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cheshirecatannett

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Goldene Flammen (ISBN: 9783426524442)

Bewertung zu "Goldene Flammen" von Leigh Bardugo

Goldene Flammen
cheshirecatannettvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Wenn man einmal mit dem Grishaverse anfängt, kann man nur süchtig werden... :D
Großer (verspäteter) - Krähen Duo und Grisha Trio - Fan

Zuerst habe ich die beiden „Krähen-Bücher“ gesuchtet :D Das Lied der Krähen und das Gold der Krähen – zu beiden Büchern muss ich unbedingt noch ausführliche Rezensionen schreiben. Die Zeit dazu fehlt leider oft. Ich weiß, dass alle Bücher schon etwas älter sind – ich habe sie tatsächlich erst seit Ende letzten Jahres für mich entdeckt :D danach habe ich direkt mit der Grisha Trilogie angefangen – Goldene Flammen hatte ich nach zwei Zugfahrten fertig und der zweite Teil Eisige Wellen ist auch schon angefangen. Bookmerch steht auch schon im Regal – das spricht dafür, wie schnell ich mich in die Reihe verliebt habe – deshalb verlieben sich ja vielleicht auch noch andere etwas später wie ich in diese Bücher?! ;D 

Ich finde den Schreibstil von Leigh Bardugo sehr gut. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet und die Welt sowieso! Mich fasziniert einfach die ganze Idee hinter allem. Die verschiedenen Länder sind total genial ausgedacht (bei der Orientierung hilft auch immer die Landkarte, die im Buch abgedruckt ist), die Arten von Grisha sind total faszinierend und auch die dazugehörige „Wissenschaft“ – die Kräftemehrer, die Schulen, Bücher usw. Die Wesen, die vorkommen, die Schattenflur, und was passiert, wenn Macht missbraucht wird, sind auch wunderbar beschrieben, also da kann man wirklich nur empfehlen, sich als Leser in diese Welt reinzustürzen!

Die Geschichte zwischen Alina und Mal hat mich sehr glücklich gemacht – und ich hatte Angst nach den Krähenbüchern, dass mir alle Charaktere daraus fehlen werden: haben sie anfangs auch sehr, sehr, sehr sehr ☹ aaaaaber :D die anderen Charaktere in der Grisha Trilogie sind auch alle einfach genial und halt echt eine neue Geschichte für sich, sodass man dann auch gut trennen kann, obwohl alles im selben Universum spielt. Ich finde es auch super, wie hier Alinas und Mals Kindheit und Jugend immer wieder einfließt und man trotzdem nicht aus der Gegenwart gerissen wird. Generell will ich gar nicht mehr viel zur Geschichte an sich schreiben, weil ich es gerade bei Fantasy Büchern schlimm finde, gespoilert zu werden – ich kann nur allgemein sagen: die Grisha und Krähen Bücher lohnen sich absolut – sie sind alle lesenswert, deshalb war es mir wichtig zumindest endlich mal (vorerst) eine Rezension dazu allgemein abzugeben. Verdient hätte jedes Buch eine eigene ;D 

Cover des Buches Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange (ISBN: 9783789120022)

Bewertung zu "Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange" von Suzanne Collins

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
cheshirecatannettvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Perfekte Ergänzung zu den ersten drei Bänden.
Faszinierende Panem-Horizonterweiterung

Also ich kann dieser Vorgeschichte zu Tribute von Panem nur 5/5 Sternen geben, da ich diesen 4. Teil wirklich sehr gelungen finde und die Details in dem Roman super spannend finde!


1. Snow und seine Geschichte
Erstens versteht man Snow nach diesem Einblick viel besser und kann sehen, wie ein Junge im Kapitol groß wird, in einer wichtigen und angesehenen Familie, dann fast alles verliert und wieder zu seinem Ursprung zurückkehren möchte. Ich finde Snow ist hierbei viel menschlicher geworden und man kann wunderbar seine Gedankengänge zum Thema Kapitol, Distrikte, Hungerspiele, Krieg und Co. beobachten und wie sich diese auch oft ändern, wie er sich dann im Dilemma befindet, Gedanken wegschiebt, dann wieder zulässt usw.
Dieses Auf und Ab wirkt sehr realistisch und zeigt auch super, dass es immer auf die Perspektive ankommt, wie man aufwächst, wer einen erzieht und von wem man alles beeinflusst wird, während man noch ungefestigt ist und seinen Platz im Leben sucht.
Hier kommen die verschiedenen Charakterzüge von Snow super zur Geltung. Man erkennt, dass er sehr viele Seiten hat: auch eine weiche, verständnisvolle und empathievolle Seite - rein theoretisch hätte er auch Potenzial dazu gehabt, ein Rebell zu werden - jedoch hat die andere Seite gewonnen (was man ja schon durch die drei Teile weiß) - man versteht nun aber besser, wie es dazu gekommen ist und dass er nicht als "Monster" zur Welt gekommen ist.
Auch mehr zu Snows Familie zu erfahren, ist sehr interessant und von Anfang bis Ende ist hier einfach alles sehr rund und detaillreich.

2. Die Figuren
Wir lernen sehr viele neue Charaktere kennen, die alle wirklich toll ausgearbeitet sind und auch für verschiedene soziale Schichten im Kapitol und den Distrikten stehen. Sejanus und Lucy (und auch Snows Cousine, Tigris) sind hier ganz klar die spannendsten Figuren, meiner Meinung nach und bringen alle auch unterschiedliche Seiten von Snow hervor. Sejanus ist hier klar der Gegenpart zu Snow, mit einem starken moralischen Kompass und aus den Distrikten stammend - und hier sieht man richtig toll, dass zwischen den beiden eine Freundschaft entstanden ist, was einen als Leser überrascht und weshalb man auch Hoffnung in Snow hat, jedoch merkt man auch hier immer Snows Gewissenskonflikte, da er Sejanus auf eine gewisse Weise mag, jedoch auch vieles "hasst", bzw. abstoßend findet, durch all die Werte, die sich eigentlich jahrelang in ihm gefestigt haben. Man hatte da manchmal das Gefühl - Vorsicht krasse Metapher - von einem Menschen mit rechter, politischer Einstellung (Snow), der aber plötzlich Gefallen an einem ausländischen Kumpel (Sejanus) findet und sich auch noch in ein ausländisches Mädchen (Lucy) verliebt. Oft versucht er sich beide gut zu reden, oder würde sie sogar gern manchmal verbiegen, manchmal verleugnet er sie, dann möchte er doch zu ihnen gehören und so leben wie sie usw.
Ich Spoiler hier nicht, aber man wird am Ende sehen, wie beide Handlungsstränge zu beiden Figuren enden.
Krass, aber sehr realistisch und unkitschig - sehr passend.

3. Die Symbole
Die Symbole durch das ganze Buch hinweg machen einfach Spaß. Das bunte Kleid von Lucy und die Schlangen des Kapitols, die Rosen als Familiensymbol, im Garten, als Geschenk, auf der Puderdose usw., der Kontrast wie man den Schein waren möchte (Servietten, Geschirr, Tee) und die eigentliche Realität... Noch so viele mehr - ich will den Spaß nicht vorwegnehmen, sie selbst zu erlesen ;)

4. Die Bezüge zu den ersten drei Teilen sind genial.
Ich werde auch hier nicht viel verraten. Ich sage nur, wir treffen einige Figuren inklusive interessanten Vorgeschichten aus der eigenen Jugend, Henkersbaum werfe ich noch in den Raum, genau wie Spotttölpel und ihre Geschichte ;), sogar Katniss ist kurz am Start - wie, das verrate ich nicht ;D

 Jedenfalls lohnt sich dieser vierte Band wirklich und ich hätte nichts anders haben wollen. Es stimmt einfach von vorne bis hinten und über einen Film dazu würde ich mich sehr freuen. 

Cover des Buches Die letzte Bibliothek der Welt (ISBN: 9783832165673)

Bewertung zu "Die letzte Bibliothek der Welt" von Freya Sampson

Die letzte Bibliothek der Welt
cheshirecatannettvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Wundervoll - eine Hommage ans Lesen und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen gleichzeitig!
Eines meiner Highlights 2021

Die letzte Bibliothek der Welt von Freya Sampson ist von Anfang bis Ende eine wundervolle Geschichte über das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und vor allen Dingen auch über die Möglichkeit, sich aus Tiefpunkten herauszukämpfen und seinem Leben neuen Schwung und Sinn zu geben. gleichzeitig - was ich als so besonders schön an diesem Roman empfunden habe - ist er eine Hommage an das Lesen: was Bücher und Bibliotheken den unterschiedlichsten Menschen geben 🧡 Flucht aus dem Alltag, das Erleben von Abenteuern, aber auch das Austauschen und Zusammenkommen von Menschen, die zu Freunden werden, weil sie sich gegenseitig Buchtipps geben, oder den gleichen Geschmack teilen, sich helfen, indem sie sich das Lesen oder Sprachen beibringen. Ein Ort, an dem Menschen Ruhe finden können, weil sie diese Zuhause nicht finden und deshalb dort lernen und an ihren Zielen arbeiten, Senioren, die kein Internet haben, dort mit Geduld geholfen wird, ein Ort, an dem es im Winter warm und im Sommer kühl ist, der Groß und Klein, Reich und Arm willkommen heißt, unabhängig vom finanziellen Status, Herkunft, Kultur oder Religion. Ein Ort an dem Events für Kinder stattfinden, an dem ein Dorf oder eine Stadt Jung und Alt vereint... All das ist während der Geschichte sehr deutlich hervorgekommen und währenddessen werden immer wieder geschickt Bücher und Autoren eingebracht, indem die Figuren beispielweise über Bücher reden oder June, die Protagonistin, in Gedanken versucht zu erraten, was ein Kunde gerne liest und was das auf sein Leben schließen lässt oder weil sie Vergleiche aus Büchern heranzieht (einen Mann nur Draco Malfoy nennt, weil sie seinen Namen nicht kennt z.B.) - das hat mir als Leser besonders Spaß gemacht, denn dabei wird gleichzeitig das Interesse an erwähnten Büchern geweckt und man freut sich, wenn Literatur auftaucht, die man kennt 😉 der Autorin ist es gelungen, allen Figuren Leben einzuhauchen: so kann man sich sie nach und nach bildlich sehr gut vorstellen und die immer wiederkehrenden, stark ausgeprägten Charakterzüge werden fast zu Running Gags, was ich sehr unterhaltsam fand 🤗 da muss ich gerade an Mrs. B denken, die einfach jeeeeeedes, aber wirklich jedes Werk von Hamlet bis Harry Potter & der Stein der Weisen lauthals als Müll bezeichnet und genervt an die Rezeption trägt: und sie trotzdem alle liest 😂 Vera, die niemals gute Laune hat und anfangs Kinder und Ausländer zu hassen scheint - bei der man dann aber im Laufe der Handlung die traurige Wahrheit hinter ihrer harten Fassade erfährt und man sie eine wundervolle Veränderung durchmachen sieht. Auch über Mrs. B, die "jedes Buch Hassende und dauernd über Demonstrationen Prahlende" erfährt man ganz geschickt eingefädelt in ein Gespräch, bei dem man es nicht kommen sieht, etwas VÖLLIG anderes, als man je über sie gedacht hätte - und plötzlich ergibt auch hier  alles einen Sinn. Und das ist so wundervoll, da man dadurch auch wieder näher gebracht bekommt, dass wir Menschen nicht einfach gestrickt sind. Wir sind komplizierte Bommelmützen mit ganz vielen Farben und Fäden und neu angesetzten Strickmustern und übernähten Mustern und Farben und verschiedenen Stricknadeln und haut noch Patches drauf! 🙈 manchmal schaut man von einer Seite dann auf diese Mütze und glaubt dann alles zu wissen, aber weit gefehlt! Jeder Mensch kommt mit seiner eigenen Geschichte und seinem eigenen Gepäck - und meist hat es einen Grund oder auch mehrere, wieso dein Gegenüber so und so scheint, dies und jenes sagt oder macht. All die Figuren im Roman sind so, so, so verschieden - und wir erleben wie sie sich alle zusammentun, von Schüler/Schülerin bis 80 jährigem Mann, um eine Bibliothek zu retten - und dabei werden sie Freunde 🧡 und das ist so schön! Wir erleben auch viel Trauriges: Tod, Trauer, Verlust finden großen Platz in dieser Geschichte. Wie man damit umgeht und wie sie das Leben lähmen und beeinflussen können. Die Hauptfigur macht eine ganz große Verwandlung durch - schön klassisch, kitschig alles, aber alles auf den Punkt, genauso wie es sein sollte in einer solchen Geschichte - was ganz viel Hoffnung und Motivation spenden kann. Denn ihr werden Tag für Tag, Woche für Woche die Augen geöffnet, dass sie ihr Leben gerade verpasst, nicht ihr volles Potenzial ausschöpft und sich verkriecht. An Stellen wie dem "Ich hab noch nie" Spiel (lest selbst, wirklich) wollte ich June einfach in den Arm nehmen können. Filmreif, traurig, und doch so wichtig. Denn auch hier bekommen wir unsere Gesellschaft kurz vor Augen geführt, in der es um das: höher, schneller, besser geht, ich war da, ich hab das, und ich mach das. Alex als Figur, der ihr deutlich macht, dass June so gut ist, wie sie ist, und gar nicht die anderen sein muss, sondern sich selbst nur verändern und entwickeln soll, wie sie es für sich möchte und fühlt und dabei nur das erleben soll, worauf sie persönlich Lust hat  - that's the spirit! We need ganz viele Alexe! 😁 Eine Liebesgeschichte treffen wir hier in all diesen verschiedenen Ebenen auch an, die auch wunderbar aufgebaut ist. Dazu verrate ich nicht viel mehr, nur dass es auch hier Momente gibt, in denen man mitfiebert. Ich möchte aber noch Stanley als Figur hervorheben - die ich auch einfach nur gelungen finde! Auch sein Schicksal (es geht um Alkoholismus und Familienbrüche, und noch mehr) in Kontrast zu seinem Erscheinungsbild und seinem gegenwärtigen Verhalten gebenüber den Menschen berührt sehr, sehr, sehr 🤍 und zeigt: das Leben kann sich in jedem Stadium noch ändern - manchmal aber müssen wir auch schnell handeln und mutig sein, über unseren Schatten springen... Denn sonst erleben wir selbst vielleicht nicht mehr, was hätte sein können 😢 (was ich nicht weiter ausführen möchte, weil das sehr aufs Ende des Buches zurückgreift) Ich könnte noch ewig weiterschreiben, am liebsten würde ich gerade mit jemandem darüber reden, der das Buch auch schon gelesen hat - denn mir fällt z.B. auch gerade der Stripper ein, oder Jacksons Haiku 😂 so viele lustige Stellen einfach noch; und auch die traurigen oder die mutigen - Junes Rede vor der Kreisverwaltung auf dem Balkon 🙈 der Roman ist wirklich vielschichtig - deshalb ist er eine klare Buchempfehlung 🌟🌟🌟🌟🌟 


Cover des Buches Elbleuchten (ISBN: 9783499003448)

Bewertung zu "Elbleuchten" von Miriam Georg

Elbleuchten
cheshirecatannettvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Spannend, historisch und politisch interessant, mitreißend!
Zum Glück gibt es Band 2 - bin Fan geworden...

🚢👒💙 Elbleuchten von hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert und ich muss vorab sagen, dass ich richtig dankbar und glücklich bin, dass es mit Band 2 Elbstürme direkt weitergeht 🙊♥️ denn der erste Band endet wirklich spannend - umso schöner ist es, direkt weiterlesen zu können 👓 aber hier möchte ich euch erstmal eine Rezension zum ersten Teil der Familiensaga geben 🤗 wisst ihr, oft sieht man einen so dicken Roman, dazu fällt noch ein Begriff wie Familiensaga - und man muss doch irgendwie sehr schnell an Thomas Manns Buddenbrooks denken, oder? Und das verbinden viele schnell mit langatmigen Stellen, die man schnell überfliegt, bis endlich wieder etwas Spannenderes passiert... Genau so ist das Leseerlebnis bei Elbleuchten NICHT 😁 Wir lernen Familie Karsten kennen im Jahre 1886 in Hamburg - einer der erfolgreichsten Reederfamilien dieser Stadt zu jener Zeit📚 es gibt einige Gründe, weshalb ich diese Erzählung so gelungen finde:
🚢Wir lernen als Leser viele Figuren kennen, indem Perspektivwechsel stattfinden, durch die wir in die Köpfe der Personen schauen kann. So denkt eine Figur z.B. über das rätselhafte Verhalten Franz' nach und wird daraus nicht schlau und wir als Leser ahnen durch Franz' Perspektive dann viel schneller schon, was die Gründe für seine Entscheidungen sind. Oder wir sehen Henry ganz anders, indem uns seine Gedanken offenbart werden, was uns verborgen geblieben wäre, wenn wir z.B. nur Lilys Perspektive vorliegen hätten. Diese Wechsel bringen Schwung ins Geschehen und tragen viel zur Spannung bei, da man dann schon früh darum bangt, wofür sich die Figuren wann und wie entscheiden und ob sie die wahren Absichten einer Person früh genug bemerken.
👒Lily Karsten ist als Figur hierbei wirklich außerordentlich gut gelungen! Die Fahrrad Szene ist einfach nur filmreif. Mir hat es so so so gut gefallen, ihre Entwicklung mitzuerleben - vom naiven Töchterchen zur Frau, die sich selbstständig macht und eigenständig durchkämpfen möchte und sich einsetzen, ja Verantwortung übernehmen will. Durch Jo wird sie in die Welt der Armen eingeführt (um es ganz simpel auszudrücken) und durch Emma ins politische Geschehen. Diese Kombination ist super. Denn:
💙Man lernt den Kontrast zwischen Arm und Reich zu dieser Zeit in Hamburg kennen, die verschiedenen Viertel, die schrecklichen Arbeitsverhältnisse und die fehlenden Frauenrechte zu dieser Zeit. Dabei kann man miterleben, wie sich politisch alles in die Richtung bewegt, sich für bessere Verhältnisse auf der Arbeit und dem Leben in der Stadt einzusetzen, wie sich hierbei die Arbeiterklasse zusammentut, und sich die Frauen (manche heimlich, manche laut) für ihre Rechte einsetzen, zu studieren und zu arbeiten (auch während einer Ehe), politische Entscheidungen treffen zu können und mitreden zu dürfen. Ich habe beim Lesen viel Neues gelernt und auch sehr interessante Berufe kennengelernt, von denen ich vorher nicht wusste. Auch zum Schiffbau und Handel nimmt man als Leser viel mit. Man merkt richtig, wie sehr sich die Autorin mit den verschiedenen Themen (Geschichte, Politik, Technik zu dieser Zeit, Reedereien etc.) auseinandergesetzt und sehr gut recherchiert hat. Dazu kann ich auch nur empfehlen, den Kommentar der Autorin nach der Geschichte zu lesen, da man hier auch nochmal genau erfährt, welche Geschehnisse zeitlich wie faktisch sind und was einbisschen gebogen wurde für die Geschichte - dadurch lernt man noch mehr dazu und hat weitere Aha-Erlebnisse.
🚢 Meine Liste hat noch kein Ende, wieso ich Elbleuchten so fantastisch finde. Auch sehr lesenswert waren die "Do's und Dont's" der besagten Zeit in den verschiedenen Schichten. Man taucht als Leser in die Klassengesellschaft ein und lernt durch Treffen der Familien, Events wie die Taufe eines Schiffs oder Bälle was sich für Frauen und Männer dieser Zeit und vor allem eines so hohen Standes "gehört" und was nicht. Man lernt Tabuthemen kennen (Homosexualität, Behinderung) - die einen auch bewegen und nochmal vor Augen führen, dass vieles was für uns selbstverständlich ist heutzutage, hart erkämpft werden musste und es sich deshalb auch lohnt weiter dafür zu kämpfen - für Toleranz und Gleichberechtigung einzustehen. Dahingehend finde ich das Buch sehr inspirierend.
👒Wobei wir direkt bei einem weiteren Punkt wären: die Frauenfiguren in diesem Roman um Lily und Emma, die sich treffen, um über politische Themen zu diskutieren und für ihre Rechte zu kämpfen sind wirklich sehr inspirierend und man fiebert wirklich mit. Dazu der Kontrast zu Freundinnen aus dem Seminar, die z.B. mehr ihren Eltern glauben oder an alte Regeln und Sitten folgen - das Gesamtbild der Schichten und Ansichten ist wirklich vielfältig.
💙 Na und die Liebesgeschichte um Lily und Jo ist natürlich auch gelungen erzählt! Das Dilemma Lilys sich zwischen Familie/Ansehen/Versprechungen und ihrem eigenen Herz und der Leidenschaft zu entscheiden, lässt keinen Liebesroman-Fan kalt - und wir erleben hier das perfekte Liebesdrama von Anfang bis Ende. Es ist auch einfach schön mitzuerleben, was Lily durch Jo alles neu dazulernt und gleichzeitig auch zu erkennen, dass sie von Anfang an ein gutes Herz hat. Er widerrum lernt auch neue Seiten von sich durch sie kennen(das Lesen z.B.) und so entsteht einfach eine tolle Mischung. Und natürlich die perfekte: "ein-wir-darf-es-eigentlich-nicht-geben"-Geschichte 😉
🚢Auch absolut genial? Die verschiedenen Generationen! Von Alfreds Mutter, Alfred selbst, seiner Frau - die irgendwie die abgeschwächte Vorgängerversion von Lily ist, die das rebellische in sich trug, aber nicht zu Ende ausgelebt hat, und ihre Tochter auf eine seltsame Weise dann etwas versteht, aber eben doch noch ihre "Fesseln anbehält" - bis hin zu Franz, usw.; einfach eine tolle Entwicklung auch hier zu sehen. Und wie oben gesagt: die Perspektiven ermöglichen es uns, für jeden eine gewisse Form von Verständnis aufzubringen.
👒Die Intrigen auf der geschäftlichen- und Liebesebene, die sich generationsübergreifend abspielen, sind wie aus einer Serie - man könnte aus diesen Bändern sicherlich eine gelungene, spannende Serie abfilmen - und sie ziehen einen in den Bann!
💙Es war echt schön, Hamburg als Leseschauplatz zu haben - und ich finde die Hamburger Karte direkt beim Aufschlagen des Buches mit allen Buchschauplätzen einfach nur toll! Habe immer Mal wieder draufgeschaut und bin mit dem Finger nachgefahren, wo die Figuren gerade entlang gehen 😁
👉🏻Das Ende dieses Romans spoiler ich nicht, ich sage nur: es war wirklich aufwühlend und eine Art Höhepunkt, statt etwas Abflachendes 😅 ich saß da und war so: oh mein Gott... nein, nein, nein, gar nicht gut, was jetzt, was jetzt?!?!?! Und genau deshalb bin ich einfach nur froh, dass Band 2 ab dem 21.04.21 schon erhältlich ist und ich direkt weiterlesen kann!

Eine wirklich aufregende, detaillierte Familiengeschichte, mit viel Hintergrundwissen, politischem Geschehen und so unterschiedlichen Ereignissen - ich lieb's einfach und bin hyyyyyyped auf Elbstürme🙊! 💙💙💙

Buchempfehlung ^1000! 

Cover des Buches Lea und das blaue Glück (ISBN: 9783982119410)

Bewertung zu "Lea und das blaue Glück" von Wiebke Wiedeck

Lea und das blaue Glück
cheshirecatannettvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Zauberhaft! Einfach zauberhaft!
Annette und das Buchglück

In „Lea und das blaue Glück“ von Wiebke Wiedeck habe ich eine Geschichte gefunden, die mir Glück in meinen Alltag gebracht hat. Indem ich mir durch Lea nochmal selbst die Fragen gestellt habe, was für mich Glück ist – welche Farbe Glück für mich hat, wer und was Glück in meinem Leben ist, wie es riecht und schmeckt und wie es sich anfühlt. Die kurze Erzählung ist zauberhaft. Ihr Zauber entfaltet sich auf verschiedenen Ebenen: die Figuren selbst sind, obwohl wir hier keinen dicken Wälzer vor uns haben, gut ausgearbeitet. Aber noch viel wichtiger: die Personen und Handlungen sind alle miteinander verbunden – ein großes Netz spannt sich über die Welt aus „Lea und das blaue Glück“. Als Leser fragte ich mich deshalb, ob wohl auch ein solches Netz über meinem eigenen Leben schwebt? Für mich aus meiner Perspektive nicht immer sichtbar, welche Punkte miteinander verknüpft sind, aber für das Universum etwas ganz Natürliches und für einen „Leser“ über mir, der das Buch über mein Leben liest, am Ende alles erleuchtend. Für mich entscheidend dafür, wie die Magie sich überhaupt entwickeln kann, ist der Schreibstil der Autorin, Wiebke Wiedeck. Ihre Worte lassen die Erzählung schweben und ich würde es so beschreiben, dass ich in vielen Szenen das Gefühl hatte, eine Serie oder einen Film zu schauen. Metaphern, Personifikationen und Leitsymbole (im wahrsten Sinne des Wortes wird die Hauptfigur geleitet) sind wunderbar eingesetzt und machen die Geschichte aus. Ich möchte zur Handlung selbst nicht viel verraten. Was ich nur schön finde, ist dass wir hier sehr viele Themen auf wenig Seiten vorfinden, ohne dass irgendwas gewollt oder gequetscht wirkt. Themen aus dem Leben – tragische Geschehnisse, Schicksalsschläge, alltägliche Probleme, moderne Veränderungen unserer Zeit, verschiedene Familienkonstrukte… Das Leben eines jeden Menschen, der Weg eines jeden Individuums, ist verschieden. Jeder muss ihn für sich selbst finden und gehen und sich dabei neue Fragen stellen, Entscheidungen treffen und sein eigenes Glück finden – vielleicht sogar erschaffen. Viele kennen das berühmte Zitat: „Ist das Leben nicht schrecklich schön? - Ja, schrecklich und schön.“ Oh, wie oft ich daran denken musste, während ich die verschiedenen Perspektiven in dieser Geschichte gelesen habe. Ein weiterer Punkt, der mir sehr gut gefallen hat: die fließenden Perspektivwechsel – manchmal nur ganz kurze Einblicke in Köpfe von Nebenfiguren, die jedoch viel im Leser bewirken. Vor Augen wird einem in jedem Fall geführt, dass wir Menschen fragile Wesen sind, dessen Leben sich von jetzt auf gleich ändern kann – dass manche Geschehnisse nicht in unserer Macht liegen, sondern in den Händen des Universums, des Schicksals? (Bei solchen Stellen habe ich auch die ein oder andere Träne verdrückt.) 

Aber – und dieses aber ist sehr wichtig - dass es in unserer Macht liegt, wie wir das Leben weiterleben, nachdem etwas Unvorhergesehenes passiert ist. Vor allen Dingen sollte man die Augen und vor allem das Herz öffnen oder offen lassen – um die Zeichen des Lebens wahrzunehmen. Wie ich letztens schon geschrieben habe: man sollte niemals sein Herz missachten, indem man spürt, was es braucht und ihm trotzdem das Gegenteil geben. Hinzu kommt: die Menschen um einen herum tragen auch alle ihre Päckchen und manchmal verstehen wir vielleicht ihre Handlungen und Gefühle nicht – bis wir ihre wahre Geschichte und Gedanken kennen. Deshalb sollte man immer versuchen, sich mit seiner Umwelt in Verbindung zu setzen – um das feine Netz besser erkennen zu können.

Wir entwickeln uns ständig – nicht nur als Kinder und Jugendliche – nein auch noch im Erwachsenenalter. Wir und auch unsere Umgebung. Und daraus bildet sich stetig ein neues großes Ganzes und all das steckt in diesem kleinen, blauen Buch.  

Frau Wiedeck schrieb mir in der Leserunde: "Ich selbst sehe das Leben inzwischen als Weg. Es geht nicht ums Ankommen. Es geht darum, wie wir den Weg gehen. Und dass wir ihn gehen. Und nicht stagnieren. Und ja, wenn wir uns verlaufen, können wir einfach umkehren und eine andere Richtung wählen. Das macht das Menschsein aus.“ Und ich finde, dass sie auch genau das auf ganz verschiedene Weisen in die Geschichte eingewoben hat. Und ich bin dankbar für den Austausch mit ihr und dafür, dass ich diese schöne Geschichte lesen durfte, die mich in meiner bisherigen Sicht auf mein Leben sehr bestärkt hat. Genau solche Bücher liebe ich. Und ich denke, dass diese Erzählung viele Menschen inspirieren kann. 

Die Farbe des Glücks war für mich immer Grün. Jetzt sind viele blaue Flecken dazu gekommen. Und irgendwie auch gelbe.  

Cover des Buches Wir Verlorenen (ISBN: 9783948736064)

Bewertung zu "Wir Verlorenen" von Jana Taysen

Wir Verlorenen
cheshirecatannettvor 3 Jahren
Kurzmeinung: KLARE Buchempfehlung ohne Wenn und Aber!
Ich möchte unbedingt einen nächsten Teil - am liebsten jetzt sofort

Den 405 Seiten langen und in diesem Jahr herausgebrachten Roman „Wir Verlorenen“ von Jana Taysen habe ich letzten Dienstag an einem Stück durchgelesen – das sagt schon sehr viel. 

In dieser Geschichte geht es um Smilla, die mit ihrer jüngeren Schwester nach einer Pandemie in der Eifel lebt – die beiden haben sich mit anderen Menschen zusammengetan und kämpfen gemeinsam ums Überleben. Die Welt, wie wir sie vorher kannten, existiert nicht mehr. Viele Menschen sind gestorben, das System, die ganze Infrastruktur ist zusammengebrochen - Recht, Sitte und Moral definiert nun jeder anders. Man muss jagen, Gemüse selbst anbauen, mit anderen handeln, Pflanzen für Wundheilung nutzen und sich ein Zuhause erschaffen, das sicher ist vor Räubern oder Menschenhändlern. Es entsteht auf der einen Seite eine sehr spannende Geschichte über das neue, gefährliche Leben. Hierbei fließen durch Überlegungen der Figuren und auch Diskussionen untereinander philosophische Gedanken über das Leben vor und nach der Pandemie ein: Welches Leben besser ist und was vorher gut, aber eben auch schlecht war, was man jetzt Wertvolles wiederentdeckt hat und was das Schreckliche in der neuen Welt ist. Zum Beispiel gibt es eine Stelle, in der eine Figur aufzählt, was sie alles vermisst – passenderweise tritt hier auch Instagram auf, Spotify, generell das Internet– natürlich neben noch viel tiefsinnigeren Dingen wie: der Duft von frischen Brötchen am Sonntag, das Zusammenleben mit Familie und Freunden etc., aber trotzdem fühlt man sich beim Lesen dadurch auch so abgeholt, da sehr moderne und aktuelle Themen ihren Platz finden. Sogar das Corona Jahr 2020 wird besprochen, was ich sehr geschickt umgesetzt fand. Auch fängt man an, über den Alltag nachzudenken: Öfter das Handy aus der Hand zu legen, wieder öfter im Moment zu leben und dankbarer zu sein – da eine andere Person der Geschichte meint, das neue Leben sei wieder viel „natürlicher“ und der Leistungsdruck der Gesellschaft, die erdrückenden vielen Möglichkeiten und der Hochmut der Menschen endlich wieder beseitigt.

Auf der anderen Seite entfaltet sich eine Liebesgeschichte zwischen Smilla und jemandem, den sie zufällig aus ihrem alten Leben wieder trifft. Das erste Wiedersehen ist hierbei alles andere als schön und die Treffen danach auch nur unter erschwerten Bedingungen möglich (weshalb müsst ihr unbedingt selbst lesen). 

Außerdem kommt noch mehr Spannung ins Spiel durch die Schauergeschichten, die die Figuren untereinander austauschen, zu den „Verlorenen Jungs“ -  eine brutale Gruppe aus Männern, die mit Menschen handeln sollen, Frauen als Ware sehen und vergewaltigen und Gruppen auf brutalste Weise ausrauben. Dieser Handlungsstrang ist sehr fesselnd und bietet viel Action – auf welche Weise möchte ich hier nicht spoilern. 

Jedenfalls hat man hier auf keinen Fall eine reine Romanze zu erwarten, aber auch keinen langweiligen Wälzer zum Thema: Wie jage ich Tiere und erkenne Pilze und Pflanzen. Stattdessen ist es der perfekte Mix aus: Neuer Welt, neue Herausforderungen und Lebensweisen, philosophischen Gedanken zum Thema Leben, System und Glück, Romantik, Action und auch Stellen, die einen erschrecken, nicht zu kitschig sind, sondern auch mal „brutaler“/blutiger. Ich bin süchtig nach der Geschichte ums neue Leben geworden, wie die Menschen sich jetzt organisieren und zu was Menschen fähig sind, aber auch genauso süchtig war ich nach der Liebesgeschichte. Deshalb musste ich es einfach in einem Zug lesen und denke mir am Ende jetzt einfach: ICH MÖCHTE UNBEDINGT EINE FORTSETZUNG! Jetzt, sofort, am besten! Klare Buchempfehlung von mir – daraus kann eine wirklich gute Reihe werden. 

Cover des Buches TINTENTRÄNEN (ISBN: 9783903248564)

Bewertung zu "TINTENTRÄNEN" von Andrea Benesch

TINTENTRÄNEN
cheshirecatannettvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Nicht abschrecken lassen - vielleicht ist es für andere LeserInnen genau das Richtige, für mich leider gar nicht :(
Tut mir leid, aber... :(

Ich mag Gedichtbände sehr gern. Zum Beispiel lese ich sehr, sehr gern Clara Louise und Courtney Peppernell und genau die Art von Poesie sagt mir sehr zu. Die Verse müssen sich auf gar keinen Fall reimen, aber der Klang und der Lesefluss ist mir sehr wichtig. Wenn ich ein Gedicht lese, dann möchte ich dieses Gefühl von Schönheit der Worte und Sprache verspüren. Das können auch manchmal einfach Aneinanderreihungen von bedeutungsvollen Sätzen oder seltenen Wörtern sein. Aber vor allem möchte ich dabei einfach etwas „Poetisches“ verspüren, etwas wo ich sage: „Das hätte ich besser niemals ausdrücken können“. 

Genau diese Gefühle fehlen mir leider bei den Gedichten in dieser Sammlung. Ich weiß, dass es hier um sehr persönliche Themen geht (bei Clara Louise z.B. auch, aber sie verpackt ihre Emotionen und Themen irgendwie „metaphorischer“) und dass die Dichterin/Autorin damit eben auch ihre Erlebnisse verarbeitet. Und das respektier ich sehr und ich denke, Menschen mit ähnlichen Gefühlen oder Erlebnissen  werden sich da dann auch wiederfinden. Aber wieso mich keins der Gedicht abholt, war einfach, dass sie sich für mich nicht wie Gedichte lasen. Vielmehr wie Texte an sich oder Briefe oder sogar teilweise Nachrichten an jemanden. Etwas, das man runterschreibt, wenn man seine Gedanken, die man gerade hat, schnell herunter schreibt, ohne eine gewisse Melodie dabei zu erschaffen oder über andere Ausdruckweisen nachzudenken.

Ich finde für mich persönlich keine Melodie, keine Rhythmen in den Gedichten – kurze und lange Verse sind wahllos vermischt. 

Es gibt tatsächlich Verse, die sich z.B. wiederholen und durch den Band durchziehen, wie z.B. „weißt du?“ oder „kennst du das“ – d.h. es sind Stilmittel vorhanden, aber das Stilmittel der Wiederholung reicht mir da nicht, um ein Gefühl von Poesie zu erzeugen.

Bei dem Gedicht Zu Viel als Beispiel: wir finden als Stilmittel:
Frage, Frage, Frage,
Wiederholungen von „ich hasse“. Da ist dann eine Idee, aber die ist mir einfach zu lieblos, zu „einfach“ – Stellen wie „dieses weg-Gefühl“ sind mir zu kreativlos. Diesem Gefühl kein besseres Wort zuzuordnen bei einem Gedicht oder ein Bild zum Beispiel stört mich als Leserin einfach und hinterlässt diesen Geschmack von: schnell runterschreiben.

Bei dem Gedicht Krise - dort heißt es: „ich habe am wenigsten Berufserfahrung“ in einem Vers – dies ist mir viel zu unlyrisch, da bin ich einfach klassisch. Ich meine damit keine Goethe Verse, aber die Gedichte hintereinander lesen sich für mich nicht wie Lyrik – bis auf den Fakt, dass man sie an den Versen, also den gesetzten Absätzen erkennt, würde ich, wenn jemand dies vorliest eher denken, dass jemand ein Tagebuch verfasst oder manchmal sogar eine emotionale Whatsapp, in der man versucht die Gefühle schnell auszudrücken.

Ich habe ein weiteres Beispiel dafür, was ich damit meine, dass mir ein Rhythmus fehlt. „So viele Menschen sind von ihm zerfressen UND leben nur noch dafür…“ – eine von unendlich vielen Stellen, an denen ich keine Poesie fühle, sondern eher eine andere Textform. Taktischer wäre: „So viele Menschen vom Hass zerfressen.
Leben nur noch…“, wenn man damit ansatzweise versteht, was ich meine.

„Ganz egal, ob das Paradies für dich eine tropische Insel ist, mit endlosen Sandstränden, und du einfach in der Sonne liegen willst, Ob du deine Freizeit einem höheren Zeil widmest und ehrenamtlich arbeitetest. Bau dir dein eigeneres Paradies. Erschaffe dir deine eigene Utopie eines vollkommenen Ortes und genieße die Zeit dort.“ – Solche Stellen hören sich mehr nach Ratgeber, als Poesie oder Lyrik an, finde ich. Auch ein „oder“ hat mir beim Lesefluss gefehlt, „egal ob…, oder…“, und solche Stellen sind mir oft aufgefallen. Letztlich sind mir die Texte einfach zu unausgepfeilt. 

Oft dachte ich mir, die Stelle müsste knackiger sein; wieder ein Beispiel: „Sie sagen ich sei Gift, ich weiß nicht, OBS so ist…“, aber die Verse danach sind dann sowieso wieder unmelodisch.

Oder „Ich bin eigentlich nicht der Typ Mensch, der betet“ als Gedichtanfang? Scheint mir so krass lang.

„Du kannst nicht jeden verprügeln,
 Der mich dumm anmacht“ – ist mir zu „unschön“ für ein Gedicht. Es liest sich, als hätte man das gerade seinem Freund geschrieben oder gesagt. Genau wie die Wortwahl „soziale Ungeschicklichkeit“ oder „gehe nicht andauernd aus oder feiern“ das sind alles Beispiele für eigentlich fast alle Verse, bei denen ich einfach keine „Magie“ spüre, die ich sonst bei passender Sprache empfinde. 

Die Idee von kintsugi kenne ich auch schon lange aus Pinterest Bildern und Zitaten – daraus hätte man viel machen können, es bleibt aber so berichtartig.

Letztlich fehlt mir einfach dieser Wow-Effekt. Dass ich mir denke: wie kann man etwas so Schönes ausdrücken/zu Papier bringen. Wo ich sage: ooooh, das ist Poesie, das bewegt, das ist Kunst. Das habe ich leider bei den Texten nicht, auch wenn mir das mit der Hintergrundgeschichte leid tut – aber ich möchte bei meinen Rezensionen einfach nur ehrlich bleiben. 

Cover des Buches Der Koffer der tausend Zauber (ISBN: 9783789115080)

Bewertung zu "Der Koffer der tausend Zauber" von Antonia Michaelis

Der Koffer der tausend Zauber
cheshirecatannettvor 3 Jahren
Kurzmeinung: eine zauberhafte Abenteuergeschichte, die ins Herz geht. 💚
Der Zauber der Gedanken, des Willens, Freundschaft, Familie und Liebe

Wie der Name des Romans Der Koffer der tausend Zauber 🔮 von Antonia Michaelis schon vermuten lässt, handelt es sich bei diesem Buch um eine zauberhafte Abenteuergeschichte, die ins Herz geht. 💚 Mir hat es große Freude bereitet, da es einen aus dem grauen, regnerischen Alltag direkt in den Dschungel Madagaskars entführt. Die Protagonisten Rabé und seinen Freund Benja habe ich sofort ins Herz geschlossen und ihr treuer kleiner Affe, als Wegbegleiter, gehört eindeutig zu einem der Highlights des Romans. Nun möchte ich aber erstmal etwas zum Schreibstil sagen, da ich bei Büchern immer vor allem darauf achte. Er muss einfach passend zur Handlung und den Figuren sein und natürlich klingen. Und dies ist hier der Fall. Vor allem positiv aufgefallen sind mir hierbei die eingestreuten Vergleiche, die stets zur Situation und auch zur Sprache und dem Wesen der jeweiligen Figuren passen. Wie z.B. den Vergleich mit dem Schmetterling 🦋, der ins Taumeln gerät, wenn er sich aus dem Garten der Reichen in die Abgase der Stadt verirrt. Dadurch wird die große Lücke zwischen Arm und Reich in dieser "Stadt der Städte" verdeutlicht, was im Laufe des Geschehens auch durch Benjas Mutter thematisiert wird. Dies hat mir auch sehr gut gefallen, da dadurch auch neben der magischen Welt immernoch die bittere Realität ihren Platz hat, die dem Leser vor Augen führt, dass er sein Leben schätzen sollte und sogar zum Nachdenken und Helfen anregt. Toll ist auch, dass man etwas der Kultur und Sprache kennenlernt und Landschaften sehr bunt, magisch und auch akustisch beschrieben werden. Dschungelbuch meets Zauberei! 🐯🧙🏻‍♂️ Umschreibungen wie “die Stadt der Städte” sind ein gutes Beispiel für die malerische Sprache eines Geschichtenerzählers. Dies gemischt mit Rabés kindlichem Erleben und Beschreiben der Geschehnisse verleihen dem Roman eine sehr schöne Atmospähre. Werte einer echten #Freundschaft kommen stark zur Geltung, die unabhängig von Herkunft, Status und Geld eine wundervolle Entwicklung durchmacht. Die Geschichte ist im Gesamtbild gut durchdacht: jede Figur ist ausgearbeitet und man findet keine “Logikfehler” in der Handlung. Stattdessen trifft man hier stetig auf Spannung und Emotionen, ein Abenteuer jagt das nächste und man hat vieles zum Miträtslen. Dabei bleiben am Ende keine Fragen offen - Das Ende hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich sag es mal so - es ist so, wie es sich für ein Abenteuer-"Märchen" gehört. Ich fand es einfach schön, wie sich am Ende alles fügt und zusammen findet, wie niemand ausgeschlossen und jedem geholfen wird und dass man mit Fantasie, weiter an die Macht der Magie glauben kann, aber auch alle, die kein Herz für das Unmögliche haben, eine rationale Erklärung für alles finden können. 🤗 Letztlich geht es hier vor allem um den Zauber der Gedanken, des Willens, Freundschaft, Familie und Liebe. Und das ist wunderschön! 💖

Cover des Buches Das Glück in vollen Zügen (ISBN: 9783596700295)

Bewertung zu "Das Glück in vollen Zügen" von Lisa Kirsch

Das Glück in vollen Zügen
cheshirecatannettvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Erfrischend, lustig, rührend, modern :)
Ach, so schön hier mit euch <3 :D

Der Roman „Das Glück in vollen Zügen“ von Lisa Kirsch ist ein wunderbar, erfrischend lustiger Liebesroman, der sowohl Momente des Lachens mit sich bringt, aber auch die ernsten, schweren und traurigen Seiten des Lebens nicht ausspart. Letzteres jedoch ohne dem Geschehen seine Leichtigkeit zu nehmen oder den Hauptfokus zu verlieren. Dieser liegt nämlich auf dem Finden des Lebenspartners in unserer heutigen Welt – dabei werden Tinder bis OkCupid mit einbezogen und auch gut auf die Schippe genommen – und was ich so schön finde: das Ansprechen im echten Leben, die Gedankengänge dabei, den Mut zusammenzunehmen bevor man auf die Person zugeht, werden auf spannende Weise aus zwei Sichten geschildert. Wobei wir auch bei einem Punkt sind, der mir besonders gut gefallen hat. Der Roman wechselt nach jedem Kapitel von der Sicht Maries zu Johannes‘, den beiden Hauptfiguren, die sich fast täglich im Zug sehen und so aufeinander aufmerksam werden. Dabei lernen wir beide Menschen, deren Familie und Freunde Stück für Stück kennen und eines fand ich dabei besonders toll: bei beiden Figuren entstehen Vorurteile gegenüber der anderen Person – z.B. durch Äußerlichkeiten oder auch dem Belauschen von Gesprächen (und vielem mehr, was ich nicht verraten möchte) – die sich am Ende als nicht wahr herausstellen. Stattdessen steckt in beiden Figuren viel mehr hinter der oberflächlichen Fassade und das ist etwas, was sich viele Menschen zu Herzen nehmen sollten: Menschen zuerst kennenlernen, bevor man sich ein Bild macht. Und vor allem niemals zu vergessen, dass jeder Mensch sein eigenes schweres Päckchen mit sich herumträgt, was gemeinsam so viel leichter werden kann. Mir hat der Schreibstil sehr gefallen und der Einfluss von modernen Themen war sehr erfrischend (von Birkenstock bis Dirndl von Cathy Hummels ist alles dabei). Ich liebe es, dass der Roman voller lustiger Zufälle ist, die das Geschehen nie langweilig werden lassen und die einem das Gefühl geben, dass wir alle eine ordentliche Portion Glück und Pech im Leben brauchen, um an einem bestimmten Punkt anzukommen. Das Schicksal hat hier eindeutig seine Finger im Spiel und gleichzeitig wird man aber auch daran erinnert, dass man sich nicht nur zurücklehnen darf, sondern auch handeln muss in allen Lebensbereichen. Emotional sehr gerührt hat mich das Alzheimer Thema und auch das Kinderwunsch-Thema. Unglaublich entzückt war ich bei jeder einzelnen Hunde- und Welpenstelle, die in dem Roman auch nicht zu kurz kommen zur Freude aller Hundeliebhaber. Sehr schön ist auch, wie viele unterschiedliche Generationen durch die Figuren repräsentiert werden. Ich bin übrigens totaler Leopold aka Poldi Fan geworden (eine meiner Lieblingsfiguren hier) und die Stelle in der Bahn mit dem betrunkenen Nep und seinem glückseligen Satz: „Ach, so schön hier mit euch.“ war wirklich filmreif – wie in einer Liebeskomödie, wirklich die beste Szene für mich. Nach dem Zuschlagen des Buches war ich einfach happy mit dem Ende und bin mit einem glücklichen Gefühl zurück geblieben, wie nach einem schönen Liebesfilm (nur besser).  

Cover des Buches Deine Zeit ist Jetzt - 365 Impulse für ein erfülltes Leben (ISBN: 9783965840829)

Bewertung zu "Deine Zeit ist Jetzt - 365 Impulse für ein erfülltes Leben" von Kim Fleckenstein

Deine Zeit ist Jetzt - 365 Impulse für ein erfülltes Leben
cheshirecatannettvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Super schön gestaltet, toller Wegbegleiter.
Ich bin begeistert ☀️

"Deine Zeit ist jetzt" von Kim Fleckenstein besteht aus 365 Impulsen für ein erfülltes Leben - alles in einem Buch als Coaching-Jahresbegleiter gedacht. Man findet hier 120 Texte, die einen zum Nachdenken anregen sollen, 36 Zitate zur Inspiration, 41 Bilder, 24 Fragen, bei denen man seine Antworten in Ruhe bedenken soll und auch anderen Menschen in seinem Umkreis diese Fragen stellen und vergleichen kann, was ihre Antwort für einen selbst ist, 24 Meditationen (die mir besonders schwer fallen werden, aber man soll sich drauf einlassen und sie auch an anderen Tagen ausprobieren, wenn sie an besagtem nicht für einen funktionieren), 48 Reflektionsanstöße (kurze Texte, mit einer Frage oder Aufforderung zur Umsetzung, bei denen es sich empfiehlt, diese schriftlich zu beantworten), 36 Übungen, die einen zum Handeln animieren sollen und 36 Seiten für persönliche Gedanken. Ich bin total begeistert von dem Buch, denn vor paar Tagen habe ich mit einer Freundin am Telefon über das Sortieren von Gedanken geredet, Meditation und dem Herausbrechen aus Angewohnheiten, die einen bremsen, und darüber, dass mir sowas schwer fällt, dass ich oft zu unruhig bin - und plötzlich lag dann dieses Buch in meinem Briefkasten  ich finde es auch schön, dass man es selbst "portionieren" kann, also auch Mal einen Tag aussetzen kann, oder eben Tag für Tag damit in den Tag startet (Tag, Tag, Tag xD) - Tag 1 (Text über die Komfortzone) hat mir heute tatsächlich Motivation gegeben, das Buch selbst war irgendwie schon ein schönes Zeichen für mich und der Text dann umso mehr, denn ich fühle mich nun stärker, mich heute einigen Herausforderungen zu stellen. Also ich kann das Buch wirklich sehr weiterempfehlen (auch ein schönes Geschenk), es ist sehr schön gestaltet und ist perfekt für jeden, der gerne philosophiert, reflektiert und an sich arbeitet. 

Über mich

Wer oder was sind wir? - Wir sind die Summe all dessen, was vor uns geschah, all dessen, was unter unseren Augen getan wurde, all dessen, was uns angetan wurde.. Wir sind jeder Mensch und jedes Ding, dessen Dasein das unsere beeinflusste, oder von unserem beeinflusst wurde. Wir sind alles, was geschieht, nachdem wir nicht mehr sind, und was nicht geschähe, wenn wir nicht gekommen wären.
  • weiblich
  • 04.02.1993

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