buecherbiene72

„Die Wunder“ von Elena Medel ist ein Roman, der mich leider nicht ganz erreichen konnte. Es mag daran liegen, dass man sich besser mit der spanischen Geschichte auskennen muss, um Zusammenhänge verstehen zu können. Es mag aber auch damit zu tun haben, dass mich die Autorin einfach nicht erreichen konnte, weil ihre Schreibweise nicht so eingängig und zum Teil recht verwirrend ist. Zudem haben sich im Verlauf der Handlung viele Fragen aufgetan, die bis zum Ende hin nicht geklärt und beantwortet wurden, was ich immer schade finde. Es ist ein Roman, den man bei voller Konzentration lesen muss und selbst dann versteht man noch nicht alles, was die Autorin schreibt. Geholfen hätte evtl ein Glossar und/oder Zeittafel, um zumindest die zeitlichen Sprünge besser einsortieren zu können. Und so bleibe ich zurück mit dem Gefühl, dass der in Spanien gefeierte Debüt-Roman wahrscheinlich für Spanier oder Kenner der spanischen Geschichte ein Lese-Vergnügen ist. Dennoch vergebe ich solide 3 Sterne

Brooklyn im Jahr 1928: Antonia und Sofia wachsen inmitten der Mafia auf und sind unzertrennliche Freundinnen, auch wenn sie grundverschieden sind. Antonia ist die ruhigere von den beiden, die bedacht durch die Welt geht. Ganz im Gegensatz zu Sofia, die ein Freigeist ist. Als Antonias Vater mit dem Gedanken spielt, ein Leben außerhalb der „Familie“ zu führen, verschwindet er plötzlich und auch die Freundschaft bekommt Risse. Jede der beiden geht ihren eigenen Weg, wenngleich sie immer durch die Geheimnisse der „Familie“ verbunden sein werden. 

Klappentext und Leseprobe hatten mich überzeugt, aber leider konnte das Buch dem ersten guten Eindruck nicht ganz gerecht werden. Es mag an dem Schreibstil liegen oder auch daran, dass ich weder zu Antonia noch zu Sofia Zugang hatte. Die beiden auf ihrem Weg zu begleiten war zwar interessant, aber ich konnte dennoch mit beiden keine rechte Sympathie empfinden. 

Die Handlung selber plätschert über längere Strecken vor sich hin, aber die letzen 150 Seiten konnten mich dann doch noch mitreißen und überzeugen. 

Gelungen finde ich die Darstellung der Mafia, die geheimnisvoll und sehr atmosphärisch erzählt wird. 

Insgesamt betrachtet ist die Grundidee der Geschichte wirklich gut, aber leider hapert es an der Umsetzung. Dennoch vergebe ich gerne 3 Sterne.

„ Wer uns unserer Träume beraubt, beraubt uns unseres Lebens“ - Virginia Woolf

London 1903: Virginia Woolf möchte im Gegensatz zu ihrer Schwester Vanessa, die Kunst studieren möchte, nur eines und zwar schreiben. Mit ihren Brüdern gründet sie in Bloomsbury eine Wohngemeinschaft, die sich zu einem Platz zum kreativen Denken entwickelt. Doch in der damaligen Zeit wurde das Leben der freiheitsliebenden mit kritischen Augen betrachtet und so wird auch von Virginia verlangt sich einen Ehemann zu suchen …

Virginia Woolf ist wohl jedem, der sich für Bücher und Literatur interessiert, ein Begriff. Doch so richtig viel, weiß man nicht über sie. Umso neugieriger war ich mehr über sie zu erfahren und wurde nicht enttäuscht, da es der Autorin nicht nur gelungen ist ein passendes Bild von Virginia Woolf, sondern auch der damaligen Zeit zu zeichnen. 

Die Biografie ist unterhaltsam, sehr gut recherchiert und weiß aufgrund der faszinierenden Persönlichkeit Virginia Woolf durchaus zu fesseln. Ich mag starke Frauenfiguren und sie ist eine, die der damaligen Zeit weit voraus und so freiheitsliebend war, dass das Thema „Suche des passenden Ehemannes“ eigentlich keines für sie war. 

Ihre Leidenschaft für das Schreiben spürt man sehr deutlich und auch ihre Lebensweise bringt die Autorin sehr anschaulich dem Leser nahe. 

Für mich ist „Die Liebenden von Bloomsbury“ eine äußerst gelungene Biografie einer Ikone der literarischen Moderne und der Frauenbewegung. Sehr gerne möchte ich den Roman weiterempfehlen.

Lena Wendt erzählt in ihrem Buch von ihren Reisen in Afrika ab 2008 und auch von ihrem Leben in Marokko, wo sie seit 2020 eine neue Heimat gefunden hat. 

Die einzelnen Episoden sind nicht nur leicht zu lesen, sondern wecken auch sehr die Reiselust. Zu sehr, um ehrlich zu sein ;-) 

Man merkt der Autorin an, dass sie Afrika mit all seinen guten Seiten, aber auch Problemen liebt. Die Begeisterung spürt man hinter jedem ihrer Worte. Sie ist bei ihren Schilderungen ehrlich und auch persönlich, was mich Afrika gefühlt näher gebracht hat. Sehr schön finde ich auch die Fotos, die das Buch noch lebendiger machen. 

„Danke Afrika! Was ich zwischen Dschibuti und Marokko fürs Leben lernte“ ist der Titel von diesem ganz besonderen Reisebericht. Danke, Lena Wendt für das teilen all dieser wunderbaren Eindrücke. 

Sehr gerne vergebe ich 5 Sterne

Karla ist eigentlich immer in akuter Geldnot. So wie auch dieses Mal. Doch dann bekommt sie ein Angebot, welches sie nicht ablehnen kann: sie soll vorgeben die Freundin des Formel-2-Fahrers Henning Kiefer zu sein. Nicht nur das Geld, sondern auch ihre Leidenschaft für den Motorsport lassen Zweifel nicht lange aufkommen und sie nimmt das Angebot an. Doch was ausgeschlossen sein muss, ist, dass die beiden sich tatsächlich näher kommen …

Zugegebenermaßen ist es wahrscheinlich nicht ganz passend mit dem 3. und finalen Band in die Geschichte einzusteigen, aber wenn es einer Autorin, so wie in diesem Fall, gelingt, den Leser nicht spüren zu lassen, dass es da noch 2 vorherige Bände gab, dann kann man das ohne Probleme machen. Zumindest ist es mir so ergangen, da ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, der Geschichte nicht folgen zu können. 

Ganz im Gegenteil war ich sofort in der Handlung eingetaucht und wurde bestens unterhalten. Sowohl Karla als auch Henning sind sympathische und authentisch gezeichnete Figuren, denen man gerne „zugesehen“ hat. 

Ich habe nun zwar Teil 3 gelesen, möchte aber unbedingt auch die vorherigen Bände lesen, da ich so richtig Lust bekommen habe, mehr über die Protagonisten zu erfahren. 

Sehr gerne möchte ich „Vielleicht irgendwann“ weiterempfehlen und vergebe 5 Sterne

Caffe in Triest ist der 2. Fall von Inspektor Bruno Zabini. Wer wie ich den Vorgänger nicht kennen sollte - keine Sorge, dem Autor gelingt es, den Leser dies nicht spüren zu lassen. Zumindest hatte ich keinen Moment lang das Gefühl, dass ich dem Geschehen nicht folgen kann, weil mir wichtiges Wissen aus dem 1. Fall fehlt. Anfänglich hat mit lediglich die Vielzahl der Personen Schwierigkeiten bereitet, aber zum Glück gibt es ein hilfreiches Personenverzeichnis. 

Doch worum geht es? Als ein toter gefunden wird, wird Bruno mit den Ermittlungen betraut. Da in der Stadt hoher Besuch erwartet wird, soll er möglichst diskret den Fall lösen. Gleichzeitig geht bei der Polizei ein Drohbrief ein, bei dem es gilt, den Verfasser ausfindig zu machen. Bruno hat alle Hände voll zu tun, was in seinem turbulenten Privatleben ähnlich verläuft. 

Caffe in Triest ist ein atmosphärisch dicht und spannend erzählter historischer Krimi, der zudem sehr gut recherchiert ist. Besonders gut gefallen hat mir, dass man viel dazu lernen konnte. Zum Beispiel konnte man viel interessantes über den Kaffeehandel erfahren. 

Gerne empfehle ich Caffe in Triest weiter und vergebe 5 Sterne

Patsy Logan ist Halb-Irin und arbeitet beim LKA in München. Aufgrund diverser Probleme, möchte sie sich bei ihrer Cousine in Dublin eine Auszeit nehmen und ein wenig zur Ruhe kommen. Doch damit ist es schnell vorbei, als eine Deutsche in der österreichischen Botschaft vergiftet wurde und Patsy bei den Ermittlungen zur Hilfe gerufen wird. 

Auch, wenn es sich hier um den 3. Fall von Patsy Logan handelt und ich die vorherigen Krimis nicht gelesen haben, hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl zusätzliche Informationen zu benötigen. Das liegt ganz klar an der Autorin, die den Leser sofort in die Handlung eintauchen lässt. Ich lese sehr gerne Bücher mit Rückblenden und davon gibt es hier viele. Für mich steigern sie oft die Spannung und das war hier nicht anders. 

Ein großes Kompliment möchte ich auch für den Schreibstil aussprechen, da ich nur selten Krimis mit Anspruch und Tiefe gelesen habe. Die Balance zwischen Unterhaltung und Anspruch ist hier mehr als gelungen. 

Patsy mochte ich sofort. Sie ist sympathisch und authentisch skizziert und nimmt den Leser sofort in ihren Bann. Man begleitet sie sowohl während der Ermittlungsarbeit, aber sie gibt uns auch Einblick in ihr Privatleben. 

Ich habe den Krimi in nur zwei Tagen gelesen, weil ich ihn nicht aus der Hand legen konnte. Daher spreche ich sehr gerne eine Empfehlung aus und vergebe 5 Sterne

Tamina Kallert kenne ich seit Jahren durch ihre Reise-Reportage „Wunderschön“ im WDR. Sonntags nimmt sie den Zuschauer mit auf ihre stets wechselnden Reisen und tut dies mit einer Begeisterung und Lebensfreude, die mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. 

Es ist daher sicher nicht verwunderlich, dass ich ihr Buch unbedingt lesen wollte. Und ich wurde nicht enttäuscht. Neben ihren Reiseberichten, gibt Tamina ehrliche Einblicke in ihre Privatleben und nimmt den Leser mit hinter die Kulissen der Fernseh-Produktion, durch die man sehen kann wieviel Arbeit dahinter steckt. 

Sie schlägt ernste Töne an, wenn es um die vielen Einschränkungen während der Corona-Zeit geht, was diese für ihre Familie, aber auch einen Menschen wie sie, der das Reisen liebt, bedeutet hat. 

Doch Tamina wäre nicht Tamina wenn sie nicht aus jeder Situation auch etwas positives schöpfen würde und so ist dieses Buch für mich nicht nur eine Aneinanderreihung schöner Reiseberichte, sondern sehr viel mehr. Es ist auch ein Ratgeber, der aber nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern sehr lebensnah geschrieben ist. 

Sehr gerne vergebe ich eine Lese-Empfehlung und freue mich schon jetzt auf die nächste Folge von „Wunderschön“

„Am Rand, mit den Füßen im Nichts“ ist eine Sammlung von neun Kurzgeschichten, die jede für sich eine Suche beinhaltet. Die Suche nach Liebe, Hoffnung aber auch um Trauer und Verlust. Der Autorin ist es gelungen, jede der Geschichten zu etwas besonderem zu machen und jede ihrer Figuren auf andere Art Leben einzuhauchen. 

Die Geschichten berühren, unterhalten und stimmen gleichermaßen nachdenklich. Manche erschließen sich erst nach zweimaligem lesen, was aber nicht negativ gemeint ist, da ich beim zweiten lesen oft etwas entdeckt habe, was mir beim ersten Mal nicht bewusst war. 

Kurzgeschichten lese ich eher selten, aber die Autorin hat mir gezeigt, wie wertvoll auch diese sind und das es nicht unbedingt einen Roman von mehreren hundert Seiten braucht, um den Leser unterhalten zu können. 

Sehr gerne spreche ich eine Empfehlung für dieses kleine, aber sehr feine Büchlein aus.

Madina kann nach dem Erhalt des Asylbescheids mit ihrer Mutter, Tante und dem kleinen Bruder aus dem Asylantenheim aus und in das Haus von Susi einziehen. Es ist zwar ein Neuanfang, aber leider auch einer mit Hindernissen. Der Vater verlässt die Familie, die Mutter vergräbt sich in ihren täglichen Sorgen und Madina muss nicht nur durch die Erlebnisse ihrer Flucht, sondern auch innerhalb der Familie Verantwortung übernehmen, für die sie eigentlich noch zu jung ist. Und als ob das noch nicht reichen würde, muss sie sich auch noch mit Anfeindungen auseinandersetzen. Kein einfaches Leben für eine 15jährige…

Was soll ich sagen? Als ich anfing zu lesen, haben mich die Tagebucheinträge von Madina schon berührt. Sie sind recht nüchtern gehalten, was bei mir jedoch noch mehr Emotionen geweckt hat. Und jetzt wo ihre Geschichte sich wiederholt und Millionen Menschen ihr zu Hause verlassen müssen, wird das gelesene umso schmerzhafter. Mitten im Buch musste ich eine Pause einlegen, da es für mich unerträglich war, einerseits die Nachrichten zu verfolgen und mich andererseits dann auch in Buchform mit Krieg, Flucht und dem schwierigen Leben danach auseinanderzusetzen. Dennoch finde ich, dass die Geschichte wichtig ist und das Buch unbedingt gelesen werden sollte. 

Mein einziger Kritikpunkt ist der, dass man - ohne den Vorgänger gelesen zu haben - die Zusammenhänge zunächst nicht verstehen kann. Mir haben sich über viele Seiten Fragen gestellt, auf die ich mir eine Erklärung erhofft hatte. Diese kommt zwar nach ca. 100 Seiten, aber das war zu spät, um Dinge und Handlungen besser einordnen zu können. Insofern würde ich all jenen die das Buch lesen wollen, raten, erst den Vorgänger zu lesen. 

Nichtsdestotrotz muss ich dem Roman aber 5 Sterne geben, weil die Geschichte zu gut geschrieben ist, um es nicht zu tun. Ganz klare Lese-Empfehlung!