Wolfgang Brunners avatar

Wolfgang Brunner

  • Mitglied seit 09.09.2009
  • 83 Freund*innen
  • 300 Bücher
  • 43 Rezensionen
  • 57 Bewertungen (Ø 4,04)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne20
  • 4 Sterne23
  • 3 Sterne11
  • 2 Sterne2
  • 1 Stern1
Sortieren:
Cover des Buches Leben (ISBN: 9783453439634)

Bewertung zu "Leben" von Uwe Laub

Leben
Wolfgang Brunnervor 4 Jahren
Kurzmeinung: Spannender Wissenschaftsthriller vom „deutschen Michael Crichton“.
Spannender Wissenschaftsthriller vom „deutschen Michael Crichton“.

Als überall auf der Welt verschiedene Tierarten sterben, dauert es nicht lange, bis die Wissenschaft entdeckt, dass sich auch der Mensch in unmittelbarer Gefahr befindet. Fabian Nowack, ein junger Pharmareferent, wird mit einer Krankheit konfrontiert, die auf ein eventuelles Aussterben der Menschheit hindeutet. Das öffentliche Leben bricht immer mehr zusammen. Nowack begibt sich auf die Suche nach einem Gegenmittel und deckt dabei nicht nur immer mehr die Hintergründe auf, wie es zu dieser grauenhaften Situation kommen konnte, sondern wird zudem auch noch mit anderen, unglaublichen Tatsachen konfrontiert …

.

Da ist er nun endlich: Der neue Roman von Uwe Laub.
Die Erwartungshaltung nach „Sturm“ war dementsprechend hoch und, was soll ich sagen, Uwe Laub hat diese Vorgabe mit „Leben“ sogar nochmals übertroffen.  „Leben“ ist ein Pageturner aus Deutschland, der es in sich hat. Mehr denn je möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Uwe Laub für mich eindeutig den „deutschen Michael Crichton“ darstellt. Besser kann man einen Wissenschaftsthriller nicht schreiben. Alleine schon der Einstieg in die Geschichte ist filmreif und ich konnte das Knattern der Rotorblätter des Hubschraubers während des Lesens ebenso hören wie das Rauschen des Flugwindes. „Leben“ ist ein cineastischer Roman, der an einem vorbeirast wie ein Blockbuster auf der Kinoleinwand und atemlos zurücklässt. Laub hat ein Szenario entworfen, dass unheimlicher und erschreckender nicht sein könnte. Es wirkt so dermaßen authentisch, dass einem Schauer des Unwohlseins über den Rücken schleichen, wenn man die Protagonisten auf ihrer Odyssee durch Deutschland und die ganze Welt begleitet.

Laub hat extrem gut recherchiert, was zur Folge hat, dass sein Roman (im Angesicht der seit einiger Zeit existierenden COVID-19-Krise) einen mehr als dumpfen Schlag in die Magengrube bedeutet. „Leben“ könnte aktueller nicht sein und spiegelt fast schon einen Zustand unserer Welt wieder, in dem wir uns derzeit befinden. Viel zu viele Dinge wirken wie aus dem echten Leben und Alltag gegriffen. Aber davon abgesehen, entwirft Uwe Laub ein Zukunftsszenario, vor dem man Angst bekommt (und auch bekommen sollte). Verpackt in einen unglaublich spannenden Roman mit authentischen Protagonisten und einem absolut nachvollziehbaren Plot, konfrontiert uns der Autor mit einer Zukunft, die keiner haben will. Laub ermahnt seine Leser (und die Menschheit) zwar auf eine gewisse Art und Weise, aber niemals mit erhobenem Finger, sondern dosiert und glaubwürdig. Er weckt sie eher auf und regt zum Nachdenken an. Und genau das ist es auch, dass „Leben“ für mich zu einem absoluten Highlight in der literarischen Welt der Wissenschaftsthriller macht.

„Leben“ ist ein Buch, das sehr lange in der Erinnerung bleibt. Es ist zwar eine erfundene Geschichte, die aber vor Wahrheiten nur so strotzt und die seit Jahrzehnten andauernde Angst vor einer weltweiten Katastrophe anschaulich und bedrückend erzählt. Bildhaft, schnörkellos und unschlagbar spannend lieferte Uwe Laub mit seinem dritten Roman einen Pageturner par excellence ab. Ich kann zum einen gar nicht abwarten, was der Autor uns als nächstes servieren wird und zum anderen möchte ich „Leben“ (wie übrigens auch „Blow Out“ und „Sturm“) unbedingt auf der großen Kinoleinwand sehen. Einen besseren Stoff für eine Verfilmung könnte es gar nicht geben.
.

Fazit: Spannender Wissenschaftsthriller vom „deutschen Michael Crichton“.

©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten




Cover des Buches Ready Player One (ISBN: 9783596702428)

Bewertung zu "Ready Player One" von Ernest Cline

Ready Player One
Wolfgang Brunnervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Dieses Buch ist einfach der Wahnsinn. Jeder, der ein Kind der 80er Jahre ist, Spiele, Filme und Musik dieser Zeit mag, wird begeistert sein.
Science Fiction-Dystopie mit unzähligen 80er Jahre-Anspielungen und unglaublichem Flair. Unbedingt l

Dieses Buch ist einfach der Wahnsinn. Jeder, der ein Kind der 80er Jahre ist, Videospiele, Filme und Musik dieser Zeit mag, wird sich aus dem Sog dieses Romans nicht mehr losreißen können. Mit unglaublicher Genauigkeit baut Ernest Cline unzählige Anspielungen auf diese Zeit in seine Geschichte ein, dass man auf fast jeder Seite ein Schmunzeln auf den Lippen hat, weil man eben so ziemlich alles kennt. Faszinierend ist vor allem, dass diese ganzen Zitate, Verweise und Verbeugungen aus jener Zeit absolut perfekt in die Handlung passen. Es macht so unglaublich Spaß, den Protagonisten bei ihrer Reise durch eine Zukunft zu begleiten, die im Grunde genommen aus einer tollen Vergangenheit besteht. Jeder, der die 80er Jahre miterlebt hat, weiß, wovon ich spreche und er wird seine helle Freude daran haben, diese Zeit in einer fantastischen Geschichte wieder aufleben zu lassen.

Ernest Cline ist absoluter Nerd, das merkt man auf jeder Seite seines Debütromans. Virtuos wirft er mit Zitaten um sich, entführt den Leser in mehr oder weniger bekannte Kultfilme jener Zeit und erschafft dabei eine unglaubliche Atmosphäre. Mit „Ready Player One“ ist Cline ein ganz großer Wurf gelungen, der sämtliche 80er Jahre Anhänger auf dieser Welt in Verzückung geraten lässt. Wie in einem Film von Steven Spielberg (der übrigens tatsächlich die Filmrechte erworben und den Streifen bereits abgedreht hat – Start 2018) breitet sich eine Flut an Popkultur-Verweisen vor dem inneren Auge des Lesers aus, die einen manchmal sogar überfordert, so geballt kommt sie daher. „Der Gigant aus dem All“, „Blade Runner“, Wargames“ und „Der Tag des Falken“ sind nur einige der Filme, die in „Ready Player One“ eine Rolle spielen. Die Musik der kanadischen Kultband „Rush“ wird ebenfalls in den Vordergrund gestellt wie unzählige Computerspiele der 80er Jahre-Ära. Es ist wirklich eine wahre Freude, den Plot mitzuverfolgen und dabei in eigenen Erinnerungen zu schwelgen. Ernest Clines Debütroman wird definitiv ein Kultbuch für 80er Jahre-Nerds werden, daran besteht kein Zweifel.

Aber es sind nicht nur die erwähnten Anspielungen an die Kultur eines vergangenen Jahrzehnts, die diesen Science Fiction-Roman ausmachen, es ist auch der flüssige Schreibstil des Autors, der einen die Seiten nur so verschlingen lässt. Als hätte Joe Dante einen Roman geschrieben. 
Ähnlich wie in Tad Williams‘ grandioser „Otherland“-Sage spielt der größte Teil der Handlung in einer computergenerierten Welt, in der nichts unmöglich ist. Und genau das nutzt der Autor fulminant aus und entführt den Leser in unglaubliche Welten und spannende Abenteuer, dass man gar nicht genug davon bekommen kann. Der Roman hätte gut und gerne das doppelte, wenn nicht das dreifache an Seitenanzahl haben können und wäre mit Sicherheit an keiner Stelle langweilig geworden.  Ernest Cline tobt sich in seiner Geschichte aus, wie es nur ein echter Fan / Nerd tun kann, und verbindet die verschiedenen Hommagen an unterschiedliche Künstler intelligent zu einem logischen Ganzen. „Ready Player One“ ist ein erfrischendes Feuerwerk an Ideen, die es meines Wissens so geballt in dieser Art noch nie gegeben hat. Ich bin sehr gespannt auf die filmische Umsetzung von Steven Spielberg (der Trailer ist schon mal richtig gut gelungen) und freue mich schon auf den zweiten, ebenfalls im Fischer Tor Verlag erschienenen, Roman von Ernest Cline mit dem Titel „Armada“.
Für mich ist „Ready Player One“ auf jeden Fall eine der ganz großen SF-Entdeckungen des Jahres.

.

Fazit: Science Fiction-Dystopie mit unzähligen 80er Jahre-Anspielungen und unglaublichem Flair. Unbedingt lesen!

© 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Cover des Buches Das Arkonadia-Rätsel (ISBN: 9783492704267)

Bewertung zu "Das Arkonadia-Rätsel" von Andreas Brandhorst

Das Arkonadia-Rätsel
Wolfgang Brunnervor 7 Jahren
Spannung und Philosophie in eine atemberaubende Handlung verpackt. Kultpotential mit Suchtgefahr

Jasper und seine Tochter Jasmin sind im Auftrag von Omni, einer Vereinigung von mächtigen Zivilisationen der Milchstraße, unterwegs zum Planeten Arkonadia. Dort taucht alle 453 Jahre ein seltsames Objekt, das Nerox, genannt wird auf und verhilft demjenigen, der es betreten kann, zu großer Macht über Arkonadia. Doch mit dem Erscheinen des Nerox geht es nicht nur um Macht über den Planeten Arkonadia, sondern das Objekt verbirgt ein Geheimnis, das eine Milliarde Jahre lang verborgen war und nun endlich gelöst werden soll.

.

Wie bei jedem neuen Buch von Andreas Brandhorst schwelt im Hinterkopf der Gedanke, ob er es auch dieses Mal wieder schafft, die hohe Meßlatte, die er sich selbst mit seinen bisherigen Romanen gesetzt hat, zu erfüllen. Schon nach den ersten fünfzig Seiten war mir klar, dass es ihm gelungen ist.
Auf faszinierende Weise schafft es Brandhorst erneut, seine Leser mit seiner bildhaften Erzählweise und dem hochwertigen Schreibstil in seinen Bann zu ziehen. Und wieder begegnet der aufmerksame Leser eine Vielzahl an Anspielungen der Film- und Literaturwelt, die so geschickt in die Handlung einbezogen werden, dass es eine wahre Freude ist. „Das Arkonadia-Rätsel“ schließt an die Handlung von „Omni“, dem ersten Roman aus dem Omniversum an, kann aber auch ohne weiteres als selbständiges Werk gelesen werden. Besitzt man allerdings das Vorwissen des ersten Teils, haben die Geschehnisse dennoch eine andere (bessere) Wirkung. Brandhorst bleibt sich treu, webt philosophische Überlegungen in den Plot, das man eigentlich nur begeistert sein muss. Ähnlich wie ein anderer meiner SF-Lieblingsautoren, nämlich Stephen Baxter, führt Andreas Brandhorst seine Leser an Grenzen (und sogar darüber hinaus), die manchmal das menschliche Vorstellungsvermögen überschreiten, aber trotzdem dermaßen bildlich beschrieben werden, dass diese Szenen fast schon einem literarischen Drogenrausch gleichen. Es ist wirklich unglaublich, wie dieser Autor galaktische Grenzen mit faszinierenden Ideen überschreitet – und dies auch noch nachvollziehbar erzählen und erklären kann.

Die ganze Rezension kann man auf Buchwelten nachlesen: https://buchwelten.wordpress.com/2017/05/12/das-arkonadia-raetsel-von-andreas-brandhorst/

Cover des Buches Hadschi Halef Omar (ISBN: 9783780201904)

Bewertung zu "Hadschi Halef Omar" von Jörg Kastner

Hadschi Halef Omar
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Absolut gelungenes 'Prequel' zu Mays "Durch die Wüste"

Der Ich-Erzähler Kara Ben Nemsi erreicht mit dem Schiff Algier (Algerien) im Nordwesten Afrikas. Er möchte Land und Leute erkunden. Auf der Fahrt lernt er Mademoiselle Clairon Latreaumont kennen, die ihm erzählt, dass ihr Verlobter auf der Suche nach einem mysteriösen Ort namens „Die Oase des Scheitans“ ist.

Durch die Erzählung neugierig geworden, aber auch weil er der Mademoiselle helfen will, ihren Verlobten zu finden, begibt sich Kara Ben Nemsi auf Spurensuche nach der geheimnisvollen Oase.

Während verschiedener Abenteuer lernt er Hadschi Halef Omar kennen, einen liebenswürdigen Beduinen, der jedoch einen zwanghaften Hang zur Prahlerei besitzt. Hadschi Halef folgt Kara Ben Nemsi und schon bald werden sie nicht nur zu Herr und Diener, sondern auch zu Freunden.

*

Der Roman „Hadschi Halef Omar“ beschreibt auf sehr unterhaltsame, und vor allem auch gut durchdachte, Weise die Vorgeschichte zu Karl Mays „Durch die Wüste“.

Auch wenn Kastner im Nachwort schreibt, dass es nicht in seiner Absicht lag, einen weiteren Karl May Roman zu schreiben, so schafft er es dennoch auf faszinierende Weise, das May’sche Universum aufleben zu lassen.

Kleine Anspielungen erfreuen den May-Fan ebenso wie die detaillierten Schilderungen der Abenteuer und vor allem der Umgebungen, in denen sich die Prota- und Antagonisten tummeln. Kurzzeitig, vor allem, wenn man sich auf die Geschichte einlässt, vergisst man tatsächlich streckenweise, dass man NICHT ein Buch von Karl May, sondern von Jörg Kastner in der Hand hält.
Kastner versteht es wirklich, den Charme der alten Orient-Romane einzufangen und spielt mit guten und interessanten Ideen, die durchaus Logik hinsichtlich des sechsbändigen Orient Zyklus’ von Karl Mays ergeben.

Wir werden Zeuge, wie Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar sich kennenlernen und ihr erstes gemeinsames Abenteuer bestehen. Und das in einem gehobenen Schreibstil, der dem von Karl May übrigens wirklich sehr ähnlich ist, ohne jemals nachgemacht zu wirken. Gut recherchiert wirkt die Geschichte überzeugend, wenngleich ich am Ende den Eindruck hatte, dass dem Autor plötzlich hinsichtlich des Ideenreichtums die Luft ausgegangen ist. Dennoch absolut lesenswert und erfreulicherweise bietet der Roman auch einige Überraschungen, die Spaß machen.

Bei dem vorliegenden Buch aus dem Karl May-Verlag handelt es sich um eine überarbeitete und erweiterte Fassung des bereits im Jahr 2000 erschienenen Romans „Die Oase des Scheitans“.

*

Fazit: 4 von 5 Sternen für einen Roman, der sich nahezu perfekt ins May-Universum eingliedert und die erste Begegnung von Kara Ben Nemis und seinem treuen Diener Hadschi Halef Omar schildert, wie May es nicht viel besser gekonnt hätte. Hut ab vor dieser Leistung, Herr Kastner!

© Cryptanus für Buchwelten 2013

Cover des Buches Der Kopfjäger (ISBN: 9783865521859)

Bewertung zu "Der Kopfjäger" von Michael Slade

Der Kopfjäger
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Überzeugender, harter Krimi

In Vancouver geht ein brutaler Mörder um, der Jagd auf Frauen macht und sie … köpft! Die Ergebnisse der ersten Ermittlungen sind sehr undurchsichtig, weil die Motive nicht klar sind: Morde aus purer Lust? Ein unkontrollierbarer Sexualtrieb? Oder eine tief sitzende Psychose, die nicht leicht zu durchschauen ist?

Superintendent DeClerq stößt auf einen alten Fluch kanadischer Indiander, bei dem Kannibalismus eine Rolle spielt. Ist er dem Täter auf die Schliche gekommen?

Die Jagd bleibt jedoch weiterhin schwierig, bis die Spur nach New Orleans zu einem Voodoo-Kult führt. Doch je tiefer DeClerq in die verschachtelte Geschichte eindringt, desto bestürzender sind die Erklärungen, die er dabei findet …

*

Michael Slade ist das Pseudonym mehrerer Autoren, die unter der Anleitung von Jay Clark, einem Fachanwalt für geistesgestörte Kriminelle, zusammenarbeiten. Das Ergebnis, in diesem Fall „Der Kopfjäger“ überzeugt. Rasant und flüssig geschrieben wird ein Kriminalfall erzählt, der den Leser mitfiebern lässt. Die Brutalität, die dabei ins Spiel kommt, ist keinesfalls störend, sondern eher „ver“störend, weil sie die rigorose Vorgehensweise des Täters glaubhaft (und dadurch natürlich auch erschreckend) macht. Der Autor, der sich hinter Michael Slade verbirgt, ist kein hochliterarischer Schreiber, dafür schafft er es aber konsequent, einen angenehmen Spannungsbogen zu zaubern, der bis zum mega-überraschenden Ende konstant das Level hält.

„Der Kopfjäger“ unterhält perfekt. Was überrascht, ist, dass es einem nicht auffällt, dass dieser Roman schon fast dreißig Jahre „auf dem Buckel“ hat und die Ermittlungsmethoden noch nahezu aus der Steinzeit wirken müssten, was sie aber nicht tun. Wie gesagt, man merkt überhaupt nicht, dass keiner der Protagonisten mit einem Handy herumwedelt oder mit Hilfe eines Hightech-Computers recherchiert.

Dem Autor gelingt es tatsächlich, dass man all diese Dinge und „Feinheiten“ vergißt, während man mit DeClerq und seinen Mannen unterwegs ist, um den brutalen Psychopathen zu schnappen. „Der Kopfjäger“ ist sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von Michael Slade lese.

*

Fazit: 4 von 5 Sternen für einen soliden Krimi, der zwar nicht mit Brutalitäten geizt, aber dennoch nicht in ein „Splatter“-Buch abdriftet, sondern einen überzeugenden Kriminalfall schildert. Die Ent- und Verwicklungen ergeben mit den oftmals überraschenden Wendungen einen unterhaltsamen Mix, dem man sich schwer entziehen kann. 

© Cryptanus für Buchwelten 2013

Cover des Buches Blutiges Frühjahr (ISBN: 9783865520975)

Bewertung zu "Blutiges Frühjahr" von Greg F. Gifune

Blutiges Frühjahr
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Fantastischer, melancholischer Dark-Fiction-Thriller

Als sich Bernard selbst tötet, stehen seine Jugendfreunde Alan, Rick und Donald vor einem Rätsel. Keiner hätte gedacht, dass Bernard derart große Probleme hatte, um sich das Leben zu nehmen. Ein paar Tage nach seinem Tod erhält einer der drei Freunde einen Brief mit einem Tonband. Die Nachricht stammt von Bernard, der diese ein paar Tage vor seinem Tod aufgegeben hat. Die Worte des Toten verheißen nichts Gutes, deuten sie doch auf verschlüsselte Weise darauf hin, dass Bernard Morde verübt hat.

Alan begibt sich zusammen mit seinen Freunden auf eine Reise in die Vergangenheit des Verstorbenen, um zu erfahren, was an der „Beichte“ ihres verstorbenen Freundes wahr ist. Dabei wird auch ihre eigene Kindheit wieder lebendig und je mehr sie jene Zeiten nach Hinweisen über Bernards Leben durchstöbern, desto dunklere Geheimnisse offenbaren sie.

Nichts ist mehr, wie es wahr, als die ersten verstümmelten Frauenleichen in den nahegelegenen Wäldern gefunden werden.

*

Gifune fesselt von der ersten Seite an! Sein Gespür für atmosphärische Dichte ist nahezu unschlagbar und ich fühlte mich von Anfang an direkt im Geschehen. Oft fühlte ich mich bei der Story an die Kurzgeschichte „Stand by me – Die Leiche“ und die Romane „Love“ oder „Wahn“ von Stephen King erinnert. Gifune kopiert aber niemals , sondern hat seinen eigenen, faszinierenden Schreibstil, der immer gehoben und anspruchsvoll daher kommt.

Die Charakterzeichnung der Protagonisten ist überzeugend und realistisch, so dass ich oft vergaß, einen Roman zu lesen. Vielmehr gerät man Seite für Seite immer mehr in den hypnotischen Sog einer Geschichte, wie Anne Rice seinerzeit mit „Interview mit einem Vampir“ erschaffen hat.

„Blutiges Frühjahr“ ist für mich ein Kultroman, den ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde. Wie schon erwähnt, nimmt einen die dichte Atmosphäre gefangen, und wie bei seinen anderen Werken versteckt Gifune geschickt so manch philosophische Bemerkung zwischen den Zeilen eines ruhigen Psycho-Thrillers.

*

Fazit: Volle Punktzahl für einen spannenden, dennoch sehr ruhigen, melancholischen Thriller, der in seiner sich durch den ganzen Roman durchziehenden Stimmung seinesgleichen sucht.

Gifune gehört für mich zu den ganz großen Thriller-Autoren unserer Zeit. Wie schon mit “Die Einsamkeit des Todbringers” begeistert mich sein Schreibstil und seine Ideen uneingeschränkt. Was Nick Cave für den melancholischen Rock bedeutet, ist Greg F. Gifune meiner Meinung nach im Bereich des Dark-Fiction-Mystery-Thrillers.

© Cryptanus für Buchwelten 2013

Cover des Buches Die Einsamkeit des Todbringers (ISBN: 9783865520982)

Bewertung zu "Die Einsamkeit des Todbringers" von Greg F. Gifune

Die Einsamkeit des Todbringers
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Rezension zu "Die Einsamkeit des Todbringers" von Greg F. Gifune

Dignon Malley ist ein Einzelgänger, der zurückgezogen mit seinem Kater Mr. Tibbs in einer namenlosen Stadt lebt und von seinen Kindheitserinnerungen gepeinigt wird.

Hin und wieder trifft er sich mit seinem schwulen Bruder, ansonsten beschäftigt er sich mit seinen Gedanken.

Eines Tages erwirbt Malley in einem Antiquariat ein Buch mit dem Titel Mystische Wesen in einer sterblichen Welt. Als er am Abend darin blättert, findet er eine Telefonnummer und den Namen Bree Harper auf der ersten Seite. Immer wieder denkt er an die Frau und widersteht der Versuchung, die angegebene Nummer zu wählen. Er kann nicht erklären, wieso ihn der Gedanke an Bree Harper nicht mehr loslässt, bis er sich schließlich entschließt, die Unbekannte einfach anzurufen.

Er lernt die hübsche, aber rätselhafte Bree kennen und bemerkt, dass er sich in sie verliebt. Mit der Zeit wird ihm allerdings immer klarer, dass es kein Zufall war, dass er Mystische Wesen in einer sterblichen Welt fand.

Fast scheint es, als hätte Bree etwas mit den im Buch erwähnten mystischen Wesen zu tun. Und irgendwie bekommt Malley das Gefühl nicht los, das sie sogar mit seiner eigenen Vergangenheit in Verbindung steht.

*

Greg F. Gifune ist, laut Brian Keene, einer der absolut besten Erzähler der Dark-Fiction. Dem kann ich mich guten Gewissens anschließen. Gifunes Schreibstil ist sehr gehoben und zieht den Leser bereits ab der ersten Seite in Bann. Die melancholische, keineswegs störende, Atmosphäre zieht sich konsequent durch den Roman und ließ mich immer wieder an einen Film von David Lynch denken. (Der könnte Die Einsamkeit des Todbringers übrigens meiner Meinung nach kongenial verfilmen.)

Gifune zeichnet seine Figuren, es sind nicht viele in diesem Roman, liebevoll und stattet sie mit allerhand merkwürdigen, aber durchaus nachvollziehbaren und sympathisch wirkenden, Eigenschaften aus.

Malleys Verhalten wirkt an keiner Stelle konstruiert oder falsch. Die Gedanken dieses Einzelgängers sind stimmig und fesseln.

Gifunes teils philosophischen Aussagen über die Einsamkeit und Liebe eines Menschen sind grandios und haben mich manchen Satz mehrmals lesen lassen, so gut haben mir diese Formulierungen und Gedanken gefallen.

Die Einsamkeit des Todbringers ist ein hypnotisierendes Buch über Einsamkeit, Liebe, Ängste und Hoffnungen.

Erst zum Ende kommen Mystik- und Thrillerelemente ins Spiel. Ansonsten erzählt Gifune die Leidensgeschichte eines verlassenen Mannes, der auf der Suche nach Liebe ist und seine Kindheitserinnerungen bewältigen will.

*

Fazit: Ich vergebe 5 von 5 Sternen für eine fesselnde Geschichte über die Liebe und das Leben. Kafkaesk wird ein von Einsamkeit und Kindheitstrauma geprägtes Leben geschildert, das einen beim Lesen berührt und bestens geeignet für eine Verfilmung durch David Lynch wäre. Gifune ist ein großer Erzähler.

© Cryptanus für Buchwelten 2013

Cover des Buches Tagebuch aus der Hölle (ISBN: 9783865520968)

Bewertung zu "Tagebuch aus der Hölle" von Jeffrey Thomas

Tagebuch aus der Hölle
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Rezension zu "Tagebuch aus der Hölle" von Jeffrey Thomas

Ein Mann begeht Selbstmord. Er denkt, alles wäre ab dem Moment vorbei, in dem er sich mit einem Gewehr den Schädel wegpustet. Doch weit gefehlt!

Er erwacht in der Hölle, die nicht dem entspricht, was der Mann sich immer darunter vorgestellt hat, obwohl er nie an sie glaubte. Alle Menschen, außer bibelfeste Christen, müssen dort ihr Dasein fristen.

All diese Ungläubigen werden von Dämonen auf brutalste Arten gefoltert, um ihre Sünden (nämlich ihre Ungläubigkeit an den Schöpfer) zu büßen. Es gibt Universitäten, an denen religiöser Kram gelehrt wird, Folterfabriken und Angriffe von Engeln, die aus den Sphären des Himmels in die Hölle hinabsteigen, um sich einen Spaß daraus zu machen, die armen Seelen der Ungläubigen mit abartigen „Spielen“ zu drangsalieren.

Der Mann besitzt ein in Menschenhaut gebundenes Buch, das er, außer für seine Uni-Einträge, als Tagebuch benutzt und seine Erlebnisse niederschreibt. Er hofft, dass er diese eines Tages in die Welt der Lebenden bringen kann.

Als der Mann dann eines Tages eine schwerverletzte Dämonin, also eine seiner Peinigerinnen, trifft und sie rettet, löst er damit unbeabsichtigt eine Kettenreaktion aus. Die Hölle verändert sich, als Engel und Dämonen einen Krieg beginnen.

Schon als Jugendlicher begeisterte mich die Thematik eines Lebens nach dem Tod und ich habe bereits viele Werke (Sachbücher und Belletristik) darüber gelesen. Jeffrey Thomas greift das Thema anders auf und das hat mir gefallen. Auch wenn die Story leider zum Ende hin ein wenig abflacht und irgendwie klischeehaft auf mich wirkte, überzeugte mich Thomas’ Hölle.

Der Schreibstil ist an vielen Stellen gehoben und ausdrucksstark. Hin und wieder gleitet Thomas in einen umgangssprachlichen Jargon, der aber keinesfalls störend wirkt.

Insgesamt kann der Autor mit einigen gelungenen Ideen aufwarten, die der Hölle, entgegen der Vorstellungen, wie man sie aufgrund Dantes Inferno immer hatte, einen fast schon „coolen Touch“ geben. Gerade die erste Hälfte macht ungemein Spaß, weil man wirklich gespannt ist, was sich Jeffrey Thomas noch alles ausgedacht hat.

Unbedingt erwähnt werden müssen die Illustrationen von Erik Wilson, die das Buch perfekt abrunden und dem Werk einen Hauch von Clive Barkers Weltenschöpfungen verleihen. Selten haben mir Illustrationen so überzeugend eine Romanhandlung nahegebracht. Die Bilder sind grandios und machen das Buch zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis.

Wie immer bei Festa, lassen sowohl Titelbild wie auch der Einband in Lederoptik keine Wünsche offen. Toll ist, dass im Festa-Verlag immer wieder solche “Schätze” wie dieser Roman, die kein anderer Verlag auf den Markt bringen würde, erscheinen.

Ob es sich bei „Tagebuch aus der Hölle“ wirklich um einen „blasphemischen Roman“ handelt, wie Schriftstellerkollege F. Paul Wilson behauptet, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte nicht viel von Religionen und fühlte mich daher kein einziges Mal angegriffen. Da ich aber weder Christ bin, noch einer anderen Religion angehöre, weiß ich dank Jeffrey Thomas jetzt schon, was mich erwartet.

Fazit: 4 von 5 Sternen für eine andere Interpretation der Hölle. Trotz der Grausamkeiten vermittelt der Autor eine fast schon reizvolle Welt, die uns nach dem Sterben erwartet. Jeffrey Thomas’ Ideen sind oft genial und sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Meinen traf der Autor meistens und ich bin gespannt, was er uns noch bescheren wird.

Cover des Buches Red Sky (ISBN: 9783865521460)

Bewertung zu "Red Sky" von Nate Southard

Red Sky
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Rezension zu "Red Sky" von Nate Southard

Danny Black braucht Geld. Der Banküberfall in El Paso sollte eigentlich so „easy“ sein wie immer, aber Danny hat die beiden „Neuen“ nicht bedacht. Der Routinejob wird zum Albtraum und Danny sieht sich plötzlich in einer misslichen Lage.

Als eine der „Neuen“ ausrastet und wild um sich schießt, gerät die Lage vollends außer Kontrolle und die Bankräuber sehen sich genötigt, mit einer Geisel das Weite zu suchen.

Nach einer atemberaubenden Verfolgungsjagd mit der Polizei, gelingt ihnen schließlich die Flucht in die Wüste New Mexikos, wo sie auf ein abgesperrtes Gelände stoßen, auf dem ein anscheinend verlassenes Fabrikgebäude steht.

Mit einem Schwerverletzten und einer Geisel im Schlepptau ist eine Ruhepause unausweichlich und Danny entschließt sich, die Nacht in der Fabrik zu verbringen.

Doch es dauerte nicht lange und ein Hubschrauber landet in der Nähe des Gebäudes. Zuerst denkt Danny, dass es sich um eine Polizeitruppe handelt, die auf der Suche nach ihnen ist. Als die Geisel fliehen will und ohne Vorwarnung auf sie geschossen wird, denkt Danny allerdings anders darüber. Erneut in einer schier aussichtslosen Situation, wie Stunden zuvor noch in der Bank, entdecken Danny und seine Begleiter, dass die Männer aus dem Hubschrauber bei weitem nicht das Gefährlichste sind, das sie bedroht: denn im Inneren der Fabrik ist etwas grauenhaftes, das zum Leben erwacht, als die Sonne untergeht …

.

„Natural Born Killers“ trifft auf „Resident Evil“. Diese beiden Filme fallen mir spontan ein, wenn ich dieses Buch kurz und knapp beschreiben müsste. Was wie ein Film von Quentin Tarantino anfängt, endet in einer Splatterorgie.

Southard schreibt gut, wenngleich ihm die Finesse eines Literaten irgendwie fehlt. Aber sein Schreibstil vermittelt Filmbilder, und das ist es auch, was diesen Roman ausmacht. Die Dialoge scheinen einem Drehbuch zu entstammen, so umgangssprachlich, aber treffend sind sie. Die Gespräche und Diskussionen haben mir mit am besten an „Red Sky“ gefallen.

Die Handlung ist eigentlich nicht der Rede wert, da gibt es nicht viel Potential. Aber das ist im Grunde genommen egal, denn so wie genregleiche Filme unterhalten, schlägt auch Southard den Leser mit seinem Roman in Bann.

Mit einem wahnsinnigen Tempo schlägt die Geschichte vom Thriller zu Horror um. Unweigerlich denkt man an Tarantinos „From Dusk Till Dawn“ und das ist vermutlich sogar Southards Absicht.

Fazit: 4 von 5 Sternen für ein Buch, das einen Film im Kopfkino ablaufen lässt, der bestens unterhält. Vor allem die Dialoge sind es, die Spaß machen und die Geschichte rasant vorantreiben. „Red Sky“ ist sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von Nate Southard lesen werde.

© Cryptanus für Buchwelten 2013

Cover des Buches Der Anschlag (ISBN: 9783453267541)

Bewertung zu "Der Anschlag" von Stephen King

Der Anschlag
Wolfgang Brunnervor 11 Jahren
Rezension zu "Der Anschlag" von Stephen King

Jake Epping kann nicht glauben, was sein Freund Al ihm erzählt: im Vorratsraum seines Diners befindet sich so etwas ähnliches wie ein Zeitloch, durch das man exakt am 09. September 1958 um 11.58 Uhr die Vergangenheit erreicht. Al ist von dem Plan besessen, das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern, um die Geschichte neu, und besser zu schreiben. Es gilt, etwas über 5 Jahre in der Vergangenheit zu leben, um an just diesen Zeitpunkt zu gelangen, an dem man in der Lage wäre, Lee Harvey Oswald, den vermutlichen Mörder JFKs, aus dem Weg zu räumen und den Mord am amerikanischen Präsidenten zu verhindern. Jede Zeitreise, egal wie lange sie in der Vergangenheit dauert, lässt nur etwa zwei Minuten in der Gegenwart verstreichen. Doch Al kann seinen Plan nicht mehr ausführen, denn er ist an Krebs erkrankt und wird zuenehmend schwächer. Er bittet Jake, seine Rolle zu übernehmen und für fünf Jahre in der Vergangenheit zu leben, um den Anschlag auf Kennedy zu vereiteln. Was hätte er denn schon großartig zu verlieren? Zwei Minuten der Gegenwart, mehr nicht.

Jake zögert, kann aber den Reiz des Möglichen nicht vergessen und lässt sich auf das Abenteuer ein. Dass er sich in einer Zeit, in der er selbst noch nicht einmal geboren ist, unsterblich in eine Frau verliebt konnte er nicht ahnen. Und dann gibt es da auch noch den sogenannten „Schmetterlingseffekt“, dem man nachsagt, dass die kleinste Veränderung riesige Auswirkungen auf die Zukunft haben kann.

Als eingefleischter Stephen King Fan konnte ich es kaum erwarten, seinen neuen Roman zu lesen, hatte mich doch sein letzter ‘Schinken’ „Die Arena“ zwar begeistert, aber leider nicht vollends überzeugt.

Schon die Thematik von „Der Anschlag“ machte mich neugierig, vermutete ich dahinter einmal eine etwas andere Geschichte des „Horror-Königs“. Und ich wurde keineswegs enttäuscht, sondern viel eher von der einfühlsamen Komplexität dieses Buches völlig überrumpelt. King hat nicht immer einen anspruchsvollen Schreibstil, man denke nur an seine manchmal arg übertriebenen Dialektdarstellungen oder an oft umgangssprachliche Äußerungen seiner Protagonisten (die zugegebenermaßen auch oft perfekt passen).

Ich würde „Der Anschlag“ als den größten Wurf Stephen Kings seit „The Green Mile“ bezeichnen. Schon am Anfang bemerkte ich den veränderten, gehobeneren Schreibstil Kings und war begeistert. Als sich dann aber die Handlung von einem „Zeitreise-Polit-Thriller“ in eine andere, nämlich völlig unkitschige, tief ergreifende Liebesgeschichte, entwickelte, begann ein Abenteuer, wie ich es von King nicht erwartet hätte.
Die Charaktere der Protagonisten besitzen einen Tiefgang und eine Glaubhaftigkeit, bei der man schon bald der festen Überzeugung ist, sie und vor allem all ihre Ängste und Hoffnungen tatsächlich zu kennen.

Die unterschwellige Melancholie in manchen Szenarien nahm mich mit und berührte mich teilweise so stark, dass ich so manches Mal den Tränen nahe war.

Diese „Zwischen den Zeilen-Botschaft“ wird für mich allerdings erst nach mehrtägigem darüber Nachdenken immer noch stärker und ich merke, dass ich, während ich diese Rezension schreibe, Lust verspüre, das Buch in die Hand zu nehmen und zurück zu kehren in die Welt von Jake im Jahre 1958 ff.
So intensiv nimmt mich selten ein Buch in Besitz, hinterläßt es (jedenfalls bei mir) ein melancholisches Gefühl über all die verpassten Chancen seiner eigenen Vergangenheit und wie es wohl wäre, sie bei einem kurzen Ausflug zu korrigieren.

King hat etwas geschafft, dass nur wenigen Büchern auf diese besondere Art und Weise zu eigen ist: Man möchte Tag und Nacht lesen, vergißt die Zeit um sich und ist IN DER GESCHICHTE.

Zuletzt passierte mir das bei Tad Williams (Otherland), Dan Simmons (Terror) und selbstverstädnlich J.R.R. Tolkien (Der Herr der Ringe).

Auch wenn „Der Anschlag“ nur eine ‘kleine’ Geschichte ist und nicht episch-bombastisch wie zwei der obengenannten: die Größe liegt im Gefühl, dass dieser Roman hinterlässt. Wenn ich an bestimmte Stellen denke, bekomme ich eine Gänsehaut und wünsche mir, wieder dabei sein zu dürfen.

King hat es auch hervorragend geschafft, eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte so glaubwürdig darzustellen, dass man über hanebüchene ‘Fehler’ hinwegsieht, ohne darüber nachzudenken. Wie das Paradoxon von Zeitreisen erklärt wurde, klang (zumindest für mich) absolut logisch.

Man merkt, wie begeistert ich bin und ich kann jedem, der Stephen King, historische Geschichte und unkitschige, ehrliche Liebesgeschichten mag, das Buch nahelegen.

Fazit: Ich kann schwer meine Begeisterung für dieses Werk von Stephen King zügeln. Obwohl die Handlung relativ ruhig ist, erwartet den Leser eine (in meinen Augen) spektakuläre und vor allem unvergessliche Zeitreise in die 50er und 60er Jahre. Und eine Liebesgeschichte, die es in sich hat: Jake und Saddie gehören für mich neben Scarlett und Rhett mit zu den beeindruckendsten Liebespaaren der Literatur.

Uneingeschränkte Leseempfehlung und für mich eines der besten Bücher der letzten zehn Jahre. 5 von 5 Sternen und ein Plus dazu!

© Cryptanus für Buchwelten 2013

Über mich

Lieblingsgenres

Fantasy, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks