„Bataillon“ gab es bis vor kurzem nur als Hardcover-Ausgabe (2007 erschienen) und war schon relativ schwierig zu bekommen. Nun hat der Haymon-Verlag den Roman als günstige Taschenbuch-Variante neu aufgelegt. Natürlich beurteilt man ein Buch nicht nach seinem Einband aber ich muss doch gestehen, dass mich das neue Cover mehr anspricht.
„Bataillon d‘Amour“ erzählt die Geschichte einer jungen Kolumbianerin aus den Slums von Bogotá. Sie lebt dort mit ihrer Schwester und ihrer todkranken Mutter. Aus einem Chatroom-Flirt mit einem Deutschen wird mehr, und Mayra verliebt sich in den Unbekannten. Wenig später bietet sich ihr die Möglichkeit, das Land zu verlassen und nach Deutschland zu reisen, um dort zu arbeiten. Die Aussicht auf ein besseres Leben ist zu verlockend, und sie stürzt sich blindlings ins Abenteuer. Dies sollte sich jedoch als fataler Fehler herausstellen, denn Mayra gerät in die Fänge des organisierten Verbrechens und wird zur Prostitution gezwungen. Sie landet in einem Bordell irgendwo in der Einöde ohne jegliche Aussicht auf Flucht und erlebt die Hölle auf Erden.
So viel zum Plot, und mehr will ich auch nicht vorwegnehmen. Einer der Hauptgründe, warum ich meist keine Rezensionen lese, ist, dass sie mehrheitlich die ganze Handlung vorwegnehmen. Darum beschränke ich mich jetzt auf den Roman selbst. Jedes Buch von André Pilz habe ich in Rekordzeit gelesen. Dabei sind sie auf keinen Fall Fastfood. Die Sprache ist stellenweise derb aber dennoch poetisch. Der Autor schafft es wie kein anderer glaubwürdige Charaktere zu schaffen, mit denen man einfach sofort mitfiebert. Bleiben bei anderen Romanen die Figuren oft fahle Gestalten, so erwachen sie bei André Pilz vor dem inneren Auge sofort zum Leben. Ohne der Uhr große Beachtung zu schenken, verschlingt man Seite um Seite. Man taucht ab in diese schreckliche Welt, die aber auch immer wieder Schönes durchblicken lässt. Manchen Leuten muss man die Augen eben mit Hammer und Meißel öffnen. Pilz beschönigt nichts, aber Gewalt wird niemals ausgeschlachtet und Liebe nicht verkitscht, wobei sie dennoch sensibel dargestellt wird. Und das mag ich an den Büchern von André Pilz. Die Protagonisten sind leidenschaftlich und zum Kampf bereit. Bis zur letzten Konsequenz. Wohlfühlliteratur bekommt man hier keine serviert und man wünscht sich des Öfteren ein Schicksal wie das von Mayra, wäre einfach nur der Fantasie des Autors entsprungen. Dessen ungeachtet sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn wer sich auf diese Reise begibt, wird reich belohnt. Auch wenn die Geschichte von Abgründen erzählt, so schimmert immer wieder die Hoffnung durch. Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und von dem etwas in den Köpfen zurückbleibt. So sollte Literatur sein. Lesen!