Bewertung zu "Hannas schlafende Hunde" von Elisabeth Escher
Bücher über die noch nicht so ferne Vergangenheit der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, oder auch ein wenig weiter in der Zeit zurück, sind mir oft zu mahnerisch oder zu theatralisch.
„Hannas schlafende Hunde“ von Elisabeth Escher ist da ganz anders. Das Buch ist ein sprachliches Meisterwerk, welches Stimmungen vor das geistige Auge zeichnet, die man so leicht nicht mehr los wird. Es ist wie Parfümessenz, die sich im gut verschlossenen Glas am Boden absetzt und deren Gerüche sich nach dem Ziehen des Stöpsels im Raum breitmachen, die bitteren genauso wie die lieblich-flüchtigen. Hat man erst einmal in das Leben der Hanna „hineingeschnuppert“, ist man gefesselt von den Personen in die man sich beim Lesen verwandelt, und nach deren Geschichte man schier süchtig wird. Ein Buch mit Tiefgang, das man nachdenklich und mit Wehmut zur Seite legt, wegen der Schicksale der Protagonisten und weil es fertig gelesen ist. Für mich könnte es noch viele hundert Seiten haben, so vieles würde ich noch über Hanas Umfeld erfahren. Elisabeth Escher ist für mich eine der besten Erzählerinnen, die ich in den letzten Jahren entdecken durfte.