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Yllin
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Yllins Bücher
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Bewertung zu "Valor - Die Verschwörung im Königreich" von Ruth Lauren
SPANNENDER AUFTAKT
KEINE ZEIT, KEINE ZEIT
"Valor - Die Verschwörung im Königreich" handelt einen einzigen Handlungsstrang ab, der zwar gut durchdacht, stellenweise dafür aber recht eindimensional bleibt: Durch die personale Fixierung auf Valor, ihren Mut und ihren Tatendrang bleiben die Nebencharaktere in ihrem Schatten und entwickeln sich nicht zu eigenständigen Figuren mit besonderen Charaktereigenschaften. Ihre Zwillingsschwester Sasha, die für Valor für ihren tollen Charakter und ihre Liebenswürdigkeit und Redegewandtheit sehr bewundert wird, kommt in Valors Abenteuer kaum zu Wort und bleibt eine blasse Schablone dessen, was sie hätte sein können. Die große Zuneigung, die für Valor ausschlaggebend ist, ihr eigenes Leben zu riskieren, um zu Sasha ins Hochsicherheitsgefängnis gebracht zu werden, wird zwar nachdrücklich betont, kommt aber an keiner Stelle so richtig aus dem Text heraus, dadurch dass der Text dem Leser so wenig Zeit gewährt, um Sasha genauer kennen zu lernen. Wir wissen also um Valors Motivation, können sie aber nicht so richtig nachfühlen. Spannend ist das Geschehen zwar trotzdem erzählt, doch der ausschlaggebende, emotionale Hook, den eine Geschichte braucht, um seine Leser auch längerfristig zu beschäftigen, bleibt leider aus.So hetzt die Geschichte, die sich anfühlt, als habe man sie mit der Schere direkt aus der Mitte des eigentlichen Plots herausgeschnitten - oder zumindest um ein Wesentliches gekürzt, über 320 Seiten hinweg und gönnt dem Leser kaum eine Pause, während man sich wünscht, etwas mehr Zeit mit den Charakteren und der Welt verbringen zu können, um sie besser kennen zu lernen. "Valor" fühlt sich an wie ein spannender Fantasy-Action-Film, aus dem man alles, was irgendwie überflüssig erscheint, herausgekürzt hat, um die 90-Minuten-Marke nicht zu überschreiben. Das macht den Film zwar nicht zu einem schlechten Erlebnis, raubt aber von vorneherein eine Menge Plot-Potenzial.
PANEM MEETS FROZEN
FAZIT
WERTUNG
♥♥♥♥
VOM EIGENEN VORURTEIL
Doch was habe ich mich geirrt?
In insgesamt 15 in sich abgeschlossenen Kapiteln behandelt Zeichnerin und Autorin Pénélope Bagieu das Leben absolut außergewöhnlicher Frauen, die es geschafft haben, sich in einer von Männern dominierten Gesellschaft durchzusetzen, sich allen Vorurteilen zum Trotz vom eigenen Willen und der eigenen Bestimmung leiten ließen und dabei Gutes wie Schlechtes erfuhren. Die schlichten Zeichnungen, die sich über ein Kapitel hinweg an einem zur Person passenden Farbthema orientieren, sind überraschend aussagekräftig - jedes Einzelne von ihnen ist wohl überlegt gesetzt und die Abfolge der Panels spricht derart für sich, dass man die Geschichte auch dann noch ganz gut begreifen kann, wenn man den Text zu den einzelnen Bildern nicht liest. Mit der Zeit entdeckte ich eine unglaubliche Schönheit in der präzise gesetzten Schriftfolge und der den echten Personen so nahe kommenden Karikaturen. Mit jedem Kapitel, das ich abends vor dem Schlafengehen geradezu verzehrte, erkannte ich mehr und mehr, dass es nicht immer die fantastische, überladene und bildgewaltige Illustrationen braucht, um Kunst zu erschaffen. Manchmal liegt die Kunst vielmehr im Feinsinn, in ein Einfachheit und Präzision - und nicht im überbordenden Farbspektakel.
BIOGRAFIEN AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Grundsätzlich hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass die Geschichten, die Erzählungen, die Figuren und die Geschehnisse mich direkt miteinbezogen, mich teilhaben ließen, mich ansprachen und irgendwie mit mir interagierten. Es war nicht die übliche, irgendwie gleichgültige Rezeption eines Textes, sondern viel mehr ein Dialog mit den Frauen vor meiner Zeit (wobei Leymah Gbowee noch heute für die Rechte der Frauen in Liberia und darüber hinaus eintritt), die mich berührten, mir Mut zu sprachen und mir das Gefühl gaben, Teil einer Bewegung, eines Gefühls, eines Fortschritts zu sein, der auch heute noch immer nicht abgeschlossen ist. Entgegen meiner Angst, ich könnte mich im Schatten dieser Frauen irgendwie minderwertig fühlen, geschah genau das Gegenteil: So viel Selbstbestimmung, so viel Mut, so viel Durchhaltevermögen und Leidenschaft auf einen Blick, in einem einzigen Buch, bestärkt mich auch jetzt noch, einige Tage nachwirkend (und ich hoffe, dass die Wirkung noch ganz ganz lange anhält) in meinem eigenen Sein und Tun, erfüllt mich mit Stolz und Zufriedenheit und erinnert mich daran, dass ich allein diejenige bin, die den Weg bestimmen kann, den ich gehen möchte. 'Unerschrocken' ist das wohl inspirierendste Werk, das mir je begegnet ist.
FAZIT
WERTUNG
♥♥♥♥♥
ZU VIELE KÖCHE VERDERBEN DEN BREI
PERFEKTION UND INKOHÄRENZ
WENN FANTASTIK ZUR AUSREDE WIRD
FAZIT
WERTUNG
♥♥♥♥♥
Es war einmal Indianerland (Bd. 1)
Autor: Nils Mohl
Genre: Jugendliteratur, Slice of Life
Erschienen: 1. Februar 2011
Seiten: 448
Einband: Taschenbuch
Verlag: rowohlt Rotfuchs
ISBN: 978-3-499-21552-0
Preis : 12,99 € [DE], 13,40€ [A]
Rating: ♥♥♥ ♥ ♥
INHALT
COVER ♥♥♥
CHARAKTERE ♥♥♥♥♥
Edda dagegen weiß ganz genau, wen sie vor sich hat, als sie Mause in der Videothek das erste Mal begegnet. Mit ihrer Wildschweinbrosche, ihrer Brille, ihren Strickjacken und Kleidchen wirkt sie zunächst wie das genaue Gegenteil von Jackie, hat aber mit der Zeit eine ganz ähnliche Wirkung auf den Protagonisten. Anders als Jackie ist sie nicht einseitig beschränkt und stets auf sich selbst und ihre Schönheit fixiert, sie ist auch Mauser fixiert - und zwar auf das weiche, verletzliche 'Ich', das mit voranschreiten des Romans immer mehr an Präsenz gewinnt. Sie ist liebenswert, intelligent, humorvoll und aufregend im Sinne von 'anders' - und vielleicht auch ein bisschen gruselig, weil sie Mauser geradezu zu verfolgen scheint. Auch wenn wir wenig über ihren familiären Hintergrund erfahren, lernen wir Edda rein gefühlsmäßig wesentlich besser kennen als Jackie, denn sie offenbart ihre Gefühle nicht nur auf handgeschriebenen Postkarten, die sie Mauser immer wieder zusteckt, sie gerät auch als eine der wenigen Figuren im Roman in eine direkte Auseinandersetzung mit ihm.
Die Mädchen stellen beide auf unterschiedliche Weise Lebensabschnitte des Protagonisten dar - anhand ihrer Eigenschaften lassen sich die psychologischen und Reife bedingten Fortschritte Mausers gut ablesen; denn so wie er sich in ihnen spiegelt, spiegeln sie sich auch in ihm wieder.
SCHREIBSTIL ♥♥♥♥♥
HANDLUNG ♥♥♥♥
GESAMTWERTUNG ♥♥♥♥♥
Bewertung zu "Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen" von Leigh Bardugo
Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen
Autor: Leigh Bardugo
Genre: Jugendbuch, Fantastik, Heroes
Erschienen: 6. Februar 2018
Seiten: 448
Einband: Hardcover
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-76197-0
Preis : 18,95€ [DE], 19,50€ [A]
Rating: ♥♥♥
INHALT
COVER ♥♥
CHARAKTERE ♥♥♥♥
Nim & Theo: Wie immer wähle ich neben den Hauptcharakteren immer noch mindestens einen Nebencharakter aus, da mir diese in der Regel besonders wichtig sind. In diesem Fall konnte ich mich zwischen den beiden 'Sidekicks' von Alia und Diana nicht entscheiden und möchte sie gerne beide nennen. Nim ist eine kleine, etwas dickliche, fröhliche und selbstbewusste Inderin und Alias allerbeste Freundin. Sie sagt immer geradeheraus was sie denkt, hat ein riesiges Allgemeinwissen und eine schnelle Auffassungsgabe, ist bisexuell und besitzt ein großes Talent als Modedesignerin. Ihre rasanten Dialoge sind geprägt von viel Wortwitz und einer gesunden Portion Sarkasmus, was die Szenen mit ihr unfassbar angenehm zu verfolgen macht. Sie ist ein wahnsinnig moderner, liebenswerter Charakter, der den Roman absolut aufwartet. Mit Theo hatte ich dagegen zunächst meine Probleme: Der afro-amerikanische Junge kommt aus gutem Hause und wurde stets verwöhnt, hat jedoch eine sehr schwierige Beziehung zu seinem Vater. Beschrieben wird er als eher dünn und betitelt sich oft selbst als 'Nerd', der lieber vor dem PC sitzt und Videospiele spielt, als sich den Problemen des Erwachsenwerdens zu stellen. Dafür ist er ein absolut begabter 'Hacker', eine Tatsache, die ich fast schon zu klischeehaft fand, die aber nur am Rande wichtig wird und daher nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Ich konnte ihn zunächst nicht leiden, da er stellenweise eine solche Arroganz an den Tag legt, die mir einfach nicht gefiel - sympathischerweise konnten die restlichen Charaktere damit genauso wenig anfangen wie ich. Leigh Bardugo schafft es also wunderbar, ihn genau so darzustellen, wie er auch auf die anderen wirken soll. Später hatte ich dann einen sehr versöhnlichen Moment mit Theo und halte ihn - ebenso wie Nim - für eine absolute Bereicherung. Auch wenn sein Vater ihm häufig vorwirft, er sei zu nichts zu gebrauchen.
SCHREIBSTIL ♥♥♥♥♥
HANDLUNG ♥♥♥
GESAMTWERTUNG ♥♥♥
Bewertung zu "World of Warcraft: Traveler" von Greg Weisman
World of Warcraft - Traveller (Bd. 1)
Autor: Greg Weisman
Illustrationen: Samwise Didier
Genre: Abenteuer, Fantasy, Jugendbuch
Empfohlenes Lesealter: 10 Jahre
Erschienen: 27. Juli 2017
Seiten: 448
Einband: Broschiert
Verlag: Fischer Verlag
ISBN: 978-3-7335-0391-8
Preis: 12,99€ [D] | 13,40€ [A]
Rating: ♥♥♥♥
INHALT
"Der zwölfjährige Aram hat seinem Vater nie verziehen, dass er ihn und seine Mutter im Stich gelassen hat. Als Kapitän Dorn acht Jahre später plötzlich wieder auftaucht, Aram auffordert, sich seiner Crew anzuschließen und die Meere Azeroths zu durchkreuzen, ist er alles andere als begeistert. Und dann wird das Schiff von Piraten überfallen und Aram ist plötzlich auf sich allein gestellt. Zum Glück ist er im Besitz von Dorns Kompass gelangt. Doch der zeigt dummerweise nicht nach Norden, wie es jeder anständige Kompass tun sollte. Und so führt er Aram nicht zurück in die Heimat, sondern direkt in sein allergrößtes Abenteuer!" - Quelle: VerlagCOVER ♥♥♥♥♥
Das Cover des ersten Bandes von "World of Warcraft - Traveller" ist wunderschön. Als ehemalige und leidenschaftliche World of Warcraft Spielerin sind mir die Artworks des Spiels nur allzu bekannt - und Blizzard-Künstler Samwise Didier schafft es auf wunderbare Weise das fantastische Artwork zum Spiel mit einem bunten, kindlichen Einschlag genau in die Richtung zu drängen, in die das Buch will: Gleichermaßen Spieler des wohl größten Online-Rollenspiels (MMORPG) der Spiele-Branche wie junge Leser ab 10 (bzw. 12) Jahren anzusprechen - oder im besten Fall Leser/innen, die beides in sich vereinen. Ich für meinen Teil liebe das Artwork des Covers: Die geschwungenen und zugleich klaren Konturen, die bunten, aber nicht zu knalligen Farben, die perfekt getroffenen Figuren. Im Vordergrund, ganz unverkennbar und zentral, der Hauptcharakter Aramar Dorn in dem viel zu großen Seefahrer-Mantel seines Vaters mit dem Kompass in der Hand, um dem sich die Geschichte rankt. Links hinter ihm der kleine Murky - ein Murloc, der sich sogar im Spiel selbst einer großen Beliebtheit erfreut und dort als Haustier verfügbar ist. Und rechts hinter ihm der Taure Wildbart, der eins zu eins so getroffen ist, wie ein Taure nunmal auszusehen hat. Was ich nur nicht ganz verstehe ist, warum gerade er es auf das Cover geschafft hat. Wildbart ist kein wesentlicher Nebencharakter und hat nur etwa einen 20-seitigen Auftritt im Buch. Viel eher hätte ich es erwartet, Arams 'Schwester' Makasa oder den Gnoll Hackel auf dem Cover zu sehen, die eine wesentlich größere Bedeutung für Aram haben. Dass Makasas wahres Aussehen für den Leser verschleiert bleiben soll, leuchtet mir ein - es ist sozusagen ein Runnig Gag des Buches. Dennoch halte ich den Tauren weiterhin für eine seltsame Wahl. Vielleicht sind Tauren aber auch einfach spannend anzusehen.CHARAKTERE ♥♥♥♥
Aramar Dorn: Der 12-jährige Aramar Dorn ist gegen seinen freien Willen Teil der Schiffsmannschaft der "Wellenschreiter", dem Handelsschiff seines Vaters. Nachdem sein Vater ihn und seine Mutter noch vor seinem 6. Geburtstag im Stich ließ und daraufhin nie wieder meldete, ist Arams Wut auf ihn, Kapitän Greydon Dorn, riesig und absolut verständlich. Und dann wagte er es auch noch, eines Tages wieder vor der Tür zu stehen und zu verlangen, das sein Sohn ihn ein Jahr lang auf See begleitet. Zu Beginn des Buches hatte ich meine Probleme mit Aram warm zu werden: Einerseits verstand ich seine Wut auf seinen Vater, der jedoch alles andere als ein böser Mensch zu sein schien, andererseits ging mir seine bockige Art, sein ewiges Selbstmitleid und seine Einstellung, sich nicht einmal zu bemühen, furchtbar auf die Nerven. Dies änderte sich nach etwa einem drittel des Buches, nachdem er und seine Begleiterin Makasa das erste Mal ganz auf sich allein gestellt sind. Statt über Vergangenes und Verlorenes zu trauern, wie ich es eigentlich von ihm erwartet hatte, wächst Aram über sich selbst hinaus und wird - für meinen Geschmack - einen Tick zu schnell erwachsen. Für jüngere Leser bietet der angehende Held aber auf jeden Fall alles was er braucht, um der perfekte Protagonist zu sein: einen gewitzten Verstand, großen Mut, eine gesunde Prise Humor und ein gutes Herz. Zusätzlich besitzt er außerdem das große Talent des Zeichnens - und schafft es spielend leicht, all jene, die er zeichnet, genau so darzustellen, wie sie wirklich sind, oder aber so, wie sie gerne sein würden. Das Resultat seiner Zeichnungen bekommt der Leser parallel zum Text in seitenfüllenden Illustrationen vorgeführt, die - original von Blizzard-Zeichner Samwise Didier - einen wunderbaren Einblick in die Geschichte geben. Die Charaktere werden im Comic-Stil dargestellt und nehmen zwar der eigenen Fantasie das Aussehen der Figuren vorweg, doch empfand ich sie in diesem Fall weniger störend, sondern vielmehr als Gewinn für die Geschichte. Vor allem da sie gleichzeitig als wunderbare Schlüsselelemente den Plot unterstützen. Eine schöne Idee!Makasa Flintwill: Genau wie bei Aramaer Dorn hatte ich mit Makasa zu Beginn der Geschichte noch so meine Zwistigkeiten. Als 2. Maat des Handelsschiffs ist sie Aram im Rang überlegen und lässt keine Gelegenheit aus, dies zu demonstrieren. Sie hat eine offene Abneigung gegen den Jungen und seine Art, schafft es aber irgendwie nicht, diese mal richtig zur Sprache zu bringen. Außerdem scheint sie ständig mit ihm um die Zuneigung des Kapitäns zu konkurrieren. Sie ist einfach ein typisches Beispiel für 'Harte Schale, weicher Kern', das biestige 17-jährige Mädchen, das alles besser weiß, nur hin und wieder mal nett ist und sich zum Schluss als eine ganz Liebe entpuppt. Trotzdem überraschte sie mich - denn je weiter die Geschichte voran schritt, desto weniger nervig fand ich sie. Makasa ist eine wahnsinnig loyale Seele und eine sehr begabte Kämpferin noch dazu. Dass sie älter ist als Aram und zugleich einen höheren Rang innehat, stieg ihr ab und zu zu Kopf, wohingegen Aram bald lernte, sich ihr gegenüber zu emanzipieren. Ihr mit der Zeit immer freundschaftlicher werdender Machtkampf hatte so immer wieder unfreiwillig komische Momente. Sie mag nicht mein liebster Charakter gewesen sein, aber mit der Zeit kam ich ganz gut mit ihr aus.
Murky: World of Warcraft - Traveller hat eine Menge liebenswürdiger Charaktere zu bieten. Umso schwerer fällt mir die Entscheidung, welchen ich euch hier noch genauer vorstellen möchte. Andererseits fällt es mir dann doch gar nicht so schwer, Murky zu wählen. Der kleine Murloc - eine fischartige Rasse mit lustiger gurgelnder Sprache - ist kein guter Fischer, obwohl er das eigentlich im Blut haben sollte. Stattdessen hat er eine Begabung, sich ständig in seinen eigenen Fischernetzen zu verheddern und sich dabei in brenzliche Situationen zu bringen. Mehr als einmal muss er von seinen neuen "Fronden" vor dem knappen Tod bewahrt werden. Er ist eine unfassbar treue Seele und von einer entzückend kindlichen Naivität, das man ihn als Leser/in ganz einfach ins Herz schließen muss. Da er die Gemeinsprache nicht beherrscht, sondern nur versteht - und andernfalls nur Murloc sprechen kann - sind die Missverständnisse vorprogrammiert, und seine kläglichen Versuche, den anderen Charakteren Gemeinsprache nachzusprechen, sind immer wieder für einen Lacher gut. Sie ziehen sich übrigens durch das ganze Buch und werden vermutlich noch in den nachfolgenden Teilen eine Konstante bleiben. Murky ist einfach nur niedlich und scheint als der perfekte Sidekick einfach aus einem Animationsfilm direkt in das Buch gepackt worden zu sein.
SCHREIBSTIL ♥♥♥♥
Generell liest sich World of Warcraft - Traveller wie ein guter Kinofilm. Die Sprache (auch wenn ich jetzt nur von der Übersetzung sprechen kann. Diese stammt aus der Feder von Andreas Kasprza) ist für einen Jugendroman, der an 10 - 12-jährige Leser gerichtet ist, überraschend melodiös und künstlerisch, ohne dabei an notwendiger Einfachheit zu verlieren. Sie zu lesen ist also nicht nur für Kinder leicht verständlich, sondern auch für Erwachsene ein leichter Genuss. Der Autor schafft es spielend leicht, die Geschehnisse mit Worten so einzufangen, dass sie wie plastisch vor dem Inneren Auge des/der Rezipient/en/in erscheinen und damit wie von einer Leinwand projiziert wirken. Auch ohne Aramars Zeichnungen wäre es ein leichtes, sich die Charaktere und ihre Handlungen bildlich vorzustellen. Ein wenig kritisch betrachte ich jedoch die recht expliziten Formulierungen von Gewalt, die in World of Warcraft - Traveller trotz seiner kindlich anmutenden Ästhetik keine Seltenheit sind. Da fliegen schon Mal Köpfe und Gliedmaßen, es werden Bäuche aufgeschlitzt, Dolche zwischen Rippen gerammt und der Untote verliert ständig seine Gliedmaßen (okay, das ist lustig). Obwohl ich als Erwachsene damit weniger Probleme hatte - und im Gegenteil sogar überrascht war, über die Spannung die das Buch so für mich aufbauen konnte -, halte ich 10 Jährige als Zielgruppe etwas zu jung. Es kommt natürlich immer auch auf den Grad der Aufklärung und der 'Abhärtung' des Kindes an - manche Eltern sind da liberaler als andere - doch für jemanden, der sonst relativ wenig mit Blut und Gemetzel zu tun hat, rate ich, vielleicht noch ein paar Jahre zu warten. Es ist jetzt kein Splatter im Sinne Tarantinos, denn der Autor geht nicht ausführlich ins Detail, aber manche Formulierungen waren doch schon hart an der Grenze. Ein wenig verwirrend waren auch die ständigen Perspektivenwechsel: Der Großteil des Buches beschränkt sich auf die in 3. Person formulierte Perspektive Arams, doch hin und wieder gibt es - zwar in eigenen Absätzen, dennoch gestreut und verwirrend - einen Perspektivenwechsel auf einen der anderen Charaktere (auch der Bösewichte), der dann viel zu kurz ausfällt. Ein regelmäßiger Perspektivenwechsel zwischen zwei oder drei Charakteren hätte ausgereicht, so fühlte es sich manchmal etwas zerschnippselt an.HANDLUNG ♥♥♥♥
Für mich zog sich die erste Hälfte des Buches wahnsinnig, weshalb ich überraschend lange gebraucht habe, um überhaupt mit den Charakteren und der Handlung warm zu werden. Danach ging alles relativ schnell und ich war zum Schluss sogar etwas traurig, dass es vorbei sein sollte - und wollte am liebsten gleich den zweiten Band in Angriff nehmen (der übrigens schon im April erscheint). Wir haben es bei World of Warcraft - Traveller mit der typischen Heldenreise zu tun: Der junge, unerfahrene Aramar Dorn muss sich von seinem Vater emanzipieren und eine Reise durch Kalimdor, den westlichen Kontinent Azeroths, an der Seite seiner neuen - und alten - Freunde bestreiten. Dabei lernt er immer mehr über sich selbst, das Land, die Völker und vor allem über seinen Vater, lernt, das Gelernte auch umzusetzen, und wächst mit der Zeit zu einer starken Persönlichkeit heran, die im absoluten Kontrast zu dem steht, wie er früher einmal war. Eine Gruppe schräger Bösewichte, die mich irgendwie hin und wieder an Team Rocket erinnert haben, weil ich sie einfach nicht schrecklich finden konnte, darf natürlich auch nicht fehlen. All das ist in keiner Weise neu, auch das Setting in der Welt von World of Warcraft ist keines, das noch nie da gewesen wäre. Wer also total überraschende Wendungen und Charaktere abseits der Prototypen erwartet, wird eventuell enttäuscht werden. Nichtsdestotrotz schafft es Weisman spielend leicht, aus altbekanntem Stoff eine neue, fantastische und für jung und alt spannende Geschichte zu schaffen, die jeden mitreißen kann, der sich ein bisschen auf sie einlässt. Oder einfach ein Fan von World of Warcraft ist.GESAMTWERTUNG ♥♥♥♥
Ein Gedanke, der mir beim Lesen kam, war: Wie pädagogisch wertvoll kann etwas sein, das junge Leser dazu auffordert, ein Online-Spiel zu spielen, das zugegebenermaßen süchtig machen kann? Aber bei genauerem Hinsehen wurde mir schnell klar, dass das gar nicht der erste Sinn des Buches ist. Die Geschichte wäre auch ohne das Setting eine sehr gute - und es gibt an keiner Stelle im Buch die Aufforderung, selbst World of Warcraft zu spielen. Das hat meinen inneren Kritiker dann doch etwas befriedet. Auch wenn ich als ehemalige Spielerin irgendwie zugeben muss, dass das Buch die Sehnsucht nach Azeroth in mir geweckt hat. Einfach weil die Lore, die Welt, die Völker, die Kulturen und die Geschichten so wahnsinnig ausgefeilt und komplex sind. Weisman lässt es sich nicht nehmen, Azeroth von seiner schönsten Seite zu beschreiben und für Kenner des Spiels die unterschiedlichsten Insider und Easter Eggs zu hinterlassen. Gepaart mit seiner wunderschönen und doch einfachen Sprache, seinen liebenswerten Charakteren (Murky!) und der wirklich spannenden Geschichte, die mich zum Schluss hin einfach nur gefesselt hat, finde ich World of Warcraft - Traveller einfach nur ein gutes Buch, das es meiner Meinung nach verdient hätte, verfilmt zu werden. Nur der für mich sehr zähe Anfang, die zu Beginn nervigen Charaktere und die überraschend explizite Gewalt sind ein Grund für mich, dem Buch nicht die volle Anzahl an Punkten zu geben. Wer Lust bekommen hat, dieses Buch zu lesen, sollte sich auf jeden Fall weiterhin darüber im Klaren sein, dass Erwachsene nicht die erste Zielgruppe für Traveller sind. Wer sich darauf einstellt, kann mit einem spannenden Abenteuer rechnen, das - leicht zu lesen - eine gelungene Auszeit vom schnöden Alltag bietet.Ich danke den Fischer Verlagen für das Rezensionsexemplar!
Spannung ♥♥♥♥♥Romantik//Humor ♥♥♥Gewalt ♥♥♥Action ♥♥♥♥
- Eure Bücherfüchsin
Outlander - Die geliehene Zeit (Bd. 2)
Genre: Historisch, Abenteuer
Erschienen: 2. November 2015
Seiten: 1232
Einband: Taschenbuch
Verlag: Droemer Knaur
ISBN: 978-3-426-51810-6
Preis: 16,99€ [Print] | 12,99€ [eBook]
Rating: ♥♥♥♥
INHALT
"Schottland, 1968: 20 Jahre nachdem Claire Randall aus der Vergangenheit zurückgekehrt ist, bringt sie ihre Tochter Brianna in die Highlands, denn Brianna soll endlich das Land ihres Vaters kennenlernen. Claire will außerdem die Antwort auf eine Frage finden, die sie seit über 20 Jahren quält: Konnte ihre große Liebe Jamie Fraser die schreckliche Schlacht von Culloden überleben?" - Quelle: VerlagCOVER ♥♥♥♥
Wer meine Rezension zu Band 1 gelesen hat, der wird wissen, dass ich von seiner Aufmachung nicht allzu begeistert bin: Es ist super schlicht gehalten, was die Farbe zum Hauptmotiv des Covers werden lässt. Dabei sind die leicht aus dem Cover herauskommenden Verzierungen und die aufgedruckte Buchschnalle das einzig Besondere an dem 1200-Seiten-Wälzer, den ich so unter Umständen vermutlich nicht einmal in die Hand genommen hätte, wüsste ich nicht bereits um die Genialität des Inhalts. Das aufdringliche Orange, das den zweiten Band vom ersten unterscheidet, lindert meinen Unmut dabei leider nicht im geringsten. Im Gegensatz zum milden Himmelblau des ersten Bands, fehlt der unnatürlichen Farbe irgendwie die mysteriöse Zurückhaltung. Andererseits, und da bin ich ebenfalls ehrlich, wüsste ich auch nicht, wie sich ein so umfangreiches Buch wie dieses - und jedes weitere der Reihe - gebührend in einem einzigen Cover zusammenfassen ließe. Die Wahl eines schlichten, hübschen Covers mit historisch anmutender Buchschnalle scheint mir daher nach Monaten, die ich mit dem Buch verbracht habe, die richtige zu sein. Bloß die Farbe hätte meiner Meinung nach ruhig etwas weniger grell und unnatürlich ausfallen können.CHARAKTERE ♥♥♥♥♥
Claire Randall Fraser: Claire ist nach wie vor eine der stärksten, spannendsten und zugleich lebendigsten Frauenfiguren unserer Zeit. Mit dem Scharfsinn und der Stärke einer intelligenten, emanzipierten Frau, wie sie ihrer Zeit (und damit meine ich wortwörtlich ihrer Zeit 1945) um einiges Voraus ist, manövriert sie wie selbstverständlich zwischen den politischen Intrigen und blutigen Ausschreitungen eines Europas im 1800 Jahrhundert - egal ob am Hofe des französischen Königs Ludwig XV. in Paris oder im Matsch zwischen Horden von ungewaschenen Highlandern, Claire bewahrt stets Ruhe, weiß immer Rat und und tut stets was sie kann, um ihre Lieben zu schützen oder zu unterstützen. Und dabei ist sie keineswegs perfekt. Sie begeht sehr wohl Fehler, die ihr im Laufe des Buches äußerst teuer zu stehen kommen. Vermittelt aus ihrer Perspektive erleben wir die Abenteuer von Claire und ihrem Mann im zweiten Band mindestens genauso hautnah, wie noch im ersten - unser Wissensstand ist stets der selbe wie der unserer Protagonistin, wodurch wir gezwungen werden, Intrigen und Erkenntnisse zeitgleich mit ihr zu erfahren, zu verarbeiten und weiterzudenken. Es ist eine Freude, einen so unerschütterlichen Geist wie Claire über tausende von Seiten zu begleiten, mit ihr zu rätseln, zu lieben, zu trauern und jede Gefühlsregung so wahrzunehmen, als sei sie die eigene. Gleichzeitig kann man von ihr unfassbar viel lernen, denn nicht selten unterscheidet sich ihre Reaktion von der eigenen dadurch, dass sie oftmals viel bedachter, viel erwachsener handelt, als man selbst in einer solchen Stresssituation vielleicht gehandelt hätte. "Was würde Claire Fraser tun?" erscheint mir im Hinblick auf eine so wunderbare und vorbildhafte Frauenfigur wie Claire als ein durchaus legitimes Lebensmotto! :)James 'Jaime' McKenzie Fraser: Wer glaubt, dass ich in Hinblick auf Claire schon zu sehr ins schwärmen geraten bin, der sollte diesen Teil möglicherweise überspringen: Was gibt es über Jaime Fraser mehr zu sagen, als dass er ein absolut unrealistisches, viel zu perfektes Männerbild suggeriert, das einem im Leben nichts anderes als falsche Hoffnungen machen kann? Nein, mal im Ernst - Jaime ist einfach ... Jaime. Er entspricht nicht nur äußerlich den feuchten Träumen einer jeden Frau (hochgewachsen, breitschultrig, hünenhaft, muskulös, rothaarig, blauäugig, hübsch, stark, kampferprobt, ...), er besitzt auch einen beinahe makellosen Charakter. Er ist wild, entschlossen, stark, scharfsinnig, humorvoll, kindlich, manchmal etwas hilflos naiv, folgt jedoch immer seinem unanfechtbaren Moralkodex ... ist ja gut, Jaime ist einfach perfekt. Und während ich mich in anderen Büchern oftmals darüber aufrege, so kann ich nicht anders, als ihn dafür zu lieben. Bei Diana Gabaldon heißt perfekt nämlich nicht zwangsläufig makellos. Jaime kann nicht alles, er weiß nicht alles und er begeht, genau wie Claire, Fehler, die ihm den Kopf kosten können. Obwohl er wie der wahrgewordene Traum erscheint, bleibt er in seinem Charakter stets menschlich, nachvollziehbar und angreifbar, er wirkt lebendig, wie eine Figur, die es so tatsächlich einmal gegeben haben könnte. Diese Gratwanderung ist es, die Diana Gabaldons Romane so erfolgreich machen: Ihre perfekten Charaktere sind nicht unerreichbar und übermenschlich, sondern vermitteln das Gefühl, realistisch und echt zu sein, so als bestünde die Hoffnung, einem Jaime oder einer Claire irgendwann einmal zufällig auf der Straße zu begegnen. Der zweite Band vermittelt dieses Gefühl sogar noch wesentlich mehr, als es der erste getan hat.
SCHREIBSTIL ♥♥♥♥
Diana Gabaldon bleibt ihrem Schreibstil im zweiten Band mehr als nur treu. Ich habe selten ein Buch lesen dürfen, das so detailliert geschrieben und dabei so feingliedrig durchdacht ist. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viele hundert Stunden die Autorin damit verbracht haben muss, all diese kleinen historischen Details rund um Heilkunde, Kräuterkunde, Kriegskunst oder Kochkunst des 18. Jahrhunderts in Frankreich und Schottland zusammenzusammeln und unbemerkt in ihren Roman einflechten zu lassen. Sicher, viele dieser Details könnte sie sich auch ausgedacht haben, dafür erscheinen sie mir jedoch zu durchdacht und gleichermaßen realistisch. Beantworten kann dies nur ein Experte in Sachen schottischer bzw. französischer Geschichte - und da ich ein solcher nicht bin, vertraue ich auf meinen gesunden Menschenverstand und das Know-How, das ein Autor bzw. eine Autorin mitbringen muss, die sich selbst aufbürdet, einen so detaillierten historischen Roman zu verfassen. Zugegebenermaßen war es mir an Detailbeschreibungen in diesem Band manchmal um einiges zu viel - gerade in den Passagen, in denen Claire von den wahren Geschehnissen abgeschnitten bleibt, eben weil sie nur eine Frau ist, und stattdessen Bankette besucht oder grausige Wunden behandelt, waren voll von interessanten, aber Reiz überflutenden Informationen, die die Handlung nicht so recht weiterbrachten. In diesem Fall wirkte die Perspektive, die bis auf die Anfangs- und Endkapitel ausschließlich auf Claire festgesetzt ist, einschränkend für die Leseerfahrung. Viel lieber hätte ich mehr über die Verhandlungen und Gespräche erfahren, die Jaime in dieser Zeit geführt hat. Der hohe Detailgrad führte bei mir auch dazu, dass ich regelmäßig ermüdete, weil sich die eigentliche, die spannende Handlung so sehr in die Länge zog. Ein Jahr habe ich gebraucht, um die 1200 Seiten hinter mich zu bringen - und es hat sich definitiv gelohnt. Einfach zu lesen war es für mich jedoch nicht immer.HANDLUNG ♥♥♥♥
Durch diese wahrlich große Leistung sehr detaillierter Beschreibungen zog sich die Handlung eben phasenweise um einiges in die Länge. Besonders Anfang und Ende sowie einige Passagen in Paris sind zum Teil sogar fürchterlich anstrengend, dass ich das Buch zum Teil mehrere Wochen weglegen musste, bevor ich es wieder in die Hand nahm. Die einzelnen Handlungsstränge, die parallel zur Haupthandlung ablaufen, sind so verworren und an so viele einzelne Namen geknüpft, dass es nicht ungewöhnlich ist, vieles nicht gleich beim ersten Lesen miteinander in Verbindung zu bringen. Gerade in Bezug auf die Pariser Intrigenschmiede eröffnet sich einem vieles erst beim zweiten Mal lesen, da bin ich mir relativ sicher. Die Handlung, der Plot, ist daher zwar in zwei bis drei Sätzen zusammengefasst (Claire und Jaime reisen nach Paris, um Bonnie Prince Charlie aufzuhalten), das gesamte Ausmaß der 1200 Seiten lässt sich jedoch nur schwer Revue passieren, ist wirr, durcheinander und von vielen Reisen, vielen Rückschlägen, vielen Abstechern, Umwegen und Gefahren geprägt. Und das ist mindestens genauso anstrengend, wie es sich jetzt gerade anhört. Hätten wir es jedoch mit einer einfachen, linearen Handlung zu tun, die ohne Umschweife auf 400 Seiten erzählt würde, so würde doch etwas fehlen. Der hohe Detailgrad, die zeitnahe, verworrene Erzählung und die hundertfachen Schleifen, die die die Handlung dreht führen erst zu der unfassbaren Nähe, die man zu den Charakteren und ihren Schicksalen erfährt. Mit Abschluss des Buches fühlt sich der Leser letztlich dann so erschöpft und durch die Mangel genommen, als hätte er das Chaos des Krieges und die Irrfahrten von Jaime und Claire am eigenen Leib erfahren.GESAMTWERTUNG ♥♥♥♥
Alles in allem hat mir der zweite Band der Outlander-Saga nicht ganz so gut gefallen, wie der erste. Dies lag hauptsächlich daran, dass der Detailgrad, die Verworrenheit und die kleinteiligen Beschreibungen für mich einfach ein bisschen zuviel an "Zuviel" waren. Während ich mit Claire also im politischen Sumpf am französischen Hof feststeckte, wollte ich mit ihr eigentlich viel lieber zurück nach Schottland. Die vielen hundert Namen und Gesichter, die ich mit genausten Beschreibungen während des Lesens kennengelernt habe, hatte ich nach den nächsten dreißig Seiten bereits wieder vergessen - und nur ein paar wenige sind mir letztlich im Gedächtnis geblieben. Doch alles hat seine guten und schlechten Seiten: So wäre Outlander ohne Diana Gabaldons außergewöhnlichen Schreibstil nicht Outlander. Es würde sich nicht so anfühlen, als stecke man mitten im Geschehen und als erlebe man alles hautnah mit, würde sie nicht so unfassbar viel Zeit in Gefühle, Gesichter und Beschreibungen stecken. Claire, Jaime, Charles und all die anderen Charaktere, die wir im Verlauf des Buches kennenlernen, würden sich nicht so unfassbar echt und lebendig anfühlen, wenn nicht durch die Kunst der Autorin, alles lebensgenau beschreiben zu können. Auch wenn das Buch meiner Meinung nach seine Längen hatte, so war der Großteil doch so spannend, atemberaubend, leidenschaftlich und dramatisch, wie ich es noch aus dem ersten Band großteils gewohnt war. Und nachdem es bereits 8 Bände der Outlander-Saga gibt, habe ich noch lange nicht das Gefühl, genug von Jaime und Claire zu haben. Nach der großen Anstrengung, die mich dieses Buch gekostet hat, werde ich jedoch erstmal eine kleine Pause brauchen, bevor ich mich erneut in die Gesellschaft der Sassenach und ihren Highlandern begebe.Spannung ♥♥♥♥
Romantik ♥♥♥♥
Humor ♥♥
Gewalt ♥♥♥♥
Action ♥♥♥♥♥
- Eure Bücherfüchsin
Bewertung zu "Iskari - Der Sturm naht" von Kristen Ciccarelli
Iskari - Der Sturm naht (1)
Autor: Kristen Ciccarelli
Genre: Fantasy, Romance, Jugendbuch
Erschienen: 02.10.2017
Seiten: 582
Einband: Hardcover
Verlag: Heyne fliegt
ISBN: 978-3-453-27123-4
Preis: 16,99€ [DE] | 17,50€ [A]
Rating: ♥♥♥♥
INHALT
"Als kleines Kind lockte Asha einst Kozu herbei, den mächtigsten aller Drachen. Er gab vor, ihr Freund zu sein, doch dann flog er auf und vernichtete mit seinen mörderischen Flammen Ashas Heimatstadt. Um die unverzeihliche Schuld, die sie damit auf sich geladen hat, zu sühnen, ist sie eine Iskari geworden, eine Drachentöterin – die beste und mutigste. Doch ihre größte Prüfung steht noch bevor. Denn ihr Vater, der König, stellt ihr ein schreckliches Ultimatum. Entweder befreit sie das Land endgültig von Kozu – oder sie muss den ihr verhassten Jarek heiraten. Aber Kozu ist unbesiegbar, der Kampf mit ihm selbst für eine Iskari viel zu schwer. Doch Asha ist nicht allein, denn plötzlich stellt sich jemand an ihre Seite. Jemand, der sie noch nicht einmal ansehen dürfte: Torwin, der geheimnisvolle Sklave Jareks …" - Quelle: Verlag
COVER ♥♥♥♥
Das Cover von "Iskari - Der Sturm naht" ist unglaublich schön. Als ich das letzte Mal durch meinen Stammbuchladen schwadronierte, fiel mir dieses Buch unter all den Neuerscheinungen am meisten auf. Die schönen, vollen Lippen einer jungen Frau sind hier in geradezu erotischer Weise an ein großes, äußerst scharf aussehendes Messer gepresst. Während die gesamte Komposition in ein elegantes Grau getaucht ist, ist die Haut des Mädchens mit hübschem goldenen Staub versehen, der die selbe Farbe trägt, wie der Titel. Kennt man das Buch, wird einem schnell auffallen, wie stark das Cover die Geschehnisse des Romans widerspiegeln ohne dem unwissenden Leser das Lesevergnügen zu verderben. Mir wäre dieses Cover durchaus vier Herzen wert, hätte ich nicht das originale Cover der englischen Version gesehen. Dort trägt das Mädchen ein ganz anderes Messer an den Lippen - ein hübsches, zweischneidiges und ornamentiertes Messer, das stärker an den Orient erinnert, als das der aktuellen deutschen Ausgabe. Ich nehme an, dass man hierzulande Probleme mit dem Copyright bekam. Bedauerlicherweise hat man keinen allzu schönen Ersatz gefunden, denn dieses Messer erinnert bloß an ein langweiliges, einfarbiges Fleischermesser, wie man es in deutschen Küchen nur allzu oft findet - nicht aber an die Waffe einer orientalischen Kriegerin. Auch wenn die Komposition an sich stimmig ist, muss ich hierfür einen Punkt Abzug geben.CHARAKTERE ♥♥♥
Asha: Ich gebe zu - ich mochte Asha gerade zu Beginn des Buches kein Bisschen. Als Iskari hat sie in ihrem Leben eine schwere Bürde zu tragen, die sich nicht nur als Narben auf ihrer Haut, sondern auch in der Interaktion mit anderen Charakteren zu erkennen gibt. Und auch wenn ich die psychologisch gut hergeleitete Begründung für ihr kühles Verhalten und unnahbares Geplänkel gut nachvollziehen kann, ging sie mir die meiste Zeit einfach auf die Nerven. Es war einfach viel zu früh bereits abzusehen, dass sich hinter ihrer harten Schale ein viel zu weicher Kern befindet. Ich habe ihr die starke Kriegerin, die unnahbare Prizessin, einfach von Anfang an nicht abgenommen. Sie schafft es weder, Drachen zu erlegen, ohne dabei fast in Ohnmacht zu fallen, noch weiß sie sich gegen ihre männlich bestimmte Familie zu behaupten. Sie ist von Anfang bis Ende des Romans ein Spielball männlicher Interessen, schwört, die stärkste und beängstigendste Drachentöterin zu sein und kuscht dennoch vor ihrem fanatischen Verlobten, der sie für nicht viel mehr hält, als ein hübsches Stück Fleisch. Asha schafft es nicht, auf den Tisch zu hauen und sich aus eigener Kraft aus ihrer misslichen, unterdrückten Lage zu befreien - sie braucht einen (zugegebenermaßen hinreißenden) Mann dafür. Und selbst für dessen wahre Worte ist sie bis zum Schluss blind. Was ich wahnsinnig schade finde, denn in der Danksagung des Buches behauptet die Autorin, ihr Leben lang von starken Frauenfiguren in Film und Buch inspiriert worden zu sein Prinzessin Mononoke, Éowyn, Mulan, Xena... Ich erkenne keine dieser Figuren in Asha wieder. Ihre aufgesetzte Art, ihr durchdringendes Selbstmitleid und ihre leicht zu manipulierenden Gedanken waren einfach zu präsent, um in mir als Leserin irgendeine Form der Verbindung herstellen zu können, die der zu ihren geistigen Vorfahren auf irgendeine Weise gleichgekommen wäre.Jarek: Ashas gewalttätiger und fanatischer Verlobter machte als Figur für mich wenig Sinn. Er kam mir rein instrumentalisiert vor. Er kommt mir weder besonders hell im Kopf, noch in seiner Figuren-Motivation besonders stimmig vor. Jarek ist unnötig gewalttätig und trägt eine Spur des Bösen in sich, von der niemand weiß, woher sie rührt. Er war für mich als Leser unglaublich unnahbar und nur dazu da, Spannung, Angst und Frust zu erzeugen. Ich kann nicht einmal viel zu seinem Charakter sagen, außer dass seine machohafte und machtgierige Art alles ist, was ihn ausmacht. Aber einen guten "Bösewicht" macht nicht allein seine Skrupellosigkeit und Boshaftigkeit aus - ein guter Bösewicht hat Gründe für seine Düsternis, für seinen Hass und seine Taten. Vielleicht ist er aber auch nur ein gefühlskalter Psychopath - aber um das beurteilen zu können, geht sein Charakter nicht ausreichend genug in die Tiefe. Für mich war Jarek einfach nur ein Stereotyp, der Mann, vor dem eine Jungfrau in Nöten, wie sie Asha schließlich ist, eben einfach gerettet werden will, weil sie sich selbst nicht wehren kann. Weil sie ihm nicht selbst sagen kann, dass er ein sexistischer, aufgeblasener Versager ist, der keine Macht über sie hat. Aber nein, dazu ist die ach-so-große Drachentöterin dann irgendwie doch zu feige (und das, obwohl er und sie gemeinsam aufgewachsen sind ...). Und das Schicksal, das Jarek gegen Ende des Romans widerfährt, widerspricht seiner bedrohlichen Stärke und seiner sonstigen Übermacht in jedweder Weise. Jarek ist immer nur dann schwach, wenn die Autorin einen Grund braucht, ihre Helden aus einer misslichen Lage zu befreien. Und immer dann übermächtig, wenn ihr kein anderes Mittel einfällt, um Spannung aufzubauen. Auf mich wirkte das ganze äußerst unausgeglichen.
Torwin: Der Skral Torwin hat für mich das Buch gerettet. Er stellt eine komplett andere Form der Männlichkeit dar als beispielsweise Jarek, der eiskalte, machohafte Ritter, oder Ashas Bruder Dax, der goldene, strahlende Held. Torwin ist weder besonders stark, noch besonders kampferprobt. Er ist weder machohaft noch unterdrückend, er ist nicht männlich in einem hegemonialen Sinn, sondern ein weicher, zartgliedriger, liebevoller Lautenspieler. Er näht, er singt, er musiziert, er tanzt. Er verarztet und beruhigt. Er schafft die schönsten Kleider. Und seine bevorzugte Waffe ist der Bogen, nicht das Schwert. Doch dabei bleibt Torwin doch immer männlich, strahlt eine so schützende Ruhe aus, dass man sich als Leserin gerne mal danach sehnt, in die Arme eines solchen Mannes zu fallen. Torwin muss sich nicht behaupten: Nicht in seiner Männlichkeit, nicht in seiner Macht, nicht in seiner Stärke. Alles was er sich wünscht, ist frei zu sein. Er kennt seine Schwächen und er akzeptiert sie, so wie er die Schwächen der anderen um sich herum akzeptiert. Für mich ist Torwin einer der wertvollsten Charaktere, die ich seit langem kennenlernen durfte - und ich bin der Meinung, dass die Autorin es mit ihm geschafft hat, das zu erreichen, was sie eigentlich mit Asha vorhatte zu tun: Nämlich einen Charakter zu schaffen, der die (leider noch immer allzu gängigen) Geschlechterkonventionen aufzubricht und sich selbst neu erschafft.
SCHREIBSTIL ♥♥♥♥
Kristen Cicarelli besitzt einen einfachen, zauberhaften Schreibstil. Sie schafft es, mit den wenigen Worten eines Jugendbuchs ganze Welten zu erschaffen, glaubwürdige Details zu erschaffen und Stimmungen zu transportieren, die den Leser lange nach dem Lesen nicht mehr loslassen. Die Welt und ihre uralten Geschichten sind ganz toll konzipiert und lesen sich zum Teil so authentisch wie die Märchen aus 1001 Nacht. Ihr gelingt es, eine hybride Welt zwischen westlicher und nahöstlicher Kultur so zu vereinen und neu aufzubereiten, dass sich Leserinnen und Leser beider Kulturen auf ihre weise angesprochen fühlen können. Dabei fällt die klassische Fantasy jedoch fast über die Tischkante: Die viel zu wenig detaillierte Beschreibung der Drachen, die an einigen Stellen fast in kindlichen Ton abrutscht, erinnert viel mehr an die Kuscheldrachen aus DreamWorks "Drachenzähmen leicht gemacht", als an starke, ehrfurchtgebietende, gefährliche Echsen der Lüfte. In diesem Zusammenhang sind mir auch viele Wiederholungen aufgefallen (Drachen, die den Kopf schieflegen; Drachen, die Hände anstupsen), die so wirken, als seien der Autorin nach einiger Zeit die Ideen ausgegangen. Meiner Meinung nach wurden die Textbeschreibungen den Drachen, wie sie nach den Erzählungen innerhalb des Buches eigentlich sein sollten, in keiner Weise gerecht. Im Gegenteil: Sie werden zu einfachen Tieren degradiert.HANDLUNG ♥♥♥♥♥
Während sich der Anfang des Romans noch etwas zieht, nimmt der Plot der Geschichte dann relativ schnell Fahrt auf. Spätestens ab der Hälfte entwickelt Iskari einen solchen erzählerischen Sog, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen möchte. Ein Plottwist jagt den nächsten, ein Abenteuer das andere. Und obwohl Liebe und Vertrauen eine wesentliche Rolle spielen, hatte ich nie das Gefühl, dass die sich anbahnende Liebesgeschichte das epische Geschehen beeinflusst oder hemmt - sie fügt sich wunderbar in das Plot-Gefüge ein und lässt Platz für anderes, nimmt nicht den gesamten Raum ein. Die toll inszenierte Welt und ihre Lore spielen dabei eine wesentliche Rolle in der Spannungserzeugung: Während die Geschichte der Gegenwart den roten Faden bildet, wird eie Kapitel abwechselnd von alten Geschichten über die Mythologie und die Vergangenheit durchzogen. Diese Geschichten lesen sich kurzweilig wie abgeschlossene Märchen und haben auf ihre Art immer einen direkten Impact auf das Geschehen der Gegenwart. Die dadurch erzeugte Vielschichtigkeit macht das Lesen, Eintauchen und Verbindungen knüpfen für den Leser zu einem wahren Fest. Lediglich Gegen Ende hin läuft es für die Helden des Buches ein wenig zu schnell zu glatt, die Anfangs angeführte Bedrohung scheint plötzlich gar nicht mehr so bedrohlich zu sein, im Gegenteil: Sie ist sogar relativ schnell gebannt. Für das Gesamterlebnis halte ich diese Plot-Entscheidung jedoch nicht für allzu entscheidend, denn es bleibt immer noch eine große Freude, die Geschichte von Anfang bis Ende zu verfolgen.GESAMTWERTUNG ♥♥♥♥
Iskari - Der Sturm naht ist für mich ein sehr gutes Buch, das mich über viel Stunden hinweg sehr erfreut hat. Es ist wahnsinnig fantasievoll, von Anfang bis Ende spannend und vergleichsweise relativ wenig vorhersehbar. Die Emotionen, die die Autorin mit ihrer Sprache und ihrem guten Gefühl für Stimmung und Charakter-Chemie zu transportieren weiß, sind geradezu greifbar packend und halten die Leserin spielend leicht in der Geschichte. Und das, obwohl Hauptperson Asha alles andere als sympathisch geschweigedenn authentisch konzipiert ist. Ihre schwermütige, selbstmitleidbesudelte Art ist auf Dauer mindestens so anstrengend wie ihr kläglich scheiternder Versuch, eine starke weibliche Hauptfigur zu sein. Ihr männlicher Gegenpart Torwin erweist sich in dieser Hinsicht als wesentlich besser gestaltet: In ihm brechen tatsächlich einige Normen der generischen Männlichkeit auf. Auch wenn mir die Drachen und ihre Beschreibungen im Buch nur wenig gefallen haben, weil sie mich zu stark an eine für Kinder gestaltete Fluff-Version der Echsen erinnern, so war doch der Rest des Buchs flüssig, fantasievoll und spannend zu lesen. Zu einem wesentlichen Teil tragen dazu die alten Geschichten bei, die wie einzelne, für sich stehende Märchen das Buch durchziehen und immer neue Abschnitte einleiten. Für mich war Iskari eine schöne Leseerfahrung, die mir Lust auf den Orient gemacht und mich in eine bislang unbekannte Form der High Fantasy entführt hat.Spannung ♥♥♥♥
Romantik ♥♥♥
Humor ♥
Gewalt ♥♥♥
Action ♥♥♥♥
- Eure Bücherfüchsin
Bewertung zu "Knickerbocker4immer - Alte Geister ruhen unsanft" von Thomas C. Brezina
Knickerbocker4Immer - Alte Geister ruhen unsanft
Autor: Thomas Brezina
Genre: Mystery, Krimi, Abenteuer, Jugendbuch
Erschienen: 9. November 2017
Seiten: 416
Einband: Hardcover
Verlag: ecowin
ISBN: 978-3-7110-0161-0
Preis: 18,00€ [Print] | 13,99€ [eBook]
Rating: ♥♥♥
INHALT
"Aus dem Streit wurde Schweigen. Aus Tagen wurden Monate. Aus Monaten wurden Jahre. Aus der verschworenen Bande wurden Fremde und Erwachsene, die ihren Weg gingen. Allein. Bis zu jenem Brief. Die Einladung zu einem Treffen der vier Knickerbocker kam überraschend für jeden Einzelnen von ihnen. Aber die Dringlichkeit des Schreibens ließ ihnen keine Wahl. Es musste ein Wiedersehen geben – nach 20 Jahren. Auf Canon Island, der Insel des Schreckens, wartete man geduldig auf ihr Eintreffen und beobachtete jeden ihrer Schritte. Wie schon damals, vor dem Streit. Alles war geplant und vorbereitet. Das Projekt ging in seine entscheidende Phase." - Quelle: VerlagCOVER ♥♥♥
Kennt man die Bücher von Thomas Brezina zumindest von außen, wird man bei diesem Buch definitiv das gewohnte Muster in der Covergestaltung erkennen: Ein breiter, roter Rahmen umgibt ein Bild unserer Helden, auf dem sie im Schatten, die Gesichter nicht erkennbar, aber durch die Umrisse klar als Erwachsene zu identifizieren, abgebildet sind. Darüber steht in weißen Lettern der Titel des Bandes, rechts darüber die Reihenzuordnung: Knickerbocker4immer. Der Name des bekannten österreichischen Kinderbuch-Autors Thomas Brezina ist dagegen am oberen Ende des Covers fast dezent angegeben, was ich dem Verlag hinsichtlich seiner Bekanntheit im deutschsprachigen Raum definitiv zugute kommen lassen muss - die Anordnung und Größenverhältnisse zeigen, dass man hier nicht hauptsächlich mit dem Autor, sondern mit der Geschichte selbst werben möchte. Die Tatsache, dass der Reihen-Titel im Vergleich zum Buchtitel relativ klein ausgefallen ist, zeugt davon, dass man hier einen Neustart wagt und neuen Lesern, die die Knickerbocker Bande nicht kennen, eine Chance geben will, die vier Nachwuchs-Helden neu kennen zu lernen, ohne sich von dem Gedanken an "Oh-Gott-eine-Reihe-lieber-nicht" abschrecken zu lassen. Farbe und Komposition des Covers sind definitiv gut, ansprechend und strategisch gewählt - die Schattenansicht der Helden lädt zur eigenen Imagination ein, hat dabei definitiv etwas Geheimnisvolles an sich, so als würde man mit dem Buchdeckel eine Akte X aufschlagen. Meiner Meinung nach hätte der rote Rahmen jedoch nicht sein müssen, er ist störend und erinnert zu sehr an (die) Kinderbücher, was ihm seine Ernsthaftigkeit raubt und ihn für die Rubrik der Jugendbuchs fast schon disqualifiziert. Als junge Erwachsene signalisiert mir dieses Cover nicht, dass es für meine Altersgruppe geschaffen ist.CHARAKTERE ♥♥♥
Diesen Anspruch hat das Buch aber durchaus - nicht nur der Imagewechsel, auch das neue Alter der Protagonisten will eine neue, alte Zielgruppe an Land holen: Die jungen Erwachsenen, die mit der Knickerbocker-Bande aufgewachsen sind und sich nach einem Wiedersehen mit ihren Kindheitshelden sehnen. Ich gehöre zugegebenermaßen nicht dazu. Ich kannte die Knickerbocker zwar vom Hörensagen, hatte jedoch noch nie das Vergnügen, eines ihrer Bücher zu lesen. Für mich war der Einstieg in die mysteriöse Krimi-Welt von Lilo, Axel, Poppi und Dominik ein vollkommen neuer, ich musste die vier also von Grund auf neu kennen lernen. Und ich muss gestehen, dass ich mich damit deutlich schwer getan habe. Die Charaktere wirken relativ flach und haben wenig emotionale bzw. psychologische Tiefe, was nicht zuletzt auch am relativ spartanischen Schreibstil des Autoren liegt. Gerade zu Anfang konnte ich den ausschlaggebenden Streit der vier kaum richtig nachvollziehen, ich hatte nicht einmal ein richtiges Bild davon, wie alt die Charaktere nun wirklich sind. Auch wenn sie ganze 20 (!) Jahre älter werden - damit also geschätzt um die 30 sein müssen - ändert sich das Verhalten der Charaktere nur geringfügig. Sie sind vielleicht weniger kindisch und ungehalten, haben aber sonst mit einem normalen Erwachsenen nicht viel gemein. Es fehlen die komplexen Gedanken und Gefühle, die ein Mensch mit 30 nun mal hat, die Probleme eines erwachsenen Lebens und wie die Charaktere damit zurecht kommen. Stattdessen geht es beispielsweise darum, wer wann in wen "verknallt" war, und die vier Charaktere wirken, als seien sie nie ganz aus ihren Kinderschuhen rausgekommen. Während andere Jugendbuch-Autoren es meiner Meinung nach oft nicht schaffen, einen Jugendlichen nicht wie einen Erwachsenen denken und handeln zu lassen, hatte ich bei Brezina das Gefühl, dass er es nicht schafft, einen Erwachsenen NICHT wie ein Kind denken und handeln zu lassen. Nach über 550 veröffentlichten (Kinder)Büchern ist die Gewohnheit vermutlich einfach zu stark.SCHREIBSTIL ♥♥♥
Mit dazu beigetragen, dass ich mit den Charakteren nicht so recht warm wurde, hat definitiv der einfache, geradezu spartanische Schreibstil, der das Buch beherrscht. Ich verstehe, dass man sich in einem Kinderbuch möglichst einfach und wenig präzise ausdrücken muss, dass die direkte Rede den restlichen prosaischen Beschreibungen überstellt bleiben sollte. Doch hätte es dem "Reboot" einer Serie, die versucht, erwachseneres Publikum anzusprechen, definitiv gut getan, hätte man sich mit den Beschreibungen, den Details, den Charakterzeichnungen mehr Zeit gelassen. Hier bleibt so gut wie alles der Fantasie des Lesers überlassen, wie die Charaktere aussehen, wie sie sich bewegen, wie sie denken, fühlen und handeln, das alles bleibt kurz und knapp, vieles sogar unerwähnt. Ohne ein richtiges Federkleid aus Worten bleiben die Charaktere dementsprechend schwach und erreichen den Leser nicht dort, wo sie ihn eigentlich erreichen sollten. Auch hier wagt sich der Autor nicht so richtig vor, er bleibt lieber bei seinem Patent-Rezept, statt sich selbst und seinen Schreibstil mal auf eine ganz andere Weise auf die Probe zu stellen. Die kurzen, knappen Sätze und einfachen, dafür deutlichen Beschreibungen tragen aber auf jeden Fall dazu bei, dass sich das Buch dementsprechend angenehm und leicht liest.HANDLUNG ♥♥♥♥
Die Handlung in "Alte Geister ruhen unsanft" ist in mehrere Teile aufgeteilt. Zu Beginn gibt es eine kurze Einleitung in die Abenteuer, die die vier Helden bereits in vergangenen Büchern erlebt haben - natürlich nicht alle, dafür sind es zu viele, aber ein paar wesentliche, die in diesem Buch wieder wichtig werden, erhalten einen kurzen Abriss, bevor sich die Knickerbocker Bande durch einen Streit für zwei Jahrzehnte ganz aus den Augen verliert. Mithilfe eines falschen Vorwands werden die vier dann, zwanzig Jahre später, zusammen auf eine Insel gelockt und gemeinsam dort festgehalten. Es folgt das für die Bücher wohl bekannte Rätseln, Knobeln und auch die obligatorischen Action-Szenen. Im Großen und Ganzen ist die Handlung schön spannend und von unvorhergesehenen Wendungen gespickt. Es ist sehr angenehm, dass Axel, Lilo, Poppi und Dominik eigens denken, gut kombinieren und die Lösung der Fälle nicht dem Zufall überlassen wird. Das Tempo zur Entschlüsselung der Geschichte ist dementsprechend auch für Erwachsene spannend, und es ist bewundernswert, dass Thomas Brezina nach so vielen Büchern noch immer nicht die Ideen für spannende Wendungen ausgehen. Das Ende hingegen war etwas mau im Vergleich zu den Erwartungen, die die Geschichte im Vorhinein im Leser evoziert: Dies lässt sich hinsichtlich der recht spannende Story jedoch ganz gut verschmerzen.GESAMTWERTUNG ♥♥♥
Ich gebe zu, ich hatte meine Probleme mit "Alte Geister ruhen unsanft". Ich hatte mich wirklich sehr auf das Buch gefreut - schließlich kannte ich Thomas Brezinas Werke bis dato nicht, hatte aber nur Gutes von meinen Freunden und aus der Presse gehört. Viele Leserinnen und Leser meines Alters kriegen bei seinem Namen einen ganz nostalgisch-verträumten Blick. Dass da die Erwartungen nur so in die Höhe schnalzen, ist also nicht verwunderlich. Alles in allem ist das neue Buch der Knickerbocker-Bande zwar durchaus spannend und solide konzipiert, lässt sich durch den einfachen Schreibstil wirklich locker und leicht lesen - doch die Zielgruppen-Verwirrung bzw. (man müsste eigentlich eher sagen) -Verfehlung lässt sich nicht so einfach wegstecken. Thomas Brezina schafft es nicht, über seine Kinderbuch-Gewohnheiten hinauszuwachsen. Und so bleibt der Schreibstil ein einfaches Aneinanderreihen von blanken Worten ohne viel Gefühl, die Charaktere bleiben kindlich, blass und fad und der Erwachsenen-Anspruch bleibt eigentlich vollends auf der Strecke. Hätte sich der Autor auch nur einmal damit auseinandergesetzt, was junge Erwachsene heute so alles lesen und wie ernsthaft die Themen für Jugendliche ab 16 bereits sind, hätte er vielleicht schnell gemerkt, dass das Konzept seines neuen Buches nicht so ganz ins Bild passt. Stattdessen wirkt es so, als hätte man vorsichtshalber den Fuß noch in der Kinderbuch-Tür gelassen, schließlich könnte es sein, dass die Jugendlichen und die Erwachsenen doch nicht so ganz anbeißen - und dann ließe sich das Buch immer noch bequem von Kindern unter 12 lesen. Fällt ja sowieso kaum auf, dass die Protagonisten bereits 30 Jahre alte, gestandene Menschen sind. Für einen nostalgischen Ausflug in die eigene Kindheit mag das vielleicht reichen, ich bezweifle jedoch, dass man es schafft, damit neue Leser der älteren Zielgruppe mit ins Knickerbocker-Boot zu holen.Spannung ♥♥♥♥
Romantik //
Humor ♥♥
Gewalt ♥
Action ♥♥♥♥
- Eure Bücherfüchsin
Über mich
- 20.09.1993
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