Kafkas "In der Strafkolonie" ist meine neue Lieblingserzählung. Darin erzählt Kafka auf eindringliche und markerschütternde Weise von einem Macht- und Bestrafungsapparat. Wenn ihr auf Horrorliteratur steht, aber die Klassiker à la King bereits auswendig kennt, greift doch mal zu dieser Erzählung.
deadlypoppy
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Bewertung zu "Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Freiheit" von Jürgen Zwilling
Das Buch "Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Freiheit" hatte ich in Kürze ausgelesen. Es ist ein Heft, das leicht in der Hand liegt und mit einer angenehmen Schriftgröße dem/der Leser/in einen Gefallen tut. Jedoch sah ich auch einige Gefahren in der Lektüre dieses Plädoyers.
Dem Gedanken, dass Freiheit und Ideologie nicht zusammengehören, kann ich als belesene Philosophie-Studentin nur beipflichten. Doch was genau ist das Gute an der Freiheit und das Schlechte an der Ideologie? Hier hätte ich mir mehr Tiefe erhofft, anstatt Idealisierung auf der einen und Schwarzmalerei auf der anderen Seite zu betreiben.
Ich denke, Freiheit ist am ehesten noch ein Gefühl des Nicht-Belangens, des Nicht-Anlangens. Freiheit ist die Freiheit von etwas, wie etwa die Freiheit von einer weiteren Person, wenn man Single ist. Freiheit ist aber auch die Freiheit zu etwas - die Freiheit, entscheiden zu können, dass man Single ist etwa.
Doch was ist Ideologie? Sie ist eine Art Grundeinstellung, oder auch Wert, der, wie Zwilling zurecht behauptet, gefährliche Ausmaße annehmen kann, insofern, dass nur mehr dieser eine Wert existiert und kein Reflektieren mehr vonseiten der Bürger/innen existiert. Jedoch ist es doch so, dass selbst unser Gedanke von Freiheit, bei jedem von uns, von einer Art Ideologie abhängt.
Wenn ich gerne Single bin aus Überzeugung, könnte meine Ideologie dahinter sein, dass ich glaube, alle Männer seien Schweine, denen man nicht vertrauen kann. Hier stimme ich Zwilling zu, dass es gefährlich sein kann, so zu denken, da dieser Gedanke einer Verallgemeinerung unterliegt, welche ein Einzelfall eines guten Mannes negieren kann. Jedoch geht es hier um Vorstellungen - Vorstellungen von Freiheit und Ideologie, welche gleichermaßen, meiner Meinung nach, ideologischen Gedanken und Vorstellungen davon unterliegen.
Bewertung zu "Mein Onkel der Jaguar" von Joao Guimaraes Rosa
Beim Lesen stolpert man über Eigenarten des Brasilianischen, in Form gebracht durch eine zwiespältige, mehrdeutige Form des Monologs. Eine Randfigur der Gesellschaft nimmt hier Platz in der Mitte des Raumes. Dieses Werk ist somit gleichsam die Instandsetzung und das Ins-Bilde-Rücken von etwas und jemandem, der an dieser Stelle seinen Platz nicht haben "sollte". Durch die Stimmgebung des Im-Stich-Gelassenen werden weitere mögliche Romanfiguren außen vor gelassen, bzw. stumm gemacht. Der Protagonist bespricht sich mit sich selbst und spaltet sich auf, wird schließlich ganz zum Tier.
Franz Kafka wirft nicht mit großen Worten um sich, wenn er die schmerzhafte Metamorphose vom Menschen zum Käfer beschreibt. Er leitet uns nicht in die Thematik ein, sondern stellt fest.
Gregor Samsa erwacht als Käfer. Das ist alles, was er uns sagt. Kafka beobachtet mit klaren Worten das Schauspiel, ohne auszuschmücken. Jedoch erzählt er gleichsam nur den Rahmen der Handlung, was große Bedeutungsoffenheit entstehen lässt: Wir erfahren kaum etwas über die Vergangenheit Gregors sowie der Familie oder über die Handlungsintentionen bzw. Vorhaben dieser. Was soll das?, fragen wir uns, während wir die zwickmühlenartige Spannung bewundern. Der Stil um Grauen auszudrücken ist seltsam, aber er könnte passender nicht sein. Darüber hinaus zieht uns Kafka nicht nur in ein literarisches, stilistisches, sondern auch in ein ethisches Dilemma. Als säßen wir im Gerichtssaal und sollten über Schuld und Unschuld entscheiden. Kafka beschreibt hier die trostlose Gottlosigkeit und umgibt uns mit ihrem Schleier. Wir sind, genau wie Gregor, die Familie Samsa, die Hausbewohner, ja gar Kafka selbst, ausgesetzt. Es gibt hier keinen Gott mehr und kein Orakel, das entscheiden könnte. Wir als Leserschaft übernehmen Zepter, Wünschelrute und Beil.
Bewertung zu "Der Untergang der Titanic" von Hans Magnus Enzensberger
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- 30.09.2015