bausyl
- Mitglied seit 06.11.2015
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- 4 Rezensionen
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Rezensionen und Bewertungen
Eve Chase Erstlingswerk ist ein seichter Schmöcker für verregnete Sonntage und vor allem für Liebhaber von alten englischen Herrenhäusern und deren Geheimnisse. Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, welche sich abwechseln. Die Familiengeschichte der Altons spielt im Wesentlichen 1968/69 während die Geschichte von Lorna und ihrem Verlobten Jon in der Gegenwart spielt. Die Altons leben eigentlich in London und kommen nur während der Ferien nach Pencraw -genannt Black Rabbit Hall. Dort verleben sie eine unbeschwerte und teilweise auch unkonventionelle Zeit. Eines Tages jedoch geschieht ein Unglück und vor allem Amber, die älteste Tochter, ist ab da diejenige, die die Familie und deren Zusammenhalt erhält. Parallel erfährt der Leser von Lorna, die auf der Suche nach einer Hochzeitslocation ist. In ihrer Erinnerung sieht sie sich mit ihrer Mutter vor den Toren von Black Rabbit Hall stehen. Sie fragt sich, was dran ist an ihrer Erinnerung und warum wird sie so magisch vom Haus angezogen. Schritt für Schritt eröffnet sich nicht nur ihre Geschichte sondern auch die der Familie Alton. Die beiden Geschichten laufen lange parallel und das Verbindungsstück wird eigentlich in nur einem einzigen Gespräch über wenige Seiten aufgelöst. Insofern ist die Aufdeckung des Geheimnisses fast nebensächlich. In diesem Buch dominiert ganz klar die ältere Geschichte und diese nimmt den Leser mehr in den Bann. Die Gegenwartsgeschichte kam mir nur wie schmückendes Beiwerk vor und Lorna blieb mir leider auch sehr viel fremder als alle Mitglieder der Alton Familie. Eve Chase macht die Landschafts Cornwalls fühlbar durch die Darstellung vom Wetter - es regnet verdammt oft - und der Beschreibungen vom Strand, Uferklippen und dichten Wald am Haus. Das Herrenhaus selbst wird ausführlich erklärt und man könnte quasi durch die Räume mitlaufen. Viele Details sind der Autorin dabei wichtig zu erwähnen, manche lassen die Geschehnisse lebhafter wirken (und grausamer), andere sind eher Füllstoff. Ein wenig kam der Eindruck daher, dass erst fest stand ein Buch über ein Herrenhaus zu schreiben und die Familiengeschichte um dieses herum aufgebaut wurde. Es fehlen die ganz großen neuen Ideen und das gewisse Etwas, was ein Buch zum "Nicht aus die Hand legbar" macht. Man darf keine allzu großen überraschenden Wendungen erwarten und kein großen Spannungsbogen. Es ist eine solide erzählte Familiengeschichte mit überschaubaren, manches mal klischeehaften Charakteren, die leicht und flüssig zu lesen ist. Eine nette Unterhaltung für verregnete Tage und für Fans von Cornwall & Geschichten über englische Herrschafthäuser auf jeden Fall zu empfehlen.
Bewertung zu "Wie die Frauen von Borgo Propizio das Glück erfanden" von Loredana Limone
Loredana Limones Roman "Wie die Frauen von Borgo Propizio das Glück erfanden" ist ein heiterer, vielfältiger aber leider etwas oberflächlicher Roman. Der Leser wird entführt in die kleine italienische Dorfwelt mit jeder Menge Liebe, Lebensflair und Klischees. Im Dorf Borgo Propizio möchte Belinda nochmal neu starten und eine Milchbar eröffnen. Ihr Leben dreht sich seit jeher fast ausschließlich um Milch. Für den Umbau engagiert sie den Bauarbeiter Ruggero. Dieser findet dabei nicht nur Überraschungen beim Umbau im Haus vor, sondern überfährt beim Feierabend fast Mariolina. Die beiden brauchen nur einen Blick tief in die Augen und es ist um sie geschehen. Was nun folgt, sind eine Aneinanderreihung von Missverständnissen, Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Familien und die Jagd nach einem lang verschollenen Schmuckschatz.
Das Tempo und die Themenvielfalt im Roman ist enorm. Konflikte entstehen und werden aber innerhalb weniger Seiten schon wieder aufgelöst. Tatsächlich meist durch das direkte Gespräch miteinander. Manche Themen werden nur kurz angerissen und gehen kaum in die Tiefe, andere ziehen sich immerhin durchs ganze Buch wie z. Bsp. das Verhältnis zwischen Mariolina und ihrer Schwester. Allen gemeinsam ist aber, dass alles gut wird.
Ein wenig unglaubwürdig ist die ganze Geschichte schon und vielleicht auch ein wenig zu sehr romantisiert, aber letztlich ist es gerade dadurch ein Buch zum Träumen. Während des Lesens riecht man förmlich Italien und man wird in Sommerurlaubsstimmung versetzt. Das alle ihr Glück finden, wird konsequent durchgezogen und ist fast zu schön um wahr zu sein - eben ein moderenes Märchen vom erwachenden italienischen Dorf und der Sehnsucht nach Liebe. Ein Roman, der schön zu lesen ist und eine nette Möglichkeit darstellt, dem trüben Winter in Gedanken zu entfliehen. Erschienen jetzt neu als Taschenbuch beim Piper Verlag.