Nachdem ich bereits bei den "Drei Sonnen" feststellen musste, dass Science-Fiction, bei dem sehr stark die "Science" im Mittelpunkt steht, offenbar nicht so meine Sache ist, habe ich gezögert, mir dieses Buch zu kaufen. Letztlich hatte mich die Lesprobe überzeugt - die starke Einleitung und der persönliche Eindruck, dass es auch so etwas wie Charaktere und Dramaturgie gibt.
Diese Versprechen hat die Geschichte dann auch durchaus gehalten, allerdings nicht durchgängig. Die Endzeitstimmung auf der Erde, die Errichtung der Raumstation, das Leben im All, die spätere Wiederkehr - all das hält immer eine gewisse Spannung, und die Menge der technischen Details wird Fans zweifelsohne begeistern. Allerdings finde ich, dass die Gewichte auch hier ein wenig unglücklich verteilt sind. Ich persönlich hätte gerne noch deutlich mehr über den (vermeintlichen) Untergang des irdischen Lebens, den Zerfall der Gesellschaft und die spätere "Evolution" auf der Raumstation erfahren. Dafür hätten gerne ein paar Themen herausfallen dürfen (politische Systeme, Rassismus am Ende etc.). So wirkt das Buch am Ende ein wenig überfrachtet. Es ist bemerkenswert, dass man am Ende dennoch das Gefühl hat, eine zumindest klar strukturierte, stringente und glaubwürdige Geschichte gelesen zu haben.
Fazit: Eine große Geschichte, aber vielleicht etwas zu groß für ein einzelnes Buch. Erzählerisch gut gelöst.
VanessaAA
- Mitglied seit 09.11.2017
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- 15 Rezensionen
- 16 Bewertungen (Ø 3,5)
VanessaAAs Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Über das Dickicht selbst muss eigentlich nichts mehr geschrieben werden. Jeder, der vollkommen fremdartige Welten abseits allen Fantasy-Einerleis liebt (und die Vorbände gelesen hat), wird auch dieses Buch lieben. Das Dickicht ist einzigartig, wahrt auch nach drei Bänden immer noch viele Geheimnisse, und gerade deshalb in dem Buch ein Objekt der Begierde so vieler Interessengruppen. Das Dickicht lebt auf eine Weise, die man mit unseren Worten kaum erklären kann, aber dem Autor gelingt es dennoch - nicht zuletzt mit einer Vielzahl faszinierender Wortschöpfungen. Das Dickicht verändert alle Wesen, die in seinem Inneren leben. Das Dickicht entscheidet selbst, welches Wissen es nach außen hin preisgibt.
Die meisten dieser Eigenschaften übertragen sich wunderbar auf die Gesicht. Die Charaktere sind oft ebenso fremdartig wie ihre Umgebung, werden aber immer wieder auf kunstvolle Weise nahegebracht. Die Handlung entwickelt sich in zahllosen Strängen, unkonventionell, jeder mit seinen Eigenheiten. Nie erhält der Leser alle Informationen.
Nur eine Eigeschaft fehlt - leider die wohl prägendste des Dickichts: Das ineinander Verwobene, die Verwicklungen zwischen den Strängen. Einige der Geschichten inmitten des Dickichts wirken mir persönlich einfach zu isoliert und bremsen daher die Spannung. Es fehlen ein paar Verbindungen zum fantastischen Ganzen. Deshalb schrammt dieses außergewöhnliche, in jedem Fall sehr lesenswerte Buch bei mir knapp am fünften Stern vorbei.
Bewertung zu "Starship - Verloren im Weltraum" von Brian W. Aldiss
... war dieses Buch für mich, da Fantasy sonst eigentlich nicht so meine Vorliebe ist. Ich habe es jedoch zu keinem Zeitpunkt bereut. Das Buch ist spannend geschrieben, mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und - nun ja - ausgesprochen fantasievoll. Im Mittelpunkt steht der Zwerg Tungdil, dessen aus Menschensicht herrlich unkonventioneller Charakter ebenso wie der seines Volkes höchst anschaulich geschildert wird und in den "stillen Momenten" des Buches (Zwergenwitze etc.) an Tiefe gewinnt. Auch das Zwergenland und die verschiedenen Mächte werden höchst detailreich beschrieben; durch den Mix verschiedener Erzählstränge geht die Spannung jedoch zu keinem Zeitpunkt verloren. Das Einzige, was mich persönlich ein wenig stört, ist, dass die Elemente der Handlung (kriegführende Trolle und Orks, Vereinigung von Stämmen, verräterische Magier, Schmiede machtvoller Waffen) doch ein wenig arg wie aus dem Fantasy-Baukasten wirken. Das mag aber auch einfach am Genre liegen.
Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, wenn es auch die Fantasy-Literatur sicher nicht neu erfindet.
Bewertung zu "Perfection - Das Ranking" von Katharina Groth
Die Welt, die Katharina Groth beschreibt, lässt über unsere eigene nachdenken. Der Drang zur Selbstoptimierung, der ständige Vergleich mit anderen, aber auch die Ungleichheiten, die zwangsläufig daraus erwachsen, werden in dieser Dystopie auf die Spitze getrieben. Bit-Coins, kryptische Einheiten, die gesellschaftliches Ansehen, die Anzahl von Followern und den Grad der Selbstoptimierung repräsentieren, gelten als Mittel der natürlichen Selektion. Doch auch die (vermeintlich) positiven Seiten des Systems werden gezeigt ...
Es ist fast schon folgerichtig, dass die Autorin das System aus zwei Perspektiven vom oberen und unteren Ende der Gesellschaft schildert. Diese Doppelperspektive wird auch dadurch gefördert, dass eine der Figuren weiblich, die andere männlich ist und beide ganz unterschiedliche Denkweisen repräsentieren. Dadurch, dass beide Sichtweisen aufgezeigt werden, hatte ich das Gefühl, als Leser selbst mit den verschiedenen Entscheidungen konfrontriert zu werden. Die entstehende Spannung ist enorm, auch ohne die große, genretypische Action! Auch die nicht-textuellen Bestandteile, insbesondere die eingefügten Ranking-Stände, sind tolle Kunstgriffe der Autorin. Lediglich die Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptakteuren erschien mir doch etwas zu zwangsläufig und vorhersehbar - ansonsten ist diese Dystopie, auch wenn sie auf den ersten Blick "handelsüblich" wirken mag, absolut ungewöhnlich zu nennen. Die Spannung entsteht aus Entscheidungen, und aus Anleihen an die Realität (insbesondere habe ich mich an das neue chinesische Punktesystem erinnert gefühlt).
Fazit: Für mich nahe dran am 5. Stern. Schöner Schreibstil, toller Aufbau.
Ich habe lange gebraucht, um dieses Buch zu lesen (ja, ich habe bis zum Ende durchgehalten), und auch eine längere Zeit, um mir eine Bewertung zu überlegen.
Es ist durchaus verständlich, weshalb die Geschichte Preise gewinnt. Wohl kaum einmal war der Begriff "Science Fiction" so berechtigt, wie in diesem Fall. Wissenschaft und Fiktion werden auf einer derart tiefen Detailebene miteinander vermengt, dass man ohne Physik-Diplom beim besten Willen nicht mehr erkennen kann, was Wissenschaft und was Fiktion ist. Viele Teile lesen sich fast wie eine wissenschaftliche Abhandlung - eine gute wissenschaftliche Abhandlung.
Meiner Meinung nach sollten bei einem fiktionalen Werk die Interessen des Lesers im Vordergrund stehen - und das bedeutet in der Regel: Das Lesevergnügen. An dieser Stelle sollte fair geurteilt werden: Um Science Fiction von derartigem wissenschaftlichen Niveau zu kultivieren, ist es nötig, eine Fülle an Details zu beschreiben, von denen nicht jedes bei einem breiten Publikum Spannung erzeugen kann.
Was mich jedoch letztlich zu meinem zweifellos recht harten Urteil geführt hat ist die Betrachtung der dramturgischen Elemente, des Schreibstils usw. - also die Elemente abseits der Handlung, die ein fiktionales Werk ausmachen. Die Sprache ist mehr als schwergängig. Oftmals weiß man als Leser am Ende des Satzes nicht mehr, worum es am Anfang ging. Auch auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau kann ein Autor den Leser hier besser durch den Text leiten. Außerdem gibt es sehr wenig echte Spannungsmomente, was vor allem an den Charakteren liegt, die dem Leser auf allen Ebenen nahezu vollkommen fremd bleiben. Sie wirken wie Holzfiguren, Marionetten, die nur lästiges Beiwerk sind, während der Autor in den Erläuterungen technischer und physikalischer Details schwelgt. Genauso verhält es sich mit den Dialogen. Im Grunde ist es nur an den Anführungszeichen erkennbar, ob gerade ein Charakter (welcher?) spricht.
Meine Erwartung an ein literarisches Werk ist eine andere. Daher sehe ich dieses Buch für mich persönlich als Flop an.
Vorab: Gewöhnlich zählt Andreas Eschbach zum erweiterten Kreis meiner Lieblingsautoren. Dieses Buch hatte ich allerdings lange gemieden, da mich die Handlung nicht sonderlich ansprach. Nun wurde ich leider bestätigt.
Die Geschichte erzählt von der Außenseiterin Saha, die im Lauf der Gesichte lernt, zu sich selbst und ihren besonderen Eigenschaften zu stehen und schließlich ihren Platz als Mittlerin zwischen zwei Welten findet. Ein sicherlich schon oft dagewesener, aber dennoch guter Ansatz für ein Werk, das zweifellos als Jugendbuch mit Fantasy-/SF-Elementen einzuordnen ist. Die Konflikte zwischen Saha und Teilen der neotraditionalistischen Welt erzeugen an einigen Stellen durchaus Spannung.
Leider bleibt die Spannung auf wenige Kernszenen beschränkt. Das Buch im Gesamten ist wenig fesselnd, weil die Geschichte einfach zu unlogisch und wie "am Reißbrett entworfen" wirkt. Viele Elemente wie Briefe, die alles erklären, oder Liebesgeschichten zwischen Angehörigen unterschiedlicher Arten ohne weiteren Hintergrund wirken schlicht wie direkt aus dem Schriftsteller-Werkzeugkasten gegriffen. Die Sprache ist zudem oft arg schlicht gehalten. Letzlich fehlen die besonderen, originellen Einfälle, die Eschbachs Werke sonst ausmachen. Deshalb leider nur zwei Sterne.
Bewertung zu "Das Vermächtnis der Drachenreiter" von Christopher Paolini
Der erste Band der Eragon-Reihe ist für mich klar der beste Teil! Der Leser wird mitgenommen in eine mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitete Welt mit allerlei magischen und nichtmagischen Facetten. Die sehr ausführlichen Beschreibungen können manchmal den Eindruck der Langatmigkeit entstehen lassen, machen jedoch gerade den Reiz dieses Werkes aus, dass kein Thriller ist oder sein möchte, sondern eine erdachte Welt schildert - Fantasy in Reinform. Der Leser wächst dabei mit Eragon nach und nach in das Verständnis dieser Welt hinein, ausgehend von einem kleinen Bauerndorf, in dem die großen Konflikte fern und fremd wirken, jedoch jäh in Eragons Welt hereinbrechen. Dieses Ereignis markiert den Beginn einer langen Reise, in deren Verlauf man mit Eragon immer mehr über diese Welt in Erfahrung bringt. Erfreulich ist auch, dass schon dutzendfach geschilderte Schlachtszenen in diesem Buch einen vergleichsweise kleinen Raum einnehmen - im Vordergrund stehen vielmehr der Reifeprozess von Eragon und seinem Drachen und die Welt, der sie sich stellen müssen. Die Figuren selbst besitzen ein hohes Maß an Tiefe, auch die Handlung ist sorgfältig ausgearbeit, und trotz vieler Details geht der "rote Faden" zu keinem Zeitpunkt verloren.
Einen Stern Abzug gibt es lediglich für allzu viele Anleihen bei "Herr der Ringe". Die Geschichte selbst ist zwar eigenständig, aber ein paar allzu ähnliche Elemente weniger hätten gewiss nicht geschadet.
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