Telefónica ist nicht nur der Name meines Arbeitgebers, sondern auch der umgangssprachliche Name des prächtigen Edificio Telefónica an der Gran Vía in Madrid. Fertig gebaut im Jahr 1929 war es mit seinen vierzehn Stockwerken das erste Hochhaus Europas und der Firmensitz der 1924 in Madrid als „Compañía Telefónica Nacional de España (CTNE)“ gegründeten Telefónica, mit dem Hauptschaltungsanschluss des gesamten spanischen Telefonsystems. Heute ist das Gebäude der Sitz der Fundación Telefónica.
Dieses Gebäude ist der Schauplatz eines Romans der 1902 in Wien geborenen Österreicherin Ilsa Barea-Kulcsar, dessen Publikationsgeschichte allein bemerkenswert ist. Die Journalistin, Rednerin und Funktionärin in der österreichischen Arbeiterbewegung schrieb "Telefónica" im Jahr 1938 zu Ende, aber erst ein Jahrzehnt später, von März bis Juni 1949, kam der Text in der Wiener Arbeiter-Zeitung als Fortsetzungsroman heraus.
Der Roman entführt den Leser auf eine faszinierende Reise durch die Wirren des Spanischen Bürgerkriegs. In diesem Roman wird die Geschichte einer jungen Frau entfaltet, die sich den Herausforderungen ihrer Zeit mit Mut stellt. Sie arbeitet im Zentrum des Konflikts, im Telefónica-Hochhaus, und wird Zeugin der Belagerung Madrids durch Francos nationalistische Truppen.
Die Autorin, Ilsa Barea-Kulcsar, nutzt ihre eigenen Erfahrungen als Journalistin und Befürworterin der legitimen Regierung in Madrid, um ein lebendiges und authentisches Bild der damaligen Epoche zu zeichnen. Ihre Erzählung ist eine meisterhafte Verschmelzung aus Fiktion und historischer Dokumentation, die das Leben im Telefónica-Gebäude mit beeindruckender Detailgenauigkeit beschreibt. Die Integration einer intensiven Liebesgeschichte in das dramatische Kriegsgeschehen verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe und dokumentiert gleichzeitig einen spannenden Ausschnitt in der 100-jährigen Unternehmensgeschichte der Telefónica, die zur damaligen Zeit noch zu dem US-amerikanischen Konglomerat ITT gehörte und erst 1945 per Gesetz zu 80% vom spanischen Staat erworben wurde.
Das Telefónica-Gebäude, weit mehr als eine bloße Kulisse, avanciert zur Metapher für Kommunikation und technologischen Fortschritt – ein Symbol der Hoffnung im Chaos des Krieges. Der Roman “Telefónica” ist nicht nur eine packende Erzählung, sondern auch ein literarisches Monument, das die Opfer des Krieges würdigt und die Rolle des namensgebenden Unternehmens in dieser turbulenten Zeit beleuchtet.
Dieses Werk fordert die Leser heraus, über die Vergangenheit zu reflektieren und die Bedeutung von Geschichte und Erinnerung zu hinterfragen. Es ist ein anspruchsvolles Buch, das emotionale Tiefe und historische Relevanz auf eindrucksvolle Weise miteinander verknüpft und so zu einem unvergesslichen Leseerlebnis avanciert.