempfehlung für BDSM-Neugierige und BDSM-Liebhaber.
Der 5jährige Jack wurde in einem kleinen Raum geboren, in dem seine Mutter von einem Mann über Jahre hinweg gefangen gehalten und vergewaltigt wurde. Jack kennt die Welt nur als diesen einen Raum. Die Dinge, die er im Fernsehen sieht (der Raum wurde vom Entführer spärlich ausgestattet) gibt es nicht. Seine Mutter versucht lange die Aussichslosigkeit und Grausamkeit der Gefangenschaft von ihn fern zu halten.
Bis ihr klar wird, dass ausgerechnet der naive und weltfremde Jack sie beide retten könnte.
Es ist erstaunlich für den Leser, die Welt durch die Augen von Jack gezeigt zu bekommen. Viele Dinge und manches Verhalten der Menschen erscheinen dadurch plötzlich sehr seltsam und überflüssig.
Das Buch ist phasenweise sehr spannend. Ich empfand aber manche Abschnitte als etwas langatmig. Trotzdem ist es gut geschrieben und die Erzählung aus Sicht des 5jährigen Jungen sehr packend.
Bewertung zu "Die Ordnung der Sterne über Como" von Monika Zeiner
Bewertung zu "Burnout - für immer auskuriert" von Alice Spogis
Bewertung zu "Die andere Seite des Himmels" von Jeannette Walls
Das 363 Seiten umfassende Buch Die andere Seite des Himmels von Jeannette Walls handelt von den beiden Schwestern Liz und Bean. Die beiden sind des öfteren schon phasenweise auf sich selber gestellt gewesen, weil ihre Mutter, im positiven Sinne exzentrisch, im schlechtesten Sinne neurotisch, ihre Töchter zwecks Selbstfindung zuhause alleine zurück ließ. Als es wieder mal dazu kommt, dass die Mutter die beiden für unbestimmte Zeit sich selbst überlässt, entschließen die beiden Mädchen nach Virginia zu reisen. Dort lebt ihr Onkel Tinsley im kleinen Ort Mayfield im Elternhaus von ihm und seiner Schwester.
Liz, die ältere der beiden, gibt der 12jährigen Bean immer wieder Sicherheit und versucht so gut es geht, die Mutter zu ersetzen. So meistern die beiden auch die Reise nach Mayfield und erfahren bei ihrem zunächst etwas kauzigen Onkel zum wohl ersten Mal in ihrem Leben einen einigermaßen geordneten Alttag. Sie tauchen ein in die Vergangenheit ihrer Mutter und Bean erfährt zum ersten Mal etwas über ihren leiblichen Vater.
Doch das Leben der Schwestern beginnt schon bald wieder zu straucheln, als sie den unangenehmen Maddox kenenlernen und für ihnanfangen zu arbeiten.
Die ich-erzählende Bean ist ein kluges Mädchen, mit einem ungeheuren Gerechtigkeitssinn und einer erstaunlich offenen Art. Dafür, dass Liz und Bean von ihrer Mutter so vernachlässigt wurden, sind es unheimlich gut geratene Kinder.
Der Einstieg und die fortlaufende Lektüre des Buches sind mir sehr leicht gefallen. Es liest sich wirklich gut, dank einer klaren und schnörkellosen Sprache. Jeannette Walls schafft es schnell, den Leser für die Geschichte der Schwestern zu interessieren. Die Figuren sind irgendwie alle ein wenig schrullig und haben Macken und Kanten, aber schnell kann man an jedem (Maddox mal ausgenommen) etwas liebenswertes entdecken.
Es war das erste Buch, welches ich von Jeanette Walls gelesen habe und ich werde wohl in Zukunft auch die bereits erschienenen Romane Schloss aus Glas und Ein ungezähmtes Leben noch lesen. Den Schreibstil hab ich als sehr angenehm empfunden und ihre Figuren sind vielschichtig entworfen.
In jedem Fall eine Leseempfehlung mit 4 von 5 Sternen.
Bewertung zu "Der Geschmack von Apfelkernen" von Katharina Hagena
Heute habe ich die letzten der 255 Seiten von Katharina Hagenas Buch Der Geschmack von Apfelkernen gelesen. Ein, wie ich finde, wirklich berührendes und sinnliches Buch. Und sinnlich nicht im Sinne von erotisch, sondern die Sinne ansprechend. Katharina Hagena beschreibt die Welt wie man sie sehen, fühlen und riechen kann. Und sie gibt die Erinnerungen der Erzählerin Iris an die Sommerferien, die sie bei der Großmutter in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bremen verbrachte, mit wunderschönen Bildern und Sinneswahrnehmungen wieder. Die Natur in Form des Gartens, mit den Apfelbäumen, der Trauerweide und den Johannisbeersträuchern, dem nahegelegenen Moorsee mit dem schwarzbraunen Wasser, dem Kiefernwald hinterm Haus und den Steinen, die in sich kleine Kristallhöhlen verbargen.
Iris hat das alte Haus ihrer Großmutter Bertha in Bootshaven geerbt. Sie entschließt sich einige Tage länger als eigentlich geplant in dem Haus zu verbringen und taucht ein in die zahlreichen Erinnerungen, die sie mit dem Haus und der Umgebung verbindet. Die Kleiderschränke, das Arbeitszimmer des Großvaters, die Küche, alles steckt voller Erinnerungen. Nicht alle sind schön, manche verwirrend und verstörend. Die Geschichten rund um ihre geheimnisvolle Familie, den Großeltern, ihren Tanten, ihren Eltern und ihrer Freundinnen aus der Zeit der Sommerferien in Bootshaven sind bewegend und rührend.
Unheimlich klug und teils recht komisch von der Autorin Katharina Hagena geschrieben, hat mir das Buch großen Spaß gemacht. Ihr gelingt es, beim Leser Bilder voller Süße und Bitternis entstehen zu lassen. Die Erinnerungen an ein früheres Leben, an die eigene Kindheit kann tröstlich und auch schmerzhaft sein, aufgeweckt von Gerüchen und Geschmacksempfindungen werden längst verdrängte Gefühle wieder an die Oberfläche gespült. Dunkle Flecken der Vergangenheit werden vorsichtig und zaghaft beleuchtet.
Ein wirklich lesenswertes Buch des KiWi Verlages, auf das man sich einlassen sollte. Ich könnte einige tolle Stellen des Buches zitieren, zahlreiche Beispiele für die bildhafte Sprache Hagenas geben. Die Aussage des Großvaters, an die sich Iris erinnern kann, möchte ich hier wiedergeben:
„Wisst Ihr, es gibt drei Dinge, auf die man unentwegt gucken kann, ohne ihrer überdrüssig zu werden. Das eine ist Wasser, das andere ist Feuer und das dritte ist das Unglück anderer Leute“.
Und noch einen weiteren Satz, den ich mir notiert habe, weil er mir besonders gut gefallen hat:
„Denn schließlich heilte die Zeit alle Wunden nur, wenn sie sich mit dem Vergessen verbündete.“
Der Geschmack von Apfelkernen bekommt von mir 4 von 5 möglichen Sternen ****.
In Paul Austers 219 Seiten umfassenden Buch „Mann im Dunkel“ liegt der 72jährige ehemalige Literaturkritiker August Brill morgens um drei in seinem dunklen Zimmer und kämpft gegen die Schlaflosigkeit und die Gedanken an die Vergangenheit, die ihn quälen. Im Kampf gegen die Erinnerungen beginnt er eine Geschichte zusammenzuspinnen.
Ein junger Mann erwacht in einem Amerika einer anderen Zeit. Er findet sich mitten in einem Krieg von Föderalisten wieder und bekommt den Auftrag August Brill, den Verfasser der Geschichte, zu töten.
Wenn Brill nicht seine Geschichte weiter sinniert, denkt er über seine Tochter Miriam, in deren Haus er mitlebt, seit er nach einem schweren Unfall in seiner Mobilität eingeschränkt wurde und deren Tocher Katya nach.
Seine Enkelin Katya trauert schon viel zu lange um ihren Lebensgefährten, der bei einem zivilen Einsatz im Irakkrieg entführt und getötet wurde. Sie lebt seitdem ebenfalls im Haus ihrer Mutter und Brill und sie haben es sich zur Gewohnheit gemacht, gemeinsam Filme zu schauen.
Brill selber trauert ebenfalls und zwar um seine Frau Sonia, die vor einigen Monaten verstorben ist.
Wie so oft, macht es Paul Auster einem nicht immer leicht, auf Anhieb hinter seine Geschichten zu blicken. Allerdings hatte ich bei diesem Buch zu sehr das Gefühl, dass es das Produkt einer Phase im Autorenleben war, in dem konkrete Ideen fehlten. Es gab verschiedene Erzählebenen und man könnte zumindest die Erinnerungen an August Brills Frau Sonia als einen roten Faden der Erzählung ausfindig machen. Allerdings ist auch das Amerika, dass sich im Irakkrieg befindet sowie wie daraus resultierende individuelle Betroffenheit dieses Krieges thematisiert.
Alles in allem ist es sicherlich keine vergeudete Zeit, sich dieses Buch von Paul Auster vorzunehmen. Trotzdem gibt es ganz bestimmt bessere und nachhaltigere Werke von ihm.
Auf dem Buchrücken wird ein Satz aus der Zeit über das Buch zitiert „ein kleines, turbulentes, erotisches Meisterwerk“. Das erotische in dem Buch hab ich tatsächlich nich ausfindig machen können, die anderen Attribute würde ich dagegen generell unterstreichen. Aber auch das Prädikat „Meisterwerk“ möchte ich in Frage stellen.
Mein Urteil sind drei Sterne: ***