Unheimlich nah ist definitiv nicht der schlechteste Roman, den ich in diesem Jahr gelesen habe – oder zumindest angefangen habe –, dennoch ist es auch kein wirklich guter Roman. Die Protagonistin kann überhaupt nicht ernst genommen werden, die zweite Handlung ist nur störend und sorgt nicht dafür, dass der Roman an Fahrt aufnimmt oder spannender wird, im Gegenteil, und wer auf überraschende Wendungen wartet, der ist hier falsch aufgehoben. Lediglich die Pferdeszene hat kurz dafür gesorgt, dass es wirklich spannend wurde, danach muss man sich jedoch wieder frage warum Annas Familie sie nicht in die geschlossene Psychiatrie einliefern lässt, denn das arme Mädchen ist vollkommen instabil und paranoid. Als Protagonistin ist das die Hälfte der Zeit anstrengend und ansonsten relativ unterhaltsam, weshalb Unheimlich nah zwei Sterne für den Versuch einen Psychothriller für Jugendliche zu schreiben.
Lies meine komplette Rezension auf meinem Blog: https://chochi-in-wonderland.com/2017/10/26/unheimlich-nah-jugendpsychothriller-mit-seltsamen-wendungen-review/
chochi_rain
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Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Sadako. Ein Wunsch aus tausend Kranichen" von Johanna Hohnhold
Sadako ist eines der bekanntesten Hiroshima Opfer und eine der großen Heldinnen unserer Zeit. In ihrem Roman Sadako unternimmt Johanna Hohnhold den Versuch Sadako zu vermenschlichen und die Ereignisse von Hiroshima kindgerecht aufzubereiten. Ein wirklich fantastischer Roman: Vollständige Rezension auf Chochi in Wonderland lesen
Bewertung zu "Und jetzt lass uns tanzen" von Karine Lambert
Was diesen Roman ausmacht ist das wirklich selten aufgegriffene Thema der Liebe im Alter. Lambert selber sagt, dass die Mutter ihrer besten Freundin sie zu dieser Geschichte inspiriert hat. Nach Jahren in einer unglücklichen Ehe, lernte sie einen Mann kennen, mit dem sie in der Küche tanzen konnte. Nach dieser rührenden Geschichte begann Lambert ihre Recherche um mehr über die Liebe und das Alter zu lernen.
Gleichzeitig erzählt der Roman auch von der Vergangenheit. Von Marguerites Schwester, die Abenteuerin, und über Marcels Liebesgeschichte mit Nora, die alleine einen ganzen Roman ausfüllen könnte.
All diese schönen Geschichten sind leider in einen etwas holperigen Erzählstil eingefasst, der Erzählungen und Gespräche nachahmen soll, gerade deswegen jedoch in der gelesenen Variante schnell grob wirkt. Die Perspektive und Erzählzeit springt innerhalb einzelner Kapitel von einem Abschnitt zum anderen und sorgt häufig dafür, dass der Leser nicht weiß wer gerade in welcher Zeit redet. Die Gespräche zwischen Marguerite und Marcel schwanken zwischen Erzählungen und wirklichen Ereignissen, bis man nicht mehr weiß, was gerade wirklich geschieht.
Komplette Rezension zu Und jetzt lass uns tanzen auf meinem Blog lesen
Bitte nicht falsch verstehen, dieses Buch ist immer noch sehr gut geschrieben und hat einen Spanungsbogen, der den Leser langsam in seinen Bann zieht und der immer wieder die Frage aufwirft, was denn nun eigentlich vorgefallen ist und ob Eden wieder auftauchen wird. Stellenweise fiebert man sogar mit den Figuren mit, bis einem klar wird, dass die komplette Handlung sich mehr oder weniger an einem Tag ereignet und an diesem nicht nur sämtliche schockierenden Familiengeheimnisse entlüftet werden, ein Mädchen verschwindet und Jess nebenbei ihr eigenes Trauma überwinden und sich über ihre romantischen Gefühle einig werden muss.
Wäre Eden verschwunden, nachdem Iona gestorben ist, wäre dies eine vollkommen ausreichende Handlung gewesen. Hätte Jess darüber hinaus ein Trauma gehabt, wäre dies vielleicht auch noch in Ordnung gewesen. Das Mädchen, dass trotz ihrer Angststörung hinausgeht in die Welt um ihre beste Freundin zu finden, während niemand mehr an sie glaubt.
Aber die komplette Hintergrundgeschichte zu Jess ist einfach etwas zu überdramatisch, die Liebesgeschichte ist vollkommen fehl am Platz und auch die Hintergrundgeschichte zu Iona wirkt eher etwas zu übertrieben. Manchmal ist weniger mehr und lässt einen beim Lesen nicht denken: „Nun lass es endlich vorbei sein.“
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Natürlich wird für viele das Cover mit dem sehr niedlichen Fuchs als Verkaufsargument ausreichen. Spätestens, wenn man das Buch aufschlägt und feststellt, dass auch innerhalb der Geschichte immer wieder sehr feine Illustrationen mit liebevollen Details auftauchen, ist man jedoch von diesem Buch überzeugt.
Doch, es ist nicht nur ein hübsch gestaltetes Jugendbuch, welches von dem äußerst talentierten Jonathan Klassen bestückt wurde, sondern vor allem eines, welches das Herz berührt und welches man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Geschichte über Freundschaft und die Auswirkungen des Krieges, ist fesselnd und beeindruckend umgesetzt. Ein solch schwieriges Thema in Worte zu fassen, die Kinder und Jugendliche nachvollziehen können, gehört zu einer der größten Herausforderungen, denen sich Sara Pennypacker in Mein Freund Pax stellen musste.
Sie schaft es durch Bilder, Gespräche und die naive, fast schon poetische Haltung des Fuchses, das Thema Krieg in ein für Kinder greifbares Ding zu verwandeln. Es ist nicht mehr nur ein abstrakter Gegenstand, über den man etwas gehört hat. Nein, er hat konkrete Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Beziehungen, Verhalten und die Natur. Wie diese aussehen können beschriebt sie in ausgewählten Worten.
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Bewertung zu "Sieben Minuten nach Mitternacht" von Patrick Ness
Obwohl es sich bei Sieben Minuten nach Mitternacht um einen recht klassisch erzählten Kinder- oder Jugendroman handelt – der immer wieder durch wundervolle Illustrationen unterbrochen wird –, enthält die Geschichte so viel Tiefe, dass sie auch für Erwachsene sehr spannend ist. Das Monster als Metapher für unterdrückte Gefühle, welches immer wieder in Momenten auftaucht, in denen Conor es eigentlich nicht gebrauchen kann, ist ein solch starkes Bild für Trauer und Hilflosigkeit, dass es fast schon wieder zu naheliegend ist und gleichzeitig auf sehr geniale Weise beschreibt wie sich solche Gefühle anfühlen.
Es ist ein sensibler und für Kinder angemessener Umgang mit dem sehr schwierigen Thema eines erkrankten Elternteils, der die Gefühlsebene auf eine Art beschreibt, die alle Menschen gleichermaßen erreichen kann. Genau dies ist es, was das Buch zu einem solch besondern macht, denn jeder Mensch, der eine geliebte Person an eine Krankheit verloren hat, kann sich direkt in Conor hineinversetzen, mit ihm fühlen und verstehen was in ihm vorgehen muss. Gleichzeitig geben Dowd und Ness so wenig wie möglich über Conors Gefühlsleben preis, so dass der Leser nie genau weiß, was in ihm vorgeht und seinen eigenen Erfahrungen auf Conor projektieren kann.
Nur eine Warnung vor dem lesen dieses Romans, der seine fünf von fünf Sternen redlich verdient hat: Dieses Buch wird euch mit einem gebrochenen Herzen zurücklassen.
Hundert Stunden Nacht ist allem voran eine Geschichte über das Erwachsen werden. Woltz fragt was passiert, wenn man Eltern plötzlich nicht mehr nur als „Eltern“ wahrnimmt, sondern auch als Menschen. Sie thematisiert die Auswirkungen von Twitter und Co auf unsere Kommunikation und wie schnell aus Gerüchten „Tatsachen“ werden können, wenn sie nur oft genug wiederholt werden.
Aber es geht auch um Emila, Abby, Seth und Jim, vier Jugendliche, die in der Not zu Freunden werden, und die durch das plötzliche Wegbrechen des medialen Dauerrauschens, dazu gezwungen werden sich mit sich selbst und ihrer jeweiligen Zukunft auseinanderzusetzen. Beginnend bei der Einsicht, dass die Kindheit bald vorbei ist und der „Ernst des Lebens“ auf jeden Wartet.
Ergänzt wird die Erzählung zusätzlich mit einem fast schon schwarzen Humor und einer großen Menge spitzer Bemerkungen, die dafür sorgen, dass man immer wieder während des Lesens laut loslachen muss.
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Bewertung zu "Nach einer wahren Geschichte" von Delphine de Vigan
Mit Nach einer wahren Geschichte ist Delphine de Vigan ein wahres Meisterwerk gelungen, welches sich mit zwei großen Fragen der Literatur auseinandersetzt. Zum einen thematisiert der Roman den Roman als solches. Er fragt danach was ein Roman leisten kann, was er über einen Autoren aussagt und vor allem wie viel Wahrheit ein Roman enthalten kann. Selbst bei einem autobiographischen Roman schwingt immer die Perspektive des Autors mit und wird uns niemals ein objektives oder wahres Bild liefern können.
Zum anderen fragt Nach einer wahren Geschichte was überhaupt „wahr“ ist. Wann wird etwas zur Wahrheit oder Wirklichkeit? Wenn genug Menschen an etwas glauben, wird es dann wahr? Und wenn dieses Wahre von einem Autor festgehalten wird, entspricht es dann immer noch der Wahrheit oder wird es lediglich zu einer Geschichte, wie jede andere?
Der in vier Teile, vier Lebensabschnitte, vier Erkenntnisphasen gegliederte Roman Das Buch der Wunder ist eines der spannendes Werke des Jahres. Mal beschreibt er trocken humorvoll die Vorgänge in einer Werbeagentur – so nah an der Realität, dass viele die Beschreibung für vollkommen übertrieben hinnehmen werden –, dann wird das Innenleben zweier Kinder untersucht, die mit dem plötzlichen Verschwinden ihres Vaters überfordert sind. Immer ist es die gleiche Reflektierende Stimme, die die Handlung voran treibt und die Ereignisse und Vorhersagen miteinander verwebt, bis nicht mehr klar ist ob es sich um ein von langer Hand geplantes Geschehen oder eine zufällige Übereinstimmung handelt.
Wirklich sehr wunderbar ist auch die Gestaltung des Romans, welches den Omnipräsenten Dschungel auch auf dem Umschlag des Romans weiterleben lässt. Wer wirklich etwas finden möchte, was man an diesem Buch bemängeln kann, dann wohl nur, dass das Coverdesign, welches um den Umschlag herumläuft, durch einen sonderbaren blauen Buchrücken unterbrochen wird. Wenn man den unbedingt etwas bemängeln muss.
Was wäre, wenn du wüsstest, dass in deiner Badewanne ein Mensch gestorben ist? Nicht vor Wochen, Monaten, Jahren, sondern gerade erst, vor ein paar Tagen? Und wie würdest du dich verhalten, wenn dieser Mensch dich plötzlich heimsuchen würde? Im Grunde handelt es sich bei Angstmädchen um eine klassische Horrorgeschichte. Ein sonderbarer Ort, merkwürdige Ereignisse, eine Tote, die Rache nehmen möchte und ein Haufen junger Menschen, die versuchen das Probleme alleine zu lösen. Dennoch ist dieses Buch sehr gut erzählt und eine bis zur letzten Seite spannende Geschichte, die ich zum Schluss gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
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Über mich
- 05.11.1989
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