Vyanne
- Mitglied seit 03.05.2009
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Vyannes Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Nevermoor 1. Fluch und Wunder" von Jessica Townsend
Bewertung zu "Garp und wie er die Welt sah" von John Irving
Wunderbar schillernde Charaktere, wunderbar absurder (und schwarzer) Humor, allerdings kein wirklicher roter Faden in der Geschichte, kein typischer "Spannungsbogen" über das Buch hinweg, eher die Struktur des typischen Bildungsroman (Das Leben von XY von der Wiege bis zur Bahre). Es geht um sexuelle Vorbehalte, Klischees, Grenzen, Stereotype, Verstrickungen und das aus verschiedenen Perspektiven.
Gute, pointenreiche, kritische Überlegungen hinsichtlich Achtsamkeit, ihrer realistischen Grenzen und Gefahren, wenn sie nicht auf die "richtigen" Werte stößt. Wunderbarer, schwarzer, trockener, absurder Humor.
Die Krimigeschichte hat mich persönlich weniger interessiert. Ich kam mit den Bandenorganisationsstrukturen öfter durcheinander. Viele Namen, viele Funktionen, ein großes Informationspuzzle (wer kann was woher wissen...). Als Hörbuch umso anstrengender, den Überblick zu behalten.
Bewertung zu "Veronika beschließt zu sterben" von Paulo Coelho
Ich schreibe als Psychologin/Psychotherapeutin mit Erfahrung in der Psychiatrie.
Coelho jongliert mit dem Begriff der Verrücktheit auf eine Art und Weise, dass man es nicht mehr ganz bildlich verstehen kann, denn immer wieder finden sich in seinen Schilderungen auch Fakten über psychische Störungen und das psychiatrische System. Er scheint es also durchaus ernst zu meinen.
Und das macht es gefährlich, da er mit seinen Vereinfachungen dazu beiträgt, dass psychische Störungen oder psychiatrische Krankenhäuser weiter mystifiziert und damit zu Orten der Ausgestoßenen werden. Die Beschreibungen sind für das Jahr der Veröffentlichung schon nicht mehr angemessen. Auch seine Vorstellung davon, was eine Schizophrenie (oder allgemein eine psychische Störung) ausmacht (im Prinzip im Grunde nur ein Zustand einer "alternativen Realität"), ist sehr naiv und vereinfachend. Natürlich ist die Überlegung einer gesellschaftlichen Konstruktion von psychischer Krankheit wertvoll, aber in dieser Radikalität wird es dem Leiden der Betroffenen nicht gerecht, das durchaus über die Bewertungen der Gesellschaft hinausgeht. Auch die Lösungsbotschaft (im Prinzip "Tu, wonach dir ist und kümmere dich nicht um die Norm") ist für mein Dafürhalten an sich ziemlich platt.
Es finden sich durchaus auch einige gute Überlegungen in dem Buch, allerdings habe ich beim Lesen aus o.g. Gründen so viele Nerven gelassen, dass mir diese leider weniger im Gedächtnis bleiben. Mir wurde das Buch als "augenöffnend" beschrieben, das kann ich für mich so nicht bestätigen.