Bewertung zu "Das Haus /House of Leaves" von Mark Z. Danielewski
Ganz großes Kino, Hypertext und ein echtes Argument für das gute alte Papierbuch. Das "Haus der Blätter" (- oder Seiten?) bietet gewaltigen Puzzlespaß, zeigt die Möglichkeiten von Typographie und Layout und ist gleichzeitig so unheimlich, dass ich meine geliebte mis en abyme (zwei sich gegenüberhängende Spiegel in meinem Flur) von der Wand nehmen musste, weil es mir beim Anblick des unendlichen Korridors in meiner Wohnung plötzlich ganz anders wurde...
Bin noch mitten im Lesen und jetzt schon völlig fasziniert. Sich ständig verschiebene Realitäten und Fiktionsebenen, ein absolut unzuverlässiger Erzähler (Johnny Truant - True end?) und ein intertextuelles Labyrinth, das genauso tief verzweigt ist wie das Haus, dessen Geschichte den Kern der textuellen Konstruktion bildet. Ein Roman, der fast ausschließlich auf der Metaebene funktioniert und somit einen aktiven, involvierten Leser fordert, der dem Sumpf aus Fußnoten und Randbemerkungen noch eine weitere Ebene hinzufügen kann und muss, wenn er sich denn diesem Werk stellen möchte. Dieses Buch steckt voller Rätsel: Anagramme, die es zu entschütteln gilt, Codes, die dechiffriert werden wollen und viele, viele Puzzle, die wohl Stoff für etliche Lesegänge und Köpfe liefern dürften. Sicherlich mal ein tolles Projekt für eine Leserunde! Möchte jemand mittüfteln?