Bewertung zu "Das 100.Geburtstagsgeschenk" von Gerd Wolf
Was wünscht sich ein Hundertjähriger, der alles hat, was er im Leben braucht - Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf und Gesundheit - zum Geburtstag? Als seiner Familie nichts Rechtes einfallen will, hat „Opa“ – erzählt von der Lieblingsenkelin „Emma“ - selbst die Idee: Seit dem Tod seiner Frau ist er manchmal einsam, deshalb wünscht er sich von seinen vier erwachsenen Kindern etwas „Persönliches“: Eine selbst erfundene Geschichte. Dies löst bei den Beteiligten etwas Stress aus. Doch auf der Geburtstagsfeier warten alle vier mit einer in bunten Dosen verpackten phantasievollen Kurzgeschichte auf. Die Feier wird ein voller Erfolg, ein erfülltes Erlebnis.
Der Kinderbuchautor Gerd Wolf veröffentlicht bereits sein 6. Kinderbuch und zeigt darin wiedermal seine Ideenvielfalt, seine Vertrautheit mit der Natur, seine Empathie und seinen Humor. In diesem Buch nimmt Gerd Wolf so manche – gut beobachtete -familiäre Skurilität wohlwollend aufs Korn. Dabei spürt man immer deutlich, dass er bei seinen Schilderungen menschliche Kreativität und verständnisvolles Miteinander vor Augen hat.
„Opas Kinder“ sind von dem Wunsch beseelt, etwas Eigenes zum Familienfest beizutragen und sie bekommen Lob und Anerkennung für ihre vier abwechslungsreichen Geschichten:
- In der ersten macht sich ein Igel auf die Suche nach einem „Kuschelfreund“ und findet ihn nach etlichen Fehlversuchen - wie man sich gut vorstellen kann – in einem „dickhäutigen“ Elefanten.
- In Geschichte zwei macht sich der sprechende Fahrradhelm „Carlo“ Gedanken um seine Besitzerin, die Sportskanone „Franzi“. Beim Radfahren wird sie zunehmend sorglos und verzichtet schließlich ganz auf den Helm. Jedoch im entscheidenden Moment kann „Carlo“ ihr wertvolle Hilfe leisten.
- Geschichte drei handelt von der Biene „Sam“, die, weil sie noch klein ist, zwar weniger Pollen mit „nach Hause“ bringt als die anderen Bienen, dafür aber genau von den Wohltaten der jeweiligen „Wirtspflanzen“ berichten kann. Das beschert ihr höchsten Respekt im Bienenstock.
- Geschichte vier schließlich handelt von dem Kleinladenbesitzer Theo, dessen Existenz durch einen Supermarkt bedroht wird. Aber Theo hat eine große herausragende Fähigkeit: Er kann seinen Kunden gut zuhören. Deswegen bleibt der Laden voll, ja seine Kundschaft breitet sich bald bis in höchste gesellschaftliche Kreise aus. Sie kommen und Theo hört zu. Seine stille Qualität wird ihnen ein Grundbedürfnis, befreit sie von Einsamkeit und Konflikten und stärkt ihr Verständnis und ihre Verbindung untereinander. Zuhören soll alsbald zu einem gesellschaftlichen Pflichtfach werden.
Mit der Mailänderin Marta Torretta hat Wolf eine wertvolle Verbündete für seine Geschichten gefunden: Ihre äußerst bunten, lustigen und gekonnten Zeichnungen machen das Buch zu einem sehr schönen „Bilderbuch“ und einem anregenden Lese- und Vorleseereignis.