Leider bin ich nach Beendigung dieses Buches weit weniger begeistert als so manch anderer hier.
Natürlich sind Geschmäcker verschieden und die Dinge die mich störten bzw. die mir nicht gefielen müssen
nicht zwangsläufig auf alle Leser zutreffen.
Vorweg möchte ich aber das Cover des Buches loben, welches mich neben den vielen positiven Rezensionen
zum Kauf veranlasst hat. Wirklich ein ganz großes Lob, es ist eines der schönsten Cover in meinem Bücherregal.
Auch die Idee finde ich toll. Ich habe die Animes No game No life und Sword Art Online gesehen und konnte die Motivation
der Autorin eine solche Geschichte zu schreiben sehr gut nachvollziehen.
Aber nun möchte ich anführen, was mich zu einer 2 Sterne Rezension veranlasst hat.
1. Die Rechtschreibung;
Normalerweise bin ich keine Leserin, welche sich über kleine Rechtschreibfehler beschwert. Wir sind alle Menschen und
auch gute Lektoren können manchmal etwas übersehen.
Nichtsdestotrotz habe ich mich stellenweise wirklich geärgert, da ich 15 Euro für dieses Buch bezahlt habe
und mir dafür immerhin erwarte, nicht in fast JEDEM Kapitel 1-2 oder mehr Rechtschreibfehler vorzufinden.
Ganze Buchstaben wurden vergessen und der ein oder andere Fallfehler konnte sich auch noch dazu gesellen.
Es tut mir wirklich leid, aber darüber konnte ich nicht mehr hinwegsehen.
2. Evelyn bzw. Nemesis;
Dieser Punkt ist sicherlich, wie bereits oben erwähnt, der Kategorie Geschmacksache zuzuordnen.
Allerdings möchte ich für all jene, die meinen Geschmack teilen, eine Beschreibung liefern.
Damit ihr euch an Bild machen könnt, werde ich ganz kurz anschneiden, was ich mir unter einer guten
Hauptprotagonistin vorstelle.
Zum einen mag ich starke Charaktere. Charaktere die in der Lage sind, auch auf sich selbst aufzupassen und nicht
immer vom strahlenden Ritter gerettet werden müssen. Heldinnen, die wie ihr Name es schon sagt, nicht dem
stereotypisch, hilflosen Weibchen entsprechen.
So gefiel mir beispielsweise Katsa von "Die Beschenkte", oder um ein berühmteres Beispiel zu nennen Triz
aus "Die Bestimmung". Das ist natürlich nicht der einzige Punkt, allerdings der für mich unter anderem wichtigste.
Wer sich also eine starke, eigenständige Heldin erhofft, so wie auch ich nachdem ich die Beschreibung gelesen hatte,
sollte sich lieber vorsehen.
Evelyn war leider überhaupt nicht das, was ich mir erwartet hatte. Zwar versucht die Autorin sie touph wirken zu lassen,
allerdings trug dieser Versuch bei mir keine Früchte. Vielmehr bekam ich nach mehreren Kapiteln eher das Gefühl
von einer leicht manipulierbaren, teilweise weinerlichen und naiven Heldin, welche nicht nur 1 mal während ihres Abenteuers
jegliche Hoffnung aufgibt und sich mit eingezogenen Schultern ihrem Schicksal ergibt.
Generell empfand ich sie nicht als sehr sympathisch, da in mir der Eindruck entstand, ihr Wille dem Erdvolk
zu helfen, hing immer von ihrer derzeitigen Situation und ihrer "Beziehung" zu Lucian ab. Bedeutet, ihre Meinung
änderte sich nicht nur einmal im Verlauf der Geschichte und ließ sie deshalb sehr unbeständig wirken.
Zusätzlich bringt sie sich ungelogen 4-5 Mal (die genaue Zahl weiß ich nicht mehr) in Schwierigkeiten, aus denen
sie jedes Mal gerettet werden muss. So geht sie schwimmen und wird dort von einem Fischmenschen überfallen,
der sie fast tötet, wäre da nicht Lucian der sie rettet. Kurz darauf tritt sie vor Wut gegen einen Baum, bricht sich dabei den Fuß
und muss von Lucian geheilt werden. Und so geht das weiter und weiter und weiter....
3. Die Charaktere;
Bis auf Evelyn war eigentlich keiner der anderen Charaktere wirklich gut ausgearbeitet. Sie wirken oft
sehr flach und haben keine tiefe. Ich konnte mich für wirklich keinen der Charaktere erwärmen. So erscheint Lucian
für Eve oft nur eine schöne Hülle zu sein, denn außer seinen optischen Merkmalen erwähnt sie fast nie etwas.
Zudem findet sie nebenbei auch noch Vincent gut und den Prinzen würde sie auch nicht von der Bettkante stoßen.
4. Die Story;
Leider treten auch hier einige Dinge auf, die mich des öfteren die Stirn runzeln ließen und mich des
Lesevergnügens beraubten. So taucht beispielsweise ab der Hälfte des Buches plötzlich die Familie
von Lucian und Vincent auf, die vorher allerdings mit keinem Wort erwähnt worden war.
Auch die Information das und warum Lucian und Vincent keine echten Brüder waren, empfand ich
als nutzlos, da sie weder relevant für die Geschichte war, noch den Plot vorangetrieben hat und
in diesem Fall sogar mehr Fragen aufwarf als beantwortete.
Auch Eve war nicht wirklich hilfreich, da sie gefühlt ein Viertel des Buches einfach nur bewusstlos war.
Außerdem will Lucian sie gleich zu Beginn des Buches an einen Hurenwirt verkaufen, entscheidet sich allerdings
nachdem er ihr rotes Blut sieht dagegen. Soweit so gut.
Ihr erster Gedanke nachdem sie ihrem Hurenschicksal entkommt, ist dann allerdings nicht vor dem
Mann wegzulaufen der sie gerade verkaufen wollte, sondern zuerst einmal sein überaus attraktives
Äußeres anzuschmachten, bevor ihr dann nach einer gefühlten Ewigkeit doch noch in den Sinn
kommt: "Hmmm, vielleicht sollte ich doch keinem Mann vertrauen, der mich gerade an einen Hurenwirt verkaufen wollte."
Auch wenn man später über die Beweggründe aufgeklärt wird, finde ich Mädchenhandel (von einem Hauptprotagonisten!!!!) nun wirklich kein Kavaliersdelikt und Eve kam mir dabei leider etwas dümmlich und naiv vor.
Letzten Endes muss ich leider auch noch erwähnen, dass die Küsse, auch wenn es nur für den Kraftaustausch war,
sämtliche Spannung aus dem romantischen Subplot genommen haben.
Denn wenn sie sich bereits 3 Mal geküsst haben und nebenbei auch noch der Bruder 3 Mal geküsst wurde, wo
bleibt dann das sehnsüchtige Warten auf den ersten Kuss? Das hat mir leider völlig gefehlt.
5. Der Schreibstil;
Im Groben hat mir der Schreibstil gefallen. Die Seiten ließen sich (abgesehen von den Rechtschreibfehlern)
flüssig lesen und so entstand auch ein angenehmer Lesefluss. Allerdings wird sehr schnell klar, wobei es sich
um die Lieblingsphrasen, Wörter und Ausdrücke der Autorin handelt. So konnte ich gar nicht mehr mitzählen
wie oft Lucian mit den Zähnen mahlte bzw. knirschte, oder seine Hände zu Fäusten ballte oder Evelyn jemandem
am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte.
Vorwiegend lies sich das Buch aus der Ich-Perspektive Evelyns'. Allerdings taucht im späteren Verlauf
des Buches auch noch Lucians Sicht der Dinge auf. Normalerweise finde ich dieses Stilmittel
sehr schön, da man so hinter die Beweggründe anderer Charaktere blicken kann. Allerdings wurde
sehr schnell klar, dass beide Perspektiven von ein und derselben Person geschrieben wurden, da es von der
Art zu sprechen, zu denken und zu handeln keinen Unterschied zwischen den 2 eigentlich verschiedenen
Hauptprotas gab. Für den Leser sollte das eigentlich nicht so offensichtlich sein.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Idee durchaus Potenzial hätte und auch der
Schreibstil wäre vorhanden. Nur hapert es noch teilweise sehr stark an der Ausführung und einem Feinschliff
für die Geschichte.