Mit »Absprunghöhe« hat Jo L. Tanner ein gelungenes und unaufgeregtes Debüt vorgelegt, das im Main-Verlag erschienen ist und mit 114 Seiten als Kurzroman mit perfekter Snacklänge durchgeht.
Felix hat eine Beziehung hinter sich, die unschön in die Brüche gegangen ist. Seitdem ist er Single; ein neues Hobby soll her. Kurzerhand meldet er sich bei einem Boulder-Anfängerkurs an, wo er neben einem interessanten Grüppchen und einer interessanten Sportart auch auf David trifft, den Trainer des Kurses, der aber vor allem eins im Sinn hat: die Meisterschaft.
Jo L. Tanner schreibt in einem sehr angenehmen Stil. Keine ellenlangen Sätze, keine allzu große Wortakrobatik, sondern stattdessen sehr flüssig und zugänglich. An der einen oder anderen Stelle gibt es pointierten und trockenen Humor, vor allem ist »Absprunghöhe« aber eine (um nicht im Duktus des Themas zu bleiben) bodenständige Geschichte über Liebe oder Freundschaft, die ohne überfrachtende Dramatik auskommt, aber trotzdem einen bis zum Ende tragenden Spannungsbogen für sich nutzt.
Die Erzählperspektive ist etwas ungewöhnlich, da die Geschichte aus der dritten Person (Er-Form), anders als die meisten Geschichten, im Präsens erzählt wird. Der Autor schafft es aber, dass einem das beim Lesen gar nicht bewusst ist, sondern es sich völlig vertraut anfühlt. Die Protagonisten und Statist:innen werden knapp, aber mit hohem Wiedererkennungswert dargestellt. Insgesamt sehr gelungen.
P.S.: Mir wurde das Buch im Rahmen einer Leserunde zur Verfügung gestellt.