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Yakomoz

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Im Westen nichts Neues (ISBN: 9783462022858)

Bewertung zu "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque

Im Westen nichts Neues
Yakomozvor 16 Jahren
Rezension zu "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque

1929 erschien im "Westen nichts Neues" in Deutschland, beim Ullstein-Verlag und es könnte beinahe wie eine persönliche Abrechnung mit dem Krieg erscheinen, wäre da nicht die Zäsur des Autors, diese Kriegserlebnisse zum Teil nur selbst und ansonsten durch Erzählungen verarbeitet zu haben. Zynisch erklärt der Autor in diesem Anti-Kriegs-Roman die Sorgen und Ängste des freiwillig-gemeldeten Soldaten Paul Bäumer und dessen Klassenkameraden;: anfangs wirkt dies noch sehr idyllisch (Gemeinsames Latrinen-Kartenspiel) und doch wird diese wahrgenommene Idylle schnell zu einer Auseinandersetzung mit dem Tod, mit der Verzweiflung der Menschen zu überleben und sich irgendwie eine Persönlichkeit zu bewahren, was schief läuft. Sie funktionieren wie Maschinen, emotionslos und immer tötungsbereit, was Paul dazu bringt zu sagen, dass zumindest seine Generation eine verlorene ist; wenn der Krieg aus ist, so können sie nicht wie ältere Kameraden zurückkehren in Familie und Brot. Und so nimmt es seinen Lauf, bis schluss endlich die Klassengemeinschaft durch den Krieg zerstört und auch den Protagonsiten dahinrafft.
Ich kann nur sagen, dass dies ein Buch ist und auch das erste Buch ist, was mich dazu gebracht hat zu weinen. Nicht darüber, wie hoffnungslos und düster Remarque die Kriegserlebnisse schildert - die anfängliche Begeisterung, die dann abnehmende Angst vor dem Tod - sonern, dass dieses Massensterben hingenommen wird, Paul hinterfragt es kritisch, und doch bleibt zu sagen, sind die Erlebnisse von Soldaten des ersten Weltkrieges immer durchzogen von einer gewissen Statistik: "So und so viele sind gefallen..." und dieses "Herausstoßen aus der Statiostik", anhand eines, wenn auch fiktiven, Einzelschicksales empfinde ich als gelungen.
Die Sprache ist leicht lesbar und im Milieu angeordnet, worüber sich Thomas Mann ja lustig machte; aber was wäre dies wohl für eine Geschichte, wenn Paul Bäumer erzählen würde, wie ein hoher Stabsoffizier? Hier wird erzählt aus der Sicht des kleinen Mannes, in all seinen Facetten.

Fazit: Berüherender Roman, der jedem auf den Bauch gebunden gehört, der wie Kantorek und all die alten Leute sagt "Ein Krieg ist was feines.". Und ich muss eines sagen, und ich denke, dass mag für den einen odr anderen übertrieben klingen, aber durch diesen Roman bekenne ich mich jetzt vollständig als Pazifistin.

Cover des Buches Das Wetter vor 15 Jahren (ISBN: 9783455400045)

Bewertung zu "Das Wetter vor 15 Jahren" von Wolf Haas

Das Wetter vor 15 Jahren
Yakomozvor 16 Jahren
Rezension zu "Das Wetter vor 15 Jahren" von Wolf Haas

Der sonst eher im Krimi-Genre bekannte Autor Wolf Haas (Die s.g. "Brenner"-Romane; verfilmt wurden u.a. "Komm süßer Tod" und "Silentium") versichte sich bei diesem Werk einer eher experimentelle Art und Weise des Schreibens; er lässt sich fünf Tage lang von einer Literaturbeilage interviewen und so wird nicht nur die Geschichte um den eher schüchternen Kowalski gebildet, sondern auch ein Einblick gewährt in die Schreibwerkstatt des österreichischen Autors. Schlagfertig und mit viel Selbstironie beantwortet er viele Fragen, gibt Denkanstöße, zitiert aus dem Text und zeiht manchmal mehr, manchmal weniger seine eigenen Figuren, aber auch den Literaturbetrieb durch den Kakao.
Auch, wenn mir das Buch schluss endlich gut gefallen hat, so weist es doch viele Längen auf. Natürlich muss, wenn man sich als Protagonist mit dem Wetter beschäftigt dies auch authentisch sein und dem Leser einiges berichten können, aber... wirklich über 20 Seiten? Es gab Zeiten, da wollte ich es nicht beenden, weil der Spannungsbogen ab ein paar Punkten einfach nicht mehr vorhanden war; zumal er es schafft eine Spannung aufzubauen und sie dann ruckartig mit weitschweifigen Beschreibungen, die meiner Ansicht nach nicht nötig sind, zu unterbrechen. Und doch haben mich manche Sachen auch positiv überrascht, weil Wolf Haas es schafft trotz dieser Textform Schreckensmomente hervorzurufen, ein Mitfieberungsgefühl und man nie den Faden verliert, so abstrus auch die Handlung ausläuft.
Zum Ende möchte ich nicht viel sagen, aber... ein so konstruiertes Ende ist mir lange nicht mehr unter gekommen und doch kann man sich das Grinsen nicht verkneifen. Ein sehr zwiespältiges Buch bleibt übrig nach 221 Seiten...

Cover des Buches Die Liebesblödigkeit (ISBN: 9783423135405)

Bewertung zu "Die Liebesblödigkeit" von Wilhelm Genazino

Die Liebesblödigkeit
Yakomozvor 16 Jahren
Rezension zu "Die Liebesblödigkeit" von Wilhelm Genazino

Ich muss ehrlich gestehen, anfangs war ich wenig angetan von den Beschreibungen des Autors. Seinen Schreibstil würde ich als anfänglich wenig fesselnd beschreiben; er beschreibt das Leben und dessen Banalitäten in Folge allerdings so ironisch, dass ich nicht umhin kam an der einen oder anderen Stelle zu lachen. Und doch... Die gesamte Handlung wirkt etwas konstruiert, die Figuren beinahe austauschbar. Er kann sich nicht zwischen den beiden Damen entscheiden, rühmt gleichzeitig Vor- und Nachteile einer Dreiecksbeziehung, merkt aber dennoch, dass in seinem Alter (51 Jahre) es vielleicht besser wäre monogam zu leben.
Die beiden Damen erlebt man dabei mit ihren Unterschieden allerdings sehr blass, beinahe alles wird um den gemeinsamen Geschlechtsakt mit den Protagonisten aufgebaut. Vielleicht mag dies eine reale Beschreibung für fortwärende Beziehungen sein, aber ich denke, die Gefühlskomponente spielt im Leben des Protagonisten keine tragende Rolle und das, wo er von Emotionen geradezu durcheinander gebracht wird.
Ich muss sagen, es ist nicht die erste Geschichte dieser Art, allerdings wurde hier, für meinen Geschmack zu konstruiert versucht, eine Liebesgeschichte zwischen drei Menschen zu gestalten, nebenher noch die Sicht des Protagonisten auf die Welt mit ihren Banalitäten und ihren "normalen" Tagesabläufen in einer Stadt.
Doch dennoch gibt es Stellen zum Schmunzeln, wenn er z.B. sagt, er würde gerne frei sein wie ein Vogel und auch auf seinen Balkon scheißen, während er graziös sein Gefieder aufplustert.
Sicherlich, ein großartiger Bestseller ist dies meiner Meinung nach nicht, dazu ist die Handlung einfach nicht innovativ genug. Für einen Nachmittag bestimmt sehr interessant, auf Dauer aber wird man erschlagen von Normalitäten und Banalitäten und dem Konstruktwahn des Autors.

Cover des Buches Der Weltensammler (ISBN: 9783423135818)

Bewertung zu "Der Weltensammler" von Ilija Trojanow

Der Weltensammler
Yakomozvor 16 Jahren
Rezension zu "Der Weltensammler" von Ilija Trojanow

Das denke ich:
Ich muss eher negativ beginnen: Als ich diesen Roman nach ca. zwei Wochen beendet habe, habe ich gedacht: "Oh Gott, es ist vollbracht."
Dieser Roman ist kein schlechter Roman; eigentlich hat er alles, was eine moderne Gegenwartslektüre ausmacht - eine sehr sinnliche Sprache, eine interessante Figur des 19.Jahrhunderts, dargestellt ohne historischen Anspruch, mit einer gewissen Botschaft in Richtung des gemeinsamen, religiösen Zusammenlebens. Im Roman wechselt die Hauptfigur Richard Burton seine Rolle ständig; er wandelt zwischen zwei Welten - der eigenen, nämlich der eines britischen Offiziers und seiner, sich für die Menschen in den jeweiligen Regionen und Ländern, angepassten Rolle, z.B. eines Derwischs oder eines Arztes während seiner Zeit in Arabien. Er ist wie ein Chamäleon, immer die Farbe wechselnd. Ob dies negativ oder positiv ist, wage ich nicht zu bewerten, nur folgendes war die Folge dieses Wechselsspiels: Man weiß nie, wer diese Person ist, die man da verfolgt; Richard Bruton bleibt eine nicht fassbare, unnahbare, vielleicht sogar ungeliebte Figur, von der zwar eine gewissene Faszination ausgeht (und dessen Wissbegier nachvollziehbar ist), aber man nie genau sagen kann, dass man sich mit ihr identifiziert, also das Handeln und Denken nachvollziehen kann.

Ja, die Sprache ist sehr sinnlich, sehr exotisch und man bekommt einen guten Einblick in das Geschehen durch die vielen Figuren, die Trojanow in allen drei Teilen quasi interviewartig erzählen lässt; dabei charaktersisieren diese Figuren Richard Burton zwar sehr menschlich, auch als schwach und arrogant, aber doch als ferne, unnahbare, doch erheblich "naive" Figur. Er "konvertiert" zum Islam, unternimmt die Hadj nach Medina und Mekka und stellt nicht eine Minute lang sein Handeln gegenüber einer anderen Kultur in Frage; die einen nennen es sich einer Kultur annähren, ich nenne es sich eine Kultur "einverleiben", oder um aus dem Roman zu zitieren: "Fasten ist nicht gleich Hungern".
Er kann jederzeit die ihm angepasste Rolle verlassen, er verrät seine s.g. neuen Freunde und zieht dann weiter. Sicherlich gehört es auch dazu, dass man Menschen trifft in einem Roman, die man nicht sonderlich identifizierbar findet, aber ich habe eine gewisse Negativität ihm gegenüber entwickelt.
Aber nicht nur die Figur des Richard Burton missfiel mir, es war auch der von dem Autor so groß geförderte interreligiöse Dialog, dem manche Rezensenten hervorheben. Es stimmt, man erfährt einiges Interessantes über den Hinduismus und den Islam und welche Vorstellungen die Menschen mit dieser Religion verbinden, ABER wenn dies ein Dialog sein soll, ist er sehr einseitig geführt. Teilweise wird auf die enorme Unmenschlichkeit im Hinduismus hingewiesen, teilweise gibt es eine übertrieben positive Darstellung des Islam (Vielleicht weil Trojanow selbst konvertiert ist?); ein anderer Aspekt wäre hier, dass durchaus eher modernere Gedanken angesprochen werden, auch politische Fortschritte bedacht werden, die einfach aufgrund ihrer Konstruktion so in der damaligen Zeit in keinster Weise mögliche Gedanken waren; wir leben im Jahr 18... und nicht im Jahr 2007.

Fazit: Roman mit sehr schönen Bildern und einer sehr sinnlichen Sprache; ein Roman, der mindestens 200 Seiten zu lang ist und der sich in seinen Bildern verliert, zumal er einem eine historische Figur nicht näher bringt, sondern eher entfernt.

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Yakomoz ist ein Mysterium. 🕵️‍♂️

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