Bewertung zu "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
anni_annavor 5 JahrenKurzmeinung: Hatte es nur ausgeliehen, sonst hätte ich vermutlich das Fenster geöffnet und ...
Entschuldigung, aber nein. Einfach nein.
Ich habe mir dieses Buch von einer Freundin ausgeliehen, weil ich weder Buch noch Film vorher im Detail kannte und deswegen wollte ich der Geschichte eine faire Chance einräumen, bevor ich mich irgendwelchen Vorurteilen hingebe. Leider endete mein Versuch darin, dass ich Wutanfälle bekam und das Buch angeschrien habe.
Nicht, weil ich es tragisch fand.
Nicht, weil es mich traurig machte und das Leben verfluchte, weil es so unfair ist.
Ich war pissed off, aber da ich den Hintergrund des Buches kenne, bin ich davon überzeugt, dass der Eindruck, den das Buch auf mich machte, ganz bestimmt nicht gewollt war. Um Gottes Willen. Krebs ist tragisch. Ich bin sehr dankbar dafür, dass niemand in meiner Familie und in meinem Freundeskreis Krebs hat, aber ich kenne Leute in meinem engsten Bekanntenkreis, die diese Diagnose bekommen haben und da gibt es absolut nichts Verächtliches drüber zu sagen. Dass John Green eine so enge Verbindung zu seinen Fans hat, finde ich auch toll! Also an alle Fans, nehmt das hier nicht persönlich. Ich sage nur meine Meinung. Es gibt sehr viel, was ich zu sagen hätte, aber im Grunde werde ich es auf drei Punkte reduzieren: ein kurzer Blick auf Hazel, ein kurzer Blick auf Augustus und ein kurzer Blick auf die "Philosophie" der beiden.
Aber Krebs an sich ist auch schon mein erster Punkt. Es sollte doch eine Geschichte sein, in der Krebs ein zentrales Thema spielt, oder nicht? Dummerweise fühlte es sich so an, als versuchte eine gewisse erzwungene Liebesgeschichte die ganze Zeit, sich wie ein großer Nervsack in den Vordergrund zu stellen. Seit Seite 9 (habe die englische Ausgabe gelesen). Seite 9. Der Beginn des ersten Kapitels ist in meiner Ausgabe auf Seite 3. Das sind sechs Seiten, um in die Geschichte reinzukommen. Danach fühlt es sich eher so an, als würde ich hineingestoßen werden, mit einem Fußtritt. Und was denkt Hazel (die Hauptfigur) als Erstes, als sie Augustus das erste Mal sieht, weil er sie die ganze Zeit anstarrt? Sie denkt Folgendes:
"A nonhot boy stares at you relentlessly and it is, at best, awkward and, at worst, a form of assult. But a hot boy ... well."
Das war das erste Mal, dass ich das Buch angeschrien habe und danach war Hazel als Sympathieträgerin durch. Was ist los mit dir, Mädchen? Was bist du für eine Heuchlerin? Wenn ein hässlicher Junge dich anschaut, dann ist das unter Umständen also als assult, also als Angriff oder Missbrauch - MISSBRAUCH - einzuordnen? Mit anderen Worten, der ist hässlich, ich sollte Abstand halten, könnte ein Mörder/ Vergewaltiger/ Perverser sein? Was zur ...? Aber wenn er gut aussieht, muss er ja einer von den Guten sein, nicht wahr? Wie alt bist du, Mädchen? Vier? Es sind Zitate wie diese, bei denen ich mich einfach über sie geärgert habe und ja sie hat eine sehr schwere Krankheit, aber das macht sie nicht zu einem besseren Menschen. So viel zu Hazel für den Anfang. Komme ich zu -
Augustus
Oh boy, was habe ich mich erinnert gefühlt an diesen Typen aus dem Gymnasium, der von sich selbst überzeugt durch die Gänge stolzierte und der totale möchtegern Philosoph war. Die sogenannte Philosophie in diesem Buch ist noch mal ein Absatz für sich, aber Augustus - wir müssen reden ... Zum Beispiel über dein Ding mit der Zigarette. Zur Erklärung: Augustus hat ein Ding mit Metaphern. Einfach alles scheint eine Metapher für irgendwas zu sein. Es ist eine Metapher, Hazel. Es ist eine Metapher, lieber Leser. Metaphern sind richtig tiefsinner sh*t. Metaphern! METAPHERN! Im Ernst, es ist, als würde mir jemand das Buch über den Kopf ziehen und immer wieder "METAPHER!" schreien.
Seine Lieblingsmetapher ist wahrscheinlich die mit der Zigarette. Er steckt sich eine Zigarette in den Mund, zündet sie jedoch nicht an. In seinen Worten:
"You put the killing thing right between your teeth, but you don't give it the power to do its killing."
Und Gazel, die vorher zurecht ziemlich entsetzt über diese Zigaretten-Sache war, akzeptiert diese flache Erklärung und belässt es dabei. Lieber Augustus, deine Metapher ist leider totaler Rotz. Du hast diese Packung Zigaretten gekauft. Du hast dafür Geld bezahlt - an eine Industrie, die ihr Geld mit krebserregenden Produkten verdient, die unter Umständen Krebs auslösen oder zum Tod führen können. Mit deinem Geld unterstützt du diese Industrie. Mit deinem Geld hilfst du dabei, dass das killing thing töten kann. Herzlichen Glückwunsch!
"Philosophie"
Es gibt einen Unterschied zwischen Philosophie und einfach nur wannabe Mist. In diesem Buch befindet sich jede Menge von Letzterem. Mir fällt da ganz spontan ein Dialog zwischen Augustus und Hazel ein, in dem er so etwas sagt wie: "Manchmal frage ich mich, ob Hürdenspringer sich nicht auch manchmal denken, dass es ohne die Hürden viel einfacher wäre."
Ähm ... Kann sein, dass sie sich das mal gefragt haben, aber ganz ehrlich - das ist nicht der Punkt, oder? Das ist, als würde ein Autor sich denken "Wäre es nicht viel einfacher, wenn das Buch schon schon gedruckt wäre?" Diese Leute tun das, weil sie es tun möchten. Sie verdienen Geld damit. Es ist ihr Job/ Hobby/ ihre Leidenschaft. Klar wäre es toll, wenn mein Buch schon gedruckt wäre, aber dieser Prozess vor dem Erreichen des Zieles hat eine Wirkung auf mich und ohne Prozess hätte ich diese Wirkung nicht. Ergo würde ich es nicht tun, du Dummbrot.
Hazel hat im Bezug auf Philosophie auch so ihre Momente. Mein absoluter facepalm Moment war der, als sie anfing, über Eier zum Frühstück nachzudenken und sich schlecht fühlte wegen des Rühreis. Sie machte aus einer Mücke einen Elefanten machte, weil sie nicht verstand, warum Eier bzw. Rührei (in Amerika) mit Frühstück assoziiert wird. Ich fasse mich kurz, es hat viel mit Traditionen und Kultur zu tun, bei Interesse recherchieren Sie bitte. Mein Gott, was sind das für Dialoge?
Ach ja, und die beiden knutschen im Anne Frank Haus und alle klatschen (ohne Witz) - aber an der Stelle habe ich abgebrochen und würde ich jetzt noch auf den dünnen Plot und die verwirrende Struktur des Buches eingehen, würde diese Review nie enden.