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Cover des Buches Die Hoffnung der Chani Kaufman (ISBN: 9783257072556)

Bewertung zu "Die Hoffnung der Chani Kaufman" von Eve Harris

Die Hoffnung der Chani Kaufman
buchmachtkluchvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Ein fantastisches Buch! Eine Wucht!
Und das alles im Namen des Herrn

„Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff …, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer.“ Das Zitat sagt alles darüber aus, was es bedeutet, in jüdisch-orthodoxen Kreisen (gewollt oder ungewollt) kinderlos zu bleiben. Nach „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ legt Eve Harris nun die Fortsetzung ihres hervorragenden Bestsellers vor. Mit Faszination und Schrecken, Kopfschütteln und ungläubigem Staunen taucht man wiederum ein in eine Glaubenswelt, die das individuelle Leben bis in den letzten Winkel dominiert und reglementiert. Man leidet als Leser*in mit der jungen Chani, die völlig unwissend über die Vorgänge der Empfängnis in ihre Ehe mit Baruch geht, die unterwürfigst alle religiös aufoktroierte Vorgaben erfüllt, die eine Pille vor der Hochzeitsnacht nimmt, um tahara, sprich spirituell rein zu sein und eine weitere Pille, um ja keinen Eisprung zu haben, wenn sie nidda ist, also menstruiert. In dieser Zeit gilt sie als unrein und ist für den Mann verboten. Da werden selbst die Ehebetten auseinandergezogen. Chani macht bei aller anfänglichen Naivität eine beachtliche persönliche Entwicklung durch, die sie zur Erkenntnis bringt, dass es immer Männer sind, die ihren Körper kontrollieren und ihr sagen, was sie zu tun und was sie gefälligst zu lassen hat. Und auf dem Weg zu dieser Erkenntnis trifft sie mutige, unkonventionelle Entscheidungen.

„Die Hoffnung der Chani Kaufman“ lässt wie im Vorgängerroman das literarische Talent der Autorin erkennen, die spannend, unverblümt, augenzwinkernd, kritisch, unterhaltsam, immer aber empathisch und nie respektlos erzählt. Es ist ein fantastischer Roman, der tiefe Einblicke in eine gefühlt völlig fremde Welt gewährt, die offenbar keine Individualität zulässt und nur die vermeintlichen Gebote ihres Gottes akzeptiert. Eve Harris ist erneut ein großartiger Roman gelungen, den man am liebsten ohne Unterbrechung zu Ende lesen möchte. Das Buch ist eine Wucht, Erzählkunst pur!

Cover des Buches Das Philosophenschiff (ISBN: 9783446279421)

Bewertung zu "Das Philosophenschiff" von Michael Köhlmeier

Das Philosophenschiff
buchmachtkluchvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Ganz in der Tradition seines Bestsellers "Zwei Herren am Strand"
Mann an Deck

Mann an Deck

Sein Name: Wladimir Iljitsch, besser bekannt als Lenin. Revolutionär. Jetzt nur mehr ein Häufchen Elend, isoliert, krank, hilflos, im Rollstuhl – und das ausgerechnet auf dem „Philosophenschiff“, das der Fantasie seines eigenen Gehirns entsprungen ist. Dem Gehirn, das Wissenschaftler in Scheiben schneiden werden, um seiner vermeintlichen Genialität auf die Spur zu kommen. Nach seinem Tod natürlich. Und der ist nicht mehr weit.

Michael Köhlmeier lässt die junge Anouk auf diesem Schiff mit ihrem „Freund“ Lenin zusammentreffen, der eigentlich ihr Feind ist. Sie gehört mit ihrer Familie zu der Handvoll Passagiere, die das Regime außer Landes schaffen will – gnädigerweise, denn mit anderen tatsächlichen oder vermeintlichen Widersachern macht der Diktator kurzen Prozess.

Das Hauptaugenmerk ist aber auf die Gegenwart gerichtet, in der die nunmehr hundertjährige Architektin Anouk Perleman-Jacob ihre bewegte Lebensgeschichte erzählt. Hierbei verwebt der Autor geschickt historisch Belegtes mit fiktionalen Begebenheiten und Personen. Nur gelegentlich streut er eigene biografische Episoden ein, sofern sie in Bezug zur Thematik stehen. Was Köhlmeier als Urheber mit seinem persönlichen gekonnten Sprachstil wiedergibt, weiß er überzeugend als Originalton der überwiegend monologisierenden Protagonistin klingen zu lassen. So entsteht im Zusammentreffen von Realität und Fiktion, von Revolution und Tradition ein facettenreiches Bild von detailliert historischen Fakten und – weitaus mehr noch – sehr persönlichen Schicksalen, Dramen, Emotionen, Hoffnungen, Sehnsüchten und Enttäuschungen. Diese Mischung macht den Roman nicht nur zu einem Erkenntnisgewinn, sondern auch zur empfehlenswerten Lektüre, ganz in der Tradition seines Bestsellers „Zwei Herren am Strand“.

Cover des Buches Unsereins (ISBN: 9783498001810)

Bewertung zu "Unsereins" von Inger-Maria Mahlke

Unsereins
buchmachtkluchvor 5 Monaten
Kurzmeinung: Zwischen Anerkennung und langatmiger Detailschilderung
Zwiegespalten


Da blicken wir als Leser:innen auf das Leben im dereinst kleinsten deutschen Staat im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, auf die Stadt, die Gesellschaft, die Frauen. Auch wenn der Text auf der rückwärtigen Umschlagseite vornehmlich auf die Köchinnen, Lohndiener und Weißnäherinnen verweist, stehen honorige Gesellschaftskreise im Mittelpunkt: Rechtsanwalt, Senatoren, Wasserbaudirektor und deren zahlreiche Familienmitglieder. Über 16 Jahre, über Stadt- und Landesgrenzen hinweg begleitet uns ein (zu) umfangreiches Personentableau, betrachtet aus allen individuellen Perspektiven, oftmals haarklein, mit Details überfrachtet. Dabei kommen die niederen sozialen Schichten unerwartet kurz zu Wort, das Leben kreist um die Bessergestellten, die zwar auf ihre Weise auch unter den Zwängen der Zeit zu „leiden“ haben, denen das Leben aber dennoch deutlich mehr Möglichkeiten eröffnet als denjenigen, die ihnen den Boden dafür bereiten. Lübeck, die Manns, die Buddenbrooks – die Parallelen sind unverkennbar. Keine leichte Lektüre. Was man als Herausforderung empfinden kann, entpuppt sich an vielen Stellen allerdings als Langatmigkeit und gepflegte Langeweile. Der Erzählstil ist durchaus originell und gekonnt. Da fährt nicht einfach ein Zug in den Bahnhof ein, sondern man vernimmt ein „Grollen, fern noch, doch glücklicherweise ist es die Büchener Seite, die sich nach Taschen bückt, Kinder herbeiruft, auf die Kante zubewegt.“ Wunderbar! Besonderheiten, wie etwa der häufige Verzicht auf das Prädikat, wirken aber im Laufe der Handlung zunehmend konstruiert und bemüht.

Ich muss gestehen, dass sich meine Erwartungen, nicht zuletzt auch aufgrund des Klappentextes, nicht erfüllt haben. Das Lesen war ein Hin- und Hergerissensein zwischen Anerkennung, Bewunderung, Enttäuschung und langatmiger Detailschilderung. Hätte es sich nicht um ein Rezensionsexemplar gehandelt, fürchte ich, dass ich den Roman vorzeitig aus der Hand gelegt hätte. 

Cover des Buches Eigentum (ISBN: 9783446278332)

Bewertung zu "Eigentum" von Wolf Haas

Eigentum
buchmachtkluchvor 7 Monaten
Kurzmeinung: Ein sehr persönlicher Roman
Tragikomisch ...

Tragikomisch ...

… nennt man bekanntlich Ereignisse, die Tragisches mit Komischem verbinden. Und genau damit kommt Wolf Haas in seinem neuen Buch daher. Schon skurril, dass seine 95-jährige Mutter zeit ihres Lebens immer wieder betonte, wie schlecht es ihr doch gehe und jetzt, drei Tage vor ihrem Tod, plötzlich erstmals behauptet, es gehe ihr gut. Wie reagiert man als Sohn darauf, der davon überzeugt ist, dass die Erinnerungen an seine Mutter trist sein und nur aus „lauter so Armutssachen und Depressionsgeschichten“ bestehen werden? Was antwortet man auf die Frage der alten Frau, wie es ihrem Vater gehe? Die lakonische Antwort des Sohnes, begleitet von seinen Zweifeln, ob er eine solche Antwort geben dürfe, und überhaupt seine Art der Sterbebegleitung lassen mich beim Lesen grübeln, schmunzeln, irritiert innehalten, befreit lachen. Dieser Wechsel von Tragik und Komik macht den Reiz dieser Mutter-Sohn-Beziehung aus, die Wolf aus seiner Perspektive reflektiert, immer wieder unterbrochen vom O-Ton der Mutter. Dabei erweist sich der Autor als sehr persönlich, offen, ehrlich und schonungslos gegenüber seiner Mutter, die „nicht mit den Leuten konnte“ und keine Hemmungen hatte, sie aufs Gröbste zu beleidigen. Eine zwiespältige Person, die sich zunehmend zur „spinnerten Alten“ entwickelte, nachdem sie ihren Traum vom eigenen Haus als ihr Eigentum aufgegeben hatte und die Mietwohnung kaum noch verließ. Ein eher ungewöhnliches Schicksal, eine sehr ambivalente Beziehung und gerade deshalb ein lesenswertes Buch.

Cover des Buches Mit kalter Präzision (ISBN: 9783426528709)

Bewertung zu "Mit kalter Präzision" von Michael Tsokos

Mit kalter Präzision
buchmachtkluchvor 8 Monaten
Kurzmeinung: Thriller mit Suchtfaktor
Thriller mit Suchtfaktor

Was hat man von einer todschicken Villa, wenn man selbst tot auf den Bodenfliesen im riesigen Badezimmer derselben liegt? Rein gar nichts, würde Melanie Kracht sagen. Kann sie leider nicht, ist sie doch selbst das Opfer. Tot. Stranguliert. Bedauernswertes Ende der Gattin von Roderich Kracht, seines Zeichens renommierter Schönheitschirurg, Chef von drei Kliniken und Mitglied der Berliner Hautevolee mit besten Verbindungen in höchste Kreise. Nein, er kommt als Täter nicht infrage, wasserdichtes Alibi. Obwohl: Gibt es da nicht ein paar Ungereimtheiten, dazu einige Cold Cases? Davon ist sie fest überzeugt: Dr. Sabine Yao, Rechtsmedizinerin, die skeptisch, analytisch und präzise an die Sache herangeht. Der Autor Michael Tsokos weiß, wovon er (fleißig) schreibt. Selbst Rechtsmediziner und mit jedem seiner Thriller erfolgreich, sorgt er regelmäßig für eine besondere Art von Spannung. Es dürfte die gekonnte Mischung aus fiktionalen Figuren und realen Ereignissen sein, die es nahezu unmöglich macht, seine Bücher beiseitezulegen, bevor der Fall nicht gelöst ist. Sein Schreibstil tut ein Übriges dazu, knapp, präzise, immer auf den Punkt gebracht, in überschaubar kurze Kapitel verpackt. Das treibt Handlung und Spannung voran, ohne hektisch und kopflos zu wirken. Nun gut, manche Schilderungen überfordern medizinische und IT-Laien wie mich, und die so stringent veranlagte Dr. Yao wirkt beim Showdown völlig von der Rolle. All das tut aber letztlich der Spannung und dem Lesevergnügen (darf man das trotz der Thematik sagen?) keinen Abbruch.

Cover des Buches Porträt auf grüner Wandfarbe (ISBN: 9783492071987)

Bewertung zu "Porträt auf grüner Wandfarbe" von Elisabeth Sandmann

Porträt auf grüner Wandfarbe
buchmachtkluchvor 9 Monaten
Kurzmeinung: Langatmig und seltsam blass
Komplex und kompliziert ...

… ist Gwens Familiengeschichte allemal. Was sich als Panorama über Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts und zwischen Schloss Elmau, Ostsee, London, Oxford, Berlin und Frankfurt erstreckt, ist derart mit Details vollgepackt, dass einem beim Lesen schwindelig werden könnte. Für mich eindeutig zu viel des Guten. Da tummelt sich ein weitverzweigtes Personentableau mit wahlweise engen oder losen Bindungen, deren Geheimniskrämereien stets präsent sind und nach Auflösung schreien. Mal haben sich einige davon schnell erledigt, mal werden sie immer weiter vor sich hergetrieben. Der Klappentext fährt das große Besteck auf und spricht von großer Schuld, schmerzhaften Abschieden, Suche nach Wahrheit, Wunsch nach Versöhnung und Sehnsucht nach Liebe. Mag alles sein. Warum aber bleiben Personen und Ereignisse so blass? Mich hat leider nichts von alledem fesseln, begeistern, für sich einnehmen können. In epischer Breite, in ständigem Klein-Klein geht es durch ein verwirrendes Labyrinth oftmals banaler und ermüdender Details, deren Schilderungen auch mitunter sprachlich richtig wehtun: „Gwens gute Laune und Selbstsicherheit rutschten schlagartig einen Geröllabhang herunter und blieben dort als aufgetürmter Schotterhaufen liegen.“ Sicher hat Elisabeth Sandmann viel Energie und Herzblut in ihren Roman gesteckt, der andere Leser:innen im Gegensatz zu mir begeistern mag.

Cover des Buches Das Licht im Rücken (ISBN: 9783463000251)

Bewertung zu "Das Licht im Rücken" von Sandra Lüpkes

Das Licht im Rücken
buchmachtkluchvor einem Jahr
Kurzmeinung: Spannende Firmen- und Familiensaga
Absolut lesenswert

Die technische Revolution kommt aus Wetzlar: Die Entwicklung der legendären Leitz Camera, kurz Leica, durch Oskar Barnack liefert Sandra Lüpkes die Vorlage für ihren Roman „Das Licht im Rücken“. Sie nimmt die Leser:innen mit auf eine turbulente Zeitreise vom 1. Weltkrieg über die Weimarer Republik bis zum Ende der unsäglichen Nazi-Diktatur 1945. Die Kombination von historischen Ereignissen, realen und fiktiven Personen und Handlungen machen den Roman absolut lesenswert. Die chronologische Abfolge, die überschaubare Länge der Kapitel und der flüssige Erzählstil tun das Ihre dazu. Mit der Fabrikantenfamilie Leitz und der jüdischen Kaufmannsfamilie Gabriel porträtiert die Autorin die unterschiedlichsten Akteure und ihre Charaktere. Trotz des Drucks der braunen Machthaber im Rücken zeigt die Familie Leitz unter Gefahr für Leib und Leben und der drohenden Enteignung Menschlichkeit und eine große Hilfsbereitschaft für die vom System Verfolgten und Geächteten. Andererseits erliegen Menschen auch der rechten Propaganda und wissen mit ihrer gewonnenen Macht und ihrem geifernden Hass gar nicht, wohin. Bei alldem hat die Autorin intensiv recherchiert. Das informative Personenregister am Ende des Buches zeigt deutlich, dass selbst die fiktiven Protagonisten reale Vorbilder haben. Historisches Bildmaterial ergänzt diese äußerst gelungene Mischung von Sachbuch und Roman. Lesenswert!

Cover des Buches Wenn Worte töten (ISBN: 9783458643739)

Bewertung zu "Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz

Wenn Worte töten
buchmachtkluchvor einem Jahr
Kurzmeinung: Ein Krimi, dem etwas Entscheidendes fehlt: Spannung
Mäßig spannend

Gekonnt und raffiniert macht er das, der Anthony Horowitz. Er lässt zu Beginn seines neuen Kriminalromans zum Meeting in den Verlag einladen, der seine Bücher herausgibt, und offeriert dem Leser bei dieser Gelegenheit fast beiläufig die Charaktere der Beteiligten, ihre Besonderheiten und Animositäten. Dabei wird schnell klar, dass die Beziehung zwischen ihm als Autor und seinem Ideengeber und – wie er findet - überbewerteten Co-Autor (die Bezeichnung mag Horowitz überhaupt nicht) Hawthorne nicht gerade von inniger Zuneigung geprägt ist. Die einzige Reminiszenz scheint der Untertitel zu sein: „Hawthorne ermittelt“. Wenn Besagter schon als Compagnon firmiert, soll er doch bitte auch den gesamten Literaturrummel mitmachen: Pressetermine, Lesungen, Literaturfestivals. Zum Beispiel auf der Kanalinsel Alderney, auf der bisher noch kein Mord geschehen ist, aber das „sollte sich ändern“. Auf den ersten Mord (Sie ahnen, da kommen noch mehr) muss der Leser dann aber noch fast 100 Seiten warten, und mit dem „Ekelpaket“, das es letal erwischt, mag man nicht wirklich Mitleid haben. Der Autor führt sein illustres Romanpersonal in all seinen Facetten vor. Da hat mancher von ihnen ein Motiv, und so geht’s mit der Handlung voran in gewohnter Krimimanier: Verdacht, Verhör, Alibi. So weit, so gut. Was man vermisst, ist ein gewisses Maß an Spannung, die sich während der gesamten Zeit auf Alderney nicht so recht einstellen will. Es dümpelt halt so dahin. Auch wenn Hawthorne ein begnadeter Kombinierer ist, vermag die Lösung der Fälle weder zu überraschen noch wirklich zu überzeugen. Was bleibt? Ein Krimi wie viele andere, solide Kost vielleicht, nicht mehr und nicht weniger.

Cover des Buches Die Hochhaus-Detektive (Die Hochhaus-Detektive Band 1) (ISBN: 9783745915662)

Bewertung zu "Die Hochhaus-Detektive (Die Hochhaus-Detektive Band 1)" von Johanna Lindemann

Die Hochhaus-Detektive (Die Hochhaus-Detektive Band 1)
buchmachtkluchvor einem Jahr
Kurzmeinung: Ideales Lesefutter für junge Krimifans
Spannend, witzig, amüsant

Das ist ein skurriles und zugleich witziges Trio, das sich Johanna Lindemann da für junge Leser ausgedacht hat: Anton, seines Zeichens Tüftler und Internetchecker, Isha, das Superhirn, und Mesut, der weiß Gott nicht auf den Mund gefallen ist. Drei Nationen, drei völlig unterschiedliche Charaktere. Gemeinsam haben sie die nicht gerade angesagte Wohngegend, in die sich selbst Taxifahrer nur höchst ungern wagen. Ohne lange Vorrede geht es gleich zur Sache. Die Autorin beschreibt sehr kurzweilig und kindgerecht, wie sich das Trio kennenlernt und spontan den Detektivclub HD42 gründet. Und gleich im ersten Fall geht es in Sachen Trickbetrug richtig zur Sache. Begleitet von vielen spannenden und witzigen Einfällen und nicht selten „rotzfrech“ erzählt, können junge Krimifans dem aktiven Trio bei der Aufklärung folgen. Zunächst mag man denken, dass der knurrige Hausmeister Kawuppke (Hausmeister heißen so) und die einfältige Oma Adelheid (Omas heißen so) gewisse Klischees bedienen, aber letztlich wird man eines Besseren belehrt. Eine Stärke des Buches ist zweifellos die gelebte, unverbrüchliche Freundschaft über Nationalitäten hinweg, gepaart mit Informationen über indische und türkische Kultur. Eine spannende, unterhaltsame, abwechslungsreich erzählte Detektivgeschichte für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren! Einziger Wermutstropfen: Die recht hohe Anzahl an Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehlern. Schade, dass da offensichtlich von Verlagsseite aus geschludert wurde. Junge Leser wird’s, wenn sie es überhaupt bemerken, wohl eher nicht stören. 

 

Cover des Buches Dalee (ISBN: 9783737100908)

Bewertung zu "Dalee" von Dennis Gastmann

Dalee
buchmachtkluchvor einem Jahr
Kurzmeinung: Großartige Literatur!
Tief wie das Meer und rau wie der Wind

Ein rostiger Dampfer bringt Menschen vom indischen Festland auf die Andamaneninseln. Von der Schönheit der Eilande hat man ihnen erzählt, von einem sorglosen Leben. Unter den Hoffnungsfrohen sind auch der junge Bellini, seine Eltern und sein kleiner Bruder Du, der Glückliche, der kleine, verlauste Liebling der Götter. Die Männer sind Mahuts, Elefantenführer. Wie all ihren Vätern in den viertausend Jahren zuvor, ist auch Bellini die Zukunft als Mahut vorbestimmt, als Mahut ihres Arbeitselefanten, des Großen Grauen „Dalee“. Noch ahnt keiner von ihnen, was sie auf dem Archipel erwartet: undurchdringlicher Dschungel, Morast, giftige Tiere, Katastrophen und unberechenbare Ex-Sträflinge eines ehemaligen Kolonialgefängnisses.
Was für ein Roman! Wann habe ich das letzte Mal so großartige Literatur genießen dürfen? Opulent und überbordend die Szenerien, detailversessen und mitreißend die Handlung, eine kaum zu überbietende Wortschatzfülle, eine zutiefst wunderbare Sprache. Mit feinfühliger Intimität und Wärme erlebt man bedingungslose Freundschaft zwischen Mensch und Tier, aber auch Tragik und schmerzliches Abschiednehmen. Alt ist Dalee, uralt für einen Arbeitselefanten, aber immer noch stark und kräftig. Er trägt Bellini sieben Meilen schwimmend auf die Orangeninsel, versteht jede Anweisung, jeden noch so kleinen Wink – bis er beginnt, sein Gedächtnis zu verlieren und zur Gefahr zu werden. Basierend auf tatsächlichen Begebenheiten hat Dennis Gastmann einen in jeder Hinsicht exzellenten Roman geschrieben. Einfach nur großartig!

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