Bewertung zu "Zwillingsblut - Die Magie der Elben" von Hendrik Lambertus
Hervorragendes Worldbuilding, ein vorbildliches Pacing und einen spannenden Schreibstil sind die Dinge, mit denen der erste Band überzeugt hatte, und ich erwartete vom Zweiten nicht weniger. Damit verbanden sich rasch Hoffnung und Neugierde, die sich zu einer zentralen Frage kumulierten: Wie Unterscheidet sich dieser zweite Teil vom Debüt? Sind die Charaktere lebendiger, der Plot vielschichtiger?
Das Buch macht ziemlich schnell klar, was den Zwillingen in diesem Band bevorsteht und gibt ein eindeutiges Ziel vor: Die vier elementaren Essenzen müssen eingesammelt werden um eine Waffe zu schmieden, mit der man einen Gott stürzen kann. Eine vielversprechende Prämisse. Ich tauchte mit Vorfreude erneut in die Welt der Elben, Zwerge, Menschen und Orks ein.
Der zweite Teil der Trilogie trumpft mit allem auf, mit dem Zwillingsblut – Der Kampf der Zwerge schon überzeugt hat und fügt noch einige wichtige Elemente hinzu. Die Welt wurde grösser ohne an Detail zu verlieren. Die Reise zu den Essenzen ist dabei genau so wundersam wie das Einsammeln derselben, und Hendrik Lambertus begeistert erneut mit einer Vielzahl phantastischer Wesen und Landschaften, die über das Altbekannte hinaus gehen.
Die Handlung wurde durch neue Perspektiven und einer breiteren Verteilung der vertrauten Augenpaare abwechslungsreicher und anregender, blieb im Kern aber doch schlicht und überschaubar. Das kommt dem Tempo der Geschichte zu Gute. An Irrungen und Wirrungen auf ihren Wegen fehlte es den Zwillingen nicht, aber ich habe mir öfters mal eine Wendung mit etwas mehr Wirkung erhofft. Es gab viele Probleme auf der Reise, einige spannende Umwege, aber nur wenige Kursänderungen.
Die Charaktere haben in den nicht ganz 600 Seiten nun auch ihre ruhigen Momente bekommen, in denen sie dazu verleitetet wurden, etwas mehr über sich selbst preiszugeben. Auch die perspektivische Erzählung wirkte stärker auf mich – ich sah die Welt mit Gorins, Elyamis und Jha Rudras Augen, teilte ihre Interessen, Wünsche und hin und wieder auch ihre Unsicherheit. Dadurch haben die Charaktere viel an Menschlichkeit (respektive Zwerglichkeit und Elblichkeit) gewonnen und wurden lebendiger. Auch wenn ich gerne noch tiefer in die Gefühlswelt der Helden blicken würde, ist die Entwicklung vom ersten zum zweiten Band doch Eindrucksvoll.
Die Magie der Elben bleibt auf dem Kurs, den die Trilogie mit dem ersten Teil gesetzt hat, und bietet sowohl Lesern des ersten Teils wie auch Quereinsteiger eine phantastische Welt und ein spannendes Abenteuer. Die Charaktere sind gewachsen und die Reise wirkte vielfältiger, wenn auch stellenweise vorhersehbar. Für die gute, kurzweilige Unterhaltung gibt es vier Sterne von mir.