Bewertung zu "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl
Eigentlich sind so ernste Themen wie in "Es wird keine Helden geben" gar nicht mein Fall. Trotzdem hat mich das Buch sofort angesprochen als ich von der riesigen Bloggeraktion gehört habe. Vor allem weil ich selbst auch schreibe und die Autorin gerade mal ein Jahr älter als ich ist.
"Es wird keine Helden geben" behandelt das Thema Amoklauf und dessen Folgen. Das Thema ist immer aktuell, gerade wenn man einen Blick über den Atlantik in Richtung USA wirft. In der Zeit wo ich mich mit dem Buch beschäftigt habe, habe ich zwei Meldungen über versuchte bzw. aufgeführte Amokläufe gehört. Echt erschreckend. Jetzt aber zum Buch: Es ist aus der Perspektive der 15-jährigen Miriam erzählt und wirft uns gleich mitten ins Geschehen. Ich glaube niemand kann wirklich beschreiben wie man sich in einer solchen Situation fühlt, wenn es einem nur um das nackte Überleben geht, aber Anna Seidl schafft es ziemlich gut einem das Gefühl von Angst und Spannung zu vermitteln. Im ganzen Buch hat sie einen schönen Schreibstil, den ich ihr auch wirklich abgekauft habe (ich gebe es zu, ich habe ein paar Mal wirklich ein paar Tränchen geweint). Miriam ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, der sein Leben lebt ohne wirklich darüber nachzudenken, wie gut sie es doch hat. Der Amoklauf verändert dann alles. Sie verliert ihren Freund und ihre Unbeschwertheit. Ihre Gefühlswelt und die ständig schwankenden Gedanken von Miriam hat Anna Seidl gut dargestellt und dabei auch nicht übermäßig auf die Tränendrüse gedrückt. Trotzdem fand ich es am Ende ein wenig nervig, das sich Miriams Einstellung so schnell von positiv in negativ (und andersherum) geändert hat.Schön fand ich, das die Autorin aber auch die Chancen aufgezeigt hat die sich für Miriam ergeben haben. Das Leben muss halt weitergehen. Letzten Endes muss man an seinen Erfahrungen wachsen, dass lernt auch Miriam.
In dem Buch gibt es einige Personen die ich hier erwähnen möchte. Miriam ist einen tolle Protagonistin, die, wie ich finde, unglaublich stark ist und kämpft. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht ihre Geschichte zu lesen und zu erleben, wie sie sich verändert. Ihre Freundinnen sind alle Musterbeispiele dafür, was für andere "" es gibt, wie die Betroffenen eines Amoklaufs danach handeln. Es wird deutlich, das der Amoklauf eben nicht nur die Familien betrifft die auf tragische Weise jemanden verloren haben, sondern das alle auf die ein oder andere Weise, mal mehr und mal weniger leiden. Miriams Familie versucht ihr so gut es geht zu helfen, vor allem ihre Mutter, zu welche sie vorher keinen besonders guten Draht hatte. Familie ist wichtig, in solchen Fällen das Wichtigste. Und Miriam hat wirklich Glück mit ihrer Familie.
Die Themen die Anna Seidl aufgreift sind Trauer, Freundschaft, Familie, Mobbing und natürlich auch der Amoklauf, wobei der ein wenig kurz kommt. Trotzdem schafft sie ein vielschichtiges Werk das großes Potential zu einer (endlich mal spannenden und gut geschriebenen) Schullektüre.
"Es wird keine Helden geben" (der Titel passt übriges wie Pott auf Deckel) ist ein tolles Jugendbuch von einer großartigen jungen, deutschen Autorin, das zum Nachdenken anregt und auf ein Thema hinweist, über das gesprochen werden muss, obwohl es unangenehm und beängstigend ist. Eine klare Leseempfehlung!