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Wassollichlesen

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Cover des Buches Am Ende einer Welt (ISBN: 9783257069440)

Bewertung zu "Am Ende einer Welt" von Dennis Lehane

Am Ende einer Welt
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Ein ehrbarer Gangster??

Dass ich Dennis Lehane für einen der besten (Mafia/Krimi-)Autoren und einen äußerst kreativen Kopf halte, habe ich schon ja schon zur Genüge geschrieben. Er weiß, wovon er schreibt und ist unbestritten einer meiner Lieblingsautoren.
Seinen Roman "In der Nacht" habe ich letztes Jahr in die Liste meiner Lieblingsbücher des Jahres aufgenommen und die Hollywoodverfilmung erscheint am kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos. Umso erfreulicher für mich ist nun, dass er seinen Protagonisten Joe Coughlin noch ein zweites Mal ins Rennen schickt.
Es ist unbedingt verpflichtend vor der Lektüre "In der Nacht" zu lesen. Nicht, weil es ein tolles, packendes Buch ist, sondern weil es notwendig ist, um Zusammenhänge zu verstehen. Hier und da wird zwar ein bisschen rekapituliert, aber um die Tragik der Figur Joe Coughlin zu begreifen, braucht es den Vorgänger.
In "Am Ende einer Welt" erleben wir Joe als gelassenen Vater, der eine Enge Beziehung zu seinem Sohn Tomas pflegt. Aber auch, spätestens mit dem auf ihn ausgesetzten Kopfgeld, als gestressten und getriebenen Mann, der keine Ruhe zu finden vermag. Liegt vielleicht daran, dass er in gut einer Woche sterben soll oder vielleicht auch daran, dass das Leben in der "Branche", in der er tätig ist, wenn auch nur als "Berater", ziemlich stressig ist.


"Welche Ironie, dass der Mann, der vielleicht die Todesstrafe über Joe verhängen würde, während der letzten sieben Jahre sein Geschäftspartner und größter Gönner gewesen war. Andererseits war das nicht die Ausnahme, sondern die Regel in ihrem Geschäft. Feinde kamen einem nur selten nah genug, um einen umbringen zu können. Und so fiel die Drecksarbeit normalerweise den Freunden zu."
Dennis Lehane erzählt die Geschichte wieder, wie der Teufel und das Buch liest sich praktisch von alleine. Länger als 4 Tage (unter meiner 9to5-Woche, inklusive Basketball!!) habe ich nicht gebraucht. Zack, sind die knapp 400 Seiten vorbei. Viel zu schnell.
 Auf der Suche nach der Person, die Joe's Kopf will, tun sich einige Abgründe auf und Verrat und Blutvergießen stehen an der Tagesordnung. Genau wie die ein oder andere Überraschung. Eben, wie man es von einem Buch erwartet, in dem das Thema "organisierte Kriminalität" die zentrale Rolle spielt.
Nichtsdestotrotz zeichnet Lehane Joe mit vielen menschlichen Zügen. Für ihn geht es nur um das Wohl seines Sohns. Fast schon wie ein Gentlemanverbrecher a la George Clooney. Aber nur fast.

Fazit

"Am Ende einer Welt" hält, was es verspricht. (Leider) 
Das Buch ist für mich nicht ganz so gut, wie der erste Teil, aber was heißt das schon?? 5 Eselsohren bekommt es trotzdem und wahrscheinlich auch einen Platz in meinen Büchern des Jahres 2017.

Cover des Buches Ein Monat auf dem Land (ISBN: 9783742400048)

Bewertung zu "Ein Monat auf dem Land" von J. L. Carr

Ein Monat auf dem Land
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Ein Klassiker neu entdeckt

"Ein Monat auf dem Land" erschien bereits 1980 und ist im Dumont Verlag erstmals auf Deutsch erschienen. Der erste Gedanke, der mir bei dieser Tatsache durch den Kopf ging war "oh nein, nicht schon wieder so älteres Buch, das jetzt neu entdeckt wurde und nun unendlich gehypt wird wie "Stoner"", das mir ja bekanntermaßen nicht sonderlich gut gefallen hat.


"Eine Novelle - eine kleine Erzählung, zumeist über die Liebe"
Dr. Johnson's Dictionary

Aber von der ersten Seite an, konnte ich beruhigt durchatmen, denn die Geschichte hält, was das erste Zitat vor dem kurzen Vorwort verspricht: sie ist kurzweilig und eine Liebesgeschichte verbirgt sich natürlich auch in ihr. 

"Ein Monat auf dem Land" kommt leicht daher und der Erzählstil Carrs ist sehr einfach, sodass die Geschichte wie von selbst voranschreitet.Es ist vor allem dieser schöne Schreibstil mit dem Carr die Entwicklung des Protagonisten, im Gleichschritt mit seiner Arbeit, binnen eines sommerlichen Monats wiederspiegelt, der dieses kleine Büchlein besonders macht und zeigt, dass gute Bücher nicht immer 300 Seiten haben oder dicke Schinken sein müssen.
Eine Gemeinsamkeit mit "Stoner" gibt es dann aber doch: genau wie bei "Stoner" muss ich mich, hier besonders am Ende, über das Verhalten des Protagonisten wundern bzw. ärgern.Vor 100 Jahren, das Buch spielt 1920, war das soziale Leben geprägt von verpassten Möglichkeiten - der Etikette und Konventionen geschuldet. Keine Epoche für mich.
Fazit
"Ein Monat auf dem Land" ist ein schönes Buch für zwischendurch - fesselnd, keine schwere Kost. Schade, dass J.L. Carr nicht früher in Deutschland erschienen ist, er starb 1994 an Leukämie.

Cover des Buches Rain Dogs (ISBN: 9781781254578)

Bewertung zu "Rain Dogs" von Adrian McKinty

Rain Dogs
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Deja Vu für Duffy??

Eigentlich sollte es nur eine Trilogie mit Sean Duffy, dem katholischen Bullen in Nordirland, geben. Zum Glück hat sich Adrian McKinty gegen die Trilogie entschieden und bereits mit "Gun Street Girl", dem vierten Teil, bewiesen, dass viele Fortsetzungen nicht zwangsläufig mit einem fallenden Niveau einhergehen müssen.Nun der fünfte Teil. Endlich. Diesmal für mich auf englisch, weil ich nicht noch länger warten wollte, bis der deutsche Teil im Februar erscheint. 
Eine gute Entscheidung.

Zum einen natürlich, weil ich mir die Wartezeit verkürzen konnte, was am naheliegendsten ist und zum anderen, weil die Sprache und der Stil McKinty's eine wahre Wonne sind. Kurz, prägnant und dennoch vielsagend und dazu dieser (schwarze) Duffy-Humor - perfekt. Auf englisch noch besser?? Schwer zu beantworten, weil ich bisher nur diesen Teil auf englisch gelesen habe und mit den anderen übersetzten Teilen immer sehr zufrieden war. Aber der Slang und die Sprache sind im Original schon sehr unterhaltsam, ich hätte locker zwei Dutzend bemerkenswerte Zitate unterbringen können.Feststeht, dass ich mir den nächsten Teil auch im Original gönnen werde und das schon recht bald, denn am 5. Januar erschien "Police at the station and the don't look friendly".
 Selbstverständlich ist aber nicht bloß der Stil überragend, sondern auch der Plot. Die Story ist von Anfang bis Ende fesselnd und hat mich nicht losgelassen, ich habe jede freie Minute gelesen. McKinty hat es geschafft, dass ich mich gefühlt habe, als wäre ich wieder in Nordirland, was wahrlich nicht am vielen Regen lag, der hier beschrieben wird. (Ich glaube, es hat noch in keinem Buch so viel geregnet. Außer in der Bibel, mit Noah.). 2015 war ich in Nordirland und auch in Belfast und kenne somit ein paar Schauplätze, was das ganze Setting für mich noch ein Stück weit besonderer macht.Ebenfalls besonders ist, dass Duffy es wieder mit einem "Locked Room" zu tun bekommt. Sehr traumatisch für ihn, wie wir aus den Vorgängern wissen. 
Typisch Duffy: auch dieser Teil wartet mit einem tollen Soundtrack und historischen Ereignissen auf.So beginnt das Buch mit dem (fiktiven) Besuch und einer Rede von Muhammad Ali in Belfast, bietet aber auch reale Personen wie Jimmy Savile und die durchaus realistische Idee, dass finnische Geschäftsmänner eine Handyfabrik in Belfast bauen möchten und so Arbeitsplätze schaffen im arg gebeutelten Nordirland. Da werden glatt Erinnerungen an DeLorean wach.
Das erste Kapitel ist hierbei besonders unterhaltsam und ein toller Beginn. So, wie hier beschrieben, habe ich mir Ali immer vorgestellt.
Duffy ermittelt also erneut in einem großen Rahmen, auch außerhalb Großbritanniens und was bleibt ist, duffyesk, Resignation. Wie so oft. 

Fazit
Adrian McKinty liefert mit Sean Duffy perfekte Krimikunst. Perfect Match. Noch nie haben sich Duffy und sein Umfeld so weiterentwickelt, wie hier. Das Buch startet und endet mit der Riot Duty, aber alles, was dazwischen geschieht, verändert alles für Duffy.LESEN.

Cover des Buches Geister (ISBN: 9783492057370)

Bewertung zu "Geister" von Nathan Hill

Geister
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Tolles Debüt!

Beim deutschen Titel "Geister" hatte ich sofort Angst, dass ich hier auf eine lächerliche Geistergeschichte gestoßen wäre. Aber der kurze Klappentext hat meine Befürchtung schnell vertrieben.Um Geister geht es in dem Buch aber zumindest ein bisschen, denn der Großvater von Samuel, also der Vater seiner Mutter, hat ihr als sie ein kleines Mädchen war, von den Geistern aus seiner norwegischen Heimat erzählt. So begegnen wir in Rückbblicken einigen dieser Geister. Einem ganz besonders, dem Nix. "The Nix" ist auch der Originaltitel des Werks.Der Nix ist der schlechteste unter den Geistern.
"Das, was du am meisten liebst, wird dir eines Tages am meisten wehtun."
"Geister" ist das erste Buch, das der Autor Nathan Hill veröffentlicht hat. Auch wenn er erst 40 Jahre alt ist, meiner Meinung nach jung für einen Autor, darf man sich nicht wundern, dass es so lange gedauert hat, bis es endlich erschien. Es ist immerhin 858 Seiten dick und damit ein echter Wälzer.
Um es direkt vorwegzunehmen: mir hat das Buch sehr gut gefallen. Nachdem ich ausschließen konnte, dass es keine reine Geistergeschichte und auch nicht nur eine Mutter-Sohn-Geschichte ist, habe ich frohen Mutes angefangen zu lesen und war schnell gefesselt, was bei über 850 Seiten auch unerlässlich ist, um das Buch nicht über mehrere Monate in mehreren Anläufen zu lesen.Als ich zu lesen begonnen habe, war mir gar nicht klar, was für eine Vielseitig- und Vielschichtigkeit mich hier erwartet. Unterm Strich dreht sich zwar alles um Samuel und seine Mutter Faye, aber wie die Verbindungen hergestellt werden ist bemerkenswert. So fließen neben diversen verschiedenen Geschichten aus Samuels Alltag auch Ereignisse aus einem historischen Rahmen in den Plot mit ein. Denn: Faye war zu Collegezeiten eine, mehr oder weniger, linke Aktivistin und die Zeit des Widerstands, der Proteste und Polizeigewalt wird sehr gelungen wiedergegeben. Googlet einfach mal "Chicago Riots", dann könnt ihr euch ein Bild machen. 
Zu Beginn lernen wir Samuel kennen, einen unzufriedenen Collegeprofessor für Literatur, der die meiste Zeit in einem wenig literarischen Onlinerollenspiel verbringt. Man könnte auch exzessiv sagen. Vom Unirechner, aus seinem Büro. So starten die nächsten kleinen Erzählstränge, die sich mit einem Spielsüchtigen und einer betrügerischen Schülerin auseinandersetzen. Besonders eine Szene, in der der Spielsüchtige wiederholt seine Diät anfängt und dafür einkaufen geht, natürlich nur theoretisch, in seinen Gedanken, ist eine wahre Wonne. Morgen, morgen fange ich an..
Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der großen, unglücklichen Liebe aus Samuels Leben, die im Laufe der Story noch eingehender behandelt wird.
Dann erhält das einstige literarische Wunderkind Samuel zwei Anrufe: einen vom Anwalt seiner Mutter und einen von seinem Lektor, der ihn verklagen wird. Er bietet Samuel einen Deal an, der seine Zukunft verändern und seine Vergangenheit auf den Kopf stellt wird. Das alles passiert bereits auf den ersten ca. 150 Seiten.
Zu diesem Zeitpunkt etwa, beginnt die Geschichte von Faye. Hill legt Stück für Stück Fayes Vergangenheit offen.
Nathan Hill ist ein toller Geschichtenerzähler. Er schafft es, mich als Leser, über die komplette Distanz bei Laune zu halten. Sei es mit den unterhaltsamen Geschichten vom College, der Videospielwelt, der so lange quälenden Frage nach dem "Warum?" - warum hat Faye ihre Familie verlassen?? - oder Samuels tragische Jugendliebe.
"Am Ende müssen alle Schulden zurückgezahlt werden." 
So heimlich, still und leise wie Faye ihre Familie verlassen hat, endet auch das Buch. Nach knapp 860 Seiten endet das Buch ganz ruhig. Es klingt einfach aus, wie ein langes, schönes Lied.Und als Leser bin ich damit einverstanden. Es braucht keinen Knall, kein Feuerwerk. Keinen Showdown.Alle Fragen sind beantwortet, es gibt nichts mehr zu sagen.
Fazit
"Geister" ist ein Buch für jedermann. Ich könnte noch ewig über das Buch schreiben. Ich hoffe sehr, dass Nathan Hill in Zukunft nochmal ein ähnlich gutes Buch veröffentlichen wird.

Cover des Buches Broken Monsters (ISBN: 9783499259746)

Bewertung zu "Broken Monsters" von Lauren Beukes

Broken Monsters
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Top - bis auf die letzten Seiten..

Es gibt kaum eine westliche Großstadt, die so für den finanziellen Niedergang steht, wie Detroit. Detroit, einst "Motor City" und florierendes Zentrum der Autoindustrie, jetzt vor allem bekannt für Bevölkerungsschwund, hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität (sowie Mordrate), Armut, Eminem und die 8 Mile Road.Heute ist Detroit insolvent.Leerstehende Fabriken und Häuse gehören zum Stadtbild. Und genau hier spielt "Broken Monsters". Lauren Beukes hätte sich keinen besseren Schauplatz für ihre Geschichte aussuchen können.

"Die originellen Geschichten sind alle geschrieben, jetzt bleibt nur noch Katzengold. Oder auch Detroit Diamonds, um eine lokale Metapher zu verwenden. So nennen die Einheimischen die blauen Glasscherben eingeschlagener Autofenster."
Das erste Kapitel ist überragend. Es gibt euch einen perfekten Einblick, womit ihr es in dem Buch zu tun bekommt. Der Schreibstil, der schwarze Humor und ein Hauch der Brutalität, mit der wir noch rechnen können. Sehr lesenswert. Wobei Beukes darauf verzichtet, die Tatvorgänge oder das "Handwerk" des Mörders detailliert zu beschreiben. Uns serviert sie nur die Ergebnisse, die fertigen "Kunstwerke". Das genügt auch vollkommen. Denn in "Broken Monsters" soll es nicht nur um die grauenvollen Morde und verstümmelten Leichen gehen, sondern es erzählt in den einzelnen Erzählsträngen noch weitere Geschichten. 
Da wäre zum einen immer wieder ein Städteportait des völlig heruntergekommenen (der Duden hätte mir hier auch das Wort "abgefuckt" erlaubt) Detroits, das wir unter anderem durch den Blogger Jonno kennenlernen. Er sucht nach einem Neuanfang und führt uns durch die Stadt. Er wird DER Berichterstatter, als die ersten Opfer gefunden werden. Zugegebenermaßen musste es ja auch so kommen, aber das macht nichts. Einen anderen Blick auf Detroit und seine Ruinen gewährt uns außerdem noch ein obdachloser Plünderer.
Neben Morden und dem Elendsbild der Stadt Detroit wird noch ein anderes "modernes" Problem thematisiert, nämlich Social Media bzw. das hiermit in Verbindung stehende Onlinemobbing. Alles natürlich nur so nebenher, aber sehr gelungen. 
Mich hat das Buch mit jedem seiner Erzählstränge sehr gefesselt und "Broken Monsters" hätte auf jeden Fall 5 Eselsohren verdient, wäre da nicht das Ende bzw. die letzten 50 Seiten. 50 Seiten sind zwar nur 1/10 der Story, aber warum musste dieses Zehntel ausgerechnet das Ende sein?? Hätte dieser Abschnitt irgendwo in der Mitte gestanden, wäre es vermutlich gar kein Problem gewesen.
Das Ende ist mir zu bizarr, übersinnlich und abgedreht. Ich möchte ungern sagen, dass das Ende mir das ganze Buch versaut, aber es hinterlässt auf jeden Fall einen unbefriedigenden Beigeschmack. Schade. Wie kommt man auf solche Ideen?? Die ganze Geschichte ist komplett realistisch, wenn man mal von den wahnsinnigen Taten des Mörders absieht, und dann dieses Ende.
Dass ausgerechnet Stephen King auf dem Buchrücken zitiert wird, hätte mich warnen müssen. 

Cover des Buches Stadtgeschichten (ISBN: 9783499239694)

Bewertung zu "Stadtgeschichten" von Armistead Maupin

Stadtgeschichten
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Ein Buch wie eine Seifenoper

Die Stadtgeschichten spielen, welch Überraschung nach dem Zitat von Oscar Wilde, in San Francisco der 70er (bzw. 80er) Jahre.
"Stadtgeschichten" ist nicht wie die Bücher, die ich sonst meist lese. Aber hin und wieder darf es auch mal etwas anderes sein. Auf der Suche nach alternativen Lesestoff greife ich immer wieder gerne zur "Romantherapie". Die Krankheit, bei deren Linderung "Stadtgeschichten" helfen soll ist die Einsamkeit (die durch das Lesen verursacht wird). Und die beiden Autorinnen der "Romantherapie" haben Recht: "Stadtgeschichten" eignet sich perfekt als Heilmittel gegen Einsamkeit. Nicht, dass ich während ich das Buch gelesen habe, einsam gewesen wäre, aber die Story und vor allem die Figuren sind vermutlich ein guter Beistand, wenn man einsam ist.

Die "Stadtgeschichten" sind Episoden vieler verschiedener Personen, die fast alle eines gemeinsam haben: sie leben im gleichen Haus. Und alle sind sie auf eine andere Art und Weise einsam und suchen einen Rückzugsort und finden diesen in der Barbary Lane 28, wo die Vermieterin noch Cannabis züchtet und an ihre Schäfchen verteilt. 
In kurzen Kapiteln verflechtet Maupin fast alle Personen irgendwie miteinander und das auch noch auf eine clevere Art und Weise, die mir nicht nur einmal die Kinnlade runterklappen lies. Denn: "Stadtgeschichten" endet hier und da bei seinen kurzen Kapiteln mit Minicliffhangern. Neben den Cliffhangern und Wendungen sorgen besonders die Art und Weise, wie die Protagonisten miteinander interagieren dafür, dass "Stadtgeschichten" an eine Daily Soap erinnert. Allerdings denke ich, dass das Buch die deutlich bessere Variante zu GZSZ und Co. ist und das obwohl dieser erste Teil bereits 1978 erschienen ist. Das Buch ist perfekt für zwischendurch, es ist kurzweilig und äußerst unterhaltsam. Neben bei werden die alltäglichen Probleme aus jener Zeit noch zur Schau gestellt und die Gesellschaft wunderbar dargestellt.


"Mr. und Mrs. Herbert L. Tolliver ließen ihre Orangenhaine, ihre geliebten Schnellrestaurants Sizzlers und Shakey's und ihre Saturday Evening Post im Stich, damit sie vier vergnügliche Tage in Everybody's Favorite City erleben konnten.Am Halloween Wochenende.Heiliger Strohsack."
Fazit

Perfekt für Zwischendurch und mit einem mir unbegreiflichen Suchtpotential - eben wie eine Seifenoper. Zum Glück gibt es mittlerweile noch 8 weitere Teile.

Cover des Buches Nenn mich einfach Superheld (ISBN: 9783462047547)

Bewertung zu "Nenn mich einfach Superheld" von Alina Bronsky

Nenn mich einfach Superheld
Wassollichlesenvor 7 Jahren
"A long way down" und "Wunder" in einem Buch

"Nenn mich einfach Superheld" ist das erste Buch, das ich von Alina Bronsky lese. Bisher habe ich immer nur gehört, was für eine tolle und besondere Schriftstellerin sie sei. Und?? Wurde ich enttäuscht?? Ich würde mit einem klaren "nein" antworten. "Nenn mich einfach Superheld" ist ein herrliches Buch für Zwischendurch. Die Art, auf die Alina Bronsky die Geschichte über Marek und seine Selbsthilfegruppe aus jugendlichen Behinderten erzählt, gefällt mir sehr gut.
"Marlon stand auf dem Gleis, teilnahmslos wie ein Getränkeautomat."
 Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, was immer wieder zu absurden Situationen führt, besonders in der zweiten Hälfte des Buchs. Politisch korrekt geht es jedenfalls nicht zu.Nach den ersten Seiten hat mich das Buch ein bisschen an eine Mischung aus "Wunder" und "A long way down" erinnert. Nur sehr oberflächig natürlich.Was mich ein bisschen irritiert hat, ist, dass der Plot nach der Hälfte der Geschichte mehr oder weniger schlagartig wechselt. Auf einmal sind fast alle Figuren aus der ersten Hälfte verschwunden und bleiben das auch lange und neue Figuren beherrschen Mareks Alltag. Aber im Nachhinein gar kein Problem, macht euch beim Lesen keine Gedanken.Wie es sich für ein Jugendbuch, und das ist es meiner Meinung nach, wird hier und da ganz subtil der moralische Zeigefinger gehoben. Und nur allzu deutlich lese ich zwischen den Zeilen immer wieder Botschaften wie "es kommt nicht auf das Äußere an". Aber auch das stört kaum.
Das Ende ist ein bisschen verwirrend, aber nach einer kleinen Internetrecherche konnte ich mir sicher sein, dass ich es richtig interpretiert habe. Dieser "Kniff" von Frau Bronsky war gar nicht nötig. Das Buch ist auch ohne dieses Verwirrspiel gelungen.
Fazit
Der unterhaltsame Schreibstil von Alina Bronsky sorgt in Kombination mit ihren Superhelden für ein wahres Lesevergnügen.

Cover des Buches Onkel Montagues Schauergeschichten 1 (ISBN: 9783841502834)

Bewertung zu "Onkel Montagues Schauergeschichten 1" von Chris Priestley

Onkel Montagues Schauergeschichten 1
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Perfekte Einstimmung für Halloween

Die Tage werden merklich kürzer, die Blätter fallen von den Bäumen und es wird kälter und regnerisch - der Herbst ist spürbar angekommen. Zeit, es sich Zuhause gemütlich zu machen. Und nur noch eine Woche bis Halloween. Da bietet es sich doch an, zu etwas gruseliger Lektüre zu greifen. Wer gerne unheimliche, aber nicht völlig abgedrehte und verstörende Geschichten mag, der ist bei "Onkel Montagues Schauergeschichten" richtig. Die Geschichten sind ursprünglich in einem Jugendbuchverlag erschienen, also auch schon etwas für jüngere Leser, was ein eindeutiger Indikator dafür ist, dass die Gruselgeschichten gut verdaulich sind, aber dennoch für schaurige Stimmung und Gänsehaut sorgen können.Chris Priestley hat 10 Kurzgeschichten in dem Buch verfasst, die alle eins gemeinsam haben: sie schaffen die perfekte Atmosphäre für einen eingekuschelten, herbstlichen Leseabend mit einer heißen Tasse Tee und passenden Kerzenlicht.Zwischen den Geschichten erfahren wir aus den Gesprächen von Onkel Montague und Edgar etwas über die Herkunft der Geschichten und Chris Priestley sorgt für noch schaurigere Stimmung. Außerdem haben alle Geschichten noch etwas gemeinsam: Onkel Montague besitzt einen zentralen Gegenstand aus seinen Erzählungen.Klar und offensichtlich, dass hier mit dem Erzähler etwas nicht stimmen kann, aber keine Sorge, in der letzten Geschichte wird alles aufgelöst.Ich habe mich schon lange auf das Buch gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Zu jeder Geschichte gibt es eine schöne Illustration, der Stil erinnert mich an Tim Burton.
Fazit
Noch eine Woche bis Halloween; die Schauergeschichten sind perfekt, um sich schon mal in die entsprechende Stimmung zu bringen.

Cover des Buches Regeln für einen Ritter (ISBN: 9783462049336)

Bewertung zu "Regeln für einen Ritter" von Ethan Hawke

Regeln für einen Ritter
Wassollichlesenvor 7 Jahren
Wunderbarer "Ratgeber"

Den Autor, Ethan Hawke, kennen wir vor allem aus Hollywood bzw. aus den zahlreichen Filmen, in den er schon vor der Kamera stand. Mir fallen da vor allem "Training Day", "Gattaca" oder "Der Club der toten Dichter" ein. Unglaublich, bei wie vielen Filmen er schon mitgewirkt hat (siehe Wikipedia).Aber Ethan Hawke ist ein kreativer Tausendsassa, "Regeln für einen Ritter" ist bereits sein drittes Buch. Im Vorwort erklärt Hawke, dass es sich bei dem Buch um einen Brief eines Vorfahrens handelt, den er an seine Kinder verfasst hat; am Abend bevor er in eine Schlacht zog. Er möchte seinen Kindern aufzeigen, wie man ein aufrechtes Leben führt und worauf es im Leben wirklich ankommt. So besteht der Brief bzw. das Buch aus 20 kurzen und anschaulichen Geschichten, die vor Weisheit strotzend, zeigen, was wirklich wichtig ist. "Weisheit strotzen" soll hier bitte nicht negativ aufgefasst werden- Der Verfasser der Briefe hat diese Lektionen bzw. Regeln bereits von seinem Vater gelernt.Die Regeln lauten beispielsweise "Einsamkeit", "Vergebung" oder "Hingabe". 
Das Buch ist übrigens wunderschön und überhaupt eines der schönsten Bücher, die ich seit langem in der Hand hatte. Großes Kompliment an Kiepenheuer & Witsch. Vor jedem Kapitel sehen wir eine Illustration eines Vogels, gezeichnet von Ryan Hawke, Ethans Frau. Die Hawkes haben einen langen Stammbaum und früher waren sie laut Vorwort Hawker - also Falkner und haben mit Falken und anderen Vögeln gearbeitet. 
"Glück ist das Ergebnis eines zielbewussten Lebens. Glück ist nicht das Ziel. Es ist die Bewegung an sich, ein Prozess und eine Tätigkeit."
Der Inhalt klingt vielleicht ein bisschen schmalzig und kitschig, ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil. Ich finde, dass die Briefe zum Nachdenken anregen, denn fast jeder Leser war wahrscheinlich schon mal in zumindest ähnlichen Situationen, wie sie in den 20 verschiedenen Regeln beschrieben werden. Besonders das letzte Kapitel "Tod" ist sehr ergreifend.
Am Schluss dankt Ethan Hawke nicht den üblichen Verdächtigen, wie seiner Frau oder seinen Kindern, sondern anderen Rittern, die ihn inspiriert haben: Muhammad Ali, Nelson Mandela, Martin Luther King, Tennessee Williams, Vince Lombardi oder Laurence Fishburne.
Fazit
Wunderbares Buch im mittelalterlichen Gewand. Ein Lebensratgeber, der zum Nachdenken anregt.

Cover des Buches Der Traummacher (ISBN: 9783442205103)

Bewertung zu "Der Traummacher" von Max Bentow

Der Traummacher
Wassollichlesenvor 7 Jahren
"Lass mich dein Traummacher sein."

Wir sind in Berlin und begleiten Nils Trojan in seinem Urlaub. Nach der Rückkehr des Federmanns hat er sich das auch redlich verdient. Denkste. Ein Klassiker in der Krimi- und Thrillerliteratur ist der Ermittler, der den Urlaub abbrechen muss, weil ein wahnsinniger Mörder sein Unwesen treibt.Während er allerdings relativ spät in den Plot einsteigt und dann auch eher richtungslos, geht in Berlin und Umgebung schon die Post ab.Was rasant und spannend klingt ist es leider nicht nur. Besonders das erste Drittel hat es mir gar nicht angetan. Es scheint, als fehlt es nicht nur Nils Trojan an der richtigen Richtung, sondern auch dem Buch. Und dann kehren auch noch die (Un)Toten zurück?? Zombies oder Kannibalen?? Okay, kann ich mit leben. Aber dann auch noch eine Spur Übersinnlichkeit?? Das ist gar nicht meins.Der Plot kommt also, trotz all der (verwirrenden) Action, nicht so recht in Schwung.
"Lass mich dein Traummacher sein."
Aber mit den Ermittlungen Trojans geht es auch mit der Story voran. Und das tut dieser auch gut. Denn nach und nach lichtet sich das Feld und mögliche Täter und Motive kristallisieren sich heraus. Auch wenn mir das in diesem Fall ein bisschen zu vorhersehbar ist.
Nichtsdestotrotz konnte ich mich mit "Der Traummacher" anfreunden.
Das Hörbuch ist gut und spannend gelesen, Max Bentow hat eine sehr angenehme und passende Stimme. Ich könnte mir vorstellen, dass er noch weitere Hörbücher liest.Die Stimme von Yara Blümel ist besonders. Sie sticht als Gegensatz zu der dunklen Stimme von Bentow heraus. 
Fazit
Mir hat der sechste Teil mit Nils Trojan besser gefallen, als der letzte, den ich bisher am schwächsten fand. Aber an die Vorgänger kommt auch dieser Trojan (leider) nicht ran. Woran es liegt, kann ich noch nicht mal genau definieren. Es ist mir nicht spannend und fesselnd genug. Ich hätte die Kopfhörer jederzeit ausziehen können. Und das lag nicht an der Stimme von Max Bentow.

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