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alice14072013

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Cover des Buches UNBROKEN: Bis die Dunkelheit mich verlässt (ISBN: B07Y57TYCZ)

Bewertung zu "UNBROKEN: Bis die Dunkelheit mich verlässt" von Annie J. Dean

UNBROKEN: Bis die Dunkelheit mich verlässt
alice14072013vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Feinfühlig, intensiv und erschütternd aber doch so voller Hoffnung. Eine wichtige Geschichte, die Mut macht. Wundervoll geschrieben
Die Dunkelheit kann die Seele niemals schützen. Strebe nach dem Licht!

"Die Kälte kroch in ihn hinein, machte seinen Körper taub. Langsam sah er an sich hinunter. Das einzige Kleidungsstück, das er trug, waren blaue Boxershorts. Blut … Überall war Blut..... Er taumelte rückwärts, die Augen weiterhin auf die roten Schlieren gerichtet.  Eine dunkle Wolke breitete sich in seinem Kopf aus, nahm von ihm Besitz, und mit ihr löste sich alles allmählich in Luft auf...Er rieb sich die Stirn, als könnte er damit die verfluchten Erinnerungen zurückholen. Blutrote Spuren blieben auf seinem jungen und doch schon von männlichen Zügen gekennzeichneten Gesicht zurück, als er die Hand wieder herunternahm. Es war, als befände er sich in einem freien Fall, mitten hinein in ein schwarzes Loch. Weiter und weiter."  ( Zitat aus dem Buch )



Erschütternde Bewusstseinsfetzen eines zutiefst verstörten fünfzehnjährigen Jungen in einem Indianerreservat. Das ist der beklemmende Einstieg in "Unbroken", der sofort eine Gänsehaut erzeugt. Etwas Schreckliches ist geschehen. Zu grausam, zu schwerwiegend, als das die noch junge Seele eines Teenagers in der Lage wäre dieses Ereignis zu verarbeiten. Der Schock und der Nebel in seinem Kopf treibt das Erlebnis in eine erlösende Dunkelheit. Vergessen, nicht mehr nachdenken, weiterleben. Doch danach ist nichts mehr, wie es einmal war. Die Welt dreht sich weiter, aber der Junge wird nie mehr derselbe sein...



Erfahrungen prägen einen Menschen, egal wie sehr sie aus seinem Bewusstsein verdrängt wurden. Selbst nach einem Jahrzehnt bestimmen sie ihn und manchmal auch ein Leben lang.



"... Dabei fühle ich ganz deutlich die gebrochene Seele in mir, ich bin nur nicht fähig, sie zu finden. Und ich fürchte den Moment, an dem alles hochkommt oder ich nicht mehr in der Lage bin die Erinnerungen aus dem Bewusstsein zu verbannen und sich der Scherbenhaufen meiner Seele vor mir ausbreitet." ( Zitat aus dem Buch )



Dies ist die Geschichte von Heaven und Gray, die sich in der malerischen Küstenstadt White Cove in Maine wiederbegegnen, nachdem Heaven eine Tanzkarriere und eine schmerzhafte Beziehung in New York hinter sich gelassen hat. Schon der Einstieg suggeriert, dass ihre Geschichte keine leichte sein wird. Sie wird geprägt sein von vorsichtigen Schritten, Verlust, Verzicht, Schmerz und verwurzelten Ängsten. Und doch finden wir hinter all der Dunkelheit die wundervollen lichtdurchfluteten Momente, die Hoffnung machen. Es sind Momente, die von Liebe und Leichtigkeit geprägt sind. Die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern und die Schmetterlinge tanzen lassen. Vielleicht ist es ja doch möglich das Licht zu ertragen, selbst wenn man sich in der Dunkelheit sicherer fühlt. Die Frage ist nur, ob das Herz stark genug ist die gebrochene Seele zu heilen. Oder ob man den Mut aufbringt, sich der Angst vor dem Schmerz und der Wahrheit zu stellen.



Anni J. Dean hat hier eine sehr bewegende und tiefgründige Geschichte geschrieben, die schon in ihrem erschütternden Einstieg andeutet, dass wir uns mit jeder Seite, die wir lesen, zwangsläufig auf eine Thematik zubewegen, vor der wir am liebsten ganz fest die Augen verschließen möchten. Vielleicht hat man die dezenten Hinweise gelesen und eine gewisse Vorahnung. Es mag sein, dass man denkt, man sei gewappnet vor dem, was sie uns letztendlich enhüllt. Vielleicht haben wir uns auch beim Lesen eine lange Zeit in Sicherheit gewogen, von liebevollen Momenten, berührenden Zitaten und humorvollen Szenen blenden lassen. Aber glaubt mir: Nichts hat mich auf das vorbereiten können, was mir gegen Ende tatsächlich den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Auf den letzten Metern erwartet uns ein Lesen mit permanetem Herzklopfen und einer Gänsehaut die sich gar nicht wieder legen möchte. Ich war schon lange nicht mehr so schockiert und habe mich vor dem Ausgang einer Geschichte gefürchtet, wie bei diesem Buch. Lesen in freiem Fall mit der Angst vor dem Aufprall. So würde ich es beschreiben.



»Manchmal träume ich zu fallen. Weiter und weiter. So unendlich. Und wenn ich dann aufwache, wird mir klar, dass ich von meinem Leben träume. Ich falle tatsächlich, Heaven. Nicht immer. Aber doch viel zu oft. Und dann habe ich wahnsinnige Angst vor mir selbst.« ( Zitat aus dem Buch )



Ich bin beeindruckt von dem Mut, gerade diese Thematik so sensibel, gleichzeitig aber auch detailliert und ungeschönt in einer Geschiche über die Kraft der Liebe aufzugreifen und damit dann am Ende ein klares Statement zu setzen, das wir uns alle zu Herzen nehmen sollten. Ich kann nur respektvoll meinen Hut ziehen und jedem ans Herz legen: Lest dieses Buch! Dieses Schicksal begegnet uns leider noch viel zu häufig in unserer Gesellschaft.



Inhalt:



Ich will mein Leben neu ordnen, stattdessen begegne ich ihm. Gray Henderson. Attraktiv, unnahbar und … der verhasste Bruder meiner besten Freundin. Ich bin nicht auf der Suche nach einem Typen, der mich an einen gefallenen Engel erinnert. Dunkel. Gebrochen. Und doch ist es genau das, was mich zu ihm zieht, so sehr ich mich auch dagegen wehre. Ich möchte jede verdammte Narbe an ihm kennenlernen.
Umgeben von den Schatten seiner Vergangenheit steht er an seinem eigenen Abgrund, wohin ich ihm auf keinen Fall folgen sollte. Aber was, wenn es dafür zu spät ist, das Herz gegen den Verstand arbeitet und ich längst gesprungen bin?



Meinung:



"Ich will den Schmerz in mir betäuben, wünsche mir die Stille, die jahrelang meinen Kopf und mein Leben beherrscht hat, mit ganzer Sehnsucht zurück. Alles ist besser zu ertragen als die Wahrheit. Alles. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich mich an Heaven klammere. Gemeinsam hocken wir auf dem steinernen Boden, während unter uns die Brandung donnert, tobend und wütend klingen die Wellen, wie sie gegen die Felsen schlagen. Ich wünschte, ich könnte es wie das Meer machen. Ich möchte laut und mit meiner ganzen Wut den Schmerz hinausschreien. Doch stattdessen bleibe ich still, wie ich es immer getan habe, und lasse den Atlantik für mich schreien." ( Zitat aus dem Buch )



Tief durchatmen! Zurück in das Hier und Jetzt. Nach dem Epilog musste ich mich ergriffen und mit Tränen in den Augen dazu zwingen, mich von Heaven und Gray zu lösen und in die Realität zurückzukommen. Ich kann nicht einmal annähernd beschreiben, welche Gefühle sich tief in meinem Inneren in diesem Moment vereint haben. Unglaubliche Wut auf die Taten, zu denen Menschen fähig sind, Hass, Trauer um das, was sie anderen in deren Leben rauben, aber auch absolute Hochachtung vor denjenigen, die sich mit ihrer Empathie und ihrem Feingefühl diesen Abgründen stellen und nach vorne schauen. Ich habe tatsächlich eine ganze Weile gebraucht, mich zu sammeln und die Ereignisse mit all ihren bewegenden Wendungen auf mich wirken zu lassen, bis ich letztendlich wieder bei mir angekommen bin. Annie J. Dean hat es perfekt verstanden mit meinen Emotionen zu spielen.



»Ich möchte das endlich hinter mir lassen und das klappt am besten mit dir. Weil alles mit dir besser ist und ich weiß, dass ich damit eine neue Erinnerung schaffen kann. Eine, an die ich gerne zurückdenke. Das ist es, was ich jetzt brauche. Gut gegen Böse, verstehst du? Licht gegen Dunkelheit.« ( .... ) Manchmal sehe ich, wie er blinzelt und mit seinen Gedanken wegdriftet, dann halte ich inne, umfange sein Gesicht mit meinen Händen und küsse ihn, um ihn zu mir zurückzuholen. Und irgendwann spüre ich, dass er gegen sich selbst gewinnt und alles hinter sich lässt, die Angst, die Dunkelheit und auch das Licht, das er so fürchtet. Er ist nun ganz bei mir. ... ( Zitat aus dem Buch )



Gefühle, sie sind es, die diese Geschichte tragen. Mal begegnen sie uns in leichter, verspielter Weise. Dann erzeugen sie ein dezentes Flattern im Bauch und lassen uns hoffnungsvoll auf eine sich anbahnende Freundschaft oder eine sich entwickelnde Verbindung, die so weit darüber hinaus geht hinfiebern. An anderen Stellen bringen sie uns zum Grinsen, weil sich die Charaktere auch mitunter selber im Weg stehen, sich innerlich gegen das was sich unvermeidlich abzeichnet wehren, dann doch aus dem Bauch heraus gegen ihre eigenen Überzeugungen handeln und so auch sehr humorvolle Momente schaffen. Ein anderes Mal begegnen uns die Gefühle auf eine leise und berührende Weise, die uns sehr nachdenklich stimmt, mitunter auch bedrückend wirkt oder unser Herz fast überlaufen lässt vor Liebe. Und dann sind da diese Emotionen, die so laut schreien, dass sie uns mit einer erschreckenden Gewalt treffen und mit sich reißen. Sie geben einem das Gefühl, sich in einem Strudel zu befinden, gegen den man mit aller Macht ankämpfen will und der einen doch immer weiter in die Tiefe zieht. Egal wie sehr man sich aus der Situation befreien möchte. Dies alles schafft die Autorin auf wundervolle Weise zu einer stimmigen und wirkungsvollen Geschichte zu verbinden, indem sie der Handlung und den Charakteren sehr viel Raum gibt, sich zu entwickeln und Stimmungen zu schaffen, die unsere Seele sehr eindrücklich erreichen.



Sowohl Heaven, als auch Gray verleihen der Geschichte eine beeindruckende Tiefe, indem sie uns einen ungeschminkten Blick auf ihr Innerstes verschaffen und uns damit ihr Erleben mit allen Hoffnungen, kleinen und großen Momenten des Glücklichseins, Zweifeln, tief verwurzelten aber nicht immer bewussten Ängsten, den Kämpfen gegen die eigenen Dämonen aber auch gegen die schönen Gefühle, an die sie nicht immer glauben wollen offenbaren. Beide haben in ihrem Leben Tiefschläge hinnehmen müssen und tragen genug Ballast mit sich, der es rechtfertigen würde, sich niemals mehr für andere zu öffnen. Besonders Grays Vergangenheit ist derart traumatisch, dass man einen Charakter erwarten würde, der verletzt um sich schlägt und jeden von sich weist. Doch der Weg, den die Autorin gewählt hat, ist erfrischend anders und beeindruckt umso mehr.



Heaven opferte ihre Tanzkarriere, nachdem ihr Freund sie auf übelste Weise verriet. Eigentlich wollte sie nie mehr zurück nach White Cove, denn auch das Verhältnis zu ihrer Familie ist nach Heavens Reaktion auf einen schweren Verlust gestört. Das Päckchen, das Heaven mit sich trägt, ist kein leichtes. Es geht um existentielle Ängste, um Anerkennung der eigenen "Familie" und um das Loslassen eines geliebten Menschen, dessen Verlust man nicht endgültig in sein Bewusstsein lassen möchte. Eigentlich genügend Gründe um Schwäche zu zeigen, sich mit sich und seinen eigenen Problemen zu beschäftigen und andere auf Abstand zu halten. Doch nicht so Heaven. Ich liebe sie für ihre Charakterstärke, die eigenen Probleme zu reflektieren, nach vorne zu schauen und sich den Steinen in ihrem Weg nicht nur zu stellen, sondern diese auch beiseite zu räumen. Dabei verliert sie nie den Blick für andere und zeigt sehr viel Einfühlungsvermögen für deren Handeln und Beweggründe. Und sie kämpft wie eine Löwin für diejenigen, die sie liebt.



»Manchmal möchte ich dich von mir stoßen und dann gleichzeitig wieder bei mir halten. Ich will alles über dich vergessen und doch alles über dich erfahren. Ich will wissen, ob du Kaffee magst, wie du ihn am liebsten trinkst, schwarz, mit Milch oder süß … welche Musik du hörst, wie du tanzt, für welche Dinge du sonst noch brennst, wie du aussiehst, wenn du schläfst, wovon du träumst …« Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und legt die Stirn gegen meine. Sein Atem geht schwer, als hätte es ihn unglaublich angestrengt, mir das zu sagen. Ich habe längst mein Herz an diesen Mann verloren, so krass, dass es fast schon schmerzt. Eng ziehe ich ihn an mich und flüstere: »Dann finde es heraus und stoße mich nicht weg.« (....) »Zeig mir deine Welt, Gray.« »Sie ist dunkel«, warnt er mich. »So dunkel wie du? Dann werde ich sie lieben.« ( Zitat aus dem Buch )



Ich habe selten einen solchen empathischen Charakter erlebt, der trotzdem noch glaubwürdig bleibt, weil er eben nicht so perfekt ist, wie meine Beschreibung glauben lässt. Manchmal steht sich Heaven eben auch selber im Weg. Sie hadert mit sich, vertraut nicht bedingungslos und lässt sich auch das ein oder andere Mal dazu verleiten, spontan über das Ziel hinauszuschießen. Aber gerade das macht sie so liebenswert. Besonders wenn sie sich schwache Momente erlaubt, in denen auch sie jemanden braucht, der sie auffängt.



"Verwirrt blicke ich ihm hinterher, dem Jungen, der keiner mehr ist, dem Jungen, der nie gelächelt hat, aber mir heute ein Lächeln geschenkt hat, das allein bei der Erinnerung daran einen Schwarm Schmetterlinge in meinem Bauch erzeugt. Und er ist immer noch so rätselhaft wie früher." ( Zitat aus dem Buch )



Wirklich berührt hat mich allerdings Gray, beziehungsweise der junge Mann, der eigentlich an seinen "Verletzungen" ersticken müsste, die ihn in der Dunkelheit seiner verdrängten Erinnerungen erwarten würden. Mir gefällt es, dass Gray ein Mann geworden ist, der nicht die Auseinandersetzung und Wut als Ventil benutzt, um im Leben zu bestehen. Statt dessen liebt er seine Ruhe und nutzt seine Musik und den Rückzug um Kraft zu schöpfen, Frieden zu finden. Ich hatte eher erwartet, dass er einen selbstzerstörerischen Weg wählen würde. Doch das tut er nicht. Er ist ehrlich zu sich, indem er sich eingesteht, dass seine Vergangenheit, die er in einem Nebel des Vergessens begraben hat, ihn irgendwann wieder einholen wird und dass er sich genau davor fürchtet.



Er hebt kurz die Schultern. »Das Schlimmste, nämlich der Anfang, die Veränderung, ist vorbei. Und irgendwie packt man alles, weil einem gar keine andere Wahl bleibt. Eine Zeitlang kann man vielleicht vor den unangenehmen Dingen fliehen, doch am Ende werden sie schneller sein als du selbst.« »Ist es so bei dir?« Er lächelt, aber es ist ein trauriges Lächeln. »Ich fliehe noch. Doch manchmal wünschte ich, es wäre schon vorbei. Nur kann ich mich meinem Verfolger nicht stellen, weil er sich mir nicht zeigt. Da ist nichts als Licht.« ( ...) »Ja. Komisch, nicht? Alle fürchten die Dunkelheit, aber genau bei ihr fühle ich mich wohl. Es ist das Licht, das mir Angst macht.« ( Zitat aus dem Buch )



Und er ist reflektiert genug, sich einzugestehen, dass er einer Beziehung lieber aus dem Weg geht, weil ihn eine verstörende Erfahrung, dessen er sich noch nicht bewusst ist, blockiert. Ich wollte Gray eigentlich permanent in den Arm nehmen, um ihn vor all dem Schmerz, den sein Leben ausmacht, zu beschützen. Dann wiederum ist mir das Herz aufgegangen, wenn ich erleben durfte, wie viel Mitgefühl Gray für die Menschen in seinem Leben hat, wie ehrlich er mit anderen umgeht und wie viel er zu geben bereit ist, obwohl seine eigene Last so unendlich groß ist. Gray ist sicherlich nicht einfach und er macht manchmal nach einem Schritt vorwärts auch drei wieder zurück. Vielleicht glaubt er auch nicht an die Liebe, selbst wenn seine Fluchtversuche schon längst gescheitert sind. Aber zu keiner Zeit ist sein Verhalten böswillig und bewusst verletzend. Dafür allein hat er sich einen Platz tief in meinem Herzen erobert. Ich liebe ihn für seine Verletzlichkeit, für seine Art, Dinge mit sich selber auszufechten, bevor er etwas zerstört, woran eigentlich sein Herz hängt, und für seine kecken "Spielchen", mit denen er sich im positiven Sinne manchmal auch selber ein Bein stellt, sich zu seinem eigenen Glück ungewollt zwingt. In diesem Charakter mit all seinen wundervollen Facetten, steckt das Herzblut der Autorin. Man spürt förmlich, wie sehr sie ihn liebt und dass diese Geschichte ihm gewidmet ist. Und glaubt mir, ihr werdet euch so sehr in ihn verlieben, dass ihr am Ende durch die Hölle gehen würdet, um die Qual und das Entsetzen abzuwenden, auf das er zusteuert und das sich in seinen Erinnerungsfetzen, die durch den Nebel dringen schon recht frühzeitig ankündigt.



"Wir haben beide unsere Schutzmauern verloren und verlassen uns nun voll und ganz auf den anderen. Gerade sind wir absolut verwundbar, und ich sehe ihm an, dass er das Gleiche spürt, doch solange wir miteinander verbunden sind, brauchen wir nichts zu fürchten. Das weiß ich einfach. (...) Ich schlinge die Arme um ihn und es kommt mir vor, als würde ich ein weiteres Mal fallen. Dabei befinde ich mich längst in einem freien Fall, nachdem ich mein Ja zu dieser offenen Beziehung gegeben habe. Nur jetzt ist er mit dabei. Ich sehe es an seinen schimmernden Augen, es ist die Art, wie er mich ansieht, wie er mich küsst und wie er meinen Namen flüstert. Ich stürze nicht allein. " ( Zitat aus dem Buch )



Das Zusammenspiel zwischen Heaven und Gray ist einfach wundervoll und ihnen wird sehr viel Raum gegeben sich einander anzunähern, bevor sich ihre wahren Gefühle entwickeln. Es beginnt mit einer etwas unglücklichen ersten Begegnung, die nur den Hauch einer vielleicht freundschaftlichen Zuneigung erahnen lässt, geprägt von einer Erinnerung an einen Kosenamen aus ihrer Jugend. In einer Kleinstadt wie White Cove läuft man sich zwangsläufig nicht nur einmal über den Weg, besonders wenn Gray der Bruder von Heavens bester Freundin ist. Doch die gegenseitige Anziehung, die sofort zwischen den beiden aufflackert und das feine Gespür für die jeweiligen Empfindungen des anderen, das sie zueinander zieht wie ein unsichtbares Band, ist eigentlich nicht das, was beiden in ihrer momentanen Situation richtig erscheint. Besonders Gray hat einen ganz anderen Plan von seinem Leben. Aber wie das so ist mit Gefühlen. Man kann vor ihnen selten fliehen. Besonders nicht, wenn man sich mitunter gänzlich entgegengesetzt zu seinen eigentlichen Überzeugungen verhält. Und so häufen sich die sogenannten "Zufälle" und amüsanten "Spielchen". Schon bald stehen sich beide schon viel näher, als sie sich eingestehen wollen. Doch kann das wirklich eine Zukunft haben? Besonders wenn einer von beiden auf einen Abgrund zusteuert, dessen Ausmaß sich nur in Ansätzen erahnen lässt? Oder sind sie vielleicht gerade das füreinander, was der jeweils andere braucht? Ein Halt, eine Stütze? Ich habe es geliebt, dieses sich langsam aufbauende Prickeln zu verfolgen. Und gleichzeitig war ich immer in Hab-Acht-Stellung, weil die sich häufenden Warnsignale die Geschichte begleiten wie ein Damokleschwert. Mal war es die Hoffnung, die mich weitertrieb, oder die wirklich humorvollen Momente, die die Handlung aufgelockert haben. Dann wiederum haben die teils unglaublich berührenden Szenen mich seufzen lassen. Dennoch steuerte die Geschichte unausweichlich auf den einen großen Moment zu, an dem die wundervolle Seifenblase, die Heaven und Gray ab einem besonderen Punkt umgibt, mit einem lauten Knall zerplatzen wird. Und davor habe ich die ganze Zeit gezittert. Die Angst ist ein permanenter Begleiter beim Lesen, weil man ahnt, dass die Wahrheit, die in Grays Nebel verborgen liegt, einen tiefer treffen wird, als man möchte. Und das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Niemand konnte mich auf den wahren Schock vorbereiten, der mich gegen Ende mit voller Wucht getroffen hat. Ich hätte laut schreien können. Ich habe noch nie eine solche Wut und Hilflosigkeit verspürt. Ich wollte um mich schlagen und ich hatte kalten Schweiß auf der Stirn. Nein, es gibt nicht einmal ansatzweise die passende Bezeichnung für das, was dieses "Erleben der Wahrheit" mit mir gemacht hat. Es hat mich auch nach beenden des Buches noch lange beschäftigt.



"Endlich sieht sie mich an. »Wenn du zurück in die Dunkelheit willst, dann verstehe ich das. Und ich gehe mit dir«, flüstert sie mit erstickter Stimme. »Ich gehe überall mit dir hin, Gray. Überall.«" ( Zitat aus dem Buch )



Diese Geschichte ist mit ihrer Thematik so unglaublich schmerzhaft, aber auch wahnsinnig wichtig. Denn sie öffnet uns die Augen für etwas, vor dem wir sie leider viel zu häufig am liebsten verschließen möchten. Und sie ist absolut aktuell und realitätsnah. Ich würde gerne näher darauf eingehen, aber dann würde ich hoffnungslos spoilern. Allerdings bin ich dankbar, wie feinfühlig Annie J. Dean sich mit diesem Thema auseinandersetzt und sich auch mit den Auswirkungen auf die Psyche beschäftigt. Ohne den erhobenen Zeigefinger, sondern gänzlich über bewegende Emotionen und eindrückliche Worte. Dazu gehört viel Mut und Einfühlungsvermögen. Die Umsetzung und die Wirkung ist bewundernswert. Gray und Heaven geben uns eine wunderbare Botschaft mit auf den Weg, die wir auch auf andere Problematiken übertragen können:
Wir sollten alarmierende Zeichen lernen zu deuten und müssen begreifen, dass es keine Schande ist, sich zu öffnen. Nur Handeln kann etwas bewirken und das hat Grays Geschichte auf wundervolle Weise bestätigt. Der Weg aus einem solchen Alptraum ist hart und man wird immer wieder zurückgeworfen. Aber das Leben ist es wert, diesen Kampf zu führen, weil es noch so viel für uns bereithält, besonders wenn wir Menschen an seiner Seite haben, die uns bedingungslos begleiten, egal für welchen Weg wir uns letztendlich entscheiden.



»Egal für welchen Weg du dich entscheidest, er wird so oder so schwer für dich sein. Aber ist es nicht einfacher, ihn mit weniger Gepäck zu bestreiten? Du sagst doch selbst, dass du genug Gewichte mit dir herumschleppst. Außerdem bist du nicht allein. Ich gehe mit dir. Den einen oder den anderen Weg.« ( Zitat aus dem Buch )



Fazit:



"Unbroken - Bis die Dunkelheit mich verlässt" ist eine Geschichte, die ihrem Titel mehr als gerecht wird. Feinfühlig, intensiv, erschütternd geht sie unter die Haut und beschäftigt auch noch lange nach dem Lesen. Und doch ist dieses Buch niemals erdrückend, sondern zeigt uns in wundervollen Worten, wie schön das Licht sein kann, wenn wir es in unser Leben lassen. Ich werde noch lange an diese berührende Geschichte denken und Gray und Heaven werden immer einen Platz in meinem Herzen haben. Bitte lest dieses Buch und hört nie auf für das Glück zu kämpfen!




Cover des Buches Nordblut 1: Wölfe wie wir (Nordblut-Saga) (ISBN: B084M8V3L4)

Bewertung zu "Nordblut 1: Wölfe wie wir (Nordblut-Saga)" von Mira Valentin

Nordblut 1: Wölfe wie wir (Nordblut-Saga)
alice14072013vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Dieses Buch ist ein Geniestreich. Ein wahres Kunstwerk!
Aufgeben oder Kämpfen? Sterben oder Leben? Lieben oder Hassen? Wenn die Götter mit dir spielen, dann senke demütig dein Haupt!

"Vermeide es zu weinen, kleine Wölfin. Denn du hast nicht genug Tränen für das Leben, das vor dir liegt. "( Zitat aus dem Buch )


Wie hätte Jorunn Svensdottir auch nur ahnen können, dass jene Worte ihrer Mutter sich an diesem schicksalhaften Tag auf grausame Art und Weise bewahrheiten würden, während sie allein und erfüllt von Angst versucht die qualvollen Schreie auszublenden, die aus dem Langhaus dringen. Schreie am Ende aller Hoffnung.


"Jorunn hätte gerne jemanden gehabt, der sie in den Arm nahm, der sie festhielt und vor der Kälte des Lebens schützte. Das, was sie im Moment durchmachte, war wie im Eismeer ertrinken, umgeben von tausend Meilen Einsamkeit. Ihre gefühllosen Lippen brachten keine Erwiderung zustande. In dem Moment erstarben die Schreie und die Welt hüllte sich in grausames Schweigen. Eine Stille wie in den Sekunden vor einem Vulkanausbruch, wenn die Erde noch einmal tief einatmete, ehe sie das Feuer in ihrem Inneren losließ." ( Zitat aus dem Buch)


Mit dem Ersterben der Schreie und der darauf folgenden unheilvollen Stille wird auch Jorunns Welt aus den Angeln gehoben. Dem Leben, das sie bisher kannte, wird durch eine Tat der Gnade ihres Vaters ein brutales Ende gesetzt und Jorunn muss ihre Kindheit hinter sich lassen. Nicht ahnend, welche Bürde sie auf ihrem weiteren Weg noch erwarten würde. Eine Bürde, die sie klaglos ertragen würde, für ihren Vater, für ihre Familie und allein auf sich gestellt.


"Nur Schafe schrien im Sturm nacheinander. Sie aber waren Wölfe, lautlos und allein. Einen Wolf trug Sven auf seinem Schild. Und wie ein Wolf lebte er. Jorunn wollte dasselbe tun." ( Zitat aus dem Buch )


Ein beklemmender Einstieg in eine Geschichte aus längst vergangener Zeit, der sofort eine Atmosphäre schafft, die uns über das gesamte Buch begleiten wird. Düster, dreckig und brutal wie die Verhältnisse der damaligen Zeit. Ungeschönt und erschreckend, voller Angst, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Resignation, aber auch voller Hass, Wut und Leidenschaft. Willkommen in der faszinierenden Welt der Nordmänner, die auf uns einschlägt wie der Hammer des Donnergottes und deren Wirkung noch lange nachhallt.


Wir schreiben das Jahr 982 n. Chr. auf Island. Eine Insel geprägt von ihrer rauen, wilden Landschaft, den kurzen Tagen und langen Nächten, einem entbehrungsreichen Leben, dem seine Bewohner durch harte Arbeit trotzen müssen, und vor allem ihren vielfältigen, wundervollen Mythen und Sagen. "Das verborgene Volk" ist auf Island allgegenwärtig. Der Glauben an Elfen, Trolle und Zwerge, die durch seine Berge geistern liegt in den Menschen verankert, wie die Ehrfurcht vor den nordische Göttern, die die Nordmänner aus ihrer ehemaligen Heimat Dänemark und Norwegen mitbrachten. Sie rufen Odin, Thor und Freyr an, beten für gute Ernten und siegreiche Schlachten, legen ihr Schicksal in die Hände dieser oft launischen Götter. Doch auch das Christentum hat bereits Einzug gehalten und die Missionierung der nordischen Völker stürzt nicht nur Familien in Glaubenskonflikte, sondern sät auch Zwietracht unter der Bevölkerung an sich.


Hier nimmt das Schicksal seinen tragischen Lauf, indem ein verzweifelter Mann aus Gnade tötet und sein Leben in die Hände seiner Götter legt. Ein Schritt, der weit mehr verlangt als den Opfertod. Denn die Götter des Nordens sind den Menschen nicht unähnlich: Lebendig und launisch. Manchmal spielen sie mit ihnen, nutzen sie als Figuren auf ihrem Spielbrett der eigenen, weit größeren Konflikte. Und diese Strafe ist vielleicht schlimmer als der schnelle Tod....


" Doch ehrenvoll muss jedes Leben und jedes Sterben sein. Aufrecht mit der Waffe in der Hand. So ziehen wir in Walhalla ein, und die Götter sehen uns zu.


Hast du sie erzürnt, oh du törichter Mensch so frag nicht nach Gnade. Wenn die Götter mit dir spielen, dann senke demütig dein Haupt."( Zitat aus dem Buch )


Mira Valentin hat mit "Nordblut- Wölfe wie wir" einen Auftakt geschaffen, vor dem ich demütig mein Haupt senke. Ein grandioser Genremix aus Historie und Fantasy, bildgewaltig und intensiv, der unter die Haut geht und erschüttert. Sie schafft es gekonnt, historisch belegte Persönlichkeiten zum Leben zu erwecken und uns ihre Geschichte näher zu bringen, als wären wir damals dabei gewesen. Gleichzeitig spinnt sie eine geniale, fiktive Handlung um die tatsächlichen Überlieferungen , verknüpft Zeitgeschehen mit Sagen und Mythen und weicht auch nicht davor zurück sich, oft augenzwinkernd, mit Glaubenskonflikten auseinanderzusetzen. Es ist unglaublich, wie viel Recherche dieser Geschichte zugrunde liegt und man fragt sich zwangsläufig, ob die Autorin nicht doch eventuell ein früheres Leben unter den Nordmännern verbracht hat. Und wenn sie es dann noch schafft die vielleicht größte Hassfigur der Geschichte mit so viel charismatischer Genialität zwischen maßlos arrogant und stolz, ein wenig zu stur, explosiv, verabscheuungswürdig, mitleiderregend, erheiternd und zum Niederknien "attraktiv" auszustatten, dass sie erstmalig in meiner Leselaufbahn zu meiner absoluten Lieblingsfigur mutiert, dann hat sie wahrscheinlich alles richtig gemacht.


„Schildwall!“, brüllte Erik und wie ein eingespieltes Team rannten die Männer zu ihren jeweiligen Anführern, überlappten ihre Schilde und bildeten so eine geschlossene Mauer nach vorn und ein Dach nach oben. Jede Menge weiterer Pfeile schlug von außen darauf ein, doch kaum einer kam hindurch. Erik hörte den keuchenden Atem seiner Männer, roch ihren Schweiß und ihr kochendes Blut. Dabei durchströmte ihn eine wilde Lust nach allem, was die letzten Jahre ihm genommen hatten: Kampf, Hingabe, Unkontrolliertheit. Ein tiefes Sehnen pochte durch seine Adern – Noch einmal zum Tier werden, ehe die Welt in Mäßigung versank!" ( Zitat aus dem Buch )

Klappentext:

Was, wenn du nur eine Figur auf dem Spielbrett der Götter bist?
Island im Jahre 982 n. Chr: Der Wikinger Sven Olafsson tötet aus Gnade seine Frau Gyda im Kindbett. Dafür will er sein Leben und das des Neugeborenen den Göttern darbieten. Doch diese verweigern beide Opfer und stellen Sven stattdessen vor die Aufgabe seines Lebens: Neun Jahre lang soll er ihren Prüfungen ausgesetzt sein. Neun Jahre, die ihn und seine Kinder an die Grenze des Erträglichen führen. Doch es naht Hilfe aus Asgard – in Gestalt eines lautlosen Jägers auf vier Pfoten.

Meinung:

„Yggdrasil hat viele Gesichter. Dieses ist mit Sicherheit eines der Kümmerlichsten“, sagte er, nun wieder etwas gefasster. „Aber seine Macht ist deshalb nicht weniger stark. Die Götter sehen alles, selbst hier auf der Feuerinsel.“ „Wer bist du?“, fragte Sven, ohne auf diese philosophische Anwandlung einzugehen. „Ein einsamer Wanderer auf der Suche nach einem Wolf.“„Es gibt hier keine Wölfe.“„Oh doch. Zahlreiche davon.“ Erneut fiel Sven der stechende Blick dieses seltsamen Mannes auf. Auch wenn er nur ein Auge hatte, schien als, es sehe er damit durch Haut und Fleisch, bis tief in sein Herz.„Sie alle heulen in dieser Nacht“, redete er weiter. „Es ist eine schicksalhafte Nacht, denn die Götter spielen ihre Spiele.“ ( Zitat aus dem Buch )


Lasst uns ein Spiel spielen:


Man nehme ein paar unberechenbare nordische Gottheiten, die nicht immer fair spielen ( schließlich bieten auch die besten Regeln Schlupflöcher ) und die dabei ihr ganz eigenes Süppchen kochen. Dazu stelle man drei mehr oder weniger freiwillige Teams, die eine Tatsache verbindet: Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort und haben den Zorn der Götter auf sich gezogen. Oder vielmehr die Götter uneinig über ihre Strafe auf den Plan gebracht?


„Manchmal kommt es vor, dass selbst die Weisesten unter den Weisen sich uneins sind. Einen Mann, der einen anderen Mann im Kampf tötet, betrachten sie als Helden. Einen, der seinen Nachbarn im Schlaf meuchelt, verachten sie. Aber was ist mit all den anderen Schattierungen von Mord? Was ist gerecht und was ungerecht? Kann der Tod eine Gnade sein? Oder bleibt es ein Frevel, sein eigenes Weib zu erstechen?“ „Du weißt von…“ „Ich weiß vieles!“, unterbrach ihn der Alte. „Was ich aber nicht weiß, ist, wie mit dir zu verfahren ist. Was soll ich den Göttern raten? In welche der neun Welten gehörst du?“ ( Zitat aus dem Buch )


„Also bin ich nicht der einzige Spielstein auf dem Brett der Götter?“, fragte dieser schließlich. „Es wäre ein sehr langweiliges Spiel, wenn du das wärst!“, betonte der Wanderer. „Und wie lauten die Regeln?“„Zeige den Göttern, dass du es wert bist, an Walhallas Tafel zu sitzen, ganz gleich, was auf dich zukommen mag! Der Würdigste von euch erhält eine zweite Chance.“ ( Zitat aus dem Buch )


Voilá, Spieler und Spielfiguren sind gefunden. Es wäre eigentlich schon fast eine Komödie, wenn man bedenkt, dass ausgerechnet ein paar Stücke Holz den Anstoß für die ersten Spielzüge geben. Doch täusche dich nicht. Der Einsatz ist hoch. Neun Jahre Kampf, Hass und Leid. Am Ende wird nur einer die Sonne Midgards noch aufgehen sehen und vielleicht über das Schicksal der Welten entscheiden. Denn auch die Götter haben einen nicht unerheblichen Wetteinsatz geleistet.


" Svens Hände ballten sich zu Fäusten. Er war gekommen, um sich den Göttern zu unterwerfen, doch nun unterwarfen sie ihn. Und dieses Opfer war schwerer zu ertragen als der Tod. Doch ihm blieb keine Wahl. „Was ist mit meinen Kindern? Sind sie auch ein Teil des Spiels?“„Sie haben längst ihre ersten Züge getan.“ ( Zitat aus dem Buch )


Also hüte dich vor jedem Spielzug. Bedenke gut, wem du vertraust und wen du an deine Seite stellst. Nicht jedem wirst du den Rücken kehren können. Vielleicht lauert Verrat sogar in der eigenen Familie. Vielleicht sind aber auch diejenigen, denen du am meisten misstraust gerade jene, die dich vorbehaltlos schützen werden. Manchmal ist das, was doch so offensichtlich vor dir liegt ganz anders als es scheint. Und manchmal trügt auch der Schein. Wer kann schon sagen mit welcher List die Götter ihre Figuren bewegen? Besonders wenn der Gott aller Hinterlist und Heimtücke Teil des Spiels ist...
Mira Valentin hat hier den Grundstein für eine wirklich raffinierte und feinsinnige Handlung gelegt, deren Fäden bei erster Betrachtung relativ klar vor Augen liegen. Doch in der weiteren Entwicklung stellt sich die Frage, ob man da nicht etwas voreilig seine Schlüsse gezogen hat. Wer gehört tatsächlich zu welchem Team? Was macht den größten Vorteil aus? Kampfkraft und kriegerische Taktik? Unbändige Wut und Freiheitsdrang? Angst und List? Oder sind es gar die ehrenvollen Handlungen und die Liebe? Vielleicht auch der Zufall? Kann man überhaupt von Zufall sprechen, wenn die höheren Mächte ihre Finger im Spiel haben? Dies alles ist wahnsinnig spannend zu verfolgen und ich habe mit vielen Schachzügen der Autorin nicht im entferntesten gerechnet. Hut ab, wir stehen immerhin noch ganz am Anfang und ich habe schon jetzt ein flaues Gefühl im Magen.


" Bei diesen Worten riss Erik seinen Blick von Thjodhild los und sah Leif an, als sehe er ihn zum ersten Mal. Dabei fuhr er sich mit einer Hand durch den Bart und hob die roten Augenbrauen an. „Spielen willst du?“ Seine Augen blitzten. Das verhieß nie etwas Gutes. (..... ) „Kein Kinderspiel!“, donnerte Erik und im Nu war jedes Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Er trat auf Tuchfühlung an seinen ältesten Sohn heran, kniff die Augen zusammen und bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. „Du und ich, Leif, wir spielen jetzt das Spiel der Nordmänner. Unser Spielbrett ist die See, unser Gegner das Unwetter und unsere Herausforderer die Götter selbst! Aber Thorstein darf zusehen – ganz, wie du es vorgeschlagen hast.“ Leif wurde bleich. Verdammt! " ( Zitat aus dem Buch )


Um ein Spiel erfolgreich zu bestreiten, braucht es gute Spielfiguren. Da sind sich selbst die Götter einig. Und aus diesem Grunde haben sie sich ihre Spieler weise gewählt. Wahrlich, die Charaktereigenschaften und Fähigkeiten passen wie die Faust aufs Auge zu den jeweiligen Gottheiten, die sie rekrutiert haben. So herrvorragend die Auswahl der Götter ist, so begnadet ist auch die Konstellation der Charaktere, die Mira Valentin für dieses Buch zusammengestellt hat. Jeder Einzelne ist für sich etwas ganz Besonderes in all seinen Facetten. Sie sind so verschieden wie das Meer. Mal klar und ruhig, oder aufbrausend und wild im Sturm. Mal dunkel und undurchsichtig oder strahlend, von der Sonne erhellt. Manchmal auch aufgewühlt, oder mutig den Felsen trotzend, die es eingrenzen. Sie alle sind es wert erwähnt zu werden, weil sie einfach großartig gezeichnet sind. Dennoch möchte ich mich nur auf einzelne konzentrieren. Einfach um den Überraschungsmoment zu wahren.


"Er fühlte nichts, dachte nichts, wusste nichts. Da war nur Leere in seiner Brust. Nichts außer seinem Atem und seinem Herzschlag" (...) Er empfing das Gift wie einen alten Freund, nahm die Qualen, die es ihm bereitete, freudig entgegen. Sie waren nichts im Vergleich zu dem, was er durchgemacht hatte. Ein Stich ins Herz – dutzende Male auf dem Schlachtfeld ausgeführt, ohne Reue, ohne Schuld. Doch dieser eine, letzte Stoß, sorgte dafür, dass er selbst innerlich daran zugrunde ging." ( Zitat aus dem Buch )


Sven Olafsson, ein Pferdebauer, der aus Liebe tötet um seiner Frau die Qualen zu ersparen und sich dann dem Schicksalsspruch der Götter überlässt. Man fühlt seinen Schmerz und seine Resignation, möchte ihm seine Last am liebsten abnehmen und begleitet ihn voll dunkler Vorahnung auf dem vielleicht schwersten Weg seines Lebens. Sven zerbricht fast an seiner Schuld und der inneren Leere. Das ist mir sehr nahe gegangen. Als hätte er es nicht schon schwer genug, wird er auch noch auf grausame Weise zum Spielball der Götter und selbst seine Kinder, die er doch eigentlich schützen wollte, werden in dieses Spiel gezogen und müssen sein unmenschliches Los mit ihm tragen. Da steckt schon allein durch dieses eine Schicksal so viel Tragik in der Geschichte. Sven scheint immer ein wenig zu rechtschaffen und zu schwach für seine Aufgabe und doch kämpft er mit dem Mut der Verzweiflung für seine Familie.


„Weisheit und Hörigkeit gehen nur selten Hand in Hand“, warf Agnar ein, wobei er Svens Wunde mit einem Leinenstreifen verband. „Ebenso wenig wie Furcht und Todesmut.“ ( Zitat aus dem Buch )


„Du warst nicht dabei, verdammt!“ Eriks Hautfarbe wechselte von knallrot auf schneeweiß. Seine Hände ballte sich zu Fäusten. Leif stupste seinen kleinen Bruder an, der mit schreckgeweiteten Augen neben ihm saß. „Kannst du in die Hose pinkeln oder so?“, „Das mach ich schon seit vier Jahren nicht mehr!“, behauptete dieser entrüstet, obgleich jeder wusste, dass er nachts noch immer einnässte. „Mach eine Ausnahme, um deiner Mutter schlimme Schläge zu ersparen. Und dann schrei was du kannst.“ „Ist gut.“ Valder seufzte. ( Zitat aus dem Buch )


Leif der "Unglückliche", wie er selber immer wieder betont. Der Junge mit dem zu großen und zu weichen Herzen. Er lädt sich scheinbar die Last der ganzen Welt auf seine viel zu schmalen Schultern. Dummerweise weiß das in seiner Familie niemand zu schätzen, besonders nicht sein, für seine Greueltaten, berüchtigter Vater. Ein Nordmann sollte nicht weich sein, sondern ein Mann, der sich dem Sturm entgegenstellt, statt nach anderen Lösungen zu suchen. Doch ist es nicht genau das, was Leif macht? Sich dem Sturm entgegenstellen und dafür immer wieder die Konsequenz tragen ? Nur eben auf seine Art.


"Es wurde nicht so schlimm, wie Leif es sich vorgestellt hatte. Nein, das was Erik ihm in dieser Nacht zumutete, war weitaus schrecklicher als alle Herausforderungen zuvor.....Leif konnte nichts entgegnen. Würde er jetzt den Mund auftun, es käme doch nur Fischsuppe hervor. Panisch klammerten sich seine eiskalten Hände um die beiden Riemen. Nur keinen davon loslassen! Keine Schwäche zeigen, keine Furcht! Sein unsicherer Blick landete auf seinem Vater, der trotz des Seegangs immer noch aufrecht dastand und zornig auf ihn herabsah. Wie hundert brennende Pfeile schoss die Missgunst aus dessen Augen." ( Zitat aus dem Buch )


Was Leif alles zu ertragen hat, erschüttert tief. Dem sollte sich ein Junge nicht aussetzen müssen. Und doch ist mir Leif gerade deswegen ans Herz gewachsen. Er erträgt ohne zu klagen und bleibt sich dennoch treu. Er steht für Gerechtigkeit und die Fähigkeit Liebe zu geben, egal was man ihm antut. Selbst wenn er hasst, fühlt es sich nicht wirklich danach an. Für mich eine der liebenswertesten Figuren in diesem Spiel. Und eine mit der ich am meisten gelitten habe. Man fragt sich zwangsläufig, welche Rolle ihm wohl noch zufallen wird. Seine wirklich genialen Ideen werden mit Sicherheit noch gefragt sein ( auf jeder Seite ).


" Dennoch musste er eines zugeben: Er hatte sich verändert, während er dort draußen gewesen war. Vielleicht geschah etwas Ähnliches mit jedem Menschen, der über seine eigenen Grenzen hinausgetrieben wurde. Man steuerte dabei unweigerlich auf eine Entscheidung zu, wie sie klarer und einfacher nicht mehr sein konnte: Aufgeben oder Kämpfen? Sterben oder Leben? Lieben oder Hassen? ( ... ) Etwas war in ihm zerbrochen, als er diese Entscheidung gefällt hatte. Und dieser Bruch hatte ihn stärker gemacht, so seltsam das auch klang." ( Zitat aus dem Buch )


"Einen Moment lang war es still zwischen ihnen. Über den Himmel zog eine Sternschnuppe, gänzlich auf ihr kurzes, leidenschaftliches Leben fixiert und dankbar für jedes Auge, das sie erblickte, ehe sie für alle Zeit verglühte. Aus irgendeinem Grund musste Leif bei ihrem Anblick erneut an seinen Vater denken." ( Zitat aus dem Buch )


Da ist er: Erik der Rote, ein Nordmann, der jeden Raum nur durch seine Anwesenheit füllt und über den ich Lieder singen könnte.


"Und so übergab Erik das Steuerruder an Tyrkir und stellte sich an den Bug, einen Arm um den Drachen gelegt, den er nun endlich wieder hissen durfte. Der Sturm fuhr durch sein rotes Haar, sein Herz pochte und seine Axt schrie nach Blut. Es war nur ein unbedeutender Kampf gegen Piraten, der schon morgen aus den Erinnerungen der Menschen verblassen würde. Doch eines Tages, – das spürte er – würde er an eine andere Küste segeln. Ein grünes Land, das noch nie zuvor ein Mensch betreten hatte." ( Zitat aus dem Buch )


Absolute Faszination! So viel Charisma habe ich selten erlebt. Er strahlt die pure Arroganz und Selbstüberschätzung aus, ist jähzornig, brutal und schreckt weder vor Mord noch vor der eigenen Ehefrau zurück. Der Teufel in Person und ein wahres Ekelpaket.


"Trotz des Sturms, der außerhalb der Hütte tobte, war der Rote wie so oft nicht bei seiner Familie. Leif vermutete ihn bei Brida und Freydis im Stall. Aber genauso gut war es möglich, dass er gerade nackt auf einem Vulkan stand und dem Donnergott einen Kriegsschrei entgegenbrüllte. Es gab nichts, das er seinem Vater nicht zutraute" ( Zitat aus dem Buch )


Eine passende Beschreibung. Aber tief in Erik schlummert so viel mehr als das Offensichtliche. Ich liebte meinen eigenen inneren Zwiespalt bei Lesen. So oft wollte ich ihm die Pest an den Hals wünschen, aber dann brachte er mich dazu, staunend den Mund aufzureißen oder schallend über seine Wutausbrüche und rohen Äußerungen zu lachen. Andererseits zeigt er aber auch wie tief er zu lieben imstande ist, wie verzweifelt er leiden kann und dass er durchaus dazu fahig ist, sich schuldig zu fühlen und sich gebrochen zu zeigen. Alles mit vollem Herzen und immer ein wenig zu emotional, aber absolut echt. Niemand ist so stolz, keiner verteidigt so leidenschaftlich seine Freiheit und seine Ehre. Erik ist das Meisterstück dieser Geschichte. Ich habe zeitweise nur auf seine Auftritte gewartet. Ist es verwerflich, wenn ich all meine Prinzipien über den Haufen werfe und mich in einen echten Mistkerl verliebt habe? Ich wollte ihn ja hassen, aber dann macht er einfach in seiner Sturheit spontane Aktionen ( die teilweise zum Scheitern verurteilt sind ) oder stößt Sätze ohne nachzudenken aus, für die ich ihn nur feiern konnte. Wahrscheinlich bin ich mit meiner Meinung allein auf weiter Flur, aber dieses Buch lebt durch ihn. Das ist der Nordmann, den man sich vorstellt, wenn man an die Wikinger denkt. ( Die sich im Übrigen nie selber so genannt haben.)


„Ich soll einem toten Gott nachfolgen?“, brüllte er Ebbe entgegen, als wäre sein Mund nicht längst zu Eis erstarrt. „Wie du und mein kaltes Weib? Lieber sinke ich auf den Meeresgrund. Lieber lasse ich mich von der Brut dieses Pferdebauers erschlagen! Ich würde eher eigenhändig die Scheiße aus meinem Ziegenstall kratzen als mich von deinem verfluchten Bischof ins Wasser tauchen zu lassen!“ (Zitat aus dem Buch )


Nahezu jeder der vielschichtigen Protagonisten lässt tief in seine Gefühlswelt blicken. Sie tragen ihre Emotionen mit der Wucht eines Donnerschlages an uns heran, lassen uns leiden, bewegen uns und lassen uns hassen. Da steckt so viel Liebe im Detail, dass es schwer in Worte zu fassen ist. Eine Geschichte ist immer nur so gut wie ihre Charaktere. Und diese sind überragend. Besonders, da wir niemanden finden, der immer nur schwarz oder weiß ist. Es sind gerade die Ecken und Kanten, die innere Zerrissenheit und ihre Gewissenskonflikte, aber auch ihr Mut und ihr Freiheitsdrang, die sie so großartig und menschlich machen. Mira Valentin ist eine Meisterin darin, Emotionen auf ihre Leser zu übertragen. Man schwebt permanent zwischen dem Bedürfnis die Tränen zu unterdrücken, Wutausbrüche zurückzuhalten und einem hysterischen Lachanfall zu unterliegen. Nicht wundern, nichts davon gelingt. Die Gefühle sind hier so lebendig und man steckt so tief in der Geschichte, dass alles hervorbricht. Egal ob man möchte oder nicht.


Aber nicht nur die Charaktere zeigen die Liebe zum Detail, mit der die Autorin schreibt. Auch das Leben der damaligen Zeit, mit all seinen Gegebenheiten, die Landschaften und Orte sind wahnsinnig bildhaft! Die Beschreibungen sind so detailliert, dass man sich mitten im Geschehen befindet. Ich hatte so oft das Bedürfnis mir den Dreck und das Blut vom Leib zu waschen, habe Ekelgefühle gehabt, habe Schläge gefühlt und all die Bilder vor Augen gesehen. Es ist schon fast erschreckend. "Nordblut" ist einfach ein Stück intensive, lebendig gewordene Geschichte. Man spürt mit wieviel Interesse und Liebe Mira Valentin hier rechechiert hat und ihr Wissen umzusetzen wusste. Wie stößt man sonst auf solche Zitate, von deren Existenz ich nicht einmal geahnt habe, die ich aber wahrscheinlich so schnell nicht wieder vergessen werde: „Unseren täglichen Seehund gib uns heute“


Mira Valentin spielt hier auf großartige Weise mit unserer Sprache, schafft Denkanstöße und erzeugt Emotionen. Die Themen, mit denen sich Nordblut befasst sind nicht nur für die damalige Zeit gültig, sondern auch heute aktueller denn je. Es geht in erster Linie um den Respekt untereinander und die Toleranz. Ob es gelebte Werte sind, Charakterzüge und das Wesen jedes einzelnen Menschen oder seine Religion, sein Glauben. Sie zeigt uns die Konsequenzen unseres Handelns, wenn wir denken über richtig und falsch, Recht oder Unrecht, gut oder böse entscheiden und richten zu können. Misstrauen und Hass werden unsere Begleiter sein, genauso wie der nie endende Kampf untereinander. Freiheit und Frieden kann nur stattfinden, wenn wir lernen zu respektieren und akzeptieren.


"Erneut breitete sich Stille zwischen ihnen aus, obwohl es so viele Fragen gab, die sie einander hätten stellen können. Das verfluchte Spiel der Götter verhinderte, dass auch nur eine davon ausgesprochen wurde. „Wird es damit enden, dass wir beide uns eines Tages auf einem Schlachtfeld gegenüberstehen?“, fragte Jorunn unvermittelt. „Wir werden nicht mehr lange Kinder sein.“ Er wandte sich ihr zu und betrachtete ihr schmales Gesicht, die zierlichen Hände und die tiefliegenden, immer noch traurigen Augen. Der Tod ihrer Mutter hatte ihr Leben wahrhaft in den Fundamenten erschüttert. Nein, ein Schlachtfeld würde es sicherlich nicht sein. Aber es gab tausend andere Pfeile, die man aufeinander abschießen konnte. Keinen davon wollte er in seiner Brust spüren. „Ich gebe dir mein Wort, dass ich niemals gegen dich kämpfen werde, auf keine Art der Welt“, sagte er im Brustton der Überzeugung. " ( Zitat aus dem Buch )


Fazit:


Mit "Nordblut - Wölfe wie wir" ist Mira Valentin ein Geniestreich gelungen. Es ist gelebte Historie, die einem Kunstwerk gleicht. Komplex und undurchsichtig, bewegend und erschreckend, tieftraurig und doch untermalt mit teils schon schwarzem Humor. Mir fehlen tatsächlich die Superlative, die beschreiben, warum ich dieses Buch so liebe. Wer es liest, wird verstehen, dass sich hier der Anfang von etwas ganz Gewaltigem ankündigt. Ich behaupte, es wird wie eine Naturgewalt über uns hinwegfegen.

Cover des Buches Flammenklinge (Lichtsplitter-Saga 2/4) (ISBN: B08232DTWD)

Bewertung zu "Flammenklinge (Lichtsplitter-Saga 2/4)" von Mira Valentin

Flammenklinge (Lichtsplitter-Saga 2/4)
alice14072013vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine der ergreifendsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Ein Geschenk an jeden Leser.
Weil es manchmal die ewigen Zweifler sein müssen, die das Schwert erheben.

»Die Furcht ist ein Haus mit vielen Zimmern, junger Feuerkrieger. Ihr solltet es nicht niederbrennen, vielmehr seine Türen öffnen.«....»Ich bin kein Feuerkrieger«, stellte ... entschlossen fest und der Mann schmunzelte. ( Zitat aus dem Buch )


Wenn du alles verloren hast und dein Weg kein Ziel mehr zu haben scheint, dann bleiben dir nur zwei Möglichkeiten:
Nimm es hin und resigniere, oder geh auf die Suche nach dir selbst und dem dir bestimmten Weg. Ersteres ist einfach, die zweite Möglichkeit erfordert Mut, Vertrauen und birgt viele Hindernisse, die es zu bewältigen gilt. Schmerz, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit werden dich begleiten. Aber am Ende wirst du finden. Manchmal ist es nicht das, was du dir wünschen würdest. Vielleicht ist es zu groß und du glaubst es nicht tragen zu können? Dann glaube fest an den Sinn und die Kraft in dir. Öffne dich, tanze, male und lasse dich fallen. Das ist der Weg, der Naturgewalten sich entfesseln lässt...


"Trychon ist Gift!" Nichts ist wahrer als diese Aussage. Ein Land mit einer schwarzen Seele. So schwarz wie die Asche, die alles bedeckt. So schwarz wie seine Flotte, die Unheil verkündend im Hafen liegt. Hier begegnete Aira Felsenfaust die wahre Dunkelheit und hier verlor sie alles.... Aus der Gefangenen im eigenen Land wurde eine Flüchtige ohne erkennbares Ziel, ohne Antworten auf das "Warum?". Gebunden an den waghalsigen Plan eines launischen Nordmannes, den sie nicht versteht und der sie immer wieder an ihre Grenzen bringt. Kann es noch schlimmer kommen? Wer sich einmal gedacht hat, es kann nur noch besser werden, der weiß, es gibt immer ein Schlimmer. Hätte sie auch nur geahnt, dass dies erst die Spitze des Eisberges ist...


"Kayden hielt seine Drachenklinge in den Kessel, der sofort zu blubbern begann und hängte das Sieb ein.»Entweder wird sie uns über Bord hüpfen oder sie fängt sich. Das eine geht schnell, das andere braucht Mut.« »Sollte dann nicht jemand bei ihr bleiben? Ich meine, falls sie springt?« Kayden hob den Kopf, als lausche er. »Wir werden es schon hören, wenn es platscht«, erwiderte er zuversichtlich..... Er war nicht gut im Trösten oder im Sprücheklopfen oder im Weisheiten verteilen. Mit einem entnervten Seufzer ging er an Deck und steuerte widerwillig auf den Bug zu." ( Zitat aus dem Buch)


Auch Kayden Wolfshall erfährt die Übellaunigkeit des Schicksals am eigenen Leib. Er, der seine Bestimmung und Freiheit doch eigentlich in der Seefahrt gefunden hatte. Warum musste ausgerechnet er sich darauf einlassen eine verwöhnte Prinzessin an einen Ort zu bringen, der vermutlich gar nicht existiert? Und weshalb steht plötzlich nicht nur sein Leben auf dem Spiel, sondern auch sein Seelenfrieden? Der Wanderer musste wahrhaft schlechte Laune haben.


»Die Dunkelheit ist hinter uns her. Doch wir werden es ihr so schwer wie nur irgend möglich machen, uns zu finden.« ( Zitat aus dem Buch )


Aira und Kayden, zwei geschundene Seelen in Begleitung eines neugierigen, unschuldigen Fuchsmädchens, die sich auf einen fast aussichtslosen Weg begeben. Mitten durch Feindesland mit unbekanntem Ziel. Ein Weg, auf dem nicht nur die Dunkelheit, grauenvolle Monster und der Tod lauern, sondern auch Intrigen, Misstrauen, die Wut auf das Schicksal und die ungewollte Bestimmung, die auf ihren Schultern lastet. Genauso wie innere Zweifel an den eigenen Stärken und Fähigkeiten, das Hadern mit sich selbst und den aufwallenden Gefühlen, die sie nicht wahrhaben wollen. Beide werden Antworten finden, die ihnen nicht immer gefallen und sie werden an ihre Grenzen gelangen. Doch sie werden auch erleben, dass selbst in der Dunkelheit und dem Schmerz das Licht der Hoffnung scheint und Schönheiten verborgen liegen, an die sie niemals geglaubt hätten.


„Jeder Schritt, den du in deinem Herzen machst, wird dich weiter nach oben führen. Dorthin, wonach du strebst“ ( Zitat aus dem Buch )


Der Himmel über Avantlan verdunkelt sich, Unheil und Chaos scheinen die Königreiche zu bedrohen. Wer kann dem noch Einhalt gebieten? Eine Frage, die sich mit dem Ende des grandiosen Auftaktbandes der Lichtsplitter - Saga von Erik Kellen und Mira Valentin schwer wie Blei auf meine Schultern legte. Ich hatte nicht den Funken einer Ahnung. Diese Geschichte ist so unvorhersehbar wie die Launen und taktischen Schachzüge von Kayden Wolfshall. Wenn ich fluchen dürfte, würde ich wahrscheinlich dafür in der Hölle schmoren. Dieses Buch hat mich an den Rand der Verzweiflung gebracht, weil es Gefühle in mir hervorgerufen hat, von denen ich nicht wusste, dass ich dazu fähig bin. Ich kann nicht einmal annähernd etwas schreiben, was diesem Erleben gerecht werden könnte. Was für eine Fortsetzung! Es ist wie bei einem Sturm, den du auf dich zukommen siehst. Du kämpfst und bist doch machtlos. Dann überrollt er dich, reißt dich mit sich fort, wirbelt dich durch die Gegend und spuckt dich aus mit .... Ja was? Fassungslosigkeit? Hochgefühl ? Wut im Bauch ? Leer und doch voller Fragen? Erfüllt von Liebe und doch so angstvoll? Ich weiß es wirklich nicht. Es war eine Reise der Gegensätze: Leidenschaft und Ernüchterung, Hochgefühl und Fall, spielerisch und ernsthaft. Dieses Buch hat mich zum Lachen gebracht und mir die Tränen in die Augen getrieben, während ich die Charaktere gleichzeitig schütteln und in den Arm nehmen wollte. Wäre es möglich gewesen hätte ich wahrscheinlich auch noch permanent die Luft angehalten. Aber was ich mit Sicherheit sagen kann: Es ist eine der besten Geschichten, die ich je gelesen habe, weil sie mich tief in meiner Seele berührt hat und mich immer noch beschäftigt. Weil ich sie jetzt schon in mein Herz geschlossen habe und weiß, dass ich bis zum "bitteren" Ende mit Aira und Kayden Seite an Seite kämpfen werde. Denn ich bin sicher, mindestens einer der Autoren ist ein Schurke und wir werden noch gewaltig zittern.


" Ihre Dunkelheit ist mehr als nur ein Gift. Es hat die Macht, Menschen zu verdrehen. Hüte dich davor, wenn du kannst. Du bist ein Wirker des Feuers, aber auch Feuer kann jegliche Glut verlieren, glaub mir. Ich habe es gesehen." ( Zitat aus dem Buch )

Klappentext:

Es ist nur ein Auftrag für Kayden Wolfshall:
Bringe die Prinzessin von Jandor in Sicherheit!
Doch der Weg dorthin ist gefährlicher als gedacht.

Aira hat alles verloren.
Nun muss sie einem Nordmann vertrauen, der sie zielstrebig zu einem Ort führt,
dessen bloße Existenz ein Mythos ist.

Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Eine abenteuerliche Flucht beginnt,
denn die Kreaturen der Tothautlande sind ihnen bereits auf den Fersen.

Meinung:


»Weil es manchmal die ewigen Zweifler sein müssen, die das Schwert erheben. Denn jene, die den Kampf lieben, streben meist nicht nach dem Sieg, sondern nach dem Ruhm. Sie wollen ihre Namen auf Stelen verewiget sehen.« ( Zitat aus dem Buch )


Zweifeln fällt so leicht, wenn man immer wieder im Staub landet, sobald man versucht sich aus den Geröllmassen, die das Leben einem vor die Füße wirft, zu erheben. Wo liegt der Sinn in diesem Dasein? Wie soll man vertrauen, wenn einem immer wieder Hass und Intrige begegnen? Wohin gehen, wenn man das Ziel nicht kennt?


Antworten scheint es für Aira Felsenfaust und Kayden Wolfshall nicht zu geben, als sie sich gemeinsam auf die Flucht aus der Hölle Trychons machen. Beide tragen schwer an den Schicksalsschlägen ihres eigenen Lebens und müssen doch zusammenhalten. Noch dazu sind sie so verschieden, dass es unmöglich scheint, den gleichen Weg einzuschlagen, ohne sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Oder schwelt da ein ganz anderes Gefühl zwischen ihnen, das sie vielleicht in ihrem Leben noch nicht zulassen konnten? Wäre das doch nur das einzige Problem... Vielmehr offenbaren sich ihnen während ihrer Reise Schrecken und Hintergründe, von denen sie sich noch wünschen würden, sie wären niemals involviert. Denn nicht nur die Monster der Tothautlande sind ihnen erschreckend nah auf der Spur, oder gar einen Schritt voraus. Auch die Königreiche scheinen Stück für Stück der Dunkelheit zum Opfer zu fallen. Verrat prägt die Veränderungen in Avantlan. Nirgends scheint es sicher zu sein und der Tod begleitet sie auf jeder Wegmeile. Doch welche Erkenntnis ist die schlimmste? Die, dass es keine Sicherheit zu geben scheint, egal wohin man geht? Oder die, dass es vielleicht eine Lösung gibt, welche aber ihre Bestimmung und alles, was sie glaubten zu sein in Frage stellt und für immer verändert?


„Du bist eine Tänzerin. Du bist eine Malerin. Du bist ein Kormoran, einsam über dem Meer. Aber vor allem bist du eines, Aira Felsenfaust: Eine Muschel, die die Perle in ihrem Inneren nicht hergeben mag. Deshalb bekommst du heute dein erstes Mantra. Es lautet: Ich öffne mich!“ ( Zitat aus dem Buch )


Aira hadert seit jeher mit ihrer Gabe und mit sich selbst. Die Verbundenheit mit dem Wind wurde ihr zum Fluch, also lernte sie den einstigen Spielgefährten zu leugnen. Aus der starken Prinzessin, die sich mutig Sebald Blutspeer entgegenstellte, scheint zunächst eine gebrochene Frau geworden zu sein, die kaum mehr an sich glaubt. Wenig Selbstbewusstsein zu haben scheint. Das Verhalten ihres eher wortkargen und launischen Begleiters macht es ihr dabei nicht gerade einfacher. So ist sie in seinen Augen doch scheinbar nur die verwöhnte, schwache Prinzesssin. Man leidet förmlich jedes mal mit ihr, wenn sie aus Naivität einen Fehler begeht, oder wenn Kayden sie ein wenig unsensibel in seine Taktiken einbindet. Wie gut, dass die kleine Klecks ihm dann so köstlich die Leviten lesen kann. Andererseits bewundere ich Aira, weil sie sich doch immer wieder mutig den Situationen stellen kann. Weil sie aufsteht, obwohl sie fällt. Andere hätten vielleicht schon längst aufgegeben. Doch die größte Herausforderung erwartet sie erst noch am Ziel ihrer Reise, als sie ihre wahre Bestimmung erfährt. Wie soll gerade sie diese Aufgabe erfüllen, wenn sie doch allem widerspricht, was sie je gelernt hat? Sie sieht auch nicht diese Stärke in sich, die von ihr erwartet wird. Ein harter Weg, der alles von ihr abverlangt.


„Der Wind war niemals aus deinem Leben verschwunden, Aira Felsenfaust“, sagte Orcas. „Doch du hast die Verbindung zwischen ihm und dir getrennt. Nun versichere ihm glaubhaft, dass du das Band zwischen euch neu knüpfen willst. Es geht nicht darum, den Wind zu beherrschen oder von ihm beherrscht zu werden. Wahre Partnerschaft bedeutet, eins miteinander zu werden.“ ( Zitat aus dem Buch )


Ja, Aira muss lernen sich selbst zu finden und ihre Gabe, die sie als Fluch sieht, wieder als Geschenk und ihre Stärke anzuerkennen. Wenn da nur nicht diese verwirrenden und schmerzenden Gefühle wären, die sie mal beflügeln, um sie dann wiederum tief fallen zu lassen.


»Ihr besitzt eine Gabe, ob ihr sie anerkennt oder nicht. Fähig, einen ganzen Palast aus den Angeln zu heben, wenn ihr es wolltet. Zerstörung, Schreie, Tod. Ihr könnt den Wind wie ein Schwert in die Hand nehmen oder durch die Wälder streifen und den dunkleren Durst stillen. Es ist eure Entscheidung.« ( Zitat aus dem Buch )


Manchmal ist es erschreckend, wie gut Kayden in die Seelen von anderen zu sehen vermag und dennoch seinen eigenen Gefühlen und Ängsten gegenüber blind zu sein scheint. ( Oder blind sein möchte? ) Hach, ich liebe dieses Schlitzohr einfach. Ich könnte ganze Balladen über ihn singen. Selten ist mir ein Charakter begegnet, der so viele Eigenheiten vereint, so viele Gegensätze zu einem einzigartigen Wesen verbindet und sich damit fest in meinem Herzen verankert hat. Wie beschreibt man diese Faszination? Man bedenke, Kayden kann sich manchmal buchstäblich wie die Axt im Wald verhalten, wenn ihn seine Gefühle überwältigen, oder er einen seiner verrückten Pläne in die Tat umsetzt.


"War es möglich, in Luft zu ertrinken? Noch immer spürte Aira das Rauschen des Windes. Er fegte durch ihren Körper wie durch eine leere Halle, flutete ihre Lungen und rüttelte an ihrem Verstand. Dazu diese Wut, diese unglaubliche Wut! Sie wagte kaum mehr, Kayden ins Gesicht zu sehen, aus Angst erneut einen Sturm zu entfachen. Ich hätte Sebald nicht töten, sondern anfeuern sollen! Sie wusste, er hatte das nicht ernst gemeint. Es war ihm nur darum gegangen, den Wind herauszulocken. Und er hatte sich entschuldigt. Ein dahingeflüstertes Lass Dein Haar ins Meer sinken, Prinzessin! Noch tausendmal würde ich ihn für dich töten! Dennoch: Wie schwarz war die Seele eines Menschen, der von allen möglichen Provokationen genau diese heraussuchte? Der ungerührt folterte und Leben auslöschte, um an eine Information zu kommen?" ( Zitat aus dem Buch)


Allerdings kann man ihm irgendwie nicht böse sein. Im Gegenteil, er trägt sein Herz einfach auf der Zunge und das hat Charme und Charisma. So sehr er versucht den launenhaften und wortkargen Einzelgänger zu geben, er wird immer der geborene Beschützer sein, der so viel fühlen kann. Wehe dem, der es wagt das zu bedrohen, was er liebt. Der "Löwe" würde dafür töten, oder sterben... Obwohl er sich das nie eingestehen würde. Vielmehr versucht er vor seinen eigenen Emotionen zu fliehen, weil ihn das Leben gelehrt hat, was Verlust bedeutet. Oder weil er seinen eigenen Wert noch nicht erkannt hat. Kayden ist das Paradebeispiel dafür, dass man aus Unsicherheit verletzen kann, oder weil man selber verletzlich ist. Es war manchmal wirklich zum Haareraufen.


„Was bringt ein Feuer zum Lodern? Was lässt es tausend Jahre brennen, ungeachtet der Zerstörung, die es dabei verursacht? Der Wind, Aira! Ich spüre die Kraft deines Elements und sie macht mich wahnsinnig. Aber es ist nicht das, was du glaubst!“ „Nicht? Nicht das...“, stammelte sie. Er schüttelte den Kopf. Aber das kannst du gar nicht wissen!, schrie sie innerlich. Doch sie brachte kein Wort mehr hervor. „Da draußen zieht ein Krieg herauf und vielleicht sind wir die Einzigen, die ihn noch verhindern können. Wir müssen unsere Sinne beisammenhalten, Aira Felsenfaust. Schon morgen könnte der Himmel brennen oder das Meer gefrieren. Wir müssen wachsam sein und lernen, unsere Elemente zu kontrollieren. Das ist unsere Aufgabe!“ (Zitat aus dem Buch)


Doch so sehr er sich wehrt, er sitzt schon längst in der Falle.


»Es ist das rabenschwarze Haar, und dieses wagemutige Glitzern in den Augen, das die Fjeld ausmacht. Sie lieben die Freiheit mehr als allen Reichtum der Welt. Eine bewundernswerte Eigenschaft, die zudem recht selten anzutreffen ist.« Damit hatte der Meister den Kern ziemlich gut getroffen. »Doch glaubt mir, zu tun und zu lassen, wonach einem der Sinn steht, ist keine Freiheit. Sondern der Mut, wahrhaft eigene Entscheidungen zu treffen.« ( Zitat aus dem Buch )


Kayden muss aber nicht nur mit seinen Gefühlen kämpfen, sondern auch mit der Tatsache, dass sein selbstgewählter Lebensplan nicht der Weg ist, der ihm bestimmt ist. So wenig er das anfänglich wahrhaben will, seine Aufgabe in dem drohenden Krieg des Lichts gegen die Dunkelheit ist größer, als er je gedacht hattte. All seine Versuche sich innerlich dagegen zu wehren scheitern. Denn niemand kann dem Schicksal entfliehen, zu dem er geboren wurde. Die Entwicklung, die er in diesem Wissen macht, ist umso erstaunlicher und hat mir das Herz aufgehen lassen. Aber das sollte jeder für sich selbst entdecken...


Mira Valentin und Erik Kellen lassen uns abwechselnd tief in die Seele ihrer beiden Protagonisten blicken. Keine Emotion, kein Erleben bleibt uns verborgen. Es ist schon fast erschreckend, wie sehr wir die Geschichte dadurch leben und wie intensiv, greifbar plötzlich Gefühle werden, die gar nicht unsere eigenen sind. Sie spielen so gekonnt mit gegensätzlichen Empfindungen und bringen den Leser dabei an die eigenen Grenzen, wie ich es nur sehr selten bisher erlebt habe. Ich hatte manchmal eine solche Wut in mir, war so oft den Tränen nahe, wollte schreien, um mich schlagen, dass ich mich vor mir selber erschrocken habe. Dann wiederum konnte ich einen Lachkrampf nicht zurückhalten. Ich werde sicher noch lange jedem Mann auf den Bauch schauen und Muskelstränge zählen. Und ich werde niemals ein "Hallo" in einen dunklen, stillen Raum rufen. Angst und Grauen waren mein ständiger Begleiter und seit dieser Geschichte werde ich immer auf mein schlechtes Bauchgefühl hören. Doch das schönste Erlebnis war die Liebe, die aus diesem Buch spricht. Die Liebe, die trotz all der dunklen Bedrohung und des nahenden Krieges so viel Gewicht hat, dass sie selbst einzelne Krieger gegen eine Übermacht über sich hinauswachsen lässt. Sie hat mein Herz erwärmt. Ich denke, ich habe noch nie solch schöne Worte für dieses große Gefühl gelesen, wie es hier zum Ausdruck kommt.


"Er wollte für sie verbrennen. Er wollte, dass sie tausend Jahre nach seiner Asche suchte. Er wollte ihr einen Stern in die Seele küssen, sich ausliefern, ihre Haut rauben, sie atmen hören, weich und tief und seinen Namen raunend. Er wollte wissen, wie ihre Zunge schmeckte....Und dann tat er es! Seine Lippen trafen die ihren und es war wie ein Rausch. Kein Meer hatte diese Gewalt, kein Sturm diesen Ton, der Kayden in den Himmel sog. ... öffnete die Augen und das Blau zog ihn wieder hinab, unter die Wellen. Sollte er sterben, dann jetzt. " ( Zitat aus dem Buch )


»Wenn du dort draußen stirbst, dann werde ich die ganze Welt heimsuchen und deine Asche finden. Und danach werde ich sie jagen und hinwegfegen vom Angesicht dieser Erde.« ( Zitat aus dem Buch )


Was bleibt mir jetzt noch zu sagen?


Dieses Buch ist ein Gesamtkunstwerk. Eine dramatische Reise mit schockierenden Wahrheiten, die ihre Hintergründe Stück für Stück offenbaren. Die Gefahr lauert an jeder Ecke, die Angst begleitet uns mit jedem Schritt, und die Grausamkeit die uns an manchen Stellen erwartet ist oft schonungslos. Doch in all seiner dunklen Faszination steckt so viel Poesie, so viel Schönheit, dass es mir den Atem verschlagen hat. Egal, ob die geschriebenen Worte Landschaften und Handlungen vor meinen Augen zum Leben erweckt haben, oder Emotionen haben real werden lassen. Es ist ein ständiges Spiel zwischen Schmerz und Liebe, Schwermut und Leichtigkeit, auf den Punkt gebrachtem, trockenen Humor und tiefer Traurigkeit. Diese Geschichte ist intensiv. Sie hält dich fest und gibt dich nicht eher frei, bis das letzte Wort gelesen ist. Und dann hallt sie nach...


"Sie beide wussten, was dieser Kuss zu bedeuten hatte. Es war ein Versprechen. Auf Wiederkehr. Auf den Tod" ( Zitat aus dem Buch )


Wer "Windherz" gelesen hat, der weiß: Wiege dich niemals in Sicherheit. Es werden Wendungen kommen, die dir den Boden unter den Füßen wegreißen. Du erhältst Antworten auf Fragen, die alles in ein neues Licht stellen. Ob es die Geschichte der Wirker ist, oder die Sage um die Splitter des Lichts. Ich war gewarnt, habe mit allem gerechnet und doch habe ich vieles nicht kommen sehen. Das macht diese Geschichte so großartig. Glaube nie zu wissen, es wird anders kommen. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist das, was er annimmt zu sein. Selbst scheinbar nebensächliche Ereignisse aus dem ersten Band erlangen plötzlich eine Bedeutung mit gewaltigem Ausmaß. Je weiter die Handlung voranschritt, desto sprachloser machte mich die Entwicklung. Und dann, als ich nach mehreren Momenten, in denen mein Herz aussetzen wollte, schon fast durchgeatmet hatte, brach ein Inferno über mich herein, das alles in den Schatten stellte. Ich bin fassungslos! Mein Herz war zersplittert und eigentlich schon wieder geflickt. Doch dann haut das Autorenduo ein solches Ende heraus? Warum??? Ich war fertig mit den Nerven und völlig leer. Voller Fragezeichen und böser Vorahnungen! Wie soll ich mit solch kryptischen, dunklen Versprechungen den nächsten Teil beginnen? Es beschäftigt mich immer noch und ich habe jetzt schon Angst, was mich erwarten wird. Denn die wir sind noch lange nicht am Ende der Reise...


Worauf kann ich also vertrauen?
Vielleicht auf die Worte, die auch Kayden und Aira begleitet haben:


Lasse deine Zweifel los und öffne dich für das was in dir steckt. Es mag sein, dass du brennen musst, um gefunden zu werden, oder fallen, um dich zu erheben. Und manchmal ist es ein Versprechen auf Wiederkehr, das die Hoffnung nicht sterben lässt.


"Du selbst bist der Kompass, der dir die richtige Richtung weist!" ( Zitat aus dem Buch )


Die wahre Freiheit liegt in dem Mut eigene Entscheidungen zu treffen.


Fazit:


Dieses Buch ist eines der ergreifendsten, das ich je gelesen habe. Und das ist ein wahres Geschenk an jeden Leser.



Cover des Buches Rebelles (ISBN: 9783947515523)

Bewertung zu "Rebelles" von Greg Walters

Rebelles
alice14072013vor 4 Jahren
Weil Weisheit manchmal eine Weile braucht, genau wie auch die Liebe wachsen muss.

"Die Sonne geht gerade im Osten über der weiten Ebene auf. Solange sie noch scheint, wird es menschliches Leben auf der Welt geben. Es ist an uns zu entscheiden, wie wir leben wollen und was wir hinterlassen." ( Zitat aus dem Buch )


Worte der Hoffnung gesprochen in einer Zeit des Untergangs. Wenn alles zu zerbrechen droht, die letzte Zuflucht vor dem Fall steht und die Menschheit ihrem Ende entgegensieht, dann ist es der eine Funken , an den man sich klammert. Und der Wunsch, die eigene Welt dieses Mal nicht auf dem Fundament einer zerstörerischen Macht aufzubauen. Doch wer kann einem diese Hoffnung geben, wenn alle Zeichen auf ein Scheitern hindeuten?
Vielleicht ist die Sonne schon lange untergegangen und nicht mehr in der Lage die Dunkelheit zu verdrängen. So scheint es, wenn wir unsere letzte Reise nach Kol antreten und uns einem wahren Weltuntergangsszenario gegenüber sehen, das uns mit einem Hammerschlag trifft und schaudern lässt.


Die Schlinge um die ewige Stadt Kol hat sich zugezogen. Was den Menschen einst Schutz vor den Bestien bot, ist zu einer tödlichen Falle geworden, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Selbstzerstörung, unbändiger Hass und sinnloses Morden wüteten unter der Bevölkerung, seit die schlimmste aller Bestien, der weiße Schatten, Einzug gehalten hat. Doch es ist noch lange nicht das Ende. Vor den Toren Kols sammeln sich nun tausende wütender Bestien mit nur einem Ziel: Vernichtung derer, die sie brutal aus ihrer Welt gerissen haben!


Wer ist noch in der Lage sie aufzuhalten? Ein junger Magus, zerfressen von Hass, mit dem Streben sich selbst als Imperator zu erheben? In der Hand eine fremde Macht, deren Ausmaß er nicht begreift? Ein junger Fühlender, der allein zurückgeblieben ist und um seinen Verlust trauert? Ein Narr, der an seiner Schuld fast zerbricht und resigniert? Ein Barbar, der verzweifelt seine Familie sucht, die in die falschen Hände geraten ist? Eine junge Magi, die der Schlüssel zu sein schien, aber nicht mehr in dieser Welt weilt? Oder das letzte Aufgebot der Rebelles, die ausziehen, die Magie für immer zu zerstören?


Nach den dramatischen Ereignissen des zweiten Teils scheint sich das Schicksal gegen die Menschheit verschworen zu haben. Alle Zeichen deuten auf eine Niederlage hin. Die Hoffnungslosigkeit schwebt über allem und lässt uns mit einem beklemmenden Gefühl in diesen finalen Band starten. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie es möglich sein sollte, auch nur den Ansatz einer glücklichen Lösung in dieser Katastrophe zu finden. Die Angst um die geliebten Protagonisten, der Hass auf diejenigen, die die Zerstörung heraufbeschworen haben und das Grauen waren mein ständiger Begleiter. Dieses Buch zwingt den Leser in einen Zustand zwischen dem Drang, am liebsten die Augen schließen zu wollen und gleichzeitig Gewissheit zu erhalten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Greg Walters Geschichte auf ein rosarotes Ende zusteuern würde, nicht nach den tragischen Entwicklungen, die diesem Finale vorangegangen sind. Mit welchen Verlusten würde ich leben müssen? Wollte ich mich überhaupt mit nur irgendeinem davon auseinandersetzen? Ich glaube ich bin noch nie mit solchen Bauchschmerzen in ein Buch gestartet, weil mir bewusst war, dass der Autor seine Charaktere bisher nie in Sicherheit gewogen hat und keinerlei Skrupel davor hatte auch die liebgewonnenen zu opfern. Hier stürzt er sie wahrlich in einen Kampf ums nackte Überleben. Aber ich bin dennoch froh, dass ich mich auf das Ende eingelassen habe. Denn ich hätte sonst einen fulminanten Showdown verpasst, der mich mehr als sprachlos zurückgelassen hat. Greg Walters hat mir gezeigt, dass nicht immer alles so ist, wie es zunächst scheint. Dass Liebe und Hass sehr nah beieinander liegen und die Frage der Schuld nicht immer so einfach zu klären ist. Und ich habe auf schmerzhafte Weise gelernt, dass manche Opfer nötig sind, damit am Ende vielleicht doch noch die "Dunkelheit" dem "Licht" weichen kann.


Also, legt euch Taschentücher bereit, wappnet euch mit euren schlimmsten Befürchtungen umgehen zu müssen, ( es werden sicher einige eintreffen ), stellt euch eurer Angst und erlebt ein grandioses Feuerwerk, das in rasantem Tempo auf ein erstaunliches Ende zusteuert.


"Fortuna tam variabilis est quam luna: Crescit, descrescit, numquam stabilis est... Das Glück ist wechselhaft wie der Mond, es nimmt zu, es nimmt ab, beständig ist es nie."( Zitat aus dem Buch )


Inhalt:


Was haben eine stotternde Zauberin,
ein intellektueller Barbar,
ein Junge, der Zuneigung für tödliche Bestien empfindet,
und ein unglücklicher Narr gemeinsam?


Gar nichts, außer einem miesen Schicksal und der Bürde, dass sie nur gemeinsam ihre untergegangene Welt vor der vollkommenen Vernichtung retten können …

Kol, die letzte Stadt der Menschheit, steht kurz vor ihrem Fall. Nachdem der Weiße Schatten in ihren Mauern gewütet hat, belagern jetzt Tausende Bestien die Stadt. Das Ende der Menschheit scheint angebrochen. Der bösartige Luca nutzt in dieser Situation die Energie des magischen Artefakts, um die Macht an sich zu reißen, ohne zu ahnen, welche Kräfte er damit entfesselt. Tarl bleibt allein in der Stadt zurück, Magnus resigniert, Ceres lebt in einer anderen Welt und Balger sucht seine Familie im weitläufigen Land. Werden sie es trotzdem schaffen, die Magie zu zerstören, um Kol und die Bestien zu retten?
Das fantastische Finale der Bestien Chroniken.


Meinung:


"Den Menschen dieser verdammten Stadt ist nichts heilig. Ich gehe diesen Weg mit Euch zu Ende, das schwöre ich, Princeps. Die Menschheit hat Besseres verdient, als Kol" ( Zitat aus dem Buch )


Es endet immer da, wo alles begonnen hat. Ob es allerdings ein gutes Ende nimmt ist zweifelhaft, wenn der Beginn auf so viel unschuldigem Blut erbaut wurde...


Kol, die Geburtsstadt allen Übels, in der das Schicksal der vier Außenseiter Tarl, Ceres, Magnus und Balger seinen Lauf genommen hat, ist zugleich auch der Schauplatz des letzten Kampfes für das Fortbestehen der Menschheit und den Frieden. Alle Fäden führen zurück in seine Arena, in der schon so viel Blut vergossen wurde. Doch dieses Mal sitzt niemand mehr auf den sicheren Rängen und erfreut sich an dem Schauspiel. Vielmehr scheint die Bevölkerung Kols, die sich der Macht ihrer Magi so sicher war, die Strafe für all ihren Hochmut zu erhalten. Die ewige Stadt gleicht einem riesigen Leichenhaus, Plünderer treiben ihr Unwesen und die Verzweiflung greift um sich. Eine Flucht aus diesem Kessel der Zerstörung ist unmöglich und schon lange hat Kol den Status einer Zuflucht hinter sich gelassen. Vielmehr gleicht es einer Todesfalle, aus der es kein Entrinnen gibt. Während die Bestien sich vor den Toren sammeln, um die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, rüstet sich der klägliche Rest der Menschen, der nicht dem weißen Schatten zum Opfer gefallen ist, zu einem verzweifelten Kampf ums Überleben. Die Hoffnung allein auf einen einzigen jungen Magus gerichtet, der scheinbar unbändige Kräfte gegen die Bestien entfesseln kann. Doch kann eine Kraft, die so schwarz wie die Nacht ist, die so abgrundtief böse ist und für ihr Wirken den höchsten Preis fordert wirklich Heilung bringen?


"Wie kann jemand nur so dumm sein und glauben, dass es Macht umsonst gibt? Sie ist das wertvollste Gut und erfordert einen hohen Preis." ( Zitat aus dem Buch )


Aber wer will schon die Zeichen sehen, wenn er so zerfressen von Hass ist und gleichzeitig so besessen darauf zu beweisen, dass er nicht der unfähige Sohn ist, zu dem er seit jeher degradiert wurde? Luca ergreift die einzige Chance, die sich ihm bietet um sich aus der Asche zu erheben und das auf eine sehr krankhafte Art und Weise. Er lässt uns in seine tiefsten Gedanken blicken und erschüttert uns in jeglicher Form. Selten hat eine Figur so polarisiert. Ich wollte Mitgefühl haben, um ihn weinen und doch hat er immer wieder Unglauben und Hass in mir geschürt. Irgendwo hinter der Maske des Zorns war da noch der verletzte Junge, aber es war so schwer ihn hinter all seinen Taten zu finden. Was soll man ihm wünschen? Die gerechte Strafe? Aber wie wird sie aussehen, wenn das Ende naht und was ist gerecht?


Zeitgleich sehen sich Tarl und Magnus mit dem Scheitern ihrer Pläne konfrontiert. Auf sich alleingestellt müssen sie sich mit ihrer Trauer, ihrem Versagen und ihren Schuldgefühlen auseinandersetzen, die vielleicht wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren zu haben. Während Tarl allerdings immer noch fieberhaft nach einer Möglichkeit sucht, aus dem Hexenkessel Kols zu fliehen und sich sein mitfühlendes Kämpferherz bewahrt hat, scheint Magnus sich aufgegeben zu haben. Es hat mir das Herz gebrochen, was aus dem kleinen Kerl mit dem großen Mundwerk geworden ist. Wenn du jeden verlierst, der dir Liebe entgegengebracht hat und zu Dingen gezwungen wirst, die aus dir einen anderen Menschen machen, als du sein möchtest, woran kannst du dann noch festhalten?


"Ich habe kein Leben mehr!" (....) "Worauf wartest du? Erlöse mich und den Rest dieser verdorbenen Stadt!" ( Zitat aus dem Buch )


Manchmal hat man allerdings nicht die Wahl, welchen Weg man gehen möchte. Das Schicksal hat andere Pläne mit Tarl und Magnus. Und mehr als einmal hat man das Gefühl, als wolle es ihren vielen Bemühungen spotten Kol, und damit dem Sumpf des Bösen, zu entfliehen. Ihnen ist es bestimmt noch eine entscheidende Rolle zu spielen, die ihnen alles abverlangen wird. Immer in der Schwebe zwischen Hoffnung und Schmerz.


Während sich für Tarl und Magnu die Lage in Kol zuspitzt, sucht Balger nach den tragischen Ereignissen im Lager der Rebelles seine Familie im weitläufigen Land. Aus dem Held, der den Rebelles ein entscheidendes Werkzeug für ihren Kampf geliefert hat, ist somit scheinbar ein Verräter geworden. Doch für wen soll sein Herz schlagen? Für die Rebelles, die vielleicht die letzte Hoffnung auf Frieden sind und sich mit ihrem letzten Aufgebot gegen die Magie erheben, oder für die Menschen, die ihm am nächsten stehen? Ein Gewissenskonflikt, der Balger stetig auf seinem Weg begleiten wird und ihn vor gewaltige Prüfungen stellt, Entscheidungen zu treffen, die niemand ihm abnehmen wollen würde. Gefangen zwischen der Angst zu spät zu kommen, den Gedanken an Rache, manchmal dem Zorn auf das Handeln anderer und der Liebe, die er empfindet, muss er sich nicht nur den Gefahren stellen, die auf ihn warten, sondern auch seinem inneren Kampf, bei dem es darum geht sich selbst und seinem mitfühlenden Herz treu zu bleiben.


"Das hier ist nicht das Werk von Menschen! Schau richtig hin! Von mir aus kannst du ihn ermorden, aber glaube mir, Balger, danach wirst du nicht mehr derselbe Mensch sein wie zuvor. Und besser macht es schon gar nichts!" ( Zitat aus dem Buch )


Wie hätte Balger auch nur ahnen können, welche Rolle ihm tatsächlich in diesem letzten Gefecht um das Überleben der Menschheit zugedacht wurde. Wie wichtig das Wort "verzeihen" noch für ihn werden würde... Es hat mich immer wieder berührt, wie klar Balger in der Lage ist wirklich zu "sehen", selbst wenn der Zorn ihn übermannt und er sich manchmal zu verlieren droht. Wie viel Liebe er in seinem Herzen trägt, wo so viel zerstörerische Kälte um ihn ist und dass er selbst in einer Zeit des Untergangs noch fähig ist zu träumen.


" Diese Stadt könnte all das sein, was die Menschheit ohne die Zauberer und ihre Verbrechen sein könnte. Überall würde es Orte wie diesen geben und wir könnten gefahrlos dorthin reisen oder sogar dort leben." Balger blickte ihr tief in die Augen und verlor sich endgültig darin. "Wir könnten dort Familien gründen und einfach glücklich sein, ohne ständig Angst haben zu müssen." ( Zitat aus dem Buch )


Aber was ist mit Ceres geschehen? Das ist das große Geheimnis in dieser Geschichte und vielleicht einer der entscheidenden Punkte. Ein Phänomen, das ich hier nicht genauer erläutern möchte, denn es würde zuviel vorweg nehmen. Ich hätte nie mit dieser Entwicklung gerechnet.


Entscheidend ist, dass Greg Walters hier ein grandioses Zusammenspiel seiner Charaktere gelungen ist, deren Erleben und Fühlen diese Geschichte tragen, wie ich es selten gelesen habe. Wir dringen tief in die Seele jeder einzelnen Person ein, der wir gerade folgen. Man fühlt Ängste, Zweifel, den starken Überlebenswillen genauso wie die tiefe Liebe und die Bande der Freundschaft, die mitunter Berge versetzen können. Wir teilen den Mut und den starken Willen, wie die Fassungslosigkeit, den Schmerz und die Trauer, die Wut, das Grauen und die Hilflosigkeit, während sie versuchen zu retten, was zu retten ist. Mehr als einmal musste ich beim Lesen innehalten, weil ich es kaum ertragen konnte. Es gibt nichts Schlimmeres, als so extrem bewegt und berührt von Charakteren zu sein, die einem fast schon zu Freunden geworden sind und gleichzeitig das Gefühl zu haben, dass diese Geschichte vielleicht nicht für alle ein gutes Ende nehmen würde. Wer lässt schon gerne gehen, was er liebgewonnen hat? Um diese innere Unruhe beim Leser noch zu verstärken fügt der Autor aber auch genialerweise die Perspektive einiger Nebenfiguren und Antagonisten hinzu und verdeutlicht damit, wie verzwickt die Gesamtsituation wirklich ist. Krankhafte Gedanken von Rache und Machtmissbrauch erschüttern uns ebenso wie dunkle Geheimnisse, unerwartete Schuldbekenntnisse und falsches Spiel. Kein Wunder also, dass die Nerven permanent aufs Äußerste gespannt sind, weil nichts auf das tatsächliche Ende hindeutet und niemand verschont wird. Wir werden hier so einige Male an unsere Grenzen geführt und ja, es sind Tränen geflossen, für die ich den Autor gerne gehasst hätte. ( Wären nicht gerade diese Entwicklungen unverzichtbar für das stimmige Ende ).


"Tja, mein guter Olos. Nicht immer sind die Dinge so, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen dauerbetrunkenen Schläger, den man aus der Wachmannschaft eines schäbigen Latifundiums geworfen hatte und vor dem mich alle gewarnt hatten, der sich aber schlussendlich als der fähigste und - wie es nun scheint dienstälteste meiner Offiziere erweisen sollte." "Ihr lenkt vom Thema ab."...."Ja", sagte Tarratia und streckte sich auf dem Bett, "da hast du wohl recht."....Ich habe sie alle in den Tod geführt. ( Zitat aus dem Buch )


Dies ist keine Geschichte von starken Helden, die sich im Alleingang todesmutig dem übermächtigen Feind entgegenstellen. Den strahlenden Retter sucht man hier vergeblich. Es ist eine Geschichte, von Menschen, die Schwächen haben. Sie dürfen an sich zweifeln, mit sich hadern und Fehler machen. Sie schlagen falsche Wege ein und haben Schuldgefühle. Sie stolpern über die Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, fallen und stehen wieder auf, weil jemand anderes da ist, der sie an der Hand nimmt. Sie weinen, haben Angst und sind doch so mutig über ihren Schatten zu springen, weil sie füreinander da sind. Die Stärke des Autors liegt in seinen glaubhaften, liebenswürdigen Charakteren, die sich zwar entwickeln, aber im Verlauf immer ihre ureigenen Charakterzüge behalten, die sie ausmachen. Wir schließen sie in unser Herz, weil wir uns ihnen so nah fühlen und weil sie uns zeigen, dass wir nur gemeinsam etwas bewirken können. Auch wenn sie es manchmal erst bemerken, wenn es fast zu spät ist.


"Mandirus wusste, dass es töricht war, allein weiter in das gefährliche Gebäude vorzudringen. Er brauchte seine Kameraden. Auch diese Erkenntnis zeichnete einen guten Anführer aus: Allein war man niemals besser als gemeinsam." ( Zitat aus dem Buch )


"Es gab in diesem Augenblick nur sie drei, eingeschlossen in einer Blase aus Liebe und Freundschaft inmitten einer zerstörten Welt." ( Zitat aus dem Buch)


Es gehört sehr viel Mut dazu, den eigenen Helden in seiner Geschichte Fehler zuzugestehen, sie verletzlich zu zeigen. Genauso wie die vermeintlich Bösen zwar brutal und kaltblütig handeln zu lassen, aber gleichzeitig unser Mitgefühl beim Lesen heraufzubeschwören, weil wir sie verstehen können. So stellt sich plötzlich die Frage: Gibt es überhaupt einen Schuldigen in dieser Situation? Haben wir es hier nicht vielmehr mit Opfern zu tun, die ihrer Situation entsprechend agieren. Um dieses spannende Rätsel zu entschlüsseln, müssen wir dem Geschehen bis zum bittersüßen Ende folgen und werden überrascht sein, welche Lösung uns erwartet. Die Begriffe von gut und böse verschwimmen hier zu vielen Schattierungen von Grau und den verschiedenen Möglichkeiten sich aus seiner Situation zu befreien. Nicht alle sind gut und richtig aber dafür umso authentischer. Greg Walters ist es gelungen hier absolut glaubwürdig in die Psyche der Menschen vorzudringen und ein umfassendes Bild zu zeigen.


Das Konzept, die Geschichte aus vielen wechselnden Perspektiven an verschiedenen Orten des Geschehens zusammenlaufen zu lassen geht zu einhundert Prozent auf. Was für ein genialer Schachzug. Keine andere Erzählweise hätte die Hintergründe all dessen, was die Bestien Chroniken ausmacht so transparent schildern können. Erst durch das Wissen, die Beweggründe und das Handeln aller beteiligten Personen konnte die Geschichte so stimmig erzählt werden und glaubhaft zuende geführt werden. Würde auch nur eine Perspektive entfernt, würde zwangsläufig eine Lücke entstehen, die der Handlung schadet. Am Ende führen alle Wegen zusammen, immer.... Und der Aha-Effekt ist gewaltig und sehr berührend.


Das Erzähltempo steigert sich durch den permanenten Wechsel der Sichtweisen und die vielen gemeinen Cliffhangern in den Kapiteln zu einem atemberaubenden Tempo, das uns auf das unweigerliche Ende zurasen lässt und mir so manchen verzweifelten Fluch entlockt hat.


Untermalt wird die permanent Angespanntheit beim Lesen durch ein düsteres, teils sehr brutales Setting, dass nicht mit schockierenden Momenten spart. Man hat fast das Gefühl dauerhaft in tiefster Nacht zu verweilen, obwohl das gar nicht der Fall ist. Uns erwartet ein Bild der Zerstörung. Eingestürzte Gebäude, übel zugerichtete Leichen, abartiges Morden - man sollte nicht allzu sensibel sein. Hier wird nichts beschönigt, sondern sehr detailliert die Auswirkungen eines Krieges "Mensch gegen Bestie" und "Mensch gegen Mensch" dargestellt. Von dem einst so stolzen Kol bleibt nicht viel übrig. Beim Lesen musste ich oft gewaltig schlucken und kam nah an meine Grenzen. Es gab Verluste, da konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Es war eine wahre Hassliebe. Warum tut man sich das an? Warum fasziniert diese Geschichte dennoch so sehr? Die Frage ist einfach zu beantworten. Das Weglegen dieses Buches ist keine Option. Man ist gefangen im Geschehen. Zittert, hofft, leidet, rennt um sein Leben und schreit sich innerlich die Seele aus dem Hals. Der Sog dieser Geschichte ist unglaublich. Beim Lesen lebt man sie, fühlt sie mit allen Sinnen. Ich hatte jederzeit das Gefühl Teil des Geschehens zu sein, so detailliert sind die Bilder und Erlebnisse auf mich eingestürzt. Aber vor allem brauchte ich Antworten. Ich musste endlich wissen, welche Lösung es gibt. Ist es möglich die Menschheit zu retten? Können sie dann endlich Frieden finden? Was passiert mit unseren Freunden? Was mit den Bestien? Das werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Vielleicht nur eins: Es war eine wahre Explosion. Ich war zutiefst bewegt. Ein bisschen schockiert. Auch wenn ich diverse Taschentücher gebraucht habe, so war ich sehr zufrieden. Es hat mich überrascht, weil ich es nicht vorhersehen konnte, und es passt perfekt zur Geschichte. Kurz: Es war genial!


„Quod male partum malum finem habet. Baut diese Welt wieder auf, mein Kind.“ „Übel Erworbenes geht übel zu Ende“, übersetzte Balger verwundert. ( Zitat aus dem Buch )


Ein letzter Gedanke bleibt mir noch um ein Fazit für mich aus den Bestien-Chroniken zu ziehen. Obwohl Greg Walters hier ein Endzeitszenario in einer fantastischen antiken Welt geschaffen hat, unterscheidet sich der Grundgedanke nicht grundlegend von unserer realen Welt. Es steckt viel Wahrheit in den Zeilen. Auch wir beschwören Katastrophen herauf, sind dabei unsere eigene Welt zu zerstören und begegnen uns viel zu sehr mit Neid, Machtgier, Hass und Schuldzuweisungen. Wenn wir nicht umdenken, werden wir über kurz oder lang alles verlieren. Wir können nur etwas ändern, wenn wir anfangen über uns nachzudenken. Wenn wir uns selber und anderen vergeben. Vor allem aber, wenn wir gemeinsam für eine Veränderung einstehen, egal wie unterschiedlich wir auch sind. Und diese kann nur über den Weg der Liebe erfolgen, auch wenn wir dafür eventuell Opfer bringen müssen...


"Warum erst jetzt, ...?, fragte Magnus. Weil Weisheit manchmal eine Weile braucht, genau wie auch die Liebe wachsen muss."( Zitat aus dem Buch)


Fazit:


Eine atemberaubende, aufwühlende und sehr berührende Reise ist zuende gegangen. Eine Geschichte ist erzählt, die ich für ihre Tiefgründigkeit gefeiert und für ihre schockierenden Geschehnisse gefürchtet habe. Ich kann nur danke sagen für dieses grandiose Ende, das mir alles abverlangt hat. Besser hätte man es nicht machen können.


Cover des Buches Windherz (ISBN: 9783748112167)

Bewertung zu "Windherz" von Erik Kellen

Windherz
alice14072013vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Intensiv, atemberaubend, bewegend, grandios! Mir fehlen die Worte.. Aber diese Reihe wird Geschichte schreiben!
Öffne dein Herz weit! Nur du bist der Kompass.

Spiele mit dem Wind, aber hüte dich den Sturm zu entfachen. Denn mit ihm kommt die Dunkelheit!


»Bring das Unwetter zum Schweigen! Es ist gefährlich! Sie findet dich!« »Wer?«, brüllte Aira gegen das Tosen des Windes und das Krachen weiterer Dachziegel an. »Wer findet mich?« ... »Das Auge des Sturms.« Kendra atmete geräuschvoll ein. »Nun versuche, deine Gefühle zu zügeln. Diese Unwetter sind gefährlich. Sie ziehen die Dunkelheit an.« »Die Dunkelheit?« »Mach einfach, was ich sage, Aira«, herrschte Kendra sie an. »Je öfter und länger ein solcher Sturm an demselben Platz tobt, desto höher ist die Gefahr, dass jemand kommt, um diesen Ort zu kontrollieren. Also beruhige dich und der Wind wird es auch tun.« (Zitat aus dem Buch)


Avantlan, umgeben von rauer See. Seit jeher herrschen Kriege unter seinen Völkern und Königreichen, wird Handel betrieben und werden Bündnisse angestrebt, um Wohlstand und Macht auszuweiten. Während die Menschen in den Königreichen den alten Göttern abschwören und mit ihren eigenen inneren Intrigen und ihrem Streben nach Wohlstand beschäftigt sind, braut sich eine dunkle Gefahr zusammen, deren Ausmaß niemand zu erfassen scheint. Niemand? Oder erkennen doch einige wenige die drohenden Vorzeichen ?


"Die Kraft des Lichts wird schwinden und die Finsternis, welche dahinter lauert, keine Gnade kennen. Vergesse das niemals, Kayden Wolfshall. Wenn sie dieses Mädchen in ihre toten Finger bekommen, werden die Völker Avantlans in den Staub sinken." ( Zitat aus dem Buch)


"Oh, schauet die Sternesweite.
Sehet den ew’gen Tanz.
In der nächt’gen Stille hallend.
Das Dunkel umringt von Licht.
Eingesperrt und hungrig.
Des Kometen finstre Ruh.
Bald das ferne Glosen.
Treu in Zeit sich schlafen legt.
Erwacht die große Schlange.
Schwarz und rein.
Um zu stillen ihre Gier.
An des Menschen Seele......" (aus dem Seelenlied)


Die Zeit ist gekommen, da das Seelenlied seine Erfüllung findet. Das Schicksal Avantlans wird sich entscheiden und in die Hände zweier Menschen gelegt, die noch nicht ahnen, welche Bürde auf ihren Schultern lastet. Als Außenseiter verachtet, gefürchtet und in ständigem Leid gefangen, beginnen ihre Wege im hohen Norden und im tiefen Süden. Noch wissen sie nicht, dass diese Wege sich zwangsläufig kreuzen werden und der größte Kampf ihnen noch bevorsteht.


Dies ist die Geschichte von Kayden Wolfshall und Aira Felsenfaust. Einem Nordmann, der schon als Kind die Verachtung seiner Familie zu spüren bekam und dennoch sein gutes Herz nicht verliert. Der sich aus der engen Schlinge seines Daseins befreit und über sich hinauswächst, auch wenn er es selber noch nicht begreift. Und die einer Prinzessin, deren Gabe scheinbar zu einem Fluch wird und sie zu einer Gefangenen in ihrem eigenen Reich werden lässt. Eine Geschichte über tiefen Hass, Intrigen und Verrat, innere Ängste und Zweifel, aber auch die über die Reinheit des Herzens und den Mut der Verzweiflung. Es ist eine wahrhaft epische Erzählung über eine düstere Welt in der nicht nur Menschen aus Machtgier und dem Wunsch nach Wohlstand zu "Monstern" werden, sondern auch grauenvolle Wesen ihr Unheil treiben und die Welt für immer in die Dunkelheit zu stürzen drohen, die sich im Verborgenen nähert. Aber auch die über die Kraft der Elemente und die Stärke des Lichts, sich gegen all die dunkle Macht zu wehren.


Es gibt keine Worte, die angemessen beschreiben könnten, welch grandioser Auftakt den beiden Autoren Mira Valentin und Erik Kellen mit "Windherz - Lichtsplittersaga 1" gelungen ist. Episch, atemberaubend, magisch, unter die Haut gehend, emotional sind leere Worte dagegen. Alles trifft zu und mag es doch nicht in seiner Vollkommenheit erfassen. Ich war selten so ergriffen von einer Geschichte, während mir Lachtränen über die Wangen liefen und ich mich kurze Zeit später schockiert oder in einem Tal aus Trauer und Leid wiederfand, das mir die Luft zum Atmen raubte. Die beiden Autoren verstehen es nicht nur den Leser mit einem wahnsinnig spannenden Geschehen zu bannen, sondern gleichzeitig auch mit intensiv geschilderten Gefühlen tief in die Seele ihrer Leser einzudringen, sie zu erschüttern und nachhaltig zu beschäftigen. Hier treffen die lauten Töne von Gewalt, Grauen und tapferem Kampf auf die leisen Töne von Verlust, ergreifender Trauer, und dem Willen sich sein reines Herz und sein Mitgefühl unter allen Umständen zu bewahren. All diese verschiedenen Töne verschmelzen zu einer Einheit, die schon jetzt eines der besten Werke hat entstehen lassen, das ich gelesen habe. Mein absoluter Respekt dafür, dass mir erstmals die Worte fehlen, meine Begeisterung angemessen zu beschreiben.


»Der Wind, kleines Rabenhaar, ist wohl das schwierigste aller Wesen und nichts anderes sind die Elemente. Er ist verspielt, mächtig und unbeugsam. Doch er kann ebenso launisch, arrogant und zerstörerisch sein. Ihn zu bändigen schafften nur wenige. Dafür braucht es ein weites und starkes Herz.« ( Zitat aus dem Buch )


Inhalt:


»Du selbst bist der Kompass, der dir die richtige Richtung weist. Höre nie auf zu suchen, dann wirst du gefunden werden.«
Kayden ist ein Nordmann und ein Jäger der Meere. Niemand ist besser als er. Eines Tages aber erhält er einen ungewöhnlichen Auftrag.
Aira lebt als Prinzessin am Hofe von Jandor. Gesegnet und verflucht mit einer besonderen Gabe. Doch der Thron war nie für sie bestimmt.
Zwei Menschen, von denen mehr abhängt, als sie ahnen. In ihren Händen liegt das Schicksal einer ganzen Welt.


Meinung:


"Gehe hinaus und singe dein dir bestimmtes Lied." ( Zitat aus dem Buch)


Die Schriften des Wanderers besagen das. Doch wie glorreich kann ein solches Lied werden, wenn schon die Kindheit von Verlust, Einsamkeit und Hass geprägt ist? Wenn einem immer wieder genommen wird, was man liebt und das eigene Leben sich niemals frei anfühlt? Woran kann man noch glauben, wenn einem niemand zur Seite steht und man vielleicht auch noch mit einer großen Schuld leben muss, die einen für immer verändert?
Diesen Fragen müssen sich beide Protagonisten schon sehr früh auf ähnliche Art und Weise stellen. Wir begleiten sie auf ihrem Weg über die Schicksalsschläge und harte Zeit ihrer Kindheit, die viel zu früh endet, bis in die Zeit als Erwachsene, in der sich ihr Schicksal vereint. Beide verbindet die Tragik ihres Lebens, eine gewisse Traurigkeit und das Herz eines Kämpfers und doch sind sie so verschieden in ihrem Wesen.


"Du bist ein Stern, der vom Himmel gefallen ist, Aira, ein kühler Windhauch in der Hitze dieser brennenden Welt. Worte, die mit Neera gestorben waren." ( Zitat aus dem Buch )


Aira Felsenfaust, Jandors Prinzessin, die von einem unbedarften Kind mit einem besonderen Spielgefährten, viel zu schnell zu einer ernsten, einsamen jungen Frau wird, weil sie die Schuld eines unbedachten Moments auf ewig verfolgen wird. Ihre Gabe, auf die sie eigentlich stolz sein sollte, wird zu ihrem Fluch und macht sie zu einer "Gefangenen" in ihrer eigenen Familie. Oft hat man den Eindruck, sie nimmt ihre Einsamkeit und ihr Leid stillschweigend an. Doch dann überrascht sie einen einmal mehr mit ihrem Mut, ihrem klaren Verstand und ihrem Trotz. Auf sich allein gestellt, scheint es niemanden zu geben, dem sie trauen kann und doch gibt sie niemals wirklich auf. Ich habe sie sofort gemocht und konnte mit ihr fühlen.


"Aira. Du bist ein Stern, der vom Himmel gefallen ist, ein warmer Windhauch in der Kälte dieser sterbenden Welt. Wenn du eines Tages nicht mehr weiter weißt, vertraue darauf: Du selbst bist der Kompass, der dir die richtige Richtung weist. Höre nie auf zu suchen, dann wirst du gefunden werden. Und wenn es so weit ist, dann hab keine Angst vor dem Gebrüll des Löwen" ( Zitat aus dem Buch)


Wie wichtig gerade Aira für das Schicksal Avantlars ist, bleibt uns lange verborgen, aber wir bekommen eine Ahnung je weiter wir der Handlung folgen und müssen ihrem Mut immer mehr Respekt zollen.


"Wenn Du alles verlierst, wem gibst Du dann die Schuld? Demjenigen, der es Dir weggenommen hat, oder der ganzen Welt, die gleichgültig dabei zusah?, ging es Kayden durch den Sinn." ( Zitat aus dem Buch )


Kayden Wolfshall, der stille Nordmann mit dem großen Herzen. Ein Charakter der scheinbaren Widersprüche, der die Liebe seiner Mutter verinnerlicht hat und die Freiheit sucht. Dabei aber nicht merkt, dass er Zeit seines Lebens vor den Fesseln des Hasses flieht, der ihm immer wieder entgegengebracht wird. Ein Kämpfer, Soldat und Seemann, der stark wie eine Naturgewalt ist und manchmal so zerbrechlich in seinem Inneren, wenn das Leid ihn einholt, welches andere ihm immer und immer wieder zufügen. Ein Mann der laut und plump sein kann, nie verlegen um einen flapsigen Spruch, aber auch die sanften, leisen Töne in sich vereint und sich seiner Tränen nicht schämt. Kayden hat mich tief beeindruckt, weil er eigentlich die Welt und vor allem seine Peiniger hassen müsste und doch zu diesem Gefühl nicht fähig ist. Er sucht nie die Rache, sondern steht für die Gerechtigkeit und die höheren Werte. Selten bin ich einem Charakter mit so vielen Facetten begegnet, der mich auf so eindringliche Weise berühren konnte.


"Mit angehaltenem Atem lauschte Kayden, bis ihm das Blut in den Ohren rauschte. Nichts! Er musste plötzlich an all die erfundenen Geschichten aus den Büchern seiner Mutter denken, in denen die Figuren in einsamen Ruinen, nebligen Mooren oder finsteren Wäldern ein strunzblödes Hallo?, oder den Namen eines geliebten Menschen gerufen hatten. Sie alle waren zurecht massakriert worden, fand Kayden." ( Zitat aus dem Buch )


Bis dahin konnte ich es mir nicht vorstellen, dass es möglich ist schallend zu lachen, weil sein herausragender trockener Humor und beißender Sarkasmus mich völlig überrumpelt haben, während mir gleichzeitig die Tränen der Trauer über mein Gesicht liefen. Ja, das ist möglich und dafür liebe ich ihn abgöttisch. Ich bewundere ihn dafür, immer wieder beherzt aufzustehen, wenn ihn trotz aller hohen Ziele der nächste Schicksalsschlag mit voller Wucht trifft und dies dann auch noch mit schwarzem Humor, oder einem Augenzwinkern zu schildern. Oft war ich hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn wachzurütteln, ihm auf die Schulter zu klopfen, oder ihn einfach nur in den Arm nehmen zu wollen. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie er all den Schmerz, der ihn auf seinem Weg begleitet, immer wieder ertragen konnte, ohne daran zu zerbrechen. Manchmal habe ich darauf gehofft, dass jemand kommt und ihn rettet, dabei sieht seine Bestimmung genau das Gegenteil vor. Danke, für diesen herausragenden Protagonisten, der auf ewig in die glorreichen Hallen meiner Lieblingscharaktere einziehen wird... Ich habe jetzt schon Angst um ihn.


»Manchmal rennt die Vergangenheit schneller als wir wollen, Soldat. Und sie fordert ein, was wir im Innersten glauben nicht sein zu können. Sei es Mut, die Kraft der Vergebung oder das Schicksal selbst. Doch sie wird an dir zerren, solange, bis du im Staub liegst oder dich entscheidest, deine alten Kreise zu verlassen.« »Ich stehe in keinem Kreis. Ich bin frei!« »Oh, du läufst seit einer Ewigkeit vor dir selbst davon, Kayden. Das ist dein Kreis. Du glaubst, du gehörst nirgendwohin, das innige Bande eine Schwäche sind und die Mauern vor deinem Herzen dich vor Schmerz zu schützen vermögen. Vor der Liebe.« ( Zitat aus dem Buch )


Wie Aira hat auch Kayden eine Bestimmung und eine Besonderheit, die ihn auszeichnet. Welche genau das ist, sollen wir allerdings noch erfahren....
Beide Erzählperspektiven sind auf ihre Art einzigartig und tragen die klare Handschrift des jeweiligen Autors. Sie stellen Ernsthaftigkeit, Dramatik und manchmal auch Hoffnungslosigkeit neben Tragik, beißenden, sarkastischen Humor und der immerwährenden Hoffnung. Sie erzählen in lauten Tönen und schildern die leisen, in sich gekehrten Momente. So unterschiedlich sie auch sind, verschmelzen sie zu einer grandiosen, stimmigen Einheit, als wären sie füreinander gemacht, wie die unterschiedlichen Pole eines Magneten, die sich gegenseitig anziehen. Harte, oft brutale Passagen kombinieren zarte Worte voller Poesie und eindringlicher Zitate, die mich noch lange begleiten werden. Zwei so unterschiedliche Stile auf diese überragende Art zu vereinen, ist wahre Kunst und spricht für die Qualität des Buches.


»Jegliche Existenz, Kayden Wolfshall, lässt sich in zwei Wahrheiten teilen. Nenne es Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, Fressen und Gefressen werden. Am Ende ist das eine immer die Leere des anderen.« ( Zitat aus dem Buch )


Die Charakterzeichnung ist in jeglicher Art absolut feinsinnig und sehr detailliert ausgearbeitet, bis in die Nebenfiguren, die Kayden und Aira begegnen und ihr Handeln beeinflussen. Wir blicken jedem für sich in seine tiefste Seele und können den geballten Emotionen, die auf uns einstürmen nicht entkommen. Manchmal wollte ich das alles gar nicht wissen, weil der Schmerz mich so brachial überrollte, dass ich ein paar Minuten in meinen Gedanken gefangen war, oder weil ich mich dabei erwischt habe zu werten und zu hassen. Es gab auch Situationen, da musste ich meine vorgefertigte Meinung revidieren und habe mich geschämt für mein falsches Bild im Kopf. Eine solche Nähe zu den Figuren trifft mich unweigerlich auch immer auf persönlicher Ebene. Andererseits gibt es nichts Genialeres, als solch ein hautnahes Fühlen und Miterleben, das uns zu einem Teil der Geschichte werden lässt, statt ihr aus der Entfernung zu folgen.


"Kayden begrub sie unterhalb eines Felsens, .... Lange blieb er neben ihr sitzen. So lange, bis er sicher war, niemanden dafür töten zu müssen." ( Zitat aus dem Buch )


Die Welt Avantlans ist kalt, brutal und düster. An jeder Ecke lauert eine unterschwellige Bedrohung und die Nerven des Lesers sind allzeit wie Drahtseile gespannt. Und doch strahlt sie eine wahnsinnige Faszination aus. Wir verweilen im Königreich Jandor, dessen König sich schon lange seinem scheinbar sicheren Wohlstand ergeben hat und eher der Lust frönt, als zu regieren. Dennoch sucht man nach starken Bündnissen, um diesen Status zu erhalten. Im Nordwesten begegnen wir dem Fürstentum Wolfshall, eher klein und unbedeutend, aber geprägt von familiären Intrigen. Es liegt an der Klirrenden See, die das Königreich Ravan als Halbinsel umgibt. In Ravan wiederum lernen wir die rauen Sitten der Seefahrer kennen und begleiten Kayden auf der Schwarzklinge im Kampf gegen die Monster der See. Wir erleben aber auch das raue Soldatenleben im Gebirge zur Sicherung von Ravans Grenze. Und es begegnet uns das nackte Grauen in Trychon. Verbrannte Erde, Ödnis, tiefstes Schwarz, das ist das Königreich von Timbald Blutspeer, der so gnadenlos agiert, wie sein Name besagt. Das allein wäre schon ausreichend, niemals einen Fuß nach Avantlan zu setzen. Dennoch zieht uns die bedrückende, düstere Welt nahezu magisch an. Selbst die grausamen Kreaturen, die dort lauern haben eine fesselnde Wirkung. Avantlan hat einen besonderen, dunklen Zauber, dem man sich nur schwer entziehen kann, obwohls es uns beim Lesen schüttelt und nicht selten melancholisch stimmt. Wie gut, dass es da so geniale Figuren gibt, wie das lila Fuchsmädchen Klecks, das sich so herrliche Wortduelle mit Kayden liefern kann und mein Herz sofort hat aufgehen lassen.


»Schön. Und was, beim Wanderer, bist du, Klecks?« Ihre Augen leuchteten. »Ein Fuchsmädchen. Mal das eine, mal das andere und manchmal mag ich es, ein bisschen von beidem zu sein. Und ich habe dir einen Zopf in den Bart geflochten. Er war mir zu strubbelig!« ( Zitat aus dem Buch )


Ohne diese wenigen Lichtpunkte und die eingebaute Situationskomik im Geschehen, würde man an dieser Welt wohl zerbrechen. Denn sie stürzt immer und immer wieder in erschreckend realistischen Bildern auf uns ein, die so detailliert sind, dass wir manchmal am liebsten den Blick abwenden möchten.


Bild- und wortgewaltig, verstörend und poetisch, sind die Attribute, die ich diesem gewaltigen Werk zuordnen möchte. Die beiden Autoren fahren hier ihr gesamtes Können auf und beginnen vielleicht unvergessliche Geschichte zu schreiben. Noch zeigen sie uns nur einen Bruchteil ihrer Welt, enthüllen nur ansatzweise Geheimnisse, aber die Wirkung ist jetzt schon gigantisch. Gleiches gilt für die Handlung, die sich erst in bedrückend leisen Tönen entfaltet, sich schleichend und kontinuierlich steigert, um in einem gewaltigen Sturm zu enden. Es war eine atemberaubende Reise, die mich immer in Habacht-Stellung gehalten hat und mit einem ungläubigen " Ihr könnt mich doch nicht mit einem Verdammt einfach zurücklassen!" hat enden lassen. Himmel, ich brenne auf die Fortsetzung!


Und jetzt? Jetzt schwelge ich in all den Dingen, die mich diese Geschichte gelehrt hat: Öffne dein Herz weit und bewahre die Liebe darin. Egal was das Schicksal für dich vorgesehen hat, welchen Schmerz du erleiden musst, befreie dich von der inneren Mauer. Nur dann wirst du finden, was du tatsächlich suchst, oder am Ende gefunden werden...


»Beherrschen ist das falsche Wort, Sohn. Vielmehr waren diese Menschen in der Lage, eins mit den Elementen zu werden. Aber ja, es hat sie gegeben.« (Zitat aus dem Buch )


Fazit:


Eigentlich ist alles gesagt und doch wird es nie genug sein, meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Dafür wird es nie genügend Worte geben. Mira Valentin und Erik Kellen haben hier den Grundstein für ein Meisterwerk gelegt. Ein Buch, das Geschichte schreiben wird, das uns an Herz und Nieren geht und mir wahrscheinlich immer im Gedächtnis bleiben wird. Einzigartig in dem, was es erzählt und uns fühlen lässt. Einzigartig in dem Stil, in dem es geschrieben wurde. Ein grandioses und besonderes Erlebnis.

Cover des Buches Die Krone der Seelenmacht: Seelenmacht 2 (ISBN: B07S95KR5X)

Bewertung zu "Die Krone der Seelenmacht: Seelenmacht 2" von K. T. Meadows

Die Krone der Seelenmacht: Seelenmacht 2
alice14072013vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Überragender Finalband, der aufwühlt und berührt. Ich bin immer noch sprachlos!
Das Herz sieht mehr, als der Verstand jemals erfassen kann!

»Das Gesetz der Drei. Es sind die Dinge, die in ehrlicher Absicht geschehen, aus Leidenschaft und mit dem Willen besiegelt, die unser Schicksal bestimmen. Wichtige Entscheidungen sollten mit diesen drei Ankern versehen sein. Daran glauben wir.« ( Zitat aus  "Im Reich der Seelenmacht" )

Ein Gesetz, das die stärkste Verbindung besiegelt.  Zwei Seelen, miteinander verbunden durch drei Anker: "Ehrlichkeit", "Leidenschaft" und dem "Willen". Unantastbar selbst für die Seelenmacht. Doch hüte dich! Was durch das Gesetz verbunden ist, vermag auch durch dieses gelöst werden. Unwiderruflich.
Ein vermeindliches Happy End ist manchmal nicht unbedingt das, was man erwartet hat.  Um die Liebe leben zu können, braucht es oftmals mehr als ein Gefühl. Es braucht vor allem Vertrauen und den Glauben an den Anderen. Wer hoch fliegt kann umso tiefer fallen und der Aufprall ist schmerzhaft. Verbunden mit Verlust, Verletzung, Selbstzweifeln und vielleicht auch dem Gedanken an Verrat. Wie kann man jemals heilen, wenn das Wichtigste plötzlich nicht mehr da ist? Wenn es kein Gefühl von Zugehörigkeit mehr gibt und ein Zuhause sich nicht mehr wie ein solches anfühlt? Was kannst du tun, wenn deine größten Ängste plötzlich wahr werden und du keine Lösung mehr weißt?

Willkommen in der Realität, die im zweiten Band von K.T. Meadows mit voller Gewalt auf die Protagonisten Greta und John einstürzt. In der scheinbaren Sicherheit der Menschenwelt hatten sie gehofft, ihre neugewonnene Liebe, ohne die Bedrohungen durch die  Seelenmacht und ihres Bewahrers Roots, leben zu können. Doch niemand hat mit den Konsequenzen ihrer Verbindung gerechnet. Ein fataler Fehler zwingt sie, sich ihren größten Ängsten zu stellen und macht sie zum Teil eines perfiden Spiels, das sie vielleicht niemals gewinnen können. Dabei könnten sie nicht nur ihre Liebe verlieren, sondern auch ihre Freiheit und vor allem  sich selbst. Wieviel sind sie bereit zu riskieren? Denn manchmal könnte der Preis für das angestrebte Ziel zu hoch sein, oder?

"Manchmal handelt man aus einem Impuls heraus, Greta. Das Feuer lässt sich schwerlich eindämmen. Aber du siehst, man kann Scherben auflesen und Ordnung schaffen. " ( Zitat aus dem Buch )

Der Finale Band der Seelenmacht - Dilogie beginnt wie ein Traum mit bittersüßem Beigeschmack. Ich hatte eine dunkle Ahnung, dass die hart erkämpfte Freiheit von Greta und John nicht von Dauer sein würde. Dennoch war ich nicht annähernd vorbereitet auf das, was dann tatsächlich beim Lesen auf mich eingestürzt ist. So oft habe ich gehofft, dass meine Befürchtungen nicht eintreffen würden, habe gebangt und gezittert. Bis die erste Wendung kam und mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. NEIN, das durfte nicht geschehen, das kann die Autorin nicht im Ernst geschrieben haben! Doch, hat sie. Nicht nur einmal. Was dann folgte, kommt einer Wildwasserfahrt sehr nahe. Es startet mit Euphorie, bevor du zum ersten Mal klitschnass wirst und nach einer emotionalen Schocksituation, abgekühlt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wirst, der aber leider nicht fest und sicher ist, sondern voller Stromschnellen, Strudel und Gefahren. Der Schmerz, die Selbstzweifel und die Traurigkeit, etwas Entscheidendes vielleicht für immer loslassen zu müssen und nicht aus den Fluten retten zu können, sind die ganze Zeit dein Begleiter, im gleichen Maße, wie der Nervenkitzel und die Hoffnung, doch noch die Felsen im Strom zu umschiffen. Mal ist das Ziel in greifbarer Nähe, mal wirst du überschwemmt mit Glücksgefühlen und kleinen Siegen, dann werfen die plötzlichen Stromschnellen dich wieder  aus der Bahn. Und nicht zuletzt gibt es die gewaltigen Wasserfälle, die dich scheinbar ins Bodenlose fallen lassen. Immer wieder kommst du an den Punkt, an dem du denkst: Das ist nicht zu schaffen. Und doch kannst du nicht mehr aussteigen. Bis zum vielleicht bitteren, oder glücklichen Schluss. Wer weiß das schon. Es gibt ja bekanntlich Dinge, die Berge versetzen können..

 Dieser Abschlussband ist emotional. Er berührt, zerstört und setzt uns irgendwie immer wieder zusammen. Die Geschichte ist voller unerwarteter Wendungen und genialer Ideen. Und am Ende bleiben wir mit klopfendem Herzen, feuchten Augen und staunend zurück. Ich frage mich, aus welchem Hut die Autorin diese Geschichte gezaubert hat.


Inhalt:

Greta und John haben das Portal zum Reich der Seelenmacht hinter sich verschlossen und wiegen sich in Sicherheit. Der dritte Kuss fordert jedoch auch im Diesseits Konsequenzen.
Plötzlich steht Greta nicht nur vor dem Scherbenhaufen ihrer Liebe, sondern befindet sich erneut in Roots’ Fängen. Sie muss feststellen, dass die Wahrheit mehr als eine Seite hat. Intrigen, so alt wie der Totengott, drohen Bens Lebenslicht auszulöschen. Um ihre Liebe und ihren Bruder zu retten, muss Greta alles auf eine Karte setzen.

Meinung:

Die Begegnung mit Roots, dem Bewahrer der Seelenmacht hat Greta zu einer Entscheidung gezwungen. Es gab nur eine mögliche Lösung um sich und ihren kleinen Bruder Ben aus seinen Fängen zu retten und John nicht zu verlieren. In der Sicherheit ihrer eigenen Welt, mit John an ihrer Seite könnte eigentlich alles so wundervoll sein.

"John hob schmunzelnd einen Mundwinkel. "Du meinst, wann ich mich in dich verliebt habe?" Ihm bereitete es nicht die geringste Mühe, darüber zu reden. "Als du deinem Schicksal die Stirn geboten hast und so viel furchtloser durch meine Welt spaziert bist, als ich es hätte sollen." ( Zitat aus dem Buch )

Doch Greta macht die Erfahrung, dass jede Entscheidung auch Konsequenzen mit sich bringt. Eine Medaille hat eben zwei Seiten. Und so hadert sie mit den intensiven Gefühlen für John, die sie nicht nur glücklich stimmen, sondern auch erschrecken.

"John war nicht wie ich, nicht menschlich. Und seine Nähe machte mich zu etwas, das ich nicht war. Oder nicht sein konnte. Was wäre, wenn ich all seine Erwartungen enttäuschte, wenn ich nicht genügte und in seinen Augen doch nicht vollkommen war. Der Druck schnürte mir die Kehle zu. Mein Herz schlug gegen das Chaos in meinem Inneren an...." ( Zitat aus dem Buch )

Ihr Zuhause fühlt sich nicht mehr nach dem Ort an, an den sie gehört. Sie nimmt wahr, dass auch Ben das Reich der Seelenmacht und seine Freundin Ell vermisst.

"Bens Worte hatten etwas in mir angestoßen. Waren wir hier nicht mehr zu Hause? Vielleicht nie gewesen, stach es in mir.... All die Bücher überall, all die fremden Welten. Ich war jahrelang auf der Flucht gewesen, ebenso wie John. Davongelaufen in fremde Welten. Doch diese waren aus Tinte und Papier, nichts als Illusionen.... Hatte ich mir wirklich vorgemacht, ich könnte heimkehren und alles wäre beim Alten? " (Zitat aus dem Buch)

Zusätzlich geschehen plötzlich Dinge mit ihr, die ihr Angst machen und sie überfordern.  Als eine Situation eskaliert, begeht sie aus Panik und Wut einen Fehler, der schwere Folgen hat und sie in ein Meer aus Trauer und Schuldgefühlen stürzt. Es gibt nur einen Weg, diesen Fehler wieder gutzumachen. Sie muss sich erneut Roots stellen, um denjenigen zu retten, der ihr alles bedeutet. Wie hätte Greta dabei ahnen können, dass sie sich dabei auf eine Reise in ihr Innerstes begeben, sich mit ihren Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten auseinandersetzen muss, um gegen die Gefahr des Scheiterns zu bestehen? Wie hätte sie wissen können, dass genaues Zuhören, Vertrauen ( ihre größten Schwächen ) und der feste Glauben an sich selbst unabdingbar sind, um ihr Ziel zu erreichen? Denn der Gegner ist übermächtig und scheint immer einen Schritt voraus. Aber vor allem: Wie soll man jemanden, dem man das Herz aus der Brust gerissen und tief verletzt hat, dazu bewegen, einem zu verzeihen? Eine fast unlösbare Aufgabe und doch setzt sie beherzt alles auf eine Karte.

Damit tritt Greta einen Strudel aus Ereignissen los, bei dem nicht nur sie selbst in Gefahr gerät, sich und ihr Leben zu verlieren, sondern auch ihr Bruder, John und ihre dämonischen "Freunde" Teil eines gefährlichen Spiels werden, bei dem es nur Verlierer zu geben scheint. Lange weiß niemand, wer auf wessen Seite steht, oder welche Ziele die einzelnen Beteiligten tatsächlich verfolgen. Misstrauen, Intrige und Verrat pflastern den Weg genauso wie Hoffnung, Zusammenhalt und Liebe. Es lässt sich einfach nicht erahnen, wer welchen Schachzug ausführen wird und welche Folgen die einzelnen Handlungen haben würden. So entfaltet sich nach und nach ein grandioses Schauspiel, das uns Stück für Stück seine Rätsel offenbart, nur um wieder neue zu stellen. Das uns spekulieren, bangen, gerührt seufzen und hoffen lässt, die Tränen in die Augen und den gewaltigen Kloß in den Hals treibt, an dem wir zu ersticken drohen . Doch Vorsicht, wer nicht zwischen den Zeilen liest und sich den genauen Wortlaut einer jeden Aussage durch den Kopf gehen lässt, der wird den gewaltigen, schockierenden Wendungen zum Opfer fallen, die mich so manches Mal fassungslos zurückließen, was noch die harmlosere Reaktion meines Leseerlebnisses war. Es gab tatsächlich Szenen, da war ich geneigt, mein Buch an die Wand zu werfen, um es milde auszudrücken. K.T. Meadows meint es nicht wirklich gut mit dem Leser. Frei nach dem Motto: Wirf ihm ein paar Leckerlis hin, bevor du ihn in die nächste Katastrophe schickst. Hope and destruction. Ein wirklich geniales Stilmittel, das inhaltlich und emotional an jede einzelne Seite bindet. Ein Weglegen des Buches ist undenkbar. Entweder wir halten gebannt den Atem an, oder wir fühlen so intensiv, dass wir uns nicht eine Sekunde lösen können. Kann man eine Autorin gleichzeitig lieben und hassen? Ja, definitiv und in vollem Umfang. Die Handlung ist so grandios, wie sie uns zerstört, wieder aufbaut und erneut in tiefe Gefühlstäler stürzt. Ich war noch nie so unvorbereitet auf ein Ende, das sich bis zum Schluss nicht ansatzweise erahnen ließ. Hatte selten so viel Angst vor dem Ausgang und wusste so sicher, dass ich ein paar Tränchen verdrücken musste. Ob im positiven, oder negativen Sinne, werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel: Nehmt eure größten Befürchtungen, verdreifacht sie, zieht eure geheimsten Hoffnungen und Wünsche ab, werft das Gewissen und die Stärke der Liebe in die Waagschale, fügt eurer Rechnung ein paar seelische Abgründe und Niedertracht hinzu. Als Resultat erhaltet ihr vielleicht das Ende, oder auch nicht. So zumindest ist es mir ergangen. Alles steht und fällt mit den richtigen Beiträgen, die die Handelnden im entscheidenden Moment leisten und mit ihren Emotionen, die sie führen.

Die Basis für die genial konzipierte Handlung stützt sich auf drei Pfeilern. Tief empfundene Gefühle, nicht vorhandene Emotionen und die Gewalt der Seelenmacht, deren Prinzip Ursache für jegliche Handlung, oder deren Folge ist. Um dieses Konstrukt zu entschlüsseln, müssen wir in die Tiefen der Charaktere vordringen. Wir müssen lernen in ihnen zu lesen, wie in einem Buch. Müssen verstehen, was sie antreibt zu handeln und erkennen, dass nicht alles in gut und schlecht, liebevoll und berechnend einzuteilen ist. So einfach machen sie es uns nicht. Wer liebt handelt emotional, macht Fehler, ist verletzlich und angreifbar. Aus Verlustangst und Verletzung können Handlungen resultieren, die nicht immer rational und richtig sind. Wer könnte sie verurteilen? Und wenn wir uns dann noch vorstellen, dass es eine Macht gibt, die keinerlei eigenbestimmte Gefühle zulässt, um ihr zu dienen, sondern jegliche Handlung dahingehend lenkt, dass sie einzig und allein ihren Erhalt bedingt, dann begreifen wir, dass es in dieser Geschichte kein wirkliches Schwarz und Weiß geben kann. Klingt kompliziert? Ist es auch. Umso spannender zu entschlüsseln, wer eigentlich auf wessen Seite steht und gegen wen oder was Greta wirklich kämpft.

Faszinierend ist die Entwicklung, die K.T. Meadows ihren Charakteren einräumt. Sie bleiben nicht stehen, offenbaren uns ihren inneren Schmerz, ihre Wünsche, Sehnsüchte, Ängste und handeln aus den Erfahrungen die sie machen teilweise völlig konträr zu meiner Einschätzung aus dem vorangegangenen Band. Ich war nicht selten überrascht in welche Richtung ihre Entwicklung tatsächlich ging. So hat sich neben den Hauptprotagonisten Greta und John still und heimlich Rebell zu einem meiner absoluten Lieblingen gemausert. Gerade sein Schicksal ist mir so wahnsinnig nahe gegangen, dass ich mir wünschen würde, ihm würde noch seine eigene Geschichte gewidmet. Für mich ist er der tragischste Held in diesem Buch.
 
"Der Anker besitzt die Erinnerungen, die Seele trägt die Gefühle in sich... Ich bin als jemand Neues erwacht und erinnere mich nicht daran anders gewesen zu sein. Ich hatte den Kopf voller Bilder, voller Momentaufnahmen, die mir zeigten, was ich erlebt hatte, wen ich liebte. Natürlich kamen mit diesen Erinnerungen auch Gefühle auf, derer ich mich nicht erwehren konnte. Aber ich hatte nie das Gefühl, nicht ich zu sein. Keinen Augenblick. Im Grunde war ich seit jeher nur der Rebell, den John erschaffen hat. Alles Andere vorher war das Leben eines anderen." ( Zitat aus dem Buch )

"Wenn man nicht gehen kann, braucht man eine Krücke, Kleines. Irgendwann weiß man nicht einmal mehr, wie es sich anfühlt, auf eigenen Beinen zu stehen. Die Krücke ist das, wonach du des Morgens als Erstes greifst, um dich an ihr aufzurichten." ( Zitat aus dem Buch)

"Du bringst dich doch nur in Gefahr."..."Besser als nichts zu fühlen. Hast du doch selbst gesagt." Es klickte in meinem Kopf. " Oh Gott. Was ist, wenn er will, dass Roots das sieht?"..."Denkt ihr, das kümmert mich? Soll der Alte auch meine Seele ausreißen...und jede weitere." Er klopfte sich mit der flachen Hand an seine Brust. "...bis dieser Anker so viele Seelen zerschlissen hat, dass keine Erinnerung mehr dagegen ankommt." Es war ein beklagenswertes Bild, das er abgab. Gebrochen, verloren." ( Zitat aus dem Buch )

Aber auch Greta und John konnten mich erneut absolut überzeugen. Greta, die anfangs noch mit ihrer Unsicherheit und der neuen Situation hadert, wächst an ihrem verhängnisvollen Fehler. Sie entwickelt sich zu einer Kämpferin, die für John und Ben alles auf eine Karte setzt. Dass sie dabei zwischen Naivität, langsamen Verstehen, Wut, Schmerz, Mitgefühl, tief empfundener Liebe und dem Mut der Verzweiflung schwankt, macht sie nicht nur glaubwürdig, sondern auch wahnsinnig sympathisch. Man verzeiht ihr leicht ihre Fehler, weil sie sie in dem Glauben begeht, nur das Beste zu wollen. Vor allem aber lernt sie endlich zuzuhören, zu vertrauen ( wenn auch nicht immer den richtigen Personen )  und reift an ihren Erfahrungen. Am Ende wächst sie über sich hinaus und entdeckt, was wirklich wichtig für sie ist.

"Er hatte mir erklärt, dass es nicht die Dinge selbst waren, von denen magische  Wirkung ausging, sondern von der Bedeutung, die wir ihnen zumaßen. Ein Rosenblatt als Symbol für Liebe und Zuneigung. Suchte ich wirklich nach Makellosigkeit? " (Zitat aus dem Buch )

Ach John, ... Wo ist mein Kämpfer mit den flapsigen Bemerkungen geblieben. Es zerreißt einem das Herz, was ihm angetan wurde. Die falschen Worte in Wut und Angst gesprochen machen aus ihm zunächst einen Mann, der in seinem Schmerz und seiner Trauer gefangen scheint. Der sich am liebsten selbst zerstören würde, auch wenn es nicht funktioniert.

"Du hast den Bund gelöst, Greta. Zu Recht. Er basierte nicht auf der Wahrheit. Du wusstest nicht, was du mit dem dritten Kuss besiegelst. ... Es gibt mehr Dinge, die du nicht weißt.. Aber du hast sie von Anfang an geahnt. Sieh dich doch nur mal um. Ich bin ein Freak. Ein Monster. Ich habe dich nicht verdient. In keiner Welt" ( Zitat aus dem Buch )

Ich hätte weinen können, so sehr hat mich sein Schicksal berührt. Und immer noch will er beschützen und lieber sich selber opfern, als anderen wehzutun. Das hat so weh getan, ihm durch Gretas Augen dabei zuzusehen. Und doch offenbart er immer noch, wie bedingungslos er lieben kann, wie selbstverständlich er verzeiht.

" Ich hing in seiner Umarmung und fühlte nichts. Er presste mich schluchzend an sich und fühlte alles. Seine Verzweiflung war überwältigend. Ich spürte, wie sein Brustkorb unter den Atemstößen erbebte. Er zerbrach an meiner Entscheidung..." ( Zitat aus dem Buch)

 So sehr, dass er am Ende einen entscheidenden Schritt geht, der mich fassungslos gemacht hat. Was für einen Weitblick er damit beweist und wie tragisch gerade für ihn... Für mich ist er der eigentliche Held in dieser Geschichte und hat sich auf ewig in mein Herz geschlichen.

Ich liebe die Tiefe in den Charakteren, die selbst dann transparent wird, wenn wir alles nur durch Gretas Augen betrachten. Das ist Schreibkunst. Diese Kunst setzt sich in wundervollen Bildern und Eindrücken fort, mit denen die Umgebung vor unseren Augen erscheint. Selbst wenn sie vordergründig nur an zwei Orten spielt, enstanden Szenarien, die ich am liebsten sofort in einer Zeichnung umgesetzt und für die Ewigkeit festgehalten hätte. Der unterirdische, schwarze Palast von Roots gewann einen Zauber, der ihm einen ganz eigenen Glanz verlieh und diesem Ort einen faszinierende Schönheit gab. Ja, selbst die Gefühle wurden sichtbar, obwohl man sie ja eigentlich nicht sehen könnte. Ich liebe diesen Stil der Autorin sichtbare Welten und Emotionen zu erschaffen.

Und so wie sich selbst in den düsteren Orten die Schönheit findet, aus Fremde Heimat entsehen kann und sich im Bösen Sehnsüchte finden lassen, so entdecken wir auch in den schmerzvollsten Momenten den wahren Sinn. Denn das ist es, was "Die Krone der Seelenmacht" uns vermitteln will. Die wirkliche Liebe entdeckst du oft erst, wenn du durch ein Meer aus Schmerzen gegangen bist und sie fast verloren hättest. Es lohnt sich immer zu kämpfen, selbst wenn du am Boden liegst und nicht mehr daran glaubst jemals wieder aufzustehen. Das Herz sieht mehr als der Verstand und zeigt uns den richtigen Weg. Selbst wenn er über Umwege erfolgt und uns manchmal straucheln lässt. Lerne mit dem Herzen zu sehen, denn es offenbart die innere Schönheit. Finde zu dir selbst, damit du frei bist, anderen zu geben. Hoffe und kämpfe mit den Waffen der Liebe. Kein anderer Weg führt zum Glück.

"In mir war jetzt ein Schalter umgelegt. Der heiße Trunk hatte keinen Effekt auf meinen Körper gehabt. Wohl aber die Tatsache, die langsam in mein Bewusstsein tröpfelte. John hatte mich stark gemacht. Er hatte die Rezeptur meiner Seele neu ersonnen. Natürlich war ich immer noch Greta, aber ein Teil von mir war es eben auch nicht mehr. Ich war jetzt das, was John in mir gesehen und erweckt hatte. Ein wunderbar warmes Gefühl erfasste augenblicklich mein Herz. Meine Seele war in seinen liebevollen Händen entstanden. Er hatte mir ein zweites Leben geschenkt. ... " ( Zitat aus dem Buch )

Fazit:

Mit der Krone der Seelenmacht ist K.T. Meadows ein unglaublicher Abschluss ihrer Seelenmacht - Dilogie gelungen. Diese Geschichte berührt, macht uns sprachlos, zerstört, flickt unser angeschlagenes Herz und ist in unglaublichen Bildern gemalt. Ich habe selten so ein überzeugendes Buch gelesen, dessen Idee so neuartig ist und gleichzeitig stimmig umgesetzt und vollendet wurde.  Mir fehlen schon fast die Worte, seine Faszination auf mich zu beschreiben. Dieses Highlight darf man nicht verpassen. Mir wird es immer im Herzen bleiben.

Cover des Buches Im Reich der Seelenmacht (ISBN: B07RC8F7PF)

Bewertung zu "Im Reich der Seelenmacht" von K. T. Meadows

Im Reich der Seelenmacht
alice14072013vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Magisch, berührend, humorvoll, voller Staunen und wundervoller Zitate. Ein absolutes Highlight !
Finde deinen besonderen Platz im Leben und lerne zu vertrauen.

Manchmal sucht man an den falschen Orten und manches findet man ohne zu suchen.

Einige sind auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen können. Andere suchen Geborgenheit, Freunde oder einfach nur Verständnis. Es gibt auch diejenigen, die auf der Suche nach sich selbst sind. Und dann gibt es diejenigen, die die eine große Liebe zu finden versuchen. Wozu gehörst du? Wie findet man das, wonach man sich sehnt?

Was würdest du tun, wenn du in einem Elternhaus aufwachsen würdest, in dem es an der Aufmerksamkeit liebender Eltern mangelt, auch wenn es dir sonst an nichts fehlt? In dem dir vorgeschrieben wird, was du anzuziehen hast, wie du nach außen wirken sollst, ohne auch nur einmal zu hinterfragen, ob das wirklich du bist? Wonach würdest du dich sehnen, wenn du nie gehört würdest und da niemand ist, der dich auffängt, wenn du fällst? Geborgenheit, Liebe, Vertrauen? Alles auf einmal? Oder vielleicht doch lieber Auflehnung und selbstgesuchte Einsamkeit? Schwer vorstellbar, aber in unserer heutigen Zeit gar nicht so abwegig. Aber was passiert, wenn plötzlich eine einzige Begegnung dein gesamtes Weltbild auf den Kopf stellt und du vielleicht viel mehr findest, als das, wonach du eigentlich gesucht hast?

Herzlich Willkommen in der Welt von Greta, der genau das widerfahren ist. Die sich gerne gegen ihre Welt aufgelehnt hätte und hoffte in provokanten Abenteuern die Liebe zu finden.

»Verlieben?« Jetzt betrachtete Martha mich mit nachsichtigem, weichem Blick. Für einen Moment stach das. »Du bist nicht verliebt, mein Kind. Du bist auf der Suche. Aber glaub mir, so wirst du es nicht finden.« ( Zitat aus dem Buch )

Wie recht sollte Martha doch behalten. Manchmal findet es dich, wenn du nicht danach suchst. Und manchmal ist es so viel mehr als das, was du zu finden gehofft hast. Der eine Zufall, nachdem du die Welt mit anderen Augen siehst und auch ein Stück von dir entdeckst, das dir vorher nicht bewusst war. Vielleicht ist ja auch die Liebe darunter.

Wagt einmal einen Blick in Gretas Geschichte. Öffnet dabei nicht nur die Augen, sondern auch euer Herz. Ihr werdet staunen, was sich zwischen den Zeilen verbirgt. Vielleicht findet auch ihr so viel mehr, als einen abenteuerlichen, humorvollen Jugendroman. Es lohnt sich immer über seinen Schatten zu springen und das Bewusstsein für die Dinge zu öffnen, die uns fremd erscheinen. Denn es ist möglich darin genau das zu entdecken, von dem wir gar nicht gewusst haben, dass wir uns danach sehnen. Vielleicht ist es auch eine Reise zu uns selbst. Ich zumindest habe mich schon nach den ersten Zeilen in dieses Buch verliebt und war überrascht, was ich beim Lesen nicht nur über mich und meine Welt entdeckt habe.

»Jeder einzelne Faden speist die Energie des Urstranges und er einen jeden von ihnen. So stehen sie letztlich alle miteinander in Verbindung. Einige sind unbezwingbar stark, andere nicht ganz so herausragend … Aber jeder leistet einen Beitrag. Das Geflecht macht sie widerstandsfähig.« Es klang, als spräche ein Gärtner über die Zucht von Rosen. »Der Sinn eines Lebens bemisst sich doch leichter anhand seiner unzähligen Verbindungen, findest du nicht?« ( Zitat aus dem Buch )

Inhalt:


Die siebzehnjährige Greta braucht nur zwei Dinge – einen Beschützer für ihren kleinen Bruder und jemanden, dem sie vertrauen kann. Doch ausgerechnet jetzt stolpert sie über diesen geheimnisvollen Typ, der sie vollkommen aus dem Konzept bringt.
Warum zum Teufel schleicht er sich in ihr Haus? Und wieso sucht er nach alten Worten?
Erst als Greta beinahe einer Feuerwalze zum Opfer fällt und ihr Bruder verschwindet, erkennt sie Johns Geheimnis. Plötzlich steht nicht nur ihr Herz auf dem Spiel, sondern ihre Seele hängt buchstäblich am seidenen Faden.

Lass dich verzaubern vom romantischen Urban Fantasy Abenteuer um Greta, John und die Seelenmacht.

Meinung:

Es gibt doch tatsächlich Bücher, die mich schon auf den ersten Seite überraschen können. Zumindest war meine erste Assoziation : " Ich bin im falschen Film."
Nach der Anfangsszene habe ich doch glatt den Klappentext noch einmal nachgeschlagen. Wie großartig mich dieser zunächst "falsche Film" auf das Wesen der 17jährigen Protagonistin Greta und ihrer inneren Verzweiflung hingewiesen hat, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Aber spätestens mit dieser ersten Verwirrung, für die K.T. Meadows gesorgt hat, hatte sie mich schon fest in ihren Händen.

 Greta, die uns ihre Geschichte mit sehr viel Augenzwinkern und Ironie erzählt, ist wahnsinnig erfrischend.  Ich mochte sie vom ersten Augenblick, weil sie einen gewissen Pepp in ihre Erzählung einfließen lässt und auch nicht davor zurückschreckt, ihre Schwächen zu beleuchten. Ein bisschen rebellisch, herrlich direkt, schlagfertig und auch sarkastisch, versucht sie mit der Tatsache umzugehen, dass sie in einem Elternhaus aufwächst, in dem sie mehr von Dienstpersonal
( wenn auch ständig wechselnd ) umgeben ist, als von liebenden Eltern. Es ist bewundernswert wie selbstständig sie geworden ist und wie viel Liebe sie ihrem Bruder Ben zu geben hat, wo doch so viel Gleichgültigkeit von ihren Eltern kommt, die ihre Kinder eher als Statussymbol sehen. Für den 9jährigen Ben übernimmt sie so etwas wie eine Mutterrolle und es ist absolut berührend, wie die Geschwister miteinander umgehen. Aber Greta hat auch noch eine andere Seite, die sie gut hinter ihren toughen Sprüchen versteckt. Tief in ihrem Inneren ist sie verletzlich und die erlernten Beziehungsmuster in ihrem Elternhaus lassen Vertrauen in andere nur schwer zu. Somit entwickelt sie eine ganz eigene Methode, mit dem sonderbaren John umzugehen, der eines Tages auf seltsame Weise in ihr Leben tritt und dieses auf verwirrende Art auf den Kopf stellt. Es ärgert sie, dass er tief in ihr Inneres zu blicken scheint und das kann sie nicht so stehen lassen. Gleichzeitig fühlt sie etwas, dass sie sich anfangs nicht erklären kann, weil es so irritierend gegen das Misstrauen kämpft, das John mit seinen Geheimnissen in ihr auslöst.

 »Deshalb hast du mich Prinzessin genannt. Ist es das, was du in mir siehst? Die verzogene Tochter reicher Eltern?«»Ich glaube, es ist das, was du in dir siehst. Dabei steckt in dir viel mehr als das. Wenn du deine Vorurteile ablegen würdest und Fremden gegenüber offener wärst, so wie Ben.«...» Ist das dein Problem? Was ist daran verkehrt, sein Vertrauen in jemanden zu setzen?« »Einfach alles!«, herrschte ich ihn an, weil mir die Argumente ausgingen, weil ich mich ertappt fühlte, weil er so sehr ins Schwarze getroffen hatte, dass es wehtat. Und weil ich das Gefühl hasste, dass alles, was ich mit ihm erlebte, so viel aufregender war, als das, was mich zu Hause erwartete. Ich kannte mich nicht mehr aus, war überfordert und wie elektrisiert, während ich mit ihm in dieser Dunkelheit vor dem Gewitter Schutz suchte. Und es gefiel mir. Alles war besser, als in ein Haus zurückzukehren, in dem mich niemand bemerkte. ( Zitat aus dem Buch )

Herrje, wie ist es ihm eigentlich gelungen ihr verhasstes, aber dennoch normales Leben so aus dem Ruder laufen zu lassen? Diese Frage stellt sie sich des Öfteren. Und doch muss sie erkennen, dass die Erlebnisse, die mit John auf sie einstürzen, vielleicht genau das sind, was sie gebraucht hat. Manchmal braucht es eine Veränderung, um den eigenen Horizont zu erweitern und auch sich selber zu finden.

Mit John hat K.T. Meadows Greta einen grandiosen Protagonisten an die Seite gestellt. Er scheint auf den ersten Blick all das zu vereinen, was Greta nicht besitzt. Sicherheit, den Mut einfach seinen Weg zu gehen, einen großen Erfahrungshorizont, diese gewisse, dunkle Ausstrahlung und ein Geheimnis, das er zu verbergen versucht. Sein Humor ist einfach göttlich.

»Entschuldigen Sie bitte, dass Sie warten mussten«, schnitt meine Mutter mir das Wort ab und trat aus ihrem Arbeitszimmer hervor. Ihr Blick scannte sofort sein Erscheinungsbild, erst dann streckte sie ihm die Hand entgegen, was in ihrer Sprache bedeutete, dass er einen zufriedenstellenden ersten Eindruck gemacht hatte. Mit seinem Aufzug musste ich ihr recht geben. Sein schwarzes Hemd verdeckte geschickt die Tätowierung. »Wie war noch gleich ihr Name?« »Freak.« Mir stockte der Atem. ( Zitat aus dem Buch )

 Die beiden können eigentlich nicht gegensätzlicher sein und sie scheint nicht nur  "eine" Welt zu trennen. Das lässt sie des Öfteren herrlich aufeinanderprallen und in wahrstem Sinne in einem Gewittersturm enden.

»Hey …« John war mir nachgelaufen. Er wirkte aufgewühlt und wütend. »Ich bin nicht einer deiner Bücherhelden! Meine Augen«, er wies darauf und sein zorniges Funkeln nahm mich sogleich gefangen, »haben genau eine Farbe! Keine lilafarbenen Sprenkel, keine bernsteinfarbenen Einschlüsse.« Offensichtlich spielte er auf einige meiner Lieblingsbücher an. »Sie wechseln nicht die Farbe, wenn ich betrübt bin und ganz sicher …« »Ich finde das Braun auch so wunderschön.« »Ich … du findest …«, seine Worte rissen stotternd ab. Was immer er mir hatte sagen wollen, es schien nicht mehr wichtig. Unschlüssig wanderte sein Blick über mein Antlitz, als könne er nicht noch frustrierter über mich sein. Dann wandte er sich ab und ging. ( Zitat aus dem Buch )

Doch ist John tief in seinem Inneren wirklich so verschieden? Ist da nicht auch etwas, was ihn mit ihr verbindet?

»Um eine kurze Pause einzulegen. Hier fühle ich mich ein bisschen mehr wie ich selbst. Klingt das albern?« Was schwafelte ich denn jetzt mit John über Persönliches? Hatte ich den Verstand verloren? Ich streifte seine Jacke ab, die aus irgendeinem Grund nach Sommer und Wald duftete, und reichte sie ihm zurück. Er nahm sie und schlüpfte hinein. »Fernab von den Eltern, die an andere Werte glauben als du? Kann ich verstehen.«Ich las so etwas wie Bedauern in seinem Antlitz, und es war geradezu befremdlich, wie sehr ich mich verstanden fühlte. ( Zitat aus dem Buch )

Ein verborgener Schmerz? Die Verletzlichkeit, versteckt hinter dem Schutz einer Maske ? Eine Last? Ein Gefühl? John ist ein einziges Rätsel. Mal charmant, beschützend und einfühlsam, mal humorvoll und neckend, kippt sein Verhalten aber auch schnell zu aufbrausend, zornig, harsch und ablehnend. Warum knistert die Luft so gewaltig, sobald er auf Greta trifft, wenn er sie doch danach so unsanft auf den Boden der Tatsachen befördert, dass  es sogar mich beim Lesen fast verzweifeln ließ? Weshalb wirkt er dabei selber so schmerzerfüllt oder verloren? 

Wir spüren sehr schnell, dass da mehr ist, als auf den ersten Blick offensichtlich. Doch um das herauszufinden, müssen wir uns mit Greta und John auf eine Reise begeben, die nicht nur unglaublich emotional ist, sondern uns auch in eine Welt fernab unserer eigenen Realität bringt. Eine Welt, die ihren ganz eigenen Zauber hat. Die gleichzeitig faszinierend wie beängstigend ist.
Die Reise führt sie mehr oder weniger freiwillig in das Reich der Seelenmacht. Einen Ort, an dem für jeden, der sich dorthin begibt, oder der hier geboren wird sein ganz eigener Seelenfaden gesponnen wird. Ein Seelenfaden, der darüber entscheidet, welche Fähigkeiten sein Besitzer erhält und welche Funktion ihm im Verbund aller Seelenfäden im gemeinsamen Ursprung zufällt. Eine schöne Vorstellung, oder? Jeder hat einen Nutzen in der Gemeinschaft und trägt auf mehr oder weniger entscheidende Weise zu der Verbindung aller bei.

»Jeder einzelne Faden speist die Energie des Urstranges und er einen jeden von ihnen. So stehen sie letztlich alle miteinander in Verbindung. Einige sind unbezwingbar stark, andere nicht ganz so herausragend … Aber jeder leistet einen Beitrag. Das Geflecht macht sie widerstandsfähig.« Es klang, als spräche ein Gärtner über die Zucht von Rosen. »Der Sinn eines Lebens bemisst sich doch leichter anhand seiner unzähligen Verbindungen, findest du nicht?« ( Zitat aus dem Buch )

Würden wir nur manchmal auch so denken in unserer Welt..... Die Gemeinschaft macht uns erst stark und alle folgen den gleichen kosmischen Gesetzen. Und doch birgt es eine Gefahr, die sich Greta erst viel später erschließt. Eine Gefahr, die ihr eine völlig neue Sicht auf das Thema Tod und Leben gibt, als sie bisher erfahren hatte. Erschreckend und willkürlich.

"Er pflückte eine verdorrte Blüte von einem Strauch, der aus einer Spalte wuchs. »Wir können mit der Natur wirken oder gegen sie, je stärker unsere Verbindung im Strang, desto mächtiger sind unsere Fähigkeiten«, erklärte er, und ich lauschte, obwohl ich nicht mal die Hälfte verstand. »Jeder, der mit dem Urstrang verbunden ist, erhält gewisse Talente, manche sind stärker andere schwächer ausgeprägt.« Er hielt mir seine offene Hand hin. Die verdorrte Blüte gewann plötzlich wieder an Farbe, entfaltete ihre Blätter, als wolle sie seinen Worten Leben einhauchen, so wie er offensichtlich ihr.Meine Augen weiteten sich. »Wow …«, flüsterte ich und streckte die Finger aus, um sie zu berühren. Die Geste seiner anderen Hand gebot mir abzuwarten. Ich zögerte. Die Blüte troff jetzt vor Leben, mehr noch, es begann ins Gegenteil umzuschlagen. Sie wucherte, bildete dornige Triebe, kroch über seine Handfläche hinaus, aalte sich und schlug aus. Ich schüttelte irritiert den Kopf. John schloss die Faust um das eigenwillige Gebilde und ließ es in Flammen aufgehen, bis nur noch die Asche durch seine Finger rieselte. Er sah mich eindringlich an. »Du weißt nichts über meine Welt, vergiss das nie, Greta.«" ( Zitat aus dem Buch )

" Ich wollte darüber nicht nachdenken, ob es jemanden gab, der über mein Ende entscheiden konnte, als wäre es etwas völlig Belangloses. Nur eines verstand ich, jetzt da ich ihre Regeln kennengelernt hatte. Unwissenheit war ein Segen, wenn es um den Tod ging." ( Zitat aus dem Buch )

K.T. Meadows hat mit dem Reich der Seelenmacht eine wunderbare Welt voller Gegensätze erschaffen, die ich so noch nie gelesen habe. Die Bilder stürzen sogleich in wunderschönen Gebräuchen, wie auch erschreckenden Vorstellungen auf uns ein. Es sind Bilder einer Welt, die schon fast mittelalterlich anmutet, in der gegenseitiger Schutz und das Geben und Nehmen eine ganz eigene Bedeutung erhalten. Sie erscheint rückschrittlich und ist doch so viel fortschrittlicher und offener im Denken, als unsere Welt es je sein wird, in der jeder nur das glaubt, was er rational erklären kann.

»Noch so eine Sache, derer ihr niemals überdrüssig werdet. Eure Welt gerät nur dann nicht aus den Fugen, wenn ihr alles Fremde katalogisiert und in Schubladen steckt. Unterwelt, Hölle, Dämonen, Engel … ihr findet Namen und sortiert uns fein säuberlich ein, bevor ihr es als Hirngespinst abtut. Nur in euren Büchern taucht hin und wieder etwas davon auf, verstümmelt, der Unterhaltung aber nicht der Wahrheit dienlich. Nenn mich ruhig einen Dämon. Das macht nichts. Ich hab es ja selbst vorgeschlagen. Es kommt deinem Verständnis meiner Natur am nächsten, aber …«, jetzt kehrte er sich um und sah mich direkt an, »glaube nicht, dass du deshalb auch nur irgendetwas über mich weißt.« ( Zitat aus dem Buch )

Wundervolle und fremdartige Fähigkeiten offenbaren sich vor unseren Augen und entfalten sich in zauberhaften Bildern.

"Ich zuckte mit den Schultern. »Eine Dusche wäre schöner, aber das geht auch.«Ein atemberaubendes Lächeln zauberte Grübchen auf seine Wangen. Mein Herzschlag geriet ein wenig aus dem Takt. »Warum braucht ihr Menschen eigentlich immer Wasser, das auf euch herabprasselt?«, fragte er amüsiert. Dann öffnete er die Hand mit der Handfläche nach oben und hob sie langsam an. Im selben Moment lösten sich von der Oberfläche des Sees tausend winzige Tropfen, die wie von allein zu schweben begannen, sich immer höher erhoben und über mir verharrten. »Du wünschst dir eine Dusche?« Er ließ seine Finger behutsam tänzeln. Vereinzelte Tropfen fielen aus der Formation heraus und regneten auf mich nieder. Ich schloss die Augen und lächelte, während der sanfte Schauer mich benetzte. Es war für ihn sicher nicht mehr als eine kleine Geste, für mich war es das Wunderbarste, was jemals jemand für mich getan hatte. Es war vollkommen." ( Zitat aus dem Buch )

Und doch birgt sie auch Gefahren, Grausamkeiten und Verhaltensweisen, die uns zweifeln lassen, ob wir hier leben möchten.
Warum muss sich die Bevölkerung nachts verbarrikadieren? Was bedeutet die Knochenschärpe, derern Größe die Stärke eines Kriegers ausmacht? Und warum fehlt das Gefühl eines richtigen Zuhauses?
Für Greta beginnt eine Erfahrung, die sie sehr nachdenklich stimmt und alles, an das sie bisher glaubte, infrage stellen lässt. Je mehr sie über die Gefahr, in der sie sich befindet und über John erfährt, desto intensiver muss sie sich mit ihren eigenen Gefühlen, Ansichten und Wünschen auseinandersetzen. Ihre innere Reise ist sehr emotional und geht so sehr in die Tiefe, dass sie berührt, erschüttert und auch uns im Innersten auf ganz besondere Art erreicht. Sie lässt uns an all ihren Gefühlen teilhaben, macht uns wütend, lässt uns staunen, seufzen und bringt die Schmetterlinge in uns zum Tanzen. Sie bringt uns zum Lachen, Hoffen  und Verzweifeln. Manchmal sogar alles zur gleichen Zeit. Es war ein wenig wie sich in einem Karussel der Gefühle zu befinden, das sich immer schneller dreht, ohne jegliche Chance, frühzeitig auszusteigen. Ein beängstigendes und gleichzeitig berauschendes Gefühl.

Die Charakterzeichnung ist sehr intensiv und lässt uns an ihren Gefühlen von Verletzlichkeit, erster Liebe und Angst vor Verlusten teilhaben. Wir erleben den Wunsch zu vertrauen und sich auf jemanden zu verlassen genauso hautnah, wie den inneren Kampf seinen Zweifeln und erlernten Varhaltensmustern zu erliegen. Je mehr Greta von sich und ihren Erfahrungen preisgibt, desto mehr entfalten sich auch die anderen Charaktere und offenbaren uns ihre ganz eigenen Dämonen. Es ist faszinierend, wie sehr uns das berührt und tief in uns etwas auslöst, das uns selber zum Nachdenken bringt. Das Zusammenspiel der Protagonisten ist grandios. Ihre Macken machen sie glaubwürdig und schaffen Nähe. Sie geraten aneinander, sind so verschieden, dass sie Welten trennen und ergänzen sich doch in ihrem Fühlen. Mir fehlen schon fast die Worte, um das zu beschreiben, was in mir beim Lesen geschehen ist. Diese Erfahrung sollte ein jeder selber machen. Begebt euch in den Strudel aus Emotionen. Lacht über den großartigen Humor und das Augezwinkern, mit dem die Geschichte erzählt ist. Träumt, liebt und hofft. Findet heraus, welches Geheimnis John verbirgt und welchen inneren Kampf er auszutragen hat. Es lohnt sich!

" John löste sich widerwillig und legte seine Stirn an meine, wir atmeten aufgewühlt. Seine Augen glommen vor Verlangen. Unmerklich schüttelte ich den Kopf. Was taten wir da? Warum küsste er mich?Die Geräusche aus dem Hintergrund rückten wieder in mein Bewusstsein. … John zog ein Messer aus dem Bund hervor. Mein Gedanke riss ab. Er ließ die Klinge aufspringen und stach, ehe ich erschrocken nach Luft schnappen konnte, neben meinem Kopf in den Stoff. Ein Schnitt und ich landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden, während er sich mit einer Hand festgehalten hatte und nun elegant den Resten der Schlaufe entstieg. »Entschuldige. Ich dachte, ich sollte dich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen«, sagte er trocken" ( Zitat aus dem Buch )

"All das sollte mich vielleicht beunruhigen, mahnte mich mein Verstand, aber das tat es nicht. Denn die Gefühle, die John imstande war, in mir anzufachen, waren umso vieles beeindruckender. Ich war die verfluchte Blüte in seiner Hand. Er hatte mich lebendig werden lassen. Das konnte ich doch nicht aufgeben." ( Zitat aus dem Buch )

Der Aufbau der Geschichte ist großartig. Sie folgt einem konsequenten Faden, der zielstrebig auf den eigentlichen Kern zusteuert und uns die ganze Zeit den Blick von den Zeilen nicht lösen lassen will.  Selbst in den stillen Momenten bleibt die Spannungskurve auf einem hohen Niveau, weil wir ständig nach Antworten suchen. Zum Ende hin kostet es uns noch einmal alle Atemluft, die wir haben und lässt uns mit einem Staunen zurück. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Ob mein Herz zersplitterte oder jubeln durfte, werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Aber eines sei gewiss. Das "Gesetz der Drei" und seine Bedeutung leistet einen ganz entscheidenden Beitrag.

»Das Gesetz der Drei. Es sind die Dinge, die in ehrlicher Absicht geschehen, aus Leidenschaft und mit dem Willen besiegelt, die unser Schicksal bestimmen. Wichtige Entscheidungen sollten mit diesen drei Ankern versehen sein. Daran glauben wir.«
( Zitat aus dem Buch )

Ehrlichkeit, Leidenschaft und der Wille. Drei Anker, die Großes bewirken und die auch in unserer Welt vieles verändern könnten, würden wir ein wenig mehr Wert darauf legen.
K.T. Meadows führt uns sehr eindrücklich vor Augen, wie wichtig es ist uns für andere und die Welt um uns zu öffnen. Hören und sehen, statt sich zu verschließen. Zusammenhalt, Liebe und Vertrauen sind die Grundlagen, damit es ein Miteinander geben kann und ein Gefühl von Zuhause und Glück überhaupt erst entsteht. Was ist schon ein Leben wert, das man in Einsamkeit führt? Es lässt uns verwelken, wie die Blüte in Johns Hand.
Schau genau hin. Jeder hat das Besondere in seiner Seele und einen Platz im Leben. Finde und lerne dabei zu vertrauen.

Fazit:

K.T Meadows Auftakt zu einer Dilogie um das Reich der Seelenmacht war Liebe auf den ersten Blick. Magisch, berührend, voller Staunen und wundervoller Zitate. Sie hat eine Geschichte aus ihrer Feder fließen lassen, die mich mit ihrem Humor genauso gepackt hat, wie sie mich zum Nachdenken anregen und tief ergreifen konnte. Ich bin jetzt schon gespannt auf das Finale.

»Nehmen wir zum Beispiel das Einkaufen. Wenn man in deiner Welt einen Supermarkt betritt, sind die meisten Leute hoch konzentriert, wie bei der Arbeit, manchmal sogar gestresst. Ihre Gedanken und abwesenden Blicke gelten einzig dem Abarbeiten ihrer Listen. Und ist das eine erledigt, kreisen ihre Gedanken bereits wieder um die nächste zu erledigende Aufgabe. Allerorts seid ihr gehetzt, beschäftigt, in Eile … Nur in einem Buchladen scheint ein jeder zu entspannen. Die Welt dreht sich um euch und eure Träume. Eine kleine Ewigkeit widmet ihr euch nur der Tinte auf dem Papier und ein Lächeln findet auf eure Lippen.« ( Zitat aus dem Buch )

Lasst uns zusammen die Welt der Seelenmacht betreten und unsere eigenen Träume zum Leben erwecken.





Cover des Buches Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen. (ISBN: 9783764170899)

Bewertung zu "Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen." von Ava Reed

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.
alice14072013vor 5 Jahren
Cover des Buches Magus (ISBN: 9783947515516)

Bewertung zu "Magus" von Greg Walters

Magus
alice14072013vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Schockerend, atemberaubend und absolut begeisternd. Man hasst und liebt diese überragende Fortsetzung!
"Iniqua numquam regna perpetuo manent - Ungerechte Reiche währen niemals ewig " (Seneca )

"Dum spiro spero", rief Balger den Bestien entgegen. 'Solange ich atme, hoffe ich' ( Zitat aus dem Buch)

Es gibt keinen Satz, der die Atmosphäre von Magus besser ausdrücken könnte, als dieser Ausruf von Balger.

"Hoffnung". Welch gewaltiges Wort, wenn doch alles um einen ausweglos scheint. Wenn Heldentum mit Verrat und dem Verlust der Freiheit bestraft wird. Der Tod mit jedem Tag einen Schritt näher rückt und das mächtige letzte Bollwerk Kol, sich zu einem menschlichen Schlachthaus verwandelt, an dessen Ende nur eines stehen kann: Die Vernichtung der Menschheit. Wofür kämpfst du dann? Rettest du dein kostbares Leben? Diejenigen, die dir alles bedeuten? Oder bist du bereit für die Menschheit alles aufs Spiel zu setzen?

Beklemmend, faszinierend, wahnsinnig spannend und dennoch mit dem feinen Schimmer der Hoffnung. So habe ich "Bestias - Die Bestien Chroniken 1" empfunden, in dem vier Außenseiter verzweifelt um ihr Leben und ihre Freiheit gekämpft haben. Doch was bedeutet Freiheit in einer von grausamen Bestien beherrschten Welt, die die Menschen zwingen, sich zu verstecken, oder in der letzten Stadt Kol Zuflucht unter einer magischen Kuppel zu suchen, unter der Machtgier, Intrige, Verrat, Sklaverei und der drohende Tod in den Gladiatorenkämpfen die Aussichten für Außenseiter der Gesellschaft nicht wesentlich verbessern? Am Ende lag die Antwort zum Greifen nah und man konnte nach langem Zittern und atemlosen Lesen schon fast das Licht am Ende des Tunnels sehen, hätte nicht ein letzter Schlag alles auf Anfang gestellt und mich fassungslos zurückgelassen. Und jetzt?

In "Magus" verdunkelt sich der Himmel zu einem tiefen Schwarz, um es mit einem Bild zu beschreiben. Das Schicksal hat nicht nur für unsere Helden mit voller Wucht zugeschlagen, sondern entfaltet seine tragische Bandbreite auch über die Situation einzelner hinaus auf die gesamte Menschheit. Denn während Tarl, Magnus und Ceres den Gefahren der Arena ins Auge sehen und verzweifelt nach einem Ausweg suchen, tobt in Kol selber der Kampf um die Macht unter den Priviligierten und macht sie blind für das eigentliche Grauen, das schon längst innerhalb der Mauern Kols Einzug gehalten hat. Und auch vor den Toren Kols geht etwas vor sich, das auf eine Katastrophe gewaltigen Ausmaßes deutet. Ich bin jetzt noch sprachlos, welche Richtung die Geschichte eingeschlagen hat. Erwartet habe ich vieles, gerechnet habe ich damit keinesfalls. Holt vor dem Lesen genügend Atemluft. Sie wird knapp. Wappnet euch vor Verlusten und haltet die Taschentücher griffbereit. Vor allem aber: Glaubt nicht, zu wissen. Ihr werdet überrascht sein, welche Abgründe und Wahrheiten auf euch einstürmen. Mit "Magus" zieht Greg Walters noch einmal mächtig an und beweist, wie komplex sein Werk eigentlich ist. Emotionalität gewinnt hier eine ganz andere, tiefgreifendere Bedeutung. An vielen Stellen überrollten mich meine Gefühle so brachial, dass ich Pausen einlegen musste, um sie zu verarbeiten. Und das bezog sich nicht nur auf das Geschehen um unsere vier unfreiwilligen Helden. Doch ist es nicht genau das, was ein großartiges Buch ausmacht? Wenn man aufgewühlt, schockiert ist, zum Nachdenken angeregt wird und selbst mit unbedeutenderen Figuren leidet und hofft? Wenn man am liebsten wegsehen würde und sich doch nicht losreißen kann, weil man innerlich schon viel zu sehr gefangen ist? Wenn man eine Hassliebe zu einem Autor entwickelt, weil er einem so viele schreckliche Ereignisse zumutet und sie doch so genial für den Verlauf der Geschichte sind? Willkommen in "Magus". Greg Walters gelingt es all das zu vereinen und in ein wahnsinnig gelungenes Setting zu packen.....

"Tarl war eben im Begriff, zu ihr zu laufen, da überstülpte ihn eine solch unsagbare Boshaftigkeit, dass es ihm kalt über den Rücken lief, obwohl er schwitzte. Im gleichen Moment ertönte ein langer Schmerzensschrei aus den Zuschauerreihen..." ( Zitat aus dem Buch )

Inhalt

 Was haben eine stotternde Zauberin,
ein intellektueller Barbar,
ein Junge, der Zuneigung für tödliche Bestien empfindet,
und ein unglücklicher Narr gemeinsam?
Gar nichts, außer einem miesen Schicksal und der Bürde, dass sie nur gemeinsam ihre untergegangene Welt vor der vollkommenen Vernichtung retten können …


Die Rückkehr nach Kol war ein großer Fehler: Tarl, Ceres und Magnus wurden verraten. Als Gefangene müssen sie erneut in der Arena antreten. Und diesmal kann es nur einen Sieger geben: die Bestien. Dazu tobt in der Stadt ein mörderischer Krieg zwischen den Einwohnern, und niemand weiß, warum. Die letzten Tage der Menschheit scheinen endgültig angebrochen, doch dann findet Balger im weitläufigen Land einen geheimnisvollen Plan, der alles verändern könnte. Wird er damit nach Kol zurückkehren und seine Freunde retten, oder entscheidet er sich für die Freiheit?
Die Bestien-Chroniken II

Meinung:

"Hör auf Schmierentheater zu spielen, Magnus. Du bist jetzt gerade nicht in deiner Rolle als Narr unterwegs, sondern spielst eher die Hauptrolle in einer Tragödie." (Zitat aus dem Buch)

"Morituri te salutant - die Todgeweihten grüßen dich" ( Gladiatorengruß )

Das Schicksal kann schrecklich brutal sein und es macht vor niemandem Halt. Weder vor den Tapferen, Edelmütigen, noch vor denen, die mit dem Mut der Verzweiflung handeln. Nicht vor denen, die ein reines Gewissen haben, noch vor den Unwissenden. Und auch nicht vor denen, die sich in letzter Sekunde von ihrem falschen Weg abgewandt haben.

Es tat weh zu lesen, in welch aussichtsloser Lage sich Tarl, Ceres und Magnus nach ihrer verhängnisvollen Rückkehr nach Kol befanden. Zerschlagen der Wunsch nach Freiheit. Stattdessen die Gewissheit,  dieses Mal zum Opfer der Machtdemonstration der Familie Acilius zu werden. Zurück in der Arena beginnt für sie ein wahrer Alptraum, aus dem dieses Mal kein Ausweg zu führen scheint.
Greg Walters gewährt uns hier sehr tiefe Einblicke in die Seele und das Erleben seiner Protagonisten. Welche Last tatsächlich auf ihnen liegt, wird uns mit jeder Zeile mehr offenbart und man kann gar nicht anders, als sich immer wieder mit ihrem Leid und ihrer Angst auseinanderzusetzen. Ich habe wirklich gelitten und gehofft, dass doch noch alles gut wird...

Besonders Magnus hat mit seiner Situation zu kämpfen. Ihm wird auf sehr ergreifende Art bewusst, was er durch seine Beinahe-Tat verloren hat und gleichzeitig wächst der Druck auf ihn. Denn seine Peiniger haben etwas in der Hand, das es ihm fast unmöglich macht den Weg, den er im Weiten Land eingeschlagen hat, weiter zu verfolgen. So erträgt er still die Grausamkeiten, denen er ausgesetzt ist, kämpft mit seinen schönen Erinnerungen und hofft, die Freundschaft, die er erfahren durfte nicht gänzlich verloren zu haben. Aber gibt es auch tatsächlich einen Weg für ihn, die schlimmste aller Konsequenzen zu vermeiden? Ich muss zugeben, es gab Szenen, da liefen mir die Tränen und ich hätte ihn so gerne umarmt, so nahe ging mir sein Schicksal. Wo war der Narr, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte? Und was wird nun aus ihm werden? Ein Opfer? Ein Verräter? Oder ein Freund, der dafür das ihm Liebste opfern muss?

 "Wie sich Freundschaft anfühlte, hatte Magnus erst außerhalb der Mauern Kols erfahren. Echte Hilfsbereitschaft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das gegenseitige Für-sich-Einstehen um des anderen willen. Blindes Vertrauen in jeder Situation." (Zitat aus dem Buch)

Auch der sanfte Tarl kämpft mit seinen Gefühlen. Gefangen zwischen Wut, Hilflosigkeit und den aufkeimenden Gefühlen zu Ceres, entdeckt er seine Fähigkeiten als Fühlender ganz neu. Er intensiviert seine Bindung zu Pila und die Fähigkeit mit ihm zu kommunizieren. Doch darüber macht er eine erschreckende Entdeckung, die ihn vor die Frage stellt, ob er sein eigenes Leben retten und dem Wunsch nach Freiheit nachgeben soll, oder ob er alles für die Rettung der Stadt aufs Spiel setzt, die ihn ohne jegliches Mitgefühl seinem eigenen möglichen Tod aussetzt. Welche Möglichkeit wird er wählen? Siegt sein eigenes weiches Herz? Hat er überhaupt eine Wahl? Ich bewundere Tarl jedes Mal für seine Empathie. Er zeigt wahre Größe, wenn er in der Lage ist zu verzeihen und Andersartigkeit gar nicht als solche wahrzunehmen. Es rührt mich, seinen Gedanken zu folgen.

" Tarl stöhnte gepeinigt. Er musste eine Entscheidung treffen. Opferte er sich selbst für das Schicksal Kols, einen Ort, dessen Herrscher ihn in diese Arena gesperrt hatten, oder besiegelte er das Ende der letzten Stadt der Menschheit durch Flucht und rettete sein eigenes Leben?" ( Zitat aus dem Buch )

Die beeindruckenste Entwicklung macht Ceres in der Geschichte. Was ist passiert, dass aus der verängstigten Magi-Schülerin, die immer wieder an sich selbst zweifelte und den Schutz der Gladiatoren brauchte, plötzlich ein so selbstsicheres Mädchen wurde, dem der eine, alles entscheidende Zauber gelingt? Das muss jeder selber lesen. Aber ich glaube, ihre Rolle wird zu der vielleicht entscheidenden im Finale.

"Etwas war in ihr erwacht und sie war nun endlich in der Lage, ihre Kräfte abzurufen. Aber das war es nicht, worüber sich Ceres in diesem Moment am meisten freute, sondern dass diese neue Macht sie nicht verführte.  Sie brachte sie nicht mehr dazu, sich zu überschätzen und rauschhaft einen Zauber nach dem anderen zu sprechen, und, das wahr ihr fast noch wichtiger, sie spürte nichts Böses bei dieser Art von Magie. Sie war rein und ehrlich. So wie Ceres selbst." ( Zitat aus dem Buch )

"Sie konzentrierte sich auf den Felsengram, um den Zauber nicht fehlzulenken. Dann sprach sie den verbotensten Zauber, den es gab: "Abi - geh!"... "Ceres atmete tief durch. Jetzt endlich wusste sie, was die Inschrift im Akademiegefängnis bedeutete: Erst die achte Prüfung macht uns den Bestien ebenbürtig." ( Zitat aus dem Buch )

Wer jetzt glaubt, Balger hätte das beste Los gezogen, als er sich für das Weite Land entschieden hat, der irrt. Balger muss erleben, wie es sich anfühlt mit seinen alten Dämonen konfrontiert zu werden, erneute Verluste zu ertragen und eine entscheidende Entdeckung zu machen, die auch ihn zu einer Entscheidung zwingt. Ist es möglich das Böse, das in Kol schwelt für alle Zeit zu vernichten? Kann er entscheidend dazu beitragen und mit neuen Freunden an der Seite in den Kampf ziehen? Oder muss er für die Rettung seiner Familie einen Verrat begehen? Wer möchte mit ihm tauschen? Seine Szenen waren mir fast die liebsten. Ich bin diesem kräftigen Kerl mit dem weichen Herz und dem wachen Verstand einfach verfallen, der von sich selbst sagt: "Ich bin ein Niemand" und sich doch so beherzt in jeden Kampf stürzt. Ein junger Mann, der mit allem liebt, was er hat und sich doch hin und hergerissen fühlt. Der sich nicht zu schade ist seine Gefühle zu zeigen, selbst die Tränen, die ein Mann nicht weinen darf. Ich hoffe mehr als alles, dass dies eines Tages belohnt wird.

"Tränen liefen über Balgers Gesicht und hinterließen helle Wege in seinem rußigen Antlitz. Er schämte sich ihrer nicht. " ( Zitat aus dem Buch )

"Es war so, als befänden sie sich in einer vom Rest der Welt abgeschotteten Blase. Das tödliche Chaos um sie herum, die Schreie, das Brüllen der sterbenden Bestien, das Prasseln des Feuers, all das existierte für Balger nicht mehr. Es gab nur noch ihn, die Menschenfänger und seine Rache. Jetzt würde er seinen Schwur erfüllen.... "Mors certa, hora incerta. - Der Tod ist sicher, nur die Stunde ist ungewiss, .... Erinnerst du dich? Jetzt ist es für dich so weit." ( Zitat aus dem Buch )

Man spürt, Greg Walters hat sehr facettenreiche Charaktere geschaffen, die alle ihre ganz eigenen liebenswürdigen Wesenszüge haben. Man identifiziert sich sofort mit ihnen, denn auch sie sind nicht die strahlenden Helden. Sie dürfen Fehler machen, mit sich hadern und mit den Entscheidungen, die sie treffen kämpfen. Das bringt sie uns so nah. Es beeindruckt, wie sie sich glaubhaft mit ihren Erlebnissen weiterentwickeln,  nicht stehen bleiben und doch immer ein Stück ihres ganz eigenen Ichs behalten dürfen. Die Charakterzeichnung ist eine große Stärke in diesem Werk. Sie bewirkt, dass man sich kaum von den Seiten lösen kann. Selbst die Antagonisten lassen uns nicht kalt. Weder in ihrem Wahn, noch in ihrer Boshaftigkeit, die für so einige schockierende Momente sorgt. Aber selbst sie gewähren uns Einblicke, die uns verstehen lassen und fast schon Mitleid erzeugen. Ja, Luca hätte mich zu Beginn fast getäuscht. Irgendwie kann ich ihn auch ein wenig verstehen. Auch wenn er dann weit über sein Ziel hinausschießt.

"Luca dachte oft daran zurück. Seine grenzenlose Macht über Leben und Tod war ein herrliches Gefühl gewesen." ( Zitat aus dem Buch )

"In Lucas Kopf war eine Stimme aufgetaucht, die immer lauter wurde und ihm die Lösung all seiner Probleme schien. Töte ihn. Töte ihn. Töte ihn... In seinem Zorn bemerkte Luca gar nicht, dass diese Stimme aus der eisernen Truhe direkt hinter ihm zu kommen schien." (Zitat aus dem Buch )

Es gehört Mut dazu, den eigentlich Bösen auch eine verletzliche Seite zu geben, die uns mitfühlen lässt, während wir über ihr kaltblütiges Handeln zutiefst erschrecken und sie eigentlich nur hassen wollen. Und gleichzeitig auch unseren Helden Fehler zuzugestehen, die uns manchmal nicht gefallen. Doch gerade dadurch wirkt die Geschichte nicht nur konstruiert, sondern sehr realitätsnah. Denn im Leben existiert neben dem Schwarz und Weiß eben auch ganz viel Grau in allen Schattierungen.

Das wirklich faszinierende an "Magus" ist allerdings neben der Charakterzeichnung und Tiefe die Tatsache, dass man zu der Geschichte eine wahre Hassliebe entwickelt. Es passiert so viel Grausames und Schockierendes, dass ich teilweise wirklich an meine Grenzen gestoßen bin. Mir kamen so häufig die Tränen und ich musste Abschied nehmen von Figuren, von denen ich mich nicht verabschieden wollte, dass ich mich fragte: Warum lese ich überhaupt weiter? Ja, warum eigentlich? Die Frage ist einfach zu beantworten. Weil ich wissen wollte, warum. Warum ist Kol das Bildnis einer Krankheit, die die eigenen Kinder frisst? Aus welchem Grund sind die Bestien aufgetaucht und vernichten jeden, der ihren Weg kreuzt? Was haben die ersten Magi getan, um eine solche Macht zu erhalten? Welche Bedeutung hat ein gewisses Artefakt, für das man selbst innerhalb der eigenen Familie über Leichen geht? Und wie ist es möglich der gefährlichsten aller Bestienarten zu trotzen, die sich plötzlich nicht mehr als Mythos entpuppt und gegen deren Vorgehen es keine Waffe zu geben scheint? Das Weglegen dieses Buches ist keine Option. Man ist gefangen im Geschehen. Zittert, hofft, leidet und schreit sich innerlich die Seele aus dem Hals, weil man warnen will, zur Eile antreiben will, die Menschen aufwecken möchte. Der Sog ist so immens, die Komplexität der Geschichte so grandios. Man spürt, wie sich Stück für Stück die abartigen Hintergründe all dessen offenbaren, was die Menschheit nun zu vernichten droht. Während man begreift, wie alles zusammenhängt, Magie, Bestien und die Widerwärtigkeit Kols, fragt man sich im gleichen Atemzug: Wie um alles in der Welt, will der Autor das jetzt lösen? Ich werde hierzu nicht weiter spoilern, denn das würde den großen AHA-Effekt nehmen. Nur soviel: Greg Walters hat hier ein Netz aus fein gewobenen, einzigartigen Fäden gesponnen, die von zwei Schauplätzen unaufhörlich aufeinander zulaufen und sich zwangsläufig in einem wahrscheinlich gewaltigen Showdown am eigentlichen Ort des Schreckens treffen werden. Ich habe jetzt schon Angst vor dem Ausgang. Es wird zu einer gewaltigen Explosion kommen. Wie gewaltig diese tatsächlich wird, hat ein erster Showdown am Ende dieses Zwischenbandes gezeigt, der mich sprach- und fassungslos zurückgelassen hat. Für das Finale muss ich mir ein Mittel gegen meine immer noch schweißnassen Hände überlegen.

Ich habe dieses Buch gelebt. Ich war dabei. Das Setting ist so einzigartig geschildert, dass man mit allen Sinnen dabei ist. Man spürt den Wahnsinn, der um sich greift. Badet im Dreck von Kols Straßen, riecht den widerlichen Atem der Lacerna, die auf Tuchfühlung gehen und will sich das Blut vom Körper waschen. Die Szenen laufen ab wie in einem Alptraum, dessen Teil man ist. Manchmal wünscht man sich, es wäre weniger eindringlich geschrieben und feiert gleichzeitig den intensiven Erzählstil des Autors, der es uns ermöglicht, seine Schilderung zu fühlen. Das ist magisch.

Ein letzter Gedanke bleibt mir noch, bevor ich dem Finale dieser Trilogie entgegenzittere. Greg Walters schreibt über eine antike Welt, bedroht von Bestien, die nie existiert haben und Menschen, die sich gegenseitig versklaven und zerfleischen. Doch liegt darin nicht auch eine Wahrheit die uns betrifft? Sind wir nicht auch diejenigen, die Katastrophen über unsere eigene Welt bringen und sie Schritt für Schritt zerstören? Zeigt er uns nicht auch, dass wir im Begriff sind zu scheitern, solange wir uns gegenseitig mit Hass, Rache und Machtgier begegnen? Was können wir tun gegen die Bestien, die uns bedrohen? Vielleicht liegt die Antwort ja in einer fantastischen Geschichte verborgen. Der Weg zur Heilung kann nur erfolgen, wenn wir gemeinsam und mit Mitgefühl handeln. Wenn wir füreinander einstehen und die Krankheit, die aus uns selber entstanden ist behandeln. Und darauf hoffe ich auch für das Ende dieser Erzählung.
Freundschaft und Liebe ist der Weg.

"Idem velle atque nolle, ea vera amicitia est", sagte sie nach einer Weile des Schweigens, das auf seltene Art und Weise nicht unangenehm war. "Dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen, das erst ist wahre Freundschaft", übersetze Balger die Worte aus der alten Sprache. ( Zitat aus dem Buch)

Fazit:

Mit "Magus - Die Bestienchroniken II" entwickelt sich Greg Walters Trilogie zu einer atemberaubenden, teils sehr schockierenden Erzählung, die immer mehr ihrer komplexen Hintergründe entfaltet. Die Geschichte begeistert mit einer tiefgreifenden Wahrheit, die aufwühlt und berührt, die man hassen will und deren Sog man sich dennoch nicht entziehen kann. Grandios erzählt und absolut stimmig konzipiert. Man spürt die Leidenschaft in diesem Buch. Ich brenne jetzt schon auf das Finale und bin überzeugt, es wird überragend.


Cover des Buches Mia Magie und die Zirkusbande (ISBN: 9783440160640)

Bewertung zu "Mia Magie und die Zirkusbande" von Julie Bender

Mia Magie und die Zirkusbande
alice14072013vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein spannendes, fantasie-und humorvolles Leseabendteuer, das Spaß macht und berührt.
Finde deine Stärke

Wenn Löwen dich begrüßen, indem sie auf die Motorhaube eures Autos springen, und ein"Warzenschwein" im Klassenraum plötzlich einem Wackeldackel ähnelt, dann: "Herzlich Willkommen in der Welt von Mia Magie!".

Einer Welt voller bunter Gefühle, unerwarteten Entdeckungen und spannenden Abenteuern, die den jungen Lesern nicht nur viel Spaß macht, sondern sie auch auf feinfühlige Weise an die vielen Problematiken heranführt, die ihr eigenes Leben so mit sich bringt. Ob es wechselhafte Gefühlsausbrüche sind, der Umgang mit Hänseleien und dem Bewusstsein anders zu sein, oder die Erkenntnis, dass Freundschaft einen stärken kann und wir uns nicht immer von Vorurteilen und falschen Vermutungen leiten lassen dürfen. In Mias Leben ist ganz schön viel los und es ist nicht immer einfach. Wie gut also, dass Mia uns mit ihrem teils trockenen Humor, viel Feuereifer, Herzblut und Fantasie durch ihre kleinen und großen Abenteuer leitet. Ihr werdet überrascht sein, was dabei alles auf euch zukommt.

Vielleicht die Erkenntnis, dass es manchmal einer ausgeklügelten Schimpansenbaby-Einfang-Falle bedarf, um die ganz großen Fische ins Netz gehen zu lassen und seine Abneigung herunterzuschlucken?  Die Feststellung, dass Hochmut vor dem Fall kommt, wenn man versucht den Fisch einem Löwen zum Fraß vorzusetzen? Oder einfach die Erfahrung, dass eine Tasse Onga-Onga-Tee und ein ehrliches Gespräch manchmal helfen kann wieder Land zu sehen.

Wie auch immer, mit ein wenig Magie und großartigen Freunden an der Seite, kann alles nur gut werden. Und das ist genau das, was meine Tochter und ich beim Lesen empfunden haben. Dieses Kinderbuch ist einfach wunderbar. Mia Magie schenkte uns eine gelungene Mischung aus einem humorvollen Krimi, ein wenig Zauberei, liebenswerten Protagonisten und ganz viel Gefühl.

Klappentext:

Mia ist 10 Jahre alt und erlebt jede Menge verrückter Sachen. Vor allem, seit sie gemerkt hat, dass sie zaubern kann! Und dann besitzt Mia auch noch ein magisches Mal: einen Fleck im Gesicht, der dauernd seine Farbe ändert und anzeigt, was sie fühlt. Bei Freude färbt er sich zum Beispiel lila, bei Wut knallrot, bei Ekel schimmelpilzgrün, bei Überraschung orange …

Rund um die Pension von Mias Hexentante Polly verschwinden plötzlich lauter Tiere, auch der kleine Schimpanse Beki aus dem Zirkus. Zusammen mit ihren Freunden Emily und Julian möchte Mia ihn aufspüren. Doch dann passieren Dinge, die das magische Mal in ihrem Gesicht vor Schreck so blass werden lassen wie Gespenster-Spucke ...

Meinung:

Eigentlich ist Mia auf den ersten Blick ein ganz normales Mädchen, das sich ärgert, weil die Mutter so viel arbeitet und einfach beschließt, Mia für einige Zeit zu ihrer Tante zu geben. Da kann man schonmal wütend werden und das an der blöden Vitrine in der Schule auslassen. Besonders wenn die Mutter gar nicht so überzeugt klingt, wenn sie behauptet, Mia würde mit ihrer Tante eine Menge Spaß haben. Mia ist schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Ihr kann man so leicht nichts vormachen.

"Davon war ich allerdings nicht überzeugt. Und ich verstand auch nicht, weshalb Mama seufzte, wenn sie tatsächlich dachte, dass ich Spaß haben würde." ( Zitat aus dem Buch S. 8 )

Wie wird sie sich mit ihrer Tante verstehen? Was erwartet sie an der neuen Schule? Wird sie Freunde finden?

Außerdem hadert Mia auch mit einem Muttermal auf ihrer Wange, das sie am liebsten verstecken würde, weil es nicht nur größer wird, sondern dummerweise auch noch die Farbe wechselt, je nachdem wie sich Mia gerade fühlt. Wer will schon so etwas im Gesicht, das andere auch noch dazu bringt sie auszulachen?

"Einmal bin ich so wütend auf mich selbst gewesen, dass ich den Spiegel angeschrien habe, und da ist mein Gefühlsfleck knallrot geworden. Und als ich Angst vor der Mathearbeit hatte, wurde er ganz weiß. Beim Rosenkohl-Runterwürgen ist er vor Ekel giftgrün, und wenn ich traurig bin , färbt er sich schwarz." ( Zitat aus dem Buch S. 12 )

Huch, da hört das "Normal" aber auch schon auf. Denn Mia ist nicht einfach nur ein gewöhnliches Mädchen, wie sie bald erfahren muss. Und das liegt nicht nur an ihrem Mal, das jedem mit seiner Färbung zeigt, was sie gerade fühlt. In ihr schlummern auch magische Fähigkeiten, die sie nach und nach entdecken wird und bei denen gerade ihre Tante Polly ihr helfen kann.

Mit Mia hat die Autorin Julie Bender einen ganz wundervollen Charakter erschaffen, mit dem sich die jungen Leser sofort identifizieren können. Sie ist lebendig, ein wenig frech, auf erfrischende Art direkt und ehrlich, wenn sie uns ihre Geschichte so erzählt, wie sie sie selber erlebt und wahrnimmt. Sie kämpft mit den üblichen Problemen, die man in ihrem Alter hat , wie etwa den Hänseleien ihrer Mitschüler. Aber vor allem ist sie liebenswert, mutig und empathisch. Man schließt Mia sofort ins Herz und fiebert mit, während man sie begleitet. Die Geschichte lebt von ihrer kindlichen Sicht der Dinge, die uns auch ganz oft zum Lachen bringt.

"Eigentlich wollte Herr Salvatore in so ein Haus einziehen, in dem auch viele andere alte Leute leben. "Seh-nie-Ohren-Residenz" oder so ähnlich heißt das. Keine Ahnung, wie die auf so einen komischen Namen gekommen sind." ( Zitat aus dem Buch S. 18 )

Nicht nur unsere junge Protagonistin ist absolut gelungen, sondern auch die vielen, teils skurrilen Nebencharaktere wie Tante Polly, aus deren Musikzimmer ganz merkwürdige Töne kommen, oder der Pensionsgast Herr Salvatore mit seinen herrlichen Vorlieben für schrille Outfits und exotische Mitbewohner. Oder die tollen neuen Freunde Emily und Julian, die Mia findet. Ja selbst die etwas eigenartige Vivienne und der fiese Marvin, der Mia piesackt, wo er nur kann. Sie alle machen Spaß, tragen die Geschichte auf großartige Weise und haben ihren ganz eigenen Wiedererkennungswert.

Julie Bender schreibt unglaublich lebendig, mit auf den Punkt gesetztem Humor, der aber nie Überhand nimmt und der Handlung eine gewisse Ernsthaftigkeit lässt. Sie hält dabei sehr feinfühlig die Waage zwischen der Geschichte, die sich langsam und kindgerecht entwickeln darf, die Kinder mit den auftauchenden Rätseln zum Spekulieren einlädt, die Spannung langsam steigert und den eingebauten Spitzen, die sie des öfteren zum Lachen bringen. So habe ich es beim Lesen bei meiner Tochter erlebt. Dabei bleibt alles leicht verständlich, weil es wirklich aus dem Mund eines Kindes geschrieben scheint und trotz eingebauter fantastischer Elemente irgendwie glaubhaft. Fantastische Elemente und trotzdem glaubhaft? Wie passt das zusammen? Ganz einfach. Mia ist keine Hexe, der ihre Fähigkeiten einfach so zufliegen. Sie entdeckt sie eher zufällig und muss ganz schön viel ausprobieren, ehe sie herausfindet, wie sie tatsächlich funktionieren.

"Einige meiner Klassenkameraden lachten, ich dagegen konnte mich vor Schreck kaum bewegen. Trotzdem hob ich den Arm und versuchte, ein paar Blitze auf Marvin zu schleudern. Ich habe so sehr gehofft, dass es klappt, doch zu meinem Entsetzen purzelten nur ein paar kleine Funken aus meiner Hand." (Zitat aus dem Buch S. 71)

Hier kommen wir zu dem Punkt, den ich an dieser Geschichte so gelungen finde. Denn die Handlung dreht sich nicht nur um das Rätsel der verschwundenen  Tiere, sondern die Autorin lässt sich ganz viel Raum für Mias Erfahrungen in der neuen Umgebung. Sie schildert die Erlebnisse in Pollys Pension, an der neuen Schule, beim Schulausflug zum Zirkus und malt diese in wirklich tollen sprachlichen Bildern, die den Kindern sofort vor Augen sind. Erst durch diese Erlebnisse Mias kristallisiert sich schrittweise der eigentliche Krimianteil im Geschehen heraus. Die Spannung steigert sich also langsam, bis sie zu ihrem eigentlichen Höhepunkt am Ende gelangt, der unsere kleinen Leser in Atem hält. So bleibt viel Platz für Emotionen und auch normaler Ängste von Kindern in ihrem Alltag, die ganz geschickt und kaum merklich in die eigentliche Handlung einfließen, aber die kleinen Leser zum Nachdenken anregen.
Was macht es mit mir, wenn ich ausgelacht und geärgert werde? Wie wichtig sind Freunde, die mir zur Seite stehen? Wie gehe ich mit meiner Traurigkeit und Wut um? Wie sehe ich mich selber und kann stolz auf mich sein? Wodurch erhalte ich ehrliche Anerkennung? Wann beurteile ich andere falsch und wie biege ich das wieder gerade?
Es geht also ganz viel um das kindliche Verarbeiten von bestimmten Gefühlen und dem Verständnis von Zusammenhalt und Toleranz, das die Kinder durch Mias Erleben aufnehmen und für sich hinterfragen. Was wunderbar funktioniert hat, weil meine eigene Tochter mir tatsächlich Löcher in den Bauch gefragt hat, oder empört auf so manche fiesen Attacken von Marvin reagiert hat. Wie gut, dass sich für alles eine gute Lösung gefunden hat und wir mit einem glücklichen Lächeln Mias erstes Abenteuer beenden durften.

Manchmal reicht es schon, wenn man aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke macht und ihr einen schönen Namen gibt:

"Mia Magie... das klang so schön für mich, als ob ich mit einem Mal eine Sonne im Bauch hatte, die alles in mir warm machte." (Zitat aus dem Buch S. 62 )

Herausstellen möchte ich auch noch die vielen zauberhaften und lustigen farbigen Illustrationen, die die Geschichte begleiten. Sie sind perfekt für diese Geschichte.

Fazit:

"Mia Magie und die Zirkusbande" ist ein Kinderbuch, das zugleich spannend, fantasievoll, berührend und humorvoll ist. Es macht Spaß und gibt den Kindern gleichzeitig ganz viel mit auf den Weg. Ein tolles Leseerlebnis, bei dem man sich schon jetzt auf die folgenden Abenteuer von Mia und ihren Freunden freut.




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  • 14.07.2015

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