Ulf_Borkowskis avatar

Ulf_Borkowski

  • Mitglied seit 22.02.2011
  • 2 Freund*innen
  • 476 Bücher
  • 78 Rezensionen
  • 472 Bewertungen (Ø 4,21)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne226
  • 4 Sterne150
  • 3 Sterne69
  • 2 Sterne23
  • 1 Stern4
Sortieren:
Cover des Buches Telefónica (ISBN: 9783990650561)

Bewertung zu "Telefónica" von Ilsa Barea-Kulcsar

Telefónica
Ulf_Borkowskivor 2 Tagen
Kurzmeinung: Eine zeitgenössischer Roman über die letzten Tage vor der Eroberung Madrids durch Francos Truppen.
Die letzten 3 Tage vor dem Fall

Telefónica ist nicht nur der Name meines Arbeitgebers, sondern auch der umgangssprachliche Name des prächtigen Edificio Telefónica an der Gran Vía in Madrid. Fertig gebaut im Jahr 1929 war es mit seinen vierzehn Stockwerken das erste Hochhaus Europas und der Firmensitz der 1924 in Madrid als „Compañía Telefónica Nacional de España (CTNE)“ gegründeten Telefónica, mit dem Hauptschaltungsanschluss des gesamten spanischen Telefonsystems. Heute ist das Gebäude der Sitz der Fundación Telefónica. 

Dieses Gebäude ist der Schauplatz eines Romans der 1902 in Wien geborenen Österreicherin Ilsa Barea-Kulcsar, dessen Publikationsgeschichte allein bemerkenswert ist. Die Journalistin, Rednerin und Funktionärin in der österreichischen Arbeiterbewegung schrieb "Telefónica" im Jahr 1938 zu Ende, aber erst ein Jahrzehnt später, von März bis Juni 1949, kam der Text in der Wiener Arbeiter-Zeitung als Fortsetzungsroman heraus.

 Der Roman entführt den Leser auf eine faszinierende Reise durch die Wirren des Spanischen Bürgerkriegs. In diesem Roman wird die Geschichte einer jungen Frau entfaltet, die sich den Herausforderungen ihrer Zeit mit Mut stellt. Sie arbeitet im Zentrum des Konflikts, im Telefónica-Hochhaus, und wird Zeugin der Belagerung Madrids durch Francos nationalistische Truppen.

Die Autorin, Ilsa Barea-Kulcsar, nutzt ihre eigenen Erfahrungen als Journalistin und Befürworterin der legitimen Regierung in Madrid, um ein lebendiges und authentisches Bild der damaligen Epoche zu zeichnen. Ihre Erzählung ist eine meisterhafte Verschmelzung aus Fiktion und historischer Dokumentation, die das Leben im Telefónica-Gebäude mit beeindruckender Detailgenauigkeit beschreibt. Die Integration einer intensiven Liebesgeschichte in das dramatische Kriegsgeschehen verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe und dokumentiert gleichzeitig einen spannenden Ausschnitt in der 100-jährigen Unternehmensgeschichte der Telefónica, die zur damaligen Zeit noch zu dem US-amerikanischen Konglomerat ITT gehörte und erst 1945 per Gesetz zu 80% vom spanischen Staat erworben wurde.  

Das Telefónica-Gebäude, weit mehr als eine bloße Kulisse, avanciert zur Metapher für Kommunikation und technologischen Fortschritt – ein Symbol der Hoffnung im Chaos des Krieges. Der Roman “Telefónica” ist nicht nur eine packende Erzählung, sondern auch ein literarisches Monument, das die Opfer des Krieges würdigt und die Rolle des namensgebenden Unternehmens in dieser turbulenten Zeit beleuchtet.

Dieses Werk fordert die Leser heraus, über die Vergangenheit zu reflektieren und die Bedeutung von Geschichte und Erinnerung zu hinterfragen. Es ist ein anspruchsvolles Buch, das emotionale Tiefe und historische Relevanz auf eindrucksvolle Weise miteinander verknüpft und so zu einem unvergesslichen Leseerlebnis avanciert. 

Cover des Buches Ein Lied über der Stadt (ISBN: 9783832166694)

Bewertung zu "Ein Lied über der Stadt" von Ewald Arenz

Ein Lied über der Stadt
Ulf_Borkowskivor 3 Tagen
Cover des Buches NATRIUM CHLORID (ISBN: 9783423218900)

Bewertung zu "NATRIUM CHLORID" von Jussi Adler-Olsen

NATRIUM CHLORID
Ulf_Borkowskivor 10 Tagen
Cover des Buches Die rätselhaften Honjin-Morde (ISBN: 9783746638232)

Bewertung zu "Die rätselhaften Honjin-Morde" von Seishi Yokomizo

Die rätselhaften Honjin-Morde
Ulf_Borkowskivor 24 Tagen
Kurzmeinung: Ein klassischer locked room murder in einer japanischen Großgrundbesitzer-Familie der 1930er Jahre.
Cover des Buches Die Toten vom Gare d’Austerlitz (ISBN: 9783518472583)

Bewertung zu "Die Toten vom Gare d’Austerlitz" von Chris Lloyd

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
Ulf_Borkowskivor einem Monat
Cover des Buches Bretonische Nächte (ISBN: 9783462006797)

Bewertung zu "Bretonische Nächte" von Jean-Luc Bannalec

Bretonische Nächte
Ulf_Borkowskivor einem Monat
Kurzmeinung: Wie immer ein Genuss.
Cover des Buches Weiße Flecken (ISBN: 9783103975383)

Bewertung zu "Weiße Flecken" von Lene Albrecht

Weiße Flecken
Ulf_Borkowskivor einem Monat
Kurzmeinung: Leider enttäuschend. Alles sehr fragmentarisch, zusammenhanglos und durchzogen von teilweise zwanghaft anmutender Wokeness.
Cover des Buches König von Albanien (ISBN: 9783832166922)

Bewertung zu "König von Albanien" von Andreas Izquierdo

König von Albanien
Ulf_Borkowskivor 2 Monaten
Kurzmeinung: Ein Schelmenroman, der den Hauptmann von Köpenick in den Schatten stellt.
Eine wahre Köpenickiade

Im Salzburg des Jahres 1913 wird der Schausteller und kongeniale deutsche Hochstapler Otto Witte in die städtische Heilanstalt eingewiesen, weil er sich für den ehemaligen König von Albanien hält. So dann auch der Titel der Neuauflage von Andreas Izquierdos bereits 2007 erschienen Romans, der teilweise auf den Aufzeichnungen des Protagonisten basiert, die allerdings hinsichtlich ihrer historischen Authentizität auch nur wage der damaligen Realität entsprechen. 


Nichtsdestotrotz ist der Roman ein wirkliches Lesevergnügen. Eine wahre Köpenickiade, die, wenn sie genauso stattgefunden hat, sicher eines der dreistesten politischen Täuschungsmanöver des 20. Jahrhunderts war.


Eingebettet ist die Geschichte in eine Rahmenhandlung, in der Otto Witte seine abenteuerliche Geschichte dem jungen Psychiater Alois Schilchegger erzählt. Dabei erfährt der geneigte Leser einiges über den Stand der Psychiatrie und die Zustände in einer öffentlichen Heilanstalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.


Die eigentliche Geschichte wie aus dem Schausteller Otto Witte -wenn auch nur für fünf Tage- der König von Albanien wurde beginnt im Oktober 1912 in Konstantinopel. Das Osmanische Reich befindet sich im Zweiten Balkankrieg und droht auseinander zu brechen. Auch der kleine Balkanstaat Albanien hat seine Unabhängigkeit vom Sultan erklärt, droht aber unter seinen mächtigeren Nachbarn Serbien, Griechenland und Montenegro aufgeteilt zu werden und sucht als Ausweg aus dem Dilemma einen König auszurufen, der den Rückhalt der noch im Lande befindlichen türkischen Armee-Korps und somit die Unabhängigkeit Albaniens sichern kann.


Als geeigneter Kandidat erscheint den albanischen Unterhändlern dabei der osmanische Prinz Halim Eddine, ein Neffe des regierenden Sultans, der sich jedoch nicht bereit erklären mag, die Krone anzunehmen. Davon erfährt der politisch uninteressierte Analphabet Otto Witte von seinem türkischen Freund Ismail Arzim, einem wohlhabenden Hauptmann des osmanischen Heeres, und schmiedet mit seinem Freund Max Hofmann einen ehrgeizigen und dreisten Coup. Otto Witte möchte König von Albanien werden.


Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Auf Umwegen erreichen die beiden Hasardeure Otto Witte und Max Hofmann Albanien und schaffen es tatsächlich den legendären General Essad Pascha, der ebenfalls Ambitionen auf den Thron zeigt, seine zwei türkische Korps sowie die albanische Oberschicht zu narren und den Schausteller Otto Witte zu König auszurufen. 


Fünf Tage geht es drunter und drüber in Albanien. Otto I. von Albanien nimmt Paraden ab, wird vom Adel proklamiert, lässt sich vom Volk bejubeln, gründet einen Harem mit elf Frauen und macht gegen Serbien und Montenegro mobil. Als der Schwindel m fünften Tage auffliegt kann Otto sich und seine Freunde zunächst noch retten, allerdings in der Falle sitzend und umringt von Untertanen, die nur noch eines wollen: seinen Kopf. 


Mit dem „König von Albanien“ ist Andreas Izquierdo ein wahrer Schelmenroman geglückt, der gekonnt historische Fakten und Fiktion mischt. Der Autor, der mit Nachkommen Otto Wittes gesprochen und lange für die Geschichte recherchiert hat, kann dabei den humorvollen Ton des Einstiegs über die ganze Länge des Buches hinweg beibehalten. 

Cover des Buches The Mayfly - Die Chemie des Bösen (ISBN: 9783734105753)

Bewertung zu "The Mayfly - Die Chemie des Bösen" von James Hazel

The Mayfly - Die Chemie des Bösen
Ulf_Borkowskivor 2 Monaten
Keine Eintagsfliege

Ein Maskierter mit einer Bohrmaschine dringt in Charlie Priest Haus ein und verlangt nach einem USB-Stick. Am nächsten Tag wird der Täter selbst qualvoll ermordet. Die Familie des jungen Mannes beauftragt Priest, selber Anwalt der lange bei der Polizei gearbeitet hat, herauszufinden, was hinter der Tat steckt. Eine reiche und einflussreiche Familie, die es kaum fassen kann, dass ein Mitglied der Familie so zu Tode kommen konnte.

Charlie Priest, der meistens funktioniert, der meistens gerne geschieden ist, dessen Bruder im Gefängnis sitzt, bekommt es hier mit einem Rätsel zu tun, für dessen Lösung er alle seine Fähigkeiten braucht. Obwohl er selbst einmal bei der Polizei war, hat er keinen Vertrauensvorschuss. Der leitende Beamte verdächtigt ihn sogar, seinen Einbrecher selbst gerichtet zu haben. Obwohl Priest den Fall lieber nicht übernommen hätte, bleibt ihm kaum eine andere Wahl und sei es zu ermitteln, um seine eigene Unschuld zu beweisen. Was nur kann dieser USB-Stick enthalten haben, der nicht bei ihm abgeliefert wurde.

In diesem ersten Band um den Anwalt Charlie Priest und seine sympathisch schrägen Mitarbeiter mit besonderen Fähigkeiten bleibt das familiäre Umfeld noch etwas blass, die Andeutungen reichen aus um auf den Gedanken zu kommen, es könnte für ein eigenes Buch reichen. So allerdings wird ein ausgesprochen spannender Thriller geboten, in dem ein gewiefter Ermittler manchmal mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Der sich dennoch hartnäckig um die Lösung des Falles bemüht, der ein Team um sich geschart hat, dessen Mitglieder mit Fehlern und Schrullen behaftet sind, was sie sehr liebenswert wirken lässt.

Ein wenig brutal sind die Schilderungen teilweise schon. Wer sich aber nicht scheut, von grausamen und zu verurteilenden Taten zu lesen, wird hier einen packenden Thriller finden, der in einem Rutsch gelesen werden möchte und sicher keine Eintagsfliege bleibt.

Cover des Buches Blutrot (ISBN: 9783832166908)

Bewertung zu "Blutrot" von Lilja Sigurðardóttir

Blutrot
Ulf_Borkowskivor 2 Monaten
Kurzmeinung: Eher blutleer als blutrot!
Eher blutleer als blutrot!

"Blutrot" ist der zweite Teil von Lilja Sigurðardóttirs Reihe um die private Wirtschaftsermittlerin Áróra Jónsdóttir. Der Island-Krimi beginnt durchaus vielversprechend. Guðrun, die Ehefrau des wohlhabenden Unternehmers Flosi wurde entführt und die Entführer fordern ein Lösegeld von 2 Millionen Euro für deren Freilassung. Durch Flosis schottischen Steuerberater Michael wird Áróra als Unterstützung an die Seite des Ehemanns der Entführten gestellt. Gegen die Forderung der Entführer involviert Áróra aber auch umgehend die isländische Kriminalpolizei unter Leitung des Kommissars Daniel, der sich stark zu Áróra hingezogen fühlt. 

Schnell werden Ungereimtheiten offenbar und der Fall entwickelt sich in eine andere Richtung, als zunächst angenommen. Jedoch lässt die Spannung bald nach, da die Handlung sich in vorhersehbaren und stereotypen Bahnen bewegt. Die Wendungen, die die Autorin einführt, sind leider wenig überraschend und lassen den Leser bereits frühzeitig erahnen, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Dies führt zu einer deutlichen Abnahme der Spannung und des Nervenkitzels, der für einen Krimi so entscheidend ist. Einige Kapitel haben dabei keinen wirklichen Einfluss auf die Handlung, ohne dabei einen eigenen Handlungsstrang zu erzeugen und wirken im Nachgang obsolet. Einzig Áróras Suche nach ihrer auf Island verschollenen und vermutlich ermordeten Schwester bildet eine stringente Nebenhandlung, die als Brücke zu den bisher zwei weiteren Büchern der Reihe bildet, aber in diesem Band nicht wirklich vorangetrieben wird.

Obwohl Sigurðardóttir zweifellos über das Talent verfügt, eine atmosphärische Stimmung zu erzeugen und durch die Kürze der Kapitel durchweg ein hohes Tempo aufrecht zu erhalten, fehlt es "Blutrot" letztendlich an Originalität und überraschenden Wendungen, um als wirklich fesselnder Krimi zu überzeugen. Leser, die nach einem Buch mit tiefschürfender Spannung und unvorhersehbaren Wendungen suchen, könnten von diesem Werk eher enttäuscht sein. Für mich blieb "Blutrot" weitgehend blutleer.

Über mich

Lieblingsgenres

Biografien, Sachbücher, Krimis und Thriller, Historische Romane, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks