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derMichi

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Cover des Buches Reisezugwagen 1 - Sitz- und Gepäckwagen (ISBN: 9783613716810)

Bewertung zu "Reisezugwagen 1 - Sitz- und Gepäckwagen" von Peter Wagner

Reisezugwagen 1 - Sitz- und Gepäckwagen
derMichivor 2 Monaten
Referenz im Wagen-Segment

Über die Ausgabe als Broschur wurde alles gesagt. Die gebundenen Originale wirken natürlich deutlich hochwertiger, doch die Herstellkosten dieser Reihe dürften auch ohne Hardcover schon hoch genug sein, denn jeder Band schlägt mit knapp 50 Euro zu Buche. Dafür bekommt der Leser allerdings auch allerhand geboten, denn die Bände umfassen die Mehrheit der zwischen der Länderbahnzeit und den frühen 1990er Jahren auf deutschen Gleisen verkehrenden Reisezugwagen.

An Informationen und Abbildungen haben die vier Autoren alles zusammengetragen was sich finden ließ - mit immer noch deutlichem Mehrwert gegenüber vielen anderen Veröffentlichungen ähnlicher Art. Meist finden sich ein Foto und eine Skizze des jeweiligen Fahrzeugs, bei den Länderbahnen ist die Quellenlage freilich dünner. Aber man muss anerkennen, dass hier wirklich ganz vorn begonnen wurde, nämlich bei den Wagen der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Letzter Stand ist die deustche Wiederverinigung, bei der die modernsten Fahrzeuge von Bundesbahn und Reichsbahn aufeinander trafen.

Punktabzug gibt es für den lieblosen Scan der Vorlage. Das führt zu einem deutlich schlechteren Druckbild als es die letzte Ausgabe aus den frühen Neunzigern bietet. Im Ergebnis ist die Schrift eher grau als schwarz und die Bilder oft ebenfalls unschön blass. Zudem sind bei zwei von drei Bänden die Covermotive unscharf und verpixelt. Ausgerechnet das historische Foto auf Band 1 hat einwandfreie Qualität, von den beiden modernen Fahrzeugen auf den anderen beiden Titeln kann man das nicht behaupten.

Cover des Buches Asterix 40 (ISBN: 9783770424405)

Bewertung zu "Asterix 40" von Fabcaro

Asterix 40
derMichivor 2 Monaten
positive Schwingungen und regionale Quellen

Früher war ja alles besser. Seit Ferri und Conrad die Abenteuer des kleinen Galliers übernommen haben motzen alteingesessene Fans noch leidenschaftlicher, dass ja schon mit Goscinnys Tod alles schlechter wurde und jetzt nochmal ein neuer Tiefpunkt erreicht würde. "Die weiße Iris" dürfte manchen Kritiker umstimmen, denn neben ironischen Bezügen zur Jetztzeit glänzt der Band auch wieder mit herrlich schlagfertigen Dialogen und einer augenzwinkernden Doppelbödigkeit.

Vielleicht liegt das auch am Texterwechsel. Nach Jean-Yves Ferri ist jetzt Fabcaro als Szenarist tätig und er besinnt sich in fast jeder Hinsicht auf die Stärken der Reihe. Das "Dorf der Spinner" steht endlich wieder einmal im Vordergrund, keine Reise in ferne Länder. Die Marotten der bekannten Figuren werden gekonnt variiert, während mit Visusversus' Achtsamkeitsmethoden die Geschwätzigkeit postmoderner Coachings auf dem Niveau banaler Kalendersprüche karikiert wird.

Auch E-Scooter, Klimakleber, Glühbirnenwitze, die moderne Kunst und Hochgeschwindigkeitszüge kriegen übrigens ihr Fett weg, ohne dass es von der Haupthandlung ablenken würde. Am Ende sind die Gallier wieder Gallier und lösen die Probleme auf ihre Weise, während Miraculix weise resümiert: Die weiße Iris verfängt in Gallien nicht, aber vielleicht ist es was für zukünftige Generationen? Ein Hoch auf den witzigsten, durchdachtesten Asterix seit langem, der endlich wieder befreites Lachen über den Zeitgeist ermöglicht und Mitdenken belohnt.

Originaltitel:"Astérix - L'Iris Blanc"

Cover des Buches Deine Spuren im Schnee (ISBN: 9783957348982)

Bewertung zu "Deine Spuren im Schnee" von Titus Müller

Deine Spuren im Schnee
derMichivor 4 Monaten
da steckt mehr drin!

Im ersten Kapitel bahnt sich die unschuldige Romanze bereits an, die nur allzu schnell von der Realität eingeholt wird. Wenig später eröffnet ein zweiter Handlungsstrang einen Ausblick in Stefans Mission, die in ihrer Art in der Literatur einmalig sein dürfte. Die Konfrontation von Glaube und Atheismus geht häufig nicht zu Gunsten des Glaubens aus, geschweige denn einer Verteidigung desselben. Doch die Liebe ist größer und Titus Müller hat seinen C.S. Lewis gelesen. Eine komplette Apologie ist es zwar nicht geworden, doch die poetischen Bilder, in die der Autor die Geschichte kleidet, spricht für sich.

Auch wenn die Geschichte manchem allzu bekannten Motiv folgt, wird sie durch ihre Figuren erst richtig interessant. So interessant, dass man sich wünscht noch mehr davon zu lesen, denn die unterschiedliche Sicht auf die Dinge spiegelt sich nicht nur in Lenjas Glauben und Stefans Unglauben sondern genauso in ihrem Zugang zur Welt - während er zeichnet begeistert sie sich für Mathematik und klassische Literatur. Die individuellen Hintergründe geben den Figuren Tiefe, gerade wie sich Stefan allen Zweifeln zum Trotz aufmacht und viel riskiert um für Lenja die Schönheit des Glaubens wiederzufinden ist beeindruckend.

Lenja selbst hätte dagegen gern noch vertieft werden dürfen, ihre Gedanken und Gefühle werden im Vergleich zu Stefans Emotionen recht schnell abgehandelt. Ihr passieren die Dinge meist nur, während Stefan das Heft in die Hand nimmt und in die Welt hinauszieht. Natürlich ist diese Konstellation in der Handlung nun einmal so angelegt, doch ich werden den Eindruck nicht los, dass hier ein größerer Roman drinsteckt als auf die knapp 155 Seiten passt. Die Erzählung ist dennoch leicht und schnell zu lesen und macht im besten Fall neugierig auf mehr.

Cover des Buches Sherlock Holmes und das Ostseegold (ISBN: 9783954415632)

Bewertung zu "Sherlock Holmes und das Ostseegold" von Wolfgang Schüler

Sherlock Holmes und das Ostseegold
derMichivor 5 Monaten
wäre eine bessere Kurzgeschichte

Dass die Romane von Wolfgang Schüler eher das fiktive "Spätwerk" von Holmes behandeln ist langjährigen Lesern mittlerweile bekannt. Offenbar hat es den beiden alten Herren Holmes und Watson das Reisen im hohen Alter noch immer nicht verleidet, also lässt sich der Detektiv mit einem geheimnisvollen Rätsel im Blick auf die Insel Hiddensee locken. So weit, so Regionalkrimi. Auch die übrigen Schüler-Krimis waren oft an bestimmte Orte (Leipzig, Dresden, Berlin) oder historische Ereignisse (1. Weltkrieg, Untergang der Lusitania) gebunden, in deren Umfeld sie sich günstig vermarkten lassen.

Ein anderes Argument für die Existenz des Buches lässt sich kaum finden, denn abgesehen von wenigen interessanten Einfällen, wie einem technisch raffiniert vorgetäuschten Geisterspuk in Stralsunds Gassen, wäre der Roman eine bessere Kurzgeschichte gewesen. Der Fall plätschert so vor sich hin, zentrale Schauplätze werden pflichtschuldig abgehakt, ganze Absätze voller Exkurse mit Sachwissen über Land und Leute eingefügt - aber Holmes-Stimmung will nicht so recht aufkommen. Auch der Auftritt einiger verbürgter historischer Personen macht es nicht besser.

Hat man es dann doch bis zum Ende geschafft wird lediglich das bestätigt, was bereits am Anfang der Handlung gemutmaßt wurde. Holmes' geniale Deduktionen werden nur sehr sparsam eingesetzt, das Überführen des zentralen Antagonisten hätte schon wesentlich früher geschehen können. Abenteuerlustige Schiffer und übellaunige Geistliche sorgen für Lokalkolorit, darüber hinaus erschließt sich nicht recht, warum Holmes je in einem so durchschaubaren Fall ermitteln sollte.

Cover des Buches NATRIUM CHLORID (ISBN: 9783423282802)

Bewertung zu "NATRIUM CHLORID" von Jussi Adler-Olsen

NATRIUM CHLORID
derMichivor 5 Monaten
zurück zu alter Stärke

Wo die letzten beiden Bücher der Reihe noch eher gesellschaftskritisch daherkamen, darf man sich jetzt wieder auf einen soliden Rätselkrimi freuen. Gut, Jussi Adler-Olsen will seine Krimis Interviews zufolge lieber als Thriller verstanden wissen, aber der Fall lädt aufgrund seiner Rätselhaftigkeit wunderbar zum Mitraten ein. Leser wie Figuren stehen zunächst vor Puzzlestücken, die keinerlei Sinn ergeben, doch ein zweiter Handlungsstrang lässt grob erahnen, was da im Hintergrund lauert.

Geschickt streift der Autor dabei Themen wie die Corona-Pandemie, Feminismus, Empowerment und toxische Männlichkeit auf, ohne einseitige Sympathien zu zeigen oder gar in Moralpredigten zu verfallen. Die perfiden Mordmethoden ergeben erst gegen Ende Sinn, doch das allmähliche und durchaus schlüssige Entwirren des Falls ist ein Fest für Freunde des Genres. Das erinnert im positivsten Sinne an den ersten Band "Erbarmen", der ebenfalls eine ziemlich kreative Mordmethode aufzuweisen hatte. Hier steht aber eher die Symbolik im Vordergrund, den Rest sollte man sich selbst er-lesen.

Finstere Geheimnisse aus Carls Vergangenheit sind ebenfalls Standard in der Reihe, dieses Mal steht seine Integrität jedoch noch mehr in Frage als zuvor. Schließlich hat er alsbald die eigenen Kollegen im Nacken, was kurz vor einem möglichen Happy End zum fiesesten Cliffhanger der Reihe führt. Falls Adler-Olsen die Serie hier beendet, dann dürfte es wütenden Protest hageln, doch bis zur Verkündung des Gegenteils besteht noch Hoffnung.

Bei harten Polizeithrillern und Skandi-Krimis hat Herr Olsen jedenfalls nach wie vor die Nase vorn. Sein Carl Mørck ist neben Kurt Wallander so ziemlich der einzige nordische Ermittler, den man sich merken muss, denn neben Spannung gibt es vereinzelt auch Tragik (hier im Hinblick auf Assads Familie) und Humor, der die Ernsthaftigkeit trotz der mittlerweile etwas müden Gags über Assads Sprachfehler und Gordons Unbeholfenheit nicht untergräbt. 

Und jetzt her mit Band zehn!

Cover des Buches Zwischen Welten (ISBN: 9783630877419)

Bewertung zu "Zwischen Welten" von Juli Zeh

Zwischen Welten
derMichivor 5 Monaten
über die politische Ersatzreligion

Beim Stichwort "Debattenkultur" denken wir zeitgleich an soziale Medien und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn so etwas in einem Roman abgebildet werden soll. Der Versuch allerdings ist mutig und letztendlich erweist sich das Medium "Briefroman" als passend. Briefe sind heute zwar WhatApps und Mails, aber das Grundprinzip bleibt. Die Geschwindigkeit ist deutlich höher und Theresa und Stefan müssen vor allem anderen erfahren, dass mit der Zuspitzung um der guten Sache willen das Zwischenmenschliche verlorengeht.

Letztendlich ist das die wichtigste Botschaft des Romans. Ob das Gendersternchen wichtiger ist als die Existenz von Landwirten, ob Alltagsrassismus wichtiger ist als das Vermächtnis der eigenen Familie - zu diesen Thesen machen die Autoren keine finalen Aussagen, höchstens Andeutungen. Man kann aber nicht umhin, in Theresa die heimliche Sympathieträgerin zu sehen, deren Handlungen im Vergleich zu Stephans Rechthaberei vom elitären Kulturposten aus noch am nachvollziehbarsten sind. Am Ende sind es aber eben die Freundschaften und zum Teil auch Familien, die an solcher Rechthaberei und hochkochenden Emotionen kaputt gehen. 

Politische Einstellungen sind längst Ersatzreligionen geworden, deren Anhänger sich lieber verdammen als auszuhalten, dass andere Perspektiven ein Existenzrecht haben. Obwohl Theresa und Stephan grundsätzlich gute Voraussetzungen für den konstruktiven Diskurs haben, können sie sich dieser Dynamik kaum entziehen. Doch sie sind auch Opfer der Dinge, die sie heraufbeschwören. In dieser Hinsicht wird das Buch ab der Mitte auch ein wenig zur beißenden Mediensatire, wenn Stephan für seine woken Kollegen einfach nicht mehr woke genug ist und kurzerhand abgesägt wird und auch zum Thriller, wenn Theresa mit der Hilfe einer dubiosen Untergrundorganisation mehr Gerechtigkeit für Landwirte erkämpfen will.

Wichtige Bücher über brandaktuelle Themen gibt es viele, doch die wenigsten liest man gern. Verständlichkeit, Nachvollziehbarkeit, Abwägung, beide Seiten wenigstens zu Wort kommen lassen, auch wenn man seine Meinung vehement  verteidigt - all das scheint angesichts des eigenen Missionierungseifers passé. Hier liegt nicht nur ein Debattenroman vor, den  gern liest, nein, er nimmt sich trotz durchaus erkennbarer Sympathien die Zeit, sich mit seinen nicht zu unterschätzenden Themen eigehend zu befassen und sie an der Realität zu prüfen. Das kann man nicht hoch genug einschätzen.

Cover des Buches Liebes Kind (ISBN: 9783423218368)

Bewertung zu "Liebes Kind" von Romy Hausmann

Liebes Kind
derMichivor 6 Monaten
handwerklich solide, Figuren schwach

An Spannung fehlt es dem Thrillerdebüt schonmal nicht. Schon auf den ersten paar Seiten wechselt die Erzählperspektive mehrfach und etabliert gleich mehrere nur bedingt zuverlässige Erzähler. Ebenso packend wie erschütternd ist dabei die Perspektive der Tochter Hannah, deren Weltbild einen ersten Eindruck davon vermittelt, was ihr geschehen ist und wo sie herkommt. Ein Pageturner also, und das, soviel darf man spoilern, bis zum Schluss.

Doch trägt das auch? Nach vielen Häppchen, Möglichkeiten und kleineren bis mittelgroßen Plottwists stellt sich um die Mitte herum das Gefühl ein, dauerhaft hingehalten zu werden. Klar, die große Enthüllung darf erst am Schluss kommen, aber man wird das Gefühl nicht los, dass die kurzen Kapitel sowie die ständigen Orts- und Perspektivwechsel effektiv davon ablenken, dass die handelnden Figuren trotz aller schlimmen Erlebnisse nicht sonderlich interessant sind.

Wer der zentrale Bösewicht ist erfahren wir am Ende natürlich, seine Beweggründe werden immer wieder angeteasert, doch als Figur bleibt diese Person trotz aller Abgründe nicht greifbar. Genauso wenig wie übrigens die von ihm missbrauchte(n) Frau(en) und Kinder. Was die jahrelange Zwangsisolation mit Menschen anrichten kann und welche Grausamkeiten in solchen Szenarien lauern weiß man seit Natascha Kampusch, Josef Fritzl und dem Horrorhaus von Höxter ziemlich gut, allerdings wird hier kaum etwas von diesem Schrecken umgesetzt.

Damit ist "Liebes Kind" zwar ein handwerklich gelungener Thriller, dem zur Vollendung nur noch ein paar voll ausgereifte Figuren fehlen. Im Schnitt bleiben die leider Stereotypen, denen man ihr Verhalten nicht immer abnimmt. Der Trailer zur Netflix-Serie scheint indes viel von der durchaus vorhandenen Spannung aufzunehmen. Da die Vorlage offenbar nicht den Diversitätsrichtlinien des Streamingriesen entspricht und die Hütte im Wald nicht spektakulär genug war wurde an einigen Stellen etwas nachgeholfen, doch für Genrefans sollten Buch und Adaption genug Material für unterhaltsame Stunden bieten.

Bonusmaterial: Leseprobe aus "Marta schläft"

Cover des Buches Tesla (ISBN: 9783613044890)

Bewertung zu "Tesla" von Frank O. Hrachowy

Tesla
derMichivor 6 Monaten
Zusammenfassung und Hintergrundbericht

Die enge Verflochtenheit von Musk und seiner Firma stellt Frank O. Hrachowy gleich in den ersten Kapiteln in den Vordergrund. Die obligatorische Biografie des PayPal-Mitgründers fällt angemessen ausführlich aus, ohne zur Lobeshymne für Tesla-Jünger zu werden. Schon früh wird das Bild des wagemutigen Investors erkennbar, der neben Glück und Risikobereitschaft auch auf Kapital aus der eigenen Familie bauen konnte und damit gleich weniger "Selfmade-Milliardär" ist als ihm oft nachgesagt wird.

Der Anfang von "Tesla Motors" im Jahr 2003 bildet den Ausgangspunkt des eigentlichen Buchthemas. Angesichts der Tatsache, dass man zumindest in Großstädten heute schon täglich Teslas beobachten kann, ist die Entstehung des Unternehmens vor ziemlich genau zwanzig Jahren umso faszinierender zu lesen. Die ersten Teslas - noch Umbauten bestehender Fahrzeuge, ausgestattet mit handverlöteten Akkus - waren weit entfernt der von der mittlerweile auf mehreren Kontinenten laufenden Serienfertigung in den Gigafactories.

Vom Tesla Roadster bis hin zum geplanten Cybertruck und dem E-Laster "Semi" spannt der Autor den Bogen. Aufgelockert werden die ausführlichen Berichte mit Exkursen z. B. zum Namensgeber Nikola Tesla, den übrigen Geschäftszweigen von Tesla (vom Solar-Dachziegel bis zur Powerwall) sowie weiteren Projekten von Elon Musk. Die scheinbar so steile Erfolgsgeschichte lässt sich für Außenstehende hier umfangreich nachvollziehen - inklusive jener Momente, in denen Tesla gleich mehrfach kurz vor der Pleite stand.

Als Zusammenfassung und Hintergrundbericht zu einem der wichtigsten Phänomene des digitalen Zeitalters dürfte das Buch für an E-Autos und Zukunftstechnologie interessierte Leser unverzichtbar sein. Der Autor lässt es bei aller offensichtlicher Begeisterung für das Thema in der Regel angemesssen sachlich angehen, auch wenn die Bilder dank Promo-Materials von Tesla allzu oft ins perfekte Licht gerückt wurden.

Das verleiht der Optik des Buchseine übertriebene Künstlichkeit, die vielleicht zum futuristischen Image der Marke passt, aber weniger zu einem ausgewogenen Sachbuch. Auch die teils schweren Unfälle mit einzelnen Fahrzeugen, Fehlfunktionen des Autopiloten und die daraus resultierende, nicht immer unberechtigte Kritik werden nur in wenigen Nebensätzen abgehandelt.

Cover des Buches Der dreizehnte Mann (ISBN: 9783426528440)

Bewertung zu "Der dreizehnte Mann" von Florian Schwiecker

Der dreizehnte Mann
derMichivor 7 Monaten
nichts passiert

Glaubt man den Rezensionen des 1. Bandes, dann war dieser wohl ein Musterbeispiel an Spannung. Inzwischen ist Eberhard-Jarmer-Reihe zur Trilogie angewachsen. Band 2 dagegen, nun ja ... so gefragt: Wo ist bitte die Spannung?! Ja, der Fall ist furchtbar, insbesondere wenn man sich mit den realen Hintergründen auseinandersetzt und er verdient eine gründliche Aufarbeitung. Aber nicht so. Die Handlung plätschert vor sich hin, Innenansichten der Figuren, Zeugnisse ihrer Zerrissenheit gibt es kaum.

Rocco Eberhardt hört Zeugen an, trifft die hübsche Staatsanwältin, mit der er gern was am Laufen hätte, verschwundene Akten tauchen plötzlich wieder auf weil ein Gangster noch Schulden beim Anwalt hat und irgendwo in Brandenburg lebt ein hilfreicher Ex-Soldat, der als Reha-Projekt einen Hof renoviert. Die Klischees wären noch erträglich, wenn sie der Handlung dienen oder wenigstens mit ein paar packenderen Szenen verknüpft würden. Doch selbst die wenigen Momente in denen ein hochrangiger Beamter seine Beteiligung verschleiern will oder ein Zeuge vor den Bus gestoßen wird sind kaum mehr als kurze Randnotizen in einer belanglosen Handlung.

Es ist nicht der schlechteste Kniff, den eigentlichen Showdown in den Gerichtssaal zu verlegen wo es, zugegeben, einen saftigen Twist gibt, den man nicht kommen sieht. Wann immer die Herren Schwiecker und Tsokos ihr berufliches Fachwissen zum Besten geben dürfen liest sich das entsprechende Kapitel recht interessant. Allein, mit Obduktionsberichten und juristischen Details füllt man keinen Roman, denn keiner der beiden Autoren hat auch nur ansatzweise das Format eines John Grisham.

Immerhin sind die meisten Kapitel recht kurz geraten, die vielen Szenenwechsel sollen wohl verschleiern, dass im Grunde zwischen Anfang und Ende kaum etwas relevantes passiert. Man ermittelt ein bisschen, findet etwas heraus, gibt sich entsetzt und schon kommt der nächste banale Absatz. Wenn man dann noch liest, dass die Hauptfiguren zwei Fliegen mit einer Klappe "erschlagen" (S. 272), dann muss man sich ernsthaft fragen, welches Lektorat solche Sätze durchgehen lässt. Dürfen ausreichend prominente Autoren ihre Leser so langweilen?

Cover des Buches 100 Jahre Leben in Farbe (ISBN: 9783954163793)

Bewertung zu "100 Jahre Leben in Farbe" von Aude Goeminne

100 Jahre Leben in Farbe
derMichivor 8 Monaten
mehr als Nostalgie

"Sie lebten (auch) in Farbe" - die Überschrift des Vorworts (und Übersetzung des französischen Originaltitels) fasst das Buch passend zusammen. Die Kolorierung der hier gezeigten Ereignisse ermöglicht einen viel unmittelbareren Bezug zu den hier gezeigten Epochen, als ihn Schwarzweißbilder liefern könnten. Der Vorhang fällt, die Vergangenheit wird lebendig, die Protagonisten wirken wie aus dem Leben gegriffen statt wie Darsteller aus einem uralten Historienfilm.

Die Triggerwarnung auf Seite 2 kündigt an, dass dieser Band trotz des stilvollen Covermotivs nicht für Nostalgiker gemacht ist sondern die tatsächliche Bandbreite menschlichen Erlebens diese Epoche zeigen will. Das Kapitel "Erotik" kann man noch amüsiert weglächeln, von der Bandbreite heutiger Pornos sind die Aufnahmen von Prostituierten und Kurtisanen, egal wie (un)bekleidet, meilenweit entfernt. Die Fotos von Kinderarbeit sind da schon eher schockierend, erst recht durch die ergänzenden Informationen zu den entsprechenden Arbeitsbedingungen.

Der Abschnitt "Kriegskunst" zeigt erstmals dutzende Tote, "Erster Weltkrieg", "Das Grauen" und "Nazizeit" gehen noch weiter. Man sollte sich gut überlegen, ob man diese Bilder wirklich im Kopf haben will, seien es Aufnahmen von Menschenfleisch-Verkäufern während einer Hungersnot, von öffentlichen Hinrichtungen, von Mussolinis eingetretenem Schädel, Pogromen, abgetrennten Köpfen, halb kremierten Leichen in Konzentrationslagern und dergleichen.

Eine Ernüchterung nach all den Stadtpanoramen, Retro-Berufen und schnittigen Verkehrsmitteln dieser Zeit aber eine wichtige Ergänzung ohne die das umfassende Verständnis von Geschichte zu kurz käme. Respekt, dass die Herausgeber hier das Risiko eingehen in Erinnerungen schwelgende Zeitgenossen zu verprellen und stattdessen ihr wahres Anliegen zur Geltung kommen lassen.

Originaltitel: "Ils vivaient en couleurs"

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