andreas_kriminalinskis avatar

andreas_kriminalinski

  • Mitglied seit 29.11.2011
  • 195 Freund*innen
  • 147 Bücher
  • 17 Rezensionen
  • 70 Bewertungen (Ø 4,86)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne62
  • 4 Sterne6
  • 3 Sterne2
  • 2 Sterne0
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches Blondes Gift (ISBN: 9783954414550)

Bewertung zu "Blondes Gift" von Klaus Stickelbroeck

Blondes Gift
andreas_kriminalinskivor 5 Jahren
Kurzmeinung: Bei Sichtkontakt zum Buch: Zugriff!
Clever und Smart

Erneut clever ausgedacht vom Autor und vom Protagonisten smart ausgeführt. Wer Klaus Stickelbroeck und seine Hartmann-Krimiserie kennt, weiß, was ihn im siebten Band erwartet: schräge Dialoge, witzige Szenen und ein Spannungsbogen, der dem Leser den Atem raubt.

Zugegebenermaßen „Fiskalisch beeinflusst“ lässt sich Privatdetektiv Christian Hartmann auf ein amouröses Abenteuer ein. Von einem alten Schulfreund erhält Hartmann den Auftrag, für ihn bei einem Blind Date einzuspringen. Der Kumpel möchte seiner Frau weiß machen, sie sei auf dem Holzweg, wenn sie ihm Untreue vorwirft. Die Moral einmal bei Seite geschoben, klang der Auftrag nicht nur machbar, sondern auch ganz nett. Die Sache hat nur einen unvorhersehbaren Haken: Hartmann spürt nach dem Date mit Jenny alias Blondes Gift ganz deutlich Schmetterlinge in seinem Bauch. „Sehen wir uns wieder?“, fragte Hartmann. „Doch, du bist im Recall.“ Wer jetzt denkt, Stickelbroeck wechselt ins „Rosamunde-Pilcher“-Genre, liegt falsch. Zu dem avisierten Wiedersehen kommt es nämlich nicht mehr. Als Hartmann kurze Zeit später von einem Kripo-Freund aufgesucht und zu Jenny befragt wird, ahnt er Schreckliches. Und die Nachricht, die sein Kumpel für ihn hat, könnte nicht schlimmer sein: Jenny wurde von einem Einbrecher getötet. Hartmann zwischen Trauer und Wut. „Ich kenne dich, Hartmann“, so der Kripo-Freund, „halt dich aus der Sache raus! Lass die Polizei die Arbeit machen.“ Ja ne, is klar. Wir kennen Hartmann auch. Raushalten ist nicht so seine Kernkompetenz …

Klaus Stickelbroeck ist ein exzellenter Kriminalroman gelungen, der die gewohnte Mixtur aus Spannung und Witz bereithält. Ich liebe die Situationskomik, die witzigen Dialoge und den zum Teil schnoddrig-schönen Schreibstil des Autors. Da passt alles zusammen, die Figuren wirken echt, die Dialoge sind lebensnah. So, wie Stickel schreibt, hätte es sich irgendwo tatsächlich zugetragen haben können.

Neben dem humorigen Anteil besticht vor allem der sorgfältig geplante Plot. Es ist zum Niederknien wie Stickelbroeck einzelne Fäden aufnimmt und sie über etwas mehr als 300 Seiten zu einem immer dichten werdenden Handlungsstrang flechtet. Wir haben einmal den großen Spannungsbogen – wird Hartmann den Mörder seiner Jenny finden? Daneben wirft der Autor eine Fülle kleinerer Fragen auf, die einander ablösen oder insichgreifen und dafür Sorgen, dass wir Leser das Buch nicht aus der Hand legen können. Darüber hinaus lässt uns Stickelbroeck an Klippen hängen oder bietet an anderer Stelle überraschende Wendungen. Er legt von der erste Seite an winzige Mosaiksteinchen (Hinweise, Fährten), die erst in der weiteren Folge ein vollständiges Bild, sprich einen Sinn ergeben. In den Senken des Spannungsbogens gönnt uns der Autor mit herrlichen Anekdoten und skurriler Situationskomik Pausen zum Luftholen. Wer Stickel kennt, weiß, dass er ein Freund von Showdowns ist. Dieser hier ist wahrlich meisterhaft geschrieben und überrascht mit einer nicht vorhersehbaren Wendung zum Schluss. Genau so muss für mich Krimi sein. Daher: bei Sichtkontakt zum Buch – Zugriff!

Auch bei Band Sieben kann ich nicht anders, als das volle Magazin an Punkten zu vergeben, dem Autor noch drei weitere Magazine zu füllen sowie 20 Schuss extra für die Hosentasche zu reichen.


© Andreas Kaminski

Cover des Buches Musikermord (ISBN: 9783955739454)

Bewertung zu "Musikermord" von Susanne Ptak

Musikermord
andreas_kriminalinskivor 5 Jahren
Kurzmeinung: Zugriff!
Keep on Rockin´

Der 14. Band der Reihe um die ostfriesische Spinngruppe ist für mich der erste. Aber gewiss nicht der letzte. Die Geschichte ist spannend erzählt und die Hauptfiguren haben mir auf Anhieb gefallen. Ostfriesland sowieso TOP! Den flüssigen Schreibstil von Susanne Ptak zeichnet eine Mischung aus friesischem Humor und gemütlicher Spannung aus. Wer wie ich Cozy Crime mag wird von der Autorin nicht enttäuscht. Todsicher. Daher vergebe ich gerne das volle Magazin an Punkten und lege noch ein paar Kugeln extra für die Hosentasche bei. Klare Kaufempfehlung – Zugriff!

Cover des Buches Pflegestufe Mord (ISBN: 9783943140606)

Bewertung zu "Pflegestufe Mord" von Brigitte Lamberts

Pflegestufe Mord
andreas_kriminalinskivor 5 Jahren
Kurzmeinung: Vielen Dank, dass ich mitmachen durfte. Hat Spaß gemacht! Gratulation zur Antho, die ist richtig gut geworden!
Cover des Buches El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten (ISBN: 9783958131675)

Bewertung zu "El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten" von Brigitte Lamberts

El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten
andreas_kriminalinskivor 5 Jahren
Kurzmeinung: Wieder unblutige Spannung, diesmal mit historischem Nebenschauplatz, der seine Schatten ins Hier und Jetzt wirft. Ich sage nur: Zugriff!
Cover des Buches Morden für Anfänger (ISBN: 9783947220380)

Bewertung zu "Morden für Anfänger" von Manfred Lukaschewski

Morden für Anfänger
andreas_kriminalinskivor 5 Jahren
Kurzmeinung: Erster Angriff am Tatort für Krimiautoren und ihre Lektoren
Den "Kleinen Luka" immer in Reichweite

Wahrheit und Wirklichkeit liegen bei Fernsehkrimis oft weit auseinander. Das nervt mich schon. Als Krimiautor möchte ich die Polizeiarbeit daher so authentisch wie möglich darstellen. Dabei hilft dieses Büchlein. Denn Manfred Lukaschewski kennt sich aus, in der Theorie und in der Praxis. Der promovierte Kriminalist war nämlich Mordermittler bei der Kriminalpolizei. Sein Fachwissen gibt er in zahlreichen Sachbüchern weiter. Wenn ich einen neuen Krimi plotte, liegt der „Kleine Luka“ griffbereit auf meinem Schreibtisch, als erster Angriff am Tatort sozusagen. Über den teilweise sehr lässigen Schreibstil lese ich gerne hinweg, denn mir kommt es auf den Inhalt an. Weil ich mich mit diesem Ratgeber auf der sicheren Seite fühle, gebe ich gerne das volle Magazin als Punktzahl und lege noch zwei, drei Schuss für die Hosentasche drauf.

Cover des Buches Blutspuren auf Mallorca (ISBN: 9783954282418)

Bewertung zu "Blutspuren auf Mallorca" von Ursula Schmid-Spreer

Blutspuren auf Mallorca
andreas_kriminalinskivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Mehr als nur krimineller Geschichtsunterricht. Spitze!
Mehr als nur krimineller Geschichtsunterricht

Neulich bin ich den Blutspuren bis nach Mallorca gefolgt. Es war ein kriminell-gutes Erlebnis! Bei dem Buchtitel handelt es sich um eine Krimi-Anthologie meiner sehr geschätzen Autorenkolleginnen Brigitte Lamberts und Ursula Schmid-Spreer sowie Jan Lammers. Nach "Mallorca mörderisch genießen" haben sich meine Kolleginnen ein weiteres Mal Mallorca von seiner kriminellen Seite her genähert. Diesmal lag der Fokus aber nicht auf dem Kulinarischen, sondern der historische Hintergrund bot hier einen fantastischen Benefit - krimineller Geschichtsunterricht auf spannende und unterhaltsame Art.

In 18 historischen Krimi­nalgeschichten ist den Herausgeberinnen ein interessanter Überblick über die 6.000 jährige Geschichte Mallorcas gelungen. Mal mehr, mal weniger Krimi, aber immer spannend und lesenswert erzählt. So lernen wir z. B. in der Geschichte von Sabine Giesen Bernd und Trude kennen, die ihren Urlaub auf der wunderschönen Sonneninsel verbringen. Während Bernd bislang nur von Mord träumt, tut Trude alles, damit ihr Mann seine Träume wahr macht. Und das alles perfekt in Szene gesetzt zum historischen Thema "Pest". Ein herrliches Lesevergnügen, bei dem Bernd meine vollste Sympathie hatte.

Ganz anders die Geschichten von z.B. Brigitte Lamberts, Bruno Woda und Ursula Schmid-Spreer, die teilweise etwas weniger Krimi, dafür mehr für´s Herz boten. Was diesen Geschichten gemein ist: Ich konnte mich sehr gut in die jeweiligen Protagonisten hinein versetzen. Die Autoren haben mich wunderbar mit in die jeweilige Zeit genommen.

Gänsehaut vor Rührung bekam ich bei der Geschichte von Anne Griesser. In ihrer Geschichte "Wenn du reden könntest ..." betrachten wir einen Gegenstand, der im Laufe der Zeit immer wieder und von anderen Menschen in die Hand genommen wird. Oft zum Leid, nur selten zum Segen.

Ihr lieben Lesenden, lest diese wunderschöne Krimisammlung! Soll sie euch, wie mir, Kurzweil und Vergnügen bringen. Kauft und verschenkt sie zahlreich, die Autorinnen und Autoren sowie der engagierte (Klein-) Verlag hätten es verdient, sichtbarer zu werden. Von mir jedenfalls eine ganz klare Kaufempfehlung!

Cover des Buches Sein Gelübde (ISBN: 9783958131385)

Bewertung zu "Sein Gelübde" von Sabine Giesen

Sein Gelübde
andreas_kriminalinskivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Besser, du bist stark!
Besser, du bist stark

Was für ein fesselnder Thriller! Es beginnt in den 1960-er Jahren. In der Eifel wachsen die Schwestern Susanne und Ingrid sowie die Jungs Frank und Jürgen auf. Die KIndheit ist nicht für alle wohlbehütet - die beiden Jungs landen jeweils im Heim und müssen sich dort durchboxen. Während die Jungs aber Berufsausbildungen machen (dürfen), werden die Schwestern auf ihre spätere Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Einer der Jungs legt aufgrund gemachter Erfahrungen ein verhängnisvolles Gelübde ab, das fortan seinen Lebensweg kennzeichnen wird. Das Leben macht aus diesen vier Kindern schließlich zwei Paare. Lange ist unklar, welcher der Damen den Serienmörder abbekommen hat.

Sabine Giesen folgt keinem klassischen Thriller-Plot. Die Handlung ist insofern auch eher nebensächlich. Im Vordergrund stehen die Menschen, deren Schicksal sie mit viel Hingabe erzählt. Dafür verwendet die Autorin kurze Kapitel und eine Montagetechnik, die an Anna Maria Schenkel (Tannöd, Finsterau) erinnnert. Vieles wird nur angedeutet, gestreift, und doch erfahren wir eine Menge über die damaligen Verhältnisse und wie Kinder behandelt wurden bzw. wie sie aufgewachsen sind. In der frühkindlichen Entwicklung ist, nach Meinung der Autorin, auch der Grund für die kriminelle Karriere eines der Buben zu suchen. Schnell wird klar: Zunächst ist ein Täter Opfer. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Einblick in die Psyche des Kindes und in die Ursachenforschung gewünscht.

Dennoch gelingt es der Autorin, einen Serienmörder in seiner Entwicklung zu zeichnen, den man nicht uneingeschränkt verteufeln kann. Er folgt sein Leben lang seiner "Mission", unfähig dabei, echte Gefühle zu empfinden. Er kann sie aber ausgezeichnet vortäuschen, so wie er sein komplettes Umfeld täuschen kann. Frau und Familie sind bloß Teile seines Ensembles, mit der er eine bidere Familien-Fassage aufrecht erhält.

Ungefähr vierzig Jahre und ungezählte Leichen später ist dann Schluss. Wie, das müsst ihr selbst herausfinden. Für mich war es ein unerwartetes Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte.

Nur, um vollkommen unmissverständlich zu sein: Sein Gelübde von Sabine Giesen - absolute Leseempfehlung!

Cover des Buches Bittere Liebe an der Ruhr (ISBN: 9783958131088)

Bewertung zu "Bittere Liebe an der Ruhr" von Monika Detering

Bittere Liebe an der Ruhr
andreas_kriminalinskivor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ruhrpottkrimi der 1950-er Jahre – authentisch, spannend und mit witzigem Lokalkolorit garniert
Astreiner Ruhrpottkrimi, hömma!

Nä, wat schön, ich durfte vorab lesen, hömma – ein Krimi ausse guten alten Zeit und dann noch aus meine Geburtsstadt Mülheim anne wunderschönen Ruhr! Da wirsse verrückt wennse dat liest, hömma.

Abba schön der Reihe nach. Also, da wird ne Leiche gefunden innen Altarm vonne Ruhr. Da fänkt die Ka… tastrophe mit an. Wir schreiben dat Jahr Neunzehnhundertsiebenundfuffzich. Son Vogelkundler vonne Nordsee is inne Saarner Ruhrauen auffe Suche nach son schönes Bildmotiv, weisse, wora sich später noch mit bewerben kann bei die Magazine. Jedenfalls kuckt der ganz schön blöd ausse Wäsche wie dem die aufgedunsene Leiche durch sein Objektiv am schwimmen is. Scheiße, denkt der, nix is mit lecka Frühstücksbrötchen, getz muss ich wohl die Bullen rufen. Dat tut der dann auch und kommen tut Alfred Poggel, der Herr Kommissar, mit sein Kollegen und Untergebenen Jürgen Schnittker. Und kommen tut auch die Ermittlung, nämmich in Bewegung. Weisse Bescheid. Der Poggel is nämmich ein gewieften, hömma, der kricht ganz schnell raus, dat dat ein Zusammenhang gibbt zwischen den Toten und son vornehmen Literaturclub. Und wie der Kommissar am ermitteln anfängt, stößt er auf seine Vermieterin, die Frau Puff. Geiler Name, der schockt, wa. Kannse getz auch nix für, is abba ne ganz Liebe, ehrlich. Übrigens, dat war früha so, dat so Frauen Zimmerse in ihre Wohnung untervermietet haben. Die mussten ja auch kucken, wo se blieben. So vonne Kohle her gesehen, vastehsse. Echt stark, hömma, weisse eigentlich, watte inne Fuffziger Jahre für ne Briefmarke gelatzt hast? Für son ollen Brief. Zwanzich Pfennige! Tja, dat waren noch Zeiten, wa! A prospros Zeiten: Der Krimi is ja getz kwasi inne Vergangenheit am spielen. Abba dat machen die beiden Autoren total töffte, hömma. Die haun da Annekdötkens raus, da bisse baff. Wat die alles wissen, wie´s damals so war. Astrein, hömma. Kommse dir echt vor wie kurz na´m Kriech. Lokalkolorit nennt dat die Hautewolaute. Ich nenn dat Ruhrpottscharm, abba vom allerfeinsten.

So, abba zurück zu unsern Mordfall. Also, sagen wa ma so: der Poggel geht da aus von, dat dat sich um Mord handelt. Et stellt sich nämmich heraus, dat dat Opfa vergiftet worden is. Und seine Vermieterin, die Frau Puff, die kocht noch ihr eigenes Süppchen, so „ermittlungstechnisch“, wennde vastehs wat ich meine. Und dat dat dem Poggel nich gefällt kannse dir ja wohl denken. Und kurze Zeit späta is die Kacke auch am dampfen: Frau Puff is in Gefahr und Poggel noch weit wech. Abba mehr verrat ich nich, musse schon selbst lesen, wennse wissen willst, wie dat ausgeht. Ich sach ma so: Vadächtige hammse genuch und die Leiche bleibt tot.

Also, mir als gebürtiger Ruhrpottler is dat Herz aufgegangen, bei den Krimi. Dat Flair von früha hammse ganz töffte rüber gebracht nache heutigen Zeit. Auch so vonne historischen Begebenheiten her. Hach, getz schwaller ich schon so wie die Stukadierten, t´schuldigung! Aber et is so, hömma. Auch die Figuren, vor allem Puff&Poggel, sind exzellent gezeichnet. Ja, is gut, „gezeichnet“ – widda son Fachbegriff, ich weiß. Die Puff hat da son Krösken am laufen und der Poggel hätte gerne auch eins. Klasse, wie dat beschrieben is, hömma. Kommse dir vor als stehse dabei. Nur unsichtbar. Ich glaube, die Szene, wo et bei der Puff am kribbeln is und wo se mit ihrn Lowwer am … na, du weiß wat ich meine, ich glaube, die Szenen hat die Detering geschrieben. Und beije Ermittlungen undsoweita hatse den Radke wieder mit sein lassen. Der Radke hat dafür dat mit dem Schmeling schreiben dürfen – Max Schmeling, den Boxer, kennse doch, oder? Hatte ich ganich erwähnt mit den Schmeling? Ja kuck, hasse noch wat worauf de dich freuen kanns!

So, tun wa ma Butter bei die Fische, wat gebn wa den Autorenduett für ne Punktzahl? Ich würd sagen, die volle, hömma! Ein suuuper Krimi vor – pass auf, getz kommt widda wat gestelztes – vor atemberaubender Ruhrpott-Kulisse! Leckomio, wa! Ein Muss für Puff&Poggel-Fans, ein Muss für Menschen, die wie wir ausm Pott dat Herz am rechten Fleck tragen und ein Muss für schwatt-gelbe wie blau-weiße, wennse vastehs wat ich meine.

Also, weiße Bescheid: geh nach dein Buchladen und hol dir dat Dingen! Glück auf!

Cover des Buches Ministermord (ISBN: 9783958131132)

Bewertung zu "Ministermord" von Kriminalinski

Ministermord
andreas_kriminalinskivor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ab Oktober 2017 überall erhältlich, wo es Bücher gibt!
Cover des Buches Blindgänger (ISBN: 9783954413430)

Bewertung zu "Blindgänger" von Klaus Stickelbroeck

Blindgänger
andreas_kriminalinskivor 7 Jahren
Kurzmeinung: Rasant, witzig und eine gut konstruierte Story. Absolut Lesenswert!
Ein Thriller der Extraklasse!

Ich glaube ja, man kann dem Stickelbroeck einfach ein paar Begriffe zurufen und sagen: „Mach da mal einen Krimi draus!“. Das macht der dann auch. Und es wird sogar ein richtig, richtig guter!

Für „Blindgänger“ kamen dem Autor Begriffe wie Stalker, IS, Spezialeinheiten, Zuhälter, Soaps, Dschungelcamp, Pleitegeier und Wohnungsnot entgegen geflogen. Begriffe, bei denen man zunächst vergeblich nach einem Zusammenhang sucht und die zum Teil bedrohlich wirken. Sehr bedrohlich. Und als hörte sich das nicht schon schlimm genug an für seinen Protagonisten Christian Hartmann (Ex-Fußballprofi und jetzt Privatschnüffler) – der sich selbst vielleicht mal Begriffe wie Urlaub, Frauen, Drinks, Sorglosigkeit, Ruhe, Himmel auf Erden wünschen würde –, nein, Klaus Stickelbroeck beschert Hartmann nicht nur eine einzige, eine hübsch übersichtliche Front, an der er kämpfen muss, weit gefehlt, es sind natürlich gleich mehrere. Aber das, das macht Stickelbroeck exzellent!

Im Hauptstrang der Geschichte lässt er Hartmann einen Auftrag annehmen, bei dem er als Bodyguard für die Sicherheit einer bekannten Schauspielerin verantwortlich ist. Die fühlt sich nämlich gestalked. Ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass sich der Job als schwieriger als zunächst angenommen herausstellt. Aber so ist das bei Hartmann: einfach gibbet nich. Dann fällt Hartmann auf, dass er seinen Kumpel Jonny, der Taxi fahrende Medizinstudent aus Ghana, schon lange nicht mehr gesehen und gesprochen hat. Er macht sich Sorgen. Sorgen? Gutes Stichwort! Der Krimi hätte wohl auch „Sorgenfresser“ heißen können, denn Hartmann hat für die Sorgen seiner Freunde ein lang erprobtes Mittel parat: ein fast schon pathologisches Helfersyndrom! Das gereicht ihm nicht nur zum Vorteil. Damit wären wir dann in weiteren Handlungssträngen, die die Begriffe Zuhälter (da sieht Hartmann fast immer schlecht bei aus) und Wohnungsnot (mal was Neues für ihn) von obiger Liste streichen. War´s das? Natürlich nicht! Sorgen haben nicht nur andere, Sorgen sollte auch Hartmann sich machen. Um sein angelegtes Geld. Ein Berater eröffnet ihm nämlich den Grund dafür, warum die Geldautomaten nichts mehr ausspucken: Über Hartmann kreist der Pleitegeier. Wie gesagt, einfach könnte ja jeder.

Wenigstens ist Hartmann nicht alleine. Ihm zur Seite steht wieder sein Junkie-Freund Angie. Der kann ja Türen aufmachen und so. Regenrinnen-Rita, Düsseldorfs einzige 2-Meter-Prostituierte, zieht irgendwie bei Hartmann ein. Trotz Frühstücksservice irgendwie nicht behaglich. Muss er bei Gelegenheit mal ansprechen. Krake, sein einarmiger Lieblingswirt, versorgt ihn wieder mit Kaffee und Frikkos. Und schreibt an. Taxi-Jonny ist irgendwie verschwunden und Huren-Heinz soll sich für Hartmann verbürgen. Das inzwischen schon lieb gewonnene Ensemble steht für Witz und Raffinnesse und ist so etwas wie ein Kompass in den Hartmann-Krimis. Achso, fast vergessen: Der Keiler aus einem Stickelbroeck-Kurzkrimi hat einen Gastautritt hier im Roman. Ich hab schallend gelacht J

Auch in seinem mittlerweile 6. Hartmann-Krimi erfindet der Autor sich wieder neu. Keine Spur von „kennt man schon“ oder „dem fällt nix Neues ein“. Ganz im Gegenteil! Auch „Blindgänger“ ist ein Pageturner. Für mich aber nicht wegen seiner witzig-skurrilen Dialoge, die den Großstadtjargon übrigens lebensnah einfangen, oder der kurzen, rasant geschriebenen Kapitel, die das Buch eher wie einen Thriller daher kommen lassen. Diesmal ist es die Handlung, die mich besonders gepackt hat, bzw. die verschiedenen Stränge von Haupt- und Nebenhandlung. Um es kurz zu machen: Stickelbroeck hat einfach einen an sich schon interessanten und spannenden Fall mit viel Raffinesse konstruiert. Das ist heutzutage gar nicht so leicht bei der Masse an Krimis, die uns in Büchern und im Fernsehen begegnen.  Wie oft war ich enttäuscht von einem der letzten, aktuellen „Tatorte“?! Aus verschiedenen Gründen. Da war der Fall interessant und half über die blasse Figurendarstellung hinweg. Oder genau anders herum: die schauspielerische Leistung übertünchte eine im Hintergrund ablaufende Handlung, die sowieso nicht so wichtig war. Den Fernsehmachern möchte ich daher zurufen: „Schaut doch mal, wie es eure schreibenden Kolleginnen und Kollegen machen, die Krimi-AutorenInnen. Lest mehr Krimis! Wie zum Beispiel einen Klaus Stickelbroeck. Beim Ensemble lässt der sich immer etwas Neues einfallen. Und bei der Handlung auch. Neben einer Haupthandlung (Schauspielerin-Stalker-Gedöns) entwickelt Stickelbroeck weitere Nebenhandlungen und führt sie später schulmäßig zusammen, sodass keine Frage offen bleibt, kein Handlungsfaden hängt mehr lose in der Luft (war in machen TV-Krimis schon anders!). Es kann so einfach sein, möchte man behaupten.

Dabei kommt Klaus Stickelbroeck, dem Polizisten im anderen Leben, seine berufliche Erfahrung zu Gute. Aus jeder Zeile seiner Geschichte lesen wir: Der kennt sein Milieu! Daher kommt er ohne Klischees aus. Figuren, Handlungen und Dialoge – all das ist echt. Stickel hat als Polizist mit genau diesen Typen zu tun. Kriminelle Osteuropäer und Schwarzafrikaner, bedauernswerte Junkies und Prostituierte, liebenswerte Büdchenbesitzer und skurrile Nachbarn sind sein „Klientel“ in Düsseldorf. Man nimmt ihm ab, dass die alle genauso sind, wie er sie skizziert. Denn er kennt sie aus seinen echten Fällen. Diese Authenzität fließt in seine Krimis ein und trägt die Handlung im Falle von „Blindgänger“ locker über 329 Seiten hinweg. Und auch der eine oder andere schräg-witzige Dialog entstammt dem wirklichen Leben, da bin ich mich sehr sicher.  

Die Thriller-Elemente machen „Blindgänger“ besonders lesenswert für mich. Der Erzählverlauf ist im Gegensatz zu einem Ermittlerkrimi chronologisch vorwärts gerichtet. Dadurch kommt Fahrt auf. Durch sein sprachliches Geschick (Stickelbroeck kommt mit einfachen, rasanten Sätzen aus, die einfach sitzen), entsteht ein Pageturner, der von der ersten Minute an fesselt. Erzählt wird aus einer einheitlichen Perspektive. Hartmann, der Protagonist, ist in allen Kapiteln anwesend. Die Handlung entfernt sich von ihm in keinem Augenblick. Das ist der Klebstoff, der uns Leser mit dem Helden verbindet. So bleiben auch die weitere Entwicklung der Handlung und deren Ausgang für lange Zeit ungewiss. Der Autor schickt seinen Helden von einer Gefahr in die nächste. Hartmann gerät immer wieder (über verschiedene Handlungsstränge) in Bedrängnis. Unerwartete Wendungen (Stickelbroeck versteht sein Handwerk wirklich gut!) steigern das Ganze noch. Als Leser spüren wir dabei ein Kribbeln, den Thrill, denn wir wissen nur was der Protagonist weiß. So entsteht Spannung von der ersten bis zur letzten Sekunde. Der Showdown ist exzellent in die Länge gezogen – die Nerven kreischen wie eine Kreissäge – und wird von einer hammermäßigen Pointe im letzten Satz noch getoppt. Buch zu klappen, auf Klo, durchatmen und nochmal lesen!

Nach so viel Lob kann eigentlich keine negative Kritik mehr kommen. Oder? Tut es auch nicht wirklich. Jedenfalls kann man Stickelbroeck keines handwerklichen Fehlgriffs überführen. Und jede Kritik ist subjektiv, Bücher sind ja Geschmackssache. Das einzige, womit ich etwas hadere, ist Stickels Hang zum Happy End. Am Ende wird alles gut, die Ordnung ist wieder hergestellt. Super-Hartmann schafft das, um mal etwas zu merkeln, äh Verzeihung, mäkeln. Aber bildet das das echte Leben ab? Wird am Ende wirklich immer alles wieder gut? Steht hier Idealismus gegen Realismus? Wahrscheinlich. Ein bisschen. Wikipedia aber zitiert zum Verhältnis von Idealismus und Realismus Robert Prutz: „Der wahren Kunst ist der Idealismus ebenso unentbehrlich als der Realismus: denn was ist alle Kunst selbst anders als die ideale Verklärung des Realen, die Aufnahme und Wiedergeburt der Wirklichkeit in dem ewig unvergänglichen Reiche des Schönen?“.

Recht so! Ist ja Stickels Kriminalroman und da darf er bestimmen, ob es ein Happy End gibt oder nicht. Und ganz ehrlich: Der Thriller ist insgesamt so geil geschrieben, da gönne ich dem Autor gern ein wenig mehr Idealismus, und vergebe als Punktzahl ein volles Magazin plus eine Handvoll Patronen für die Hosentasche.

 

Über mich

Krimifan und Krimiautor. Der Name ist Programm. Todsicher. http://www.kriminalinski.de

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks