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WolfgangHaupt

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Cover des Buches Hoffnung: Eine Tragödie (ISBN: 9783827010780)

Bewertung zu "Hoffnung: Eine Tragödie" von Shalom Auslander

Hoffnung: Eine Tragödie
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Zieht sich dann doch ein wenig.
Ich weiß nicht so recht

Ich habs mir am Bahnhof gekauft, lag bei den Mängelexemplaren, kann man nicht viel falsch machen. So habe ich gedacht, als ich reingelesen habe. Stimmt.
Shalom Auslander hat einen sehr eigenen Witz, etwas düster, in der Nacherzählung grandios, wie er an die Situationen herangeht. Sein Protagonist, Solomon Kugel, einer des Lebens müder Mensch, fragt sich darin ständig, wie er denn zugrunde gehen wird und in diesem Akt nach seinem letzten Satz. Schließlich soll sein Ableben würdevoll und fern jeglicher Trivialität stattfinden.
Das ist eine der Thematiken des Buches, sich den Tod beinahe herbeizuwünschen, weil einem das Leben derart zu schaffen macht. In diesem Sinn ist Solomon ein Gefangener, dessen Gedanken sich stets um ein und dasselbe Thema drehen, umso klarer wird seine Zuneigung zu einer Totgeglaubten.
Es ist gefüllt mit vielen Lebensweisheiten, malt ein zwielichtiges Bild der jüdischen Gemeinde, zumindest in den USA. Es wird gelitten, unter Zwang, sich profiliert, auch wenn man selbst gar nicht mehr an der Shoa beteiligt war. Ein Wahnwitz, den man nur zu gut von anderen Menschen extrapolieren kann, diese Tragik und Anpassung an die Opferrolle. Gut pointiert, wie ich finde, da hat der Klappentext nicht zu viel versprochen, jedoch auch eine Art Komik, die einem nur zu gern im Hals stecken bleibt. Alles in allem ein Buch, das ich gern gelesen habe, weil es die Menschen bis ins Innerste durchleuchtet. Auf der anderen Seite war der Humor teilweise nur schwer zu genießen, weil er diese Schwere mit sich bringt. Das mag an der Figur des Solomon Kugel oder der Dramaturgie liegen, vielleicht hat es mich auch einfach nicht erreicht. Möglicherweise versucht es zu sehr, skurril zu wirken.
Dennoch: Es hat mich amüsiert, es ist ein Buch für einen Nachmittag, einen lauen Sommerabend, eine Zugfahrt, das zu lesen ich nicht bereut habe. Aber für den Knall hat mir einfach zu viel gefehlt.
Deshalb: Gut gemeinte vier Sterne.

Cover des Buches In den Straßen die Wut (ISBN: 9783499270406)

Bewertung zu "In den Straßen die Wut" von Ryan Gattis

In den Straßen die Wut
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein Thriller? Ein Stück Historie? Ein Staffellauf, bei dem der Läufer brennt.
Aktuell, spannend, brisant.

Internationaler Durchbruch, blutige Recherche, absolut authentisch. Gut. Darauf wird schon im Deckel hingewiesen, was sich dazwischen verbirgt. Es hat mich schnell gefangen, in das L.A. des Jahres 1992 katapultiert, in dem die Cops den schwarzen Rodney King verprügelt haben. Wer die Geschichte des Rassismus in den USA verfolgt, weiß, dass soclh ein Thema nie an Aktualität verliert. Leider. Aber genau das ist der Kern des Buches, diese Bitterkeit der Realität, das Hinsehen, das einen schon in der Eröffnungsszene schaudern lässt. Da wird Ernesto zu Tode gebracht, weil er der Bruder einer jenen ist, die "drin" sind. (Im Englischen lautet der Titel "All involved").
Die Szene ist grausam, zieht einen mit rein und setzt gleich mit der Schwester des Opfers fort, die nach allem sinnt, nur nicht nach Versöhnung. Das ist der Aufbau des Buches, es wird sich von Schnitzel zu Schnitzel gehangelt, der eine hinterlässts, der andere nimmts, wenn es auch nur eine Begegnung ist. man fibert mit mit den Charakteren, beinahe eine kleine Familie, die sich die Grütze aus dem schädel ballert. Mit den eigenen Leuten teilt man das Barbecue, die anderen werden gnadenlos gegrillt. Es ist ein einziger Rausch, dieses Buch, lässt einen nur wenig zur Ruhe kommen, meine Güte, Vietnam war wohl wirklich nur ein Krieg. (Und das hier die Hölle).
Ein Thriller? Wohl kaum, Es ist ein Staffellauf, bei dem der Läufer brennt.
Lesen? Auf jeden Fall.
Ein Stück Menschheit.

Cover des Buches Verfolgt in Paradise (ISBN: 9783865325259)

Bewertung zu "Verfolgt in Paradise" von Robert B. Parker

Verfolgt in Paradise
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Solider Krimi für Zwischendurch.
Solide

Drah' di ned um, schau schau, der Nachtfalke geht um, ohohoh. Eigentlich sollte man sich hüten, zumindest als Frau, sich in Paradise vor dem offenen Fenster umzuziehen. So fängt es an mit dem Spanner, der sich entwickelt, und aus dessen Perspektive immer wieder erzählt wird. Diese Ebene kostet das Buch einen Stern, weil es für mich nicht authentisch gewirkt hat. Möglicherweise liegt es an der Übersetzung, die die Wirkung teils verpuffen lässt, aber es nimmt mehr als es bringt. Der geplante Psychopath wirkt eher wie ein schludriger Typ, der auf jeden fall gefangen wird oder einfach vergisst, weiterzuspannen. Das ist mein Kritikpunkt, ebenso wie die Trennlinie zwischen 1A-Spannung und einem soliden Krimi.
Leider. Denn die Geschichte ist cool, beschäftigt sich mit der Prüderie in amerikanischen Kleinstädten, die heuchlerische Moralvorstellung der Kleinbürger, von denen einige ziemlich versaut daherkommen. Darum dreht sich ziemlich das ganze Buch, der Plot zieht mehr in diese Richtung, denn der Nachtfalke verkommt zur Nebengeschichte.
Da lässt sich der Autor sehr viel Zeit für die Soziologie des Schildbürgers, die moralische Distanz des Polizeichefs Jesse Stone, der typisch daherkommt. das stört wenig, von ihm lebt das Buch, genauso wie die Beziehungen zu seiner Ex-Frau und seinen möglichen Partnerinnen.
Es erzeugt einen Sog, wenn man einmal drin ist, kann man kaum aufhören, die Seiten fliegen gerade so dahin.
ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich es in die Hand genommen habe, weil es in sich überzeugt, auch wenn es nicht zu meinen Favoriten zählt.
Dennoch eine Lesempfehlung, weil: I siech kan Föhla.

Cover des Buches Regengötter (ISBN: 9783453676817)

Bewertung zu "Regengötter" von James Lee Burke

Regengötter
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: JLB ist einfach top!
Teil eins zuerst

Ich hatte Glut und Asche zuerst gelesen. Eine Sache, die ich nicht grundsätzlich empfehlen würde, da die Überlebenden aus Regengötter wiederkehren. Das hat meinen Elan etwas gemindert. Hat etwas von einem Fussballspiel, bei dem man den Ausgang schon kennt. Das kann aber trotzdem spannend sein.
Warum?
James Lee Burke erweckt die Landschaft und die Personen zum Leben wie es kaum ein anderer schafft. Seine Liebe zum Land, die tiefe Verbundenheit zur Natur findet sich in seinen Büchern wieder.  Das Ganze wird untermauert von seinem Gespür für Menschen, deren Seelenleben, die Sprache, die sie stilisiert.
Er lässt sich Zeit, es hat eine Spur Tarantino, auch bei den Dialogen, führt die Figuren zusammen und lässt es, wie soll es auch anders sein, grausam enden. Vom mir bislang Unbekannten (vor Glut und Asche) ist JLB zum Favoriten aufgestiegen.
Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

Cover des Buches Lennox (ISBN: 9783404164486)

Bewertung zu "Lennox" von Craig Russell

Lennox
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Dicht und atmosphärisch, mit einem besonderen Helden.
Mr. Lennox

Mr. Lennox wehrt sich. So ziemlich gegen alles und jeden. Wenn nicht mit den Fäusten, dann zumindest mit seinem Zynismus. Er ist eine coole Sau, so richtig, einer, der versucht, alles im Griff zu behalten. In dem ersten der Teile scheint ihm jedoch alles zu entgleiten. Und nichts ist, wie es scheint. Eine Beschattung wächst sich zu einem Riesending aus, die Glasgower Unterwelt tritt auf den Welt, irgendwie befällt ihn das Gefühl, dass alles zusammenhängt. Allein das Wie will sich Mr. Lennox nicht erschließen. Er weiß nur, dass ein falscher Schritt sein Ende bedeuten. Der Schutz von Twinkletoes und/oder diversen anderen Schlägern erweist sich ab und an als Damokles, die Gefahr ist spürbar. Das ist eine der Stärken von Lennox. Der Charme oder Anticharme der Unterwelt. Es geht ums Geschäft, dabei gibt es Tote, um Macht, dabei gibt es mehr Tote und um Sex. Okay, dabei gibt es auch Tote. Das Ganze wird garniert mit dem Charme der 50er Jahre, einer Gesellschaft, die sich selbst finden muss, aber nicht so recht dazu imstande ist. 
In diesem Dilemma bewegt sich Lennox zwischen den Stühlen, und hofft, nicht ohne Sessel zu enden.
Mich hat es unterhalten, auch wenn es passagenweise etwas mühsam ist. Warum? Es ist verstrickt, die Szenen nicht linear, man muss dabei bleiben, um folgen zu können. 
Kein Nachteil, es bleibt logisch, ob der Komplexität, ich hatte das Gefühle, dass der Autor die Kontrolle behalten hat.
Was noch? Die Sprache. Ganz im Stil dieser Zeit, erste Person Vergangenheit, gibt dem Leser viel Einblick in Lennox wirres Gefühlsleben. Und uns teilhaben an seinem äußerst zynischen Wesen. 
Sollte man gelesen haben.

Cover des Buches Geschwärzt (ISBN: 9783802595349)

Bewertung zu "Geschwärzt" von Antonia Fennek

Geschwärzt
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Solider Krimi mit leichten Schwächen
Solide mit Schwächen


Vorsicht, Spoiler!

Krankenhaus, forensische Psychiatrie. Grundsätzlich ein spannender Schauplatz, der gut erklärt wird. Hätte ich das Nachwort nicht gelesen, hätte ich Mängel erkannt.

Die Praktikantin Anabel, Tochter einer dort tätigen Psychiaterin, macht ein Praktikum, um sich ein Bild von dort zu machen. So weit, so gut. Sie darf sich ohne Aufsicht bewegen ... eher nicht. Jemand Fachfremden eine derartige Freiheit zu gönnen erscheint mir weder vernünftig noch gesetzeskonform. Auch dass sie dieselben Schlüssel bekommt wie die reguläre Pflegemannschaft erzeugte ein nicht zu stillendes Unwohlsein. Da erkennt man anfänglich ein Plotelement, das später zum Tragen kommen soll. Und da offenbart sich eine Schwäche des Buchs. Die Mechanik ist offensichtlich, ich habe nur gewartet, dass die Schlüssel zum Einsatz kommen. Ein ähnlicher Fall: Der Peilsender des sudanesischen Agenten. Das ist so klar, dass es Spannung wegnimmt. Hätte ihm Kashka einen anderen Grund genannt, zum Beispiel ihn als Agenten erkennbar zu machen, um ihn im Zweifelsfall orten zu können, hätte das eine andere Dynamik ins Spiel, wenngleich der erfahrene Leser das möglicherweise erkannt hätte. Zudem hätte Bräuning im Schmerz gestehen können. Er ist, was das betrifft, ein Laie, nie zuvor gefoltert worden, reagiert trotzdem kühl. Das bringt ihm Sympathie. Aber wer jemals einen gebrochenen Arm verdreht bekam, der weiß, dass klare Gedanken in dieser Situation schwer sind. Vor allem weil Bräuning zuvor als sensibler Mensch dargestellt wird. Da waren einige Stellen, die mir einfach zu offensichtlich waren. Zudem ein paar plakative Szenen, die Schmonzette zwischen ihm und Anabel, die sich subtil ankündigt und im Hollywoodstil beinahe ihr Ende findet.
Im Vergleich dazu gibt es wieder Dinge, die ich für intelligent
gelöst halte. Das Zusammenspiel von Kashka und Anabel bei Dahmer, obwohl ich es für riskant halte, arabisch zu sprechen, weil ein solches Kaliber an Makler das vielleicht selbst beherrscht.
Natürlich ist das jammern auf hohem Niveau, denn die Geschichte
passt, ist stimmig und schwer auseinanderzunehmen. Am stärksten
fand ich den Anfang und das Ende, in der Mitte hat es, wie so viele
Bücher dieser Länge einfach ein Loch. Das wird meist mit
Belanglosigkeiten wie Teekochen oder Kaffetrinken gefüllt. Da hätte
ich mir den Rotstift gewünscht, weil es lange auf der Stelle tritt. Dann
zieht es wieder an, da wollte ich nicht zu Lesen aufhören. Ein gutes
Finale, auch wenn man schon weiß, wie es endet.
Kein Überraschungsmoment. Nicht zuletzt, weil sich das Tempo
gegen Ende nur wenig ändert. Da steht man in einer Kanzlei, wo sich
die entführten Kinder und der aufhalten, wo es um Leib und Leben
geht, und man reißt Witze, kichert, grinst, etc.
Da fehlt mir die Ernsthaftigkeit der Sprache, beziehungsweise
schafft sie eine unnötige Distanz, das sie die Ereignisse relativiert.
Zu den Charakteren: So richtig mitgefiebert habe ich mit keinem,
dafür sind mir alle ein wenig zu glatt, zu vorhersehbar, auch wenn sie
eine Vorgeschichte haben, die man auch klar spürt. Das liegt aber
weniger an der Qualität des Buches als an meinen Vorlieben für
Zerrissene. Sie dümpeln alle ein wenig dahin, werden mehr von
Ereignissen gelenkt als von ihrer Motivation. Da hatte ich auch mit
Anabel und ihrer mutmaßlichen Schwärmerei für Peter meine
Probleme. Anfänglich ist sie idealistisch geprägt, das verliert sich
später in ihrem mädchenhaften Verhalten. Da kommt es kaum zu
Konflikten zwischen ihr und der Mutter, das wird im Nachhinein geklärt. Das wiederum hat mir Spannung herausgenommen. Ein bisschen zu viel Friede, Freude, Eierkuchen. Zumindest zwischen den "Guten". Deshalb habe ich auch nicht an Peters Unschuld gezweifelt. Weil die Grenze zwischen den Charakteren recht klar gezogen ist. Claudia zum Beispiel ist zutiefst unsympathisch, ein Charakter, der sich noch offenbart. Dass sie mit von der Partie ist, ist klar, da wird es dem Leser einfach gemacht, sie nicht zu mögen, beziehungsweise ihren kometenhaften Aufstieg zum Oberbösewicht nachzuvollziehen.
Dieselbe Hintertür gilt für Bräuning, wenn man seine fragliche Kinderschänderei außer Betracht lässt. Hätte er das nicht, gehörte er unverkennbar zu den "Guten". Das lässt die Charaktere wiederum farblos erscheinen, wenngleich sie so offensichtliche Sympathieträger sind. Ich habe eben lieber einen, der schwer zu mögen, aber interessant ist.
Retrospektiv ein solider Krimi, aber kein Toptitel, dafür habe ich zu wenig mitgefiebert.

Cover des Buches Der Buchenwald-Report (ISBN: 9783406603563)

Bewertung zu "Der Buchenwald-Report" von David A. Hackett

Der Buchenwald-Report
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein tragisches Stück Zeitgeschichte, das zu begreifen schwer fällt.
Cover des Buches Das Leben und das Schreiben (ISBN: 9783453435742)

Bewertung zu "Das Leben und das Schreiben" von Stephen King

Das Leben und das Schreiben
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Für den Autor unverzichtbar.
Cover des Buches Staubige Hölle (ISBN: 9783453436374)

Bewertung zu "Staubige Hölle" von Roger Smith

Staubige Hölle
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Unromantisch, blutig, spannend.
Grausam

Mazibuko. Zondi. Dell. Goodbread. Sunday.
Jede Menge Leichen. Fast schon splatterhaft.
Da kommt auch schon der einzige Kritikpunkt. Okay, einer kommt noch. Später.
Es fängt stark an, mit der Ermordung eines hohen Tieres und der Verfolgung seiner Geliebten. Leider die Frau des Protagonisten.
Deshalb stirbt auch der beinahe.
Südafrika ist ein raues Pflaster. Ich war nie da. Hab sowieso Flugangst. Soll trotzdem schön sein. Wenn man nicht von einem Zulukrieger erledigt wird.
Das ist eine der Stärken von Staubige Hölle. Das Setting, das Lokalkolorit, der Nomen-est-omen-Titel.
Das kann der Autor richtig gut. Die Sprache, die Beschreibungen, kurz und knackig, hart, dreckig. Ein stumpfes Messer, das in den Eingeweiden stochert.
Ich mochte es von der ersten Seite an. Das ist auch das, was mir an einem Buch das Wichtigste ist: die Sprache vulgo der Stil.
Was mir daran nicht gefiel, waren die subjektlosen Sätze. Ja, daran habe ich mich gestört, weil der Autor es sehr inflationär benutzt.
Hier wäre weniger mehr gewesen. Läuft wohl unter Geschmackssache. Möglicherweise ist die Wirkung durch die Übersetzung verpufft.
Weiters positiv: die Figuren. Jede mit einer Geschichte, keine wirkt überzeichnet, wenn dann gezeichnet vom Leben. Leicht hatte es keiner, sieht man schon am Zwischenspiel von Vater und Sohn, die sich nicht richtig leiden können, sich aber dem gemeinsamen Feind hingeben.
Inja: genauso dumm wie gefährlich. Ein Zulukrieger, der seine AIDS-Erkrankung mit einer Jungfrau heilen will, die gerade mal dem Kindergarten entronnen ist.
Perfide aufgesetzt, einige Szenen sind zum Schlechtwerden, wenn es in der Realität nur annähernd so abläuft: Habe die Ehre.
Eine Stärke des Buches, die Faszination des Grauens, der plastisch dargestellte Ekel, der sich wie ein schleimiger Faden durchs Buch zieht.
Grundsätzlich linear aufgebaut, immer wieder unterbrochen durch nette Twists, aber das Ende ist am Anfang klar.
Es muss grausig enden.
Das tut es auch.
Welch Konsequenz.
Lesen: Unbedingt. Was für ein Erzähler.

Cover des Buches Ein dunkler Sommer (ISBN: 9783499234422)

Bewertung zu "Ein dunkler Sommer" von Thomas Nommensen

Ein dunkler Sommer
WolfgangHauptvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Solider Krimi, tolles Debüt.
Mitreißend

Der Junge. Der Mann. Jens Brückner. Olaf Koog. Arne Larsen. Gregor Harms. In diesen Ebenen wird erzählt, 
Es fängt kryptisch an, das lassen die Ebenen bereits vermuten. Auch dass der gerade aus der Haft entlassene Jens Brückner nicht das ist, was er scheint. Ein Mörder nämlich. Zehn Jahre zuvor ist ein Mädchen verschwunden, ertrunken in einem Schacht auf einem aufgelassenen Militärgelände. Seine Entlassung wirbelt Staub auf, bringt alte Kräfte zum Aufflammen. 
Bald stirbt einer, der Alleskönner, nur wer hat ihn ermordet? 
Der junge Ermittler Arne Larsen, am Buchrücken als sensibel und außergewöhnlich beschrieben, wird tätig. Ich fand ihn normal, eher einer, der über seine Handlungen reflektiert, ein Gespür für sein Gegenüber entwickelt. Ob das als sensibel gilt, keine Ahnung. Er funktioniert als Figur, ihm folgt man gerne, seine Sicht der Dinge ist spannend. Und doch bleibt er ein wenig im Verborgenen. Vielleicht hab ich es auch überlesen, aber Privates erfährt man erst auf Seite 300irgendwas. Macht auch nichts, in seiner Funktion als Ermittler ausreichend.  Er besticht eher durch analytisches Denken.
Da kommt auch schon die Stärke des Buches. Die Innensicht der Charaktere. Nicht dialoglastig, jeder grübelt für sich, ist in seiner Welt, seinen Träumen, trägt ein Puzzleteil bei.
Es ist ein Buch, das zum Rätseln anregt, bis zum Schluss, da jagt ein Aha-Erlebnis das nächste, bleibt auch logisch, gut durchdacht. Da taucht nicht einfach der Gärtner auf, sondern werden Menschen präsentiert, die man nicht zum Täterkreis gezählt hätte. 
Für mich ein grundsolider Krimi, einer der mich zum Lesen gezwungen hat, ein bisschen wie Tetris, ich habe nur darauf gewartet, dass sich die Reihe endlich auflöst. Am Ende bleibt ein wenig Verwirrung, ein Gedanke, ob es das jetzt tatsächlich war, dann der Jens Brückner, der ein wenig farblos zurückbleibt. 
Schon klar, er weiß mehr als er zugibt, das zu verraten würde Spannung herausnehmen, aber so bleibt er eben ein Klecks, der den Weg ins normale Leben sucht. 
Was mir noch gefallen hat: Die bildhafte Sprache. Gute Beschreibungen, Erklärungen, es ist nicht plakativ, behauptet nicht ständig, ist gefährlich durch seine Bilder. Es lässt den Leser nicht im Stich, man fragt sich selten, wer jetzt was macht, und warum. 
Die Figuren haben Motivationen, handeln nach ihrem Inneren. Kein einziger Augenverdreher. Keine Übermenschen. Endlich normale Leute, die auch scheitern dürfen.
Ein Fünf-Sterne-Krimi war es nicht. Für mich. Weil mir der Knall gefehlt hat, der mir den Schweiß auf die Handflächen treibt.
Schade, das Potential ist sicherlich da, ein Titel, den ich gern gelesen habe. Vielleicht liegt es auch an der Erzählweise. Oft hatte ich das Gefühl, dass man tighter erzählen hätte können, der Text nicht straff genug war. Das macht ihn stellenweise langatmig, nimmt die Spannung. Das Erzähltempo variiert eher wenig, auch während der Action kaum, das schafft Distanz. 
Genug der Meckerei, ein tolles Debüt, ein Autor, den man sich merken kann. Einer, der aus wenig viel macht. 
Lesen? Ja, klar. Ich jammere auf hohem Niveau. Vier Sterne plus.

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