Bewertung zu "Commissario Pavarotti küsst im Schlaf" von Elisabeth Florin
Ich war etwas skeptisch, als ich die zahlreichen Handlungsorte in anderen Rezis gelesen habe: Südtirol, das mir durchaus bekannte Frankfurt und dann noch ein Schiff. Das klang doch sehr nach einer etwas eigenwilligen Geschichte. Ist es auch, aber im positiven Sinn. Und jeder Ort trägt seinen Teil zur Geschichte bei, die in diesem Dreiklang sehr gut funktioniert. Meran und die unbekannte Leiche dort in der psychiatrischen Klinik bilden den Ausgangspunkt der Handlung. Doch es zeigt sich, dass ein Teil der Geschichte in Frankfurt angesiedelt ist. Warum? Weil viele Südtiroler im 3. Reich offenbar nach Deutschland und Österreich ausgewandert sind und später Probleme hatten, in ihre Heimat zurück zu kehren und dort akzeptiert zu werden. So auch in diesem Fall. Die Entwurzelten trugen reichlich seelische Deformierungen davon, bis in die nächste Generation. Und wer nicht weiß, wohin er gehen soll, der flüchtet oft auf See - eine neue Heimat. So auch hier und da kommt das Schiff ins Spiel.
Wie sich das Puzzle dann zu einem Bild zusammen setzt, das soll nicht verraten werden. Zweimal war ich mir sehr sicher, die Lösung zu kennen und am Ende war dann doch alles anders. Durch die Handlung führt Commissario Luciano Pavarotti als ermittelnder Beamter der Meraner Polizei. Kein Kommissar, der mir sofort ans Herz gewachsen ist. Unsicher, manchmal ruppig und verletzend zu seinen Untergebenen außerdem im ständigen Clinch mit seiner Schwester, der örtliche Gerichtsmedizinerin. Aber allmählich bin ich warm geworden mit Pavarotti, denn er war so erfreulich mit menschlichen Schwächen ausgestattet. Eine Schwäche hat er offenkundig auch für Lissie, eine deutsche Ex-Bankerin (hier wieder ein Bezug zu Frankfurt), aber eingestehen mag der Commissario das nicht. Deshalb giftet man sich an, zickt und spielt verbales Ping-Pong und unterhält mich als Leser dabei ausgesprochen gut.
Weil ich gute Unterhaltung in Kombination mit einer Geschichte, die mich überrascht hat und an deren Gestaltung ich auch das handwerkliche Geschick (s.o. Verknüpfung der Schauplätze) bewundert habe, als die Aufgabe eines gelungenen Krimis ansehe, gibt es von mir die volle Punktzahl. Das Nachwort ist zusätzlich informativ. Einziger Kritikpunkt ist die manchmal etwas flapsige Sprache. Das muss für meinen Geschmack nicht ganz so verbal hemdsärmelig daher kommen.