Queer, kurzweilig und unglaublich eloquent ist dieses Buch. Jeder Satz ist wunderbar ausgeschmückt, damit die Geschichte illustriert wird, aber nicht so sehr, dass es gestellt wird. Für mich bestand dieser Krimi aus vielen Prämieren. Weder hatte ich jemals ein Buch in der Hand, welches in Israel spielt, noch eines mit fast ausschließlich queeren Protagonist*innen. Und auch ein schwuler Privatdetektiv als Hauptfigur war etwas neues für mich. Es war unglaublich cool, in eine so "neue" Welt einzutauchen mit dubiosen Unternehmern, Teenagern und der reichen Oberschicht Israels, mit Verbindung, welche erst nach und nach offengelegt werden und mit einem kratzbürstigen Ermittler, der das Schaubild eines Antihelden ist. Oded Chefer hat mein Herz vor allem dadurch erobert, dass er oft unsicher und peinlich ist und auch teilweise irgendwie fehl am Platz. Fettnaversucht er so gut es geht zu vermeiden, aber leider schafft er es doch eher schlecht als recht. Immer wieder zeigt er seine Außenseiter-Seite und ist auch eigentlich ziemlich unsympathisch mit seinen zickigen und unbedachten Bemerkungen und der Selbstzentriertheit.
Bis zum Ende des Buches hat mich die Geschichte gefesselt und vor allem die Sprache hat das Buch noch mal um einiges besser gemacht (auch wenn kein Mensch zu Konsum von Kokain "eine Linie ziehen" sagt).
Eines der besten Bücher in diesem Jahr.
annnniiikaaa
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annnniiikaaas Bücher
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Hui, so viele verschiedene Personen, die dann teilweise auch noch mehrere Namen haben. Am Anfang war das ganz schön anstrengend, aber ziemlich schnell hatte ich mich da reingelesen. Schon von Anfang an fand ich die Geschichte super spannend und durch die verschiedenen Perspektiven auch total verworren und abwechslungsreich. Was mir auch gut gefallen hat, war die unterschiedlich Länge der Kapitel. Mal 20 Seiten lang, mal nicht mal eine.
Aber mal zurück zur Story: es passieren laufend neue Dinge, sodass man keine Zeit hat, sich Fragen zu stellen. Und dadurch war das Buch so spannend, dass ich das Buch an einem Tag gelesen hätte, wenn ich nicht hätte arbeiten müssen, aber so sind es zwei geworden und ich war mir die ganze Zeit unsicher, wer der Täter war.
Was mich besonders fasziniert hat, war das Setting. Zwar sind die 80er mein Lieblingsjahrzehnt, aber ein Buch zu lesen, das in den Neunzigern spielt, fand ich auch mega cool. Dazu die Kulisse eines Stripclubs war einfach mega cool. An diesem Buch hat mir einfach alles gefallen und ich habe wirklich nichts auszusetzen, was bei mir super selten vorkommt. Einsame Spitze dieses Buch!
Bewertung zu "Julius oder die Schönheit des Spiels" von Tom Saller
Tennis als Sport fand ich eigentlich schon immer ziemlich interessant, aber wirklich viel darüber weiß ich nicht. Tom Saller hat mich aber in die Tenniswelt des frühen 20. Jahrhunderts mit genommen (also in die Zeit, in der Tennis groß geworden ist) und ich hab mich in die Geschichte rund um Julius verliebt. Ihn dabei zu begleiten, wie er eine große Liebe für Tennis entwickelt und wie er sich immer weiter in die großen Matches spielt, hat mich teilweise sehr berührt.
Die Person Julius von Berg war für mich von Anfang an total greifbar und ich wäre so gerne mit ihm befreundet. Doch auch die meisten anderen Personen fand ich richtig toll geschrieben. Am liebsten hatte ich neben Julius, den Großvater, Julie und Almuth und Viktoria. Jede dieser Figuren war auf seine oder ihre Art und Weise besonders und sehr sympathisch.
Tom Saller hat neben Fiktion auch ganz viele wahre Fakten in die Geschichte eingefasst. Das Buch basiert nämlich auf dem Leben von Gottfried von Cramm. Solche wahren Begebenheiten geben Geschichten in meinen Augen etwas Besonderes, so auch diesem Buch.
Der Aufbau war auch sehr speziell. An sich war das Buch zwar in Kapitel aufgeteilt, allerdings wurden die Kapitel in verschiedene "Sätze" (wie beim Tennis) unterteilt und vor allem der Schluss war wie ein richtiger Schlagabtausch gestaltet.
Wenn wir schon beim Schluss sind, muss ich noch dazusagen, dass mir dieser zu schnell und abrupt war. Es ist zwar okay, wenn am Ende noch Fragen offen bleiben, weil man so oft zum Nachdenken angeregt wird, aber bei diesem Buch war das Ende einfach nur schwach. Ich kann auch leider gar nicht genau beschreiben, warum.
Alles in allem, hat mir die Geschichte aber sehr, sehr gut gefallen.
Kennt ihr das, wenn ihr das Gefühl habt, dass bald etwas schlimmes in einem Buch passieren wird. Dieses Gefühl hatte ich bei "Das letzte Bild" immer wieder.
Anja Jonuleit hat für ihr Buch sehr exakt und tief über den Fall der Toten im Isdal recherchiert. Ich bin eh schon ein riesiger True-Crime-Fan und kannte diesen Fall schon, aber immer wieder kamen neue Details zum Vorschein, die ich noch nicht kannte. Allerdings wurden diese genauen Details in eine romanhafte Erzählung eingeflochten. Neben der Sicht der Journalistin Eva, die in der Gegenwart spielt, wird auch immer wieder die Sicht von Marguerite erzählt, die die die Tote aus dem Isdal ist, wie die Autorin sie sich vorstellt.
Ich fand die Story wirklich sehr spannend und ich konnte wirklich mit Marguerite mitfühlen. Eva war leider nicht ganz so greifbar für mich und ich hätte mir gewünscht, dass man mehr aus der Sicht von Marguerite erfährt, aber an sich hat das Verhältnis ganz gut gepasst.
Leider fand ich das Ende ziemlich abrupt und traurig. Ich hatte mich am Schluss schon so sehr in die Protagonistinnen hineinversetzen können, dass es mir fast weh getan hat, mich von ihnen zu trennen. Nachdem ich das buch zuende gelesen hatte, hat mich die Geschichte auch noch einige Tage verfolgt und mitgenommen.
Zum Schluss muss ich noch sagen, dass ich mir bei dem Cover einen romantischen Roman vorgestellt habe und kein so trauriges Buch. Alles in allem bin ich aber noch immer super begeistert. Für mich jetzt schon ein Jahreshighlight.
Ganz anders als erwartet war diese Geschichte. Während ich dachte, dass es ziemlich brutal und blutig zugehen würde, war das Buch doch eher ruhig und langsam. Klar, es gab einige krasse Stellen und brutale Szenen, aber die Geschwindigkeit, in der die Geschichte voranging, war doch niedrig. So konnte ich aber auch alles immer gut nachvollziehen und die Handlungen der Protagonist*innen war (naja... Mehr oder weniger) nachvollziehbar.
Total gut fand ich (mal wieder), dass die Kapitel aus verschiedenen Sichtweise geschrieben waren. So habe ich immer das Gefühl, alle Personen besser kennenzulernen. Während mir Haavard mit der Zeit immer wieder ein bisschen unsympathischer wurde, fand ich Claras Handlungen immer nachvollziehbarer. Clara war mir zwar nie wirklich sympathisch, aber mit der Zeit ist sie einfach nahbarer geworden. Schade fand ich, dass Rogers Sichtweise so selten gezeigt wurde. Er war mir nämlich super sympathisch.
Das größte "Manko" an diesem Buch war in meinen Augen die Sprache. Ich habe tatsächlich echt lange gebraucht, damit warm zu werden. Keine Ahnung, woran genau es lag, aber irgendetwas hat mich immer irritiert und somit leider auch meinen Lesefluss gestört. Nach der Hälfte etwa ist es aber besser geworden.
Ob ich nochmal ein Buch von Ruth Lillegraven lesen würde, weiß ich nicht. Vielleicht, wenn der/die Ubersetzende jemand anderes wäre. Dann wüsste ich, ob meine "Probleme" mit der Sprache an der Autorin oder am Übersetzer liegt.
Bewertung zu "Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)" von Chris Meyer
TW: (sexuelle) Gewalt gegen Kinder
Was für ein krasses Buch! Allein schon durch den Klappentext war mir klar, dass diese Geschichte keine leichte Kost wird. Doch meine Erwartungen wurden nochmal um einiges übertroffen! Normalerweise lese ich sehr gerne Thriller, in denen es auch gerne mal brutal zugehen darf, aber einige Szenen in diesem Buch fand selbst ich ziemlich krass.
Dennoch ist das Buch gerade durch die brutalen stellen spannend geworden. Innerhalb eines Nachmittags habe ich das Buch bis auf wenige Kapitel verschlungen gehabt, was mir schon lang nicht mehr passiert ist. Chris Meyer hat mich mit dieser Geschichte wirklich umgehauen.
Was mir besonders gut gefallen hat, war auf jeden Fall der Blick in die Vergangenheit, der ruhig öfter hätte vorkommen können. Und auch die verschiedenen Verbrechensstränge waren super spannend. Allerdings konnten mich die Figuren nicht komplett überzeugen. Außer über den Profiler Tom Bachmann erfährt man über die anderen Protagonisten nur wenig, was ich sehr schade fand. Ein bisschen mehr Infos, hätte die Figuren sicherlich lebendiger gemacht.
Und auch der Schluss war in meinen Augen zu schwach für den Rest der Geschichte. Leider haben mich die "Überraschungsmomente" nicht wirklich überraschen können und der Showdown war mir an manchen Stellen etwas zu plump. Dennoch hat mir das Buch im großen und ganzen sehr gut gefallen (allein Cover und Buchschnitt sind schon richtig cool). Ich bin gespannt auf weitere Bücher von Chris Meyer und empfehle dieses Buch allen, die auch gerne mal brutale Bücher lesen.