WhileShesReading
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Bewertung zu "Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann" von Kerstin Gier
"Das Leben ist im Grunde wie das Kino. Jede Szene hat ihre eigene Musik, und die Musik wird für die jeweilige Szene erschaffen und auf eine magische Art und Weise mir ihr verwoben. Und auch wenn wir die Melodie eines vergangenen Tages noch so sehr lieben, oder uns den Song eines künftigen Tages vorstellen, müssen wir unbedingt stets zur Musik von heute tanzen, sonst geraten wir aus dem Takt, stolpern herum, verlieren die Orientierung."
Rill ist zwölf Jahre alt, als sie aus ihrem zu Hause gerissen wird. Sie, und ihre Schwestern. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr altes Leben wieder zurück zu bekommen. So wie es war, bevor sie alle von der Arcadia geraubt und in eine ungewissen Zukunft verschleppt wurden. Eine Zukunft, die mehr schrecken mit sich bringt, als man sich hätte vorstellen können. Die Zeit im Waisenhaus, ist eine Tortur, die sie jeden Tag mit Angst einschlafen und erwachen lässt. Man fliegt von Seite zu Seite und wünscht sich, nein hofft, dass man sich einfach nur irrt. Die Zukunft ist ungewiss und mit jeder Seite die verfliegt stellt man sich die Frage, WIE diese Geschichte nur gut ausgehen könnte.
Rill ist ein unglaublicher Charakter, der in einer noch so aussichtslose Situation stets das Wohl ihrer Schwestern, über ihr eigenes stellt. Sie ist stark, mutig und handelt aus einem Impuls heraus, der sie alle Vernunft über Bord werfen lässt. Ich denke im tiefsten Inneren, wünschen wir uns alle wie Rill zu sein. Im Leben für seine Träume zu kämpfen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Bedingungslos für Menschen zu kämpfen, die man von ganzem Herzen liebt. Jedoch bricht auch der stärkste Mensch, wenn man ihm alles nimmt, was er liebt.
"Ich lasse mich auf die Pritsche Fallen, wende mich ab, raufe mir das Haar, bis es wehtut. Am liebsten würde ich mir jedes einzeln ausreißen. Ich will Schmerz spüren, den ich verstehen kann, statt immer nur hilflos zu sein. Ich will Schmerz spüren , der einen Anfang und ein Ende hat, und keinen, der sich endlos dahinzieht und sich tief, tief ins Mark schneidet."
Während sich die Geschichte von Rill und ihren Schwestern in der Vergangenheit abspielt, erleben wir in der heutigen Zeit Avery, die durch einen Zufall die Tür, zu einem lange geborgenen Geheimnis, aufstößt. Schon bald erkennt man, dass sich die Geschichte, um Rill und diese neu entdecke Geheimnis von Avery überschneiden.
Avery ist fokussiert und zielstrebig und als sie erkennt, welchem Geheimnis sie auf die Spur kommt, merkt sie allmählich, dass ihr jetziges Leben nur eine Lüge war, oberflächlich. Ich habe es sehr genossen, die Entwicklung ihres Charakters mitzuerleben. Von einer Marionette, zu der sie gemacht wurde, zu einem eigenständigen Menschen, der am Ende ihr wahres Ich widerspiegeln wird.
"Bin ich diesem anderen Leben vielleicht entwachsen? Die Vorstellung ist seltsam; so als würde sie meine Identität in zwei Hälften teilen. Bin ich die Tochter meines Vaters? Oder ich selbst? Muss ich das eine opfern, um das andere sein zu können?"
Den Schreibstil empfinde ich als emotional und aufwühlend und führt uns rasch durch die Handlung. Irgendwann stellt man sich langsam die Frage, ob die Geschichte um Rill tatsächlich ein Happy End haben könnte. Wie hängt die Vergangenheit mit Avery zusammen, die in der heutigen Zeit lebt. Je mehr Geheimnisse aufgedeckt werden, desto deutlicher wird, dass diese Geschichte viel mehr ist, als es zu Beginn scheint und vor allem viel schockierender.
Fazit:
Tatsächlich steckt wohl in jeder Geschichte ein funke Wahrheit. In dieser Geschichte allerdings mehr, als nur ein Funke. Ich empfehle jedem noch das Nachwort der Autorin zu Lesen und wer möchte, sich noch weiter zu Informieren. Ich bleibe mit gemischten Gefühlen, aber auch Fassungslosigkeit zurück und kann es nicht glauben, was alles unter den Teppich gekehrt werden kann.
"Er wusste, dass es bereits begonnen hatte: Mit einem Jungen, der mit einer ungewöhnlichen und Furcht einflößenden Gabe auf die Welt gekommen war. Mit einem wundersamen Ort unter den Grundmauern eines Amphitheaters, den es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen. Er wusste, dass beginnen würde: Mit jenem seltsamen Tag, an dem in London die Uhr von Big Ben verkehrt herum laufen würde. Und er wusste, dass es jetzt, in diesem Augenblick, begann: Mit einem Mädchen, das drauf und dran war, alles, was es kannte hinter sich zu lassen, um einem älteren Ehepaar in einen Abwasserkanal zu folgen"
Bewertung zu "Lady Midnight - Die Dunklen Mächte" von Cassandra Clare
Ein neuer Anfang, der uns prompt in die Welt der Schattenjäger zurückwirft. Die ersten Bände von Cassandra Clare haben eine menge Material für Fortsetzungen jeglicher Art geschaffen. In diesem Fall liegt das Hauptaugenmerk (zumindest im ersten Teil) auf Themen wie Liebe, Familie und Zusammengehörigkeit. Viele Personen und Namen werden euch bekannt sein und doch hat die Autorin mit Emma & Julian wieder eine komplett eigenständige Geschichte erschaffen, die trotz einiger Parallelen selbstständig agiert.
Emma als Protagonistin verleiht in meinen Augen diesem Buch das gewisse Etwas. Es ist ihre Kraft, ihre Ausdauer und unerschütterlicher Wille, als auch ihre Loyalität, die sie zu einem Charakter machen, den man ins Herz schließen und treu bleiben möchte. Bis zum Schluss bleibt sie dieser standhafte Charakter, der uns am Anfang des Buches präsentiert wird.
Ihr Gegenstück, ihr Parapatai Julian, ist hingegen ein Typ bei dem man sich nie ganz sicher sein kann. Zwischen seinem Netz aus Lügen, das er sich all die Jahre errichtet hat, der Verantwortung die er trägt, aber am liebsten abgeben möchte und seine Gefühle die ihn von innen heraus zu zerfressen drohen, versucht er sein Leben zu meistern und seine Familie zusammenzuhalten. Er ist für mich einer der interessantesten Charaktere und ich bin SEHR gespannt, in welche Richtung er sich noch entwickeln wird. Am Ende war er für mich undurchschaubar. Ich denke da ist noch alles offen.
Am Ende waren es wohl diese beiden Charaktere die mich dazu veranlasst haben diesem Buch 4 Sternchen von 5 Sternchen zu geben. Auch der grandiose Schreibstil der Autorin hat dazu beigetragen, an dem es nichts zu rütteln gibt. Die Hauptgeschichte allerdings ist nur am Anfang wirklich aufregend, verschwindet aber letztendlich immer wieder im Hintergrund und wird von so vielen anderen Dingen überlagert, dass ich am Ende nicht überrascht bin, sondern gelassen den Tatsachen ins Auge blicke. Ich hatte mir doch etwas mehr erwartet. Der Spannungsbogen war in der Mitte immer wieder mal da, aber wurde einfach nicht aufrecht erhalten und das "Grande Finale" war eher schleppend. Irgendwie blicke ich noch nicht ganz durch, WIE diese Geschichte weiter gehen soll und ich habe das Gefühl, dass ich es auch nicht herausfinden möchte.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Liebe und vielleicht ist es auch die Liebe, um die es in diesem Buch letztendlich geht.
"Wenn du jemanden liebst, dann wird derjenige ein Teil von dir. Diese geliebte Person wird ein Teil von allem, was du tust. Ein Teil der Luft, die du atmest, ein Teil des Wassers, das du trinkst, ein Teil des Bluts, das durch deine Adern strömt. Ihre Berührung bleibt auf deiner Haut, ihre Stimme bleibt dir im Ohr und ihre Gedanken beschäftigen auch deine Gedanken. Du kennst all ihre Träume, denn ihre Albträume versetzen dir einen Stich ins Herz und ihre schönen Träume sind auch deine Träume. Du hältst sie keineswegs für perfekt, denn du kennst ihre Schwächen, ihr wahres Ich und den Schatten all ihrer Geheimnisse. Aber das schreckt dich nicht ab. Genau genommen liebst du sie deswegen sogar noch mehr, denn du willst niemand Perfektes. Du willst sie."
FAZIT:
Zu beginn langatmig, in der Mitte doch spannend und am Schluss etwas lasch. Ich hatte mir etwas anderes vorgestellt. Die Liebe, so schön sie auch ist, hätte ich nicht als primären Fokus erwartet. Ich hatte das Gefühl, dass die eigentliche Handlung immer mehr in den Hintergrund rückte. Am Ende versuchte sie noch einmal in den Vordergrund zu springen, um dann wieder von der Bildoberfläche zu verschwinden und als seichtes Bächlein im Hintergrund zu plätschern. Aber im großen und ganzen ein schönes Buch.