Bewertung zu "Ein Fall für Johannes Cabal - Totenbeschwörer" von Jonathan L. Howard
"Totenbeschwörer" ist anders als der erste Band. Ich war anfangs zugegebenermaßen auch etwas erstaunt, besonders da die Inhaltsangabe etwas ganz anderes verspricht. Tatsächlich geht es nur die ersten geschätzten 50 Seiten darum, den Kaiser wiederzuerwecken. Anschließend macht sich Johannes Cabal schnellstens aus dem Staub - und das sogar mehr oder weniger erfolgreich - da er es einmal mehr geschafft hat, sich Feinde zu schaffen. Dabei wollte er doch nichts anderes, als ein verbotenes Buch auf unbestimmte Zeit ausborgen.
Über den Inhalt selbst möchte ich nichts verraten. Es sei nur soviel gesagt: Tatsächlich hat das ganze kaum noch etwas mit Band 1 zutun. Der Teufel ist für Cabal längst Geschichte, was nur logisch ist, da er seine Seele nun ja wieder zurück hat. Dementsprechend gibt es keinen Jahrmarkt mehr und auch keine seltsamen Gestalten wie Bones und co., die ja mehr Werk des Teufels waren. Diesmal bekommt Cabal es mit sehr lebendigen und alles andere als übernatürlichen Gegnern zutun, die in ihrer Verrücktheit allerdings locker mit denen aus Band 1 mithalten können. Dabei schafft es der Autor einmal mehr, jedem noch so unbedeutenden Charakter Leben einzuhauchen.
In diesem Band kommt es sogar zu einer richtigen Totenbeschwörung, die es in dieser Form in Band 1 ja gar nicht gab.
Schreiberisch sehe ich definitiv eine Weiterentwicklung, auch wenn ich da bereits in "Seelenfänger" nichts zu beanstanden hatte. Storytechnisch wird diesmal mehr auf einen etwas lineareren und flüssigeren Verlauf gesetzt, was ich sehr gut finde. Auch Spannung kommt immer wieder auf.
Zum Schmunzeln hatte ich diesmal ebenfalls mehr. Das liegt besonders an Cabal, der hier als Charakter viel deutlicher im Zentrum steht und noch mehr Facetten erhält, von denen er vorher schon genug hatte. Wenn man ein bisschen was für Charaktere von Cabals Schlag übrig hat, muss man ihn spätestens ab diesem Band lieben lernen. Ich gebe ehrlich zu, dass die Story noch so uninteressant hätte sein können, ich hätte alleine wegen Cabals schrägen Gedankengängen nicht aufhören können zu lesen.
Mittlerweile ist er sogar an dem Punkt, wo er so etwas wie ein Gewissen entwickelt hat, auch wenn da ab und zu natürlich nachgeholfen werden muss, in diesem Fall von einer Dame, die einem nur zu gut aus Band 1 in Erinnerung geblieben ist, und zu der Cabal ein recht seltsames Verhältnis hat, das irgendwo zwischen Verachtung und Bewunderung zu liegen scheint. Und gerade wenn man glaubt, dass Cabal sich doch zu einem guten Kerl gemausert hat, beweist er einem das Gegenteil.
Kurzum, in diesem Band erfährt man ein wenig über Cabals Vergangenheit, aber auch weitere interessante Details über seinen doch sehr verkorksten Charakter und schon alleine die Tatsache, dass Cabal in diesem Teil auch so manchen Konflikt mit der Frauenwelt zu bewältigen hat, macht das ganze lesenswert.
Insgesamt denke ich, dass in diesem Buch all das verbessert wurde, was in Seelenfänger noch ein wenig gestört hat. Mir gefällt es besser als Band 1, auch wenn er weniger Fantasyelemente enthält und sehr auf den Protagonisten ausgelastet ist. Wer Cabal in Band 1 allerdings mochte, wird ihn hier wohl noch mehr lieben.