Ein kleiner Seehund erkundet neugierig-naiv die Ostsee und lässt sich von anderen Meeresbewohnern die Welt erklären. Das ist oft erschütternd, weil die Menschen diesen Lebensraum tiefgreifend zerstört haben und immer noch zerstören, dabei aber kindgerecht hoffnungsvoll, weil der Seehund es immer wieder schafft, andere Tiere zu retten oder Menschen von der guten Sorte zu finden, die Plastik aus dem Wasser fischen und Wale dahin zurückbringen. Zwischendurch gibt es Momente, in denen man laut auflacht, wenn etwa das Wal-Männchen LottaZwei den Seehund „Minik“ tauft und der überlegt, ob der Wal wohl alles benennt, was er frisst.
Und wenn die Geschichte endet, hat man ganz unbemerkt viel über die Ostsee und einige ihrer Bewohner gelernt. Vielleicht auch die eine oder andere Tatsache, die unter den Teppich gekehrt wurde. Wie schön, dass Antonia Michaelis dort besonders gründlich nachsieht, denn Probleme, die keiner kennt, kann auch niemand lösen.
Julian steht mit dem Rücken zur Wand: Er hat kein Geld, dafür hohe Schulden, wohnt in einem mickrigen Apartment, hat keine Freundin, keine Kinder, keinen Hund und keine berufliche Zukunft. Da stößt er auf das Startup „Life Exchange“ und beschließt, sein Leben für das eines anderen abzugeben.
Von jetzt auf gleich lebt er in einer tollen Villa, hat ein super Auto, einen süßen Hund und mehr. Doch dann klopft die Vergangenheit an die Tür, und die Zukunft bedrückt ihn plötzlich auch. Denn was, wenn er zu früh das Handtuch geworfen hat?
Es ist nicht leicht, über dieses Buch zu reden, ohne zu spoilern. Für mich war es der erste Unterhaltungsroman seit über einem Jahr und ich war von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten. Interessante Ideen, ein tolles Setting und sympathische Figuren haben mich ein paar Stunden aus dem unerfreulichen Alltag geholt. Das sind volle fünf Sterne für mich!
Wenn sich ein Buch so leicht liest wie diese Sommer-Geschichte von Katharina Reschke, als wäre sie an einem sonnigen Nachmittag in einem Einmachglas gefangen worden, das noch leicht nach Erdbeeren riecht, dann steckt fast unweigerlich lange, harte Arbeit und sehr viel Können dahinter. Aber darüber macht man sich als Leser nicht eine Sekunden Gedanken.
Das Buch ist der zweite Band der Abenteuergeschichten um zwei Mädchen: Pia aus Deutschland und Poppy, deren amerikanische Wurzeln älter sind als Kolumbus‘ große Irrfahrt. Sie lernen sich in San Francisco kennen, geben auch den über-behüteten Nachbarskindern Alfie und Olivia eine Chance - und lösen gemeinsam Rätsel. Im ersten Band suchen sie den verschwundenen Erfinder Prof. Grey, in dessen Villa Futura Pia mit ihren Eltern wohnt. In diesem zweiten Band finden die vier Kinder am Strand einen verletzten Seelöwen und erfahren in der Klinik, dass das Tier Plastik im Magen hat. Kein Wunder – ist doch der ganze Strand verschmutzt. Natürlich wollen die Kinder herausfinden, wer dafür verantwortlich ist und ihn zur Rede stellen.
Einfühlsam und klug verbindet die Geschichte dabei die große Sensibilität, die Kinder gegenüber Umweltverschmutzung und Gefährdung von Tieren haben, ihre Lust auf Abenteuer und Geheimnisse und vor allem das Bedürfnis großer und kleiner Leser, mal wieder in einem Buch verschwinden zu dürfen. Denn genau das erlaubt einem „Pia und Poppy“. Ein Lesevergnügen wie Barfußlaufen am Stand an einem warmen Sommertag, das in mir das starke Bedürfnis weckt, irgendwann nach San Francisco zu reisen.
Hoffentlich arbeitet die Autorin schon hart am nächsten leichtfüßigen Abenteuer!
