Bewertung zu "Hanna und Sebastian" von Thomas Klugkist
Angesprochen durch das schöne Cover und den schlichten, aber wirkungsvollen Titel habe ich mich ohne jeglichen Erwartungen in den Debütroman von Thomas Klugkist gestürzt. Er erzählt darin die (Beziehungs)geschichte von Hanna und Sebastian, die sich nach dem Abitur das Versprechen geben, sich nach 10 Jahren in Rom wiederzusehen. Diese Begegnung in Rom wird für immer einen prägenden Einfluss auf die beiden haben. Sie beschließen, den Kontakt diesmal aufrecht zu erhalten und sich nach weiteren 10 Jahren in Athen noch einmal zu begegnen. Sie begeben sich auf eine Entdeckungsreise ihrer Freundschaft und zeigen sich gegenseitig und auch dem Leser das Leben mit all seiner Freude und auch seinen Kämpfen. In ihrem Brief-, Email- und Smswechsel versprechen sie sich immer ehrlich zu sein und sich nicht hinter der Wahrheit zu verstecken. Doch wird ihnen das gelingen?
Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um mich an den außergewöhnlichen und teils sehr philosophisch geprägten Schreibstil zu gewöhnen. Aber nach so ca. 50 Seiten war ich in der Welt von Hanna und Sebastian angekommen und habe voller Genuss ihren Gedankengängen gelauscht. Doch nach zwei Dritteln des Buches kam für mich langsam die Frage auf, wo mich die beiden eigentlich hinführen werden. Für mich zog sich die Handlung etwas, obwohl im Leben der beiden einige große Veränderungen anstanden. Aber ich hatte etwas die Verbindung zu den beiden verloren. Es ist ein stilles und leises Buch, ja, aber mir war war es an manchen Stellen zu leise und hat sich etwas unnötig in die Länge gezogen, die Gedanken der beiden wurden mir teils zu theoretisch. Hanna und Sebastian sind sehr unterschiedlich und zeigen dem Leser aus ihrer jeweils eigenen Perspektive, wie sie mit den großen Themen des Lebens umgehen, die jeden Menschen beschäftigen, ob gewollt oder ungewollt. Sie erschaffen sich einen eigenen Raum, in dem sie sich geistig, aber nicht physisch nah sein können. Ihre komplexen Ideen und der Austausch der Gedanken ist nicht einfach so schnell weggelesen. Man braucht Zeit, um sich darauf einzulassen und den beiden folgen zu können. Gleichzeitig war es mir an manchen Stellen zu abstrakt und dadurch hat mir die wahre Emotionalität der beiden gefehlt, um mehr mit ihnen mitzufiebern und ihnen nah sein zu können. Der Autor hat großen Respekt für die Erschaffung einer so komplexen Geschichte verdient, aber das muss man als Leser auch mögen können, um am Ball zu bleiben.
Nichtsdestotrotz hat der Autor einen außergewöhnlichen Roman geschaffen, den man als Leser nach der letzten Seite nicht einfach vergessen kann und der einen auch während des Lesens einen interessanten Blick auf viele philosophische Themen werfen lässt. Ich musste beim Lesen oft innehalten und über die Sätze nachdenken, da sie sehr vielschichtig sind und man automatisch Rückbezüge zu eigenen Erfahrungen und Erlebnissen zieht. Bis zum Ende bangt man mit den beiden, ob sie einen gemeinsamen Weg finden werden und ob es eine gemeinsame Zukunft für Hanna und Sebastian geben kann und wird.