Atwood hat den wahrscheinlich besten SF-Roman der letzten Jahre abgeliefert. Sie geht auf nahezu alle gesellschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fragen unserer Zeit ein und verpackt sie in eine bitterböse bewegende, aber auch oft humorvolle Geschichte.
bookwyrm
- Mitglied seit 31.03.2014
- 26 Bücher
- 9 Rezensionen
- 25 Bewertungen (Ø 4,28)
bookwyrms Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "The Year of the Flood by Atwood, Margaret (2009) Hardcover" von
Interessanter, glaubwürdiger und politischer SF-Roman. In Sachen Figurenentwicklung und Atmosphäre wäre allerdings noch mehr drin gewesen. Was hätte P.K. Dick wohl aus der Hauptfigur gemacht, oder Paolo Bacigalupi? Ich finde, der Anarchist hätte auch mehr Raum bekommen müssen. Überhaupt wären mehrere Erzähler/ Hauptfiguren besser gewesen. Die Perspektive des Kommissars fand ich auf Dauer zu langweilig. Das wirkt dann z.T. doch wie ein braver Tatort in der Zukunft. Die Action-Szene mit den 6 Killern ist stark beschrieben, aber letztlich total blöd und
unglaubwürdig. Einer hätte gereicht, der ihn einfach in den Rücken schießt, während er noch ahnungslos da sitzt.
Bewertung zu "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" von Haruki Murakami
Die Gestaltung des Buches ist großartig. Den Inhalt hab ich fasziniert in wenigen Tagen verschlungen. Doch je mehr ich erfuhr, worum es letztlich geht, desto enttäuschter war ich, und ich muss sagen: ich kaufe ihm diese Geschichte letztlich nicht ab. Was für eine tolle Freundschaft soll das gewesen sein, wo einem so etwas angetan wird und vier Personen dicht halten und sich gerade die Männer sehr passiv verhalten, und das über 16 Jahre hinweg, aus Loyalität einer Clique gegenüber, die längst zerfallen ist, einer Frau gegenüber, die längst tot ist. Mir haben die fantastischen Elemente in Murakamis Romanen immer gefallen, und mit etwas schräger Psychologie habe ich auch keine Probleme, aber diese Figuren kommen mir wirklich zu unecht, zu konstruiert vor. Spießig, kultiviert, angepasst, adrett, harmonische Gespräche über Küchenpsychologie führend... Nach all den Jahren, die ich seine Bücher mittlerweile lese, habe ich diesmal doch gemerkt, dass mir das alles ziemlich auf die Nerven geht. Die harmonische Kindheit, die namenlose Traurigkeit, der böse Geist: das ist mir alles zu Schwarz-Weiß und einfach. Dann der idyllische See in Finnland. Wenn man sich das mal alles verfilmt vorstellt, ist man schnell bei der ARD-ZDF-Geronto-TV-Ästhetik, und Rosamunde Pilcher lässt grüßen. Alles hübsch, alles ansehnlich. Nee, diesmal hätte ich mir wirklich gewünscht, dass der Held mal ausrastet, oder dass er vielleicht doch eine wirklich dunkle Seite hat. Eine ordentliche Dosis Boshaftigkeit vom Namensvetter Ryu Murakami hätte diesem Roman wirklich gut getan.
Nach dem Tod der Eltern sind zwei Geschwister auf sich selbst gestellt. Die Nächte werden hell. Zwei Männer -Freunde des Bruders- ziehen bei ihnen ein. Sie putzen, schauen fern. Und die Männer schlafen abwechselnd mit der Schwester. Nie ist genug Geld da. Arbeit gibt es kaum, und wenn, dann ist sie schlecht bezahlt. Pläne werden geschmiedet, ein alternder Filmstar soll ausgenommen werden. Die Schwester schläft mit ihm, wird von ihm verwöhnt. Und mehr will ich hier nicht verraten. Es ist ein kurzer, stiller Roman, eigtl nur eine Novelle, eine längere Erzählung. Die Geschichte hätte spannender, erotischer sein können. Sie wirkt irreal wie ein Traum. Die Atmosphäre ist gut, aber letztlich war ich doch enttäuscht. Zu viel Einakter-Theater-Feeling, ein Leben in vier Wänden, zu wenig Lebenswirklichkeit, zu wenig Drama. Zu wenig details.
Ich mag Murakami schon sehr lange und hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Auch die grundlegenden Ideen gefielen mir gut: Killerin, Realitätsverschiebung etc. Aber dann musste ich nach ein paar Hundert Seiten festsellen, dass mich das Buch doch enorm langweilte und ich diesmal keine Verbindung zu den Figuren aufbauen konnte. Es ist der erste Murakami, den ich einfach abgebrochen habe. Deutlich besser finde ich: Mister Aufziehvogel, Tanz mit dem Schafsmann, Kafka am Strand, Hard-boiled wonderland, Wilde Schafsjagd.