Zugegeben, ich bin nicht ganz unvoreingenommen. Ich habe bereits den ersten Teil gelesen, die Protagonisten also schon kennengelernt. Und ich habe die Autorin im Entstehungsprozess punktuell unterstützt, was den Anfang des Buches angeht. Nicht, weil ich es besser könnte, sondern weil meine Perspektive eine andere ist, und das hilft beim Schreiben, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Da ich weder in den Plott, in den Verlauf der Geschichte involviert war, und erst jetzt, nach der Fertigstellung, das ganze Buch gelesen habe, meine ich, dass meine Meinung gleichwohl interessant sein könnte. Ich schreibe hier nichts, wovon ich nicht überzeugt bin.
Isabella, eine Schauspielschülerin um die 20, Halbitalienerin mit dem zugehörigen Temperament, selbstredend ein Hingucker, wohnt alleine in München in einem spitzgiebligen Haus, das einmal ihren Großeltern gehört hatte. »Impulsiv verwegen« beschreibt Isa wohl am besten, das Herz am rechten Fleck. Nicht, dass sie keine Angst hätte, die hat sie, zuhauf sogar, stellenweise liegt ihr Kreislauf darnieder, aber wenn die Situation ihres Freundes David, Kommissar beim LKA Bayern und gerade under cover, zum Besseren beeinflusst oder der Gerechtigkeit im allgemein genüge getan werden kann, so sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, dann zögert sie nicht. Über anfängliche Zweifel vermag sie sich stets recht schnell hinwegzusetzen.
Eine schlichte Übergabe von zwei Umschlägen entwickelt sich zu einem Fiasko. Isa muss befürchten, dass ihr Freund nicht mehr lebt, und setzt alles daran, Gewissheit zu erlangen, ihn doch noch zu retten. Dabei gerät sie mitten hinein in eine turbulente Spionagegeschichte. An einigen Stellen möchte man als LeserIn schreien: Nein, tu das nicht! Bist du denn bekloppt? Fassungslos muss man verfolgen, wie sich die Lage immer weiter zuspitzt. Mit anderen Worten: Ich fand es extrem spannend, spannender, als ich erwartet hätte. Ich habe das Buch kaum aus den Händen gelegt.
Ich muss gestehen, dass ich mit Isa am Anfang nicht so ganz warm wurde, auch wenn ich sie ja schon aus dem vorgehenden Band kannte, den man übrigens nicht gelesen haben muss, um hier einzusteigen. Ihrem David gegenüber war sie mir zu anschmiegsam. Aber waren wir das nicht alle, so mit 20 und unserer (ersten) großen Liebe? Mit der Zeit ist mir Isabella, die Draufgängerin, ans Herz gewachsen, auch wenn ich sie darin bestätigen möchte, ruhig etwas mehr auf sich zu vertrauen und nicht immer dermaßen in Panik zu geraten. Ein guter Anfang ist schon mal gemacht: Die junge Frau lässt sich inzwischen in Selbstverteidigung trainieren, was ihr und der Geschichte zugutekommt. Sie hat sich im Vergleich zum ersten Band bereits deutlich weiterentwickelt.
Die Sprache von Mona Busch passt zu ihrer sehr jungen Protagonistin, geradeheraus, schnörkellos, stellenweise naiv, nichts hochtrabend Kompliziertes. Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Das Buch wartet mit temporeichen Action-Szenen auf, bei denen die Autorin auch nicht vor Details zurückschreckt, die allerdings noch im Rahmen bleiben. Für mich ein gelungener Mix. Stellenweise meinte ich, ja, okay, das weiß ich doch schon, wie geht’s denn jetzt weiter? Das hat aber durchaus auch zur Spannung beigetragen.
Die Recherche und Detailgenauigkeit, die Mona Busch hier zeigt, ist beeindruckend. Die Beamten des LKA bedienen sich ebenso ihrer Fachsprache wie die Ersthilfesanitäter und Ärzte. Auch in den Kampfszenen hatte ich den Eindruck, hier sitzt jeder Handgriff, wo er hingehört. Das verschafft eine Authentizität, die einen gewissen Sog entwickelt.
Die Geschichte rund um Isabelle, David, ihren Freunden Carina, Ben und Tobi, den Beamten des LKA München und ihrem russischen Widersacher, einem Diplomaten, gefällt mir sehr gut. Wie Mona Busch schreibt, es muss nicht immer ein Mord vorliegen, um Spannung zu erzeugen. Hauptsache, es gilt ein paar böse Buben in ihre Schranken zu weisen.
Wer gerne in ein turbulentes Spionageabenteuer eintaucht, das sich mal eben verschlingen lässt, der ist hier goldrichtig.
Freue mich auf den nächsten Band.