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carolawolff

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Cover des Buches Agentenfieber (ISBN: 9783897738898)

Bewertung zu "Agentenfieber" von Bettina Kerwien

Agentenfieber
carolawolffvor einem Jahr
Kappe kommt ins Schwitzen

Es ist 1982 und James Bond ist in Berlin. Genauer: Am Checkpoint Charlie finden die Dreharbeiten zu Octopussy statt. Peter Kappe, gerade erst zum Kriminaloberkommissar befördert, macht sich Sorgen um seinen Kollegen Landsberger, der eine kleine Rolle im Film ergattert hat. Ausgerechnet am Checkpoint Charlie soll nämlich ein großes Ding steigen, bei dem ein berühmtes, verloren geglaubtes Ei von Fabergé die entscheidende Rolle spielt. Und wie hängt das alles mit der Großgefahrenlage (namens Berta) zu tun, die gerade ausgerufen wurde? Die Amerikaner haben, so scheint es, eine Bombe verloren und ein russischer General dreht durch und will ganz Europa den Kommunismus verpassen. Natürlich mit Gewalt.

Brenzlige Zeiten im kalten Krieg.

Die erste Leiche lässt nicht lange auf sich warten. Kappe muss ermitteln, sich durchs Dickicht der Geheimdienste schlagen und mit Spionen arbeiten (die bekanntlich ihre eigenen Regeln machen).

„Wir Spione freuen uns jedes Jahr auf das Deutsch-Amerikanische Volksfest (…) Sobald das Riesenrad am Hüttenweg in Zehlendorf aufgebaut ist, verstärkt es die Weiterleitung und verbessert den Funkempfang deutlich.“ (S. 34)

Das habe ich nicht gewusst. Überhaupt ist der ganze Roman supergut recherchiert und mit Details gespickt, die die damalige Stimmung und Zeit lebendig machen.

Oder hättest du gedacht, dass es im KaDeWe „Löwenkeule, ohne Knochen, aufgetaut, 500 Gramm für 19,50.“ (S. 78) gab? (Schauder)

Fast nebenbei wird die Polizei computerisiert (was aus heutiger Sicht beinahe nostalgisch stimmt) und Kappe bekommt geheimnisvolle Postkarten zu genau diesem Thema. Wer schickt diese und warum?

Kerwien webt geschickt alle Fäden zu einem spannenden Krimiteppich zusammen und lässt Kappe ganz schön ins Schwitzen kommen. Mir machen auch die prallen, lebendigen Nebenfiguren viel Spaß, sei es z. B. die Bestatterin Mambo Bajou oder die Gerichtsmedizinerin Doreen Niedergesäß. Selbst Kappes Mutter darf endlich mal eine wichtige Rolle übernehmen und das tut sie mit Mut, Witz und Können.

Kurzum, das ‚Agentenfieber‘ ist ein prächtiger, spannender Lesespaß mit einem absolut zirkusreifen Finale.

Große Leseempfehlung!

Cover des Buches Tiergarten Blues (ISBN: 9783897738829)

Bewertung zu "Tiergarten Blues" von Bettina Kerwien

Tiergarten Blues
carolawolffvor 2 Jahren
Eine schwangere Auster und eine abgehackte Hand

Die Berliner haben sie (mehr oder weniger) liebevoll ‚schwangere Auster‘ getauft: Die Kongreßhalle im Tiergarten besitzt eben ein ganz besonders, gewagt geschwungenes Dach. So gewagt, dass es bei der Planung und dem Bau manche Stimme gab, die gegen eine Fertigstellung protestierten. Es sei zu unsicher. Doch der Prestige-Bau wurde durchgezogen und leider stürzte einige Zeit später tatsächlich das Dach ein.

Um diesen (realen) Vorfall herum baut Bettina Kerwien geschickt und mit viel Schwung ihre (fiktive) Geschichte auf. Zuerst stirbt ein Koch, dann wird eine abgehackte Hand gefunden (nicht die seine) und kurz darauf der dazu passende Tote.

Was hat der Koch (und dessen Kotelettspalter) mit der Hand zu tun? Kommissar Kappe muss nicht nur das Rätsel lösen, sich an eine neue Kollegin gewöhnen (die Rosi aus Bayern), sondern sich auch noch mit amerikanischen Spionen auseinandersetzen.

Alle jagen der Hand, bzw. deren Besitzer hinterher, und Doreen Niedergesäß aus der Pathologie (ich liebe diese Frau!) muss ordentlich tricksen.

Ein Hauch von Blues zieht durch das ganze Buch, wenn z.B. Kappe im verrauchten Berliner Jazz- und Blues Keller Quasimodo seine Verdächtigen trifft. Big Bill Bukowski und seine Bloody Blues Band spielen auf und das ruft Erinnerungen wach. Überhaupt besteht ein großer Teil des Lesevergnügens darin, wie lebendig Kerwien die achtziger Jahre macht. Und das mit einem Schwung und einem Wortwitz, der mich immer wieder umhaut. Dazu gibt es natürlich einen ordentlich verzwickten Kriminalfall, der Kappe auch nach Ost-Berlin führt (sogar in einer Diplomaten-Limo).

Zwei Lieblingszitate (von vielen):

„Kappe ist interessant. Er hat so ein ehrliches, klares Gesicht wie ein nach Lavendel duftender Jesus auf einer Weihnachtskarte, der verirrte Seelen wieder auf den rechten Weg führen will.“

(denkt Rosi, die neue Kollegin)

„Ob Mörder, Polizisten, Musiker, Ingenieure oder Soldaten – in West-Berlin schlägt doch zum Schluss immer die Stunde der genialen Dilettanten.“

(denkt Kappe zwischendurch)

Kurzum: ein unterhaltsamer Krimi mit Spannung, Spaß und Wiedererkennungseffekt.

„Man spielt nur mit dem Herzen gut“, sagt der Blues-Musiker/Diplomat/Spion Big Bill an einer Stelle (natürlich in Anlehnung an den kleinen Prinzen). Ich möchte hinzufügen, man schreibt nur mit dem Herzen gut. Und Kerwiens Schriftstellerinnenherz ist eindeutig am richtigen Fleck.

Große Leseempfehlung!

Cover des Buches Kreativität (ISBN: 9783442758920)

Bewertung zu "Kreativität" von Melanie Raabe

Kreativität
carolawolffvor 2 Jahren
Cover des Buches Tot im Teufelssee (ISBN: 9783897738737)

Bewertung zu "Tot im Teufelssee" von Bettina Kerwien

Tot im Teufelssee
carolawolffvor 3 Jahren
Mein Bauch gehört mir

Berlin, im November 1976. Der Kriminalkommissar Peter Kappe hat es mit einem Fall zu tun, der ihm an die Nieren geht: ein totes Baby im Grunewalder Teufelssee.

„Weidenkätzchen flattern im Mondlicht am windstillen Ufer wie die Totenhemden ruheloser Seelen.“

Aber war es Mord? Der §218 ist gerade reformiert worden, aber ein Abbruch nur in den ersten zwölf Wochen möglich.

Kappe ermittelt und befasst sich mit:

Einer Ärztin, die in Not geratenen Frauen hilft (früher auch schon mal auf dem Küchentisch daheim).

Der (schwangeren) Frau des Kultursenators, Mildburg von Moll, mit einem Lächeln „...so schlank und aufpoliert wie eine Neun-Millimeter-Patrone.“

Deren verschwundenem Hausmädchen Christa.

Der Leiterin des ersten Berliner Frauenhauses, die aufgrund schlechter Erfahrungen absolut gar nichts mehr von Männern hält (und gerne mal ein Messer schwingt).

Kappe ist studierter Psychologe und weder so zynisch noch abgebrüht wie manche seiner Kollegen. Er hat großes Verständnis. Trotzdem blickt er erst mal nicht durch.

„Kappe ist kein großer Schachspieler, aber hier sind ganz eindeutig zu viele Damen mit von der Partie.“

Einige dieser Damen lesen das neue ‚Streit‘ Magazin und sind wütend.

Kein Wunder, denn:

„Von Gesetz her ist die Frau in erster Linie zur Haushaltsführung und der Mann zur finanziellen Unterstützung der Familie verpflichtet. Eine verheiratete Frau ist nicht zu hundert Prozent geschäftsfähig. Der Ehemann kann sogar gegen den Willen seiner Frau ihren Arbeitsvertrag kündigen oder ihr Konto auflösen.“

Und Vergewaltigung gibt es in der Ehe schon mal gar nicht.

Auch privat hat Kappe so seine Probleme. Er observiert vor dem Lokal ‚Zwiebelfisch‘, denn seine Frau hat einen anderen, der aussieht „wie Partytime Ken, der Freund der Barbiepuppe.“ Kappe resümiert: „Ein Zwiebelfisch ist in der Sprache der Drucker ein Buchstabe, der nicht zu den übrigen Typen passt. Wie Kappe.“

Kappe schlägt sich durch und die Autorin lässt das Berlin der siebziger Jahre lebendig werden.

Das Internationale Congress Centrum wird gerade gebaut: „Die Außenhülle steht schon und erinnert an eine Brotdose. Keiner weiß, wofür West-Berlin das ICC braucht.“

Am Ku‘damm hat die erste deutsche Burger-King-Filiale eröffnet. Rio Reiser besingt den Mariannenplatz, blau vor lauter Bullen und Kappes Frau duftet nach Charlie von Revlon (für die unabhängige Frau).

Am Ende war alles ganz anders als gedacht (wie es sich für einen guten Krimi gehört) und eine jungfräuliche Empfängnis gibt es unterwegs auch noch.

Bettina Kerwien handhabt ihr Personal gewohnt souverän und mit ihrem unnachahmlichen, ganz speziellen Humor. Mich hat diese Geschichte sehr gefesselt und auch ziemlich mitgenommen. Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit ordentlich Tiefgang. Das hallt noch nach.

Mein Fazit: unbedingt Lesen, es lohnt sich.

Cover des Buches Jonathan Strange & Mr. Norrell (ISBN: 9783827005229)

Bewertung zu "Jonathan Strange & Mr. Norrell" von Susanna Clarke

Jonathan Strange & Mr. Norrell
carolawolffvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Fantastisches, magisches Lesevergnügen.
Cover des Buches Writers & Lovers (ISBN: 9783406756986)

Bewertung zu "Writers & Lovers" von Lily King

Writers & Lovers
carolawolffvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Gut beobachtet, ironisch, humor- und liebevoll geschrieben. Ich habs im Nullkommanichts verschlungen, viel gelacht und ein wenig geheult.
Lachen und Weinen

Gut beobachtet, ironisch, humor- und liebevoll geschrieben. Ich habs im Nullkommanichts verschlungen, viel gelacht, ein wenig geheult, und in keinem Buch der letzten Zeit so viele Stellen markiert.

Hier eine kleine Auswahl:

  • Ich verbiete mir strikt, schon am Morgen an Geld zu denken.
  • „Ich staune nur immer wieder, dass du glaubst, du hättest etwas zu sagen.“ (der Vermieter zu Casey)
  • Ich kann mich nicht mit einem Mann treffen, der in drei Jahren nur elfeinhalb Seiten geschrieben hat. So etwas überträgt sich.
  • „Und, schreiben Sie an dem Großen Amerikanischen Roman?“ Die Frage habe ich ein paarmal zu oft gehört. „Und Sie, finden Sie ein Mittel gegen Eierstockkrebs?“ (…) „Touché.“

Wie Casey sich durchkämpft, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch eine heilsame Ermunterung für alle, die sich durchsetzen wollen. Sie hat sich für sich entschieden, für ihre Träume, ihre Wünsche, und sie kämpft dafür.

Vor allem aber ist es das erste Mal, dass ich eine Geschichte darüber, wie schwer es ist, sich als Autorin zu behaupten, lesen darf.

Große Leseempfehlung!

Cover des Buches Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland (ISBN: 9783764532345)

Bewertung zu "Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland" von Christina Henry

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
carolawolffvor 3 Jahren
Cover des Buches Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten (ISBN: 9783596035687)

Bewertung zu "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten" von Becky Chambers

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
carolawolffvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Manchmal nehme ich Bücher nur in die Hand, weil ich den Titel so faszinierend/witzig/gelungen finde. Hier hat es sich absolut gelohnt!
Cover des Buches Die Erben der Zeit (ISBN: 9783453320369)

Bewertung zu "Die Erben der Zeit" von Adrian Tchaikovsky

Die Erben der Zeit
carolawolffvor 4 Jahren
Cover des Buches Blutige Nachrichten (ISBN: 9783453273078)

Bewertung zu "Blutige Nachrichten" von Stephen King

Blutige Nachrichten
carolawolffvor 4 Jahren
Blutige Vielheiten

Vier Kurzgeschichten in bester Stephen King Manier. Vielleicht nicht unbedingt seine Besten, aber für Hardcore-Fans (wie mich) allemal eine feine Sache.

Besonders beeindruckt war ich von Chucks Leben. Diese Story wird nämlich rückwärts erzählt, d.h. sie fängt mit ihrem Ende an. Es geht darum, wie viel Leben in einem Leben stecken. Und wie viel stirbt, wenn jemand geht. I contain multitudes, ich enthalte Vielheiten, singt Bob Dylan auf seinem aktuellen Album. Als wäre es der Song zur Story.

Auch sehr schön: Ratte. Eines von Kings Lieblingsthemen, das Schriftstellerdasein und seine Tücken. Für mich natürlich besonders interessant. Ein Familienvater und verhinderter Romancier zieht sich in eine (sehr) einsame Hütte zurück, um endlich in Ruhe seinen großen Roman zu verfassen. Aber wer schreibt hier eigentlich wen, und zu welchem Preis?

Ich habe mich jedenfalls großartig unterhalten gefühlt.

Und die Vielheiten von Chucks Leben wirken immer noch nach...

Über mich

Carola Wolff lebt in Berlin, zusammen mit Stapeln ungezogener Bücher, die überall herum lümmeln und einer extensiven Sammlung literarischer Teebecher. Sie ist gelernte Buchhändlerin, hat einen BA in englischer Literatur und ein Faible für alles Britische. Als Autorin, die sowohl bei Verlagen als auch als Selfpublisherin veröffentlicht, hat sie den zweiten Platz beim Autoren@LeipzigAward erreicht, war auf der Auswahlliste des Leserpreises von LovelyBooks vertreten und gewann einen Fanfiction-Preis. In ihren Romanen und Geschichten tummeln sich u.a. eine erfolglose Selbstmörderin (Mein erster Selbstmord), ein im Park ausgesetzter Mann (Ein Mann zum Mitnehmen), ein verliebter Teufel (Ladies Night) und sprechende Raben (Ausgerechnet Muse). Wenn Carola nicht gerade völlig selbstvergessen ihre Computertastatur bearbeitet, kann man sie in Buchläden beim verzückten Schnüffeln an frisch Gedrucktem erwischen oder in Papeterien auf der Jagd nach schönen Notizbüchern beobachten. Ihr größter Wunsch: eine Handtasche, die innen drin so groß ist wie die Tardis (ja, sie ist ein großer Doctor Who Fan). Wer mehr über sprechende Raben und magische Musenküsse wissen möchte, der sei hiermit herzlich eingeladen, Carola auf Twitter, Facebook oder ihrer Homepage www.carolawolff.de beim Schreiben zu begleiten.

Lieblingsgenres

Science-Fiction, Fantasy, Literatur, Unterhaltung

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