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Zwischen.den.Zeilen

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Institut für gute Mütter (ISBN: 9783550201332)

Bewertung zu "Institut für gute Mütter" von Jessamine Chan

Institut für gute Mütter
Zwischen.den.Zeilenvor 10 Monaten
TOP!

Also ich muss gleich zu Beginn sagen:

Ich habe schon viele, viele Romane aus der Belletristikabteilung gelesen, habe eine Vielzahl an Texten kritisieren dürfen, aber so ein überaus besonderes Exemplar, wie jenes von Jessamine Chan, habe ich tatsächlich noch nicht erlebt: Eine Erzählung, die sich bereits auf den ersten Metern wie ein hochintensiver Thriller anfühlt, dann allerdings prompt die Kehrtwende zu einer tragischen Familiengeschichte durchlebt, die sich von Seite zu Seite dramaturgisch hochschaukelt, aber immer wieder mal vorsichtige, zurückhaltende Stopps einlegt, damit sich die zwischenmenschlichen Töne kompakt einfangen lassen, die es ganz dringend gebraucht hat, um zu allen Beteiligten eine solide geistige Basis herstellen zu können. Was ich übrigens ganz kurios und gleichermaßen genial fand, ist die Tatsache, dass die Autorin zwar immer wieder mal das Genre wechselt, sich neu definiert, aber auch aber stets darum bemüht ist, diesem futuristischen, totalitären Report-der -Magd-Science-Fiction-Overlay treu zur Seite steht.

Leute, was soll ich noch sagen: Ich bin absolut hin und weg. Was das nämlich für ein intelligentes, mutiges, und zugleich kreatives Storytelling-Konzept ist, kann man eigentlich gar nicht glauben. Wie es die Autorin auf charmante Weise fertig bringt, nicht nur die inhaltlichen Handlungsfäden zu knüpfen, sondern auch die LeserInnen emotional mit der Geschichte zu verwurzeln, zeugt schlichtweg von schriftstellerischer Qualität par excellence.

Cover des Buches Der Horror der frühen Chirurgie: Von der Autorin des Bestsellers »Der Horror der frühen Medizin« (suhrkamp taschenbuch) (ISBN: 9783518472798)

Bewertung zu "Der Horror der frühen Chirurgie: Von der Autorin des Bestsellers »Der Horror der frühen Medizin« (suhrkamp taschenbuch)" von Lindsey Fitzharris

Der Horror der frühen Chirurgie: Von der Autorin des Bestsellers »Der Horror der frühen Medizin« (suhrkamp taschenbuch)
Zwischen.den.Zeilenvor einem Jahr
Unglaublich intensiv recherchiert!

Wie bereits in ihrem Vorgängertitel - „Der Horror der frühen Medizin“ (wo die Anfänge des Medizingenies Joseph Listes unter die Lupe genommen wurden) - setzt Fitzharris auch hier wieder alles daran, amüsiert an die Thematik heranzugehen, dennoch bewusst sachlich und emotional distanziert zu bleiben und stets den Blick fürs Detail zu schärfen. Es ist auf alle Fälle durchaus ratsam, sich mit vielerlei medizinischen Fachbegriffen vertraut zu machen, bevor man die Bücher von Lindsay Fitzharris zzr Hand nimmt, bzw. kann es nicht schaden, da so das Lesevergnügen relativ simpel gesteigert werden kann.


Was mir bei „Der Horror der frühen Chirurgie“ so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass es einfach stark und eingehend recherchiert wurde und jedes Kapitel sehr genau unter die Lupe genommen worden. Außerdem schafft es die Autorin auch hier wieder gekonnt, die Leserschaft konstant im Glaube zu lassen, sie hätten eher mit einem Unterhaltungsroman zu tun, als mit staubtrockener Fachliteratur. Das ist eine ganz essentielle Komponente, möchte man fundiertes Wissen vermitteln, das sich dauerhaft ins Langzeitgedächtnis einpflanzen sollte.


Und wieder ist es die Pionierarbeit eines einzelnen Geistes, dem wir es zu verdanken haben - hier konkret in chirurgischer Hinsicht -, dass wir uns heute auf erprobte, begründete medizinische Fakten in der Plastik verlassen können und somit Leid zu mindern vermögen, dem die Menschheit im frühen 20. Jahrhundert - leider Gottes - noch ausgeliefert war.


Genau diese Wichtigheit der Sache selbst bringt Fitzharris eindrucksvoll und druchwegs unterhaltsam zu Papier.

Dass hier und da langatmige Passagen dabei sein könnten, ist bei all den Fachtermini und dem „Medizinkauderwelsch“ vollkommen normal.

Cover des Buches Die F*ck-it-Liste (ISBN: 9783453268470)

Bewertung zu "Die F*ck-it-Liste" von John Niven

Die F*ck-it-Liste
Zwischen.den.Zeilenvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Lebendige, rotzige Sprache trifft auf brutal coole Dialoge, eingehüllt in eine politische Rachestory, die aktueller nicht sein könnte! TOP!
Cover des Buches Mord in Highgate (ISBN: 9783458178729)

Bewertung zu "Mord in Highgate" von Anthony Horowitz

Mord in Highgate
Zwischen.den.Zeilenvor 3 Jahren
Solider Krimi

Anthony Horowitz ist in dreierlei Hinsicht ein ganz besonderer Autor:

  1. Er hat den Kern eines kultivierten, „altmodischen“ Kriminalromanes verinnerlicht wie kein Zweiter, weiß über die Schwierigkeit des Handlungsaufbaus bescheid, kennt die trickreichen Finessen der Charakterenwicklung, die attitütenhaften Gepflogenheiten des gehobenen Gesellschaftskreises, das nonchalante Ambiente, nach dem eben jenes Genre verlangt, und er weiß zuoberst, was es bedeutet, sich mit den unerreichten Legenden der Szene - auf subtile Weise - messen zu müssen.    
  2. Horowitz genießt nicht nur den Status eines Bestsellerautors, er ist auch
    der (in)offizielle „Nachfolger“ von Arthur Conan Doyle und darf mit den wohl kuriosesten Ermittlerpärchen zusammenarbeiten, das die Geschichte der Kriminalliteratur je zu Tage gefördert hat: Sherlock Holmes und Dr. Watson.

  3. Seine Figur - „Daniel Hawthorne“ - ist der beste Beweis dafür, dass Horowitz - in jeder erdenklichen Phase der Erzählung - Persönlichkeiten entwerfen kann, die an Glaubwürdigkeit, Authentizität und Zuverlässigkeit kaum zu überbieten sind. Er bekommt es so augenscheinlich spielerisch zustande, sie in einem völlig klischeehaften Setting zu platzieren und beim Leser dennoch den Eindruck entstehen zu lassen, noch nie Dagewesendes angeboten zu haben. DAS ist die oberste Liga des britischen Kriminalromans.    


Der zweite Fall von Daniel Hawthorne hat - wie bereits sein Vorgänger „Ein perfider Plan“ - (beinahe) ALLES, was man sich von einem stark konzipierten Kriminalroman erwarten    darf: Eine stilvolle, bedachte, ambitionierte Sprache, eigenwillige, attitüdenhafte Charaktere und eine besondere Handlung (obwohl ich mich ehrlicherweise erst an den Plot habe gewöhnen müssen),    die aufgrund ihrer Ausführung und Komplexität, viele lobende Worte verdient hat. Sehr viele lobende Worte! So wurde hier nicht bloß ein oft kopierter Krimi-Einheitsbrei zusammengemischt, sondern    zwei grundverschiedene, intelligente Handlungsstränge äußerst clever miteinander verwoben, deren charmanten Lösungsansätze im Laufe der Geschichte entblättern.

„Man hat in diesem britischen Horowitz-Konglomerat aus Verbrecherjagd und Vornehmheit ständig das Gefühl, mit Jane Marple, Paul Temple, Hercule Poirot und Sherlock Holmes in    der Baker Street 221b zu sitzen und über geistig minderwertige Mörder zu schwadronieren.“ (Auszug Rezension „Ein perfider Plan“)

Für mich persönlich gehört Anthony Horowitz definitiv zu den ganz großen Krimiautoren, die den Charme eines konservativen Detektivromans verstehen, aufgreifen, zurück aufs Papier bringen, dennoch modern (weiter)denken, sich neue Wege zwischen dem eintönigen Mainstream bahnen, und sich schlussendlich auf den wesentlichen Faktor des Schreibens konzentrieren: Den Leser bestmöglich zu unterhalten.

Man muss hier fairerweise sagen, dass sich mein Interesse, bzw. mein Enthusiasmus in Bezug auf den etwas mageren Plot ganz schön in Grenzen gehalten hat. Und man darf an dieser Stelle auch mal verlauten: Hätte jemand anders diesen Plot in einen Kriminalroman verwandeln müssen, so wäre das in puncto Qualität - mit zeimlicher Sicherheit - in die Hose gegangen.

Cover des Buches Westlake Soul - Im Griff des Todes (ISBN: 9783946330158)

Bewertung zu "Westlake Soul - Im Griff des Todes" von Rio Youers

Westlake Soul - Im Griff des Todes
Zwischen.den.Zeilenvor 4 Jahren
Kurzmeinung: So leidenschaftlich, authentisch, aber auch dreckig hat noch niemand über den Geist eines echten Superhelden geschrieben. KLARE EMPFEHLUNG!
Cover des Buches DUNKEL (ISBN: 9783442758609)

Bewertung zu "DUNKEL" von Ragnar Jónasson

DUNKEL
Zwischen.den.Zeilenvor 4 Jahren
Der Anfang vom Ende...

Viel besser! .zurückkehre System vertrauteren zum ich weshalb ,umständlich zu wenig klein ein doch das mir ist ,sein zu ehrlich Um ?oder ,Sache Coole .schreiben zu umgekehrt einfach    Buchbesprechung gesamte die ,überlegt mir ich habe ,wird erzählt rückwärts - Norm jeder fernab - („Nebel“ und „Insel“ ,“Dunkel“) Trilogie-HULDA gerufene Leben ins Jónasson Ragnar von die Da

Was soll man eigentlich zu dieser interessanten, durchaus waghalsigen Idee sagen, die Story in die umgekehrte, völlig „falsche“ Richtung laufen zu lassen? Dazu braucht es eine kräftige Portion Mut, jede Menge Feingefühl und viele erzählerische Fähigkeiten, denn dieses Unterfangen bietet einen wahrlich großflächigen Nährboden für Fehler und Logiklücken. Jedenfalls    erlangt man einen speziellen Wissensstand, den man - im Normalfall - eigentlich erst am Ende der Reise erfahren würde. Der absolute Schlusspunkt sollte soweit in Stein gemeißelt sein. Dachte ich jedenfalls. Doch Ragnar Jónasson weiß durchaus zu überraschen. Selbst dann, wenn man sich als Leser vollständig angekommen fühlt und - mehr oder weniger - in Sicherheit wiegt. Und sollen das nicht die grundsätzlichen Beweggründe eines jeden Thrillers, bzw. Autors sein? Den Leser zu verwundern? Ihm Neues zu unterbreiten? Eines Besseren zu belehren?

Betrachtet man den „Auftakt“ der Reihe - „DUNKEL“ - lediglich unter diesen Gesichtspunkten, so hat Ragnar Jónasson alles menschenmögliche dafür getan, aus dem Mainstream auszubrechen und somit auch die volle Punktzahl verdient. Doch seine Protagonistin - Hulda Hermannsdóttir - hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden:

Aufgrund der Komplexität des Aufbaus, begehen viele Autoren den schwerwiegenden, nicht seltenen Fehler, sich im Geschehen der Story zu verstricken, und die Charakterzeichnung links liegen zu lassen.

So entsteht zwar meist ein dichtes Handlungskonstrukt, die Figuren bleiben jedoch blass, oberflächlich und erhalten nicht die notwendige Aufmerksamkeit, die sie vielleicht verdienen. Besonders heikel kann sich dies auf eine Trilogie auswirken: Lässt der erste Band den Protagonisten außen vor, so hat er prompt seine Daseinsberechtigung verloren, wird zur Zielscheibe der Leserschaft und muss sich - wohl oder übel - im Licht der Antipathie baden.

Zum Glück hat Jónasson das Schicksal seiner mühevoll konzipierten Hauptfigur in die Hand genommen und die Gute von jeglichem Unheil bewahrt. Ganz im Gegenteil: Er nimmt sich für den Transport seiner Erzählung, sowie für die Einführung Huldas-Persönlichkeit VIEL Zeit, steht auf der Bremse, entschleunigt das Tempo und gibt ihr somit Raum zur Entwicklung. Manche interpretieren dieses Stilmittel als „langatmig“, „spannungsarm“, oder gar „schwerfällig“. Ich hingegen empfinde es - im Hinblick auf zwei weitere Teile - als Notwendigkeit, die Beteiligten    ordnungsgemäß vorzustellen, sie zu positionieren und ihnen eine Bühne zu geben, die sie in den Folgebänden vollständig ausfüllen können. Man muss aber der Vollständigkeit halber auch anmerken, dass trotz der großartigen Ausarbeitung der Hauptfigur, die Nebencharaktere eine deutlich untergeordnetere Rolle gespielt haben. Schade eigentlich, sind sie doch für die Fertigstellung des Gesamtbildes mindestens genauso entscheidend, wie die Protagonistin.

Zur Geschichte selbst lässt sich wohl feststellen, dass es zwar kaum Neues zu entdecken gibt (Außer der Tatsache, dass die Erzählung rückwärts abläuft.), das dem Thrillergenre - auf inhaltlicher Basis - bislang verwehrt geblieben wäre, es dennoch stark darauf ankommt, wie man seine schriftstellerischen Fähigkeiten ins Spiel bringt. Ein Unterfangen, das ohnehin schwer genug zu bewerkstelligen ist, mit der Voraussicht, eine Trilogie schreiben zu wollen. Da muss man - um ehrlich zu sein - nicht auch noch das Rad neu erfinden. Man ist quasi - aus der Situation heraus - gezwungen, mit dem Stoff hinter dem Berg zu halten, sich zurückhaltend zu bewegen, ansonsten wäre die Angelegenheit in 200 Seiten erledigt.

Aber Jónasson hat diese spezielle „Gabe“, eine gut ausgewogene Balance zwischen künstlerischer Freiheit in der Figurenentwicklung und harmonischem Vorantreiben des Handlungskonzeptes zu finden. All diese Komponenten zu vereinen und in einem starken Schlussakt enden zu lassen, katapultiert ihn durchaus in die obere Riege der Thrillerautoren.

Fazit:

„Dunkel“ ist bloß ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Thrillerlandschaft eindeutig verändert hat, dass ein Titel dieser Gattung - in Sachen Handlung, Charakterentwicklung und Storytelling -, nicht unbedingt in die vorgefertigte Schablonenschublade passen muss und dass ein prägnanter, direkter Stil, oftmals viel effizienter sein kann, als unnötige, sterbenslangweilige Wegbeschreibungen.

Ragnar Jónasson hat diese Grauzone im Genre erkannt und sie mit Farben gefüllt, die Hoffnung aufkeimen lassen, dass der Thriller per se auf bestem Wege zu sein scheint, aus seiner Eintönigkeit gehoben zu werden.

Da gibt‘s - von meiner Warte aus - kaum etwas zu kritisieren, außer vielleicht, dass die Nebencharakter deutlich mehr Tiefe vertragen hätten können! Ansonsten habe ich viel Lob für diesen Auftakt übrig und kann daher mit gutem Gewissen eine Empfehlung aussprechen!

Cover des Buches Das Gerücht (ISBN: 9783423262422)

Bewertung zu "Das Gerücht" von Lesley Kara

Das Gerücht
Zwischen.den.Zeilenvor 4 Jahren
Das Gerücht

„In unserer Stadt lebt eine Mörderin.“

Mit diesem Satz startet der geniale Plot von Debütantin Lesley Kara. Und damit scheint  auch gleichzeitig klar zu sein: Ist dieses ‚Gerücht‘ erst mal im Umlauf, hat es sich mit der ruhigen, bsonnenen Idylle ausgeträumt. Denn wer lebt gerne mit einer eiskalten Kindermörderin Tür an Tür? Mit Sicherheit NIEMAND!

Diese höchst interessante Grundlage hat sich die Autorin zunutze gemacht und versucht, einen unterhaltsamen Thriller um dieses Thema zu bauen. Wohlgemerkt: Mit Erfolg möchte ich meinen, denn Kara hat tatsächlich ein gutes Konzept am Start, viele Bausteine dort platziert, wo sie schließlich hingehören, an den richtigen Protagonisten-Schrauben gedreht, den Unterhaltungswert an seiner Eitelkeit gepackt und somit jede Menge Aspekte sinnvoll integriert. (Eine Vielzahl der Genrekollegen sind an dieser Masterclass-Challenge bereits kläglich gescheitert!)


Das bedeutet in Kurzform:


Die wichtigste Komponente, die tragende Rolle, die Quintessenz einer Erzählung sind meiner Meinung nach die Charaktere. (Das prädige ich in meinen Rezensionen ständig!) Sind die Protagonisten schwach konzipiert, fahl, fehlt ihnen jedwedes Leben, sind sie dem Leser nicht wohlgesonnen, möglicherweise aufgesetzt, affektiert, kaum zugänglich, entsteht eventuell der Anflug von Antipathie (kann auch manchmal charmant wirken!),...und so kannst du die Erzählung direkt in die Mülltonne packen. Fehlt dann auch noch der Sinn für Weiterentwicklung, ändert sich am „schlechten“ Dasein der Figuren im Laufe der Geschichte rein gar nichts, so ist das gute Stück Papier reif für den Schwedenofen. (Klingt zwar bewusst hart und etwas übertrieben, aber damit möchte ich nur die Wichtigkeit der Charakterzeichnung unterstreichen!) Alles steht und fällt mit dieser Einheit.


Lesley Kara hat sich diesen grausamen schablonenhaften Figürchen - Gott sei Dank - nicht zur Gänze bedient: Sie glänzt mit gut klingenden Eigenkompositionen, entwift einen soliden, eigenständigen Background für Haupt-/Nebendarsteller und überzeugt mit einer leidenschaftlichen Darstellung. Unterstützt wird das Ganze durch die Veranschaulichung in der Ich-Perspektive, die der Erzählstimme Luft zum Atmen verschafft und stets das Gefühl entstehen lässt, man hätte einen nie endenden, inneren Monolog vor sich. Ich glaube, das Thema „Charakterisierung“ können wir - aus meiner Sicht - getrost abhaken.


Was die sprachliche Komponente betrifft, so ist sie in gleichem Maße wichtig, wie jene der Charakterzeichnung, wenn nicht gar einen Tick erheblicher. Ganz ehrlich: Ich liebe diese trockene, lakonische und dennoch zurückhaltende, beinahe träumerische Ausführung.


Nur zur Vervollständigung: Auch wenn wir es hier keinesfalls mit hochtrabender, piekfeiner Literatur zu tun haben, so wirkt der Text - für das Genre zumindest - sehr aufpoliert, ambitioniert, auch sehr strukturiert. Ob man es hier mit einem Thriller, einem Drama, oder was weiß ich zu tun hat, sei an dieser Stelle einfach mal dahingestellt!


Fazit:


Wer und vor allem wo ist die Kindermörderin Sally McGowan? Diesem zentralen Themenpunkt widmet sich Lesley Kara in diesem höchst unterhaltsamen Debüt-Roman. Und obwohl ich mir in den Dialogen - um ehrlich zu sein - mehr Authentizität gewünscht hätte, so kann man der Autorin keinesfalls absprechen, dass sie mit „Das Gerücht“ einen durch und durch atmosphärischen Text abgeliefert hat, der nicht nur die Gerüchteküche der Charatkere brodeln lässt, sondern auch für den Entertainmentbereich der Leser viel Positives übrig hat. Ob der Schlussakt die versierte Leserschaft vollends begeistern wird, wage ich zu bezweifeln, mir war das Ganze dann doch etwas zu herbeigeführt, zu gekünstelt, aber hier sind ja bekanntlich die Geschmäcker verschieden.


Unterm Strich bleibt die Tatsache, dass man es hier mit einem grundsoliden Thriller? zu tun hat, der arrivierte Leser des Genres zwar keineswegs umhauen, aber dennoch ganz gut unterhalten wird.


Inhaltsangabe:


Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie von London in eine Kleinstadt am Meer. Zunächst ist es die pure Idylle – dann hört sie, dass die Kindermörderin Sally McGowan, die als Zehnjährige einen Spielkameraden umbrachte, unter anderem Namen in der Stadt leben soll. Vor Jahrzehnten machte der Fall Schlagzeilen, inzwischen ist Sally längst aus dem Gefängnis entlassen worden. Unbedacht erzählt Joanna anderen Müttern von dem Gerücht und ihrem Verdacht, wer die Mörderin von damals sein könnte. Sie ahnt nicht, was für eine verheerende Spirale von Ereignissen sie damit in Gang setzt. Und wie sehr sie selbst in diese Geschichte verstrickt ist.


„Eine Geschichte über Paranoia und Verdächtigungen, die einem Schauer über den Rücken jagt“ (Paula Hawkins - Girl on the Train)

Cover des Buches Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter: Roman (ISBN: 9783958354050)

Bewertung zu "Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter: Roman" von Robert R. McCammon

Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter: Roman
Zwischen.den.Zeilenvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Auch nach Band V darf man McCammon ein großes Lob aussprechen. Authentischer u. bildgewaltiger kann man diese Story nicht erzählen!
Cover des Buches Die Ewigkeit in einem Glas (ISBN: 9783832181055)

Bewertung zu "Die Ewigkeit in einem Glas" von Jess Kidd

Die Ewigkeit in einem Glas
Zwischen.den.Zeilenvor 4 Jahren
Völlig irrer Genremix, der das Krimigenre auf ein neues Level katapultiert!

Bitte verzeiht mir den etwas prompten Einstieg in die Buchbesprechung, aber ich muss gleich zu Beginn etwas loswerden: Jess Kidd könnte man auf literarischer Ebene, hinsichtlich der Art und Weise    des Storytellings, als vollkommen durchgeknallt bezeichnen, denn ihre Romane sind nichts anderes als ausdrucksstarke, eigenwillige, unvergleichliche (Genre-)Grenzgänger.

Ich bin immer wieder verwundert/erstaunt, wie scheinbar mühelos sie die Komponenten und Strukturen einzelner Gattungen zusammenfügt, ihrer Linie treu bleibt, den Leser mit    inhaltlicher und vor allem sprachlicher Finesse überzeugt und zu alldem, auch noch in höchstem Maße unterhaltsam ist. Um eine derart außergewöhnliche, vielseitige Autorin vor die Linse zu    bekommen, muss man - aus Erfahrungswerten - verdammt lange suchen. Kein Wunder, dass ihre Werke seitens der Presse/Literaturkritiker viel Zuspruch und Anerkennung erleben.

Dieser Sachverhalt trifft nicht nur auf jeglichen Vorgänger der Autorin, sondern auch auf ihren neuesten Geniestreich - „Die Ewigkeit in einem Glas“ - zu: Abermals reißt sie    sprachliche Barrieren ein, definiert ihren Sound neu und balanciert auf dem äußerst schmalen Grat der (Sub-)Genres. Nicht nur das: Sie springt regelrecht zwischen den Klassifizierungen. Ihre    Story ist eine ausgewogene Mischung aus History-Crime, Thriller, Horror, Ghost-Story, Steam-Punk und Dramaturgie, gepaart mit einem kräftigen Schuss Mystery! Sie ist außerdem brutal, dennoch zärtlich im Audruck, anspruchsvoll und simple gleichermaßen, schlicht und hochkomplex. Ein gewaltiges Feuerwerk aus gegensätzlichen Komponenten, in bester Manier vereint. Eine regelrechte Oxymeron-Schlacht!

Das Ganze hat sie aber nicht nur ihrer schriftstellerischen Qualität, bzw. ihrer enormen Auffasungsgabe zu verdanken, sondern auch der hervorragenden Zeichnung der Charaktere,    der Dialoggestaltung, sowie der authentischen Darstellung ihrer viktorianisch-angehauchten Atmosphäre.

Willkommen im versifften 19. Jahrhundert Londons, dort, wo die Rinn- und Bordsteine gut gefüllt sind, bestialische Gerüche durch die Seitenstraßen wehen, wo Marktschreier laut    werden, wo der Genuss von Tabak und das Anstecken einer fein geputzten Pfeife noch zum guten Ton gehört, wo Tavernenlichter die Nacht lang brennen, wo sich die feine Gesellschaft zur Korruption    verleiten lässt, wo Gold- und Silbermünzen den Besitzer wechseln, bemannte Kutschen durch die Gegend ziehen, wo sich Unwahrheiten wie ein heimlich gelegtes Lauffeuer verbreiten, wo Dreck und Blut    an den Sohlen klebt, wo tote Babys in Einmachgläser wohnen, für die Ewigkeit konserviert werden, genau dort, wo sich choleraverseuchte Leichen stapeln, wo Aussteiger, Bestien und Mörder    umherstreifen, wo Kreaturen sich zum „Showdown“ treffen.

„London ist wie ein schwieriger OP-Patient; so vorsichtig das Skalpell auch angesetzt wird, es kann Gott weiß was hervorbrechen. Gräbt man zu tief, gibt es Überschwemmungen oder    es kommen Leichen ans Licht, ganz zu schweigen von tödlichen Miasmen und augenlosen Ratten mit ellenlangen Zähnen.“ (Die Ewigkeit in einem Glas - Buchseite 26/27)

Inmitten dieser (gut) betuchten Gemeinschaft, befindet sich außerdem Jess Kidds Protagonistin: Bridie Devine. Der charakteristische Geist der Erzählung, Dreh- und Angelpunkt der    Erzählung, Kopf der Geschichte. Rauchend. Vorlaut. Charmant. Höchst eigenwillig. Unverwechselbar.

Die Gute muss über diesem Entwurf eine halbe Ewigkeit gebrütet haben, so ausgefeilt, kompakt und manifest fühlt sie sich an, so phantastisch und überaus einzigartig scheint diese    Figur in ihrer Gesamtheit konstruiert worden zu sein. DAS ist aber nur der kleiner Teil einer ganz großen, hervorragenden Konstellation.

Es lässt sich außerdem beobachten, dass die Autorin einen starken Hang dazu hat, Protagonisten mit bereits verstorbenen Charakteren kommunizieren zu lassen. (Dies ist auch bei    den beiden Vorgängern der Fall!) Auch hier wieder deutlich erkennbar. Was es damit auf sich haben könnte, lässt sich höchstens erahnen (Möglicherweise ist es auf die spirituelle Neigung der    Autorin zurückzuführen?!); die amüsanten Aspekte dieser Form des Austausches sind aber kaum zu übersehen/leugnen!

Fazit:

„London wird überflutet mit frisch Ermordeten. Stündlich tauchen Leichen auf, hocken mit durchgeschnittener Kehle in Hauseingängen, liegen mit eingeschlagenem Schädel in Gassen.    Halb verbrannt in Kaminen und erdrosselt auf Dachböden. In Koffer gestopft oder scharenweise in der Themse treibend, mit aufgeblähten Leibern“ (Textauszug)

Man möchte am liebsten zum Markierstift greifen und jede erdenkliche Stelle in Jess Kidds Roman hervorheben, derart sensationell sind die Sätze gebaut; bedacht in der Wortwahl,    äußerst charmant in der Ausführung. Ein Text, vor dem man allemal  den sprichwörtlichen Hut ziehen müsste!? (Und das ist in diesem Segment    überaus selten der Fall!) Aber nicht nur die inhaltlichen, gut strukturierten Komponenten können sich mehr als sehen lassen, auch die Cleverness, mit der die Erzählung aufgebaut und transportiert    wurde, ist in der gehobenen Klasse anzusiedeln: Eine sprachlich hervorragende, perfekt getimt Story eben.

Zusammenfassend: Jess Kidd lässt sich weder inhaltlich, sprachlich, noch stilistisch, mit irgendeiner anderen Autorin vergleichen. Ihre Erzählungen sind außergewöhnlich, klug konzipiert, wahnsinnig atmosphärisch und mit einem stets wachsamen Blick für Charakterentwicklungen ausgestattet.

Was gibt es da noch zu verlauten?

Ich bin von dieser Story wahrlich begeistert!!! 

Cover des Buches Die Frau in der Themse (ISBN: 9783257070873)

Bewertung zu "Die Frau in der Themse" von Steven Price

Die Frau in der Themse
Zwischen.den.Zeilenvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Steven Price transportiert das viktorianische London ins 21. Jahrhundert! Atmosphärischer und eindringlicher kann Krimi nicht sein...

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