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Zroyas_Papiergefluester

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Das Seelenhaus (ISBN: 9783426304846)

Bewertung zu "Das Seelenhaus" von Hannah Kent

Das Seelenhaus
Zroyas_Papiergefluestervor 8 Jahren
Ein außergewöhnliches Buch, das lange nachwirkt

Hannah Kent hat mit "Das Seelenhaus" eine Geschichte erzählt, zu der ich meine Meinung gar nicht so recht in Worte fassen kann.

Die Isländerin Agnes Magnúsdóttir wird beschuldigt, gemeinsam mit einer anderen Magd und einem Bauernsohn, im Jahre 1828, zwei Männer auf grausame Art und Weise ermordet zu haben. Die drei Beschuldigten sollen schließlich im Jahr darauf für ihre Vergehen hingerichtet werden. Agnes verbleibt bis zu ihrer Hinrichtung auf dem Kornsáhof im Tal von Vatnsdalur, unter Aufsicht des Dienstmannes Jón und seiner Familie, in Verwahrung. Die junge Frau, deren Schicksal nach den Ereignissen in der Mordnacht besiegelt ist, wird auf dem Hof als Magd arbeiten, bis die Hinrichtung stattfinden wird. Und nachdem ihr lange Zeit niemand zuhören wollte, kann die wortkarge Agnes erst viel zu spät erklären, was eigentlich wirklich passiert ist.

Während mir beim Lesen vor allem die fremden, ausländischen Namen sehr sperrig im Mund und auf der Zunge lagen, ist auch der Aufbau des eigentlichen Buches zunächst einmal recht ungewöhnlich. Neben alten, amtlichen Dokumenten und Briefen, deren Abdrucke die Hintergründe und den zeitlichen Rahmen des Prozesses um Agnes Magnúsdóttir erklären und darstellen, wird die Geschichte sowohls teils aus Agnes' Sicht als auch aus der eines allwissenden Erzählers geschildert. Alle drei Komponenten haben sich für mich perfekt zusammen gefügt und ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Vor allem Agnes, deren Passagen von einem so klugen, klaren und schönen Geist zeugten, den man ob ihrer allgemeinen, wortkargen Beschreibung nicht vermuten würde, hat mich nachdrücklich beeindruckt. Gerade in den Kapiteln, die aus ihrer Sicht geschrieben waren, habe ich mir etliche Zitate markiert und viele bezaubernde Sätze finden können. Die Tatsache, dass sie nie die Chance hatte, ihre Geschichte so zu erzählen, wie sie tatsächlich geschehen ist, macht ihr im Verlaufe des Buches zu schaffen. Nur sehr langsam gelingt es der Familie, auf deren Hof sie verwahrt ist, und dem Pfarrvikar Tóti, Agnes ihre Vergangenheit zu entlocken.

"Ich esse Steine, ich breche meine Zähne, und sie sprechen trotzdem nicht mit mir. Nur der Wind. Nur der Wind spricht, aber es ergibt keinen Sinn, er schreit wie ein Witwer der Welt, und er wartet nicht auf Antwort." (Zitat, S. 365)

Man erfährt immer neue Aspekte aus Agnes Leben, kleine Brotkrumen, die ihre Spur kennzeichnen - von ihrer Kindheit als Waisenkind, durch das schwere, trostlose Leben als Magd und Mündel, über ein gebrochenes Herz bis hin zu der schicksalshaften Nacht und der bevorstehenden Hinrichtung. Dabei ist es wunderschön und herzzerreißend zugleich, wie Agnes langsam Vertrauen zu Margrét (der Dame des Hofes), zu den Töchtern, dem ihr zugeteilten Pfarrvikar Tóti und am Ende sogar zum strengen, abweisenden Hofbesitzer Jón aufbauen kann. Herzzerreißend, weil man bereits zu Beginn weiß, dass die zarten Knospen der Hoffnung, die in Agnes während der Verwahrung aufkeimen, dazu bestimmt sind, zerstört zu werden.

"Ein grausames Geschenk: so viel Zeit, um mich von allem zu verabschieden. Warum sagen sie mir nicht, wann ich sterben muss? [...] Mein Todesurteil neben der Alltäglichkeit auf dem Hof ist wie ein Stich ins Herz. Vielleicht hätten sie besser daran getan, mich auf Stóra-Borg zu lassen. Ich wäre dort vielleicht schon verhungert. Mein Äußeres wäre längst schlammverkrustet, mein Inneres randvoll mit Kälte und Hoffnungslosigkeit, und mein Körper hätte gewusst, dass er dem Tod geweiht ist, und womöglich sich selbst aufgegeben." (Zitat, S. 282)

Alles in allem ist die Geschichte so wunderbar unaufgeregt, aber so randvoll mit Dingen, die erzählt, die gehört werden wollen, dass ich das Buch nicht zur Seite legen konnte. Das macht es mir schwer. Das ist wie ein Krimi, dessen Auflösung auf der ersten Seite stattfindet. Ein Drama, dessen Ausgang direkt zu Beginn bewusst wird. Und trotzdem ist man gespannt auf das Ende, überrascht, von dem, was man entdeckt und erfährt.

Es ist auf jeden Fall ein ganz außergewöhnliches Buch, dass ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gelesen habe. Eins von denen, die auch nach dem Lesen noch lange im Kopf und im Herz bleiben.

Das Buch ist beim Droemer Knaur Verlag mit der ISBN 978-3-426-30484-6 erschienen und kann dort für 9,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Das Huhn, das vom Fliegen träumte (ISBN: 9783036956992)

Bewertung zu "Das Huhn, das vom Fliegen träumte" von Sun-Mi Hwang

Das Huhn, das vom Fliegen träumte
Zroyas_Papiergefluestervor 8 Jahren
Eine ganz zauberhafte Geschichte über Willensstärke und den Glauben an sich selbst

Die Legehenne Sprosse hat genug vom Leben. Nachdem sie mehr als ein Jahr lang nichts anderes getan hat, als Eier zu legen, die sie doch niemals behalten durfte, hat Sprosse sich geschworen "Ich lege keine Eier mehr". Und damit geht einher, dass Sprosse auch nicht mehr fressen will. Schwach vor Hunger, mit gebrochenem Lebenswillen und endlich in dem Bewusstsein, dass ihr größter Traum - ein Ei auszubrüten und Mama eines wunderschönen Kükens zu werden - niemals in Erfüllung gehen wird, tut Sprosse nichts anderes mehr, als den Akazienbaum im Innenhof zu bewundern.

"Er berührte Sprosse zutiefst. Sie erhob sich, schob den Kopf durch die Drahtmaschen und scheuerte sich dabei den nackten, federlosen Hals wund. Die Blätter haben wieder Blüten ausgebrütet! Sprosse beneidete sie." (Zitat, S. 12)

Nachdem Sprosse vor lauter Hunger und Kraftlosigkeit keine Eier mehr legen kann, verliert die Legehenne für den Bauern ihren Wert. Beinahe leblos wird sie hinter dem Hof mit anderen toten Hühner ins Feld geworfen. Prompt schleicht sich das Wiesel heran, das das lebende Tier unter den Leichen sofort erschnüffelt hat. Mit der Hilfe vom Erpel Streuner gelingt Sprosse die Flucht. Doch wohin nun?

Sprosses folgende Odyssee ist erschreckenderweise ein mehr als passendes Synonym für aktuelle Geschehnisse - so ist es ja häufig mit Tierfabeln. Als fremde, andersartige wird das Huhn von den anderen Bewohnern des Hofes abgewiesen. Trotz Hunger, Schwäche, Obdachlosigkeit und Flucht lässt man Sprosse nicht am Wohlstand des Bauernhofes teilhaben und jagt die Henne davon. Doch Sprosse hat sich entschieden: Sie will leben! Und sie kann es schaffen! Mit der Hilfe von Streuner, ihrem eisernem Willen und zumindest auch ein bisschen Glück, schafft Sprosse das Unmögliche - und verwirklicht nebenbei auch ihre Träume. Nur etwas anders als gedacht.

"Das Huhn, das vom Fliegen träumte" ist eine ganz zauberhafte Geschichte über Willensstärke, den Glauben an sich selbst, Freundschaft, Familie und vor allem Liebe. Wer den Mut hat, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen, kann alles schaffen und trotz aller Widerstände am Ende glücklich werden. Wer auch im Angesicht von Bosheit, Angst, Hass und Ablehnung Gutes tut, sich selbst treu und reinen Gewissens bleibt, kann alles schaffen.

Trotz seiner nur 160 Seiten hat das dünne Büchlein unglaublich viel zu sagen und wird noch lange in meinem Kopf herumgeistern. Die wunderbaren Zeichnungen der Illustratorin Nomoco ergänzen die Geschichte um eine weitere zauberhafte Komponente.

Unnötig zu erwähnen, dass am Ende des Buches auch ein, drei oder mehrere Tränchen geflossen sind.

Das Buch ist beim Kein&Aber Verlag mit der ISBN 978-3-0369-5699-2 erschienen und kann dort für 14,90€ gekauft werden.

Cover des Buches Die Achse meiner Welt (ISBN: 9783426515396)

Bewertung zu "Die Achse meiner Welt" von Dani Atkins

Die Achse meiner Welt
Zroyas_Papiergefluestervor 8 Jahren
Eine wunderbar traurige Geschichte über die erste große Liebe und zweite Chancen

Als Rachel Wiltshire mit ihren Freunden ein Restaurant besucht, um ein letztes Mal ihre Freundschaft zu feiern, bevor sie alle zum Studium an verschiedenen Colleges aufbrechen werden, nimmt der Abend ein jähes, schreckliches Ende. Als ein Auto durch das Fenster des Restaurants bricht und den Tisch, an dem die Clique sitzt in einem katastrophalen Aufprall mit sich reißt, verändert sich Rachels Welt schlagartig. Sie selbst wird lebensgefährlich verletzt und lebt fortan mit einer entstellenden Narbe im Gesicht. Jimmy aber, ihr geliebter, bester Freund seit Kindertagen, ist tot. Er ließ sein Leben, indem er Rachel vom Fenster wegzog und rettete. Nichts hat mehr einen Sinn, das Leben ist viel zu leer ohne Jimmy. Das Leben ist kaputt ohne Jimmy - zerbrochen.

5 Jahre später - Leben 1

Fünf Jahre später lebt Rachel in selbst auferlegter Einsamkeit in London. Doch an diesem Tag kommt sie nicht umhin, sich ihrer Vergangenheit, die sie die letzten Jahre mehr oder weniger erfolgreich zu verdrängen versucht hat, stellen zu müssen. Ihre beste Freundin Sarah hat sie zu ihrer Hochzeit eingeladen - die in ihrer gemeinsamen Heimat Great Bishopsford stattfinden wird, jenem Ort, an dem damals auch jener furchtbare Unfall geschah.

Doch kaum in ihrem Heimatort angekommen, gerät sie nach einem Besuch auf dem Friedhof in einen weiteren Unfall...

5 Jahre später - Leben 2

Fünf Jahre später lebt Rachel glücklich mit ihrem Verlobten Matt, ihrem früheren High School-Freund, in London. Alles ist perfekt - ihr Job bei der Zeitung, ihre hübsche Wohnung in einem Londoner Szeneviertel, und vor allem der wunderschöne Ring, den Matt ihr bei seinem Heiratsantrag an den Finger gesteckt hat. Zu dumm nur, dass sie vergessen hat, den Ring abzunehmen, bevor sie in den Zug nach Great Bishopsford steigt, mit dem zur Hochzeit ihrer besten Freundin Sarah fahren will.

Kaum in ihrem Heimatsort angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Und als sie vor dem Friedhof an der Telefonzelle ankommt, von der aus sie Matt bitten will, sie abzuholen, gerät sie in einen weiteren Unfall...

Nach dem Unfall

Als Rachel im Krankenhaus erwacht, kann sie ihren Augen kaum trauen. Jimmy.

Jimmy steht an ihrem Krankenhausbett und will sie zu ihrem Unfall befragen. Denn Jimmy ist nicht tot, sondern Polizist. Überhaupt ist alles ganz anders. Wo ist die Narbe in ihrem Gesicht? Warum tut Matt so, als wären sie verlobt? Warum ist Jimmy nicht tot? Und welches Leben ist denn jetzt eigentlich das Richtige?

 

Ich konnte mich vom ersten Moment an nicht mehr von dem Buch losreißen. Obwohl ich zugegebenermaßen zuerst einigermaßen verwirrt davon war, dass Rachel zunächst von verschiedenen Versionen ihres Lebens erzählt - nachdem Rachel im Krankenhaus aufwacht, und die Geschichte einheitlich weiter erzählt wird, macht allerdings alles Sinn. Nun ja, zumindest für den Leser; für Rachel macht natürlich gar nichts Sinn.

Ich habe wirklich mitgelitten, als Rachel versucht, ihren widersprüchlichen Erinnerungen auf den Grund zu gehen, und heraus zu finden, was mit ihr passiert. Noch bezaubernder war allerdings zu lesen, wie Rachel und Jimmy miteinander umgehen. Eine tiefe Freundschaft ist eben etwas einmaliges - und die erste große Liebe, das wissen doch alle Frauen, ist etwas magisches, das das ganze Leben über einen ganz eigenen Platz im Herzen hat.

Das ganze Buch über, und das muss ich leider zugeben, war die Geschichte für mich allerdings eher ein netter, sanfter Liebesroman. Kann man mal gelesen haben, muss man aber nicht. Aber dann, auf den letzten 6 Seiten, löst sich die Geschichte schließlich auf und macht so plötzlich Sinn, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschieht. Und das alles auf so herzzerreißende Art und Weise, dass ich ganz furchtbar weinen musste. Und diese 6 Seiten, dieses schrecklich schöne Ende, machen das ganze Buch zu einer wunderbaren, herzerwärmenden Geschichte über zweite, verpasst Chancen, Träume, die man leben sollte, anstatt sie nur vor sich her zu schieben und alles in allem: Die Liebe. Die erste, große Liebe, die man niemals im Leben wieder vergisst.

Das Buch ist beim KNAUR Verlag mit der ISBN 978-3-426-51539-6 erschienen und kann dort für 9,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Der Seidenspinner (ISBN: 9783734102233)

Bewertung zu "Der Seidenspinner" von Robert Galbraith

Der Seidenspinner
Zroyas_Papiergefluestervor 8 Jahren
Spannende Fortsetzung mit bekannt sympathischen Figuren

Robert Galbraiths alias J. K. Rowlings zweiter Roman um den Privatdetektiv Cormoran Strike und seine bezaubernde Assistentin Robin Ellacott, beginnt wie das erste Buch mit dem Besuch eines neuen Kunden in Strikes Detektei. Seit er im ersten Roman den hoch medienwirksamen Fall um den Tod des Models Lula Landry aufklären konnte, kann sich Strike vor neuen, vor allem zahlungskräftigen, Klienten kaum retten. Als ihn jedoch Leonora Quine, die Ehefrau des umstrittenen Autors Owen Quine, darum bittet, ihren verschwundenen Mann zu suchen, nimmt er den Fall weniger aus Profit, sondern vielmehr aus Mitleid und Neugier an. Obwohl gar nicht ganz klar ist, ob er für die Suche überhaupt ein Honorar zu erwarten hat, beginnt Strike nach dem Vermissten zu suchen. Lektoren, Verleger und ein bunter Mix aus Angehörigen der Verlagsbranche führen den Detektiv und seine Assistentin Robin, die immer mehr als selbstständige Ermittlerin als als Sekretärin aushilft, auf die Spur des exzentrischen Quine und bald stellt sich die Frage: Ist der Autor tatsächlich nur untergetaucht, weil er eine Auszeit brauchte, oder hängt sein Verschwinden mit seinem neuen Roman Bombyx Mori zusammen?

In jenem Roman, den Quine fertig stellte, kurz bevor er von der Bildfläche verschwand, rechnet er auf hässlichste, böseste Weise mit seinem Umfeld ab – da gibt es nicht nur einen Verdächtigen, der Quine nicht all zu gern ans Leder wollte. Zu dumm nur, dass Quine seinen “Opfern”, entstellte Pseudonyme gab, hinter denen die realen Personen nicht gleich auszumachen sind.

Als Strike den Autor schließlich ausfindig machen kann, wird aus dem Vermissten-Fall plötzlich ein viel dramatischer. Während Bombyx Mori von allen Beteiligten unter Verschluss gehalten werden will, steht Strike wieder einmal vor der Aufgabe, mit brillianter Befragungstechnik, Glück, seiner so klugen wie engagierten Assistentin Robin und einer gehörigen Portion detektivischem Spürsinn nach dem Grund der Geschehnisse zu suchen.

Der wirklich einmalige Cormoran Strike, der mit seinen Eigenheiten immer wieder aneckt und aus dem man wahrscheinlich niemals ganz schlau werden wird, ist mir auch in diesem zweiten Band wieder wahnsinnig sympathisch. Genau so verhält es sich mit Robin, seiner Assistentin. Trotz der Schwierigkeiten, die sie wegen des Jobs mit ihrem Verlobten Matthew hat, geht sie inzwischen völlig in ihrer Arbeit als Strikes Sekretärin auf. Dass dieser ihr immer mehr vertraut und an seinen Fällen teilhaben lässt, schürt nur zusätzlich ihr Verlangen, ebenfalls Detektivin zu werden. Ihre persönliche Entwicklung, aber auch die Veränderung des Verhältnisses zwischen ihr und Strike waren wirklich wunderbar zu beobachten.

Aber auch die Nebencharaktere sind, wie schon in “Der Ruf des Kuckucks”, wieder erfrischend schrullig, einzigartig und lebhaft. Jede Figur bekommt eine eigene Stimme und lässt sich auch nach einigen Dutzend Seiten sofort wieder erkennen. Und wie schon im Vorgängerband muss ich mit einiger Frustration gestehen, dass ich das Ende des Falles nicht voraussehen konnte. Das ist nämlich zwar eigentlich klasse, weil man so bis zum Schluss gespannt bleiben kann, andererseits gelingt es mir sonst wirklich fast immer, bei Krimis den Täter oder die Auflösung des Falles vor dem Ende des Buchs heraus zu finden. Bei beiden bisher erschienenen Cormoran Strike Büchern laufen die vielen gesponnen Fäden aber so perfekt zusammen, dass der Knoten im wahrsten Sinne des Wortes wirklich erst ganz zuletzt platzt.

Auch den zweiten Band der Reihe kann ich also absolut nur als Leseempfehlung geben! Den dritten Band “Die Ernte des Bösen“, der am 29.02. in deutscher Übersetzung erscheint, habe ich bereits vorbestellt und warte schon ganz ungeduldig auf Strikes und Robins nächsten spannenden Fall. :)

Das Buch ist beim blanvalet Verlag mit der ISBN 978-3-7645-0515-8 erschienen und kann dort für 19,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Füreinander bestimmt. Violet und Luke (ISBN: 9783453534582)

Bewertung zu "Füreinander bestimmt. Violet und Luke" von Jessica Sorensen

Füreinander bestimmt. Violet und Luke
Zroyas_Papiergefluestervor 8 Jahren
Ist die Liebe stark genug, um die Vergangenheit zu vergessen?

Nachdem die ersten beiden Bände sich um die Beziehung zwischen Callie und Kayden gedreht haben, geht es in diesem Buch nun um Kaydens Freund Luke und Callies Mitbewohnerin Violet. Vor allem Luke war mir schon als Nebenfigur in den beiden vorherigen Bücher wahnsinnig sympathisch, sodass ich unbedingt auch seine Geschichte lesen musste. Violet hatte vorher keinen besonders einprägenden Auftritt, als Hauptfigur ihrer eigenen Story habe ich sie aber sofort lieb gewonnen.

Wer die Bücher von Jessica Sorensen kennt, der weiß, dass sich die Charaktere vor allem über ihre bisher sehr unschönen Lebensgeschichten definieren. So geht es auch Violet und Luke.

Violet, die als Kind den Mord an ihren Eltern beobachten musste, hat eine Odyssee durch viel zu viele Pflegefamilien hinter sich. Niemand konnte genug Empathie für das kleine, zutiefst verstörte Mädchen mit der panischen Angst vor dem Verlassenwerden aufbringen, sodass sie niemals "neue Eltern" finden konnte. Das letzte Paar, das Violet aufnimmt, ist zwar lange kein Paradebeispiel, kümmert sich aber immerhin einigermaßen vernünftig um das Kind.

Luke wächst als Kind ohne Vater bei seiner drogensüchtigen Mutter auf, die ihn zu Dingen zwingt, die kein Kind jemals tun müssen sollte. Um die Erinnerungen an seine Mutter und den Selbstmord seiner Schwester zu verdrängen, bleiben ihm neben viel zu viel hartem Alkohol nur Gewalt und flüchtige Bekanntschaften, die ihn wenigstens für Momente alles vergessen lassen.

Als Violet, die für ihren Pflegevater mit Drogen dealt, nach einem missglückten Deal aus einem Fenster springt und dabei direkt auf Luke landet, ist dieser im wahrsten Sinne des Wortes völlig überrumpelt. Vor allem davon, dass Violet der Sprung und der dadurch verstauchte Knöchel gar nichts auszumachen scheinen. Überhaupt, so scheint es, wann immer er sie in den folgenden Wochen wieder trifft, macht ihr eigentlich kaum irgendetwas etwas aus. Violet scheint alles egal zu sein.

Obwohl beide nicht erklären können, warum, lässt die Begegnung keinen von beiden los und nach zahlreichen, mehr oder weniger zufälligen Begegnungen müssen sich die beiden eingestehen, dass ihnen der jeweils andere nicht völlig egal ist. Da trifft es sich hervorragend, dass beide zum Semesterende eine neue Bleibe brauchen und sich diese nur mit einem Mitbewohner leisten können. Was sie bei ihren Plänen zum Zusammenziehen nicht wissen: Ihre Vergangenheiten sind auf furchtbare Weise miteinander verknüpft - und das herauszufinden, lässt leider nicht all zu lange auf sich warten...

Ich musste das Buch in einem Rutsch durchlesen, weil einfach alles zusammen gepasst hat. Obwohl mir auch die ersten beiden Bände um Callie und Kayden haben, waren mir dort die Probleme aller Charaktere doch ein wenig zu erzwungen. Es gab zu viele psychische Schwierigkeiten auf einmal, die ein wenig von den Gefühlen zwischen Callie und Kayden abgelenkt haben. In diesem Buch konzentrierte sich die Geschichte direkt auf die beiden Protagonisten, die Nebencharaktere waren dabei fröhliches, unterstützendes Beiwerk. Für mich war das etwas angenehmer und fühlte sich nicht so vollgestopft an. Wie schon bei Callie und Kayden gab es zwischen dem ersten und dem nächsten Band einen fiesen Cliffhanger, sodass ich es gar nicht erwarten kann, wie es mit dem nächsten Buch "Einander verfallen" weiter geht! Das erscheint am 09.11. und ich bin schon jetzt gespannt.

Cover des Buches Red Queen (ISBN: 9780062310637)

Bewertung zu "Red Queen" von Victoria Aveyard

Red Queen
Zroyas_Papiergefluestervor 9 Jahren
Interessante Kombination bekannter Ideen mit einigen Schwächen in der Umsetzung

Die Welt, in der die Protagonistin Mare Barrows lebt, ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der die priviligierten Silver und die dienenden Red leben. Silver und Red sind durch die silberne und rote Farbe ihres Blutes von einander zu unterscheiden - und die Tatsache, dass die Silver individuelle Fähigkeiten haben, die sie über die Red emporheben. Unter den Silver gibt es z. B. Strongarms mit übermenschlicher Stärke, Whisper mit starken telepathischen Fähigkeiten, Nymphs mit der Gabe, Wasser zu kontrollieren, Silencer, die die Fähigkeiten anderer Silver unterdrücken können und noch viele andere. Die Red hingegen sind normale Menschen, die aufgrund ihrer fehlenden Kräfte von den Silver unterjocht und zum Dienen und Arbeiten gezungen werden.

Das Königreich Norta, in dem die Geschichte um Mare spielt, liegt seit Jahrzehnten im Krieg mit den Lakelands und die Silver schicken erbarmungslos jeden verfügbaren Red an die Front. Um den ständigen Nachschub an Red-Soldaten zu gewährleisten, gibt es eine Einberufungspflicht für alle Red, die das Alter von 18 erreicht und keine Ausbildungsstelle oder einen Job haben.

Die 17-jährige Mare Barrows lebt in den Stilts, einer Siedlung nahe der königlichen Sommerresidenz. Da ihre 3 Brüder Shane, Bree und Tramy seit längerer Zeit im Krieg kämpfen, lebt Mare nur noch mit ihren Eltern und ihrer Schwester Gisa in dem ärmlichen Haus, das am Rand der Stilts steht. Während der kleinen Gisa eine vielversprechende Zunkuft als Schneiderin für reiche Silver-Kunden bevorsteht, sorgt Mare als Diebin für ihren Anteil am familiären Unterhalt.

Um ihren besten Freund Kilorn vor der Einberufung zu retten, beschließt Mare, mit der Anführerin der weitbekannten Rebellengruppe Scarlet Guard eine Abmachung zu treffen - gegen eine hohe Auslösesumme wird Anführerin Farley sowohl Mare als auch Kilorn aus dem Land schleusen. Als Gisas Versuch, Mare bei der Beschaffung des Geldes zu helfen, gehörig schief geht, will Mare in einem letzten verzweifelten einen Fremden bestehlen. Dieser erwischt sie zwar, gibt ihr aber trotzdem etwas Geld und will ihr einen Job besorgen.

Als Mare am nächsten Tag in den Sommerpalast der verhassten Königsfamilie gerufen wird, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten, ist ihre Verwirrung groß - bis sich unter den Mitgliedern der königlichen Familie plötzlich der Fremde der vorherigen Nacht befindet.

Während des Queenstrial, bei dem die Silver-Prinzen Cal und Maven unter den zahlreichen Töchter adliger Silver-Familien ihre zukünftigen Bräute aussuchen sollen, kommt es schließlich zu einem Unglück, das Mares Leben drastisch verändern wird - vor allem zum negativen.

Die Idee einer durch empathielose, grausame Herrscher unterdrückten Bevölkerung ist einem nicht zuletzt aus "Die Tribute von Panem" längst bekannt; ich hatte generell das Gefühl, dass eben jene Geschichte massiv für das allgemeine Setting der Geschichte dienen musste. Das Prinzip eines mehr oder minder mutigen, von der Regierung unterdrückten Mädchens, dass durch die Verkettung unglücklicher Umstände plötzlich gezwungen ist, als Symbol und toughe Kämpferin/Verwandlungskünstlerin herzuhalten, die bis auf einige leise innere Konflikte scheinbar kein Problem damit hat, sich zum Zwecke des Selbstschutzes komplett zu verstellen und ihre Familie Familie sein zu lassen, kam mir so bekannt und ausgelutscht vor, dass ich das ein oder andere Mal fast die Lust am Lesen verloren habe. Während Katniss Everdeen mit Biss, Schlagfertigkeit und Sympathie punkten konnte, war mir Mare einfach nur viel zu naiv, lammfromm, gleichgültig und leichtgläubig. Wann immer etwas passierte, bei dem ich an ihrer Stelle wahrscheinlich vor Angst tot umgefallen wäre, gab es bei Mare nur "Irgendetwas geschah, aber ich verstand nicht was, und so ging ich einfach zur nächsten Aufgabe über." oder "Die Silver beuten mein Volk seit Jahrhunderten aus, und ich hasse sie alle unglaublich stark, aber hey, die beiden Prinzen sind ja so süß und fürsorglich, wer kann da schon nein sagen."

Das zweite literarische Vorbild, dessen sich die Geschichte bedient, scheint "The Selection" und damit der Kampf einiger ausgewählter Mädchen um die Gunst des zu verheiratenden Prinzen zu sein. Hier hinkt Red Queen aber meiner Meinung nach dem Original auch wieder nur hinterher. Während America Singer mit Humor, Großmütigkeit, Selbstlosigkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber ihren Mitbewerberinnen glänzte, bleiben die Figuren um Mare eher farblos, nicht einmal ihre stärkste Konkurrentin und spätere Erzfeindin Evangeline wird dem Leser in irgendeiner expliziteren Art und Weise näher gebracht.

Zusätzlich zu der Vorhersehbarkeit der Handlung haben mich außerdem einige Logikfehler und Lücken im Story-Hintergrund gestört. Man frage sich: wenn im Buch die Fähigkeiten der ach so außergewöhnlichen Silver so stark in den Vordergrund gestellt werden - warum kämpfen die Silver dann nicht selber an den Fronten ihres Krieges? Ein paar Strongarms, die ihre Gegner dem Erdboden gleichmachen; Nymphs, die mit riesigen Flutwellen sämtliche Gegner ertränken könnten; Magnetrons, die mit ihren Kräften erreichen könnten, dass sich die Metall- bzw. Stahlgewehre gegen die gegnerischen Besitzer wenden; Whisper, die ihre Feinde mit telepathischen/telekinetischen Befehlen zum Selbstmord oder friendly Fire zwingen könnten. Nein, stattdessen werden seit Dekaden schwache Red in den Krieg geschickt. Der Sinn dieser Überlegung hat sich mir nicht erschlossen - nicht zuletzt, weil Silver als extrem stolz und eingebildet beschrieben werden (würden sie dann nicht selber die Helden sein wollen, als sich von einem Red den Hintern retten zu lassen?).

Außerdem erfährt man so gut wie nichts über die Hintergründe der vorherrschenden politischen Situation. Wie wurde die Welt zu der, die sie heute ist? Bis auf Norta, die Lakelands und ein oder zwei weitere ab und zu eingeworfene Namen werden keine weiteren geografischen oder geschichtlichen Bezugspunkte genannt, sodass zumindest ich mir die Welt, in der die Geschichte spielt, überhaupt nicht vorstellen konnte.

Auch die Rebellengruppe Scarlet Guard war mir mehr als subjekt. Wenn diese sich à la Distrikt 13 in den Panem Büchern seit Jahren erfolgreich der Gewalt der Silver entziehen und mit ausgewählten Anschlägen zur Wehr setzen kann, wieso wird dann Hinz und Kunz einfach ohne Test oder Backup-Kontrolle als Mitglied willkommen geheißen? In dem Moment, in dem ein bestimmter Silver ohne Zögern in die Scarlet Guard eingelassen wurde, war mir klar, wie die Geschichte weiter ablaufen würde. Für mich ein ganz klarer Stimmungskiller, den man sicher besser hätte kaschieren können.

Insgesamt hat mir das Buch ein paar interessante Lesestunden beschehrt, und ich hatte an einigen Stellen tatsächlich auch ein bisschen Pipi im Auge. Die Kombination der verschiedenen Ideen bzw. Konzepte fand ich grundsätzlich sehr interessant, an der Umsetzung hat es dann jedoch meiner Meinung nach deutlich gehapert. Vielleicht wollte Victoria Aveyard zu viel gleichzeitig. Bestimmt hätte man aus dem Grundgerüst der Story sehr viel mehr machen können und eventuell kann ein starker zweiter Band den schwachen ersten wieder heraus reißen.

Ich werde dem zweiten Teil auf jeden Fall eine Chance geben, da ich trotz der Schwächen der Geschichte wissen möchte, wie es mit Mare, Kilorn, Cal, Maven und der Scarlet Guard weiter geht. Außerdem sind Mares besondere Fähigkeiten, auf die in Vermeidung möglicher Spoiler in dieser Rezension nicht eingegangen bin, ein Story-Pluspunkt, den ich im zweiten Teil sehr gerne noch ausgebaut sehen möchte.

Die deutsche Ausgabe des Buches ist beim Carlsen Verlag mit der ISBN 978-3551583260 erschienen und kann dort für 19,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Die Liebe von Callie und Kayden (ISBN: 9783453534575)

Bewertung zu "Die Liebe von Callie und Kayden" von Jessica Sorensen

Die Liebe von Callie und Kayden
Zroyas_Papiergefluestervor 9 Jahren
Gerechtigkeit erfährt man nur, wenn man selber dafür einsteht

Nach den dramatischen Erlebnissen am Ende des ersten Teils tappt man als Leser ein wenig irritiert durch den Anfang des zweiten Bandes. Wer erwartet, die Handlung würde nahtlos an die letzten Seiten von “Die Sache mit Callie & Kayden” anknüpfen, der wird überrascht sein. Und wer außerdem erwartet, Kaydens Situation mit dem Wissen aus Band 1 vollends zu verstehen, der irrt zusätzlich. “Die Liebe von Callie & Kayden” rollt alles noch einmal auf – wer ist Schuld an Kaydens Unglück? Tatsächlich sein Vater, oder vielleicht doch nur er selbst?

In diesem Buch gehen Kayden und Callie an ihre Grenzen. Sie kämpfen gegen sich selbst, und vor allem Kayden gegen seine widersprüchlichen Gefühle – die vor allem darum kreisen, sich Callie nicht entziehen zu können, obwohl es ihr ohne ihn so viel besser gehen würde. Und schließlich, nach endlosem Verweigern, Verlieren, Wiederfinden, Aufgeben und Gewinnen, machen sich sowohl Kayden als auch Callie endlich auf, um aus ihren Schatten heraus zu treten, Stellung zu beziehen und für sich selber aufzustehen.

Ich liebe kaputte Charaktere, das habe ich schon oft angemerkt. Und weil das so ist, kam ich in diesem Buch wieder sehr auf meine Kosten. Für mich war es ein absoluter Hochgenuss, Kayden durch seine Abgründe und wiedersprüchlichen Empfindungen zu begleiten. Ohne zu wissen, was genau denn nun eigentlich tatsächlich an dem letzten Abend in Band 1 passiert ist, und woher Kaydens schwere Verletzungen der Vergangenheit wirklich rühren, deckt der Leser nach und nach Kaydens Geschichte auf. Am Ende des Buches ist es dann allerdings Callie, die ihrer Odyssee ein Ende setzt, und sich endlich von der Vergangenheit frei macht. Als ich gelesen habe, wie sie das anstellt, habe ich dann auch ein, zwei Tränchen verdrücken müssen.

Im Laufe des Buches sind mir auch Seth und Luke immer mehr ans Herz gewachsen. Wie auch schon in Band 1 werden auch bei diesen beiden Neben-Charakteren dunkle Seiten und Erlebnisse mehr oder minder klar angedeutet, in diesem Buch stand für mich aber viel mehr im Vordergrund, was für eine wundervolle, verlässliche Freundschaft zwischen den Vieren entstanden ist und sich nun nach und nach immer mehr festigt.

Positiv fand ich, dass in diesem 2. Band zwar immer noch auf die verschiedenen Probleme aller Charaktere eingegangen wird, diese aber nicht mehr ganz erzwungen wirkten, wie in “Die Sache mit Callie & Kayden”. Dort hatte ich das Gefühl, es müsse immer wieder überdeutlich betont werden, wie zerstört die Protagonisten doch sind, was alles fürchterliches passiert ist und wie schrecklich doch alles eigentlich ist. In “Die Liebe von Callie & Kayden” passte alles etwas flüssiger zusammen, alles fügte sich – meiner Meinung nach deutlich weniger gezwungen – zusammen und ergab am Ende ein rundes Bild. Das Hin und Her zwischen Callie und Kayden hätte allerdings nicht viel länger dauern dürfen, sonst wäre es mir wohl irgendwann langweilig geworden. Aber das ist zum Glück nicht passiert. ;)

Von mir gibt es also eine Leseempfehlung – vor allem, wem der erste Band gefallen hat, sollte hier unbedingt wieder zugreifen. Ohne die Vorkenntnisse aus Band 1 könnte es allerdings schwer werden, aber das ist nur ein weiterer Grund, zu beiden Büchern zu greifen. ;)

Das Buch ist beim Heyne Verlag mit der ISBN 978-3-453-53457-5 erschienen und kann dort für 8,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Die Spur der Hebamme (ISBN: 9783426636954)

Bewertung zu "Die Spur der Hebamme" von Sabine Ebert

Die Spur der Hebamme
Zroyas_Papiergefluestervor 9 Jahren
Ein romantischer Historien-Roman mit der Dramatik eines Hexen-Prozesses

Die Geschichte geht weiter! :) Im zweiten Band der Hebammen-Reihe.

  1. Das Geheimnis der Hebamme
  2. Die Spur der Hebamme
  3. Die Entscheidung der Hebamme
  4. Der Fluch der Hebamme
  5. Der Traum der Hebamme

In "Die Spur der Hebamme" geht es, wie schon im ersten Band, "Das Geheimnis der Hebamme" um Christiansdorf, Ritter Christian, seine Geliebte Marthe, die Mark Meißen und das Fürstenpaar Otto und Hedwig von Wettin.

Nachdem Christiansdorf im ersten Band durch einen Siedlerzug urbar gemacht und besiedelt wurde, und durch den Fund einer Silberader zu einigem Reichtum kam, wächst der Ort nun im zweiten Band weiter und wird immer größer. Dies bedeutet aber auch, dass Marthe als Wehmutter mehr zu tun bekommt und so bald die Aufmerksamkeit jener auf sich zieht, von denen sie besser unbemerkt geblieben wären. Schließlich kann sie sich dem Einfluss der Kirche nicht länger entziehen und wird als Hexe angeklagt und vor ein Kirchengericht gestellt. Wie diese Begegnung ausgeht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, davon solltet ihr euch selber überraschen lassen.

Doch nicht nur Marthe und Christian müssen sich auftretenden Schwierigkeiten stellen. Auch Otto von Wettin und seine schöne Frau Hedwig können einander nicht länger heile Welt vorspielen. Während es Hedwig im ersten Band der Reihe noch gelingt, ihren grimmigen, aufbrausenden Gemahl mit klugen, vorsichtigen Griffen unbemerkt aus dem Hintergrund zu lenken, belasten Ottos öffentliche Affären und Hedwigs dunkelstes Geheimnis die Ehe des Fürstenpaares, was meist zu undurchdachten, verblendeten Entscheidungen Ottos führt, die widerrum nur all zu häufig schlimme Konsequenzen für Christian und sein Dorf haben.

Nach den grausamen Geschehnissen im ersten Teil des Buches, unter denen Marthe bis zuletzt leidet, kommt es im zweiten Teil der Geschichte zu einer neuen Zerreißprobe für die Liebe von Christian und Marthe. Auch hier will ich nicht zu viel verraten, es lassen sich aber Paralellen zu ähnlichen Geschehnissen im ersten Buch finden - was mich zum Teil ein wenig ermüdet, mich aber ingesamt eigentlich nicht weiter stört, da das Ende des Handlungsstrangs mit einem eindeutigen OH! glänzen kann, mit dem ich beim ersten Lesen nicht gerechnet hatte. Mittlerweile kann ich das Buch, genauso wie die restlichen Bände eigentlich fast auswendig, leide und schmachte aber trotzdem jedes Mal wieder mit. ;)

"Die Spur der Hebamme" kann für mich auch wieder durch das realistische Flair überzeugen, dass mich mich bei jedem Mal lesen in die damalige Zeit entführen kann, sodass ich das Gefühl habe, direkt dabei zu sein. Die weiter erzählte Liebesgeschichte von Christian und Marthe, sowie die übrigen sehr gut dargstellten Charaktere machen das Buch für mich zu einem historischen Page-Turner. :)

Das Buch ist beim Knaur Verlag mit der ISBN 978-3-426-63695-4 erschienen und kann dort für 10,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Das Geheimnis der Hebamme (ISBN: 9783426634127)

Bewertung zu "Das Geheimnis der Hebamme" von Sabine Ebert

Das Geheimnis der Hebamme
Zroyas_Papiergefluestervor 9 Jahren
Ein romantischer Historien-Roman

Ich liiiebe historische Romane. Vor allem solche, die es schaffen, sachliche Fakten mit sympathischen Figuren und einen spannenden Story zu kombinieren. Das Geheimnis der Hebamme ist der erste Band einer Reihe, die genau das perfekt schafft.

  1. Das Geheimnis der Hebamme
  2. Die Spur der Hebamme
  3. Die Entscheidung der Hebamme
  4. Der Fluch der Hebamme
  5. Der Traum der Hebamme

Im Mittelpunkt der Hebammen Romane steht die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt Freiberg in der damaligen Mark Meißen. In diesem ersten Band gibt es Freiberg allerdings noch nicht, denn die Geschichte beginnt mit den Siedlerzüge fränkischer Bauern, die im 12 Jahrhundert aus ihren ursprünglichen Verhältnissen fortzogen, um dem Ruf des Meißener Markgrafen Otto von Wettin zu folgen und die unbewohnten Teile der Mark zu roden und zu besiedeln. Einer der Hauptcharaktere ist dabei Ritter Christian, der einen der Siedlerzüge anführt und sich schließlich mit den Bauern in Christiansdorf niederlässt - dem Dorf, das später einmal die Stadt Freiburg werden wird. Gemeinsam mit seinem Knappen Lukas steht er für die wahren Ideale des Ritterstandes: die Untergebenen zu beschützen und edelmütig, mutig und gerecht zu handeln.

Teil des Siedlerzuges ist neben vielen liebens- und hassenswerten Persönlichkeiten auch die junge Wehmutter Marthe, die sich trotz ihres geringen Alters bestens auf das Heilen von Verletzen oder ihre Aufgaben als Hebamme versteht. Sie hat "Gesichte", und ist so im Laufe der Geschichte in der Lage, durch kurze Visionen oder starke Empathie Unheil und bestimmte Geschehnisse voraus zu ahnen. Dies wird aber so subtil in die Handlung des Buches eingeflochten, dass es für mich an keiner Stelle unglaubwürdig wirkt.

Neben den Ereignissen im Dorf, die von dem Bau erster Lehmhütten, Hochzeiten, Geburten zu dem schließlich auch den für den weiteren Verlauf der Handlung immens wichtigen Fund einer Silberader unter dem Dorf führen, steht vor allem auch das Geschehen auf dem Meißener Burgberg im Mittelpunkt. Markgraf Otto, seine ebenso schöne wie kluge Frau Hedwig und ihr Gefolge bieten eine zweite Seite der Erzählung - denn das Leben auf dem Burgberg trieft nur so vor Intrigen, Komplotten, Verhandlungen und Allianzen. Wer "Ein Lied von Eis und Feuer" oder zumindest den cineastischen Verwandten "Game of Thrones" kennt, kann sich vorstellen, wie es an einem mittelalterlichen Hof so zu ging. Nur dass hier keine Drachen mitspielen. ;)

Während Sabine Ebert mehr oder weniger genau den historischen Abläufen der Entstehung Freibergs und der Mark Meißen folgt, und es versteht Fakten geschickt in ihrer Geschichte unterzubringen, ohne, dass dem Leser langweilig wird, spinnt sie eine dramtische, aber zugleich zuckersüße Liebesgeschichte zwischen Marthe und Ritter Christian drumherum - die zwar keine historische Grundlage hat, aber eindeutig nicht fehlen dürfte. Ich meine, was ist schon ein historischer Roman ohne eine Liebesgeschichte? :)

Christian und die Bewohner seines Dorfes müssen immer wieder gegen Intrigen bestehen, die von Christians Erzfeind, Ritter Randolf und seinen gewalttätigen, skupellosen Freunden gesponnen werden.

Mein absolutes Highlight in nicht nur diesem Band ist die Tatsache, wie realistisch das mittelalterliche Leben beschrieben wird. Wenn Frau Ebert über die Zustände im Dorf, das Verhalten der Figuren oder die Geschehnisse auf dem Burgberg schreibt, komme ich mir immer vor, als stünde ich mittendrin - ich weiß nicht, wie die Autorin das schafft, aber die zaubert in ihren Büchern ein ganz besonderes Flair, dem ich mich nicht einziehen kann. Nicht umsonst gehört dieser erste Teil zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Ich finde es eben einfach wahnsinnig spannend, wie es damals so zuging.

Die einzelnen Figuren sind so toll dargestellt - sowohl die, die man sofort ins Herz schließt, als auch die, die man am liebsten einfach nur an die Wand klatschen würde - dass ich immer wieder mitfiebere, auch wenn ich das Buch inzwischen fast schon auswendig kenne.

Wer also Interesse an historischen Romanen, Lust auf ein wenig Romantik und ein Faible für Schwertkämpfe hat, kann mit diesem Buch absolut nichts verkehrt machen. :)

Das Buch ist beim Knaur Verlag mit der ISBN 978-3426634127 erschienen und kann dort für 10,99€ gekauft werden.

Cover des Buches Wenn ihr uns findet (ISBN: 9783453534346)

Bewertung zu "Wenn ihr uns findet" von Emily Murdoch

Wenn ihr uns findet
Zroyas_Papiergefluestervor 9 Jahren
Bezaubernde Hommage an die Liebe einer Familie

Manchmal passiert es, dass mich ein Buch so bewegt, dass ich am Ende keine Worte finde. Ich sitze still, presse mir weinend das Buch an die Brust und wiege still vor und zurück. Und auch, wenn ich dann völlig überfordert bin, nicht weiß, wohin mit mir und meinem Kummer - eigentlich sollte jedes Buch genau das mit mir machen. Mich aufwühlen, beeindrucken, mir den Atem verschlagen, verzweifelte Emotionen wecken - im positiven, wie negativen Sinne. Katniss im Dorf der Sieger. Ky, der Cassia seine Geschichte auf Papier erzählt. Dobby, Fred, Snape, Lupin und Tonks, die im finalen Kampf gegen Voldemort sterben. Manchmal gelingt es, für meinen Geschmack viel zu selten.

Wenn ihr uns findet hat es seit langer Zeit mal wieder geschafft. Ich kann gar nicht genau erklären, warum eigentlich. Aber so ist das eben, wenn man nicht die richtigen Worte findet.

Carey und ihre selektiv mutistische Schwester Nessa leben halb verwildert im Wald, seit ihre Mutter von einem Besuch in der Stadt, um neue Konserven zu besorgen, nicht zurück gekommen ist. Die letzten Jahre haben sie zu dritt im Wald gelebt, fern ab der Zivilisation, nur mit dem Nötigsten, immer hungrig, immer frierend, immer irgendwie überlebend. Gerade, als das Essen endgültig knapp wird, tauchen Careys Vater und eine Mitarbeiterin des Jugendamts auf. Carey und Nessa müssen den Wald verlassen und kommen fortan beim Vater und dessen neuer Familie unter. Während Nessa im neuen Umfeld aufblüht, kann sich Carey nicht einfügen. Zu groß sind die Verletzungen der Vergangenheit, zu furchtbar die schrecklichen Erlebnisse ihrer Jugend, zu bösartig die von der Mutter implementierten Erinnerungen an den Vater.

Ganz, ganz langsam - mit viel Geduld, Kraft, Mut, einer neuen Freundin, der ersten zarten Liebe und Verständnis - gelingt es Carey, einen Platz in ihrem neuen Leben zu finden. Aber die Angst überschattet alles. Die Angst davor, jemand könnte heraus finden, was Carey im Wald tun musste, um zu überleben. Doch nur wenn schließlich alle Geheimnisse gelüftet werden, kann Carey wirklich glücklich werden.

Das Buch stand lange auf meiner Buchliste und als ich es schließlich in den Händen hielt, konnte ich es nicht wieder zur Seite legen. Von der ersten Seite an war ich wie verzaubert. Auch wenn ich mich zuerst an Careys unbeholfene, holprige Sprechweise gewöhnen musste, haben mich die sprachlichen Bilder, Metaphern und Bedeutungen zwischen den Zeilen sofort in ihren Bann gezogen. Immer wieder schossen mir Tränen in die Augen, ich musste mir Zitate notieren, Worte auf der Zunge zergehen lassen, Klöße im Hals schlucken, Sätze verdauen und den Atem anhalten. Vor allem, als Carey am Ende ihr Geheimnis und damit den Grund für Nessas Verstummen verrät, wusste ich nicht mehr, wohin mit meinem Kummer.

Dass Glück und Liebe für jeden etwas anderes bedeuten, und je nach Bedeutung besonders fragil sind, ist in diesem Buch wieder einmal ganz besonders deutlich zu erkennen. Das, was zuletzt bleibt, ist die Familie. Wie auch immer die aussieht. Mit genug Liebe kann sie jede Form annehmen.

Über mich

Bloggerin, Katzenmama, Studentin, Luftikuss und Träumerin

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Krimis und Thriller, Fantasy, Liebesromane, Jugendbücher, Historische Romane, Comics, Literatur, Unterhaltung

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