Wortpiratin
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Bewertung zu "Wir Wochenendrebellen" von Mirco von Juterczenka
Jason möchte herausfinden, zu welchem Fußballverein er gehört. Diese Entscheidung kann er nicht aus dem Bauch heraus treffen, er muss dafür gewissermaßen Daten erheben, weshalb er seinem Papsi nach dem ersten gemeinsamen Stadionbesuch das beherzte Versprechen abgenommen hat, mit ihm „alle Stadien zu befahren und alle Vereine zu besuchen, die notwendig sind, bis er Fan eines oder besser seines Vereins“ wird. Über diese Fußballreisen von Vater und Sohn bloggt Mirco von Juterczenka, alias Papsi, seit 2011 und wer seine Texte kennt, weiß, dass es einen speziellen Aspekt zu den Reisen gibt: Jason ist Asperger-Autist.
Das ist für die Geschichte einerseits ganz ohne Belang, weil Jasons Autismus „keinesfalls ein Grund (ist), in den Mitleidsmodus zu verfallen. Wir haben den besten Sohn der Welt.“ Bedeutsam ist diese Tatsache, weil Jason auf den Fußballreisen permanent mit Dingen konfrontiert wird, die ihm aufgrund des Asperger zuwider sind – laute Umgebungen, unerwartete Situationen, Menschenmengen, Kinder –, er sie aber im Kontext der Vereinssuche und als Faktor dieser Reisen akzeptiert und darüber auch ein Stück weit lernt, damit umzugehen.
Das Buch stellt letztlich weder den Fußball noch Jasons Entwicklungsstörung in den Vordergrund, sondern entwirft seine Erzählung lediglich vor der Kulisse eines Fußballfeldes. Der Sport dient quasi als die Leinwand, auf der von Juterczenka mit rohen, nahen und voller Liebe geführten Strichen die Geschichte seiner Familie zeichnet, zu der seine Frau, Sohn Jason, dessen kleine Schwester und in zweiter Instanz die Großeltern der Kinder gehören. Und diese Liebe, so kitschig das klingen mag, ist der Grund, warum das Buch so wahnsinnig lesenswert geworden ist. Unbedingte Kaufempfehlung.